Beiträge von Titus Petronius Varus

    Sim-Off:

    Um genau zu sein, ein PF und der PG :D ;)


    Varus trat ein, schloss die Tür und lehnte sich von innen dagegen.
    "Guten Morgen, Arria. Wie geht es dir? Besser als gestern?" begann er das Gespräch, sich kurz im Zimmer umsehend.

    "Einen Iulier", bestätigte Varus nickend, ehe er Alessa zuhörte, wie sie über ihre Familie sprach. Kaum einen kannte er von ihnen; lediglich Livianus und Meridius sagten ihm etwas.


    "Ah, stimmt - Meridius, der Feldherr, nicht wahr? Wie man hört, soll er ein ehrenwerter Mann sein."
    Varus nickte noch zwei-, dreimal, dann sah er eigentlich nur noch Alessa an. Ohne sein Zutun hob sich seine freie Hand und strich ihr eine Strähne hinter das Ohr. Beinahe erschrocken betrachtete er, was er da eben gemacht hatte. Die Geste war mehr als eine vertraute zwischen Freunden gewesen. Er schluckte und betrachtete Alessas Gesicht. Sie saßen hier wie Liebende. Aber waren sie es? Varus wusste es selbst nicht in diesem Moment. War es Alessa oder nur die Erinnerung an die Zeit mit Sabina? Doch im nächsten Moment schon beantwortete er sich diese Frage selbst. Nein, es war nicht die Erinnerung.
    Es war Alessa, wegen der sein Herz schneller schlug.
    Und es war Alessa, die er begehrte - aber genau das erschien ihm falsch in diesem Moment. Ihr Verlobter...dann ihr plötzliches Erscheinen...die Gewissheit, sich Jahre zu kennen, aber auch Jahre getrennt voneinander zu sein...

    Varus sah sie mit einem dankbaren Lächeln an.
    "Da hast du vermutlich recht. Doch sie wird bald heiraten, weißt du? Sie ist nicht mehr das Mädchen, das im Garten Schmetterlingen nachgejagd hat. Und sie ist begierig darauf, alles zu lernen, was man als Frau in ihrem Alter können sollte. Ich bat meine Schwägerin, sie zu lehren was sie erlernen möchte. Vielleicht kann ich so teilweise wieder gutmachen, was ich vernachlässigt habe. Aber genug davon, lass uns über etwas anderes reden. Es sind nicht deine Sorgen - und sie sollen dein Herz nicht schwer machen, meine Liebe."


    Varus hob nun seine Hand, die inzwischen Alessas hielt, und setzte einen kleinen Kuss darauf. Anschließend zwinkerte er ihr zu, scheinbar ungezwungen, aber ihn bewegten die Gedanken noch immer.
    "Wie geht es deiner Familie sonst? Dein Cousin ist Praefectus Cohortes Urbanae, nicht wahr? Vermisst du sie? Hier in Tarraco sind nicht viele Decima, scheint mir. Jetzt, wo ich darüber nachdenke...außer der Curatorin der Schola ist mir gar keiner bekannt?"

    Varus ließ sich verblüfft mitziehen. Konnte es sein, dass er seiner Freundin nie erzählt hatte, was mit Sabina geschehen war? Jetzt wo er darüber nachdachte, wurde ihm klar, warum er das nie getan hatte. Zuerst war sie seiner Meinung nach noch zu jung gewesen und der Schmerz für ihn nch zu groß. Dann hatten sie sich aus den Augen verloren. Er setzte sich neben Alessa und sah auf die Hand herab, die sie in ihrer hielt, in Gedanken versunken. Dann hob er den Kopf und sah die hübsche junge Frau an.


    "Sie starb kurz nach Arrias Geburt im Wochenbett. Es ist lange her, mach dir keine Gedanken darüber", sagte er leise.
    Sein Daumen strich wie von selbst sachte über Alessas Handrücken.

    "Ja, das bin ich. Ich fürchte nur, ich zeige es zu wenig. Ihr fehlt eine Frau, die der Mutter gleichkommt, die sie verloren hat", sagte Varus und schritt weiter neben Alessa her.
    Hier im silbernen Mondlicht sah sie aus wie ein Fabelwesen und Varus stockte der Atem, als er sie von der Seite musterte. Gern hätte er einen Arm um sie gelegt, doch das schien ihm unpassend angesichts der Begleitumstände.

    Varus und Alessa hatten Fortuna geopfert, wie er es ihr versprochen hatte. Alessa selbst hatte die kleine private Zeremonie geleitet; Varus hatte ihr stillschweigend geholfen und sie dabei immer wieder gemustert. Sie war erstaunlich sicher in den Dingen, die sie tat; und Varus konnte sich beinahe nicht sattsehen an ihr. Und genau das erschien ihm seltsam. Er wusste, dass es ihm egal sein konnte, was Arria darüber dachte. Trotzdem ertappte er sich immer wieder dabei, wie er sich fragte, was sie dazu sagen würde, wenn...


    Aber das stand auf einem ganz anderen Blatt. Es war vermessen, das von Alessa zu verlangen, das wusste Varus. Schließlich war ihr Verlobter vor kurzem verschwunden und Alessa sicher nicht dazu aufgelegt, auch nur an etwas in der Richtung zu denken, an die Varus dachte.


    Er führte sie nun durchs Peristyl in den Garten, der zwar kalt war zu dieser Tages- und Jahreszeit, in dem man sich aber wunderbar und in schönem Ambiente unterhalten konnte. Er hatte ihr ein Tuch um die Schultern gelegt, denn es war wirklich kühl, und ging mit ihr an seiner Seite langsam durch den Garten, die Hände auf dem Rücken verschränkt.


    "Und, wie fandest du den Abend?" fragte er mit einem Seitenblick auf Alessa.

    ...und dass er nun der Frau gegenübersaß und eben nicht mehr dem jungen Mädchen, das er einst gekannt hatte, bemerkte Varus immer wieder. Seine Augen leuchteten, wenn er Alessa ansah - und das tat er wirklich oft genug, denn sie war zu einer Schönheit gereift, die ihresgleichen suchte. Ihre Worte ließen ein Lächeln auf Varus' Zügen erscheinen und er hob den Becher.
    "Lasst uns auf die bezaubernde Frau trinken, die heute hier bei uns zu Gast ist", sagte er mit Blick auf Alessa. Vielleicht schien etwas von seinen Gefühlen in diesem Moment durch, vielleicht auch nicht. Das kam wohl auf die Betrachtungsweise an. Mit Sicherheit würde es aber zumindest Arria und vielleicht auch Livia und Marcia auffallen, dass Varus sich nicht wie sonst verhielt.

    Varus schob die Tür auf, als er die leise Aufforderung seiner Schwester im Raum vernahm. Sorgsam schloss er das Holzding wieder hinter sich, lächelte Livia an und setzte sich dann in einen der wenigen Korbsessel, die in ihrem Raum standen. Er musterte Livia eingehend und wieder einmal fragte er sich, warum noch kein Mann ihrer Schönheit verfallen war.


    "Na Schwesterherz, wie geht es dir nach der ersten Nacht im trauten Heim? Hast du gut geschlafen?"

    Varus hatte Livia ausschlafen lassen nach dem Festmahl am vergangenen Abend. Nun jedoch stand er vor der Tür zu ihrem Cubiculum und klopfte leise, für den Fall, dass sie noch immer schlief, denn er wollte sie nicht wecken. Sicher, die Mittagsstunde war beinahe angebrochen, doch bedachte er auch den Umstand, dass Livia eine anstrengende Reise hinter sich gebracht hatte, ehe sie hier eingetroffen war. Varus klopfte also und wartete darauf, dass Livia ihn hereinbat. Es gab verschiedene Dinge mit ihr zu besprechen.

    Varus lächelte Marcia warm an.
    "Ich danke dir für deine lieben Worte, Marcia. Woran ich dachte? Nun, nichts bestimmtes - es war eine allgemeine Frage. Es hat mich lediglich interessiert, ob es dich beispielsweise in die Verwaltung oder zu den Göttern zieht", schmunzelte Varus.

    "Nur leider bin ich ihr Vater, nicht ihr Freund", sagte Varus mehr zu sich selbst als zu Marcia.
    Dann wurde er nachdenklich.
    "Meinst du? Ich glaube, Arria würde das nicht so sehen. Aber das soll ihr Problem nicht sein. Wir werden sehen. Schließlich hat Alessa gerade erst ihren Verlobten verloren."
    Er wiegte den Kopf hin und her, sah Marcia dabei an.
    "Ich danke dir, dass du Arria zeigst, was sie lernen möchte. Das liegt auch ganz in meinem Ermessen. Manchmal glaube ich, dass sie in mir nicht mehr sieht als ihren alten Vater, der zu viel von ihr erwartet und kaum ein gutes Wort für sie hat. Dabei ist sie das einzige, was mir geblieben ist. Vielleicht mache ich mir deshalb solche Sorgen um ihren Werdegang....
    Sag, möchtest du mal einer anderen Tätigkeit nachgehen, als nur Cinnas bezaubernde Frau zu sein?"

    Nein, natürlich hatte er nichts tun können, als Arrias Mutter im Wochenbett verstarb. Was auch? Er hatte danach an seinem Glauben gezweifelt. Aber das war alles lange her. Varus seufzte und legte Marcia eine Hand auf die Schulter.


    "Du bist eine gute Seele, Marcia; und Cinna kann wirklich stolz darauf sein, dass er dich getroffen hat. Sicherlich wäre es leichter gewesen für Arria, wenn sie jemanden gehabt hätte, der ihr all das schon früher beigebracht hatte. Eine Mutter, nicht nur einen Vater, der in Selbstmitleid versunken war. Du hättest Sabina sehr gemocht, weißt du. Schade, dass du sie nie kennenlernen durftest. Aber wie gesagt, das alles ist lange her; und gestern habe ich zum ersten Mal wieder etwas gespürt, dass meinen Gefühlen zu Sabina nahekommt. Deswegen fragte ich dich, was du von Alessa hältst. Immerhin ist sie noch ein Jahr jünger als Arria..."


    Varus betrachtete seine Schwägerin aufmerksam...

    Varus machte eine einladende Geste.
    "Bitte, bedient euch doch. Bei einem guten Essen lässt es sich leichter reden!"
    Er warf Alessa einen liebevollen Blick zu und nahm sich selbst dann etwas Huhn und reichlich Käse und Brot, die er genüsslich verzehrte und mit Wein herunterspülte.
    "Weißt du, es ist wirklich unglaublich, dass Fortuna uns so zusammengebracht hat", sagte er dann zu Alessa.
    "Ich hätte wirklich gedacht, dass ich dich nur noch in meiner Erinnerung würde reden sehen können. Ich freue mich wirklich, dass es nicht so ist."

    Varus hob eine Augenbraue und schüttelt leicht den Kopf.
    "Nein Marcia. Sie ist sich unsicher, was gewisse Dinge vor der Ehe angeht. Sie fragte mich, wie sie Imperiosus halten kann, wenn sie nicht mit ihm schäft, um nicht schwanger zu werden, verstehst du? Was sollte ich ihr antworten? Ich kann ihr schließlich schlecht sagen, dass ihr zukünftiger Ehemann sich ebensogut in einem Lupanar holen kann, was er braucht! Nein, Marcia - es ist meine Schuld. Ich...habe zu lange gewartet, weißt du? Arria hätte eine Mutter gebraucht. Ich hätte schon längst wieder heiraten sollen. Nur...mit den Gefühlen lässt sich schlecht ein Tauschandel machen. Seit Sabina......aber lassen wir es gut sein. Es ist zu lange her."


    Varus blieb stehen und sah in den Hortus. Einen Moment sagte er nichts, sondern schwieg. Dann, nach einer Ewigkeit, sprach er weiter.


    "Es ist mein Wunsch, dass Arria zufrieden ist und die Dinge lernt, die eine Frau können sollte. Was ihr Mundwekr angeht, so sind wir wohl unteschiedlicher Meinung. Arria muss verstehen, dass sie sich in dieser Gesellschaft keine Freunde macht, wenn sie vorlaut und zänkisch in der Öffentlichkeit ist. Ich kenne Imperiosus zu schlecht, um ihn diesbezüglich einschätzen zu können; aber ich weiß, dass er von Sklaven so denkt wie Cinna. Das könnte zu Konflikten führen, wenn sie ihm reinredet in seine Sklavenhaltung. Ich verlange doch nicht, dass sie sich von Grund auf verändert. Sie sollte bloß nachdenken, ehe sie kritisiert und ihre Meinung kundtut."


    Varus sah Marcia an und lächelte. Dann fragte er:


    "Du hast Alessa kennengelernt gestern. Was hältst du von ihr?"

    Varus sah Marcia lange an, seufzte und schüttelte schließlich den Kopf.
    "Arria ist nicht mehr das kleine Mädchen von früher, Marcia. Sie will heiraten; und dazu gehört eben auch, Anstand zu wahren und sich dementsprechend zu verhalten. Ich erwarte von ihr, dass sie nich plötzlich ungewollt schwanger wird oder unangenehm durch ihr Mundwerk auffällt, verstehst du? Ich weiß, vielleicht ist es auch meine Schuld, dass ich ihr nicht schon früher eine Anstandsdame habe zur Seite stehen lassen. Dinge, die ihre Mutter ihr hätte beibringen können, hat sie so nie gelernt: kochen, weben, nähen..."
    Varus seufzte.
    "Ich wäre froh, wenn sie sich nicht eingeengt fühlt, weißt du? Doch manchmal lässt sie mir keine andere Wahl, als sie in die Schranken zu weisen."
    Er setzte sich wieder in Bewegung und sprach erst nach einigen Schritten weiter.
    "Ich wollte dich bitten, dich einmal mit Arria zu unterhalten. Vielleicht dringst du besser an ihr Ohr als ich."