Er fragte sich nach diesem Beitrag ernsthaft, ob man ihn hier nur zum Narren halten wollte oder selbst alle zu Narren verkommen waren.
Kurz überlegte er, ob er diese Frage wirklich ernsthaft beantworten sollte, entschied sich aber dennoch für diese Strapazen.
"Nun, Senator Aurelius, die Cura Annona existiert und funktioniert so wie heute schon seit hunderten von Jahren. Wenn sie nicht funktionieren würde, würdest du es schon merken, denn dein Haus würde brennen.
Was du befürchtest und was der Realität entspricht, ist etwas ganz anderes.
Dass keine Hehlerei betrieben wird, dafür ist die Cura Annona und letztlich der Praefectus jener Institution verantwortlich. Glaube nicht, dass jeder eine Getreidemarke erhält, es wird alles überprüft, so, wie schon seit hunderten von Jahren. Es gibt Akten, es gibt Archive und es gibt Zeugen, mit diesen Mitteln wird schon seit hunderten von Jahren die Getreidespende an wirklich Bedürftige ausgegeben.
Und was soll dieser Satz mit dem Dieb, der es den Reichen raubt und den Armen gibt? Das Geld für die Cura Annona wird von unserem hochgeschätzten Kaiser gestellt, man raubt es ihm auch nicht, es ist sein Geschenk an das Volk, so wird es schon immer gehandhabt und das Volk dankt es ihm.
Du unterstellst dem armen Römer schon viel, Senator. Und leider muss ich dir zustimmen, die Cohortes Urbanae haben ihre Augen nicht überall, man könnte das Brot aber wiederverkaufen. Aber versuch das mal, versucht ein Stück Brot zu dem Preis zu verkaufen, mit dem du dir ein neues Stück Brot kaufen kannst. Ist das nicht absurd ein ganzes Stück Brot zu verkaufen und dann für das Geld nicht einmal ein Neues kaufen zu können? Sowas macht doch kein logisch denkender Mensch, schon gar kein Römer, dem der Magen knurrt, wenn er auch nur das Brot ansieht.
Die Bäcker des Imperiums, was sie sagen? Sie bekommen schon viel zu viel Geld und Privilegien, deine Bäcker, sie werden stumm sein, denn die Cura Annona füttert sie mit Aufträgen, demnach mit ganz schön viel Geld. Es werden sich immer Bäcker finden lassen, die diesen Posten gerne annehmen würden, denn dieser ist sicher, genau so wie die Cura Annona als Abnehmer."
Was das Schreckensszenario anging, musste Furianus doch stark den Kopf schütteln.
"Was bitteschön sind Raubritter?! Falls so etwas passiert, Senator Aurelius, werden Maßnahmen getroffen, von denen du eigentlich wissen müsstest. Schließlich hat man dir doch in deiner Jugend sicherlich von den Zeiten erzählt, als das Brot knapp war.
Aber gut, dann erzähle ich es dir nochmals.
Wenn nicht genügend Brot da gewesen war, erhob das Volk die Stimme, es geriet außer Kontrolle und Rom brannte. Du siehst, wie wichtig die Getreidespenden sind und waren.
Nun gut, damit dies nicht geschieht, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die schon frühere Kaiser wahr genommen haben, um ein solches Szenario zu verhindern.
Möglichkeit eins ist die Rationalisierung, das heißt, dass das ganze Getreide Roms, nicht nur das der Cura Annona, von dem Kaiser aufgekauft wird und jedem Einwohner in Rationen zur Verfügung gestellt, bis neues Getreide eingetroffen ist.
Möglichkeit zwei ist die Subventionierung durch den Kaiser. Du weißt sicherlich, dass die Anbieter solch eine Notlage immer ausnutzen und den Preis für Getreide und Brot in die Höhe schnellen lassen. Dagegen kann auch ein Kaiser nichts unternehmen. Was die Kaiser aber getan haben war diesen Aufschlag auszugleichen, indem sie den Anbietern all das Brot für teures Geld aufgekauft haben, dann jedoch zu dem Marktüblichen Preis dem Volke verkauften.
Außerdem solltest du nebenbei noch wissen, dass solche Situationen bisher nur ein paar Male eingetreten sind, das aufgrund der damaligen Getreidespeicher, die weit weniger zahlreich waren als heute. Heute haben wir große und gefüllte Speicher, es sollte zu keinem Engpass kommen und wenn, dann werden sicherlich andere Provinzen mit der Getreidebelieferung betraut werden."
So etwas musste ein Senator doch wissen, dachte er sich.