Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Furianus`Lächeln schwand für einen Augenblick, da er dieses "PP" nicht verstand. Doch das Lächeln kam wieder, als ihm bewusst wurde, was damit gemeint war. Sicherlich haben die Soldaten ihre eigene Sprache entwickelt, was diese schöne Abkürzung des Princeps Prior deutlich zeigte.
    Furianus hatte wohl noch sehr viel nachzuholen, denn das römische Militär schien sich in immensen Schritten zu entwickeln.


    "Nun, dann solltest du ihn wahrlich nicht warten lassen, Caecilius Decius."


    Sein Wink galt einem Sklaven in der Ecke, welcher wusste, was zu tun war.


    "Dieser Sklave wird dich zum Ausgang begleiten. Mögen die Götter ihre wachende Hand über dir halten, mein Klient. Vale bene."


    Sagte er lächelnd und sah zu, wie der Sklave seinem neuen Klienten zur Tür voranschritt.

    So genau kann man das nicht sagen.
    Je mehr Bürger das römische Bürgerrecht (zb. durch Eroberung neuer Provinzen) errangen, desto mehr Patrone wurden benötigt. Demnach konnten auch verdiente Männer Patron werden.
    Früher war dies ja nur Patriziern, später auch den Senatoren, vorbehalten.
    Rein logisch wäre ein Ritter als Patron möglich, da er sich sicherlich nicht diesem Zwang aussetzen wollen würde.
    Wenn ein Bürger jedoch durch das Militär zum Ritter geworden ist, dann war er sowieso immer Klient seines Legaten, da diese meist ihr eigenes Heer als Klientel sahen.

    Auch dies kommentierte Furianus mit einem nachdenklichen Nicken.


    "Nein, als Quelle solcher Gerüchte will ich auch nicht dienen.
    Nun ja, er war unter mir Vigil, damals. Er ist ein tüchtiger Mann, doch diesbezüglich weiß ich ihn nicht einzuschätzen, möglich wäre es jedoch, dass er Aufmerksamkeit erringen will. Sein Auftreten, sagst du? Was ist denn geschehen?"


    Furianus konnte sich nicht erinnern bei Strabos Rede anwesend gewesen zu sein, da er nun sicherheitshalber nachfragte.

    Furianus dachte über das Gesagte nach. Sein Kollege hatte wohl nicht unrecht, mit der Beschwerde Strabos und den finanziellen Mitteln.


    "Nun, dann wirft Pompeius Strabo einigen Offizieren wohl Missbrauch von staatlichen Mitteln vor. Steckt hinter dieser Behauptung die Wahrheit, dann müsste dies natürlich unverzüglich der Finanzabteilung gemeldet werden, gar dem Senat oder dem Imperator. Doch bevor er dies nicht Beweisen kann oder konkretere Hinweise gibt, so würde ich doch lieber auf seine baldige Ankunft in Rom warten, um mich dann mit ihm auseinander zu setzen."


    Furianus legte sich die Hand aufs Kinn.


    "Gerüchte verbreiten sich schnell in Rom, das würde den Vigiles einen erheblichen gesellschaftlichen Schaden zufügen, stellt sich heraus, dass dies nicht begründet und unwahr ist."

    Furianus nickte und las den Brief langsam, versuchte Verständnis für diese Behauptungen zu entwickeln.
    Schließlich, nach einiger Zeit des Lesens und Nachdenkens, legte er ihn vorsichtig auf den Tisch.


    "Höchst eigenartig, dass er sich erst jetzt zu Wort meldet, da hast du recht. Zwar diente ich nicht unter dem neuen Kommandanten, doch zu meiner Zeit konnte ich keine Ineffiziens feststellen. Auch heute erscheint mir der Verdacht recht unbegründet, gibt es doch keine brennenden Bezirke und Beschwerden seitens des Volkes oder den Vigiles selbst. Zwar hört man, dass einige Vigiles die Einheit in letzter Zeit verlassen haben, doch geschieht dies ja auch in anderen Einheiten, außerdem kommen ja stetig neue Rekruten dazu."


    Furianus hob seine Schultern ein wenig, um seiner Ratlosigkeit Ausdruck zu geben.


    "Man hört, sieht und erfährt nichts über solch Missstände. Ich weiß ehrlich nicht, was der Quaestor damit zum Ausdruck bringen will. Wie gesagt, mir ist bisher nichts Negatives aufgefallen, auch als ich damals die Castra der Einheit aufsuchte. Warten wir ab, bis der Quaestor sich nach Rom begibt und uns dann seine Behauptungen explizit nahe legt? Was meinst du?"


    Da sich die jetzige Amtsperiode dem Ende neigte, würde Furianus doch lieber auf die Ankunft des Quaestors warten, als die Vigiles aufgrund verständnisloser Behauptungen aufzusuchen und den Praefectus Vigilum zu beunruhigen.

    Furianus legte das Dokument sorgfältig wieder ins Regal und schmunzelte.


    "Nun ja, zufrieden nicht, jedoch beruhigt. Der Praefectus Vigilum wusste nichts von solch Missständen - ich nenne diesen Zustand mit Vorsicht einen Missstand, da der Praefectus Castrorum abwesend schien. Ich bat sogleich bei der Finanzabteilung des Kaiserhofes um mögliche Mittel zur Finanzierung des abwechslungsreichen Essens. Die Abteilung wollte sich jedoch noch mit dem Praefectus Vigilum auseinandersetzen, um vielleicht etwaige Fehler in der Verteilung der Finanzen ausfindig zu machen. Ich hoffe es gelingt."


    Ihm fiel auf, dass er entgegen seiner Erziehung, Macer noch keinen Platz angeboten hatte. Entschuldigend lächelte er.


    "Setz dich doch, Senator."


    Er selbst nahm sogleich Platz.


    "Aber worum handelt es sich denn in besagtem Schriftstück?"

    Kurze Beschreibung des Klientelverhältnisses in der Kaiserzeit... ;)


    Uns ist ja das Klientelverhältniss zwischen einem gesellschaftlich Einflussreichen und einem "Gehorchenden" (ursprüngliche Bedeutung von cliens), das aus wechselseitigem Respekt auf der Basis einer moralisch-religiösen Treue-Bindung (fides) bestand, bekannt. Damals hielt der Freund in höhster Position seine Hand über den "Schutzbefohlenen", indem er ihm in juristischen Angelegenheiten und finanzieller Not beistand. Natürlich hatte der Klient die Verpflichtung der politischen Unterstützung durch Begleitung des Patrons in der Öffentlichkeit.


    Nun, dies war so in der Republik. In der Kaiserzeit war das System anders, man würde sagen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht mehr stimmte, denn der Klient wurde zunehmend ausgenutzt.


    Dem vornehmen Herrn, oder dessen Sänfte neuster Bauart ;), folgten nicht nur Pagen, sondern auch noch ein grex togatus (Eskorte von Togaträgern, wobei das Wort "grex" eigentlich drastischer als "Herde" übersetzt werden konnte). Dies war eine Zahl fast unüberschaubarer Klienten mit herdenhaftem Verhalten, eine amorphe Masse.
    Und genau darum ging es im Klientenwesen der Kaiserzeit - der Patron lässt sich von Klienten umschwärmen, damit er den Konkurrenzkampf um gesellschaftliches Prestige gewinnt.
    Je mehr Macht der Senat verlor, umso mehr verlagerte sich die politische Macht auf die gesellschaftliche Seite, dadurch wurden die Klienten zu einer recht schlecht bezahlten Masse, die ihrem Herrn zu gesellschaftlichem Einfluss verhelfen sollte. Davon profitierten sie selbst wohl kaum, da ihr Ansehen selbst immens sank und langsam begannen die Herrn auch auf ihre Klienten verächtlich herabzusehen, da diese ja nur eine grex (Herde) war, die nur der Zuschaustellung als Statussymbol diente.


    Dies entwickelte sich immer mehr und die schlechte Behandlung der Patronen gegenüber ihren Klienten ist sogar zum Renommierspiel geworden.
    Der Klient in der Kaiserzeit musste sich in tiefster Dunkelheit, nachdem er mindestens eine halbe Stunde mit dem Anlegen der Toga verbracht hatte, auf den Weg zum Haus des Patronus bewegen, denn an der salutatio (Begrüßung) ging kein Weg vorbei. Das jeden Tag, denn Wind, Regen- oder Hagelschauer, sogar Schneefall waren kein Hinderungsgrund. Wer entfernt wohnte hatte auch einen Fußmarsch von zwei Stunden auf sich zu nehmen, bis er das Haus erreichte.
    Roms Straßen waren schmutzig und daher kamen diese Klienten häufig mit verdreckten Togen ans Haus des Patronen, was der Patron gerne sah, denn je schmutziger der Klient war, desto mehr Sozialprestige brachte dies ein. Der Patron war natürlich stolz, dass seine Klienten trotz jeder Witterung bestrebt waren ihm ihre Aufwartung zu machen, natürlich war dies ein besonders aussagekräftiges Statussymbol für den Patron. Eine schöne Stärkung des Selbstwertgefühles war es natürlich auch, aber auch nach außen die Demonstration, dass man "wer" war. ;)


    Nachdem die Klienten nun im Atrium angekommen waren, drängten sie sich dort. Diese Anzahl von Klienten im Atrium war ein Indikator für die gesellschaftliche Stellung des Patrons. Wer jeden Morgen ein leeres Atrium hatte, galt damals als "Loser" und eine für eine Familie war dies ein Zeichen des gesellschaftlichen Abstieges, nur Männer mit genügend Selbstwertgefühl konnten sich das leisten. ;) Doch die meisten bedeutenden Familien zogen ein volles Atrium von fluchenden, gegenseitig beschimpfenden und ellbogenstoßenden Klienten, dem eines leeren, vor. Mit einer ordentlichen turba togata ("in die Toga gehüllte Menge") im Atrium stieg auch das Ansehen des Patrons oder der Familie.


    Wenn der Patron noch so ein miserabler Dichter in der Öffentlichkeit war, so konnte er sich einer applaudierenden Menge von Klienten immer gewiss sein. Dies war nicht anders vor Gericht, denn dort brachten manche Patrone ihre Klienten ebenfalls mit - gelegentlich verstärkt durch gemietete Beifall-Klatscher. Der Klient war stets Ja-Sager und tat wie ihm der Patron befahl.


    Was brachte einen Römer nun dazu sich solch Erniedrigung und Ausnutzung hinzugeben, ein Speichellecker zu sein?
    Der Klient erhoffte sich durch sein tadelloses Benehmen gegenüber dem Herrn die Einladung zur cena diserta ("eloquentes Mahl") an der Seite des Patrons. Dort bestand die Aussicht auf materielle Belohnung, auf ein Trinkgeld oder eine sportula ("Körbchen" in Form von Naturalien, die von Nahrungsmitteln über Kleidungsstücke bis hin zu - in extrem seltenen Fällen - Übertragungen von Immobilien reichen konnte) als Dank.


    Entweder waren sich die Klienten ihrer Macht nicht bewusst oder es herrschte einfach zu große Konkurenz auf dem "Kleintenmarkt", als dass sie die Konditionen zu ihren Gunsten entschieden hätten können.


    Das Kleintel der Kaiserzeit hatte sich zu einer "Institution der privaten Prachtentfaltung" entwickelt, in der die Klienten den Kürzeren zogen. Nicht nur adlige Familien nutzten ihre alten Klienten-"Netzwerke", sondern auch soziale Aufsteiger bedienten sich mit Vorliebe des Statussymbols einer togaumhüllten willfähigen Begleitschaft, die sich oft genug herumschubsen und um ihren mehr oder weniger verdienten Lohn prellen ließ.


    Man könnte sagen, dass die Klienten der Kaiserzeit in Togen umhüllte Sklaven waren, aber das wäre doch ein wenig zu extrem ausgedrückt. ;)
    Ich würde da eher das Klientelsystem der Republik simmen wollen, denn wer will schon gerne Sklave eines Patriziers sein? ;)
    Sonst gäbe es nämlich keine Klienten, wenn wir sie gemäß unserer Zeit herumschubsen und wie Dreck behandeln. 8)


    So, das wars mit meinem kleinen Teil zum Klientelsystem dieser Zeit. =)

    Furianus lächelte seinem Kollegen entgegen und legte sogleich einige Schriftrollen ins Regal.


    "Salve Senator. So könnte man es ausdrücken, da ich gerade einige Dokumente durchsehe, welche lieber nochmals abgeschrieben werden sollten. Diese sind in einer schlechten Verfassung, sehr schmutzig und rissig."


    Sagte er auf ein Dokument blickend, welches kurz davor war sich längs zu entzweien.

    Vesuvianus war wohl überrascht von solch einer Ehrlichkeit, dachte Furianus und nickte.


    "Mögen sie auch über dich ihre schützenden Hände halten."


    Einst sein Ausbilder, nun sein Freund, schien mit seiner Ansicht nicht zufrieden. Doch verleumden konnte Furianus seinen zukünftigen Schwager nicht, auch wenn dessen Ansichten nicht mit den seinen übereinstimmen mochten.

    Furianus nickte. Erleichternde Worte mussten nun folgen, da er den Mann doch schon allzu lang strapazierte und seine Geduld auf eine harte Probe gestellt wurde.


    "Einem Mann, der Rom, seiner Familia und sich selbst durch sein Engagement und Tatendrang zu Ehre und Blüte verhilft, dem vermag ich nicht im Wege zu stehen. Meine Unterstützung und schützende Hand sollst du erhalten. Du bist mir ein Gast, zu jeder Zeit. Offenbare mir - so denn es welche gibt - deine Sorgen und deine Pläne, ich werde dir helfen und meine Unterstützung anbieten. Von dir verlange ich stets Treue, nicht mehr und nicht weniger. Wenn du dies akzeptierst, so küsse meinen Ring und werde mein Klient und Freund."


    Wie es die Tradition gebührte hob er seine Hand zum feierlichen Anlass.

    Furianus, überrascht der Anwesenheit seines früheren Amtskollegen, versuchte seine Worte mit Bedacht und der nötigen Neutralität zu wählen. Dies war nicht leicht.


    "Salve, Claudius Vesuvianus, ich bin erfreut dich zu sehen. Weil er eine Vision hat. Sei diese Vision meiner noch so kontrovers, ich werde einem verdienten Mann klatschen, der den Weg auf sich genommen, um Rom dienlich zu sein. Seine Schwester führe ich an meiner Hand und er wird meinen Kindern stets ein Onkel sein, mir ein Schwager, was er auch sagen mag. Doch erschließen sich mir keine beleidigenden Worte, denn er ist Römer, wie du und ich."


    Ob man nun Patrizier, Plebejer oder Römer war, war ihm gleich. Er selbst zählte sich zu den Römern, doch war er seinem Stande verpflichtet, wie ein Plebejer es auch war.

    Furianus, in der Panik des Momentes, hörte ihre Worte kaum, war zu beschäftigt, zu geschockt.
    Ein befreiendes Gefühl, als würde die Last der Verantwortung von ihm entfernt, durchdrang ihn bei den Schritten des Hannibal.


    Stumm wie er war ließ er ihn gewähren, beobachtete sein Handeln akribisch genau.
    Als sich dieser an ihn wandte riss er apathisch den Kopf hoch.


    "So sei es, geschwind."


    Sprach er sogleich, von der Vernunft und dem Ernst der Situation geweckt.
    Ein leichtes Nicken bedeutete dem Sklaven, dass er bereit war.
    Schon einmal hatte er sie hier im Garten auf die Arme genommen und schon damals erschien ihm der Gedanke, dass er dies wohl nochmal machen müsse, sehr abwägig.
    Furianus hob sie hoch und eilte ins Innere.

    Furianus sah es als seine Pflicht - wenn auch gleich seine eigene politische Meinung nicht mit der seines zukünftigen Schwagers kongruent war - seinem baldigen Verwandten und Standesgenossen Beifall zu klatschen.


    Seine Klienten bat er am Morgen natürlich ebenfalls um ihr Beisein, was er auch erfreulich zur Kenntnis nahm.


    So klatschte er, wenn auch nicht so laut wie einige seiner Kienten es konnte, lächelnd dem verdienten Manne und fragte sich, wann Vitamalacus ihn wohl um ein Gespräch ersuchen würde. Schließlich sah man sich viel zu selten.


    :app:

    Er wollte Macht und Größe, doch Furianus fragte sich um welchen Preis.
    Würde er Rom dienen oder eher sich selbst?
    Dies im Hinterkopf behaltend fuhr er sogleich fort.


    "Du ziehst eine militärische Laufbahn der politischen vor, erhoffst dir dadurch einen schnelleren sozialen Aufstieg? Dies ist wohl nur über den Cursus Honorum zu erreichen, denn im militärischen Sektor stehst du nicht im öffentlichen Geschehen. Aber - ich hoffe, dass ich dich richtig deute - du willst dich im Militär profilieren, um sich dann einen leichteren und vorurteilsfreien Einstieg in die Politik zu gewährleisten. Sehe ich das richtig?"