Beiträge von Lucius Flavius Furianus

    So war es auch jener Abend, an dem der Proconsul samt Gefolge und Bagage in die vergleichbar zu Rom kleine Stadt einfuhr und sogleich auf den Portus Ostiae zielte.
    Furianus war kein Freund langer Reisen, besonders nicht derer auf dem Landwege, doch überraschenderweise an jenem Abend recht gut gelaunt. Sogleich entstieg er der Kutsche und machte sich samt einem elitären Gefolge von angereisten Klienten und Freunden auf den Weg zum Schiff.
    Sein Secretarius hatte ihn ja schließlich erwartet.


    "Salve, Hippocrates. Ich hoffe es steht alles bereit für die Abfahrt?"

    "Und dafür danke ich dir, Gracchus."


    Antwortete Furianus und stand auf. Er konnte nicht sagen, ob er glücklich war diesem Raum endlich entfliehen zu können, damit Rom und der Villa Flavia, die ihn mit ihren Erinnerungen schier erdrückte, oder ob er erleichtert war wieder alleine sein zu können und der Ort irrelevant schien.


    "Mögen die Götter auch stets über dich und den Rest der Familie wachen. Auch wenn ich im fernen Hispania sein werde, ich bin stets hier und nirgendwo anders, hier ist meine Zuhause."


    Ein leichtes Lächeln huschte über seine Züge und er verabschiedete sich noch mit einer herzlichen Umarmung von Gracchus und ging hinaus.

    Also war der Gesprächsstoff ausschließlich der Tod und die Bestattung, soweit es Furianus heraus zu hören vermochte.


    "Ich kann leider nicht noch länger hier bleiben, Gracchus. Ich muss in meiner Provinz Präsenz zeigen und das recht bald, denn der Zeitrahmen für die Vorbereitungen dürfte schon bald gesprengt sien. Zudem muss die Verwandtschaft noch ausreichend Zeit haben, um ihre Anreisen hierher vorzubereiten, das heißt wiederum du hast Zeit.
    Schicke Mitteilungen aus, es ist der erste Schritt, für den zweiten hast du dann genügend Zeit."


    Wäre es anders gekommen, hätte Furianus seinem Vetter natürlich die Hilfe, die sich jener wohl von ihm ersehnte, gerne angeboten, aber unter diesen Umständen konnte er es einfach nicht. Aus Hispania konnte er schlecht agieren, da hatte er Gracchus selbst um einiges leichter, auch wenn er gerade recht konfus wirkte. Das sah ihm so gar nicht ähnlich, doch Furianus hoffte, dass sich sein Vetter, der eigentlich sein Onkel war, wieder fassen und zu alter Souveranität würde zurückkehren können.


    "Ja, ich denke auch, dass diese Bestattung einem kleinen Kreise, bestehend aus Verwandten, vorbehalten bleiben sollte. Wir haben noch Zeit, Gracchus, vor allem dürfen wir unsere Base nicht vor dem Senat bestatten."


    Damit meinte Furianus, dass man erst würde auf die Bekanntgabe des Senates warten müssen, bevor man Leontia offiziell bestattete.

    "Ich weiß, wie du dich fühlst - der Tod ist mir nicht unbekannt, sein Schmerz ist mir näher als das Glück es jemals war."


    Sagte er betroffen und blickte Gracchus gleich gen nackten Marmorboden. Die Frage, welchen seiner nahen Verwandten es in Zukunft treffen würde, zwang sich ihm gleich darauf auf. Es schien wie ein Kreis des Abgrundes zu sein, der von einem winzigen Loch nun schon einen beachtlichen Umfang aufweisen konnte, wenn er nur daran dachte, dass er noch vor ein paar Jahren das Wort Tod nur aus Schriften kannte, diese Erfahrung ihm gänzlich fremd war und nun gleich zwei wertvolle Menschen innerhalb kurzer Zeit zu betrauern hatte.
    Das Leben geht weiter, sagten viele, doch wie es weiter geht, vor dieser Antwort sträubten sich alle - sie wussten, dass es kein Leben mehr sein würde, nicht das unbeschwerte und von dem Tode unberührte Leben.


    "Ja, sie muss bestattet werden."


    Merkte er kurz an und bedeutete einem Sklaven mit der winzigen Geste eines Fingerzuckens Becher und Getränke herbei zu schaffen.


    "Einige Tage, denke ich. Ich bin noch mit den Vorbereitungen beschäftigt."

    "Wir sollten uns sicherlich nicht im Kreise drehen, Gracchus, denn eine Drehung im Stande ist doch ebenso wenig eine Forwärts- noch Rückwärstbewegung."


    Mehr wollte er zu seiner doch so für manch einen Verwandten störenden unkonventionellen Art nicht sagen.
    Dass Gracchus seine Zukunft betreffend unentschlossen sein sollte, nahm er doch mit einigem Zweifel auf. Gracchus hatte sicherlich schon Pläne und diese zu verraten würde auch nicht in Furianus´Sinne sein, wenn er an Gracchus Stelle sein sollte. Daher beließ er es dabei und fragte nicht unnötig nach.


    "Ja, es war sehr überraschend, dass du dem Dienst an den Göttern so plötzlich entsagt hast. Doch ich bin mir mehr als sicher, dass dich der Pontifex Maximus ohne jegliche Zweifel oder Anflügen davon wieder in deine Position setzen würde. Natürlich, falls du daran noch interessiert wärest."


    Was auf den ersten Blick nocht so zu sein schien, hatte er doch Skepsis, was den Dienst im CD anbelangte - das war nicht Gracchus. Also würde er wohl nicht darauf zurück greiffen und wieder eintreten.
    Die weiteren Worte ließen Furianus jedoch für einige Momente erstarren. Hatte er es richtig verstanden? Er hoffte nicht, hoffte auf einen Anflug einer Hörverschlechterung, irgend etwas.


    "Leontia? Aber warum, sie war doch noch so jung?!"


    Brachte er verblüfft aus sich und hoffte auf eine Belehrung, hoffte wirklich auf einen Hörschaden.
    Die Erklärung seines Vetters schürrte jedoch diese schreckliche Gewissheit vollkommen, er hatte es nicht falsch verstanden, nein, das Schreckliche ward eingetroffen.
    Teilnahmslos hörte er Gracchus zu und fragte sich, warum die Götter solch junges und wertvolles Leben wie eine Blume verwelken ließen, warum sie ihr nicht noch mehr Jahre schenkten.


    "Unglaublich und schrecklich zugleich, mir fehlen die Worte, Gracchus."


    Mehr konnte er dazu nicht sagen. Sofort riss es ihn in die schmerzvollen Erinnerungen an Claudia, er hatte damals gelitten und nun sollte er Ähnliches erleben müssen. Darauf war er weder vorbereitet, noch konnte man so etwas ahnen.

    Furianus setzte sich und fing an sich darüber den Kopf zu zerbrechen in welche Richtung Gracchus das Gespräch führen wollte. Nach den einleitenden Wörtern würde er es jedoch sowieso erfahren.


    "Ich danke dir, Vetter. Ich werde versuchen den Erwartungen gerecht zu werden, wenn die Götter mir gewogen, so wird meine Amtszeit ohne große Zwischenfälle von statten gehen. Ich hoffe derzeit nur auf eine friedliche Amtszeit, anderweitiger Erfolg wird sich zeigen."


    Eigentlich hätte er nun nach dem Gesprächskern fragen können, doch so eilig hatte er es nun auch wieder nicht.


    "Wir haben dich hier vermisst, Vetter. Ich hoffe, dass wir und Rom einen gestärkten und motivierten Gracchus erleben, der erholt nun wieder neue Aufgaben in Angriff nehmen wird. Ich bin mir sicher, dass deine Aufnahme in die ehrwürdigen Hallen der Basilica Iulia nur eine Frage der Zeit ist."

    "Natürlich, Senator."


    Erlaubte Furianus nebenbei, obwohl diese Antwort eigentlich überflüssig war, schließlich war der Senat keine Schola und man würde sowieso seine Fragen entleeren können, egal wer man war.


    "Die eigentlich Staatskasse ist ja eigentlich das aerarium Saturni, aber in weiterer Betrachtung könnte man den fiscus Caesaris auch Staatskasse nennen, wenn sich der Begriff Staatskasse auf den ganzen Staat bezieht und nicht nur auf die senatorischen Provinzen, deren Einnahmen in das aerarium Saturni fließen während die Einnahmen der kaiserlichen Provinzen in den fiscus Caesaris.
    Aber hier war mit Staatskasse der fiscus Caesaris genannt, also die Kasse des Kaisers. Und diese wird auch von der kaiserlichen Finanzabteilung, genauer gesagt den procuratores patrimonium Caesaris geführt. Die Spenden und die Subventionen werden daher natürlich von dem fiscus Caesaris, also quasi dem Kaiser selbst, bezahlt. Das heißt, der fiscus Caesaris deckt alle Kosten, die mit den Getreidespenden und der Cura Annona anfallen, so wie immer.


    Sim-Off:

    Der Kaiser hat hier ja keine eigene Kasse, nur ein Konto und daher habe ich den Überbegriff Staatskasse genommen, weil das Geld ja sowieso von daher kommen würde.

    "Tu das. Vale."


    Kommentierte Furianus den Abschiedsgruß des neuen Secretarius und merkte sich an dem Neuen das nächste mal um etwas mehr Anstand zu bitten, besonders wenn man sich verabschiedete. Aber da es Dringenderes gab, ließ er sich dies, zur Sicherheit, von einem Scriba aufschreiben und verzichtete ausnahmsweise darauf den Schuldigen sogleich wieder zurück zu beordern, um ihm die Verfehlung vorzuhalten. ;)

    Da er von einem der Haussklaven erfahren hatte, dass sein Vetter, der eigentlich sein Onkel war, ihn um ein Gespräch gebeten hatte, unterbrach Furianus die Vorbereitungen an denen er gar nicht beteiligt war, sondern nur schwerwiegende Entscheidungen treffen musste, nämlich was er so alles da lassen oder mitnehmen will, für dieses Treffen.
    Schlicht mit einer roten Tunika bekleidet und nicht wie gewöhnlich mit störendem Schmuck, trat er in das helle Arbeitszimmer ein und grüßte seinen Vetter, der eigentlich sein Onkel war, der ihn bereits erwartet hatte.


    "Salve, Gracchus. Du hast um ein Gespräch gebeten?"

    "Eine höchst ungewöhnliche Frage, Senator Aurelius. Wenn alles doch so gut funktioniert, warum brauchen wir überhaupt regelnde Gesetze?
    Du erkennst, worauf ich hinaus will. Die Kontrolle und reibungslose Funktion muss bewahrt werden, Lücken müssen wir schließen, das ist unsere Pflicht. Diese Lücken habe ich mit bestem Wissen und Gewissen versucht zu schließen. Wenn es deine Zustimmung nicht verdient, so weise mir meine Fehler und wir beheben sie gemeinsam, wenn dies auch nicht in Frage kommt, solltest du dich als Senator dazu verpflichtet fühlen eine eigene Gesetzesinitiative vorzustellen."


    Bei den nächsten Worten musste Furianus doch ein wenig lächeln.


    "In erster Linie ist Senator Avarus wohl Politiker und kein Bäcker, nehme ich an. Aus welchem Interesse er dies nicht befürwortet, das sei dahin gestellt, doch wir alle erwarten doch voneinander autonome Entscheidungen, auch ich von dir. Wenn du dich seiner Position anschließt, weil er Senator Avarus ist und nicht, weil dies die Stimme von Aurelius Commodus ist, so frage ich mich, wie groß der Senat eigentlich ist. Besteht er aus hunderten von Männern, die ihre Zeit zum Schutze des Volkes und des Reiches nach bestem Wissen und Gewissen einsetzen, Politiker sind, oder diese alten Hallen ein paar Senatoren und ihre meinungs- und stimmlose Klientel beherbergen."

    Furianus stand ein weiteres Mal auf, um sich zu bedanken.


    "Ich danke Euch, Senatoren, für das in mich gesetzte Vertrauen. Ich werde die Provinz nach bestem Wissen und Gewissen führen und hoffe auf ein zwischenfallloses Proconsulat und eine ruhige Provinz. Ich danke Euch."


    Nun ging die Organisation erst richtig los, er musste packen lassen.

    Furianus gab ein kurzes..


    "Gut, so sei es."


    ...zurück und warf einen Blick auf die Notiz. Zustimmend nickte er und reichte das Täfelchen wieder zurück.


    "Ich bin zufrieden. Und somit wäre eigentlich alles besprochen. Du kannst dich nun an deine Aufgaben begeben, besonderes Augenmerk richte ich auf die Beladung, mir darf es in Hispania an nichts fehlen, denn ständige Transportreisen sind nicht nur müßig, sondern kosten auch entsprechend."

    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus


    >Sobald meine Entscheidung gefallen ist, werde ich dich benachrichtigen lassen. Wenn du
    mich nun entschuldigst bitte entschuldigen würdest. Ich muss noch zur Curia Italica bevor
    sie entgültig geschlossen wird.<


    sagte Modestus mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.


    Furianus nickte zufriedenstellend und reichte dem Mann zum Abschiede die Hand.


    "Gut, dann höre ich von dir. Die Götter seien mit dir, Duumvir."

    "Ich danke dir."


    Sagte er mit einem Hauch von Lächeln und setzte sich in einen Korbsessel, auf den nebenan stehenden deutete er mit der Hand. Ein Angebot, das dem neuen Secretarius galt.


    "Das ist noch nicht alles. Dein Weg führt dich in die Nähe der Villa Aurelia. Setze daher einen weiteren Brief auf, an Marcus Aurelius Corvinus, indem du ihm in meinem Namen zu seiner Ernennung zum Vigintivir gratulierst. Schreibe dann noch, dass er sich doch bitte um die Erfüllung des Testamentes von Helvetius Tacitus kümmern sollte, die Materialien und meine Beglaubigung sollte er in den Archiven der Basilica Ulpia finden. Füge dann noch die obligatorischen Floskeln an, also Wünsche für die Zukunft und den Segen der Götter. Das sollte dann vorerst reichen und wird dir, da es dein erster Auftrag ist und auch recht zeitaufwendig, mit einer großzügigen Summe von 130 Sz. vergütet, die ich dir auf den Grundbetrag aufschlage. Insgesamt also 200 diese Woche, wenn du alles zufriedenstellend vollziehst.
    Dabei kommt mir gerade ein Gedanke. Du weißt sicherlich, dass Patrizier keine Steuern zahlen, du jedoch schon. Wenn du es also wünscht, kannst du eine Liste mit deinen Verdiensten führen, ich führe ebenfalls eine. Das Geld wird dir jedoch nicht voll ausgezahlt, immer nach deinem Ermessen, so dass du keine Steuerbeträge entrichten müsstest. Den gesamten Betrag übergebe ich dir dann, falls du deine Anstellung verlieren solltest oder es eben wünscht, darauf hast du mein Wort. Was hälst du davon, so entgehst du den Steuern?"


    Ein lukratives Angebot, welches Furianus doch ein wenig Wagnis kostete, schließlich war dies nicht gerne gesehen. Außerdem wurde er nun mit einem Sekretär, der ziemlich viel Hintergrundwissen mitbekam, ein wenig transparenter, hoffentlich nutzte das keiner aus und ließ ihn durch den Mann bespitzeln. Aber bei dem Gehalt war ein Überlaufen sowieso unwahrscheinlich und wenn, dann würde der Mann sowieso nicht lange leben, um das Geld ausgeben zu können. :P :P

    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    >Das klingt natürlich sehr interessant.<


    sagte Modestus und zögerte etwas. Das Angebot war durchaus verlockend aber trozdem wolllte er noch einige Zeit
    darüber nachdenken.


    >Ich hoffe du verstehst es, dass ich dir aus dem Stegreif noch keine Zusage machen kann. Nach dem
    Aufstand ist es eine schwierige Entscheidung die ich vorher noch mit meinem Patron besprechen sollte.<


    Ein wohlwollendes Nicken begleitete den nächsten Satz.


    "Selbstverständlich verstehe ich das. Lass dir ruhig Zeit, sprich mit deinem Patron und wir sehen dann weiter. Aber wie gesagt, ich könnte dich sehr gut gebrauchen."

    "Ja, Spass beiseite."


    Erwiderte Furianus mit keinerlei Regungen die auch nur ansatzweise ein Lächeln abzeichnen könnten und versank für einige Sekunden in Gedanken.


    "Du könntest nach Ostia reisen und meine Mannschaft, ich habe ein Privatschiff, schon mal auf die Reise einstimmen. Du sorgst für den Abtransport meines Gepäcks, sorgst für Proviant und Anderweitiges, was wir für die Reise oder danach gebrauchen können.
    Und du verfasst einen Brief in meinem Namen an meinen Neffen Flavius Quirinalis und teilst ihn in diesem Brief, in knappem Wortlaut, mit, dass ich mich auf den Weg nach Hispania befinde. Den Brief bezahlst du von der Familienkarte der Flavier."

    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    >Dein Angebot ehrt mich natürlich.< sagte Modestus etwas überascht. >Um welche Stelle würde es sich den handeln ?<


    fragte er vorsichtig bevor er etwas genaues zu dem Angebot sagte. Für eine Stelle als Duumvir brauchte er nicht nach Hispania
    reisen, aber da Furianus anscheinend alle Stellen in Hispania neu besetzen wollte, gab es sicher einige Aufstiegsmöglichkeiten.


    "Da du bereits im Amte des Duumvirn warst oder es jetzt nich bist, denke ich an das Amt des Magister Officiorum.
    Ich bin mir sicher, dass du mir an meiner Seite eine große Hilfe sein und im Gegenzug ein begehrtes Amt inne haben würdest, welches dir den Weg nach oben ebnen kann."


    Ein lukratives Angebot - für beide. Schließlich hatte Furianus noch nie solch eine Verantwortung auf den Schultern geladen, zudem in einer doch gerüttelten Region wie Hispania, da waren unterstützende Hände sehr willkommen.

    "Wir werden sehen."


    Antwortete Furianus trocken und schüttelte dem Mann die Hand, das Zeichen eines beidseitig abgeschlossenen Vertrages. Er hatte nun endlich einen Secretatius, ein Grund heute eine Flasche des guten Falerners zu trinken.


    "Auf gute Zusammenarbeit, Hippocrates von Pergamon."