Beiträge von NEPTUN

    Wohlig in seinem Reiche schwelgend, beobachtete Neptun aus den diesigen Nebeln der Meere des Kosmos, die Menschen mit ihren illustren Eigenschaften und hatte seine heimliche Freude an ihnen. Sie waren belustigend, wie unwissend und begierig sie waren. Plötzlich mit seinem Dreizack im Becken der Weitsicht rührend, blickte Neptun auf einen jungen Römer, der sich bedankte. Wie lange war ihm kein solches ehrliches Opfer dargebracht worden? Opfer waren landläufig bei vielen sterblichen Kindern, genannt Menschen, oft nur bloßer Reflex ihrer Kultur, ihres Umfeldes oder aus schlichten Erwägungen aber dieser Mann war tatsächlich mit Hingabe erfüllt. Dieser Dank wollte betrachtet werden. Aufrichtig, gar überkommen von diesem Menschen, sandte der Gott einen mystischen Tropfen an salzigem Wasser, welcher in Octavius Italicus Nacken fiel und dort verweilte. Wärme breitete sich trotz des kalten Reflexes aus. Neptun war zufrieden und schenkte diesem Mann seinen Segen.

    Den unendlichen Tiefen des Ozeans entstieg der Herr des Meeres, dessen Aufmerksamkeit der Weihrauch und die persönliche Ansprache des Flavius geweckt hatten. Neptun erblickte einen Stier, einen kräftigen, weißen Stier, der ihm sehr zusagte. Wer ganz genau hinsah, mochte sich einbilden, dass Neptuns Götterabbild einen besonders gründlichen Blick auf diese Zeremonie warf.

    Das war ja wohl ein bisschen Barsch. Ziemlich viel Barsch sogar, so ein ausgewachsener Nilbarsch. Auch wenn Neptun mit Süßwassergetier nicht ganz so viel anfing, wie mit Salzwasserfischen, war seine Aufmerksamkeit mit diesem Auftakt dennoch geweckt. Da störte es auch nicht, dass der Opfernde die Götter dafür hasste, dass er ihnen opfern musste. Was zählte, war die Tat und dass Neptun etwas bekam. Und weil dem Barsch noch ein Kalb folgte, das weiß war wie die Schaumkronen am Ufer zur besten Surfsaison (auch wenn Surfen noch gar nicht erfunden worden war), zählte die Tat eine ganze Menge. Die salzige Meerluft roch einen Augenblick lang besonders sanft und frisch und hätte einer der Umstehenden gerade eine Atemwegserkrankung mit sich herumgetragen, wäre er aus lauter Freundlichkeit Neptuns auch gleich noch geheilt worden.

    Neptun mochte es nicht, wenn man ihm dazwischenquatschte. Auch nicht, wenn es ein Offizier war. Ein Wellenschlag brachte jenen daher zum Schweigen, während sich feine Gischt an der Stelle erhob, an der das Paket im Wasser versunken war.

    Die Aufmerksamkeit des Gottes wurde durch das angenehme Klingen der Münzen auf diese kleine Nussschale gezogen, die letztens schon durch ausgiebige Fischfütterungen aufgefallen war. Das war grundsätzlich kein Nachteil, Fische waren nicht gerade als Feinschmecker bekannt und konnten nie genug gefüttert werden. Ein Nachteil für die Sterblichen auf dieser Holzschüssel war eher die Tatsache, dass sie den Namen des Gottes sehr leichtfertig im Munde führten, ihm allerlei unterstellten und andichteten. Was wußten sie von seiner Rache? Solch ein kleines, erfrischendes Stürmchen war sicherlich nicht vergleichbar damit. Ein von ihm geschicktes Untier würde sich auch gewiss nicht von einer seekranken Landratte besiegen lassen. Wie anmaßend diese Sterblichen doch waren! Ein mageres Kälbchen also, wenigstens war es ein männliches Tier, sollte dies nicht nur alles aufwiegen, sondern ihn zudem veranlassen, ihr Schiff wunschgemäß voranzutreiben. Dachten sie. Die Sterblichen. Das tote Kälbchen dümpelte neben dem Schiff in der nahezu spiegelglatten, an dieser Stelle blutrot gefärbten See. Kein Lüftchen regte sich.

    Die Herbststürme sind nicht das Werk Neptuns, aber die Wellen. Die Wellen, die ein Schiff zum Kentern bringen können, wenn der Kapitän allzu leichtfertig eine Passage des Mittelmeeres antritt. Leichtfertig, indem er ein Opfer für Neptun unterlässt und auch die Passagiere lieber schmackhafte Sachen kaufen, anstatt sie zu opfern. Erinnert werden müssen sie, an ihre Pflichten den Göttern gegenüber.


    Das Unwetter kommt plötzlich und das Schiff kann nicht entrinnen.

    Brausend und schäumend erhob sich Neptun aus den Fluten, um gemeinsam mit dem Flussgott des Tiber das Opfger entgegen zu nehmen. Selten wandten sich die Menschen in derart ausgelassener Freude und großer Anzahl an sie. Selbst die Flotte und die seefahrenden Händler gaben nur wenig. Darum wurde das Opfer angenommen und Regen in Italia für die nächsten Tage auf die Wunschliste gesetzt.

    Während der alte Mann sich die Leber besah, da schien es plötzlich so, als würden die Geräusche des Hafens mit seinem geschäftigen Treiben gedämpft. Ruhe umgab sie und von fern hörte man das Rauschen der Brandung, die jenseits des Hafens an die äußeren Ufer von Pharos und Lochias schlug. Ein frischer Wind kam auf und legte den salzigen Geschmack des Meeres auf ihre Lippen.
    Es gab keinen Zweifel; Poseidon, den die Rhomäer Neptunus nannten, hatte die Worte des Priesters gehört und er nahm das blutige Opfer an.

    Die Zeit verrann. Stille. Ernste, dass Mark erschütternde Stille.
    Aber als es schon so schien, als wären Ánthimos' Worte ungehört verhallt und als wäre sein Opfer vergeblich gewesen, da erhob sich vom Meer her ein Wind. Er wirbelte vor dem Tempel den Staub auf und drang als kühler, feucht Luftzug durch die offen stehenden Türen hinein. Mit sich führte er den würzigen Geruch nach Tang und Fisch, denn es war gerade Ebbe.
    Die Meeresbriese umwirbelte Ánthimos, kitzelte ihn an der Nasenspitze, fuhr ihm durch das Haar und ließ ihn den salzigen Geschmack der See auf der Zunge spüren.
    Im nächsten Augenblick legte sie sich wieder und es war fast so still wie zuvor. Doch von draußen drangen nun gedämpft die Geräusche der geschäftigen Stadt an ihre Ohren.

    In jüngeren Jahren, als man ihn weithin nur als Poseidon verehrt hatte, was der Gott des Meeres hochfahrend gewesen, stolz, abweisend und für seine Zornesausbrüche berüchtigt. Doch jetzt, da man ihn in der bekannten Welt häufig Neptunus nannte, war er milder geworden. Oft nahm er sich der kleinen, sterblichen Seelen an, die sich hinaus auf sein nasses Territorium wagten. So erhörte er auch das Gebet dieser hadernden jungen Frau.
    Tatsächlich glätteten sich die Wogen. Die Dünung der See wurde sanfter und ihr Schiff glitt in dieser Nacht ruhig und sicher dahin.
    In der Traumwelt ihres friedlichen Schlafes aber, da erschien ihr ein kräftiger Mann mit breiten Schultern, wasserblauen Augen, und mit langem, wehenden Haar. Es war von blaugrüner Farbe, ebenso wie sein wallender Bart. Er trat an sie heran und strich ihr mit seiner starken Hand sanft über den Scheitel. Die war rau und wie mit Fischschuppen bedeckt. Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. Wo seine spröden Lippen Narcissa berührt hatten, würde sie am nächsten Morgen einen Tropfen salzigen Wassers bemerken.

    Als ob Poseidon, den die Rhomäer Neptun nannten, die Worte des hageren Priesters bestätigen wollte, wirkten die Wellen im nahen Hafenbecken plötzlich sanfter, die Schreie der Möwen über ihren Köpfen freundlicher und eine frische, wohltuende Brise wehte vom Meer herüber. Es war wie eine Einladung in See zu stechen und fernen Gestaden entgegen zu streben. Der Herr des Meeres war tatsächlich freundlich... zumindest für den Augenblick.

    Neptun nahm das Opfer mit wohlwollen an. Auch wenn er es selbst nicht wusste, so war dem Römer eine ruhige Überfahrt sicher, bei der kaum eine Wolke am Himmel zu sehen war und ein kräftiger Wind die Reise erheblich beschleunigen würde. Ein guter Kapitän würde diese Geste des Gottes sofort erkennen, wenn der Wind beim Auslaufen des Schiffes die Segel aufbäumte und es mit einem starken Ruck vorwärts bewegte.

    Neptun beobachtete die Zeremonie mit großem Interesse, wunderte sich jedoch über die Tatsache, dass nicht all zu viele Römer an diesem Fest zu seinen Ehren teilnahmen. Vor allem einige Soldaten der nahe gelegenen Classis Misenensis hätte er sich unter den Besuchern erwartet, nachdem sie seinem Wissen nach kein eigenes Opfer vollzogen hatten. Etwas Missmutig zog er die Augenbraue nach oben nahm sich vor in den nächsten Tagen bei der Classis nach dem Rechten zu sehen.


    Nichts desto trotz wollte er den wenigen Menschen, die sich an diesem heißen Tag am Campus Martius versammelt hatten sein Wohlwollen beweisen. Er hob seinen Dreizack und deutete mit einer kurzen Bewegung in den Himmel. Gleich darauf spürte man ein kühles Lüftchen über den Campus wehen, das die Hitze etwas dämpfte und unter den Menschen für etwas Abkühlung sorgte. In den nächsten Tagen würde er auch einige Regenwolken vom Meer aus auf die Reise schicken, um den Einwohnern Italias das lang ersehnte Nass zu bringen.

    Neptun verfolgte das Aufsehen um diesen Tempel. Er sah wirklich nicht gerade ansehnlich aus und was nutzte den Menschen dieser Ort noch, wenn sich niemand mehr dort versammeln konnte um die Götter zu ehren. Dennoch war es ein ziemlich gewaltiges Bauwerk und es würde einige Zeit dauern, bis man ihn Stein für Stein abgetragen hatte.


    Kurzer Hand entschloss Neptun sich, den Menschen zu helfen. Er vergewisserte sich, dass niemand in Gefahr war und erwirkte mit seinem Dreizack ein leichtes Erdbeben, das nur die Stelle des Tempels ergriff. Mit einem lauten und tosenden Krach brach der Tempel in sich zusammen und ließ eine riesige Staubwolke aufsteigen. Als dieser sich verzogen und die Erde sich wieder beruhigt hatte, war nur noch ein riesiger Haufen Schutt von diesem einst so imposanten Bauwerk übrig geblieben.

    Zitat

    Original von Didia Fausta

    "Oh gosseer Gott Neptun. Wir danken dir."
    Sie drehte sich zu zu den zuschauern und intonierte:
    "Der Gott Neptun hat das Opfer angenommen!"


    Neptun kratzte sich am Kopf und sah verwundert auf seinen Dreizack. Hatte er irgendetwas verpasst? Hatte sich sein Dreizack verselbstständigt? Er war ja noch nicht einmal dazu gekommen den Menschen ein Zeichen zu schicken und schon verkündete die Priesterin lautstark, dass er das Opfer angenommen hatte. Kopfschüttelnd gelangte er zu der Erkenntnis, dass die Zeit immer schnelllebiger wurde und einen die Priester heut zu Tage kaum noch Zeit ließen, auf ihre Gebete einzugehen.


    Aber wie auch immer…. Er sah dieser Expedition mit wohlwollen entgegen und würde sie auch unterstützen.


    Dann sah er wieder auf seinen Dreizack. Sollte er nun noch ein Zeichen zu den Menschen schicken? Er entschied sich es nicht zu tun. Immerhin wollte er die Priesterin vor den versammelten Gläubigen nicht in Verlegenheit bringen. Sie hatte ja bereits verkündet, dass er die Opfergaben angenommen hatte.

    In der Zwischenzeit hatte sich der Regen in ein ziemlich stürmisches Gewitter verwandelt und man hörte die großen, schweren Tropfen auf das Hausdach prasseln und den Donner grollen. Hin und wieder wurde das Triclinum zusätzlich von Blitzen erleuchtet, die über dem Castellum aufflackerten. ;)

    Und Neptun sendete den Matrosen ein Zeichen. Direkt neben ihnen im Wasser tauchte plötzlich ein riesiger Fischschwarm auf. Die Fische sprangen wie wild über der Wasseroberfläche auf und ab. Es war ein faszinierendes Naturschauspiel welches sich den Menschen hier bot. Gleichzeitig umspülte eine warme Strömung die Füße der Männer. Das Opfer war angenommen. So schnell wie der Fischschwarm kam, war er auch wieder verschwunden und Stille kehrte wieder im Wasser ein.

    Neptun gesellte sich zu Apollo und merkte seine Ungehaltenheit über den Erdenbürger.


    „Wenn du möchtest, dann könnte ich ihn mit einer kleinen Flutwelle aus der Basilica spülen? Die Abwassersysteme in Rom sollen recht gut ausgebaut sein. Er würde bestimmt wieder im Tiber auftauchen.“ :D

    Gerade als der junge Nauta von vorhin, der sich so ängstlich an den Mast geklammert hatte, an der Reihe war und hinauf in die Spitzen des Mastes klettern sollte, verstärkte sich der Wind. Das Schiff schaukelte und es war, als ob der Mast sich bog. Sein Name war Marcus. Marcus Domitius Diadematus, und er war 19 Jahre alt.


    Mit grimmigen Gesichtsausdruck schaute der Optio ihn an.


    Bist Du endlich soweit ?! Na, los, worauf wartest Du, rauf mit Dir auf den Mast oder muß ich Dir Beine machen ?


    schnauzte der Optio zu ihm rüber. Dabei ließ er seine neunschwänzige Katze knallen. Sie schlug auf den feuchten Planken des Decks auf und schreckte den jungen Nauta so auf, daß dieser augenblicklich begann, zu klettern. Er kletterte wie er noch nie geklettert war. Er kraxelte den glatten Mast hinauf, grallte sich mit den Armen daran fest. Er keuchte. Sein Herz raste schneller. Immer weiter entfernte er sich vom Deck. Das Adrenalin schoß ihn in den Schädel. Der Wind pfeifte in sein Gesicht, seine Nase gefror. Er schmeckte das Salz in der Luft.


    Immer höher führte ihn der Weg. Da ist schon der Eimer, es ist nicht mehr weit. Bald hat er es geschafft. Er schöpft neue Kraft, rafft sich auf und legt alles in die letzten Anstrengungen. - O weh, was ist das ?! Das Holz so glatt, kein Halt, kein Griff. Er rutscht. Verzweifelt sucht er nach etwas, was er packen kann. Doch da ist nichts. Er greift ins Leere und verliert das Gleichgewicht. Blitzschnell verliert er die Haltung. Er stürzt ab. Noch vor der Landung verliert er die Besinnung. Er kracht auf die Holzplanken des Decks. Es splittert. Regungslos bleibt er liegen.