Beiträge von VENUS

    Venus war dieser Tage unheimlich gefragt gewesen. So hatte sie es leider nicht geschafft auch immer wieder im Norden nach dem Rechten zu sehen. Doch jetzt mussten andere Anliegen warten. Venus hatte ja etwas versprochen und sie hatte wirklich eine Möglichkeit gefunden das Herz des potentiellen Heiratskandidaten anderweitig zu erwärmen. Sie fand die Art und Weise wie sie das geschafft hatte schon fast preisverdächtig. Die Tochter der Canidier war auf Reisen gewesen und leider hatten sie widrige Umstände dazu bewogen während der Reise einen kleinen Umweg zu machen. Diese Wagenräder waren aber auch was anfällig. Die Menschen sollten sich da mal irgendwann haltbarere Möglichkeiten ausdenken. Wobei...dann hätte sie sich ja etwas anderes ausdenken können. War ja nun auch egal. Jedenfalls hatten sich beiden Langverliebten endlich wiedergesehen. Venus hatte sich ja nicht wirklich eingemischt, sie hatte nur das was bereits vorhanden war zu neuem Leben erweckt. Auf solch einen Gedanken konnte man doch wirklich stolz sein.


    Nu war sie jedenfalls wieder in Mogontiacum um nach dem Rechten zu sehen. Dass sie nun aber mit dem Linken konfrontiert wurde, hatte sie ja nicht ahnen können. Der zukünftige Bräutigam haderte mit dem Schicksal und die zukünftige Braut hatte sich gänzlich verkrochen. Zurückhaltung mit der göttlichen Macht hin und her. Der Vater schien nicht nur den Wink mit den Zaunpfahl zu benötigen, es musste wohl die ganze Mauer des Gehöfts sein mit dem sie zu winken hatte. Gut, wenn es so sein sollte. Venus rief ihre Helfer herbei. Die zwei weißen Tauben flogen auf den First des Hauses. Nachdem die Göttin ihnen ihren Auftrag eingeflüsterte hatte, machten sie sich auf den Weg. Eine frische Briese öffnete die Fensterläden zu dem Raum weit. Beide Tauben flogen hinein. Eine von ihnen ließ sich so dicht über den Tisch hinwegtragen, dass sie gegen das Schreibgerät stieß und damit das Tintenfass umkippte. Fast so als wäre es gewollt, ergoß sich die Flüssigkeit über den oberen Teil des Schriftstückes. Die andere Taube landete auf dem Tisch, lief durch die Tinte und begann mit gefärbten Füßen nun ihre Abdrücke über den Brief zu verteilen. Als dies getan waren, verließen die beiden Tauben das Zimmer wieder durch das geöffnete Fenster. Wenn das diesen Mann jetzt nicht aufwecken würde, dann wusste Venus langsam auch nicht mehr weiter.

    Venus ließ ihre beiden tierischen Boten weiterhin in der Nähe dieser Feierlichkeiten verharren. Sie waren auf eben jenen Baum sitzen geblieben auf dem sie vor kurzer Zeit sich niedergesetzt hatten. Dann trat der arme so scheinbar unglücklich verliebte Mann wieder näher und für einen Moment schienen sie ihn anzusehen. Die beiden Tauben gurrten leise und taten dann wieder für einen Moment vollkommen unbeteiligt. Venus Aufmerksamkeit war wieder geweckt und sie gesellte sich zu ihren beiden Beobachtern dazu. Also nicht so direkt daneben...eben gerade so, dass sie aber alles genau beobachten konnte. Von ihrem Platz aus konnte sie auch seine leise Stimme deutlich hören. als der junge Römer von den Plänen des Vaters sprach, der so furchtbar blind zu sein schien für die Liebe, kam erneut ein kleines Lüftchen auf, strich durch die Blätter des Baumes. Es war fast so als würde die Göttin selbst seufzen. Vielleicht sollte sie dem Vater eins auswischen, in dem sie seine Frau noch mehr zetern li... ihr nicht möglich sich komplett in die Pläne der Familie einzumischen. Sie konnte sehen ob sie eben jenes Herz des Zukünftigen für eine andere Frau erwärmen konnte. Doch wenn er der Pflicht folgte und diese Familie hier die entsprechenden Argumente vorbrachte, konnte sie auch nichts tun. Doch sie würde tun was sie tun konnte. Die Opfer schmeichelten ihr natürlich sehr und sie würde sie ganz gewiss annehmen. Welcher Gott wies Gaben eines so aufrichtigen Gläubigen zurück? Der Stein war ein noch viel größeres Geschenk und sie wusste auch diese Ankündigung zu würdigen.


    Die Tauben begannen erneut zur gurren, streckten ihre Flügel und flogen hinab zu jener Stelle, an der der Wein verschüttet worden war. Dort pickten sie erneut ein wenig, schüttelten sich und verloren dabei jeweils eine Feder ihrer Schwingen. Dann erhoben sie sich in die Luft und Flogen von dannen. Venus hatte gehört, verstanden und wenn der Sterbliche es so sehen wollte, ihm mit den Federn ein Zeichen hinterlassen.

    Da es zur Zeit nicht all zu viel für sie zu tun gab, war sie mal wieder in den römischen Provinzen unterwegs und sah nach dem Rechten. Manchmal kam es ja wirklich vor, dass einer der Menschen ohne sein bewusstes Wissen göttliche Unterstützung anforderte und sie war - gerade auch wegen der aktuellen ziemlich arbeitsfreien Zeit - gerne gewillt ihm diese auch ohne großes Opfer angedeihen zu lassen. Wenn sie es denn konnte. So war es auch in diesem Moment gewesen. Sie hatte sich nördlich gewandt und war gerade in der Gegend als sie einen Gedanken auffing. Da war doch ihr Name in Gedanken gerufen worden. Sie besah sich die Situation genauer und musste leider feststellen, dass sie gar nicht wirklich helfen konnte. Zwei Tauben überflogen die beiden Männer, die sich zu einem Gespräch zusammen getan hatten und ließen sich in der Nähe auf einen Baum nieder. Ein wenig pikten sie an diesem Ast und ein wenig an einem Anderen. Schnell bekam sie mit wie es gerade um das Herz des einen Mannes stand, der sich versuchte wacker zu halten und der ihren Namen gedacht hatte. Die Tauben stiegen auf und umkreisten erneut die beiden Männer, die sich da unterhielten. Nun gut, Venus würde noch einen Moment verweilen und schauen ob sie diesem Mann helfen konnte. Derzeit konnte sie nur durch einen kleinen Windhauch ihr Seufzen verdeutlichen und damit ihre Hilflosigkeit deutlich machen.

    Wie so oft in der letzten Zeit war Venus in der Stadt unterwegs und versuchte ein nettes Eckchen zu finden wo sie finden ein wenig ihrem kleinen Laster fröhnen konnte. Es hatte schon etwas für sich hier und dort dem Schicksal ein wenig auf die Sprünge zu helfen und die zarten kleinen Pflänzchen der Liebe kräftig wachsen zu lassen. Das gefiel der Göttin wirklich sehr. Vielleicht konnte sie ja die ein oder andere Nacht noch ein wenig stürmischer werden lassen. Sehr zufrieden mit ihren Plänen durchstreifte sie die Stadt. Da erweckte doch tatsächlich Weihrauchgeruch ihre Aufmerksamkeit. Der zarte Duft hatte ihre Nase sofort erreicht und sie machte sich daran die Herkunft zu orten. So schade es war, es war kein Opfer für sie. Theatralisch seufzte sie und man konnte es kleines auflebendes Lüftchen auch ausmachen. Aber der Opfernde ging mit großer Leidenschaft an die Sache. Ihre Neugierde war geweckt. Interessiert betrachtete sie das tun und hätte dem armen Sterblichen im Auftrag von Fortuna gern gesagt Derzeit bin ich nicht erreichbar. In dringenden Fällen wende dich an Venus. So bald ich das Glücksgeschick in Dalmatia gerichtet habe, kann ich mich auch wieder persönlich darum kümmern. Aber das konnte sie nicht und so schenkte sie ihm einfach ihre Aufmerksamkeit auch wenn das mit dem Glück im Spiel nicht so ganz ihre Baustelle war. Eigentlich hatte sie es eher mit dem Pech im Spiel und dem Glück in der Liebe. Aber sie wollte mal schauen was sie für den armen Wicht tun konnte. Schneerosen waren zwar nicht unbedingt ihre Blume, aber sie sahen wirklich gut aus. Eine für sich ausgezeichnete Wahl. Äpfel hingegen mochte sie sehr und dann waren sie auch noch aus dem eigenen Garten und nicht einfach irgendwo gekauft. Hmm...die 35 war es also. Noch einmal prüfte sie genau was der Sterbliche gesagt und wie er das Opfer arrangiert hatte. Es sprach ihr Herz einfach zu sehr an. Was sie in diesem Fall für ihn tun konnte, wollte sie tun.


    Der Sterbliche konnte beobachten wie eine weiße Taube einige Runden über seinem Kopf drehte und dann gurrend auf dem Blumenarrangement landete. Für einen Moment saß sie dort einfach und gurrte immer wieder. Dann begann sie an den Blumen zu picken. Venus hatte eine ins Auge gefasst und die wollte sie gebracht haben. Als die Taube diese schließlich freigelegt hatte, nahm sie diese in den Schnabel, zog sie heraus und flog ein wenig mühevoll mit dieser davon. Vielleicht würde er Sterbliche das ja als gutes Zeichen für sich verstehen können. Sie selbst roch an der Rose und befand den Duft ganz wunderbar. Erneut frischte der Wind für einen Moment ein wenig auf als sie ganz hingerissen seufzend ihren Weg fortsetzte. Sie hatte ja noch etwas vor.

    Man konnte sagen, dass der Göttin langweilig war. Nicht einfach nur langweilig, sondern so richtig langweilig. Selten nur kam es vor, dass sie sich dazu herabließ andere Opfer zu beobachten. Gern genoss sie die Aufmerksamkeit jener, die sich die Zuneigung des anderen Geschlechts wünschten. Manchmal war es auch das Selbe, aber das wirklich eher selten. Dennoch fühlte sie sich durchaus unterhalten und konnte dieser Monotonie für eine Zeit entschwinden. Doch seit einiger Zeit waren die Opfer an sie etwas rückläufig gewesen und an ihren kleinen Scherzen und Streichen hatte sie derzeit auch nur geringe Freude. Also hatte das Opfer an die Concordia ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die Kräuter waren wirklich von exquisiter Güte und die feine Nase der Göttin konnte sie aus der Ferne noch sehr gut ausmachen. Auch sah das Schaf ganz ansehnlich aus. Ihrer Kollegin würde es sicher gefallen. Sie war gespannt und verfolgte das Geschehen aufmerksam weiter. Die Concordia selbst wirkte wirklich davon angetan. Der Wein war gut, das konnte Venus von hier aus sehen und auch die Früchte in der Schale waren ansehnlich. Das Gesicht der Anderen wirkte sehr zufrieden. Diese Sterblichen schienen schon mal die Volle Aufmerksamkeit zu haben. Hier und da nickte die Göttin der Eintracht zustimmend was die Sterblichen natürlich nicht sehen konnten. Sie schien ganz der Meinung der Beiden zu sein und das Annehmen dieser Entschuldigung war wohl nur noch eine Frage des richtigen Augenblicks und nicht des Obs. Das Tier war wirklich von bester Qualität und Venus konnte erkennen, dass dieses Tier wirklich makellos war. Dies würde auch der Haruspex so erkennen können. Sie hatten wirklich ein makelloses Tier gefunden und die Göttin war ihnen gewogen. Die Opfernden selbst würden dies an der weißen Taube erkennen können, die nach einigen Runden über den Köpfen der Anwesenden hinweg dann endlich auf dem Opferstein landete und leise vor sich hingurrte.


    Venus selbst hatte dieses Opfer gefallen und es war wirklich schade, dass man es nicht ihr zu Ehren veranstaltet hatte sondern ihrer Mitgöttin Concordia geweiht hatte. Sie freute sich darüber, dass auch Concordia die Güte des Opfers würdigte und die Entschuldigung der beiden Sterblichen mit diesem deutlichen Zeichen angenommen hatte. Hoffentlich war ihnen das eine Lehre diese Eintracht auch weiter aufrecht zu erhalten um nicht bei nächster Gelegenheit wieder ein Opfer darbringen zu müssen. Kurz nickte sie ihrer Kollegin zu ehe sie selbst ihrer Wege ging.


    Sie war wieder ganz verzückt wie regelmäßig dieser Germane ihr opferte, wie immer auf seiner ganz eigenen Art. Mit Entzücken musste sie feststellen, dass der Geschmack des Ducciers auch dieses Mal nicht gefehlt hatte, allerdings hätte sie nicht erwartet ihn soweit südlich vorzufinden. Sie schwebte auf einer Wolke, die sich hier in der Wüste des Nachtens hin und wieder bildeten, sie trieben dann mit dem warmen Wüstenwind in Richtung Meer. Heute war die Wolke ein Überrest des schlechten Wetters, das Alexandria am Abend heimgesucht hatte, sich verzog und nur noch die letzten Fetzen hier gelassen hatte.
    Die Göttin hatte sich auf ihr gebettet. Heute hatte keiner ihrer Liebhaber Zeit für sie und in der Wohnung putzen, nein, das wollte sie auch nicht. Vulcan hatte das zwar gern, aber sie nicht. Welche Frau putzte schon gern? Also hatte sich VENUS einfach treiben lassen und war hier gelandet. Eigentlich fehlten jetzt nur noch ein paar Beeren um ihr diesen Anblick noch zu versüßen, aber man konnte leider nicht alles haben. Theatralisch seufzte sie, was sich im Castellum als leise säuselnder Wind zeigte.
    Gerade als dieser Mann ein schwere Verfehlung beging, wurde die Göttin abgelenkt und bekam es nicht mit. Man rief nach ihr.



    V U L C A N U S
    "VENUUUUUUUUUUUS!!!!!!!!", donnerte die Stimme von niemand anderem als dem Gott des Feuers selbst durch den Äther, als der Venus' angetraute Feuergott nach seinem Weib verlangte. Er selbst hatte sich gerade aus seiner feuerlodernden Schmiede erhoben in der er gerade an einer neuen Waffe arbeitete, wobei es ihm wie immer nicht auf das Endresultat ankam, sondern auf die formende Macht der von ihm so heißgeliebten Flammen. Seiner Profession entsprechend roch die Luft bald nach Rauch, Schwefel und Eisen, lange bevor der Gott sich des Aufenthaltsorts seiner Geliebten gewahr wurde.
    "VENUUUU... Ach, hier steckst du..", dröhnte es schließlich, als der unansehliche Vulcanus hinkend zu seiner Gattin trat, und in dem fiebrigen Blick eines mit Schmutz und Schweiß verdreckten Gesichts trat ein Ausdruck von tiefer Zuneigung und Zärtlichkeit. Ein Effekt, den Venus nicht nur auf Sterbliche hatte, und eben auch den sowieso schon sanftmütigen Vulcanus in ihren Bann schlug.
    "Venus... Liebste... ich verlange nun nicht viel von dir, meine Holde.. aber unser Heim.. ich..", holte der Gott des Feuers tief Luft, um mit tadelnder Stimme fortzufahren, allerdings glitt sein Blick auf eine Szenerie ab, die seinem Weib natürlich nur allzu sehr entsprach, und vor allem ihm selbst nicht unbekannt war, "..ach, der schon wieder. Hast du nicht langsam genug von diesem Sterblichen... moment... hat der sich gerade wirklich von einem Weib eins überziehen lassen?"
    Seine Belustigung konnte Vulcanus nur mäßig verhehlen, zu schadenfroh war er über diese nicht gerade rühmliche Leistung eines der Lieblinge seiner Frau.



    Ja, warum eigentlich? VENUS widmete wieder ihre Aufmerksamkeit den beiden Sterblichen.
    "Weißt du, dass eben jener Sterblicher sehr aufopfernd opfert. Da gebührt ihm doch etwas Aufmerksamkeit und überhaupt. Was willst du denn hier? Hast du nicht noch etwas zu Schmieden?"
    Sie mochte es nicht wenn man die Hämisphäre absuchend lauthals nach ihr rufend durch die Gegend wandelte.
    "Er muss ihr irgendetwas getan haben. Du hast mich abgelenkt. Ich konnte es nicht mitbekommen."
    Jetzt konnte sie nur sehen wie die Frau sich anzog und so einige Kostbarkeiten mit sich nahm. Das würde ihm wohl eine kleine Lehre sein. Vielleicht. Nachdem dieses Schauspiel nun zu ende war, sah sie wieder ihren Göttergatten an.
    "Also Vulcan. Was ist so wichtig, dass du mich hier aufsuchst und störst?"



    V U L C A N U S
    "Was für ein Narr...", lachte der Gott des Feuers schallend, und Flammen loderten dabei in Haar und Bart der hässlichen Erscheinung. Dass sein Götterweib nichts anderes zu tun hatte, als den Sterblichen beim Liebesspiel zuzuschauen, war ihm schon länger ein Dorn im Auge, immerhin war sie SEIN Weib! SEINS! Selbst den Kriegsgott Mars hatte er zum Gespött der Götter gemacht, als dieser es gewagt hatte sein Weib anzurühren! Oh ja, genau so groß wie die handwerkliche Begabung des Vulcanus war seine Eifersucht auf jeden, der seiner Frau schöne Augen machte. Oder anders herum. Was das Eheleben nicht gerade einfacher machte, immerhin war Venus die Göttin der Liebe..
    "Geliebte Venus..", begann er mit dem, was er für eine versöhnlich klingende Tonlage hielt, "..ich liebe dich mit jeder Faser meines göttlichen Seins. Und dennoch... ich muss dich tadeln! Unser Heim sieht schlimmer aus als das Innere eines jungen Vulkans! Der Aetna ist ein Hort der Sauberkeit hingegen! Ich arbeite die Ewigkeit und darüber hinaus an Kostbarkeiten aus den edelsten Metallen, habe dir Geschmeide aus den Sternen geschmiedet und dazu die heißesten Feuer der Welt geschürt! Und wofür? Venus, kannst du dich nicht einmal erkenntlich damit zeigen, dass unser Heim sauber ist... sauberer wenigstens, als meine Schmiede?"
    Mit einem göttlichen Welpenblick versuchte der Gott des Feuers klarzustellen, wie wichtig es ihm war nach getaner Arbeit in ein Heim zurück zu kehren, in dem sein göttliches Weib auf ihn wartete.. und in dem es nicht aussah, als würde dort noch viel mehr Arbeit auf ihn warten! Als der Blick des Feuergotts wieder auf die Erde und den darniederliegenden Sterblichen sank, wurden seine Gesichtszüge so grimm, als hätte der Narr es persönlich gewagt Hand an sein Weib zu legen!
    "NEIN!!!", donnerte er, "KANNST DU NICHT! WEIL DU DEINE ZEIT LIEBER DAMIT VERBRINGST, IHM UND SEINESGLEICHEN ZUZUSCHAUEN! SIE WAHRSCHEINLICH NOCH ANZUSTACHELN IN IHREM TUN!!! IST ES DIE LIEBE SEINES HERZENS, DIE IHN MIT DIESEM WEIB... was tut sie da eigentlich?.. IN DAS BETT HAT SINKEN LASSEN?"



    Das konnte sie jetzt nicht glauben. Er war ihr wirklich deswegen gefolgt? Das machte sie jetzt wütend.
    "Es ist doch nicht zu glauben. DU reist mir deswegen nach. Weil es zu Hause nicht so ordentlich ist wie du es dir vorstellst?"
    Sie schnaubte wütend, sprang auf - was auf der Erde für ein paar Regentropfen sorgte - und ging auf ihn zu.
    "Ich bin die Göttin der Liebe und du schreibst mir vor zu Hause herumzusetzen, auf dich zu warten und den Haushalt zu machen?"
    Ihr Zeigefinger fuhr auf Brusthöhe hinauf und begann damit auf ihn einzustechen. Sofort war ihre Fingespitze schwarz vom Ruß, der auf ihm klebte.
    "Es ist meine Aufgabe die Liebe zu den Menschen zu bringen und ihnen bei ihren Vergnügungen zu helfen. Natürlich stachel ich sie hier und da an. Es ist aber zu ihrem Besten."
    Natürlich machte es ihr Spaß hier und da etwas Schabernack mit den Sterblichen zu treiben. Auch VENUS wollte unterhalten werden.
    "Die Sterbliche bestiehlt ihn. So scheint es zumindestens. Wie schade. Es ist schon zu Ende. Es war so unterhaltsam und du hast mich einfach dabei gestört."
    Wieder seufzte sie und auf der Erde frischte der Wind auf. Ihr vorwurfsvoller Blick ruhte auf ihrem Mann, sah hinab zur Erde wo der Sterbliche noch immer bewusstlos auf dem Bett lag und die Sterbliche begann das Haus zu verlassen.



    V U L C A N U S
    Das war alles? ER hatte SIE dabei gestört Spaß zu haben? So sehr Vulcanus seiner Liebe zugetan war, so sehr störte ihn doch die göttliche Selbstverständlichkeit, mit der sie alles auf sich bezog. ALLES. Venus, Göttin der Liebe... alle lagen ihr zu Füßen. Und er? Hauste in einem lodernden Vulkan, schuftete sich den Buckel krumm und wofür? Die Sterblichen hatten ANGST vor ihm. Opferten ihm, damit er eben NICHT erschien und alles in Schutt und noch mehr Asche zerlegte, sein eigener Feiertag im Volk der Römer war nichts anderes als eine groß ausgelegte Bitte sie bloß in Ruhe zu lassen. Iuno, seine eigene Mutter, hatte ihn in diese Welt geworfen und ihn damit auch noch zum Krüppel gemacht. Tiefer Groll regte sich im Gott des Feuers, genährt durch rasende Eifersucht auf all jene, die die Aufmerksamkeit seiner Frau genossen, und einem tiefliegenden Gefühl der Ungeliebtheit.
    "ICH SOLLTE SIE ALLE ZERSTÖREN! VIELLEICHT WIRST DU MIR DANN ENDLICH DAS GEBEN WAS MIR GEBÜHRT!", brauste Vulcanus auf und nahm seinen Schmiedehammer zur Hand, um ihn auf die Erde zu schmettern. Er hatte das schon einmal getan, als seine Gattin einem Sterblichen besonders hübsche Augen gemacht hatte, und dabei mal eben so eine ganze Region in Italia mitsamt Mann und Maus verwüstet hatte. Großvater Saturnus hätte nicht mehr Vernichtung anrichten können, und Vulcanus hatte danach jahrelang einen heftigen Kater. Von dem Streit mal ganz abgesehen, in dem er und seine Gattin sich seitdem kontinuierlich mit wechselhaftem Gefüge befanden. Heute war sein Tag, da war er sich ganz sicher!



    WAS? Was wollter er? Ihr Mann war nun von allen guten Geistern verlassen. Völlig entgeistert sah sie ihren Mann an.
    "Nur weil wir Meinungsverschiedenheiten haben, kannst du nicht alle Menschen zerstören. Du kannst dir sicher sein, dass du das dann erst recht nicht bekommst."
    Mit vor der Brust verschränkten Armen stand sie vor ihm und schmollte. Ihr ann war ja so etwas von eifersüchtig. Wieso nur hatte man sie verheiratet. Man hätte doch wissen müssen, dass es er nur Ärger geben kann. Immer wenn sie sich stritten, bekamen es die Menschen auf der Erde zu spüren. Meistens war ihr das Egal. Heute ging es jedoch ums Prinzip. Er konnte nicht immer wie ein kleines Kind alles kaputt machen nur weil er schlechte Laune hatte. Kurz blickte sie auf des Geschehen auf der Erde hinab und dann wieder schmollend zu ihrem Mann.
    "Du solltest mal lernen maßvoll an da Ganze zu gehen, mein Lieber. Maßvoll wäre es deine schlechte Laune nicht an allen Menschen auszulassen. Nimm dir doch einen Berg irgendwo in unbewohntem Land. Da kannst du ganz prima deine schlechte Laune auslassen."
    Wieder sah sie zu den beiden Menschen hinunter, richtete dann ihre verschränkten Arme und blickte ihren Mann an. VENUS kam leider nicht umhin immer wieder ihre Aufmerksamkeit von ihrem Göttergatten hinunter gleiten zu lassen.



    V U L C A N U S
    Er war ein Gott.. aber als Gott der Antike eben auch einer mit recht menschlich wirkenden Schwächen. Die Größte dieser Schwächen des Vulcanus war seine Frau, Venus. Als sie begann mit dem doch sehr weiblichen Akt des Schmollens klappte das Temperament des Feuergotts augenblicklich in sich zusammen, und verwandelte ihn in Sekundenbruchteilen in einen Welpen, den man beim Schuhekauen erwischt hatte.
    "Aber... aber... Liebling!", jammerte Vulcanus verschnupft mit glänzenden Augen, "Ich mach das doch nur für dich, Schatzimausi. Eine Ewigkeit in der Schmiede zu verbringen, nur um deine unübertroffene Schönheit noch stärker zur Geltung zu bringen, Häschen. Da habe ich, so finde ich, nunmal auch etwas Anerkennung verdient... und Nähe... und so."
    Mit hoffnungsvollem Blick trat der Gott an seine ihm von seinem Vater zur Frau gegebenen Liebesgöttin, streckte die muskelbepackten und seiner Natur entsprechend mit Schmutz und Schweiß bedeckten Arme aus, und zog seine Frau an sich: "Das alles, nur für dich. Findest du nicht auch, dass ich etwas mehr verdient habe, Schnuffelpuffi?"
    Natürlich fiel ihm auf, dass ihre Aufmerksamkeit immernoch dem Sterblichen galt, allerdings hatte seine Frau Recht, er konnte diese Stadt nicht gleich verflüssigen, wenn er nicht daraufhin wieder Dekaden oder gar Centurien mit exemplarischem Schweigen bestraft, im himmlichen Bett nur noch den Rücken seiner Frau zu sehen bekommen und fade Ambrosiaeintöpfe essen wollte. Nein, hier galt es definitiv zwischengeschlechtlich geschickt zu lancieren.. freilich etwas, was dem Können des Feuergottes ganz und gar nicht entsprach.



    Oh nein, nein. Nicht dieser Blick. Immer wenn sie schmollte, setzte er diesen Blick auf. Erneut seufzte sie. Eigentlich wollte sie ja hart bleiben. Aber dieser Welpenblick. Erneut ein Seufzen. Die Alexandriner und Nikopolisianer würden sich wohl über die ganzen lauen Lüftchen wundern, die sie heute heimsuchten. Er hatte ja recht. Er machte ihr wirklich wunderschöne Schmuckstücke, die ihr schmeichelten und ihr viele neidische Blicke der anderen Göttinnen sicherten und sie genoß jeden Einzelnen. So ließ sie sich also in die Arme ihres Mannes ziehen.
    "Ja, du hast ja schon recht. Deine Schmuckstücke sind sehr schön und du hast dir auch etwas Aufmerksamkeit verdient. Dann lass und mal gehen, mein Mausezähnchen."
    Ohne einen Blick hinab auf die beiden Menschen konnte sie aber nicht gehen. So blieb sie noch einen Moment stehen als Vulcanus sie eigentlich schon hinfortziehen wollte. Zurück in ihre Haus. Dann ließ sie sich ziehen.
    "Du musst mir aber versprechen, dass du dich erst waschen wirst. Wenn ich mich zu sehr an dich lehne werde ich auch noch ganz schwarz. Das passt so gar nicht zu meiner strahlenden Erscheinung."
    Als Göttin musste natürlich immer auf eine tadellose Erscheinung achten. Man wusste ja nie wann man gerufen wurde und gewillt war diesem Ruf zu folgen und wenn dann noch die anderen Göttinnen anwesend waren. Nein, sie durfte nicht aussehen als wäre sie durch die Schmieden ihres Mannes gekrochen. Er musste sich waschen. Das war Grundbedingung.



    V U L C A N U S
    Waschen? Vulcanus stutzte, denn Waschen war nun wirklich nicht eine seiner Lieblingsbeschäftigungen. Nein, es hatte schon seinen Sinn, dass das Element des Bruders in seinem Leben vorrangig seine Bestimmung in Kühlbecken fand, und einzig dazu da war glühendes Metall schreiend zurück in seine alte Form zu zwingen. Sich Waschen... wann hatte er es zuletzt getan? Er konnte sich nicht erinnern.. und wollte es auch gar nicht.
    "Für dich doch alles, meine Perle.. für dich doch alles.", schwor er daher, ohne wirklich zu wissen wie sehr sich das eigentlich überhaupt durchsetzen ließ. Der meiste Dreck war wahrscheinlich schon so lange an ihm, dass er sich nur mit dem Schmiedehammer wieder entfernen ließ, und so masochistisch war Vulcanus dann sicherlich nicht veranlagt. Um seine Versicherung zu unterstreichen drückte der Gott des Feuers seiner Frau einen feurigen Schmatzer auf den Mund, und führte sie schon mit einer Hand hinter ihrem Rücken davon: "Ich werde gleich ein Bad im großen Meer nehmen.."
    Bevor er allerdings seinen Arm um sie legte um diese Gestade mit ihr zu verlassen machte er noch eine klitzekleine Handbewegung mit dem Hammer über den Sterblichen. Dieser Kerl hatte schon viel zu viel Aufmerksamkeit seiner Frau genossen. Die Bewegung war nicht stark genug, um den Menschen zu zerschmettern.. nur sachte angedeutet. Aber es reichte, um dem sowieso schon lädierten Bein des Mannes einen weiteren Knacks zu verpassen, der sich immer dann bemerkbar machen würde, wenn der Mensch bei einem anderen Weib als seiner Liebe lag. Strafe musste sein, und was Liebe anging war Vulcanus bei all seiner Grobheit ein wahrer Himmelsstürmer.

    Der von der Sterblichen gewählte Weihrauch war exquisit, sein Duft kitzelte in der Nase der Göttin und ihre Aufmerksamkeit war somit vorerst gesichert. Mit einem unwirrschen Handwink bedeutete sie ihrem göttlichen Liebhaber - ausnahmsweise einmal nicht Mars, der war mit mobil machen beschäftigt - sich zu gedulden. Ein wenig war sie ja schon beleidigt, dass die junge Frau so gar kein Auge für ihre göttliche Figur übrig hatte, sondern sich allein auf das Antlitz ihrer kalten Statue konzentrierte. Tse. Da gab man sich solche Mühe... aber gut, sie war dennoch neugierig und wollte sehen, was noch folgen würde.
    Blumen, Kuchen, Wein, Obst. Hm. Hmhmhm. Interessiert reckte die Göttin den Hals und schürzte die Lippen, glaubte bereits den Geschmack des klebrigen Honigs auf ihrer Zunge zu spüren. Hach, sie liebte Süßigkeiten. Die gierig ausgestreckte Hand des auf später vertrösteten Liebhabers schlug sie besitzergreifend davon. So weit käme es noch, ha!


    Ach, eine Taube gab es auch noch? Sehr schön, sehr schön. Ein bisschen mickrig vielleicht...
    Die Liebe, die Leidenschaft ihres Gatten wollte sie. Achja, wäre es doch nur so einfach. Andererseits versprach das Menschenmädchen ein noch größeres Opfer, was Venus, noch immer benebelt vom Duft der schönen Blüten, mit der Zunge schnalzen ließ.
    “Ich kenne den Mann... und das Problem ist eher mein Ressort als das Deine.”, beschwerte sich der gut bestückte Herr, dessen heißer Atem nun über die nackte Schulter der Göttin strich. “Mir sollten sie opfern.”
    “Ach, Priapus, nun sei nicht so... woher soll sie denn wissen, dass er durchaus möchte, aber nicht kann.”, säuselte die Göttin der Liebe und kraulte den störrischen Bart an seinem Kinn. “Lass uns ein gemeinschaftliches Projekt daraus machen. So wie jenes, das wir gleich fortsetzen werden.”
    Das verheißungsvolle Lächeln, das die vollen Lippen der Venus zierte, schien den Gott versöhnlich zu stimmen.
    “Die Leidenschaft von dir und die Manneskraft von mir, meinst du?”
    “Wenn du so gut wärst...”
    “Wie könnte ich nein sagen.”
    Nichts anderes hatte Venus erwartet. Und so war das Täubchen kerngesund - zu Lebzeiten - und kein Makel war an den Eingeweiden zu finden.

    Was für ein Trampel!
    Er tat es nicht. Mit zunehmender Verärgerung über die Ignoranz des Sterblichen beobachtete die göttliche Venus das Zusammensein dieser Menschen, wobei jeder Stich im Herzen der jungen Frau wie Öl ins Feuer ihrer aufkeimenden Wut wirkte. Dabei spielte ihre eigene, wohlgepflegte und legendäre Launenhaftigkeit eine Rolle - sie hatte schließlich einen Ruf zu verlieren. Vom selbstbezogenen Gebaren des jungen Mannes gar nicht erst zu sprechen.
    Eines Mannes, der mit seinem Tun schon oft ihr Wohlwollen erregt hatte, und nun vor der jungen Schönheit stand wie der Ochs vorm Berge. Er, der fast jeder schönen Tochter der Venus nachstieg versagte dies ausgerechnet hier in Angesicht einer jungen Frau, deren Gefühle so laut um Erfüllung flehten, dass es selbst der steinerne Faun vernahm. Wie ein kaputtes Spielzeug verhielt sich der junge Germane, das im richtigen Moment die falschen Bewegungen aufführte.


    Als absehbar war, dass er wieder einmal nicht auf die Vorzüge des schönen Geschöpfs reagieren würde, hatte Venus sich noch mit einem kleinen Streich zufrieden gegeben, ihm für einige Momente den Atem genommen. Als er sich aber mit zunehmender Weile des Gesprächs weiterhin weigerte, die junge Frau als eine solche und ihre Gefühle zu erkennen, hatte sie sich entschlossen ihm auf viele Nächte hinaus den Schlaf zu rauben, damit er sich Gedanken darüber machen konnte womit man die Nächte besser verbringen konnte. Was auch nichts half, der Sterbliche kümmerte sich in Gedanken und Worten nur um sich selbst während die Gefühle der jungen Schönheit bald so laut schrien, dass sie der Göttin in den Ohren klingelten. Endlich wurde es ihr zu viel: hier brauchte es nicht nur einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.
    Es kam selten vor, dass sie zu Mitteln griff die normalerweise nur in den kalten Regionen Anwendung fanden. In Gegenden in welchen die Menschen rau waren und man sie oft Freya rief, aber da dieser junge Mann aus eben jenen Gestaden stammte, schien er auf nichts anderes reagieren zu wollen. Der Pfirsichbaum, unter dem der Holzkopf dankbarerweise stand wurde zum Mittel ihrer Wahl auserkoren. Eine nicht allzu reife Frucht begann nach einem Windhauch bedrohlich zu wackeln, aber die Launenhaftigkeit der schönen Göttin ließ nicht nur die Frucht mit einem Knacken auf den Dickkopf niedergehen, sondern gleich den ganzen Ast. Sollte er doch zusehen, wie er DAS ignorierte.

    Gegensätzlich zum wenig feingeistigen Vala liebte Venus Gärten, Statuen, Blumen, wie sie generell alles Schöne liebte. Der Germane indes war ein alter, ein guter Bekannter der Göttin, regelmäßig “opferte” er ihr auf seine eigene Weise und die Göttin der Liebe nahm es immer wieder zufrieden und mit gütigem Blick zur Kenntnis.
    Dass er jedoch so gänzlich unberührt von Ästhetik blieb, dass ihn seit so langer Zeit der Liebreiz jener jungen Frau nicht zu berühren schien ärgerte sie doch ein wenig. Zudem jener schwache, kleine Gedanke der Iunia es überhaupt erst war, der die Aufmerksamkeit Venus’ auf diese Szenerie gelenkt hatte. Immer wieder war es ein wenig traurig, wenn die Gefühle der Sterblichen einander so uneins waren. Gewiss, sie hätte die Macht alle zu vereinen, jedem liebenden Herz ein ebensolches zuzuordnen... doch wo läge da der Spaß, wo die Herausforderung? Und weshalb sollten die Menschen sie dann noch in ihrem Tempel aufsuchen? Wo sie doch Geschenke und Opfergaben so gerne hatte. Ja, Venus war bestechlich. Wie alle Götter.


    Doch hier hatte sie noch niemand bestochen. Zumindest nicht heute. Und irgendwie war die Göttin der Liebe auch neugierig, was wohl geschehen würde, wenn sie nicht eingriff. Würde Vala nicht doch noch auffallen, wie vollkommen das Licht von Axillas Haaren eingefangen wurde? Konnte er die dezente Kleidung an ihrem schlanken Körper bewundern, die auch im schmutzigsten Braunton an ihr schön ausgesehen hätte? Sah er den melancholischen Schimmer in ihren Augen, die Unsicherheit, die Hoffnung? Konnte er endlich das größte Geschenk, das Venus den Menschen machte, erkennen und zulassen?

    Ein exquisiter Geruch stieg Venus in die Nase. Er war ihr vertraut, wenngleich sie ihn häufiger in anderen Gefilden als dem römischen Reich roch (die Göttin der Liebe war schließlich nicht an Namen und Hüllen gebunden - sie beglückte alle). Der junge Mann schien ein wichtiges Anliegen zu haben, wenn schon der Weihrauch so kostspielig gewesen sein musste. Neugierig spähte sie also zum Sterblichen, der mit der Opferhandlung begann und wedelte zugleich die Rauchschwaden beiseite, um besser sehen zu können.


    Das war doch bestimmt einmal etwas anderes, als das Übliche “Oh Venus, mach das Livia mich in ihr Bett lässt.” Gewiss, ein überaus nachvollziehbares Anliegen, doch auf Dauer auch etwas eintönig. Nein, bei einem solchen Aufwand musste der junge Mann ein anderes Anliegen haben. So leckte die Göttin freudig über ihre vollen Lippen, als der Wein zu fließen begann. Ohja, ohja, das war ein guter Anfang. Wein, Früchte... Kuchen! Oh wie sehr liebte Venus Kuchen, das leckere, süße, dickmachende Gebäck der Römer. Sie schnalzte mit der Zunge, brauchte sie sich ja ohnehin keine Sorgen darüber zu machen, dass sie zu füllig wurde.
    Ein gütiges und göttliches Lächeln begleitete den Flavier, als er sich nach draußen aufmachte. Für ihn mochten es die strahlende Sonne sein, Venus jedoch wusste es war ihr Tun, das ihn die Wärme auf seiner Haut spüren ließ und so bereits ein wenig ruhiger stimmen sollte.


    Mittlerweile bäuchlings auf einer Wolke liegend verfolgte die Göttin die Opferung des Zickleins und seufzte leise. Ach, der Ärmste, abgewiesen von seiner Angebeteten? Bedauerlich, bedauerlich, schien der junge Flavier doch sehr nett zu sein - allerdings war Venus so eingelullt vom Klang der Musik und den Opfergaben, dass sie wohl kaum ein objektives Urteil zu fällen imstande war. Musste sie auch nicht, schließlich war dies der Sinn der ganzen Zeremonie. Und so würde der Sterbliche, egal wie lange und gründlich er die Innereien begutachtete, nicht den allergeringsten Makel finden. Venus hatte von nun an ein Auge auf ihn, dessen konnte er sich sicher sein.

    Venus, welche gerade sicherstellte, dass die etwas ältere Dame, die ihr kürzlich wundervoll klebrige süße Kuchen geopfert hatte, voll auf ihre Kosten kam, wurde vom Duft von Blumen auf ihren Tempel aufmerksam. Da die Römerin nun sicher allein zurechtkam (der Sklave jedenfalls schien ausgesprochen bemüht), entschied sie sich nachzusehen, wer diesmal ein Präsent für sie hatte.


    So richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die junge Sklavin, die nicht nur schöne Blumen, sondern auch noch Wein der Göttin überantwortete (natürlich war Venus zuständig, Venus scherte sich schließlich wenig um die Hüllen und Richtlinien, in die die Sterblichen sie packten). Ein guter Anfang, gut genug, dass die Göttin der Liebe gewillt war Chiomara zuzuhören. Mit aufgestütztem Arm spähte sie hinab auf die junge Frau und musste schmunzeln. Achja, es war immer wieder zu süß mitanzusehen, wie Liebende sich umtänzelten. Wie ein Mensch einen anderen nur so sehr begehren und doch in Nichtstun verharren konnte, es erschloss sich der Göttin nicht zur Gänze.
    Neugierig richtete sich Venus’ Blick auf das Objekt der Begierde. Na, wo war denn da das Problem? War doch ein ansehnliches Kerlchen. Ah, richtig, die Unsicherheit... ein Verbot? Pah, was scherte sich die Liebe um Verbote. Hatte sie nicht schon ganze Königreiche zu Fall gebracht? War sie nicht imstande alles und jeden zu überwinden? Was stand verglichen damit denn schon zwischen zwei Sklaven? Doch die Sterbliche entschied sich anders, was Venus kurz aufseufzen ließ. Warum nur verstand sie niemand? Sogar Mars hatte hier mitunter arge Probleme. Ob es am Ende an ihr lag?


    Nun gut, Venus war guter Laune und die Blumen rochen wirklich bezaubernd. So erfüllte die Göttin das Herz der Sterblichen mit einem guten Gefühl und einem Quäntchen Mut, um im entscheidenden Moment das Richtige zu tun. Den Wein würde sie vielleicht am Abend mit zu Mars nehmen, das gefiel ihm sicher...

    Geradezu auffällig unauffällig, um nicht zu sagen auf sonderbare Weise betont unbeteiligt stakste ein kleines weißes Täubchen in ausgesprochen eleganter Weise am oberen Ende der Treppen entlang. Die tiefschwarzen Augen ruhten auf den beiden Sterblichen, die um ein Haar ineinander gelaufen wären und fast schien es, als ärgere der Vogel sich darüber, dass sich ihre Körper nicht wirklich berührt hatten.
    Es schüttelte sich, sträubte das reinweiße Gefieder und augenblicklich kam eine leichte Frühlingsbrise auf, umschmeichelte Aurelius und Helvetia, ohne viel auf deren Namen zu geben. Und wo auch immer das Lüftchen sie aufgeschnappt haben mochte, es brachte die undefinierbaren Düfte von Sonne, Wärme und Liebe mit sich. Ja, mit einem Mal schienen die beiden sich sympathisch, mehr noch, fand der junge Mann das Mädchen schön, wunderschön genauer gesagt, einer Venus gleich. Nunja, fast jedenfalls. Sie bezauberte ihn, brachte sein Herz so heftig zum Schlagen, dass er um sein körperliches Wohl bangen musste.
    Die junge Frau indes bemerkte, dass sie sich keines stattlicheren Mannes entsinnen konnte, keinen, der ihren Blick so gefangen gehalten, der ihr Innerstes so aufgewühlt hatte.
    Kurzum, Frühling lag in der Luft und die Liebe suchte und fand ihren Weg...

    Es war ein alter Bekannter, den Venus in diesem Moment beobachtete. Ohja, der Duccier war fleißig, ein wahrhaft ergebener Diener der Venus. Die Göttin lächelte verschmitzt ob dieses Gedankens.
    Von Hochzeit sprach das Menschenmädchen, das dumme Ding. Warum nur konnten sich manche Frauen nicht einfach an ihrem Geschenk - der Liebe, der Lust, den Trieben - erfreuen, warum verschmähten sie Venus, kaum hatte sie ihnen die Erfüllung gezeigt und wandten sich stattdessen sofort Iuno zu, der öden, schnöden, braven Iuno? Enttäuscht seufzte Venus. Nun gut, bei dieser hier konnte sie es noch ein wenig verstehen, hatte die eifersüchtige Gattin des Iuppitter ihr doch bereits ein dauerhafteres Präsent zugedacht, als dies der Liebesgöttin zumeist möglich war.
    Der junge Mann indes, so befand Venus, hatte die richtige Einstellung dem Leben gegenüber. Ein für diese Jahreszeit ungewohnt warmer Hauch strich über die nackte Haut der beiden - oder war es nur der Atem des jeweils anderen? Was auch immer es sein mochte, es verlieh ihnen neue Energie zu tun, was auch immer sie zu tun beliebten.
    Das Problem im Übrigen, der Vater, die Familie, die Heirat... das würde sich in der Tat wie von selbst lösen. Begleitet von Tränen, von Schmerz, die jedoch nicht das Mädchen vergießen würde. Venus jedoch hatte bereits wieder wichtigeres im Sinn, warf einen letzten wohlwollenden Blick auf das Paar und entschwand.

    Der Patrizier mit dem lustigen zoologischen Aussetzer war auch wieder da. Wieder hatte er eine weiße Kuh dabei und diesmal wollte er sie anscheinend auch wirklich opfern und wusste auch, dass es eine Kuh war. Aber Venus bekam das schon gar nicht mehr richtig mit. Hatte sich dieser Wicht von einem Charmebolzen doch erdreistet, sie als Göttin mit dem schönen Hinterteil zu titulieren! Schönes Hinterteil!?! Was fiel diesem Kerl eigentlich ein? Wollte er sie anmachen oder was? Da hatte sich ja sogar Mars schon eine gefangen, wenn er sowas im falschen Augenblick sagte! Unwillkürlich drehte Venus sich leicht, um ihr Hinterteil kritisch zu betrachten, ob damit vielleicht irgendetwas nicht in Ordnung sei und der Frevler da unten es auch noch ironisch gemeint hatte. Dann hätte er aber was erleben können. Aber nein, es war alles in Ordnung. Immerhin. Und was war jetzt mit dem Knilch da unten? Der wollte wieder lieben können? Ja, sollte er doch! Wenn er nur an schöne Hinterteile dachte, würde er sowieso keine Liebe finden. Irgendwie befriedigte Venus dieser Gedanke. Ja, er würde sich vor unerwiderter Liebe nur so winden! Das war nur gerecht. Von wegen 'Göttin mit dem schönen Hinterteil'. Pah!

    Da war also dieses Pärchen, das etwas abgehetzt zum Tempel kam, als hätten sie eine ganztägige Einkaufstour in den Traiansmärkten hinter sich. Venus wusste, wie sich das anfühlte! Eine Iunierin und ein Germanicus - wenn das mal keinen Tratsch gab. Sie brachten ein Opfer und wollten dafür einen Segen haben. Venus brauchte nur Augenblicke um zu erkennen, wie verliebt die beiden waren. Ungeduldigt wartete sie darauf, dass die beiden zu Knutschen anfangen würden. Aber es blieb nur beim Händchenhalten. Etwas enttäuscht gab sie ihren Segen und nahm sich vor, den beiden bei Gelegenheit nochmal einen Stups zu geben, vorzugsweise an einem etwas romantischeren Plätzchen als hier.

    Ein Gebet für die Liebe, gesprochen von einem Mann, drang an Venus' Ohr. Leichthin folgte sie seinen Worten, die eine so verständliche Bitte vortrugen. Dann prüfte sie seine Gestalt und sein Wesen - und tatsächlich, seine Augen waren grau wie der Stein, den er an Stelle seines Herzens zu spüren glaubte. Aber es war nicht diese Übereinstimmung oder die Unfähigkeit zur Liebe, die Venus zögern ließ, sondern eine andere Unstimmigkeit oder Unfähigkeit, in weitaus profaneren Dingen. Kuh oder Schaf, groß oder klein, mit Wolle oder mit Hörnern - was war es denn nun, was der Römer mit dem aristokratischen Gesicht zu opfern gedachte? Eine Kuh hatte er zum Altar geführt, eine Kuh hauchte ihr Leben aus, als ihr die Kehle durchtrennt wurde. Und doch hatte der Mann klar und deutlich gesagt, er würde ein Schaf opfern. Den Duft des Frühlings würde er im Inneren des Tieres aber in jedem Fall nicht finden und die Leber sah gar nicht gut aus. Oder war es die Milz? Und ging Liebe nicht durch den Magen?

    Ein zarter Hauch des noch immer fernen Frühlings schien über die Welt der Sterblichen zu streichen, die zu dieser Jahreszeit kalte und abweisende. Es war Venus, die schöne und leichtherzige, warme und annehmende Venus.
    Wie sie so, ziellos aber lustvoll, über das Land ging, durch dunkle Wälder zog, über winterstarre Äcker schritt und kalte Bäche sprang, gelangte sie zur Stadt Mantua. Dort wurde sie eines Paares gewahr, eines Mannes und einer Frau. Unbemerkt näherte sie sich und lauschte neugierig ihrem Gespräch.
    Venus war die Freundin der Tiere und darum gefiel ihr, wie der Mann über seine Pferde sprach. Auch fand sie die beiden schön in ihrer Eintracht. Doch die Worte waren zaghaft und verbargen mehr, als das sie offenbarten.
    Das war jedoch nicht nach ihrem Geschmack, denn spontane Leidenschaft galt ihr viel, zögerliches Bedenken jedoch wenig.
    Also drang sie ein, in das Haus, umschmeichelte die Zwei, berührte ihre Herzen, und entschwand wieder, mit einem glockenhellen und hinreißenden Kichern, voll fröhlicher Unschuld und ganz dem Gegenteil davon, unbeschwert und entzückt über die eigene Tat.

    Damit die Übermacht der männlichen Gottheiten nicht mehr ganz so erdrückend ist, werde ich heute von einer sanften Dünung an den Strand des Imperium Romanum gespült:
    Venus, den Griechen Aphrodite, den Aegyptern Hathor.
    Ich bin die Schaumgeborene, Göttin der Liebe und der Gärten, aber auch der Heilung von Beschwerden, Verletzungen und Krankheiten. Meine Opfertiere sind weiß.
    Für die Anhänger des alten Glaubens bin ich die Achte der vielköpfigen römischen Götterwelt, die in diesem Spiel Gestalt annehmen kann. Einige sehen in mir sogar ihre Ahnherrin.
    Für die Monotheisten bin ich vielleicht nur ein weiterer Götze und zwar ein besonders verdorbener, und für jene, die an nichts glauben können, einfach eine weitere Seite des unerklärlichen Zufalls, der das Leben der Menschen mal mehr, mal weniger beeinflusst. Das liegt bei euch.
    Mehr über mich könnt ihr hier lesen: Theoria Romana
    Und mehr über mich hören, hier: YouTube
    ;)