Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    Die Parzen lachten leise, als der Senator des morgens mit hechelnder Stimme nach seinem Leibsklaven ersuchte. Jener, wie vom Donner verschreckt, eilte herbei und hatte sich der Vorahnung nicht erwehren können, dass der Dominus jener Verfassung glich, welche ihn vor Jahren hatte aus dem politischen wie auch sozialen Leben gerissen. Damals Proconsul nun Consular - doch bis auf die Titulatur schien das Krankheitsbild, welches diverse eiligst herbei geholten Medici attestierten, eben jenem zu gleichen.


    Nach langwierigen Konsultationen wurde entschieden, den Senator auf eine Kur zu schicken. Da die römischen Luft die Lungen des Flavius angriff, entschied man sich für eine Stadt am Meere gelegen. Und da die Gattin des Senators, durch Erfahrungen gezeichnet, das Wagnis einer Kur in Misenum nicht eingehen wollte, da sie befürchtete der Gatte würde den Umstand des dort lebenden Kaisers dazu nützen Politik zu betreiben, entschied man sich für das Latifundium des Vaters in der Nähe Alerias auf der Insel Corsica.
    Tage später verließ der kranke Flavius Furianus, nunmehr ein weiteres Mal bettlägig, die Urbs Aeterna...

    Hätte Flavius Furianus die Vergangenheit irgendwo tief vergraben können, hätte er dies getan - und damit auch alle Beteiligten mit. Leider war dies nicht möglich, zu schmutzig und zu zeitaufwändig.


    "Zu Diensten? Nun, eigentlich habe ich keine primäre Verwendung für dich.
    Wenn du jedoch ein Amt bekleiden möchtest, könnte da etwas arrangiert werden."
    , ließ der Consular verlauten und legte sich auf die Kline, welche in der Nähe stand.
    "Schade, dass du dir hast nicht in Italia einen Namen machen können. Zum Eques hätten wir dich zeitig ernennen sollen - es wäre einiges einfacher gefallen."

    "Ich will ehrlich zu dir sein - derzeitig sehe ich dich nicht in der Position das Amt eines Arvales zu bekleiden.", folgerte er und blickte den jungen Mann scharf an.


    Kurze Zeit später stand er jedoch ruckartig auf.
    "Doch zu deinem Glück liegt die Entscheidung nicht in meiner Gewalt, sondern in der unserer Brüder. Es soll zur Abstimmung kommen und du kannst versuchen uns alle von dir zu überzeugen.
    Komme morgen an den Ort, an welchem wir uns stets treffen. Ich werde eine neue Sitzung eröffnen, in der dein Geheiß wird auf Gehör stoßen können.
    Und nun entschuldige mich, ich habe dringende Angelgenheiten, um welche ich mich nun kümmern muss."
    , unvermittelt wandte er sich zu dem Sklaven und stellte seinen Becher ab.


    "Ich danke dir für deinen Besuch, Tiberius. Wir sehen uns dann morgen.", und ging hinaus.


    Sim-Off:

    Muss abkürzen, sorry.

    Zitat

    Original von GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUS
    "So wie die Worte eines Mannes nicht immer die ehrliche Wahrheit über seine Taten berichten, berichtet das Äußere eines Mannes auch nicht immer die Wahrheit über seine Kraft."


    Hätte Valerianus seine Tage wieder durchgängig liegend verbracht, wie damals zeitweise im Illyricum, hätte er jeden Glauben an eine Genesung schon aufgegeben. So hielt ihn wenigstens dieser zusammen mit der Seeluft aufrecht.


    "Ich verstehe.", merkte der Consul knapp an und haderte einige Augenblicke mit der Erinnerung, ob er diesen doch recht tiefsinnigen Ausspruch nicht schon vorher gehört hatte. Nach einigen Herzschlägen beschloss er, dass dies womöglich in Athena bei der Ausbildung vorgekommen sein musste und ging einen Schritt vor.


    "Dennoch hoffe ich, dass du unseren Worten wirst lauschen können, auch wenn wir unangemeldet erscheinen. Dies war ein Erfordernis, welches wir dir jedoch aufbürden mussten, denn es war uns ein großes Anliegen ohne die Kenntnis deines Stellvertreters hier erscheinen zu können.", initiierte er und beobachtete jede Regung des Kaisers.
    "Ich habe stets auf die Weisheit deines göttlichen Vaters vertraut ud obgleich ich dich nicht kenne, so vertraue ich auch auf deine Weisheit, welche der göttliche Ulpius wohl als erster in dir sah, als er dich zum Caesar und somit seinem Nachfolger machte.
    Die Weisheit eines Mannes ruht gar immer auf seinen Beschlüssen, seinen Handlungen und seinen Anweisungen. Doch um diese mit Verstand und Sorgfalt zu treffen, bedarf es der Information - der Information um wichtige Fakten wie auch um wichtige Stimmungen.
    Und dir von diesen Stimmungen zu berichten sehe ich als meine Pflicht an, denn dein Stellvertreter droht in deinem Namen den wichtigen, symbiotischen und göttlichen Bund zwischen dem Kaiser und seinem Volk, welches der Senat repräsentiert, zu schädigen."
    , sprach er mit insistierender, bebender Stimme. Zorn stieg in ihm auf, als er das Antlitz des Praefectus vor seinem geistigen Auge schimmern sah.
    "Er tritt die Würde des Senates mit Füßen, mein Kaiser, indem er uralte Sitten und Gebräuche dem Senat vorenthält, sie geradezu diffamiert.
    Seine Günstlinge setzt er an politisch wichtige Ämter und infiltriert somit den Staatsapparat. Er gebärdet sich nicht nur im Senat, als hätte er deine Rechte und Insignien auf Lebenszeit, sondern ebenso in seiner Funktion als Praefectus Urbi und Vorsteher der Urbaner.
    Ich persönlich, mein Kaiser, bin erschüttert über das in deinem Namen verhängte Verbot zu jedweder Initiative im Senat die Gesetze betreffend. Damit nähmest du dem Senat die einzige Kompetenz, welche er noch im politischen Leben hat! Wir stehen nicht konträr zu deinen Ansichten und Plänen, doch wenn du uns das Reden verbietest, wirst du einen treuen Freund verlieren, welcher seit Generationen die Kaiser weise und klug zu beraten wusste - auch deinen Vater."
    , vielleicht ein wenig zu gewagt, doch er war Consul und es war seine Pflicht den Kaiser vor Fehlern zu warnen. Auch wenn dieser es nicht hören mochte.
    "Wenn ich ehrlich bin, Kaiser, so denke ich, dass die jetzigen Aversionen gegen das Gehabe deines Stellvertreters sehr leicht, vielleicht auch mit dessen Hilfen, gegen dich gerichtet werden könnten. Schließlich ist es dein Name, welcher seine Taten legitimiert."


    Nun war es am Kaiser zu antworten.

    Kurze Zeit später erschien jener mit erstauntem Gesicht.
    Diese Erscheinung hatte er schon lange nicht gesehen und unweigerlich kam diese angebliche Auszeichnungs-Affäre vor sein geistiges Auge. Vielleicht war er damals wahrlich zu forsch, zu locker mit den Insignien des Fleißes umgegangen, doch es hatte gefruchtet - zumindest einige sehr gute Beamte hatte er dadurch an Hispania binden können.


    "Salve, Fabius. Was führt dich zu mir?", sprach er dann darauf los, denn durch diese kleine Reise in vergangene Erlebnisse war die Stimmung am Fallen.

    Ein leicht ungläubiges Gesicht fand den Weg in die Mimik des Senators. Eigentlich war er der festen Überzeugung Agrippa verständlich gemacht zu haben, dass er alle seine Pflichten abzulegen wünschte. Sogar die des Sodalis hatte er noch pro forma inne, obgleich er nicht daran hing.


    "Eigentlich ist dies ein schlechter Zeitpunkt. Dringenderes habe ich erwartet und mir daher einige Augenblicke frei genommen.", versuchte er sich hinaus zu winden und erforschte die Züge des ihm unbekannten Mannes.
    Sonderbar, dass jener aus dem Hause der Tiberier nicht anerkannteren Zerstreuungen nachging, als eine Factio wieder zu beleben - außerdem war dies die Aufgabe des Vorsitzenden und nicht eines jungen Römers, welcher an einer politischen Laufbahn interessiert sein sollte.


    "Und wenn ich ehrlich bin, habe ich mich vollkommen aus der Factio-Arbeit zurück gezogen.", merkte er schlussendlich an, um Missverständnisse vorzubeugen.

    Der Blick des Flaviers wurde skeptisch. Erfahrungen hatte jedermann in jederlei Hinsicht gesammelt - der springende Punkt war, dass der junge Tiberius keinerlei Verantwortung hatte davor in Rom übernommen, kein Amt, keinen Rang, keinen Verdienst.
    Wäre er bedeutenden Lenden entsprungen, hätte er dies sicherlich geäußert, doch da dem nicht so war, konnte man sich darauf kaum stützen.


    "Hast du mit Senator Tiberius Durus geredet, ehe du bei mir vorstellig wurdest?", suchte er dann weiter zu erfahren.

    "Interessant.", kommentierte er die sachliche Lage in der Provinz und bildete sich selbst ein Urteil. Jenes beruhte auf der Tatsache, dass die Scharmützel endlich aufhören mussten und die Dominanz Roms auch dort gefestigt werden sollte - ob nun mit einem Wall oder doch mit angemessenen Vergeltungsschlägen auch gegen die Zivilbevölkerung dieser Barbaren.


    "Dann hast du also keine klassische Bildung erfahren, wenn du schon so früh auf eigenen Beinen hast stehen müssen?", dann das klang nun nicht nach der klassischen vita, welche der Consular zweifelsohne bevorzugen würde.

    Manchmal, so hieß es, wird das Erstaunen über eine Sache so groß, dass sie in physische Lähmung resultieren kann. Mitunter war Senator Flavius Furianus nicht abgergläubig, doch eben jene Tatsache durchfuhr sein Mark, als der Praefectus Urbi sich eines Königs gleich, wohl eher eines despotischen, im Senate aufzuführen wagte.
    Erstaunen war ihm in das Gesicht geschrieben und doch war er ungemein erleichtert, dass das Herz, zumindest das der meisten Senatoren, im gleichen Takt in diesem Raum zu schlagen schien. So eine Unverschämtheit, die Tatsache dessen Herkunft einmal abgesehen, war ihm zuvor noch niemals vor Augen getreten - zumindest nicht im Senat.


    Mit weit aufgerissenen Augen konnte er sich nur schwer zurück halten, um nicht etwas durch den Raum zu rufen, doch sein Ruf hätte vorurteilsvoller nicht sein können - wenn er sich denn seinen Ausgang geschaffen hätte. Die Zunge war zwar willig, doch der Verstand behielt den Mund geschlossen. Despot, sogar Tyrann, hätte er sicherlich gerufen und das wäre beiden Beteiligten nicht willkommen.
    So schwieg er und blickte, nachdem die Farce mit dem Abgang des Despoten vorüber war, nahezu apathisch zu Senator Purgitius Macer.
    "Und ich erwarte eine Grundsatzdebatte über das hier.", und in diesem Moment schien er die unter die Mühlen der Zeit gekommenen Positionen der Censoren sträflichst zu missen.

    "Syrien? Interessant, wenn du von so weit her kommst. Wie ist es dort? Man hört so wenig vom Osten, der doch oft von Unruhen und kriegerischen Auseinandersetzungen geplagt wird."
    Syrien war für ihn, wie für fast jeden in Rom lebenden Römer, ein fabuloser Ort, welchen zu ergründen ein ungemein großes Abenteuer darstellen mochte. Ein Land voller Fabeln und seltsamer Sippen und gar Tierwelt.
    Ein interessanter Gast.
    "Zu den Arvalbrüdern also. Nun denn, dann erzähle mir von dir.", fuhr er fort.

    "Und warum legst du nicht einfach deinen Senatorenring und die purprne Toga ab und gehst dahin zurück, woher du kamst, Salinator?", brach es aus ihm, zwar ruhig, jedoch mit einer Bissigkeit, die er schon längst hatte in sich verschollen gesehen, heraus.
    "Schließlich sind das Insignien unserer Traditionen und Werte - für das, wofür ein jeder Senator einstehen sollte.", fuhr er dann weiter fort und überlegte, ob er nicht einfach demonstrativ der weiteren Sitzung fern blieb. Anscheinend galt heutzutage der Senator und der Senat an sich nicht viel in den Augen einiger Männer.
    Und obgleich er den Gedanken stets verdrängte, war der nach Blut dürstige Teil in seinem Geist gerade jetzt fordernder denn je her. Der Kopf des Salinator musste einfach rollen - ob nun durch den Kaiser selbst, für des Kaisers Wohl von anderen oder für das Wohl Roms durch ihn selbst.

    Der Consul nickte, obgleich die Verfehlungen des Octaviers ihm nicht würden aus dem Gedächtnis gleiten.


    "Die Arbeit eines Procurators? Wie ist sein Name?", fuhr er dann deutlich interessierter vor und nahm einen weiteren Schluck verdünnten Weines.
    "Amtsmissbrauch welcher Art und wer war dieser Mann?", war danach noch einmal voller Erstaunen zu vernehmen. Vielleicht waren diese Erkenntnisse für die jetzigen Praetoren ebenso pikant und es wäre eine herbe Schmach, wenn der Consul davon nicht unterrichtet sein sollte.

    Ohne die Gedanken seines Gegenübers lesend, ansonsten wäre eben jener nicht lebendig hinaus gekommen, nickte der Flavier freundlich.


    "Gut, dann erwarte ich eine gute Rede von dir im Senat.", und stand mit diesem Satz von der Kline auf, um den Duccier zu verabschieden, wie es stets Sitte war.
    "Vale, Duccius."
    Und ein Sklave geleitete den jungen Mann hinaus.

    In seine Toga gehüllt, denn heute musste er einigen Feierlichkeiten beiwohnen, schritt der Senator in´s weit einladende Atrium und fand seinen Gast stehend vor.


    "Salve, Tiberius.", begrüßte er den jungen Mann freundlich und wies mit der Hand auf die Klinengruppe.
    "Wir sind uns wohl noch nicht bekannt.", leitete er das Gespräch ein und wies einen Sklaven an ein paar Erfrischungen zu kredenzen.
    "Man hat mir mitgeteilt, dass du mich in meiner Funktion als Magister der Arvales hast aufgesucht. Liege ich da richtig?"

    Der Flavier, welcher nunmehr nicht mehr den weichen curulischen Stuhl der Macht unter seinem Gesäß fühlte, hatte sich auch ohne das Imperium keineswegs geändert. Ein scharfer Blick in die Richtung des Hominus Novus ward geworfen.


    "Es liegt in der Tradition des Senates, Senator Vescularius, die bestmögliche Entscheidung für das römische Reich durch verschiedene Meinungen und gar Dispute durch den Senat zu bilden.", fuhr der Consular den Glatzköpfigen an und schaute sich verwundert um.
    Er hatte wahrlich herausragendere Reaktionen auf so ein Verhalten erwartete denn Stillschweigen - schließlich trat man hier die demokratische Tradition des Senates mit Füßen.