Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Am frühen Morgen, als sich die goldene Farbe der Aufgehenden Sonne über die großen Bauten der Geschichte legte, entstieg Furianus seiner Sänfte. Der Tross von einigen Sklaven und unzähligen Klienten lag ein wenig zurück und würde den Schauplatz des Geschehens schon rechtzeitig erreichen.
    Furianus war wie bei seinem letzten Mal wie versteinert und trank sogleich einen großen Schluck aus dem Becher, welchen ihm der Sklave reichte. Die Kehle nun befeuchtet und die Toga nochmal zurechtgerückt, setzte er den Gang zu seinem Schicksal fort. Seine Schritte waren fest und das Gesicht war bewusst unter der Maske von Ruhe und Gelassen verborgen.
    Als er nun oben stand klatschten schon Einige, welchen er sogleich durch ein lächendes Nicken dankte und gleichzeitig bedeutete nun ein wenig stiller zu sein.
    Mit kräftiger Stimme, damit ihn jeder hören konnte, setzte er zu seiner Rede an und wusste nicht welche Gefühlsschwankungen ihn dabei ereilen würden. Ob er nun vor Stolz eine Träne verlieren würde oder sich fassen konnte wusste er nicht. So hoffte er auf die Hilfe des Mercurius facundus, welchem er für den glücklichen Ausgang seiner Rede und der Schlacht danach bat.


    "Römer, hört mich an!


    Man sagt sich „Qualis autem homo ipse esset, talem esse eius orotionem!“ (Den Mann erkennt man an der Rede!) und dies kann ich nur befürworten.
    Wir sind ein Volk, welches schon seit vielen Jahrhunderten gegenüber anderen Völkern exzelliert. Wir sind das Volk, welches seine Feinde nur beim bloßen Namen erschaudern und unsere Freunde sich in unserer Anwesenheit unbesiegbar fühlen lässt. Wir sind das Volk, welches andere Völker vor Neid erblassen lässt, sie uns jeden Augenblick ihres noch so unbedeutenden Lebens beneiden. Wir sind das Volk, welches Kultur, Wissen und allgemein die Zivilisation unseren Feinden, sowie auch Freunden ,voller Gutmütigkeit und Erbarmen, schenkt. Doch wer sind wir wirklich, was für ein Volk sind wir, dass uns die Götter so lieben? Habt ihr euch diese schwierige Frage gestellt? Und warum stelle ausgerechnet ich euch solch eine Frage, warum hier?
    Weil ich die simple Antwort auf solch eine schwierige Frage kenne.
    Wir sind Visionäre, wir sind Römer.
    Römer, Herrschaften, Römer voller Tugenden. Und DAS, gerade das, zeichnet uns aus. Gerade das lässt uns exzellieren, macht uns zu den Herren der Welt.
    Schaut euch die Griechen an, ein Volk voller Wissen, Geist und großer Männer, doch eines fehlt ihnen. Sie sind Realisten. Realisten, wie sie es sind, hätten dies nie vollbracht, sie hätten Rom nie so erstrahlen lassen wie es unsere Vorfahren taten. Und darum, ja darum, stehen wir ihnen voran.
    Wir sind Römer.
    Und darum, Bürger Roms, werde ich euch keine Versprechen geben, ich werde euch nicht preisen was ich für Werte habe, was ich bereit bin zu geben. Ich werde euch hier nicht mit Schmeicheleien um meine Person betören, werde euch nicht meine Aufopferung und meinen Dienst anpreisen. Ihr kennt mich, ihr wisst was ich geben werde, ihr wisst welche Werte ich habe, ihr wisst, dass ich Rom mit meinem Herzen, Seele und meiner Kraft dienen werde.
    Warum wisst ihr dies? Ganz einfach...
    Ich bin RÖMER.
    Ich bin Römer und DIES, Herrschaften, ist die höchste Qualifikation, die mich auszeichnet. Ihr kennt meine Werte, ihr kennt meine Bereitschaft und meinen Dienst am Vaterland einzuschätzen, denn IHR seid auch Römer wie ich es bin. Ihr wisst um die römischen Tugenden, ihr kennt mich.
    Doch welch ein Römer bin ich, der hier steht mit solch jugendlichem Blut und euch dies erzählt?
    Mein Name ist Lucius Flavius Furianus, Sohn der Aemilia Claudia Ingens Animi, Sohn des Senators Secundus Flavius Felix.
    Meinen Anfänge verbrachte ich in der Legio, diente auch bei den Vigiles bis zum Rang des Optio und hatte vor einigen Tagen noch das ehrenvolle Amt des Qaestor Principis inne. Außerdem agiere ich als Subauctor der Acta Diurna und so mancher Artikel trägt meine Handschrift und Mühe. Ich hoffe meine Taten spiegeln sich in den Ernennungen zu den verschiedenen Ordines wieder, den neuen Bürgern, welche ich zur Erlangung des Bürgerrechts kürzlich vorschlug.
    Ich tat meine Pflicht für das Vaterland, als Römer, und so gut ich konnte. So bitte ich euch nun erneut um euer Vertrauen. Ich kandidiere für das Amt des Aedilis Curulis, da ich Patrizier bin. Und Patrizier zu sein erfüllt mich nicht minder mit Stolz wie mich auch Römer nennen zu dürfen, so wie die Meißten von euch stolz sind Plebejer zu sein. Und doch sind wir Römer, wir alle, vergesst dies nicht.
    Was ich nun vor habe zu bewegen, fragt sich der Ein oder Andere. Dies werde ich euch nun offenbaren, denn als Aedil hat man doch ein weitgefächertes Aufgabenfeld, welches ich im Amte des Quaestors misste.



    Meinen Pflichten als Aedil werde ich selbstverständlich gerecht werden und die Märkte, sowie auch den Zustand der Bauten strengstens kontrollieren und bei Verstoß oder Bedarf handeln. Ich hoffe doch als erfolgreicher Absolvent des Cursus Architecturae notwendiges Fachwissen erlangt zu haben. Die Tempelanlagen und weitere öffentliche, bedeutende oder kunstvolle Bauten schließe ich da natürlich mit ein.
    Auch habe ich vor mit dem Praefectus Annonae über die Getreideversorgung Roms und die Vorräte zu sprechen, da der Winter doch an den Getreidevorräten nagte und noch vor einigen Tagen Bürger nach frischen Waren lechzten.
    Als Aedil wäre ich natürlich auch für die Sicherheit der Stadt zuständig, was jedoch einen gravierenden Punkt meiner Aufgaben kennzeichnen soll. Denn es ist unerhört und erniedrigend, dass Casae und Villen, eure Häuser Römer, ausgeraubt werden. Es ist unerhört, dass viele verdiente Männer vor kurzer Zeit Gewaltverbrechen zum Opfer fielen. Diese Tatsachen schürren Gerüchte, Gerüchte, welche dem Imperium und somit auch allen Römern schaden.
    Natürlich wird mein Officium euch allen für Fragen, Anregungen oder Anderweitiges offen stehen.
    Und nun ein Punkt, welcher vor einiger Zeit dem Ruf der Aedilen Roms schadete. Die Spiele.
    Sofern sich die Götter nicht gegen dieses Vorhaben stellen, werde ich große Spiele ausrichten. Große Spiele für euch, die Bürger Roms, welche Unterhaltung nur zu oft verdienen. Ihr werdet begeistert sein, davon gehe ich aus, denn es wird wohl für jeden Geschmack etwas geboten werden.


    Nun komme ich dem Ende zu, Volk Roms, ihr, das größte aller Zeiten.
    Ich verlange nicht viel, ich verlange lediglich euer Vertrauen. Euer Vertrauen in einen Römer, einen Römer, dessen Herz genau so schlägt wie eures, dessen Herz für Rom und den Kaiser schlägt!


    Ich danke euch für euer Gehör.


    Und er blieb noch auf der Rostra und überlegte sich während die Menge klatschte, wer denn zuerst kommen würde, um seine Kandidatur in Frage zu stellen.

    Doch nun verstand Furianus so langsam, warum es schon seit anbeginn der Zeit gepflegt wurde in einem warmen Raume zu sitzen und sich solcherlei Dinge zu fragen.
    Italia war zwar nicht Britannia und Rom war auch keine ordinäre Stadt, doch das Wetter schien sich in den letzten Tagen nicht von dem im Norden zu unterscheiden.
    So nahm ihm der Sklave die warme Decke ab und Furianus begab sich in das Hausinnere, denn es war an der Zeit seine Rede zu verfassen und die neue Toga schonmal anzuprobieren.

    Furianus stand ebenfalls auf.


    "Ich danke für dein Angebot und werde mich gewiss nach Bedarf bei dir melden, doch noch verschlingt mich Rom zu sehr mit ihrer Politik und dem Stadtleben."


    Er bedeutete einem Sklaven Callidus zur Tür zu begleiten.


    "Dies ist nicht der Rede wert, Aelius Callidus. Ich danke dir, sowie auch der Kurie, nochmals für die Erwägung meiner Person in solch einem ehrenvollen Amte wie dem des Comes. Eine gute Reise wünsche ich dir, möge Mercurius dich auf deinen Wegen behüten. Vale bene."

    Furianus nickte und versuchte sich den strengen Ablauf und Form zu merken, was jedoch nicht so leicht war, wie es schien.


    "Gut, Tiberius Flaccus. Ich gedenke ein wenig Weihrauch, Obst und eine Amphore Falerner zu opfern. Glaubst du dies reicht, damit mir Mercurius mit der Kunst der Rede hilft?"

    Furianus nickte.


    "Ich bin erfreut, Tiberius Flaccus, dich hier wiederzusehen. Nun, ich denke, dass du mir behiflich sein könntest. Könntest du mich auf häufig vollzogene Fehler hinweisen, die es zu beachten gilt? In der Opferzeremonie bin ich mir noch nicht ganz so sicher und es gilt auf jeden Fall die Missgunst des Gottes zu verhindern, da ich ihn um seine Hilfe bei meiner Rede bitte."

    Furianus trank noch ein Schlückchen und nickte Callidus zu.


    "Eine wirklich lukrative Investition in den von uns geliebten Luxus scheint sich da anzubieten. Jedoch muss ich dir mitteilen, dass mein Vater, Senator Flavius Felix, bereits ein Domizil auf Sardinia erworben hat, auf welches er sich nun zurückziehen will. Er ist ein verdienter Mann und man sollte ihm dies gönnen. Gibt es denn eigentlich schon Interessenten bezüglich der Villen?"

    Furianus wollte nur zu gerne entgegnen, dass er noch nicht so lange bei der Acta Diurna agierte, doch dies würde nur unnötig sein Ansehen mindern. 8)


    "Dann hätte ich vorerst keine weitern Fragen, Senator."


    Und er schaute sich um. Es würde sicherlich ein paar Skeptiker geben, wobei dies bei einem Senator doch geringer war.

    "Dies Gespräch liegt lange zurück, Senator. Demnach kann ich euch nicht genau sagen was wir beredeten. Doch wir sprachen über die Wichtigkeit des Militärs, der Auxilia-Einheiten, über die neusten Geschehenisse in Rom und ein wenig Privates. Senator, in jenem Gespräch stellten wir die Politik nicht in den Vordergrund, doch wenn ihr eure Fragen präzisieren könntet, so bin ich sicher, dass der Kandidat euch diese beantwortet."


    Sagte Furianus freundlich, aber bestimmt.
    Sicherlich konnte er sich an das Gespräch von damals nicht genau erinnern, doch die Ansichten des Lucianus waren doch mit den seinigen konform.

    Furianus lächelte.


    "Nun, als Subauctor der Acta Diurna weiß ich um den großen Informationsfluss, welcher die Acta erreicht. Wenn ihr die Acta doch so aufmerksam lest, so dürftet ihr nichts von immenser Wichtigkeit verpasst haben. Ich nehme an, dass ihr nicht immer in Germania tätig wart, so werdet ihr euch doch im Sinne der Informationen um Rom rehabilitieren können."

    "Dieses Szenario will ich der Kurie nur zu gerne erspraen, Aelius Callidus. Man sollte sich gerade bei solch einem bedeutenden Amt sicher sein es ausführen zu können. Und aufgrund meiner Kandidatur kann ich es nicht sein, obwohl ich dieser Ehre unter anderen Umständen sicherlich sofort zugesagt hätte. Ich danke auch für die Zuversicht in meine Person und hoffe, dass eure Worte sich bewahrheiten. Es liegt mir nichts ferner das Volk, meine Gens und ganz Rom zu enttäuschen, wäre dies anders, so hätte ich nie solch einen ungewissen Schritt gewagt."


    Sagte er lächelnd und ein Sklave reichte auch Callidus einen Becher vinum.


    "Aber da du schonmal hier bist, Aelius Callidus...würde ich dich doch gerne bezüglich deiner Stadt befragen, genauer gesagt diesem Projekt befragen. Wird es denn bestimmte Einschränkungen, wie das Halten von Pferden oder Ähnliches, geben?"

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Ah, Flavius Furianus, es freut mich, deine Bekanntschaft zu machen. Ich bin Senator Purgitius Macer", stellte er sich vorsichtshalber einmal vor, immerhin konnte er nicht erwarten, dass jeder sein Gesicht schon kannte. "Darf ich fragen, woher Du den Kandidaten kennst? Dientest Du auch bei den Cohortes Urbanae?"


    "Es freut mich ebenfalls eure Bekanntschaft zu machen, Senator Purgitius. Vinicius Lucianus traf ich in den hiesigen Thermen. Und nach einem langen und interessanten Gespräch schätze ich ihn und seine Ansichten. Gerade sein bedeutender Posten bei den Cohortes Urbanae verrät seine Kompetenz. Aber nein, ich diente nicht bei den Cohortes Urbanae. Aber seid gewiss, dass auch ich die Disziplin und Ehre des militärischen Dienstes erfuhr."

    Furianus vernahm die Stimme eines Mannes, über dessen Identität er noch zuvor im Unklaren war. Ein Senator und dazu auch noch ein ehrenvoller.
    Doch nachdem Furianus klatschte trat er ein wenig vor. Da er selbst vor hatte das Amt eines Aedils zu bekleiden musste der Senator auf seine Kooperation, Arbeitsbereitschaft und Tauglichkeit geprüft werden. ;)


    "Senator, ihr sagtet selbst, dass ihr außerhalb Roms euren Dienst für das Imperium verrichtet habt. Wäre es nicht logisch, würde man euch Unkenntnis unterstellen können bezüglich der Geschehenisse in Rom? Fernab Roms so lange zu dienen und sich dann wieder dem Leben hier anzupassen stelle ich mir nicht gerade leicht vor."

    Furianus musste diese Information zuerst einmal gründlich überdenken, um sich sicher zu sein, dass er sich nicht verhört hatte. Als Comes erwägte man ihn? Er konnte es kaum fassen, verbarg dies aber unter der Maske der Gelassenheit, welche er aufzusetzen erlernte.


    "Ich bin Überrascht und zutiefst geehrt, dass mich die Kurie für solch ein ehrenvolles Amt in Erwägung zieht. Doch vorerst kann ich euch, Duumvir, keine klar Antwort geben. Ich bedauere es euch weiterhin in Ungewissheit zu lassen, doch stehen bald schon die Wahlen zum Cursus Honorum an. Ich bin gewillt für das Amt des Aedilis Curulis zu kandidieren und auch mit vollstem Engagement und Kraft auszuführen, sofern mir das Vertrauen geschenkt wird. Ich kann euch nicht sagen, ob ich gewählt werde oder nicht, denn das abliegt einzig den Göttern. Gemäß dem Fall ich würde versagen, so bin ich für die nächste Legislaturperiode Aufgabenlos und würde euer Angebot selbstverständlich annehmen. Doch bin ich, wie erläutert, in Ungewissheit ob meiner politischen Zukunft. Ich hoffe ihr versteht das."

    Furianus verhielt sich still und applaudierte Lucianus selbstverständlich, denn seine Rede war gelungen.
    Doch Skeptiker schienen nicht weit entfernt zu sein und Furianus selbst standen diese Rechtfertigungen wohl noch bevor. So entgegnete er in einem doch ruhigem Tone, als ein ihm unbekannter Mann nach Bestätigung fragte.


    "Lucius Flavius Furianus, mein Name, ich kenne Vinicius Lucianus. Er ist ein Mann, welchem ich vertraue und mir sicher sein kann, dass er seine Arbeit und Aufgaben gewissenhaft erfüllt."

    Die ersten Redner ergriffen nun schon das Wort und es wäre ein Unding hätte Furianus dieses Ereignis verpasst. So lauschte er Strabos Rede und erinnerte sich an einen doch sehr zutreffenden Satz.
    Poeta nascitur, orator fit.Zum Dichter muss man geboren sein, zum Redner kann man sich ausbilden.
    Und wahrlich hatte Strabo einen guten Ausbilder.


    So klatschte auch Furianus seinem Kameraden.

    Furianus, welcher vor nicht allzu langer Zeit von einem Sklaven im Balneum gestört wurde, kam gerade frisch angekleidet ins Tablinum. Die Haare waren noch feucht und seine Haut noch weiß wie kalk durch das heiße Bad. Auch die roten Backen konnte er nicht verbergen. Doch voller Neugier machte er sich doch so schnell wie möglich auf.


    Er erblickte jenen Aelius Callidus und schritt mit einem Lächeln auf dem Gesicht auf diesen zu.


    "Salve Aelius Callidus."


    Er hätte nun schnell zum Punkte kommen können und seine Frage stellen, doch statt dessen legte er sich auf eine Kline und verlangte nach Wein. So ein heißes Bad machte doch durstig. Mit einer Handbewegung und freundlichem Nicken bedeutete er Callidus ebenfalls Platz zu nehmen.


    "Servus, Vinum für unseren Gast."


    Doch nachdem er einen Schluck trank und seine Kehle wieder relativ befeuchtet war, erfasste ihn wieder diese Neugier, welche wohl sein Verhängnis sein würde. Früher oder später. 8)


    "Duumvir, du hast mich aufgesucht, doch ich weiß nicht warum."

    Sim-Off:

    @Helena: Kein Problem, ich verstehe deine Eile. =)
    Claudia: Kein Problem, das mache ich doch gerne. Außerdem ist es ja nicht deine Schuld, dass es nicht öfters geht. =)


    Nun wurden die Klänge immer leiser und Furianus wunderte sich wie diese Frau sie verzaubern konnte. Es lag wohl an ihrem Talent, von welchem sie doch mehr als genug hatte.
    Er :app: ihr einige Augenblicke zu und entfernte sich von seiner Zukünftigen nach vorne. Nachdem er sich nun durch die vielen Gäste freundlich, aber bestimmt, durchdrängeln konnte, stand er auf einem kleinen Podest in dem größten der Zimmer und sprach.


    "Verehrte Augusta, verehrte Senatoren, Patrizier aus den ehrenvollsten Häusern Roms und Freunde. Wie ihr seht bin ich heute vollends glücklich und hoffe nur einen Bruchteil davon euch gegeben zu haben. Genießt dieses Fest, denn der heutige Tag ist was Besonderes. Man sagt sich, dass man nur ein einziges Mal den Bund der Ehe eingeht und bald bin ich es. Bald vollziehe ich mit meiner reizenden Verlobten jenen Schritt, welcher schon unseren Ahnen voller Aufregung und Entzücken nicht immer leicht gefallen ist. Und auch warte auf jeden einzelnen Tag voller Vorfreude darauf. Wer, wenn nicht die Götter sind unsere stetigen Wegbegleiter. Sie waren mir stets nahe, gaben mir Kraft und Hoffnung. Ich wäre ohne sie nicht hier, nicht hier an diesem erfreulichem Fest, in dieser erfreulichen Lage. Lasset sie und in einem Opfer ehren. Doch zuvor hört einen Mann, welcher Hesiods Theogonie auf seine eigene Art vom griechischen ins Lateinische übersetzte. Hört die Geschichte jener Götter, welche die Achaier noch heute verehren."


    Und er machte einem Mann mit großem Bartwuchs Platz, welcher sogleich anfing zu erzählen.


    "Liebe Gäste, als erstes ist der Schlund des Chaos entstanden und dann
    Gaia (die Erde) mit üppiger Brust, für alle immer als stabiler Platz,
    für die Unsterblichen, welche bewohnen den Gipfel des Schneeolymps, und
    Tartaros, der neblige, im innersten Winkel des Landes mit weiten Wegen.
    Und Eros, der schönste im Kreise der Götter, die niemals sterben,
    der Glieder beschwingt, und von allen Göttern und allen Menschen
    zunichte macht im Herzen Verstand und besonnene Planung.
    Aus dem Chaos-Schlund sind Erebos (Dunkel) und finstre Nacht geboren.
    Aus der Nacht wiederum sind Aither (Luft) und Tag hervorgegangen,
    die sie gebar, schwanger von Erebos nach ihrer Liebesvereinigung.
    Gaia aber gebar zuerst den ihr selber an Größe entsprechenden
    Uranos (Himmel) mit Sternen, auf daß er sie rundum völlig umschlinge,
    und daß er den seligen Göttern als stabiler Platz immer diene,
    und sie gebar die riesigen Gebirge, für die Göttermädchen liebliches Heim,
    für die Nymphen, welche wohnen im Bergland mit Schluchten und Tälern,
    und auch das nimmermüde Meer gebar sie, das vom Seegang aufgequollene, den Pontos, doch ohne Liebe und Leidenschaft. Aber dann
    ging sie mit Uranos ins Bett und gebar Okeanos mit den Wirbeln der Tiefe,
    gebar Koios, Kreios, Hyperion, Iapetos,
    Theia, Rheia, Themis (Recht), Mnemosyne (Erinnerung),
    Phoibe mit dem Goldkranz und Tethys voller Liebreiz.
    Nach diesen allen kam als jüngster Kronos zur Welt, der skrupellose Querdenker, das schlimmste ihrer Kinder, haßerfüllt gegen den kraftstrotzenden Erzeuger.
    Sie brachte auch die Kyklopen mit ihrer überzogenen Arroganz zur Welt,
    nämlich Brontes (Donner), Steropes (Blitz) und Arges (Strahl) den hochmütigen,
    die dem Zeus den Donner verschafften und ihm den Blitz anfertigten.
    Diese Gesellen waren ansonsten den Göttern vergleichbar,
    doch saß ihnen nur ein einzges Auge mitten auf der Stirn.
    Kyklopen (Rundaugen) war deshalb die Bezeichnung für sie, weil bei ihnen
    nur ein einziges kreisrundes Auge saß auf der Stirne.
    Stärke, Gewalt und technisches Können zeigte sich bei ihren Werken.
    Als weitere Gaia- und Uranosabkömmlinge gibt es
    drei Söhne, riesengroß und brachial, mit Un-Namen bezeichnet,
    nämlich Kottos, Briareos und Gyges, überaus arrogante Sprößlinge,
    bei denen jeweils hundert Arme von den Schultern herabschossen,
    unformbar, unnahbar, und an Köpfen waren jedem fünfzig
    aus den Schultern hervorgewachsen über robusten Gliedmaßen.
    Ihre Stärke war unermeßlich in ihrer Gewaltsamkeit und riesenhaften Gestalt.
    Alle Gaia- und Uranossprößlinge waren ja nun
    als schrecklich schlimme Söhne ihrem eigenen Erzeuger verhaßt
    von Anfang an. Und sobald einer von ihnen geboren war,
    hielt er sie allesamt unter Verschluß – er ließ sie nicht ans Licht empor –
    im Gaia-(Erden)Verließ und ergötzte sich an seiner bösen Tat,
    der Uranos. Sie aber ächzte und stöhnte drinnen, die ungeheuerliche Gaia
    vor lauter Beengtheit und dachte sich einen hinterlistigen, bösen Plan aus:
    Rasch schuf sie die Sippe des grauen Adamas (unzerstörbaren Stahls),
    fertigte daraus eine riesige Sichel an und beriet sich mit ihren lieben Söhnen.
    Sie sprach, um sie aufzuhetzen, mit Empörung im Herzen:
    "Ihr Söhne von mir und von einem unverschämten Vater, wolltet ihr mir doch
    gehorchen. Dann könnten wir Vater seine böse Grausamkeit heimzahlen,
    euerem Vater! Denn er hat sich als erster widerliche Dinge ausgedacht."
    Soweit ihre Rede. Alle Söhne aber beschlich Furcht und keiner von ihnen
    wagte ein Wort. Ein Herz faßte sich nur der gewaltige Kronos, der Querdenker,
    und rasch sprach er mit folgender Entgegnung seine treusorgende Mutter an:
    "Mutter, ich will dir mein Wort geben, diese Tat zu vollbringen,
    da ich mich um den Vater mit dem Un-Namen überhaupt nicht schere,
    um unseren Vater. Denn er hat sich als erster widerliche Dinge ausgedacht."
    Seine Rede. Sie löste große Freude aus bei Gaia, der ungeheuerlichen.
    Sie ließ ihn sich heimlich auf die Lauer legen, gab ihm in die Hand
    die Sichel mit den zugespitzten Zähnen und eröffnete ihm den ganzen Plan.
    Es kam mit der Nacht im Schlepptau der große Uranos und rundum hielt er Gaia in lüsternem Verlangen umfangen und machte sich über sie her
    mit aller Gewalt. Sein Sohn aber packte ihn von seinem Versteck aus mit der
    linken Hand, in der Rechten hielt er die ungeheuerliche Sichel,
    groß und mit zugespitzten Zähnen, und die Genitalien seines eigenen Vaters mähte er in Windeseile ab, um sie wegzuwerfen und zu schleudern nach hinten.
    Und diese Bescherung blieb nicht ohne Wirkung, als sie aus seiner Hand flog...Aphrodite entstand."


    Der Mann verbeugte sich leicht und sprach weiter.


    "Dies, liebe Anwesenden, war nicht die ganze Geschichte. Ich werde sie euch vorenthalten, denn ihr selbst sollt euch, von meinen Erzählungen verlockt, daran machen die ganze Geschichte zu erfahren. Lest selbst und ergründet die Schriften des Hesiod. Ich danke euch."