Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Den Totengräber als produzierendes Gewerbe einzuführen, halte ich nicht für sinnvoll. Erstens, da man sich sicherlich nicht so gern mit einem Totengräber schmückt oder einen eben mal so neben einer Schneiderei, Gerberei oder sonst einem Betrieb besitzt.
    Zudem sollte der Totengräber eine Person sein, die ihr Gewerbe auch nach außen hin vertritt und kein reicher Ritter. ;)


    Zu den Grundstückspreisen:
    Nehmen wir mal an, ein Grabstein kostet etwa 1000 Sesterzen. Das ist für einen normalen Bürger schon machbar. Doch wie Marsus schon erwähnt hat, kommen noch Zusatzkosten der Pflege, der Miete für das Grundstück, usw. hinzu. Das heißt, man kommt über einen Zeitraum von etwa 50 Jahren oder mehr auf weitere 1000 Sesterzen alleine aufgrund der laufenden Kosten.
    Das würde heißen, dass ein Verwandter eben mit diesen 2000 Sesterzen beides abdeckt, den Grabstein und die Nebenkosten.
    Kostenfrei wird sicherlich keiner ein Grundstück abtreten wollen. ;)

    Rein wirtschaftlich wäre es sinnvoller den Geldumschlag zu reduzieren und nicht noch in irgendwelche Totengräber zu "investieren". Daher gleich wieder zurück zum Fiskus.


    Für die MN hätte so ein Totengräber sicherlich einiges an Lukrativität.
    Vielleicht sollte man das Amt einführen und die Provinzen bezahlen ihn dann regelmäßig mit, sagen wir mal 50 Sesterzen. Wenn dann ein kleines Grabmal 2000 Sesterzen kosten würde und dies den Provinzen zukommt, könnte man so einen Totengräber 40 Wochen, sprich 10 Monate unterhalten. Und in 10 Monaten sterben noch sicherlich ein paar mehr. :D
    Zudem sollte die Möglichkeit gegeben sein den schon verstorbenen ID´s ein Mahnmal zu erbauen. Zumindest würde Furianus dies für seinen verstorbenen Bruder anstreben - bringt ja auch Prestige für die Familie. ;)
    Wenn dann ein Grabstein ab 2000 Sz. aufwärts kostet, würde sich das Geschäft sowohl für die Provinzen, als auch für den kleinen Totengräber, dessen Arbeitsplatz so geschaffen wird, lohnen. ;)

    Diese halbherzige Ausrede tangierte die Emotionen des Furianus, falls er diese überhaupt jemals würde aufkommen lassen können, in keinster Weise. Statt Mitgefühl zu zeigen, wisch er dies theatralisch mit einer Geste hinfort.


    "Ich habe schon bessere Rechtfertigungen gehört. Du hättest dir sicherlich was Besseres einfallen lassen könne, Furier."


    Dann stand er auf und wanderte mit hinter dem Rücken verschränkten Händen und nachdenklichem Gesichtsausdrat ein wenig umher, bis er ruckartig stehen blieb und sich umdrehte.


    "Ich werde dir dies Amt vorerst noch nicht entziehen, ich werde noch einige Wochen warten. Und da ich so gütig bin und mich um deine Gesundheit sorge, werde ich dir ein Grundstück als Last abnehmen. Zu einem symbolischen Preis von 500 Sesterzen. Bist du damit einverstanden, Furius?
    Oder möchtest du doch lieber ohne Amt und Würden leben?"

    Überrascht blickte Furianus seinem Gegenüber teilweise verwundert, aber auch mit einer gewissen Verachtung, in die Augen.


    "Drei Wahlen verloren?! Das habe ich nitcht gewusst."


    Wieder eine Frage, die ihm niemals beantwortet worden war. Sicherlich aus Scham. Sein Vater war ein stolzer und erfolgreicher Mann gewesen, die Niederlagen des Sohnes hätten ihn sicherlich beschämt und Furianus, der hätte erfahren, dass es auch nicht so schlimm ist einmal zu verlieren. Nein, daher wurde darüber geschwiegen.


    "Nach der ersten Niederlage, Bruder, hätte ich mir große Gedanken gemacht. Nach der Zweiten, hätte ich wohl gar aufgehört mich bloß zu stellen, aber eine Dritte?! Unglaublich. Ich glaube, du und dieser Selbstmörder Octavius Avitus, seid die Einzigen, die ich kenne, welche drei Niederlagen erlitten haben. Das verdreht die Tatsachen und meine Aussage natürlich stark."


    Die Enttäuschung war groß. Nun stürzte auch dieser Ast ein.


    "Das Erste, was du machen solltest, ist dich in Rom zu zeigen und die Kaiserin um Vergebung für die Taten deiner Angehörigen zu bitten. Ein symbolischer Akt, Catus, nichts weiter. Zudem solltest du auch gleich dem Kaiser ein Opfer darbringen. Alles symbolisch. Dadurch wird man deine Absicht und deine Art, überdenken müssen und du erlangst auch wieder die Berühmtheit, die dir gefehlt hat. Du musst wissen, dass Rom stets im Wandel ist. Es sind nicht alles die gleichen Männer, die damals noch im Senate saßen, es gibt viele neue Gesichter, die von diesen Vorfällen noch gar nichts wissen oder auch groß wissen wollen. Doch um die Senatoren, die schon etwas länger in dieser Halle sitzen dürfen, musst du durch Gesten des Friedens und der Reinwaschung deines Namens kämpfen. Denn sie werden es sein, die über deine Zukunft entscheiden werden."


    Sich in Hispania zu verschanzen, davon hielt Furianus wenig. Das würde nur Gerüchte schürren.


    "Du musst deinen Namen vor der Kaiserin und vor allem vor dem zukünftigen Kaiser reinwaschen. Danach kannst du machen, was du willst. Ob du hierher zurückkehrst oder in Rom deinem politischen Werdegang nachgehst, wäre dann deine Entscheidung. In Rom sind derzeit die meisten Flavier. Flavius Gracchus, derzeitig Pontifex und Senator Roms, zudem auch Flavius Aquilius, einer aus der Nebenlinie, ist gerade dabei sich einen Namen zwischen den vielen Aspiranten auf einen Senatorensitz zu machen. Unser Onkel Aristides dient derzeit in Parthia als Centurio. Erstere würden dir in Rom zur Seite stehen, wie wohl auch mein guter Freund Tiberius Durus.
    Und hier in Hispania, kann ich dir Ämter verschaffen. Ich bin Proconsul."


    Honig um den Mund schmieren konnte Catus wahrlich gut. Schließlich konnte es Furianus ebenfalls, so dass es diesem ein Leichtes war zu erkennen, was damit beabsichtigt wurde.


    "Die ist nur eine Möglichkeit der Entwicklung, Catus.
    Es könnte sich genau so schnell in eine andere Stimmung umschlagen, nämlich der, dass gerade nach dem Tode des alten Kaisers sich die Feinde versammeln - um den Proconsul von Hispania. Daher ist es vonnöten, dass du nach Rom reist und um Verzeihung für deine Ehefrau und deinen Sohn bittest. Die Augusta ist in Rom."


    Mit einem Wink wies er den Sklaven in der Ecke an Getränke zu holen.


    "Und außerdem, Catus, befinde ich die Rhetorik für viel mächtiger als die Philosophie. Nicht nur du hast diese Weisheiten in Acchaea erlernen dürfen. Für mich ist es jedoch viel sinnvoller die Menschen, ohne besonderen Hintergrund, das glauben machen zu können, was man auch immer will."

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ENTLASSE ICH DEN
    CENTURIO VIGILUM
    Urbs Tarraco


    TIBERIUS MATINIUS IOVIANUS


    MIT SOFORTIGER WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM X KAL MAR DCCCLVIII A.U.C.
    (21.2.2008/105 n.Chr.)


    AUS SEINEM AMT



    Lucius Flavius Furianus

    Zitat

    Original von Caius Redivivus Evander
    Evander nickte.
    "Ja, in der Tat"
    sagte er.
    "Es geht um den Posten des centurio vigilum. Seit einiger Zeit ist der ehemalige Inhaber dieses Amtes, Matinius Iovianus, nicht nur nicht mehr im Dienst, er weilt auch länger schon nicht in Italia. Seine Person wird allerdings nach wie vor als Amtsinhaber in den Archiven geführt, eine offizielle Bekanntmachung seiner Entlassung aus dem Dienst gab es offenbar nicht"
    erinnerte er den Proconsul.


    "Ja, das stimmt. Ich werde dies gleich veranlassen, da sich der Mann selbst bei mir abgemeldet hatte. Er wird wohl den Vigiles in Rom beitreten."


    Sagte Furianus leicht nickend und schloss das Thema ab. Die Entlassung würde er gleich rausgeben.


    "Noch etwas?"

    Der Regionarus wurde von einem Sklaven in den Garten geleitet und zu Furianus gebracht.
    Dieser stand vor einem tiefen Abhang und hielt eine große Pergamentrolle in der Hand, welche er konzentriert las. Es war ein relativ neues Werk aus Griechenland um die Rhetorik.
    Als er des Mannes gewahr wurde, drehte er sich um und rollte das Pergament zusammen.


    "Salve, Furius Helios. Setze dich."


    Und er wies auf eine Marmorbank, die einen grenzenlosen Ausblick über die Berge und einen Teil der Küste bot.


    "Ich habe dich herbestellt, weil ich mit deiner Arbeit nicht sonderlich zufrieden bin. Du hast auch sicherlich erfahren, dass ich Didius Crassus entlassen habe. Nun, bei dir gedenke ich das Gleiche zu tun."


    Sagte er kühl und in die Ferne blickend.

    "So viel Menschenkenntniss muss man nicht besitzen, um hinter diesem Mann die Schlange zu erkennen, die er ist."


    Winkte Furianus ab und ließ seine Gedanken schweifen. An Avarus zu denken kam Kopfschmerzen gleich.
    Die Ausführungen über diese Neureichen, die meinten im Senat das große Wort erheben zu dürfen, gefiel Furianus schon auf Anhieb, so dass er ab und an nickend zustimmte.


    "In dieser Sache bin ich, nur nicht im Senat, der gleichen Meinung. Es gibt zu viele, die ihren Sitz nur wärmen, jedoch nicht so ausfüllen, wie Rom und unsere Geschichte es verlangt."


    Was ihm jedoch noch stets missfiel war, dass die zuvor gemachten Andeutungen nicht beantwortet werden wollten - von konnten war keine Frage, er konnte es, er wollte es nur scheinbar nicht.


    "Und nun sage ich dir was. Vor ein paar Tagen ist der Kaiser gestorben, dem Caesar geht es scheinbar nicht ganz gut.
    Und nun tauchst du auf, der Mann der Messalina, einer vom Verstorbenen Verbannten, du als Vater des Kindes, welches ein Attentat auf den Kaiser begehen wollte. Als ein Mitglied der Flavier, einstigen Herrscherfamilie.
    Nun sage mir bloß nicht, solche Fragen müssten ungeklärt bleiben! Kannst du dir vorstellen was dein Auftauchen mit meiner Reputation macht?! Ich bin Proconsul, ich muss auf meinen Ruf achten und das Letzte, was ich nun brauche, sind Gerüchte um meine Person, gar Gerüchte um meine Person bezüglich des Thrones! Nein, Bruder, es werden solange keine Fragen ungeklärt bleiben, bis ich nichts mit der Sache zu tun habe. Jetzt jedoch, verlange ich Antworten."


    Dabei schlug er leicht auf den Tisch, um die Bedeutung seiner Worte mit dieser Geste zu unterstützen.


    "Ohja, du sagst es selbst. Vertrauen. Dieses Vertrauen habe ich nicht ohne Antworten von dir zu erlangen!
    Und Philosophie, die Freunden des Lebens? Ich bin verwirrt, Bruder, dient man so Rom? Ich bin nicht unser Vater, ich habe nicht das Recht dir das zu sagen, aber so etwas findet bei mir keine Akzeptanz! Du bist Flavier, du hast nicht nur Rom gegenüber, sondern auch deiner Familie, Vater und mir, eine gewisse Verantwortung.
    Du wirst deine Ehre wiederherstellen müssen, ohne Philosophie und Freuden des Lebens, denn diese haben wir nicht, wir stehen auf, wir arbeiten, wir essen zwischendurch und irgendwann greifen wir nach den Sternen! Doch wir ruhen uns nicht aus, Catus.
    Du warst einst Quästor, du wirst deine politische Laufbahn wiederaufnehmen, du wirst deinen Dienst an Rom ableisten und, Catus, du wirst Senator. Senator wie Vater und ich es sind. Das, Bruder, bist du nicht nur ihm, sondern auch mir schuldig."

    Es war ein Graus für Furianus auch hier beiwohnen zu müssen. Doch er musste Präsenz zeigen, sonst flögen die Gerüchte schneller nach Rom als die Pest es jemals konnte.


    So stand er, unrasiert und dennoch prachtvoll gekleidet, mit seiner Leibgarde, natürlich in Zivil, auf einem kleinen Podest am Tempel und begutachtete die Zeremonie.

    Zitat

    Original von Caius Redivivus Evander
    "Ich verstehe"
    sagte Evander. Das tat er zwar nicht, denn ihm fehlte der Überblick über die Zusammenhänge - z.B. das Verhältnis eines Patriziers zum Kaiser, die entsprechende, überentwickelte Gier nach Macht - wollte aber keine Diskussion darüber anfangen.


    Er zögerte kurz, wusste nicht, ob das jetzt gleich angesprochen werden musste. Dann entschied er sich, das nich unnötig hinauszuzögern.
    "Die Verkündung, dass die Stadt Tarraco in dir einen weiteren einflußreichen PATRON gefunden hat, der sich erfolgreich für ihre Belange in Rom einsetzen kann und sicherlich wird, werde ich am Tage nach Beendigung der Trauerzeit für den verstorbenen Kaiser vornehmen. Um die dritte Stunde im Tempelbezirk"
    Das war gut so, würde es der Stadt doch nach der Trauer eine positive Nachricht sein. Und das konnte sie immer gebrauchen.


    "Gut, so machen wir es."


    Antwortete Furianus und blickte fragend zu seinem Klienten.


    "Gibt es noch etwas zu besprechen?"

    Ein Sklave kam herbei und öffnete die Tür, sofort erkannte er den Patrizier.


    "Salve, Dominus. Eine Nachricht für euch, vom Proconsul und Dominus Furianus."


    Sprach er sogleich in dringlicher Stimme, denn die Mitteilung des Proconsuls lag schon einige Stunden da.

    Geradezu gleichgültig nahm er den Ring und begutachtete diesen kurz. Er schien echt zu sein, aber das Fälscherhandwerk entwickelte sich zunehmend gut und wer wusste schon, ob es denn auch wirklich das Original war. Und wenn auch, der Ring hätte seinem Bruder mit Leichtigkeit entwendet werden können, sowas ging schnell.
    So nahm er den Ring in seine Faust und winkte einen Sklaven herbei, der eben diesen verwahren sollte.


    "Ich werde den Siegelring auf seine Echtheit hin untersuchen lassen.
    Ferner wirst du einigen Personen vorgeführt, die dich sicherlich erkennen könnten, das stimmt."


    Er war sich aber doch schon mittlerweile sicher, dass es der richtige Mann sein müsste. Die Büste des Bruders hatte er stets vor Augen gehabt, es war nicht so schwer die auffällige Ähnlichkeit zu erkennen.


    "Nehmen wir aber zunächst an, du seist der, für den du dich ausgibst."


    Er verurteilte Messalina nicht, das war interessant. Furianus hatte diese Frau nie gekannt, doch eines musste man ihr gut halten - sie hatte Mut und war bereit der Familie wieder den rechtmäßigen Plan auf dem Thron zu sichern. Es war leider gescheitert, man musste sich öffentlich distanzieren. Aber zum Glück wusste niemand, was die Flavier wirklich über das Vergangene dachten. Eine Heldentat war es, diesen Provinzialen, diesen Soldatenkaiser, umbringen zu wollen. Doch leider unbedacht, nicht vollendet gedacht und schlecht organisiert. Einem Jungen konnte man doch nicht vertrauen.


    "Was meinst du, du kannst es dir zusammenreimen? Was hat deine Frau vorgehabt?"


    Sehr interessant, diese komischen Andeutungen. Furianus´Neugier war geweckt.


    "Die Tiberier und die Geschicke Roms leiten? Sie sind vor Kurzem geadelt worden, "Bruder". Wir stellten Kaiser. Ein großer Unterschied, wie ich meine. Aber du wirst sicherlich so freundlich sein und mir diese Anspielungen näher erläutern.
    Außerdem einigt man Familien nicht, indem man mehr als die Hälfte aller Familienmitglieder adoptiert, sondern durch geschickte politische Hochzeiten. Ahja, ich werde bald auch heiraten - eine Tiberia."


    Das war höchst interessant, wie Furianus sich mehr und mehr eingestehen musste. Vielleicht plante Vitamalacus doch einen Zug nach Rom und das plötzliche Auftauchen seines Bruders hing sicherlich damit zusammen.
    Die Drohung gegenüber seiner Person übersah Furianus. Schließlich hätte er seinen Bruder schnell und lautlos beseitigen können, aber er vergoss nicht gerne sein Blut, auch wenn es nur adoptiertes Blut war.
    Doch nun fiel der Name Avarus. Der Name, der stets Übelkeit in Furianus aufkommen ließ. Dieser Barbar, der einst, wie auch immer, zum Senator wurde und nun gierig sein Geld hortet. Ein Graus für jeden ehrbaren Bürger Roms.


    "Weißt du, für deine Aussage über Senator Avarus, könnte ich dich umarmen, "Bruder"."


    Und er lächelte leicht.
    Was jedoch über den Thron gesagt wurde, erhielt die größte Aufmerksamkeit, die Furianus in einem Gespräch aufbringen konnte. Er richtete sich in seinem Stuhl leicht auf und beugte sich näher an seinen vermeintlichen Bruder.


    "Was sprichst du da? Inwiefern hast du etwas bewiesen, wie hast du es bewiesen? Erzähle mir mehr."

    Ich bin ein ER, Evander. :P


    Habe mich damit auch ein wenig beschäftigt und dachte es müsse irgendwo offiziell erwähnt gewesen sein, sprich eine Urkunde existieren, die dann das Patronat festlegen würde. Da ich nichts fand, wollte ich es so ausspielen. Vielleicht wissen die SL-Götter ja, wo man suchen muss. :P


    Diese Klienten, da holt man ihnen die Sterne vom Himmel und dann sowas...also wirklich...*grrr* :P ;)

    Furianus, der noch immer über den Schreibtisch gebäugt und mit gesenktem Kopf stand, verharrte nach den letzten Worten des Mannes still und leise. Doch nach einigen herzschlägen, zuerst leise, dann lauter, verfiel er in ein Gelächter. Lachend erhob er den Kopf und fing an zu klatschen.


    "Wirklich gut, Fremder, wirklich gut."


    Im Grunde hatte Furianus seiner anfänglichen Skepsis und Verwunderung schnell entsagt und war der ratio gefolgt.
    Die Hände hinter dem Rücken verschränkt und mit einem amüsierten Gesichtsausdruck, fing er an umher zu wandeln.


    "Das könnte wahrlich Stoff für das Theater sein, wirklich einzigartig, ein tot geglaubter Bruder kehrt heim. Ja, aus der Feder eines Künstlers könnte dies stammen."


    Dann hielt er inne und fixierte das Gesicht des Fremden.


    "Aber betrachten wir mal meinen Standpunkt.
    Ich sitze in meinem Officium und gehe meiner Pflicht nach, als es plötzlich klopft und ein Mann eintritt, der sich Gaius Flavius Catus nennt.
    Gaius Flavius Catus, mein Bruder dem Papiere nach, welchen in schon einmal gesehen habe - ja, eine kleine Büste habe ich gesehen. Eben jener Bruder, der nicht mein Fleisch und Blut ist, nicht das meines Vaters, ein adoptierter Bruder. Weiß ich woher? Nein. Habe ich jemals Antwort darauf bekommen? Nein.
    Besagter war liiert mit Flavia Messalina, einer Frau, die gegenüber dem Kaiser in Ungnade gefallen ist, da ihr Sohn versucht haben soll diesen zu ermorden. Besagter hat unzählige von ehemaligen Tiberiern adoptiert. Wozu? Ich weiß dies eben so wenig.
    Nicht einmal von der Existenz meines Zwillingsbruders habe ich vor ein paar Jahren gewusst. Ahja, dieser ist nun verstorben.
    Kommen wir zurück zu Flavius Catus, meinem Bruder, welchen ich weder gesehen, noch gesprochen habe. Mein Vater hüllt sich sowieso in dieser Sache geschickt in Schweigen. Mein Bruder verschwand, keiner weiß warum und weshalb, kurz vor meiner Rückkehr nach Rom spurlos. Er wird als verstorben geführt."


    Er fing wieder an umher zu spazieren.


    "Und nun kommst du, behauptest eben jener verlorene Bruder zu sein, der nicht nur Schande durch ominöse und unzählige Adoptionen von unwichtigen Tiberiern auf sich lud, sondern auch durch sein Eheweib den Verdacht des Kaiserhofes auf unsere Familie lenkte den Thron an sich reissen zu wollen. Dieser Bruder, ahja, ein Erbe des Vermögens meines Vaters, kommt nun zu mir, dem Proconsul und wohlhabenden, was auch untertrieben wäre, Senator Roms und verlangt, dass ich diesen mit offenen Armen empfange.
    An was würde mein Verhalten, diesen Bruder ohne jegliche Überprüfung, ohne jeglichen Verstand zu empfangen, denn grenzen? An wahrlicher Dummheit oder naivem Verhalten? Beides liegt mir nicht."


    Mit diesen Worten setzte er sich und wies mit der rechten Hand auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.


    "Aber zunächst wirst du mir sicherlich beweisen können, dass du der bist, dessen Namen du genannt hast, um dich vor dem Kerker und dem Tod noch zu retten. Du musst nämlich wissen, dass die Ausrede, dies sei nur ein Witz gewesen, kein Lächeln auf mein Gesicht zaubern würde, sondern eher die Lust dich in den Kerker werfen zu lassen."