Beiträge von Titus Petronius Varus

    "Du störst nicht, meine Liebe. Das hier ist Decima Alessa. Alessa, das ist meine Schwester Livia", stellte er sie vor.
    "Tja und was das Essen angeht...ihr habt sicher alle Hunger - nur wo Iason und Turia bleiben, wundert mich auch. Aber ersteinmal möchte sich sagen: es ist schön, dass ihr alle hier seid. Auch wenn Marcia und Cinna und Acilianus noch fehlen..."

    Varus nickte einige Male und sah Alessa dabei gedankenverloren an.
    "Ja. Ich wünsche dir jedenfalls nur das beste, Alessa."
    Er wandte den Kopf und versuchte nach draußen ins Atrium zu spähen.
    "Na sowas - wann die anderen wohl kommen? Schließlich hat man nicht jeden Tag so eine Schönheit zu Besuch. Ich würde dir gern Arria vorstellen - du erkennst sie sicher nicht wieder - und auch meine Schwester Livia! Ihr zwei werde euch sicher gut verstehen."

    Varus nickte.
    "Das freut mich. So bleibt uns vielleicht Zeit, zusammen etwas zu unternehmen. Aber kannst du denn deiner Tätigkeit als Sacerdos nachgehen, wenn du hierbleibst? Ich muss gestehen, ich weiß nicht einmal, ob Tarraco einen Venustempel hat..."

    Varus nickte und wirkte leicht erfreut. Er lehnte sich zurück und musterte Alessa.
    "Gut, dann werden wir das machen. Es kann ja nicht ganz angehen, dass eine so hübsche junge Frau wie du so viel Pech hat. Da haben die Götter sicher etwas übersehen, hm?"
    Er griff erneut nach seinem Becher und trank einen Schluck.
    "Wirst du denn noch lange hierbleiben oder planst du, zurück nach Rom zu gehen?"
    Irgendwie fand er den Gedanken traurig, dass Alessa wieder fortgehen könnte.

    Varus strich ihr tröstend über den Rücken. Ihr Haar kitzelte etwas in seiner Nase, aber das war nicht weiter schlimm.
    "Ach Alessa, wenn ich dir nur helfen könnte", sagte Varus.
    "Ich bin sicher, dass du die Götter nicht erzürnt hast. Aber...wenn du willst, gehen wir gleich nach dem Essen noch zum Ara und opfern Fortuna das beste, was wir finden können. Also, wenn du magst, heißt das natürlich."

    "Sacerdos? Meinen Glückwunsch! Arria hat sich vor einiger Zeit auch entschlossen, sich den Göttern zu verschreiben. Genauer gesagt Ceres."


    Varus legte sich in eine bequemere Lage und sah Alessa aufmerksam an.
    "Ja, die Decima ist eine gute Familie. Man hört nur Gutes, wo auch immer man die Ohren aufsperrt. Ich freue mich für dich, dass du so liebevoll aufgenommen wurdest."


    Er trank einen Schluck Wein und stellte dann den Becher zurück auf den kleinen Beistelltisch. Alessa wirkte mit einem Mal nicht mehr sehr fröhlich, eher bedrückt. Varus runzelte leicht die Stirn. Was war denn mit ihr? Doch in dem Moment sprach sie auch schon weiter, erzählte von Schicksalsschlägen. Varus sah sie betrübt und fassungslos zugleich an.


    "Vater, Bruder, Lehrerin - und dein Verlobter auch noch? Oh Alessa!" entfuhr es ihm und er setzte sich auf die Kante der Cline, um nach Alessas Händen zu greifen und sie leicht zu sich zu ziehen, damit er sie umarmen konnte, denn sie wirkte sehr angeschlagen. Weinte sie sogar? Varus vermochte es nicht mit Bestimmtheit zu sagen, aber er vermutete es zumindest.


    "Man sollte meinen, dass einer sich aufopfernden, jungen Venuspriesterin doch die Götter mehr zur Seite stehen als bisher", sagte er leise.
    "Wenn ich dir irgendwie helfen kann, so zögere nicht, es zu sagen."

    Varus sagte einen Moment lang nichts, dann nickte er.
    "Wenn du wirklich etwas mit der Sache zutun hattest, dann ist es wohl besser, wenn du es auf sich beruhen lässt.
    Aber noch mal zu deiner Arbeitsstelle - bist du sicher, dass du auch weiterhin TD sein möchtest? Ich habe gehört, dass man für den Stall der Factio Aurata einen Pferdejungen sucht. Vielleicht wäre das auch etwas für dich. Man verdient sicher nicht schlecht."

    Varus lächelte.
    "Tja, so kanns gehen", meinte er lachend.
    "Um ehrlich zu sein, hatte ich vor einem halben Jahr auch nicht gedacht, dass ich mich mal in Hispania niederlasse. Schließlich bin ich noch nicht lange beim Cursus Publicus. Aber ich muss dennoch sagen, es ist schön in Spanien und eine gute Arbeit. Aber jetzt bist du erst einmal dran. Wie ist es dir ergangen? Was machst du in Tarraco? Ich dachte, du wolltest Venuspriesterin in Rom werden? Ach, das bist du sicherlich schon", sagte er und ließ Alessa und sich verdünnten Wein einschenken.

    Zusammen mit Alessa kam er ins Triclinium. Er führte sie zu einer Cline und ließ sie sich setzen. Dann setzte auch er sich, ihr gegenüber.
    "Da hast du mich ja ganz schön überrascht, als du plötzlich vor mir standest", meinte er schmunzelnd.
    "Wie lange ist es her? Zehn Jahre? Mehr?"

    Varus selbst öffnete die Tür, als es klopfte. Es konnte eigentlich nur Alessa sein, dachte - nein, hoffte - Varus. Er selbst trug eine dunkelblaue Tunika und hatte seinen Bart etwas gestutzt und ein Bad genommen. Nun öffnete er die Tür und es war wirklich Alessa, die dort stand. Er lächelte.
    "Oh, welch wunderschöne Frau haben die Götter mir da gesandt!" begrüßte er sie zwinkernd.
    "Komm doch herein! Lass uns gleich ins Triclinium gehen, ja? Dann können wir uns in Ruhe unterhalten. Du bist früh dran, aber das ist gut - dann langweilen wir die anderen nicht mir Gesprächen über unsere Vergangenheit..."
    Er bot ihr einen Arm an und führte sie in die Casa.

    Varus hob eine Augenbraue und schmunzelte.
    "Du warst darin verstrickt? Lohn?" Er schüttelte leicht den Kopf.
    "Gracchus, ich hoffe wirklich, dass du im Guten in der Sache drin hängst. Ich möchte keinen meiner Verwandten je bei Gericht sehen - als Angeklagten."