Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Er wollte es immer noch nicht glauben.
    Seine Pfelegeeltern tot, das konnte er sich nicht vorstellen. Und dennoch.
    An ihr sah er die Wahrheit.
    So mitgenommen war sie, so zerlumpt.


    Er blickte zu ihr auf und sah sie an.
    Als Einzige war sie zu ihm zurückgekehrt.
    Alle anderen Sklaven sind wahrscheinlich gleich geflohen. Auf und davon. Aber sie nicht.
    Vielleicht war dies ein Zeichen, ein Zeichen ihres Gehorsams.


    Er wollte darüber nicht mehr nachdenken, zu viel Schmerz bereiteten ihm die Erinnerungen, einfach zu viel.


    Doch ihre Nähe gab ihm ein wenig Halt. Langsam stand er auf und wollte sie umarmen, zögerte jedoch.
    Sie sah so schmuzig aus, und roch auch nicht besonders gut. Ganz anders als damals.
    Damals war es ihr kaum anzusehen, dass sie seine Sklavin war. Eher wie eine Freundin, Schwester, Geliebte, doch nicht Sklavin.


    Langsam strich er ihr durch die Haare und begab sich sogleich zur Tür.
    Schrie nach einer Sklavin. Machte die Tür dann wieder zu.


    "Du siehst mitgenommen aus. Ich erkenne dich fast nicht mehr."


    Doch er erkannte sie. Hübsch war sie. Eh und je.
    Mit dem Alter schien auch ihre Schönheit zu wachsen.
    Wieder kam ihm diese Nacht in den Kopf, diese Nacht, in der er das erste Mal in eine Frau eindrang, das erste Mal dieses Glück spürte.

    Er blickte sie während sie sprach besorgt und doch interessiert an.


    Doch als sie zu ende sprach schrie er.


    "Was! Wie konnte das passieren?!"


    Er ließ ihre Hände los und ging zu seinem Bett, um sich darauf zu setzen.
    Seine Hände umschlossen sein Gesicht, sein Kopf war gesenkt.
    Seine Tränen hielt er zurück.
    Und stammelte leise etwas von "niedermetzeln", "verbrecher", "alle sterben".


    Es interessierte ihn nicht, dass sie so schäbig aussah, seine Gedanke waren bei den lieben Menschen, die sich damals Seiner annahmen.

    Ihre warme Hand auf seiner Schulter spürend merkte er, dass irgendwas anders war.
    Warum teilte sie ihm die Nachricht der Pflegeeltern nicht mit?


    Er verstand es nicht, und auch auf ihre Frage wusste er sich nicht zu helfen.
    Wieder einmal merkte er, dass er sie nicht als Sklavin behandelte, so wie sie von Freundschaft sprach.
    Kurz überlegte er, ob er das mal ändern sollte, doch viel war geschehen und das wollte er ihr nicht aufbürgen.


    Langsam stand er auf und drehte sich zu ihr um.
    Erschrak sogleich, als er ihre kleinen Wunden im Gesicht bemerkte.


    Langsam strich er ihr über das Gesicht und wunderte sich besorgt.


    "Was ist mit dir passiert? Wurdest du etwa überfallen?"

    Er saß noch immer am Schreibtisch, ihr mit dem Rücken zugewandt.
    Auch wusste er nicht warum sie hier war, vielleicht eine Bitte der Pflegeeltern, aber warum taten sie Jene nicht per Briefverkehr?


    Ein wenig lächelte er, als er ihre Stimme vernahm, drehte sich jedoch nicht um.
    Einige Jahre waren vergangen, seitdem er das letzte Mal in ihr hübsches Gesicht blickte.
    Schon lange spürte er ihre Nähe nicht, ihre Zärtlichkeit.
    Sogleich erinnerte er sich an diese eine Nacht, in der die Beiden, als es regnete und stürmisch war, in dem Stall lagen und sich einander hingaben.
    Doch so schnell er sich erinnerte, so verwarf er seine Gedanken auch wieder.


    "Salve, Nadia."


    Er würde bald heiraten und diese eine Nacht ließ ihn nicht locker, brannte sich in sein Gedächtniss ein.
    So saß er ihr immer noch mit dem Rücken gewandt an seinem Schreibtisch und massierte sich langsam die Schläfen.

    Der Sklave pochte an der Tür und nachdem er das "Herein" vernommen hatte riss er die Tür ein wenig auf.


    "Herr, die Frau Nadia wartet vor der Tür."


    Furianus, der an einigen Unterlagen saß blickte kurz hoch, mit dem Rücken zum Sklaven und antwortete in einem ruhigen Ton.


    "Lass sie hinein und verlasse mein Cubiculum. Deine Dienste werden nicht mehr gebraucht."


    Der Sklave verbeugte sich ein wenig und ließ Nadia hinein, schloss sogleich die Tür.

    Noch immer missmutig schaute er sie an, öffnete die Tür aber weiter.
    Wärme zog nach draußen und der Sklave fing an ein bisschen zu frösteln.


    "Das ist keine Casa, eine Villa. Ja, Herr Furianus wohnt hier. Ich werde dich gleich bei ihm melden. Komm rein."


    Er öffnete die Tür, so dass sie eintreten konnte.
    Schloss Diese sogleich, damit die Wärme nicht noch weiter hinausfloh.

    Ein muskulöser Sklave hörte das Klopfen und machte die Eingangstür der Villa einen Spalt weit auf.


    Nicht, dass er um sein Leben fürchtete, doch seit den letzten Eriegnissen.
    Genauer gesagt, dem Einbruch, herrschte doch ein Sinn nach Sicherheit in dieser Villa.
    Mehr als jemals zuvor.


    Misstrauisch schaute er durch den Spalt und fragte mit tiefer Stimme.


    "Salve, was willst du?"


    Die junge Frau, die er erblickte, sah nicht gerade reich aus.
    Auch müde und entkräftet kam sie ihm vor.

    "Es erfüllt uns mit Ehre, von euch als Aushängeschild bezeichnet zu werden, Optio. Sicherlich werden wir die Aufgabe zu eurem Wohlwollen bewältigen."


    Gab Furianus als Antwort.
    Und der nächste Satz des Optios erinnerte ihn daran, dass er sich morgen beweisen müsste.
    Solch ein Einsatz war nicht leicht, besonders nicht vor Publikum.


    Beide salutierten als der Optio den Raum verließ und rührten sich wieder.


    "Ich habe genug für Heute, die Löschübung bedarf noch meiner Aufmerksamkeit. Alles muss genaustens durchdacht werden. Vale, Decimus."


    Mit einem Nicken verabschiedete er sich von ihm und ging noch ein wenig spazieren, um über die Löschübung nachdenken zu können.
    Sicherlich würde er noch einen Abstecher in die Villa Flavia Felix machen und sich des guten Essens erfreuen, welches seine Sklaven machen würden.

    "Ich werde mich darum kümmern, Strabo. Denn so kann es nicht weitergehen. Entweder die Herren führen in Zukunft eine Aversion gegen den Alkohol oder es wird Konsequenzen mit sich tragen."


    Spätestens, wenn er Optio werden würde, nehme er sich der Sache an.


    Als sie nun ein Geräusch in Richtung des Einganges hörten warfen sie gezielte Blicke auf jene Tür.


    Sie entdeckten den Optio Metellus und grüßten ihn militärisch, nahmen aber sofort danach Haltung an.


    "Vigilus Lucius Flavius Furianus und Probatus Decimus Strabo halten sich hier auf, um ihre Körper für den Einsatz zu stählen."


    Meldete Furianus dem Optio.

    Noch muskelzerrender Arbeit am Reck sprang er schließlich ab und wischte sich mit einem Tuch, welches er mitgebracht hatte, das Gesicht.


    Dann kam er zu Strabo und schien ein wenig erzürnt zu sein.


    "Hast du schon die Vigiles aus der Rüstkammer angetroffen? Verabscheulich, was sie dort so von sich geben und wie sie die Vigiles repräsentieren."


    Diese Saufbolde. Er schien eine wirklich tiefe Abneigung zu den Beiden zu entwickeln.
    Dennoch war es nicht verwunderlich. Nie mochte er solche Männer, solche Männer, die ihre Einheit in den Dreck zogen.
    Am liebsten würde er sie mit einem Trupp Probati zu einem Laufmarsch zwingen, oder eine Spezialausbildung als Strafe.
    Doch war er daszu nicht ermächtigt und auch seine Vorgesetzten hätten ein Mitspracherecht.

    "Mir gefällt es sehr gut. Und dir? Hast du es dir so vorgestellt, als du eingetreten bist? Sind wir allen positiven Erwartungen gerecht geworden?"


    Fragte er, als er sich gerade ans Reck aufmachte um ein paar Klimmzüge zu absolvieren.

    Nach Atem ringend hörte er für eine Weile auf und blickte sich um.


    "Salve, Decimus."


    Dann machte er wieder weiter.
    Nach einiger Zeit war er jedoch so richtig ins Schwitzen gekommen.
    Er merkte nun, dass er außer Form war, nicht so wie damals, als er mit seinen Freunden jeden Tag im Gymnasium verbrachte. Rann, Gewichte hob und das Ringen war auch ein netter Zeitvertreib.


    Nach der Übung schmiss er den schweren Sandsack zur Seite und blickte ihn erschöpft an.


    "Ich bin aus der Legio I ausgetreten."


    Das Thema wollte er nicht schon wieder vertiefen, erst vor kurzer Zeit quälte ihn Claudia mit Diesem.


    So streckte er sich in wenig, dehnte die Arme.

    Der Trainingsraum




    Früh am späten Nachmittag hatte Furianus sein Schläfchen beendet und begab sich in den Trainingsraum der Vigiles.


    Dort angekommen stellte er fest, dass die Geräte wohl nicht so häufig In Gebrauch waren.
    Metallstangen lagen kreuz und quer herum und die Gewichte waren auch überall verteilt.


    Ein Seufzer folgte und er begab sich zu den Sandsäcken.
    Fing an Diese zu stemmen.


    Es war anders, kein Gymnasium, nur ein schlichter einfacher Raum. Er diente seinem Zwecke.


    Schon rann ihm ein wenig Schweiß die Stirn herunter.

    Ich glaube nicht, dass Furianus das nötig hat.
    Sklaven waren damals nichts Anderes als Besitz, eine Sache, wenn du es so sehen willst.


    Das hat nichts mit Manieren zu tun.


    Wirst du im Lupanar arbeiten? Wenn ja, dann könnte ich mich nun Sim-On rächen an dieser Unterstellung :D