Furianus wachte mühselig auf und starrte überrascht zu ihr.
"Du, Nadia? Was machst du hier?"
Furianus wachte mühselig auf und starrte überrascht zu ihr.
"Du, Nadia? Was machst du hier?"
Kurz blickte Furianus zu Senator Curio und dem Tiberier, welchen er vor Kurzem kennenlernte.
Doch seine Aufmerksamkeit galt nun in diesem Moment völlig den weisen und beruhigenden Worten des Tribuns.
Dieser Mann würde den Pöble wohl zur Vernunft bringen können, zumindest hoffte Furianus darauf.
Der alte Sklave Silvius kam zum Sklavenlager, wo er Nadia sicherlich finden würde.
Als er sie erblickte, an eine Wand lehnend, schritt er schnell auf sie zu.
"Das ist vom Herrn Lucius Furianus. Und dieser beutel auch."
Er schmiss ihr den Beutel und das Papyrus entgegen. Lief dann wutentbrand aus der Kammer.
Nadia.
Du hast einige Besorgungen zu erledigen.
Ich habe wieder Lust auf diese schönen Trauben, aber nicht die aus Italia, die aus Hispania müssten es sein.
Auch fehlen einige Gewürze, heute war das Essen darum etwas fad.
Ahja, auch neue Sandalen könnte ich gebrauchen. Kaufe am besten gleich drei Paar, Vorrat schadet nie. Aber die guten aus Achaia, nicht aus anderen Provinzen.
In dem Beutel befindet sich mehr als genug für den Einkauf.
Beeile dich, ich habe Hunger.
gez. F. Furianus
Furianus schlief gerade wie so öfters am Schreibtisch auf den Pergamenten.
Seine Gesichtszüge wurden freundlicher und ihm wurde bewusst, dass nun tröstende Worte von Nöten waren.
"Ich bin guter Dinge, Deandra. Die Hoffnung ist doch das einzige woran man sich in Zeiten der Not klammert. Und auch die Priesterschaft wird wohl nicht tatenlos zusehen wie das Volk seinen Glauben verliert, sie werden mahnen, da bin ich mir sicher. Voller Elan, nun, das mag sein. Ich wandle auf dem Wege unserer Ahnen. Auf dem Wege der Patrizier. Dieser besagt doch, dass man zuerst in der Legio, dann in der Politik unserem Imperium und Kaiser Dienste leistet. Und bei der Legion war ich, Deandra, nun widme ich mich der Politik als Quaestor Principis. Das Vertrauen der Bürger in meine junge Wenigkeit erfüllt mich heute noch mit Stolz und Ehre."
Furianus nickte ihm stumm zu, sah er doch, dass sich was seitens der Prätorianer zu tun schien.
Der Praefectus kam höchstpersönlich und Furianus wusste nun doch sicher zu sein.
"Ich hoffe nur, dass ihr dies zum letzten und einzigen Male seht."
Er schaute wieder zu dem Volk und dann wieder zum Patrizier.
"Ich glaube nicht, dass es hier noch für längere Zeit so sicher ist. Der Pöbel ist in Aufruhe und schreckt nicht vor dem Imperator zurück. Wirklich bedauernswert."
Interessiert hörter Furianus ihr zu und nickte.
"Ja, man kann leider nicht an die Vernunft jedes Einzelnen appellieren. Außerdem könnte ich mir nicht vorstellen, dass die Götter begeistert davon wären Opfer von Römern anzunehmen, die doch sowieso nur des Zwanges opfern. Das Opfer sollte immer aus freiem Willen heraus stattfinden und nicht als Zwang an der Gesellschaft oder gar einzelner Personen. Doch hoffe ich dies wird sich ändern und die Götter ihre Huldigungen bekommen. Ich hoffe es inständig. Auch hörte ich von dem Einsturz des Mercuriustempels in Ostia. Wirklich besorgniserregend, wenn du mich fragst."
Bei diesen Worten schüttelte er langsam den Kopf.
ZitatOriginal von Manius Tiberius Durus
"Ich stamme aus Aegyptus. Mein Vater diente dort als Tribun in der Legion. Aber ich muss sagen - Rom ist wesentlich aufregender!"
Er lächelte.
Aber es stimmte: Kaum war er angekommen, hatte er eine hilfreiche Familie gefunden und bei seinem ersten Spaziergang einen Volksaufstand erlebt.
Furianus schüttelte den Kopf.
"Ich hoffe ihr bezieht diese Aussage nicht auf das eben Geschehene? Denn wenn ja, so muss ich mich entschuldigen, dass ihr sowas hier miterleben müsst. DAS ist nicht Rom, Tiberius, das ist eine der Schattenseiten. Rom ist anders oder ich bin zu naiv und glaube an die Macht und Ordnung des Imperiums."
Wieder sah er in die Massen. Seine Leibwächter standen schon seit je her auf den Treppenstufen vor ihm.
ZitatOriginal von Manius Tiberius Durus
Der Mann war scheinbar tatsächlich interessiert...trotzdem blieb Durus vorsichtig - eine zu große Offenheit zur falschen Zeit schadete...
"Wohl war! Ihr geht es gut. Allerdings kann ich dir im Augenblick wenig über sie erzählen - ich bin erst heute in Roma angekommen und habe erst kurz mit ihr gesprochen."
Sein Blick folgte dem von Furianus. Seine Vorhersage schien nicht so schnell einzutreten, wie erwartet...
"Kürzlich angereist, wo wart ihr denn? Ich nehme an außerhalb Italias?"
Sein Blick folgte wieder in die Menge.
Furianus wandte sich wieder lächelnd zu Curio.
"Ach, Senator Curio, ich kenne Aelius Quarto nicht persönlich. Er scheint jedoch in Rage zu sein, vielleicht ist das der Auslöser seiner unbedachten Worte? Man könnte nun spekulieren und doch würde man zu keiner Erkenntnis kommen, wie mir scheint. Der Mensch ist mir bis heute unergründlich, Senator, ich glaube er wird es auch die nächsten Augenblicke auch bleiben."
Er schaute zum ehemaligen Consul, welcher jetzt auf den Tribunus Plebis verwies. Ein weiser Schritt.
Furianus nickte.
"Eine bezaubernde Frau und gute Römerin. Wahrlich habt ihr Glück sie zur Cousine zu haben. Noch vor kurzer Zeit war sie Gast in unserer Villa, lebte nur einige Zimmer von meinem entfernt. Sagt, wie geht es ihr? Lange habe ich sie nicht gesehen."
Furianus`Blick schweifte auf das Szenario ab, welches ungeahnte Folgen annahm. Und das vor seinen Augen. Am liebsten hätte er eingegriffen, doch schien man schon von allen Seiten auf das Volk einzureden, schien es vergeblich zu eruhigen. Auch hätte Furianus die Beleidigung gegen seinen Stand auch beanstanden können, könnte sich deswegen auch gegen den Consul und an das Iudicium Imperatoris wenden. Doch er unterließ es, denn vorerst hatte der Consul wohl genug Probleme.
ZitatOriginal von Manius Tiberius Durus
Während Durus so dastand, fragte er sich, ob Furianus sich über irgendetwas gestört gefühlt hatte.
Er blickte an sich hinunter. Seine Toga war etwas zerknautscht von seinem Weg durch die Menge. Er richtete sie etwas.
Dann fiel ihm ein, dass er ganz vergessen hatte: sich vorzustellen!
Er rang kurz mit sich, dann sagte er schließlich
"Verzeih, ich vergaß ganz, mich vorzustellen. Ich bin Manius Tiberius Durus."
Überrascht wieder angesprochen zu werden lächelte Furianus.
"Marius Tiberius Durus? Soso, ein Tiberier. Mich nennt man Lucius Flavius Furianus. Sagt, ihr kennt bestimmt Senatorin Tiberia Livia, oder irre ich mich?"
Nun, Furianus mag sich getäuscht haben, doch hatte er immer noch ein wenig Misstrauen gegenüber dem Mann. Manieren waren doch das Indiz für Patrizier und Furianus war sich nicht sciher ob sich der Mann vielleicht für jemand anderes ausgab.
ZitatOriginal von Gaius Scribonius Curio
"Prompt bestraft und vergessen wir nicht, dass Mars bestimmt gezürnt haben wird. Ich weiss im Moment ehrlich gesagt nicht, wie wir den Schaden beheben sollten. Ein Frevel entfesselt nicht nur die Götterwelt, sondern auch das Volk."
Furianus wandte sich nun wieder zu Curio.
"Sicherlich ist der Pöbel nicht das schlimmere Problem. Der Pöbel kann gelenkt, beeinflusst werden. Doch das schwierigere Unterfangen wird sein die Götter wieder zu beschwichtigen. Ein großes Opfer wäre vonnöten. Der Zorn des Mars wäre unbeschreiblich und fatal. Sowas nehme ich, als Römer, sicherlich nicht in Kauf."
Furianus drehte sich um und stellte fest, dass sich der Mann, welcher ihn kürzlich ansprach, wieder anderen Dingen zugewandt hatte. Gerade wollte er was zu ihm sagen, unterlies es jedoch da dieser Mensch wohl kein Fünkchen Manieren besaß um sich zuerst vorzustellen. Wahrscheinlich war es ein Peregrinus oder Libertus.
Tiberius Drusus: Hätte sich Durus vorgestellt würde Furianus mit ihm sprechen.
ZitatOriginal von Manius Tiberius Durus
Endlich unternahm jemand etwas! Der Tribun marschierte gemeinsam mit seinem Bruder los. Durus blieb lieber etwas auf Distanz. Eigentlich ging ihn das ja nichts an - abgesehen davon vielleicht, dass er als Patrizier erkoren war, das Volk zu leiten!
Er wandte sich an Furianus, der alles mit stoischer Gelassenheit hinnahm, als würde so etwas jeden Tag geschehen.
"Meinst du, das Volk wird schnell wieder besänftigt sein?"
Furianus wandte sich zu einem ihm unbekannten Mann hin. Überrascht antwortete er.
"Nun, Fremder, ich denke nicht. Das Volk fühlt sich Stark als Gemeinschaft. Nimm dir jeden Einzelnen heraus und der Pöbel entrinnt in alle Himelsrichtungen. So würde ich vorgehen wäre ich der Offizier der Garde."
Der Mann schien keine Manieren zu haben und Furianus wandte sich wieder dem Pöbel zu.
ZitatAlles anzeigenOriginal von Gaius Scribonius Curio
"Ich gebe Euch ganz recht, Lucius Flavius. Die Triebe des Volkes sind unberechenbar, aber auch echt. Das Volk ist sehr abergläubisch und es ist nicht geschickt den Zorn der Götter auf uns zu lenken."
Er machte eine Pause, dann wieder die Lucius-Rufe des Knaben, Furianus's verwirrter Gesichtsausdruck.
"Ich glaube er meint den Lucius dort ganz vorne, den Rädelsführer :D."
Ein weiterer Patrizier gesellte sich zu ihnen.
Furianus lächelte.
"Ja, amüsanter kleiner Kerl."
Dann wurde er doch ernster und sah wieder nach vorne.
"Ja, ohne die Hilfe der Götter stünden wir nicht hier sondern in Schlamm, würden mit Schweinen in der selben Kammer hausen. Nein, wir brauchen die Götter und das Zürnen derer ist das Letzte was Rom in solchen Tagen noch braucht. Ein schwerwiegender Fehler des Consuls, der prompt bestraft wird. Doch soll er nicht sagen ich hätte ihn nicht gewarnt, soll er nicht sagen er hätte nicht gewusst was er sprach."
In diesem Moment lief der Junge los und Furianus lächelte wieder. Der kleine Kerl schien doch recht eigenwillig zu sein.
Er wandte sich von ihm ab und schaute wieder nach vorne, murmmelte dann aber leise.
"Na, dann Knabe."
Furianus nickte Curios bestätigend zu.
"Vor nicht zu langer Zeit gab es das gleiche Szenario, Senator. Man hätte es dieses Mal wissen müssen, besonders der Consul."
Ein Kopfschütteln folgte.
"Wahrlich, keine gute Eigenschaft. Gewalt sollte verpöhnt und gemieden werden, doch Senator, das Volk ist das Volk. Primitive Triebe lassen sich nicht so leicht unterdrücken, besonders nicht in einer solch kollektiven Masse."
Doch irgendwer schien seinen Namen zu rufen. Furianus war unsicher und blickte sich um. Ein Junge, der selbige wie auf der Rostra.
Überrascht wandte er sich zu ihm.
"Ja? Rufst du mich?"
Furianus`Weg ging direkt neben dem Palatin und er hörte Menschen schreien und toben.
Verwundert zog er den weißen Vorhang seiner Sänfte ein wenig zurück und schaute heraus.
Ihm bot sich ein unfassbarer Blick dar, die Menge schein aufgebracht und Furianus wusste warum.
Sofort befahl er seinen Sklaven die Sänfte abzusetzen, damit er ihr entsteigen konnte. Und gleich danach begab er sich zu einer erhöhten Treppe um alles überblicken zu können. Dort traf er auch gleich auf Senator Curio welchem er zunickte.
Auf das tobenden Volk schauend neigte er seinen Kopf ein wenig zu Curio, welcher neben ihm stand.
"Nun ist der Pöbel los, ich hätte es ahnen müssen."
Den kleinen Freund des Senators bemerkte er nicht.
Nach einer Weile kam der alte Sklave zurück und sah Nadia spöttisch an.
"Steh auf und gehe zum Cubiculum deines Dominus. Aber schnell."
Er ging wieder weg.