"Höflichkeit ist eine, meiner Meinung nach, oberflächliche, jedoch sehr angebrachte Tugend."
Sprach er und lächelte ihr zu.
Dann legte er die Hand auf das Kinn und dachte laut nach.
"Nun, wie ich zu Britannia kam. Da müsste ich jedoch schon sehr früh anfangen."
Dann löste er sich dieser Haltung und blickte zu ihr auf.
"Nun, mein Vater, der Senator Flavius Felix hat meine Mutter, die Claudierin Aemilia Claudia Ingens Animi, geheiratet. Beide lebten glücklich und zufrieden, bis meine Mutter die Nachricht ereilte, dass eine Verwandte, ich weiß davon selber nichts Genaues, plötzlich verschollen war. Meine Mutter, welche nicht tatenlos zusehen konnte fing also an Jene zu suchen. Vater hat sie anfangs von der weiten und gefährlichen Suche abhalten wollen und da sie hochschwanger war, war es umso gefährlicher. Meine Mutter jedoch, hat sich trotz der Bitte meines Vaters auf die Suche begeben, ist sozusagen aus dem Hause entflohen. Nach langer Suche erreichte sie Britannia, wo sie alten Freunden sogleich einen Besuch abstatten wollte.
Er machte eine kurze Pause und trank ein wenig des Vinums.
"Wie dem auch sei. Dort gebar sie mich. Doch ist sie im Kindesbette verstorben. Die Freunde, Achaier, nahmen sich Meiner an und erzogen mich wie einen eigenen Sohn. Sie waren zwar nicht reich, doch genoss ich die selben Vorzüge, welche auch ein in Italia aufgewachsener Patrizier geniessen würde, wenn nicht gar noch mehr. Und so verbrachte ich meine Jugend in Italia, bis mir meine Pflegeeltern, an meinem 18 Geburtstag, sagten, dass mein Vater noch lebte. Sie haben mir nämlich immer erzählt er wäre im Kriege ehrenvoll gefallen. Nachdem ich nun den Namen meines Vaters erfuhr entledigte ich mich meines alten Lebens und machte mich auf ihn zu suchen. Nach Monaten beschwerlicher und gefährlicher Suche hörte ich, dass ein Secundus Flavius Felix Legatus Augusti Pro Praetore in Italia sein würde. In der Hoffnung, dass dies nicht nur ein Gerücht war, machte ich mich schließlich auf nach Rom. Hier habe ich mich nach der Villa durchgefragt und kam schließlich nach Hause. Jedoch war die Ungewissheit vor der Reaktion meines Vaters groß. Aber es verlief alles gut und er nahm mich freudestrahlend auf, erwähnte jedoch, dass er an seiner Vaterpflicht wohl Einiges verpasst hatte.
Bei dem letzten Satz musste er lachen und nahm noch einen Schluck.
"Seitdem sind nun zwei Jahre vergangen, Decima Alessa. Und ich bereue wahrlich keine Sekunde davon."