Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Flavius Furianus war dies mehr als nur müßig. Er wurde hier verhört, ohne jegliche Grundlage, ohne Beweise, ohne Zeugen und vor allem ohne die Aussagen und Taten jener Männer vor und nach ihm einzubeziehen. So stand er abermals auf und blickte direkt zu dem neuen Senator aus dem Hause der Annaeer.


    "Ich habe bereits gesagt, dass Hispania objektiv eine friedliche Provinz ist. Es war und ist ruhig, die Bevölkerung hat sich mir stets als loyal präsentiert und ich habe auch von nichts Gegenteiligem in Erfahrung bringen können.
    Subjektiv gesehen ist dies jedoch eine Provinz, die, wie wohl alle, gefährdet ist einem Funken anheim zu fallen und dann im metaphorischem Sinne ein Feuer zu entfachen und zu brennen. Diesem sollte vorgebeugt werden, das habe ich gemacht."
    , und dann blickte er ihm scharf in die Augen.
    "Mir jedoch eine unangemessene Haltung dem gegenüber, unangemessene Ansichten und Worte die Provinz betreffend,", und dann wanderte sein strenger Blick durch die Reihen der Sentoren, "das alles MIR vorzuwerfen - das entbehrt jeglicher Moral!
    Meine Vor- und Nachgänger taten nichts anderes als die Provinz als ruhig und friedlich zu bezeichnen! Wenn ihr mir nun Verfehlungen vorwerft, dann verlange ich, dass Matinius Agrippa, Vinicius Hungaricus, Decimus Lucidus und all´die ehemaligen Statthalter Hispaniens hier an meiner Seite stehen und nicht ich mich für sie rechtfertigen muss - denn sie alle hatten keine andere Meinung als ich sie habe!
    Warum nicht angefragt wurde liegt ebenso nicht in meiner Amtszeit, sondern in der des Matinius Agrippa - ich kann nicht für ihn sprechen!"

    Wie auch der Aufstand in dessen Amtszeit lag, der ja auch seine Abdankung verantwortete. Dieser Mann wurde auch, soweit es Furianus wusste, niemals vom Senat in solch einer Art und Weise vorgeführt.
    Nur er, der nach ihm kam und die Provinz ordnete, musste sich nun hier für Vorgänge bis in das Jahre 100 n.Chr. verantworten. Eine Unverschämtheit.


    Dann blickte er zu Potitus.
    "Ich habe keine eigenen Truppen angeheuert!", sagte er scharf und setzte sich.
    "Und solange mir niemand hier etwas vorwerfen kann, werde ich mich auch nicht mehr vorführen lassen!"
    Nun war der Trotz da. Diese Farce entstand nicht aus seinen Handlung, der Grund hierfür war wohl vielmehr ein anderer, nämlich seine Herkunft.
    Er war eben Patrizier.


    edit: Nochmal die wörtliche Rede markiert...

    "Wann soll ich dich denn beleidigt haben, Senator Germanicus?", fragte der Flavier gespielt verblüfft. Es war nicht verwunderlich, dass der Frevler gleich aufsprang, wenn Furianus "viele Barbaren in Germania" sagte. Dass dieser sich gleich dazu zählte, konnte man ja nicht wissen. Aber das sprach ja für ihn.


    Und nun langsam wurde es wahrlich zu einer Farce, als der Germanicus begann in einer Wüste nach Wasser zu suchen. Er hielt sich natürlich gerne an Kleinigkeiten auf und der Flavier befand es müßig einem Germanicus, der überhaupt keine Ahnung von einer Statthalterschaft zu haben schien, alles, aber auch wirklich jede Kleinigkeit, erklären zu müssen.


    "Ja, es ist ein ruhiges Örtchen durch MEINE PRÄVENTIVMAßNAHMEN geworden.", betonte der Flavier leicht genervt und fuhr dann fort.
    "Was sollte ich denn schreiben, Senator Germanicus? Hätte ich geschrieben, dass eine latente Unsicherheit vorhanden ist, die Angst immer noch präsent erscheint und ein Grundvertrauen in Rom fehlt? Wäre das publik geworden, ich hätte einen weiteren Aufstand riskiert, denn dann hieße es, der Statthalter verunglimpft das Volk und stellt dessen Loyaltät Rom gegenüber in Frage. Und zudem war und ist Hispania ein ruhiges Örtchen, das kann ich heute immer noch sagen - nur nicht wie lange noch."


    Deutlich seufzte der Flavier.


    "Ja, die Sesterzen lassen dich davon ausgehen...", kommentierte er den Germanicus und setzte zu einer erneuten Belehrung an.
    "Aber dem ist nicht so, du nimmst abermals falsch an. Instandhaltungsmaßnahmen sind nämlich keine Wiederaufbaumaßnahmen. Instandhaltungsmaßnahmen sind, das solltest du selbst wissen, die üblichen Arbeiten an Aquädukten, Straßen, Tempeln, Häfen - also grob gesagt der Infrastruktur und ihrem Verschleiss.
    Hierbei frage ich mich, wie gut es um deine Mansiones bestellt sein muss, wenn du das so gut abschätzen kannst."
    , und ein skeptischer Blick traf Avarus.


    "Die Position der Gehälter, das solltest du wissen, ist die Position für Verwaltungsbeamte der Provinz. Falls es dich interessiert, so sind die Gehälter für Stadtbeamte dort nicht aufgeführt, denn diese trägt die Stadt jeweils selbst, so, wie es üblich ist. Regionalbeamte ebenfalls. Die Sicherheit jedoch, wie auch der damit verflochtenen Ämter auf jeder Ebene, ist jedoch die Hoheit der Provinz und wird folglich auch im Etat, welches mein Procuraor - vielleicht auch unglücklich gewählt - als den für "Milizen" gekennzeichnet hat. Aber ich ging davon aus, dass dir diese Struktur bekannt sei."


    Was die Wortwendung mit irgend welchen Hasen und Hüten war, das verstand der Senator beileibe nicht. Der Germanicus sprach ganz wirr. Vielleicht war das auch so ein barbarischer Sprachgebrauch, den man als Römer gar nicht verstehen konnte.
    Und nun schien er plötzlich doch von seiner Behauptung abzurücken, Furianus hätte eine persönliche Armee. Er war es doch damals, der am lautesten danach schrie. Ungewöhnlich, wie schnell die Menschen ihre Meinung ändern konnten. Und nun wurde es wirklich zu bunt.


    "So etwas muss ich mir nicht bieten lassen, Senator Germanicus! Du sprichst hier davon ALLE Berichte gesichtet und in deinem Gedächtnis gespeichert zu haben und forderst dann noch von mir dir als dein Lehrer die Finanzen und deren Struktur darzulegen! Dazu gibt es ebenfalls einen Bericht, die Budgetnachbesserung betreffend!", und zum Glück war sein persönlicher Sklave nicht dumm und nutzte die Zeit, um einige Abschriften aus der Archivtruhe seines Dominus zu holen.
    Sofort nahm Furianus das Pergament entgegen, eilte zu Avarus und drückte ihm das in die Hand.


    "So, ein weiterer Bericht in deiner Sammlung, Germanicus."


    Sim-Off:

    LINK!!!


    So langsam ging ihm das wirklich zu weit. Er war hier kein Stehaufmännchen und schon lange kein Lehrer für versäumten Finanzunterricht im Leben des kleinen Germanicus Avarus in irgend einem barbarischen Dorf an der germanischen Grenze.

    Ich greife mal diesen Thread auf.


    Es wäre für mich, auch im Hinblick auf den Umstand, dass ich im Senat für eine Kennzahl zerfleischt werde, die damals weder ich noch Octavius Maior ernst nahmen, wirklich interessant einen Gesamtüberblick zu haben.
    Wäre es denn möglich eine Kennzahl zur Ermittlung der Gesamtausgaben für Löhne und Gehälter innerhalb einer Provinz zu ermitteln?
    Quasi, wenn jemand ein provinzielles Amt bekleidet, dass er dann in der Statistik mit seinem Gehalt erfasst wird? Dann könnte man das auch auf ein Jahr hoch rechnen und hätte so wirklich gute Zahlen als Anhaltspunkt, um auch einmal etwas makroökonomischer zu spielen...


    PS.
    Ich könnte das ja in Excel machen, aber ihr wisst sicherlich, wie es voll automatisiert und ohne Mehraufwand geht. ;)

    Er fürchtete, dass der frisch gebackene Senator Annaeus nicht zu Wort kommen würde. ;)


    Abermals erhob er sich. Langsam konnte er auch stehen bleiben, es nützte wenig seine Bandscheiben zu strapazieren.


    "Du sprichst von einem Aufstand, der sich durch die Provinz Baetica zog bis es schlussendlich darin endete, dass eine Provinzhauptstadt in der Gewalt der Aufständischen war, als wäre das gar nichts gewesen.", entgegnete er scharf in Richtung des Frevlers und blickte dann wieder durch die Reihen.
    "Man darf sich diesen Aufstand nicht so vorstellen, dass eine Gruppe von Männern friedlich auf der Via gen Corduba zog! Sie plünderten, sie brandschanzten, sie vernichteten - töteten! Sie spazierten nicht einfach nach Corduba und verschanzten sich dort, so, wie es Senator Germanicus Avarus darzustellen pflegt. Er mag in den Archiven die Fakten besehen haben, doch die Nebenwirkungen, den Mord, das Grauen an sich, das alles steht nicht in den Archiven.
    Und auch in Corduba haben sich die Aufständischen sicherlich nicht friedlich einquartiert, wie man logischerweise nun vermuten kann. Es wurden Verbrechen verübt, die nicht nur in Corduba deutliche Zeichen hinterließen, sondern auch in den übrigen Städten und Provinzen. Es war die Angst und das fehlende Vertrauen in die Provinz, die man primär nach dem Aufstand bekämpfen musste."


    Dann ging er langsam auf den Germanicus zu.


    "Wenn Senator Germanicus gut recherchiert hat - und das hat er sicherlich, wird ihm auch aufgefallen sein, dass die Gesamtausgaben für die Milizen rund 110.000 Sesterzen betrugen. Darin waren, wie ich bereits erwähnt hatte, alle Schäden des Aufstandes mit kalkuliert, Neurekrutierungen eingerechnet und ein beträchtlicher Anteil an Witwenrenten. Betrachten wir auch den Umstand, dass von diesem Etat ebenfalls Beamte bezahlt wurden, die auch unter diesen Ausgabenpunkt fallen. Beamte wie Regionarii und Praefecti Portuensis, der gesamte Apparat der Vigiles. Gut, mein damaliger Procurator, Marcus Octavius Augustinus Maior, hat es wohl nicht so kenntlich gemacht, aber diese Kostenstellen waren hier ebenfalls angeführt. Und wenn man bedenkt, dass ein Regionarius im Jahr rund 9.000 Sesterzen verdient, hiervon hat Hispania 4 gehabt, kommen wir alleine bei diesen Beamten auf eine Summe von 36.000 Sesterzen! Darin sind die zahlreichen Praefecti Portuensis, die Vigiles und die Wiedererrichtungsmaßnahmen nicht mit eingerechnet!
    Zudem, wenn Senator Avarus sich die Berichte genau angesehen hat, wird er bemerken, dass trotz dieses Mehraufwandes in nur einem Jahr die Provinz nicht nur 425.000 Sesterzen einnahm, sondern 825.000 Sesterzen. Man beachte, dass der Punkt "Abgaben an Rom" ebenfalls ein Gewinn gewesen wäre, wenn die Provinz Hispania nicht diesen Fixbetrag ständig an die Staatskasse überweisen müsste.
    Im Hinblick darauf, werter Kollege, verzerrt sich das Bild doch nun allmählich. Und ich biete dir gerne an, da du doch recht genau in Berichte schaust, in die des damaligen Quaestors und den meines Nachfolgers zu blicken. Du wirst dort keine Erwähnung von einer Privatarmee finden, da es keine gibt und gab!"


    Im Laufe seiner Annäherung stand der Flavier nun einige Meter vom Germanicus entfernt, ehe er sich ruhig umdrehte und wieder zu seinem Platz ging.


    Sim-Off:

    PS. Ich nahm an, dass unser Wochengehalt in ein Monatsgehalt umgerechnet plausibler wäre...sonst kämen wir auf recht hohe Summen und der Finanzbericht wäre ad absurdum geführt. ;)

    Und es war ein Tag wie jeder andere. Unscheinbar, des Sonnenlichtes reich, wie so viele in Rom - und doch war es für Flavius Furianus ein ersehnter Tag.
    Die Kolonne um die Sänfte begann langsamer zu werden, als man sich der Porta des Tiberischen Anwesens näherte. Flugs sprang ein Sklave nach vorne und klopfte an.
    Und sobald ihm aufgemacht worden ward, verbeugte er sich kurz.


    "Salve. Senator Flavius Furianus steht vor eurer Tür und will mit seinem Freund, Senator Tiberius Durus, reden."

    Bevor der Annaeus etwas sagen konnte, erwiderte Furianus schnell die Bedenken des Sedulus.


    "Man kann eine seit Jahrhunderten friedliche Provinz nicht mit einer Grenzprovinz vergleichen, in der jeden Tag ein kleiner Anlass für einen Krieg sorgen könnte.
    Und warum es nicht in Hispania funktionieren könnte? Nun ja, in Hispania leben Römer, in Germania auch viele Barbaren. Ich glaube nicht, dass in beiden Provinzen diese Härte, von der du sprichst, wirklich gleichsam effizient wäre. In Germania schon, in Hispania würde ich das stets dementieren."


    Anders als sein Onkel, so schien es dem Flavier, konnte man mit dem anderen Germanicus sehr wohl vernünftig reden, ohne gleich auf den Stand dezimiert zu werden.

    Der Senator war, so schien es, mehr verwundert als Livianus selbst. Freilich hatte Furianus nicht mit solch einem, zugegebenermaßen neutralen, doch nicht feindseligem Begrüßungswort gerechnet.
    Ein wenig verblüfft brauchte er einige Herzschläge, um leicht lächelnd zu antworten.


    "Salve, Senator Decimus.", begann er und trat einen Schritt mit offenen Handflächen vor, um die Bereitschaft zu zeigen, dass er keinerlei Waffen bei sich trug, was ja auch lächerlich ware, aber dennoch suggerierte in Frieden gekommen zu sein.
    "Ich möchte mit dir reden. Um Politik, Livianus. Ich hoffe du hast die Zeit und die Bereitschaft dafür."


    Eine nichtssagende Frage, doch er musste sondieren.

    Nun schien die Debatte endlich konstruktiver zu werden, da Avarus schwieg.
    Auf die Frage des anderen Germanicus antwortete der Flavier zunächst mit einem stillen Nicken, um sich dadurch ein wenig Zeit zu verschaffen - die Worte, die er zur Erklärung zurecht legen musste, wären weise zu wählen. Schließlich war es ein prekäres Thema.


    "Vielleicht wird hier ein wenig meine Absicht verkannt. Diese, ich will es nun so ausdrücken, Investitionen in die Sicherheit der Provinz waren nicht die einzigen. Sie wurden nicht primär dafür genutzt, um die Milizenanzahl auszubauen, sondern, um sie so schnell wie möglich auf die alte Anzahl mit einer leichten Erhöhung aufgrund der kürzlichen Ereignisse, anzupassen. Zudem waren die Investitionen in die Infrastruktur der Milizen eine logische Folge - schließlich kann ich ja nicht als Statthalter in Schutt und Asche gelegte Außenposten oder allgemein fehlende Ausrüstung einfach so belassen.


    Es wird hier auch vergessen, dass diese Investition, diese Kosten, einmalig waren - nur für ein Jahr. Die folgenden Jahre, die mein Nachfolger zugebracht hatte, sind logischerweise ohne solch eine Summe vonstatten gegangen, da bereits die Kosten für die Neuaufbauten, die Modernisierungen in Ausrüstung und Infrastruktur in meinem letzten Amtsjahr beglichen worden sind.
    Und sie waren nicht die einzigen Investitionen, schließlich hat der Aufstand nicht nur bei den Milizen seine Spuren hinterlassen, sondern auch in einigen Städten, bei zahlreichen Bauern - die selbstverständlich Entschädigungen forderten."
    , entgegnete er allgemein.


    Dann wandte er sich an Sedulus, der die Thematik einer Legion in den Raum geworfen hatte.


    "Ich stelle es mir unter anderem recht schwierig vor, wenn eine Legion von der Grenze Germaniens vom Imperator abgezogen wird, um in Hispania stationiert zu werden. Vor allem, da der Kaiser selbst vor einigen Jahren die hispanische Legio an die Grenze verlegen ließ. Er hatte seine Gründe dafür die Grenze in Germanien zu stärken - die Grenze seiner Provinz, nicht der Senatorischen.
    Es wäre der Provinz zudem ebenfalls nicht geholfen gewesen, wenn eine Legion, ein zentraler Apparat mit Kastell, sich um die Aufgaben der Miliz über die ganze Provinz Hispania verstreut kümmern müsste - es wäre rein organisatorisch völlig illusorisch gewesen.
    Zudem, wie schon erwähnt, ist die Miliz ein unabdingbarer Bestandteil des Verwaltungsapparates, genauer gesagt dem alltäglichen Leben, eine Legion kann das nicht ersetzen. Zumindest habe ich es noch nicht erlebt, dass ein Legionarius polizeiliche Aufgaben, wie Verfolgung von Dieben, Korruptionsbekämpfung oder Sonstiges vollziehen musste. Dafür ist ein Legionär nicht ausgebildet.
    Wahr ist, dass eine Legion in Hispania sicherlich ein Gefühl von Sicherheit geben kann. Doch, werte Kollegen, sollten wir auch nicht vergessen, dass Hispania eine senatorische Provinz ist und wir nicht unbedingt an der Toga des Kaisers zupfen müssen - wenn wir ohnehin die Mittel dazu haben das Problem selbst zu lösen. Und meiner Meinung nach ist es nun zumindest eingedämmt, denn einen weiteren Aufstand kann wohl niemand ausschließen, nirgendwo.


    Und wenn die Senatoren immer noch Bedenken um den Punkt des angeblich über alle Maße gestiegenen Anteils der Milizen haben, so verweise ich gerne auf den Bericht des damaligen Quaestors, den ihr mir zur Kontrolle gesandt hattet, wie auch auf die Berichte meines Nachfolgers - beide enthielten keinerlei Erwähnung von einer Milizenarmee oder Sondergleichen.
    Ich habe die Miliz nicht über alle Maße ausgebaut, sondern wieder gestärkt aufgebaut."


    Der Neu-Senator, ein Annaeus Florus, von dem Furianus auch schon gehört hatte, schien ebenfalls eine Wortmeldung zu haben. Doch da der Consul sie ihm bis jetzt noch nicht gestattete - und dieser sowieso nicht reden durfte, wenn ein ranghöherer Senator gerade sprach - wartete Furianus lieber mit seinen Ausführungen und bedeutete dem Consul mit einem Nicken, dass er selbst geendet hatte, damit der Annaeus sprechen konnte.

    Mürrisch saß Flavius Furianus auf seinem Platze und verfolgte die Regung von Purgitius Macer. Nachfragen waren es also. Verwundert blickte der Flavier um sich, schließlich schien er alleine sich an eine Senatsdebatte, vor einigen Jahren, zu erinnern, die in seiner eigenen Abwesenheit genau über dieses Thema geführt wurde. Er hatte sich damals schriftlich dazu geäußert. Vielleicht verdrängten die Herren dies ja gerne.
    So erhob er sich, um weiterhin den Papagei zu spielen.


    "Nun denn, gehen wir darauf ein.", begann er und erhob sich abermals, um nun in gewohnter Manier durch die Halle zu schreiten. Es würde ein langer Vortrag werden.
    "Einige von euch, werte Kollegen, sehen meine Handlung mit argwöhnischem Blicke. Einige betrachten mich wohl gar als Ursupator, also werde ich dazu, abermals, Stellung nehmen.
    Betrachten wir zuerst die Umstände der Angelegenheit."
    , dann wandte er sich in Richtung des ehemaligen Proconsuls, Matinius Agrippa.
    "Mir wurde von euch, werte Kollegen, eine Provinz anvertraut, die stets als Hort der Sicherheit, als beschauliches Fleckchen Erde, als eine der treusten und ältesten Provinzen Italias galt. Und in eben dieser Provinz brach ein Aufstand sondergleichen los!", er hob drohend den Zeigefinger in die Höhe.
    "Ein Aufstand, meine Herren, der den göttlichen Iulianus dazu bewog seine Praetorianer in die Provinz zu entsenden! Keine Auxilia, keine Classis, die in Hispania beheimatet, nein, SEINE Praetorianer!", ein kurzer Moment der Stille und Flavius Furianus merkte leiser an:
    "In diese Provinz ward ich entsandt."
    Er blieb kurz stehen und ließ die Stille danach den Raum einnehmen. Er blickte sich um, suchte Augenpaare und Gesichter ab, um dann die von ihm geschaffene Stille jäh zu durchbrechen.
    "Wie soll sich da ein Statthalter verhalten? Ich selbst und auch ihr solltet euch nichts vormachen. Ich fürchtete mich vor der Situation. Es war stets, wenn auch latent, die Angst um einen weiteren Aufstand. Die Provinz war gebeutelt, die Aufständischen haben Angst und Schrecken in der von Sicherheit verwöhnten Provinz hinterlassen. Könnt ihr euch vorstelle, wie sich die Menschen fühlen, die den Krieg nur durch Worte, seine Schrecken nur durch Metaphern und Kunst bisher kannten und nun dies, hautnah, erleben?! Sie sind verstört, verunsichert.
    Dann möchte ich noch das öffentliche Bild Roms gerne erwähnen. Diese Menschen sehen die Auxiliaeinheiten und die Classis Hispaniens machtlos vor den Aufständischen, sie sehen, wie der Kaiser selbst seine Praetorianer entsenden muss, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Und nun seid ehrlich zu euch selbst - würdet ihr als einfache Bauern weiterhin Rom, der Schutzmacht, vertrauen?! Ich würde es nicht und ich verstand, verstehe immer noch, wie sich die Menschen damals fühlten."

    Er blieb wiederum kurz stehen und erhob seinen Finger in die Höhe.
    "Und dann ziehen noch die Retter, die kaiserlichen Praetorianer, einfach ab!"
    Wiederum blickte er in die Gesichter seiner Kollegen und furh fort durch die Halle zu schreiten - stets in klaren und harten Worten sprechend.
    "Und diese Garde wird von einem neuen Statthalter ersetzt. Einem Mann! Vermag dieser die drohenden Konflikte, neue Aufstände, Verbrechen abzuwehren? Nein!
    Mir wurde eine vom Aufstand gezeichnete Provinz hinterlassen - eine Provinz in Angst vor weiteren Unruhen, eine Provinz mit keinerlei Vertrauen in die Schutzmacht Rom!
    Doch dem nicht genug, mir wurde ein - besonders im Hinblick auf die Sicherheit - rückständiger, verängstlichter, stark dezimierte und schlecht bewaffnete Sicherheitsapparat übergeben. Ich habe keine Befehlsgewalt über die Classis wie auch keine über die Auxiliareinheiten. Wie sollte ich dann als Statthalter künftig die Sicherheit einer vom Aufstand gezeichneten Provinz dauerhaft verantworten? Vergesst den Umstand nicht, werte Kollegen, in dem ich mich befand - richtet auch danach!"

    Kurz blieb er stehen und dachte kurz nach. Die Fakten hatte er nicht mehr im Kopf und wenn er welche hatte, dann waren sie nur verschwommen. Er hätte sich besser darauf vorbereiten können, wenn dieser Punkt auf der Agenda gestanden hätte. Aber der Germanicus legte ja keinen Wert auf die Befolgung der Senatsregeln, so dass der Flavier alles aus dem Gedächtnis rekapitulieren musste.
    "Ganz konkret musste ich also die Sicherheit der Provinz gewährleisten und zudem, im Hinblick auf den Aufstand, auch ausbauen. Denn nur so konnte ich das Vertrauen der Bevölkerung in ihre Sicherheit zurück gewinnen - das kann man nur durch sichtbare Taten und nicht durch bloßes Gerede, werte Kollegen!
    Ich ließ also von den jeweiligen Regionarii Bestandslisten und Kontrollen vornehmen. Dabei gingen sie recht pragmatisch vor, kennzeichneten Außenposten, Verluste, den Stand der verlorenen oder unbrauchbaren Ausrüstung - auch die, welche veraltet erschien -, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Milizen, ihren Ausbildungsstand und ihre Zahl an sich.
    Die Berichte waren beunruhigend, denn die Vielzahl der Männer war schlecht ausgebildet, die Ausrüstung mehr als mangelhaft - dazu zähle ich auch die Lager und Außenposten der Milizen. Und vor allem ihre Anzahl war stark dezimiert - der Aufstand hatte hier seinen Preis gefordert. Und auch die Angst vor einem weiteren Aufstand verschreckte enige der Milizen schon jäh.


    Ein weiterer wichtiger Kostenpunkt waren die Witwenrenten. Das ist der einzige Punkt, an dem ihr mir ernsthaft Fehlverhalten vorwerfen könnt.
    Ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, dass die Frauen und Kinder der im Kampfe für das Volk unseres Reiches gefallenen Männer hungern müssen! Es ist unverantwortlich der Familie eines Milizen einen gewissen Rückhalt des Staates zu entbehren! Es ist unsere moralische Pflicht! Dafür könnt ihr mich gerne richten!
    , sagte der Flavier erbost in die Runde und wurde leicht rot. Das Reden war manchmal doch anstrengender, als es aussah, und der Pathos eines Sophisten machte dies nicht leichter.
    "Die Mehrkosten belaufen sich also auf verschiedene Renovierungen von Außenposten, Lagern und anderweitigen Posten der Milizen, die durch den Aufstand zerstört oder in Mitleidenschaft gezogen worden waren.
    Ausrüstung ließ ich austauschen, wiederherstellen oder erweitern.
    Den Sold der tapferen Männer hob ich, wenn auch marginal, was hier wohl vergessen wird, auch an. Es sind keine horrenden Summen geflossen. Schließlich haben diese Männer tapfer das Volk verteidigt und die Bereitschaft in die Miliz einzutreten wurde so auch immens gesteigert - schließlich hat die Provinz beachtliche Einbrüche in der Rekrutierung von Milizen verbucht, was klar auf den Aufstand zurück zu führen ist.
    Und die Witwenrenten waren auch ein Kostenpunkt.
    Das war alles - keine private Armee, keine Befehlsgewalt - schließlich sind die Milizen dezentralisiert über die ganze Provinz verteilt.
    Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Miliz auch polizeiliche Aufgaben ausfüllt und die Sicherheit einer Provinz stets gewährleistet sein muss.
    Dafür habe ich gesorgt, für nicht mehr und nicht minder."


    Noch ein letztes Mal blickte er sich um und begab sich wieder auf seinen Platz unter den Praetoren.

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus hatte dem Schlagabtausch bisher schweigend zugehört. Doch nun räusperte er sich vernehmlich. "Senator Germanicus hat ganz Recht, all diese Fragen zu stellen. Und bevor jemand den Kaiser in seiner Erholungszeit mit dieser Angelegenheit belästigt, sollte der Senat sich eigenständig um Aufklärung bemühen. Senator Flavius, Du weichst nur aus. Wenn Du nichts zu verbergen hast, warum sperrst Du Dich dann so, alles offen zu legen?"


    "Welches Recht hat er dazu?!", entgegnete der Flavier scharf auf die Äußerung eines Glatzköpfigen, den er bisher noch nicht kannte. Er wusste, dass dies der wohl nächste Grund für einen Bürgerkrieg sein konnte, aber Potitus selbst konnte schließlich niemand einschätzen.
    "Der Germanicus hat kein Recht seine Behauptungen als Wahrheit hinzustellen. Es sind Behauptungen ohne jegliche Grundlage - und auf diese Behauptungen habe ich entsprechend zu reagieren. Ich habe auf alle seine Mutmaßungen geantwortet, teilweise habe ich mich sogar wiederholt.
    Und ich bin keiner dieser dressierten Vögel aus Africa, die stundenlang alles wiederholen können und möchten."
    , entgegnete er in ruhigerem Tone an den Glatzköpfigen und setzte sich wieder.


    Diese Anschuldigungen entbehrten des Respekts ebenso wie der Rechtsgrundlage, was schon einige Senatoren anmahnten, jedoch diese Starrsinnigen nicht zu interessieren schien.

    Flavius Furianus war stets von der Baukunst fasziniert gewesen und da er sich persönlich schon recht detailliert mit der Thematik der Wasserstraßen befasst hatte, da dürften normale Straßen nicht fehlen.
    Außerdem wurde der Kurs von Aelius Quarto abgehalten. Solche Kurse waren rar.
    So trug ein flavischer Sklave am späten Nachmittage folgenden Namen ein.


    Lucius Flavius Furianus

    Über den Wortwitz, des doch zumeist sachlichen und steifen Senator Macer, musste der Flavier doch lächeln.
    So nickte er dem Purgitier freundlich zu und wartete selbst, was der Barbar darauf zu antworten vermochte.


    Er war es langsam leid. Dem Germanicus würde er schon zeigen, was politische Kriege denn wirklich waren - und wie man sie richtig führte.
    Sofort begann er sich einige Notizen im Kopf zu machen, die er dann nach der Sitzung an seinem Schreibtisch auch schriftlich manifestieren würde.
    Der Germanicus wollte einen Kampf, der Germanicus würde ihn bekommen.

    Furianus nahm die Informationen mit stummen Nicken entgegen. Die Einschätzung des Freundes war jedoch ein Punkt, an dem er doch reagieren musste.


    "Das, muss ich ehrlich sagen, nehme ich auch an. Doch er wird es schwer haben im Senat und gleichzeitig bei den Legionen Befürworter zu finden - wenn er sie jetzt nicht schon hat. Leider war meine Abwesenheit in Aegyptus nicht gerade von Informationsflut gekennzeichnet.", denn seine größte Besorgnis war, dass diese Barbaren - wie er Emporkömmlinge häufiger nannte - sich zusammen rotten konnte. Dabei dachte er an den Barbaren der Germanici sowohl als auch an den Praefectus Urbi höchstselbst.
    "Ich muss mir selbst ein Bild von ihm machen, Balbus. Er ist sehr gefährlich für das Reich.", schließlich riskierte selbst ein Flavius Furianus lieber eine Amtsgewalt der Aelier, die seinem Geschlechte alles andere als freundlich gegenüber standen, als die eines Niemand, eines Nichts, einem Mann ohne Vergangenheit, folglich einem Mann ohne Verpflichtung, Ehrgefühl und Moral.
    "Daher, Balbus, finde ich persönlich die Wahrscheinlichkeit eines die Seiten schnell wechselnden Verwaltungsapparates nicht einmal so abwegig. Es sind viele Sklaven darunter, Freigelassene, Emporkömmlinge. Sie haben wenig mit dem Kaiser, der aelischen Familie oder mit unseren Moralvorstellungen gemein. Seien wir doch ehrlich. Es ist einem Libertinus egal, wenn er Millionen im Jahr als Ressortleiter verdient, wer ihm das Geld überreicht oder wer ihm die Freiheit geschenkt hat, denn nehmen kann man sie ihm nicht mehr. Und die Lokalpolitiker haben mit Rom so viel gemein wie ein Hund mit einer Katze - sie folgen blind jedem, der die Macht an sich reisst."


    Und das war die Überleitung auf ein anderes Anliegen, welches er hatte.


    "Ich habe vor kurzer Zeit erfahren, dass ein flavischer Spross, ein Flavius Piso, im Palast beschäftigt ist. Er scheint mir ein wenig naiv, aber doch nicht unklug und auf keinen Fall schlecht ausgebildet zu sein. Ich nehme mich ihm an, er wird mein Schützling, denn auch ich werde älter und mein Platz im Senat steht, da ich keinen leiblichen Sohn habe, daher für Junge offen. Dass es ein Flavier sein sollte, ist nicht mein Eigeninteresse, sondern auch das des Kaisers selbst sollte er sein - wir sind loyal und ein Garant für Stabilität.
    Und wenn wir die Thematik am Kaiserhof betrachtend hinzu ziehen, wäre es sicherlich von Vorteil, wenn Flavius Piso weiter in den Ämtern aufsteigt, anstatt ein paar Scribae unter seiner Verantwortung zu haben. Was hälst du persönlich von ihm? Wenn du sagst, er tauge nichts, dann dürfen wir über ihn kein Wort und wegen ihm keine Zeit verschwenden."


    Er ließ es offen. Balbus würde ihn besser einschätzen können, er war schließlich auch, sofern sich der Flavier nicht täuschte, der Vorgesetzte des Jünglings.

    "Es ist eine Farce, Senator Purgutius.", antwortete der Flavier leicht lächelnd und kokett.


    Dann drehte er sich zu seinem Nachbarn, einem Cornelier, und sagte spürbar leiser...


    "Da braucht jemand eine Selbstinszenierung. Nun versucht sich der Germanicus wohl als Bewahrer von Tradition und Moral. Komisch nur, dass er noch vor einigen Jahren uns als Nachfahren von Dieben und Romulus wie auch Remus als Banditen beschimpfen konnte. Welch´Sinneswandel.", lachte der Flavier, da diese Situation nur entweder ein Weinen über diesen kläglichen Versuch des Barbaren oder ein Auslachen des Barbaren zuließ. Er entschied sich für die amüsantere Variante.

    Dass sein Freund für ihn das Wort ergriff, das war nicht selbstverständlich, doch wie einfach Durus die Hetze des Avarus hinfort fegen konnte, war selbst für den Flavier ein Zeugnis von guter Redekunst oder einfach einem gewandten Anwalt. Beides war Durus wohl und Flavius Furianus hatte schon ein schlechtes Gewissen gegenüber seinem Freund, den er bisher noch nicht besucht hatte - doch er musste zuvor einige Dinge klären.
    So erhob er sich abermals.


    "Deine Hetzjagt, Germanicus, ist für uns alle mehr eine Farce denn eine konstruktive Befragung.", fing er an und erhob danach die Stimme.


    "Es reicht nun!", war dann knapp und deutlich zu hören, bevor er weiter, in ruhigerem Tone, fortfuhr.
    "Es reicht nicht, dass du haltlose Behauptungen, geradezu deine lächerlichen Fantasien, in den Raum werfen musst. Nein, dein Benehmen, jedes Wort aus meinem Munde umzudrehen, wie es dir beliebt, ist reine Unverschämtheit und entehrt ebenso diese Hallen, wie deine Anwesenheit und diese Zeitverschwendung.", worauf der Flavier gerne ein: "du Schandfleck der Geschichte", hätte am liebsten folgen lassen. Aber davor musste er sich hüten. Seine Contenance wusste er schließlich zu halten.


    "Wenn du etwas anzuprangern hast, dann tue dies mit den richtigen Beweisen. Einfach zu bellen, gehört nicht dazu.
    Wenn du Beweise hast, bringe sie vor, zeige mich von mir aus an."


    Das Gesicht des Flaviers glich dem einer Statue, es regte sich kaum, die Worte flossen und die Augenhöhlen waren dunkel, als er dem Germanicus in die Augen blickte. Und er ging auf die haltlosen Anschuldigungen abermals ein. Eigentlich unnötig, aber diese Genugtuung wollte er dem Starrsinnigen nicht gönnen.


    "Ich habe Berichte erstattet. Schaue in die Archive.
    Meine Decreta Provincialis wurden veröffentlicht und in den Berichten habe ich es ebenfalls ausgeführt.
    Ich habe keine Armee gehabt, ich war kein Legat, mir unterstanden keinerlei Truppen, so dass das Recht auf Verteidigung stets das des Kaisers und seiner Legaten war. Ich hatte und habe keinerlei militärische Weisungsbefugnis.
    Ich habe ebenfalls kein Geld rausgeschmissen. Ich habe den Sold erhöht und mir ist nicht bekannt, dass dies eine Straftat ist - zudem kann ich dein verzerrtes Bild einer Statthalterschaft nicht nachvollziehen. Wenn du denkst, ein Statthalter könne es sich leisten jedes Mal eine Anfrage an den Senat zu schicken, wenn er eine Sesterze für die Provinz auszugeben hat, dann würde ich es sehr begrüßen, wenn der Senat Senator Germanicus doch bitte in eine Provinz entsendet - jedoch nur unter der Prämisse, dass sich Senator Germanicus ohne ein Abnicken des Senates nicht einmal aus seinem Hause entfernen darf.
    Wenn du so eine Statthalterschaft siehst, Senator Germanicus, dann fehlt es dir an praktischem Verstand."


    Dann setzte er sich.


    "Mehr habe ich dazu nicht zu sagen, denn weitere Rechtfertigungen würden bei Senator Germanicus ja sowieso kein Gehör finden, sondern zum Nährboden für eine weitere, unnötige, Erwähnung seiner Spinnereien führen.
    Die Möglichkeiten, die er hat, habe ich wie auch Senator Tiberius aufgezeigt."


    Schließlich gab es noch wichtigere Thematiken, als ein personlicher Feldzug eines Schwachsinnigen ohne jegliche Beweislast.

    Das musste ja nun kommen, dachte sich der Flavier schon im Entzücken ob seines visionären Blickes den germanischen Barbar betreffend. So stand er ebenso stoisch auf. Nun war er nicht in Hispania, nun würde er seinen Namen verteidigen können und den Gerüchten einer faulen Zunge den Gar ausmachen.


    "Nun denn, wie wir alle wissen, nagen Hunde auch nach Wochen an fleischlosen Knochen.", kommentierte er diese Rede des Germanicus und fuhr anschließend fort.
    "Ich mag lange nicht in Rom geweilt haben, führwahr, aber ich kann mich nicht entsinnen, dass in meiner Abwesenheit die Sitten und Bräuche, die ungeschriebenen Regeln des Senats, in irgend einer Weise abgeändert wurden.
    Daher würde ich gerne Senator Germanicus Avarus darum bitten eben diesen Regeln zu folgen und sein Anliegen von den Konsuln auf die Tagesordnung setzen zu lassen und nicht einfach nach Belieben etwas in den Raum zu werfen."
    , ja, fürwahr ein gutes Stichwort, denn der Germanicus warf doch schon Einiges in den Raum.


    "Aber ich werde mich dazu äußern, da mir bisher nicht die Möglichkeit gegeben wurde und nicht weil Senator Germanicus meint mich hier in´s Kreuzverhör nehmen zu müssen.


    Zuerst einmal muss ich Senator Germanicus recht geben. Es ist so, wie er sagt. Dies, was auch seinem Munde entspricht, sind nichts weiter als Geschichten, Mythen und Halbwahrheiten. Nennen kann man es, wie man will.", mit diesen Worten blickte er durch die Reihen der Senatoren. Nicht alle, nicht viele, aber doch einige von Ihnen waren sicherlich, wie der Germanicus, die Erschaffer dieser Rufschädigung gewesen. Damals war er erbost, gefesselt an sein Amt in Hispania, vielleicht auch desillusioniert von der Idee eines rechtschaffenen Senates. Heute stand er hier in stoischer Ruhe und konnte endlich alles aus dem Wege schaffen.
    "Zuerst einmal möchte ich sagen, dass nach der versuchten Rufschädigung durch Senator Germanicus Avarus, ich keine großen Chancen auf eine Auszeichnung des Senates nach meinen beiden Amtszeiten hatte - zumal ich mein Amt aufgrund des mangelnden Vertrauens in meine Person nieder gelegt hatte. Zudem war ich schwer erkrankt und nicht nur mein engstes Umfeld weiß davon, sondern wohl auch ganz Tarraco wusste es, später ganz Athen und Alexandria.
    Ich zählte meine irdischen Tage schon und ich habe es wohl nicht nur alleine den Göttern, sondern auch der kompetenten Heiler in Aegyptus, zu verdanken, dass ich hier unter euch stehe. Die Erlaubnis, in Aegyptus zu weilen, hat mir der Augustus selbst erteilt."
    , denn seine grauen Haare waren der beste Beweis für all´die Stapazen in seinem Inneren, die er hatte durchleiden müssen. Er war wahrlich ein Anderer geworden.
    "Das ist wohl unter dem Begriff des Halbwissens zu unterteilen, Senator Germanicus. So wie auch die von dir gerade geäußerte Tatsache ich hätte die Curie Hispaniens ausgesetzt. Völliger Blödsinn. Das Einzige, was ich diesbezüglich tat, war die Ernennung der Mitglieder durch meine Person, da weder das Volk Hispaniens noch die Bürger Tarracos ein Mindestmaß an Interesse am Wahlausgang zeigten und ich es für richtig befand am Ende eine vom Proconsul ernannte Curie zur Seite zu haben, anstatt gar keine, da niemand zur Wahl ging.", womit er auch im völligen Gesetzesrahmen gehandelt hatte, da das Recht des Statthalters zur Ernennung sogar in der Lex Provincialis manifestiert war. Die Tatsache, dass niemand davor Gebrauch von diesem Recht machte, war noch lange kein Grund für eine Anklage.
    Man fuhr mit dem Wagen auch nach links, obwohl man tausende von Meilen immer rechts abgebogen war - die Gewohnheit zu verlassen war niemals ein Rechtsbruch.
    "Unter Mythen und Geschichten kann ich deinen polemischen Ausspruch die Auszeichnungen betreffend unterordnen. Da ich die Curie niemals ausgesetzt habe und nur diese das Recht hatte mir irgend welche Auszeichnungen zu verleihen, kann ich mir nichts selbst verliehen haben.
    Gerüchte sind es auch, ich hätte Klienten in die höchsten Gremien der Provinz gehoben - Gerüchte, wenn du nur dies als alleiniges Merkmal ansiehst. Ich habe fähige Männer gehabt, die nach ihren Kompetenzen hin hohe Ämter bekleideten und nicht, weil sie meine Klienten waren. Wenn du das sagst, wirst du auch dem Divus Iulianus das Gleiche vorwerfen können, uns allen, die wir hier sitzen, ein Amt bekleiden und Klienten haben. Es ist nur natürlich gewesen, dass eine endlose Zahl an Klienten in Tarraco an mich heran getreten ist, denn jeder erhofft sich durch solch ein Patronat eine Förderung - so wie die Klienten des Divus Iulianus einst, so wie die des Senators Aelius Quarto, die deinigen, unsere Klienten.
    Diese Männer wurden das, was sie wurden, nur aufgrund ihrer Kompetenzen und wenn du so argumentierst, Senator Avarus, wie zuvor, müsste jeder Mann, dessen Patron in übergeordneter Stellung ist, niemals auf eine Befröderung hoffen, da sein Patron sich fürchtet solche Vorwürfe, wie du sie gerade stellst, zu erhalten."
    , außerdem hievte jeder seine Verwandten, Klienten, Freunde oder sonstige nahen Menschen stets nach oben. Es lag in der Natur des Menschen den Nahen mehr zu helfen als den Fernen.
    "Die Verbindlichkeiten Rom gegenüber sind auch brodelnde Gerüchte deiner Zunge.
    Ich warte eigentlich noch sehnsüchtig auf deinen Vorwurf ich häte eine private Armee aus Milizen irgendwo in Hispania stehen, die auf Abruf gen Rom marschiert."
    , er konnte sich nun ein Kopfschütteln nicht verbieten.
    "Völliger Blödsinn und Polemik von dir und anderen, nur um meiner Person zu schaden."



    edit: Rechtschreibteufel eingeschlichen...

    Von dem kläglichen Versuch das desaströse Geschäft mit seiner Musik doch noch zu verteidigen, war der Flavier gar nicht beeindruckt. Im Gegenteil, seine kleinen Äderchen am Hals waren zu sehen, als er doch bemerkte wie spaßig der Junge das hier alles fand.


    "Wenn du nicht einen Deut an Selbstbeherrschung aufweisen kannst, dann scherrst du dich gleich hinfort in dein Dorf, aus dem du kamst! Und ich werde dafür sorgen, dass du auch dort bleibst!", rief er dann in des Piso Gesicht, so dass die Sklaven ein wenig erschracken. Sein Brustkorb bewegte sich schneller als zuvor und er brauchte erst einmal ein paar Minuten, um seine Contenance wieder zu finden.


    "So.", beendete er abrupt seinen Anfall und fing wieder an herum zu gehen, wobei seine rechte Augenbraue doch noch stets hoch gezogen blieb.


    "Ich bin alt genug, um zu wissen, dass solcherlei Überraschungen, wie du es nennst, sich nicht zum Guten wenden.", kommentierte er die Pläne des jungen Flaviers und hielt dann inne.
    "Solange ich nicht sage, dass sie aus bestem Hause ist, ist sie es nicht und wir werden alles Mögliche unternehmen, um dich aus dieser Bindung zu befreien. Sofern es eine gibt."
    Bei dem letzten Satz sah er den Jungen fragend an und hoffte, dass er nicht noch mehr Probleme machen würde. Zur Not würde Furianus einige Tausender opfern müssen, um den Vater des Görs zu bedienen.


    Dei Fragen hinsichtlich der politisch angemessenen Art und Weise öffentlich aufzutreten, waren schon erfreulicher Art. Zumindest schien er da nicht so verbohrt wie zuvor. Und so fand auch der Flavier die Muse einiges näher zu erläutern.
    "Die Factiowahl überlasse ich dir, denn mein Vater ist zum Beispiel Anhänger der Veneta, Arisitedes, sofern ich mich nicht täusche, ebenfalls. Und Gracchus, da bin ich überfragt. Die Wahl einer Factio ist keine politische Angelgenheit mehr - früher war sie dies durchaus. Es steht dir also frei anzufeuern wen auch immer du für anfeuerungswürdig hälst.
    Zu den Barbaren müssen wir wohl nichts mehr sagen, nehme ich an. Sie sind von der Öffentlichkeit zu tilgen, nicht mehr und nicht weniger. Und so schnell wie nur möglich."
    , die weitere Frage war dann doch ein wenig differenzierter zu betrachten. So recht wusste der Flavier darauf auch keine Antwort, so dass er politisch korrekt etwas daher sagen musste.
    "So pauschal kann man nicht sagen zu welcher anderen patrizischen Gens wir sehr enge Beziehungen haben. Mir ist es auch gleich, denn ich sehe unseren Stand geeint. Wir müssen geschlossen gegen die vorgehen, die uns angreifen - und das sind die Homini Novi. Zumindest im Regelfalle.
    Wenn ich mir die Heiratspolitik anschaue, so haben wir mit den Claudiern die meisten Eheversprechen. Meine Mutter war, falls du es nicht weißt, ebenfalls aus diesem Hause. Die Verbindungen zur Aurelia sprossen zwar, sind jedoch alles andere als gefestigt. Da müssen wir unbedingt Flavia Celerinas Rolle aus Hausherrin der Villa Aurelia forcieren. Das darf nicht ins Stocken geraden, denn die Aurelier haben viele aufstrebende Politiker in ihren Reihen. Zu der Tiberia haben wir bisland keine heiratspolitischen Verbindungen schließen können, auch wenn ich schon zwei Male mit einer Tiberia verlobt war - vielleicht wollen es die Götter so. Das heißt, es ist noch Vieles ausbaubar.
    Pauschal kann ich deine zweite Frage nach den Plebejergentes nicht beantworten. Viele sind auch wankelmütig oder setzen ihre Segel mit dem politischen Wind. Also falls ein Germanicus schon wieder gegen uns hetzt, wird man hier und da ein paar Befürworter vernehmen und dann doch uns gutmütig gegenüber stehende Senatoren. Dies kann sich aber, wie gesagt, jederzeit ändern. Persönliche Beziehungen und Freundschaften zu den jeweiligen Senatoren sind also von äußerster Wichtigkeit. Besonders zu den Aeliern, da wir durch die vergangenen Taten unserer Kaiser nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine familiäre Freundschaft mitbringen.
    Zu der Decima? Nun, ich kenne meine Meinung, deine Eigene musst du dir selbst bilden. Aber ich werde dich darüber unterrichten, falls wir uns mit Familien zerstreiten sollten - außer den Germanicii."

    Auf den folgenden Sachverhalt wusste er jedoch überhaupt keine Antwort und so zuckte er mit den Schultern.
    "Keine Ahnung, ob die Germanicii wirkliche Barbaren sind. Wer weiß das schon. Aber wie sie sich im Senat gebaren, dann sind sie es durchaus. Ein ungehobeltes Pack ist das, aber das wirst du schon spätestens als Senator zu spüren bekommen."


    Eine Frage stellte der junge Bursche, mit der der Senator niemals gerechnet hätte. Wirklich eine spezielle und recht wichtige Frage. Da hatte jemand mitgedacht und Furianus zeigte sich erfreut über solch einen Eifer.


    "Sehr schön, diese Thematik ist wichtig. Ich würde dir jedoch raten in dieser Zeit ein wenig zu warten. Der Kaiser ist angeschlagen, dieser neue Praefectus Urbi hat deutliche Ambitionen danach den Thron zu übernehmen...nun ja, da könnte eine falsche Wahl verheerend sein.
    Früher hätte ich dir zu Vinicius Hungaricus geraten oder gar dem Kaiser selbst, aber da ich gehört habe, dass Hungaricus nicht gerade ein Lieblingsgesicht in den Augen des Praefectus Urbi ist, rate ich dir da zur Vorsicht."

    Eine Sänfte kam vorbei, ein Wink ward gegeben, ein Sklave eilte zum Sklavenhändler und schrie.


    "500 Sesterzen auf das letzte Gebot, was auch immer das war!", schließlich war die Herrschaft erst seit kurzer Zeit anwesend und bekam vom letzten Angebot nur recht wenig mit.

    Der Missmut Quartos war äußerst offensichtlich, doch tangierte es den Flavier peripher.


    "Ich beantrage ebenfalls die Abstimmung über den meinigen.", erwiderte er schließlich, nachdem Quarto so enthusiastisch sich zu verteidigen gedachte. Es war Furianus letztendlich gleich, ob diese beiden eine Diploma bekommen würde oder nicht, er befand die Leistung nicht als ausreichend und damit war es dies für ihn auch. Er benötigte keine weiteren Gründe.