Sie war wieder ganz verzückt wie regelmäßig dieser Germane ihr opferte, wie immer auf seiner ganz eigenen Art. Mit Entzücken musste sie feststellen, dass der Geschmack des Ducciers auch dieses Mal nicht gefehlt hatte, allerdings hätte sie nicht erwartet ihn soweit südlich vorzufinden. Sie schwebte auf einer Wolke, die sich hier in der Wüste des Nachtens hin und wieder bildeten, sie trieben dann mit dem warmen Wüstenwind in Richtung Meer. Heute war die Wolke ein Überrest des schlechten Wetters, das Alexandria am Abend heimgesucht hatte, sich verzog und nur noch die letzten Fetzen hier gelassen hatte.
Die Göttin hatte sich auf ihr gebettet. Heute hatte keiner ihrer Liebhaber Zeit für sie und in der Wohnung putzen, nein, das wollte sie auch nicht. Vulcan hatte das zwar gern, aber sie nicht. Welche Frau putzte schon gern? Also hatte sich VENUS einfach treiben lassen und war hier gelandet. Eigentlich fehlten jetzt nur noch ein paar Beeren um ihr diesen Anblick noch zu versüßen, aber man konnte leider nicht alles haben. Theatralisch seufzte sie, was sich im Castellum als leise säuselnder Wind zeigte.
Gerade als dieser Mann ein schwere Verfehlung beging, wurde die Göttin abgelenkt und bekam es nicht mit. Man rief nach ihr.
V U L C A N U S
"VENUUUUUUUUUUUS!!!!!!!!", donnerte die Stimme von niemand anderem als dem Gott des Feuers selbst durch den Äther, als der Venus' angetraute Feuergott nach seinem Weib verlangte. Er selbst hatte sich gerade aus seiner feuerlodernden Schmiede erhoben in der er gerade an einer neuen Waffe arbeitete, wobei es ihm wie immer nicht auf das Endresultat ankam, sondern auf die formende Macht der von ihm so heißgeliebten Flammen. Seiner Profession entsprechend roch die Luft bald nach Rauch, Schwefel und Eisen, lange bevor der Gott sich des Aufenthaltsorts seiner Geliebten gewahr wurde.
"VENUUUU... Ach, hier steckst du..", dröhnte es schließlich, als der unansehliche Vulcanus hinkend zu seiner Gattin trat, und in dem fiebrigen Blick eines mit Schmutz und Schweiß verdreckten Gesichts trat ein Ausdruck von tiefer Zuneigung und Zärtlichkeit. Ein Effekt, den Venus nicht nur auf Sterbliche hatte, und eben auch den sowieso schon sanftmütigen Vulcanus in ihren Bann schlug.
"Venus... Liebste... ich verlange nun nicht viel von dir, meine Holde.. aber unser Heim.. ich..", holte der Gott des Feuers tief Luft, um mit tadelnder Stimme fortzufahren, allerdings glitt sein Blick auf eine Szenerie ab, die seinem Weib natürlich nur allzu sehr entsprach, und vor allem ihm selbst nicht unbekannt war, "..ach, der schon wieder. Hast du nicht langsam genug von diesem Sterblichen... moment... hat der sich gerade wirklich von einem Weib eins überziehen lassen?"
Seine Belustigung konnte Vulcanus nur mäßig verhehlen, zu schadenfroh war er über diese nicht gerade rühmliche Leistung eines der Lieblinge seiner Frau.
Ja, warum eigentlich? VENUS widmete wieder ihre Aufmerksamkeit den beiden Sterblichen.
"Weißt du, dass eben jener Sterblicher sehr aufopfernd opfert. Da gebührt ihm doch etwas Aufmerksamkeit und überhaupt. Was willst du denn hier? Hast du nicht noch etwas zu Schmieden?"
Sie mochte es nicht wenn man die Hämisphäre absuchend lauthals nach ihr rufend durch die Gegend wandelte.
"Er muss ihr irgendetwas getan haben. Du hast mich abgelenkt. Ich konnte es nicht mitbekommen."
Jetzt konnte sie nur sehen wie die Frau sich anzog und so einige Kostbarkeiten mit sich nahm. Das würde ihm wohl eine kleine Lehre sein. Vielleicht. Nachdem dieses Schauspiel nun zu ende war, sah sie wieder ihren Göttergatten an.
"Also Vulcan. Was ist so wichtig, dass du mich hier aufsuchst und störst?"
V U L C A N U S
"Was für ein Narr...", lachte der Gott des Feuers schallend, und Flammen loderten dabei in Haar und Bart der hässlichen Erscheinung. Dass sein Götterweib nichts anderes zu tun hatte, als den Sterblichen beim Liebesspiel zuzuschauen, war ihm schon länger ein Dorn im Auge, immerhin war sie SEIN Weib! SEINS! Selbst den Kriegsgott Mars hatte er zum Gespött der Götter gemacht, als dieser es gewagt hatte sein Weib anzurühren! Oh ja, genau so groß wie die handwerkliche Begabung des Vulcanus war seine Eifersucht auf jeden, der seiner Frau schöne Augen machte. Oder anders herum. Was das Eheleben nicht gerade einfacher machte, immerhin war Venus die Göttin der Liebe..
"Geliebte Venus..", begann er mit dem, was er für eine versöhnlich klingende Tonlage hielt, "..ich liebe dich mit jeder Faser meines göttlichen Seins. Und dennoch... ich muss dich tadeln! Unser Heim sieht schlimmer aus als das Innere eines jungen Vulkans! Der Aetna ist ein Hort der Sauberkeit hingegen! Ich arbeite die Ewigkeit und darüber hinaus an Kostbarkeiten aus den edelsten Metallen, habe dir Geschmeide aus den Sternen geschmiedet und dazu die heißesten Feuer der Welt geschürt! Und wofür? Venus, kannst du dich nicht einmal erkenntlich damit zeigen, dass unser Heim sauber ist... sauberer wenigstens, als meine Schmiede?"
Mit einem göttlichen Welpenblick versuchte der Gott des Feuers klarzustellen, wie wichtig es ihm war nach getaner Arbeit in ein Heim zurück zu kehren, in dem sein göttliches Weib auf ihn wartete.. und in dem es nicht aussah, als würde dort noch viel mehr Arbeit auf ihn warten! Als der Blick des Feuergotts wieder auf die Erde und den darniederliegenden Sterblichen sank, wurden seine Gesichtszüge so grimm, als hätte der Narr es persönlich gewagt Hand an sein Weib zu legen!
"NEIN!!!", donnerte er, "KANNST DU NICHT! WEIL DU DEINE ZEIT LIEBER DAMIT VERBRINGST, IHM UND SEINESGLEICHEN ZUZUSCHAUEN! SIE WAHRSCHEINLICH NOCH ANZUSTACHELN IN IHREM TUN!!! IST ES DIE LIEBE SEINES HERZENS, DIE IHN MIT DIESEM WEIB... was tut sie da eigentlich?.. IN DAS BETT HAT SINKEN LASSEN?"
Das konnte sie jetzt nicht glauben. Er war ihr wirklich deswegen gefolgt? Das machte sie jetzt wütend.
"Es ist doch nicht zu glauben. DU reist mir deswegen nach. Weil es zu Hause nicht so ordentlich ist wie du es dir vorstellst?"
Sie schnaubte wütend, sprang auf - was auf der Erde für ein paar Regentropfen sorgte - und ging auf ihn zu.
"Ich bin die Göttin der Liebe und du schreibst mir vor zu Hause herumzusetzen, auf dich zu warten und den Haushalt zu machen?"
Ihr Zeigefinger fuhr auf Brusthöhe hinauf und begann damit auf ihn einzustechen. Sofort war ihre Fingespitze schwarz vom Ruß, der auf ihm klebte.
"Es ist meine Aufgabe die Liebe zu den Menschen zu bringen und ihnen bei ihren Vergnügungen zu helfen. Natürlich stachel ich sie hier und da an. Es ist aber zu ihrem Besten."
Natürlich machte es ihr Spaß hier und da etwas Schabernack mit den Sterblichen zu treiben. Auch VENUS wollte unterhalten werden.
"Die Sterbliche bestiehlt ihn. So scheint es zumindestens. Wie schade. Es ist schon zu Ende. Es war so unterhaltsam und du hast mich einfach dabei gestört."
Wieder seufzte sie und auf der Erde frischte der Wind auf. Ihr vorwurfsvoller Blick ruhte auf ihrem Mann, sah hinab zur Erde wo der Sterbliche noch immer bewusstlos auf dem Bett lag und die Sterbliche begann das Haus zu verlassen.
V U L C A N U S
Das war alles? ER hatte SIE dabei gestört Spaß zu haben? So sehr Vulcanus seiner Liebe zugetan war, so sehr störte ihn doch die göttliche Selbstverständlichkeit, mit der sie alles auf sich bezog. ALLES. Venus, Göttin der Liebe... alle lagen ihr zu Füßen. Und er? Hauste in einem lodernden Vulkan, schuftete sich den Buckel krumm und wofür? Die Sterblichen hatten ANGST vor ihm. Opferten ihm, damit er eben NICHT erschien und alles in Schutt und noch mehr Asche zerlegte, sein eigener Feiertag im Volk der Römer war nichts anderes als eine groß ausgelegte Bitte sie bloß in Ruhe zu lassen. Iuno, seine eigene Mutter, hatte ihn in diese Welt geworfen und ihn damit auch noch zum Krüppel gemacht. Tiefer Groll regte sich im Gott des Feuers, genährt durch rasende Eifersucht auf all jene, die die Aufmerksamkeit seiner Frau genossen, und einem tiefliegenden Gefühl der Ungeliebtheit.
"ICH SOLLTE SIE ALLE ZERSTÖREN! VIELLEICHT WIRST DU MIR DANN ENDLICH DAS GEBEN WAS MIR GEBÜHRT!", brauste Vulcanus auf und nahm seinen Schmiedehammer zur Hand, um ihn auf die Erde zu schmettern. Er hatte das schon einmal getan, als seine Gattin einem Sterblichen besonders hübsche Augen gemacht hatte, und dabei mal eben so eine ganze Region in Italia mitsamt Mann und Maus verwüstet hatte. Großvater Saturnus hätte nicht mehr Vernichtung anrichten können, und Vulcanus hatte danach jahrelang einen heftigen Kater. Von dem Streit mal ganz abgesehen, in dem er und seine Gattin sich seitdem kontinuierlich mit wechselhaftem Gefüge befanden. Heute war sein Tag, da war er sich ganz sicher!
WAS? Was wollter er? Ihr Mann war nun von allen guten Geistern verlassen. Völlig entgeistert sah sie ihren Mann an.
"Nur weil wir Meinungsverschiedenheiten haben, kannst du nicht alle Menschen zerstören. Du kannst dir sicher sein, dass du das dann erst recht nicht bekommst."
Mit vor der Brust verschränkten Armen stand sie vor ihm und schmollte. Ihr ann war ja so etwas von eifersüchtig. Wieso nur hatte man sie verheiratet. Man hätte doch wissen müssen, dass es er nur Ärger geben kann. Immer wenn sie sich stritten, bekamen es die Menschen auf der Erde zu spüren. Meistens war ihr das Egal. Heute ging es jedoch ums Prinzip. Er konnte nicht immer wie ein kleines Kind alles kaputt machen nur weil er schlechte Laune hatte. Kurz blickte sie auf des Geschehen auf der Erde hinab und dann wieder schmollend zu ihrem Mann.
"Du solltest mal lernen maßvoll an da Ganze zu gehen, mein Lieber. Maßvoll wäre es deine schlechte Laune nicht an allen Menschen auszulassen. Nimm dir doch einen Berg irgendwo in unbewohntem Land. Da kannst du ganz prima deine schlechte Laune auslassen."
Wieder sah sie zu den beiden Menschen hinunter, richtete dann ihre verschränkten Arme und blickte ihren Mann an. VENUS kam leider nicht umhin immer wieder ihre Aufmerksamkeit von ihrem Göttergatten hinunter gleiten zu lassen.
V U L C A N U S
Er war ein Gott.. aber als Gott der Antike eben auch einer mit recht menschlich wirkenden Schwächen. Die Größte dieser Schwächen des Vulcanus war seine Frau, Venus. Als sie begann mit dem doch sehr weiblichen Akt des Schmollens klappte das Temperament des Feuergotts augenblicklich in sich zusammen, und verwandelte ihn in Sekundenbruchteilen in einen Welpen, den man beim Schuhekauen erwischt hatte.
"Aber... aber... Liebling!", jammerte Vulcanus verschnupft mit glänzenden Augen, "Ich mach das doch nur für dich, Schatzimausi. Eine Ewigkeit in der Schmiede zu verbringen, nur um deine unübertroffene Schönheit noch stärker zur Geltung zu bringen, Häschen. Da habe ich, so finde ich, nunmal auch etwas Anerkennung verdient... und Nähe... und so."
Mit hoffnungsvollem Blick trat der Gott an seine ihm von seinem Vater zur Frau gegebenen Liebesgöttin, streckte die muskelbepackten und seiner Natur entsprechend mit Schmutz und Schweiß bedeckten Arme aus, und zog seine Frau an sich: "Das alles, nur für dich. Findest du nicht auch, dass ich etwas mehr verdient habe, Schnuffelpuffi?"
Natürlich fiel ihm auf, dass ihre Aufmerksamkeit immernoch dem Sterblichen galt, allerdings hatte seine Frau Recht, er konnte diese Stadt nicht gleich verflüssigen, wenn er nicht daraufhin wieder Dekaden oder gar Centurien mit exemplarischem Schweigen bestraft, im himmlichen Bett nur noch den Rücken seiner Frau zu sehen bekommen und fade Ambrosiaeintöpfe essen wollte. Nein, hier galt es definitiv zwischengeschlechtlich geschickt zu lancieren.. freilich etwas, was dem Können des Feuergottes ganz und gar nicht entsprach.
Oh nein, nein. Nicht dieser Blick. Immer wenn sie schmollte, setzte er diesen Blick auf. Erneut seufzte sie. Eigentlich wollte sie ja hart bleiben. Aber dieser Welpenblick. Erneut ein Seufzen. Die Alexandriner und Nikopolisianer würden sich wohl über die ganzen lauen Lüftchen wundern, die sie heute heimsuchten. Er hatte ja recht. Er machte ihr wirklich wunderschöne Schmuckstücke, die ihr schmeichelten und ihr viele neidische Blicke der anderen Göttinnen sicherten und sie genoß jeden Einzelnen. So ließ sie sich also in die Arme ihres Mannes ziehen.
"Ja, du hast ja schon recht. Deine Schmuckstücke sind sehr schön und du hast dir auch etwas Aufmerksamkeit verdient. Dann lass und mal gehen, mein Mausezähnchen."
Ohne einen Blick hinab auf die beiden Menschen konnte sie aber nicht gehen. So blieb sie noch einen Moment stehen als Vulcanus sie eigentlich schon hinfortziehen wollte. Zurück in ihre Haus. Dann ließ sie sich ziehen.
"Du musst mir aber versprechen, dass du dich erst waschen wirst. Wenn ich mich zu sehr an dich lehne werde ich auch noch ganz schwarz. Das passt so gar nicht zu meiner strahlenden Erscheinung."
Als Göttin musste natürlich immer auf eine tadellose Erscheinung achten. Man wusste ja nie wann man gerufen wurde und gewillt war diesem Ruf zu folgen und wenn dann noch die anderen Göttinnen anwesend waren. Nein, sie durfte nicht aussehen als wäre sie durch die Schmieden ihres Mannes gekrochen. Er musste sich waschen. Das war Grundbedingung.
V U L C A N U S
Waschen? Vulcanus stutzte, denn Waschen war nun wirklich nicht eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Nein, es hatte schon seinen Sinn, dass das Element des Bruders in seinem Leben vorrangig seine Bestimmung in Kühlbecken fand, und einzig dazu da war glühendes Metall schreiend zurück in seine alte Form zu zwingen. Sich Waschen... wann hatte er es zuletzt getan? Er konnte sich nicht erinnern.. und wollte es auch gar nicht.
"Für dich doch alles, meine Perle.. für dich doch alles.", schwor er daher, ohne wirklich zu wissen wie sehr sich das eigentlich überhaupt durchsetzen ließ. Der meiste Dreck war wahrscheinlich schon so lange an ihm, dass er sich nur mit dem Schmiedehammer wieder entfernen ließ, und so masochistisch war Vulcanus dann sicherlich nicht veranlagt. Um seine Versicherung zu unterstreichen drückte der Gott des Feuers seiner Frau einen feurigen Schmatzer auf den Mund, und führte sie schon mit einer Hand hinter ihrem Rücken davon: "Ich werde gleich ein Bad im großen Meer nehmen.."
Bevor er allerdings seinen Arm um sie legte um diese Gestade mit ihr zu verlassen machte er noch eine klitzekleine Handbewegung mit dem Hammer über den Sterblichen. Dieser Kerl hatte schon viel zu viel Aufmerksamkeit seiner Frau genossen. Die Bewegung war nicht stark genug, um den Menschen zu zerschmettern.. nur sachte angedeutet. Aber es reichte, um dem sowieso schon lädierten Bein des Mannes einen weiteren Knacks zu verpassen, der sich immer dann bemerkbar machen würde, wenn der Mensch bei einem anderen Weib als seiner Liebe lag. Strafe musste sein, und was Liebe anging war Vulcanus bei all seiner Grobheit ein wahrer Himmelsstürmer.