Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    "Wenn dem so ist, dann kritisiere ich an deiner Selektion folgendes. Sie ist und bleibt eine Selektion, die du inmitten des Senates forderst.
    Eine Aufspaltung in Consulare und eben einfache Senatoren, wenn es diesen Begriff überhaupt gibt. Natürlich hat sich ein Consular darum verdient gemacht in besonderer Weise gewürdigt und geachtet zu werden, dies bestreite ich nicht, doch hat ein Consular ebenso die Vorzüge einer Statthalterschaft genießen dürfen, genießt eben heute die Vorzüge der Achtung und der Würdigung im Senat.
    Wir sind sowieso auf verschiedene Bänke aufgeteilt, Senator Octavius, du sitzt hier, ich sitze bei den gewesenen Praetoren, andere sitzen bei den gewesenen Aedilen, wiederum andere, die Wenigstens, unter den Consularen.
    Wir sollten eine Aufspaltung des Senates nicht fördern, denn wir agieren als ein Organ und nicht in Gruppen."


    Hoffentlich artete dies nicht noch aus und man teilte einem Consular mehr Stimmen im Senat zu als einem gewesenen Quaestor.
    Der Octavier schien ihm doch sehr souverän, geradezu zu überzeugt von sich selbst zu sein, so dass er diesen für einige Sekunden lang betrachtete und sich fragte, woher das rühren mochte.

    "Nicht doch, Albina, ich habe die Frage so verstanden und aufgefasst, wie sie gemeint war, liebevoll. Es gibt nichts zu entschuldigen."


    Das Folgende jedoch schon. Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass seine Verlobte schon die ersten Stoffballen hatte anliefern lassen, schon mit den guten Freundinnen über geeignete Priester gesprochen hatte, doch dem schien nicht so.


    "Nun ja, wir sollten nicht zu lange warten."


    Sagte er und blickte sich ein wenig um.


    "Aber wir sollten uns doch vorerst setzen, denke ich. Es ist doch angenehmer im Sitzen oder Liegen zu sprechen, als die ganze Zeit stehend."


    Ein leichtes Lächeln huschte über seine Züge.

    Furianus schloss die Augen, sie konnte es doch einigermaßen und ihm war dies nun mehr rechter denn je, er wollte nur seine Entspannung.
    Als sie den Namen ihres Besitzers sagte, musste er leicht Lächeln.


    "Ahja, Aquilius also."


    Er hatte einiges über diesen Mann gehört, das galt es nun noch einmal zu festigen, bevor er handelte.


    "Hat er über mich gesprochen? Was macht er zur Zeit beruflich?"

    Zitat

    Original von Ioshua ben David
    "Seine Exzellenz Ioshua ben David, Königliches Regierungsmitglied seiner Majestät Tiberius Annius Otho I von Tylus, wünscht den Senator und Proconsul Flavius Furianus zu sprechen." gab der Leibwächter erneut gänzlich ungerührt von sich.



    Acanthus öffnete die Tür und wies einen Sklaven an, den Peregrinus in das Atrium zu führen, einem weiteren erteilte er den Auftrag den Dominus Flavius Furianus darüber zu benachrichtigen.

    Der füllige Peregrinus wurde von einem Sklaven in das Atrium gebracht, wo ihm gestattet wurde sich nieder zu setzen, auf eines der zahlreichen gepolsterten Möbelstücke.
    Indes wurde Furianus über den Besuch des Mannes unterrichtet und machte sich auf den Weg zu diesem. Eingie Minuten dauerte es, bis er endlich das Atrium erreicht hatte und mit einem gekonnt aufgesetzten Lächeln die Begrüßung startete.


    "Salve. Welch Verdienst gebührt mir ein tylusisches Regierungsmitglied in meinem Hause zu empfangen?"


    Er nahm sogleich auf einer Kline Platz und wies dem Mann auf die ihm gegenüber stehende.


    "Bitte, setz dich."

    Zitat

    Original von Publius Aelius Pulcher
    Getragen in einer Sänfte, die den Mann im Inneren hinter Vorhängen verbirgt, erreicht Pulcher das Anwesen der Flavier. Ein mauretanischer Diener in traditioneller Kluft des Berbervolkes tritt zur Türe und meldet den Besuch.


    "Der Magistratus von Ostia wünscht den Proconsul Flavius Furianus zu sprechen."


    Dem Berber wurde angewiesen, den Namen des Magistraten nicht zu nennen, denn Pulcher hatte absolute Geheimhaltung angeordnet und dafür mehr als nur einen Grund gehabt. Außerdem nahm er an, dass der Ianitor des Flavischen Anwesens sicherlich vom Proconsul unterrichtet wurde, dass dem Magistratus Eintritt gewährt werden würde...



    Acanthus öffnete die Tür und wies einen Sklaven an, den Magistratus in das Atrium zu führen, einem weiteren erteilte er den Auftrag den Dominus Flavius Furianus darüber zu benachrichtigen.

    Der junge Magistrat wurde von einem Sklaven in das Atrium gebracht, wo ihm gestattet wurde sich nieder zu setzen, auf eines der zahlreichen gepolsterten Möbelstücke.
    Indes wurde Furianus über den Besuch des Mannes unterrichtet und machte sich auf den Weg zu diesem. Eingie Minuten dauerte es, bis er endlich das Atrium erreicht hatte und mit einem gekonnt aufgesetzten Lächeln die Begrüßung startete.


    "Magistratus Aelius, welch eine Freude dich hier zu begrüßen."


    Er nahm sogleich auf einer Kline Platz und wies dem Mann auf die ihm gegenüber stehende.


    "Bitte, setz dich. Ich freue mich zu sehen, dass du meinem Angebot scheinbar doch folgen konntest."

    Die verhaltene Begrüßung nahm Furianus mit einem kräftigen Händedruck und einem leichten Lächeln entgegen.


    "Ich danke dir für deine Begrüßung, Gracchus. Wie es mir geh? Den Umständen entsprechend. Ich muss dringend ein Bad nehmen, brauche frische Kleidung, doch das ist zur Zeit periphär.
    Was mich hierher getrieben hat, nun, ein schwarzer Schatten über unsere Familie wie über Rom. Sehe nur ich das oder erfasst die flavischen Frauen etwas, dass wir einen Verlust nach dem anderen beklagen müssen?
    Und nun das, Gracchus, ein Frevel nicht nur an ganz Rom, sondern ein noch größerer Verlust eines Mitgliedes, nicht nur eines Mitgliedes, sondern dem reinen Wesen, deiner Schwester.
    Es tut mir unendlich leid, Gracchus, ich weiß nicht wie es in dir nun zugehen mag, aber glaube mir, es geht uns allen unheimlich nahe. Agrippina war nicht nur eine Schwester, eine Tante, nein, sie war die Verkörperung der Tugenden einer römischen Frau. O welch Sünde wurde begangen!"


    Furianus musste sich zusammen reissen, um nicht augenblicklich vor Trauer und doch einer großen Portion Müdigkeit zusammen zu brechen. Die Nachricht des Todes war wie ein Sommergewitter über Tarraco, plötzlich grausam, verheerend und abgrundtief schmerzvoll diese Idylle zu stören. Diese Idylle war bisher sein Rom, doch es wurde nicht nur gestört, durch diesen Mord wurden alle Insignien, alle Tugenden römischen Lebens geschändet. Ja, geschändet. Und er, er konnte nicht fernab Roms zubringen, wenn so etwas geschah.

    Furianus atmete tief durch, als ihm die auf seine Brust drückende Last abgenommen worden ward. Man fühlte sich doch freier ohne Toga. Die Sandalen wurden von einem weiteren Sklaven aufgeschnürrt und ihm ausgezogen, so dass er sich kurze Zeit später im Wasser befand und einen Seufzer entfuhren ließ. Diese strapaziöse Reise hatte doch ihre gute Seite, die Ankunft.


    "Massiere mir den Nacken, serva, ich bin zu verspannt."


    Befahl er. Ob sie es konnte oder nicht, das war nicht von Interesse. Sie musste es können.
    Doch da er nicht mundtot und ohne Unterhaltung genießen wollte, wandte er sich nochmals an sie.


    "Wem dienst du vornehmlich, serva? Wem gehörst du?"

    "Und schon wieder, Avarus, reduzierst du mich. Nun auf einen gar von Hass Besessenen. Hättest du differenziertere Gedanken und keinen Tunnelblick, hättest du womöglich erkannt, dass ich nicht gegen dich spreche, sondern gegen diese Idee, die du, das liegt wohl in deiner Natur, natürlich emsig vertrittst.
    Du hast vermutlich auch gemerkt, dass ich mein Wort nicht nur an dich richte, sondern auch an andere Senatoren. Es ist kein persönlicher Feldzug gegen dich, Avarus, ich weiß sehr wohl zwischen politischen und privaten Feinden zu differenzieren.
    Ich spreche hier als Senator, dass du gar zu oft eine gegenteilige Meinung hast, ist selbstverständlich, gar natürlich, denn was wäre der Senat für ein Gremium, wenn wir alle die gleichen Gedanken, Ansichten und Meinungen vertreten würden? Nein, der Senat wäre dann gar nutzlos, ich begrüße diese Vielfalt, doch ich stehe hinter meiner Meinung. Wie auch du, wofür du Achtung verdienst, auch wenn du gar zu oft zu weit ausholst, Avarus, und dich von dem Kern der Sache entfernst."


    Auf die anderen Vorwürfe wollte er dann doch auch eingehen, waren diese doch gar zu lächerlich, aber was sollte es schon, ein paar Worte mehr oder weniger machten in dieser Debatte nun auch keinen Unterschied mehr aus.


    "Überlasse es anderen zu entscheiden, inwiefern ich zum Thema wie viel beigetragen habe oder nicht, denn das gleiche könnte ich auch dir vorwerfen. Für mich gibt es nur eine Wahrheit, Avarus, diese ist aber nicht deine. Magst du eine andere Ansicht haben, ich respektiere sie, zürne mir jedoch nicht, wenn ich sie als falsch bezeichne, was meiner Meinung nach eine zweite Wahrheit wäre. Ja, die Wahrheit deiner Unwahrheit.
    Krank nennst du mich? Ich gebe dies gerne zurück, besonders bei deinem Auftritt vor ein paar Jahren, du erinnerst dich sicherlich daran, als der Pöbel deinen Kopf forderte, ab da an habe ich wahrlich an deiner Gesundheit gezweifelt, nicht nur ich.
    Setze mir ruhig etwas entgegen, du besitzt ja einen wachen Geist, Avarus, sofern du natürlich kannst."


    Scheinbar gab Avarus auf, auch wenn dies Furianus nicht gerade ein Lächeln entlocken konnte, war er wenigstens doch erleichtert nunmehr gegen zwei statt drei Mauern sprechen zu müssen.
    Sogleich wandte er sich an den Octavier.


    "Du hast die Entscheidung des Kaisers als falsch deklariert, Octavius, und deinen Worten nach zu urteilen hast du eine Revision angestrebt. Natürlich kann der Senat dem Kaiser gegenüber beratend diesbezüglich entgegen treten, aber ist das wirklich die Grundlage der Diskussion?
    Hatte Matinius Agrippa nicht die Steuerfreiheit für Angehörige des Senates angesprochen und nicht, wie man den Kaiser am besten überzeugt die Steuerfreiheit der Patrizier wieder zu revidieren? Wir verfehlen das Thema, Octavius."


    Die weiteren Worte des Octaviers waren doch erheiternd.


    "Du profitierst in keinster Weise davon? Nun ja, Germanicus Avarus fordert hier eine Steuerbefreiung für alle Senatoren, da bist du wohl auch inbegriffen. Oder zählst du dich nicht dazu?
    Natürlich führst du keine Betriebe, Octavius, doch du besitzt sie, du hast deinen Anteil an ihnen, gar den ganzen. Und du willst nun behaupten du profitierst nicht davon? Du erhälst, nach Abzug der Kosten, deinen Gewinn und dieser wird versteuert. Natürlich würde dein Gewinn größer ausfallen, wenn du die Steuerfreiheit besitzen würdest. Nun also, Senator Octavius, cui bono? Dir doch wohl auch.


    Und sofern du nocht nicht ganz genau in den Belangen des Cultus Deorum unterrichtet bist, ist der Cultus Deorum nicht nur Patriziern zugänglich. Dass die Funktionäre Patrizier sind, daran gibt es keinen Zweifel, doch was gibt dir die Sicherheit zu sagen alle Mitglieder wären Patrizier? Das ist nicht so und auch die höheren Funktionäre sind und waren nicht immer Patrizier. Oder ist die Zugangsberechtigung für ein Amt als Augur etwas der Ordo Patricius? Warum ist dann ein Annaeus Augur? Oder die anderen Kollegien, sind sie alle nur für Patrizier zugänglich? Mitnichten! Plebejer können diese Chance auch ergreifen, doch was würde es ihnen nützen? Sie verdienen anderswo mehr Geld als im Cultus Deorum, einige Ämter sind gar unentgeltlich. Du siehst, als Patrizier hat man auch Verpflichtungen. Du siehst die Vorteile, jedoch nicht die Nachteile. Eine doch eigensinnige Betrachtung, Octavius.
    Und die armen Senatoren kommen zu kurz? Bist nicht du, Octavius Detritus, durch deinen Senatorenrang nicht gut betucht? Hast du als Eques etwa mehr verdient als nun? Es gibt natürlich Ausnahmen wie den Praefectus Praetorio, dieses Amt ist gut bezahlt, sehr gut sogar, genau so wie der Statthalter in Ägypten. Doch was ist mit den anderen Ämtern? Schau dir mich an, ich verdiene mehr als genug. Bin ich arm? Auch wenn ich ein schlechtes Beispiel bin, nimm dir Matinius Agrippa, er war mein Vorgänger. Ist er arm? Hat er als Senator so wenige Vorteile?
    Er, und das kannst du nicht leugnen, hat sein Vermögen WEIL er Senator ist, wie du, wie wir alle. Er hat das Privileg, und das vergisst du, Octavius, seines Vermögens, welches er niemals hätte aufbringen können, wenn er nicht Senator und daher prädestiniert für zahlreiche der höchsten Ämter gewesen wäre. Wie wir alle, darum sitzen wir hier."


    Über Ahnen sprach man nicht, aber das, was der Octavier für sich heraus nahm, war wohl der unvermeidliche Einfluss, den diese Plebejer nun hatten. Kaum reicht man ihnen den Finger, nehmen sie sich die ganze Hand. Kaum hat man sie an den Senatssitzungen beteiligt, da nahmen sie sich schon heraus das ganze Reich mit aufgebaut zu haben. Bald würden sie noch behaupten ihre Familienstammbäume reichten noch länger zurück und sie seien die richtigen Patrizier. Furianus schüttelte den Kopf.


    "Frage nicht, ob deine Ahnen Rom aufgebaut haben, frage wie und in welchem Maße. Die einen standen unten im Felde und haben dafür gesorgt, dass die Legionen Roms genug Getreide haben, die anderen Standen im Senat oder als Feldherr rasenden Barbaren gegenüber. Beide haben ihren Teil dazu beigetragen, doch vergleiche einen Bauer nicht mit einem Scipio, nicht mit einem Kaiser, das ist eine ganz andere Dimension, Octavius."


    edit: auf Detritus´Aussage nochmal Stellung genommen.

    Furianus stand auf und zeigte mit der Hand auf das einzig Schwarze in diesen Hallen.


    "O nein, Senator Avarus, ich zwinge dir keine Meinung auf, ich versuche hier nur Vernunft sprechen zu lassen und nicht als Mann, dessen Geist durch den Wein vernebelt zu sein schien und scheint, nicht als Mann, dessen Gier nach noch mehr Besitz- und Reichtümern sein einziges Handeln bestimmt.
    Und unterstehe dich ein weiteres Mal, von ach so vielen, mich auf mein Alter zu reduzieren! Muss ich es dir denn noch hunderte von Malen erklären, dass ich hier als Senator spreche und nicht stumm sitzen werde und diesen...Ideen hier nicht Einhalt gebiete nur weil ich jünger bin als du? Muss ich dich daran erinnern, dass ich hier unter den gewesenen Praetoren sitze, wie du?
    Natürlich kann ich dir nicht vorhersagen, wie das Volk reagieren wird, ich bin nicht Sybille, Senator Avarus, doch du ebenfalls nicht. Und was gibt dir das Recht für das Volk zu sprechen, du hast dich doch schon lange von jenem distanziert, ich glaube mich sogar zu erinnern, dass das Volk einst deinen Kopf gefordert hat. Und du sprichst für das Volk oder nimmst dir das Recht?
    Unter diesen Umständen kann ich für das Volk sprechen und dir meine Ansicht und meine Erfahrungen, die du selbst, als man dich verfolgte, nachvollziehen kannst, dazulegen und eindringlichst davor zu warnen."


    Nun kam wieder die alte Geschichte zum Vorschein. Der, der nach Geld lechzte, sogar seine Art im Namen trug...Avarus (lat. habsüchtig, gierig, geizig), jener nahm sich nun das Recht den guten Senator zu spielen, den, der das Volk und den Staat liebt, nur deswegen hier sitzt.


    "Wenn du nur ein wenig um die Geschichte Roms bemüht wärest, Senator Avarus, wüsstest du, dass mein Goldsäckchen, wie du es nennst, nicht gefüllt werden muss. Ich sitze hier nicht wegen des Geldes, wie manch anderer, zu denen ich auch dich zähle, das sage ich frei und offen, sondern wegen der Würde, der Ehre und meiner Verpflichtung hier zu sitzen und Rom zu dienen, so, wie es schon meinen Ahnen taten, so, wie mein Stand es seit der Gründung Roms tat und noch weitere Äolen tun wird.
    Und ich spreche wie ein Eques? Eques wollen nur Geld?
    Senator Avarus, du warst doch Eques, oder irre ich mich da?"


    Natürlich fühlte sich Avarus angegriffen, das lag in seiner Natur, doch auch hierrauf wollte Furianus ein paar Worte verschwenden.


    "Ist die Wahrheit eine Beleidigung für dich, Avarus? Dann verträgst du sie nicht, darum bist du nicht zu beneiden.
    Und warum maßt du dir nun an für den gesamten Senat zu sprechen? Sind alle anderen etwa deine Klienten oder spricht ein Avarus neuerdings alleine für den Senat? Ich, Avarus, bin auch der Senat, wie du und mir stößt nur diese Debatte gegen den Kopf.
    Und ich maße mir an nur eine Wahrheit zu kennen? Gibt es denn mehr als eine Wahrheit? Ich nahm bisher an, dass sich zwei Wahrheiten widersprechen müssen, erkläre mir doch bitte, dass ich falsch liege.


    Ich bezweifle nicht, dass Plebejer ihre Standesgenossen besser einschätzen können, doch du bist keiner mehr, du bist ein Senator, der vergebens darum bemüht war in die Reihen der Nobilitas hinauf zu steigen, sich von den Plebejern zu distanzieren.
    Und wenn ein Mann, der seine Wahlergebnisse nicht einzuschätzen weiß und immer wieder entweder nicht oder nur knapp gewählt wird, behauptet er könne ein ganzes Volk einschätzen, dann zweifle ich dies zu Recht an, Senator Avarus. Das ist gesunder Menschenverstand, deine Polemik kannst du dir sparen."


    Und nun kam auch noch der Dritte ins Spiel, worauf hin sich Furianus dem Octavier zuwandte.


    "Die Steuerfreiheit ist ein Verlust für den Staat? Vergisst du da nicht den Gewinn, Senator Octavius? Du als ehemaliger Händler, obwohl ich mich korrigieren muss, noch heutiger Händler, solltest dich doch besser damit auskennen als meine Wenigkeit?
    Und wenn die Steuerfreiheit meines Standes doch solch ein herber Verlust für den Staat ost, durch den Siedlungen zur Pracht verholfen werden kann, Bauprojekte finanziert werden könnten, mehr Alimenta für junge italische Paare ausgezahlt werden könnten und ja, die Wirtschaft sogar belebt werden kann, was glaubst du, wie groß ein Verlust der Steuerfreiheit aller Senatoren den Staat treffen würde?! Darunter fallen Legaten, Statthalter, Procuratoren, eine Menge, würde ich als Laie mal behaupten. Mit diesen Geldern kann man wohl noch einiges mehr als mit den der Patrizier "verschönern", meinst du nicht? Und gefordert wird diese Steuerfreiheit dennoch, hier und jetzt."


    Die weiteren Ausführungen des Octaviers, dem er doch mehr zugetraut hatte als so etwas, nahm er mit einem Nicken hin und breitete die Arme zur Seite aus.


    "Die Patrizier ERLANGEN eine Position, die ihnen nicht zusteht. Der Satz ist gut, Octavius."


    Furianus schüttelte lächelnd den Kopf.


    "Das klingt ja geradezu danach, als hätten alle Patrizier diese Steuerfreiheit durch böse Machtkämpfe an sich gerissen. Als wäre dies ein politischer Erfolg.
    Denkst du nicht, dass die Mühen um Volk und Vaterland seit der Gründung Roms nicht einen entsprechenden Gegenwert besitzen? Wo stündest du, ohne diese bösen Patrizier, meine Ahnen, die sich ihre Position nur erschlichen haben? Stündest du hier, in der Mitte des größten Imperiums der Geschichte, welches sich mit dem Reich Alexanders mit Leichtigkeit messen kann, es sogar überragt? Oder stündest du in einem Dorf mit sieben Hügeln? Denke darüber nach.
    Ein weiterer Satz, man kann Patrizier nicht mit Consularen und Kaisern gleichsetzen. Wirklich toll, Octavius, das verdient Applaus.
    Was glaubst du, heißt es, Patrizier zu sein? Dieser Stand ist eine außerordentliche Anerkennung der Leistungen einer Familie oder eines Mannes dieser Familie. Was sind diese Leistungen? Hat er ein Brot gebacken, hat er eine neue Methode gefunden Fleisch haltbarer zu machen? Nein! Diese Anerkennung wurde nur den Männern zuteil, die sich in besonderem Maße um Staat und Vaterland verdient gemacht haben und diese Männer, Octavius, waren Consulare, waren Censoren, glorreiche Feldherren und letztendlich waren dies auch allesamt Kaiser Roms!
    Allesamt Männer, die das römische Reich zu dem gemacht haben, was es ist!
    Und es ist der Verdienst dieser Männer, Octavius Detritus, dass du hier stehst, das du nicht in einem Dorf haust, ja, es ist ihr Verdienst, dass du überhaupt im Senat stehen darfst, denn dieser war nicht immer Plebejern zugänglich, wie du wissen solltest!
    Also frage dich, wo stündest du, wenn es diese Männer nicht gegeben hätte. Wo stünde Matinius Agrippa? Wäre er ein Bauer in Hispania, einer carthagischen Provinz? Wo stünde Germanicus Avarus? Stünde er hier oderr auf der anderen, der barbarischen Seite des Limes, gegen deren Unkultiviertheit wir uns noch heute wehren?"


    Als der Octavier noch mit dem Codex Universalis auf ihn zukam, musste er lächeln und winkte schnell ab.


    "O nein, Octavius Detritus, behalte den Codex Universalis und lies lieber darüber nach, was ein Decretum des Kaisers bedeutet und ob du hier nicht die falschen Worte gegen dies Dekret des Kaisers wählst, welches nicht einmal der Senat im Stande ist zu revidieren oder gar abzuschaffen. Das forderst du doch, lies nach."


    Er ließ die Hände sinken und machte eine kurze Redepause, um darauf hin durch die Reihen der Anwesenden zu schauen.


    "Ich frage euch, Patres Conscripti, warum gerade diese Männer hier stehen und Steuerfreiheit fordern.
    Schauen wir uns diese Personen doch genauer an.
    Fangen wir mit dem ersten Redner an. Senator Matinius Agrippa, ein ehrwürdiger Mann, ein großer Politiker, ein reicher Großgrundbesitzer.
    Der zweite Mann, Senator Germanicus Avarus, ein sich vergebens immer wieder um das Consulat bemühter Mann, ein Mann, welcher wohl zu Recht den Namen Avarus führt, heißt dies nicht habgierig und geizig? Germanicus Avarus, der wohl Reichste hier im Senat.
    Die dritte Person, Octavius Detritus, ein strebsamer Mann, sehr tüchtig, doch war er nicht als Eques ein eifriger Händler? Er ist es immer noch, schließlich gehört jener noch immer dieser berühmten Händlervereinigung an.
    Allesamt Männer, die von dieser Steuerfreiheit direkt und immens profitieren können, Männer mit scheinheiligen Argumenten, gar lächerlich, sie wollten die armen Senatoren schützen, die hier am Existenzminimum sitzen! Ich erhebe meine Stimme dagegen, ich stehe hier alleine und werde es auch tun, weil ich Senator bin."


    Er fragte sich nur, warum er alleine stand. Hatten die ehrbaren Senatoren gar Knieprobleme und wollten sich nicht erheben, hatten sie Probleme mit ihren Sprechorganen? Er hoffte es nicht.

    Furianus nickte und übergab die restlichen Trauben einem daneben stehenden Sklaven. Noch einmal streckte er sich und breitete die Arme zur Seite aus.


    "Entkleide mich."


    Befahl er sogleich der Sklavin. Zum Glück musste sie die Toga, die wie eine übergroße Rolle über den Körper männlicher Römer gewunden war, nicht alleine entrollen, denn ein weiterer Sklave sprang auch noch dazu.

    Furianus konnte es einfach nicht glauben, da schien man ja gegen Wellen besser ankämpfen zu können als gegen solche Männer, die scheinbar nicht zuhören konnten oder wollten. Verwundert stand er auf.


    "Entschuldigt, aber hört ihr mir eigentlich zu?"


    Er blickte beide Senatoren an.


    "Ich habe sogar UNTERSTRICHEN, dass ich als Patrizier eine gewisse Distanz zum Volke Roms habe, niemals für das Volk spreche, sondern euch nur eins und eins zusammen zähle, wenn ihr dazu nicht im Stande seid.
    Ich kenne das Volk, ich repräsentiere es nicht, das habe ich nirgends behauptet, ich habe es sogar hervor gehoben, nun schon zum dritten Male. Wenn ihr zuhören würdet, wüsstet ihr darum."


    Irgendwie schien auch sein größter Widersacher nicht recht im Bilde über Furianus zu sein. Zumindest hatte er ihm das zugetraut, dass Avarus sich wenigstens über seine Erzfeinde besser informiert.


    "Auch wenn ich mich hier niemals als Mann der Leute aufgespielt habe, nun denn, du willst es wissen. Eine Kurzfassung gebe ich dir, um zu erklären, warum ich auf all deine Fragen mit einem überzeugten JA antworte. Ja, ich weiß wie es ist in einem bescheidenen Haus zu leben, ich war schon mehr als nur einmal in der Subura, gar noch schlimmer und wenn du wüsstest, dass ich im fernen Britannien unter, wie du es nun nennen magst, patrizierunwürdigen Bedingungen aufwuchs, so kann ich auch das nur bejahen. Ein lautes JA, Avarus, ich weiß wie es ist am Existenzminimum zu leben. Doch weißt du es?
    Du maßt es dir an ein Mann des Volkes zu sein, du gehst natürlich jeden Tag durch die Armenviertel, ganz mutig, alleine und zu Fuß. Tust du das? Besitzt ein Mann des Volkes, der du doch sein willst, überhaupt Landgüter? Oh ja, du, als Vertreter des Volkes, besitzt ja die meisten.
    Ich bin kein Mann des Volkes, genau so wenig wie du einer bist. Vermeidliche Vertreter des Volkes, wie du, wohnen nicht in der Nähe von Armenvierteln, sie wohnen in den reichen Gebieten, halten sich eine große Villa auf einem der sieben Hügel Roms oder gar außerhalb. Und stell dir vor, einige Volksvertreter wie du es bist sind sogar reicher als Patrizier. Stell dir das vor, neben all dem Reichtum schaffen sie es durch die Armenviertel zu gehen und wie die Barmherzigsten dem Volk zuzuhören. Oh ja, das ist die Realität."


    Lachte Furianus und schüttelte den Kopf.
    Langsam wurde es hier jedoch lächerlich, als Avarus nun die armen Senatoren erwähnte, die ganz und gar abhängig von ihren bösen Patronen waren. -.^


    "Nun mögen sich alle Männer erheben, die am Existenzminimum leben und daher eine Steuerfreiheit für alle Senatoren begrüßen würden, die ihnen den Sitz im Senat rettet. Bist du der erste, Avarus, der aufsteht? Oder du, Matinius Agrippa? Sprecht ihr gar für diese Marionetten, die hier nur sitzen, weil sie abhängig von ihren Patronen sind, ja sogar hier festgehalten werden, wie du schilderst, Avarus? Völlig absurd. Nichts weiter, Avarus, wieder Realitätsfern, du malst uns ein weiteres Mal den Hades an die Wand. In welcher Welt lebst du, geht bei dir morgen Rom unter?"


    Er schüttelte den Kopf. Natürlich gab es hier Klienten und Patronen, auch innerhalb des Senates, doch was der Germanicer hier schilderte, war eine zutiefst verzerrte Darstellung der Realität.


    "Gut, es gibt Männer, die vielleicht Jahr um Jahr hier im Senat sitzen und aufs Neue zusehen müssen, dass sie ihren Census zusammen kriegen. Doch was du verlangst ist ja quasi ein Schutz solcher. Was bringt es, cui bono, Avarus, wem nützt es? Wenn diese Senatoren Tag und Nacht damit beschäftigt sind ihren Census zusammen zu halten, beeinflusst dies nicht ihre Arbeit im Senat? Warum sitzen diese Männer hier, wenn sie ihr Geld mit äußerster Mühe zusammen halten können? Hoffen sie auf ein Amt durch ihren Senatssitz, ein Amt, welches ihnen das Vermögen refinanziert, welches sie in den Senat stecken mussten? Für so ein Amt brauchen sie erst einmal die nötigen Ämter im Cursus Honorum und diese sind unentgeltlich, das heißt sie brauchen noch mehr Geld als den Census, eine Falle, wenn sie es nicht aufbringen können. Hat ein Mann, der sich vor jeder Steuer fürchtet, überhaupt die nötige Zeit für den Senat? Ich denke nicht."


    Diese Anspielungen von Senator Avarus waren ihm auch langsam zuwider. Irgendwie vernarrte sich der Germanicus in Vogelkäfige. Ob er sich wohl einen kleinen Vogel wünschte? :P
    Aber sein Blick richtete sich auf den ehemaligen Proconsul von Hispania.


    "Auch du hast mir nicht zugehört, Senator Agrippa. Ich habe weder behauptet eine Vorbildfunktion inne zu haben, besonders als Patrizier wäre das lächerlich, denn diesen Status kann man nur durch Geburt erlangen, noch habe ich gelogen. Ich habe meine Ansicht dargelegt, wie es kommen würde und wird, wenn der Senat das beschließt, was du forderst. Die Distanz zum Volke wird wachsen, ich ermahne euch dies nicht zu vergessen.
    Und warum soll ich das Geschenk unseres gütigen Kaisers an meinen Stand verwerfen? Warum gibst du, Matinius, nicht all deine Grundstücke dem Volk, wenn du dich als Teil des Volkes siehst und auch als dieser sprichst?


    Nun gut, ich sehe ein, mein Beispiel mit den reichen Händlern war nicht besonders weise gewählt, aber es gibt Möglichkeiten, Senator Matinius, für solche Händler auch als Senatoren Handel zu betreiben. Wer verbietet ihnen denn den Kauf von Landgütern? Sie verlagern dadurch ihre Geschäftstätigkeit nur auf die Landwirtschaft. Aber dies sollte nicht Gesprächsthema sein, ich wollte damit nur aufweisen, welch einen Eindruck solch eine Zubilligung auf das Volk machen könnte.
    Brot und Spiele, sagst du? Der Pöbel wird nicht unruhig sein, ich traue ihm gar zu dein und mein Haus zu erstürmen, wie es damals fast geschehen war, als die Steuerfreiheit meinem Stand zugebilligt wurde. Mit Broten kannst du dich nicht wehren.
    Schlimmer kann es nicht werden? Ist es denn so schlimm, bist du mit deinem Sitz im Senat unzufrieden, Agrippa? Zürnt das Volk gegen dich? Du solltest das näher erläutern, wie schlimm es um uns steht, denn ich sehe es anders."


    Er musste dringend mit den Consuln sprechen, um hier vielleicht einen Sklaven zu postieren, der stets eine Karaffe mit frischen Wasser bei sich trug, um die Kehle zu befeuchten. Seine war ganz trocken. Er setzte sich. Alleinkämpfe waren anstrengend.

    "Wenn nicht, hätte ich dir dein Bild von Gut und Böse, Arm und Reich, sicherlich abgekauft, Senator Avarus. Es gibt keine armen Senatoren, genau so wenig wie es keine reichen Peregrini und Liberti gibt und gab.
    Es ist jedoch verwunderlich, dass gerade die hier sprechen, die am meisten unter der Steuerschuld leiden, möchte man meinen. Genügt dir dein Landbesitz etwas nicht, Senator Avarus?"


    Naja, er hieß ja schließlich nicht umsonst Avarus. Diese Frage war rhetorischer Art.

    "Das freut mich ebenso, Albina."


    Sagte er mit einem milden Lächeln, welches sogleich verflog.


    "Warum ich hier bin? Dürfte dich die Antwort, aufgrund von familiären Angelegnheiten, begnügen, werte Verlobte? Es ist kein freudiger Umstand, der mich hereilen ließ. Doch ich weiß doch mit freudigen Ereignissen zu verbinden, so dass ich hier vor dir stehe, um mit dir die Hochzeitsvorbereitungen zu besprechen. Ich finde, dass ich dir in dieser Hinsicht ruhig beistehen kann und auch einiges an Lasten der Vorbereitungen abzunehmen im Stande bin.
    Hast du bereits Planungen gemacht?"


    Vielleicht klang dies doch ein wenig zu rücksichtsvoll? Schließlich wollte er sie auf keinen Fall zu sehr verwöhnen, vielleicht avancierte sie gar zu einer egozentrischen und nicht gerade angenehmen Ehefrau, die nur forderte und nichts zurück gab. Nein, das musste er dringend vermeiden. Aber er konnte auf der anderen Seite auch nicht verbergen, dass ihm die Hochzeit doch auch am Herzen lag, da ein Misslingen dieser einen weiten und schwarzen Schatten auf ihn selbst werfen würde, und ob Albina dies vermeiden konnte, wusste er nicht. Sie war noch so jung und unerfahren, er musste sich sicher sein, dass sie sein Gesicht wahren konnte. Schließlich ging es nicht nur um eine Hochzeit, sondern auch darum sich im rechten Licht zu präsentieren, er war schließlich Proconsul und würde wohl in absehbarer Zeit das Consulat anstreben.

    Und er war nach einigen Minuten auch schon da.


    "Ist das Bad fertig, serva?"


    Fragte er sogleich, weil er sich nicht sicher war, ob sie es wirklich hinbekommen hatte. Eine Traube zupfte er noch ab und steckte sie sich genüsslich in den Mund, das leichte Essen tat ihm gut.
    Zumindest hier, das konnte er nach einem schweifenden Blick über die Räumlichkeit erkennen, hatte sich nicht viel verändert.

    "Aber schnell!"


    Rief Furianus ihr hinterher und massierte sich mühsam weiterhin den Nasenrücken. Kaum in Rom und schon Strapazen und Probleme, das fingt wirklich gut an. Welch Ironie.


    "Und du bring mir etwas Leichtes zu essen, ich ahne schon, dass sich das mit dem Badevergnügen noch etwas hinziehen wird, ihr scheint mir alle inkompetent zu sein."


    Der Sklave nickte eifrig und lief ab, um die leichte Kost zu holen. Furianus setzte sich derweil auf das Bett und versuchte die Kopfschmerzen weg zu massiern.

    Nun hatte er sich das genug angehört.


    "Senator Avarus, wieder einmal zeichnest du uns mit deiner regen Zunge ein Bild. Doch wieder einmal eines, welches der Realität ganz und gar nicht entspricht."


    Meine Güte, glaubte der Germanicus denn sie alle wären so naiv ihm solche Geschichten zu glauben? Vielleicht würde er bald noch den Vorschlag in die Runde werfen alle Senatoren, die sich vergebens um das Consulat beworben hatten, noch zu entschädigen, da sie alle so traurig waren. -.^


    "Oder soll das nur ein Witz sein? Jeder, ausnahmslos jeder, der hier sitzt, bringt den jährlichen Census von 1.000.000 Sesterzen auf, um hier sitzen zu dürfen! Mit einer Million, Senator Avarus, hat man Getreidespenden wohl auch nicht nötig!
    Und spreche nicht von selbstloser Aufopferung für Volk und Vaterland, es gibt einige unter uns, vielleicht sogar mehr als einige, die hier nur sitzen, weil sie ihre Zeit und ihr Geld, welches für Wahlkämpfe verpulvert wird, als Investition betrachten. Als Investition in die Zukunft, als Investition in die höchsten Ämter des Reiches, die auch entsprechend vergütet werden.
    Nein, die, die hier sitzen, sind sicherlich nicht arm, sie können sich den jährlichen Census, sowie auch die hier verbrachte Zeit leisten. Und das ist auch gut so. Wer hier scheinbar bettelarm sitzt, hat hier nichts zu suchen, denn hier sitzen und sollen nur die sitzen, die es sich leisten können ihre Zeit hier zu verbringen, sich entsprechendes Hintergrundwissen auch privat anzueignen, um hier kompetent sprechen zu können, hier die richtigen Entscheidungen für Volk und Vaterland zu treffen.
    Natürlich ist es eine Würde, aber eine Würde für die, die es sich leisten können. Wir alle können es uns leisten, darum sitzen wir hier und werden hier auch sitzen, bis wir es uns eben nicht mehr leisten können. Oder wir gehören zu denen, die diesen Sitz als Investition für ein hohes Amt ansehen, dann müssen wir dies in Kauf nehmen.
    Aber als arm können wir uns nicht bezeichnen ohne zu lügen. Daher finde ich eine steuerfreiheit für Senatoren, egal ob Consulare oder nicht, nicht nur unnötig, sondern auch gar unvorteilhaft.
    Welch einen Eindruck, und damit kann ich Senator Detritus nur zustimmen, wird es auf das Volk machen, wenn die Senatoren, die sowieso genug Sesterzen in ihrer Tasche haben, nun auch noch Steuerfreiheit genießen? Was würde das denn nur für Gedanken hervorrufen? Doch noch schlimmer ist, was würde dem folgen? Reiche Händler, die aufs Neue mit viel Schmerzen ansehen müssen, wie ihnen das Vermögen schrumpft, nur weil sie Steuern zahlen müssen, überlegen sich doch glatt mal in den Cursus Honorum zu gehen, die nötigen Mittel haben sie dafür. Und dann sitzen sie hier, hier im Senat, und haben das erreicht, was sie wollten - Steuerfreiheit.
    Was hat das für einen Eindruck beim Volk, was hat das für einen Eindruck auf unseren Ruf?"


    Er machte eine kurze Pause und fuhr fort.


    "Die Frage kann ich euch sogleich beantworten, Kollegen, denn ich habe das Privileg genau solchen Vorurteilen aufs Neue zu begegnen. Ich bin Patrizier. Ich habe zwar die Reaktionen auf das damalige Geschenk, die Steuerfreiheit, unseres geliebten Kaisers nicht selbst miterlebt, aber ich habe davon gehört. Und die Auswirkungen spüre ich auch noch heute. Man begegnet mir als Patrizier, wie auch einige unter euch, nicht gerade mit Gutmütigkeit, dieses Geschenk hat deutliche Auswirkungen auf meinen Stand gehabt, die Distanz wurde größer, wie auch der Neid und die Missgunst.
    Das gleiche wird wieder passieren, wenn nun der gesamte Senat für sich selbst die Steuerfreiheit beschließt. Was wird das Volk nur denken? Das einzige, was wir noch vermeiden sollten, ist uns von dem Volk durch solche Aktionen zu distanzieren.
    Wir alle sind alles andere als arm und können uns die Steuerzahlungen leisten, dass ich dies gerade anspreche, mag euch wundern, wäre ich jedoch nicht Patrizier, ich hätte dies hier und heute genau so vertreten und gesagt. Und wenn ich es nun nicht tue, wer dann? Auch wenn ich als Patrizier, einige mögen das nun zu Recht denken, zu diesem Thema lieber schweigen sollte, da ich selbst keine Steuern entrichte.
    Aber ich sage dies als Senator und warne eindringlichst davor, die Steuerfreiheiten oder nur Steuererleichterungen zu vollziehen, die Kluft zum Volk wird dadurch nur größer, ich weiß wovon ich spreche."


    Naja, eigentlich hätte er dazu nichts sagen sollen, er zahlte selbst keine Steuern, aber irgend jemand musste es tun, und es war ihm auch recht egal, wie sie es aufnehmen würden, ihm war nur wichtig, dass sie es aufnahmen und nicht auf die Person achteten, die es gerade vortrug. Aber naja, einige würden sich nun auf ihn stürzen, auf ihn, den Patrizier. In solchen Momenten wäre er gerne wieder in Hispania.


    Acanthus hatte seinen schon Wochen andauernden Missmut über seine Person und die ständigen Störungen nicht ablegen können. So kam ihm auch der heutige, recht schöne und freundliche Tag, wieder als nur eine einzige Strapaze vor, denn an solchen Tagen kündigte sich erfahrungsgemäß ein großer Haufen an Bittstellern oder Besuchern an.
    Da war wieder einer.
    Die Tür ging einen Spalt breit auf und er fragte, schon automatisch, nach dem Begehr.


    "Was willst du?"