Beiträge von Titus Petronius Varus

    "Dann werde ich wieder einen Aushang am Forum machen", meinte Varus und drehte den Schlüssel gewissenhaft wieder um. Dann folgte er Sequesters ausgestrecktem Arm und nickte.


    "Gut, gehen wir."


    ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~


    Etwas später standen sie auf einem Nachbardach; der verwunderte Eigentümer hatte ihnen auf Sequesters Bitten hin Zutritt zu seinem Dach gewährt. Fassungslos starrte Varus auf das Dach der Insula, in dem sich unter anderem seine Taverne befand.


    "Ich fass es nicht. Wie können die einfach eine Piscina da hinbauen?" fragte er verdattert.
    "Und vor allem....haben die sich nicht mal Gedanken um die Statik gemacht. Was da alles hätte passieren können!"

    Unten angekommen, wandte sich Varus zu Sequester um und zuckte verdrießlich mit den Schultern.
    "Weiß nicht. Man muss erstmal sehen, wie das Ganze ausschaut, wenn dieses Schwimmbad auf der Insula weg ist. Die Decke sollte dann schon etwas entlastet sein, ich tippe auf eine Woche, maximal zwei Wochen, die ich wegen Renovierung schließen muss."


    Varus kniff die Augen zusammen und musterte seinen Neffen.
    "Hm, du weißt nicht zufällig jemanden, der verantwortungsbewusst genug ist, um mein neuer Vilicus zu werden?" fragte er, während er schon wieder aus dem Haus hinaus spazierte, weil er sich vom Dach des Nebengebäudes aus diese Piscina ansehen wollte.

    Sim-Off:

    Der Bericht liegt Varus aber sicherlich vor, sonst wüsste er doch nichts von der Schließung und auch nicht von den Mängeln. :)
    Das mit dem Sklaven sehe ich ein, ich hatte in Erinnerung, dass er es im Bericht erwähnt hatte. Hm...vielleicht Gerüchte. :)



    Varus sah Sequester beinahe böse an. In dieser Situation verstand er keinen Spaß und das machte sein Gesichtsausdruck nun allzu deutlich. Ohne ein weiteres Wort ging er also zur Treppe im hinteren Bereich der Taverne, welche von einem Vorhang vor allzu neugierigen Blicken der Gäste verborgen blieb. Mit großer Vorsicht stieg er vor seinem Neffen empor und sah sich dann um. Hier oben fand er, was der Architectus Urbi bemängelt hatte: Risse in der Decke. Und zwar von äußerst beunruhigender Breite und Tiefe. In einem der wenigen Gästeräumlichkeiten des Gasthauses hatte sich die Decke abgesenkt. Das war direkt über der Wand, die auch unten einen Riss hatte. Varus stand die Besorgnis ins Gesicht geschrieben.


    "Hm. Nicht gut. Gar nicht gut", murmelte er vor sich hin.
    "Das Dach sehen wir uns besser vom Nebengebäude aus an.... Und wenn ich diesen Vilicus in die Finger kriege, dann gnade ihm Iuppiter..."


    Varus knirschte mit den Zähnen. Er hatte genug gesehen. Dann wies er die Treppe herunter.
    "Nach dir", meinte er, im Versuch, etwas zu scherzen. Die Situation verschönern konnte er dadurch allerdings nicht.

    Varus sah Sequester grummelnd an, zog es jedoch vor, weiterhin nichts dazu zu sagen. Sein Neffe hatte natürlich recht, das wusste Varus, aber er wollte das jetzt nicht hören. So ließ er nur ein "Hmpf!" verlauten und ging durch die Kammer mit der gutaussehenden Decke zur Tür. Sie klemmte etwas, das hatte sie schon immer. Heute aber klemmte sie etwas mehr als sonst, das fiel sogar Varus auf. Nachdem die Tür schließlich offen war, konnte man in die Küche sehen. Auch hier unterzog Varus, der auch Ahnung von der Architektur hatte, Boden, Wände und Decke einer genauen Musterung. Und in einer Ecke fand er einen Riss von der Decke bis zum Boden. Er wandte sich zu Sequester.


    "Hm. Also, das ist schon mal nicht gut", meinte er in versöhnlicherem und eindeutig besorgtem Tonfall. Er befühlte den Riss, der nicht breit und nicht tief schien, sah dann noch einmal zur einwandfreien Decke und ging nun von der Culina in die Taverne hinein. Kleine Stäubchen tanzten im Sonnenlicht, das durch die Bretter vor Tür und Fenstern fiel. Auf der anderen Seite der Küchenwand war auf gleicher Höhe tatsächlich ein Riss in der Decke zu sehen. Jedoch waren keine Deckenteile heruntergefallen, nirgends war ein Anzeichen zu sehen, dass einem bald die Decke auf den Kopf fallen würde. Varus kratzte sich am Hinterkopf.


    "Also, hm. Das muss repariert werden. Der Architectus Urbi hat von einer Piscina auf dem Dach gesprochen... Ich werde mir oben mal die Gästezimmer ansehen. Wenn es hier im Erdgeschoss schon so aussieht, möchte ich wissen, wie es um den erste Stock bestellt ist. Wenn..hm, wenn du willst, kannst du unten bliebn."
    Fragend sah er Sequester an.

    Varus sah Durus, begrüßte ihn und wunderte sich ganz nebenbei, dass man noch nichts von den Rennergebnissen der ludi wusste. Doch das tat seiner Begeisterung keinen Abbruch, und so rief er freudig:


    "Zweimal den ersten Platz! Wir haben gewonnen, Durus! Auf ganzer Linie! Das waren die ludi venetae!!"

    ERSTER VORLAUF
    RUNDE II





    "Oho! Nun scheint Brinnos Glück vorerst aufgebraucht, denn sein Außenpferd ist stolpert! Brinno nutzt recht augiebig seine Peitsche, aber seine Tiere sind aus dem Takt geraten und er muss unfreiwillig das Tempo vermindern, was dem folgenden Rothar gerade recht kommen wird."


    "Und Rothar nutzt die Misere Brinnos aus, holt erbarmungslos auf und überholt ihn schließlich in der Kurve! Brinno scheint weiterhin Probleme mit dem Pferd zu haben, es zieht in der Kurve zu weit nach außen und der junge Fahrer bekommt es nicht unter Kontrolle. Uh... ob er nun auch noch von Diokles überholt werden wird?"


    "Es sieht ganz danach aus, Calli! Diokles von der Veneta folgt Brinna auf der Innenseite, sie liegen nun gleich auf und Brinno zieht nach innen und versucht, die Lücke zu schließen, die sich dem Veneta-Fahrer bietet!"


    *krachsplitter*


    "Holla die Waldfee, da sind die Wagen ganz schön aneinenaderbekracht! Diokles zieht sich vorerst ein winziges Stück zurück und lässt Brinna sausen, doch wie wir Diokles kennen, wird er ganz sicher erneut angreifen, wenn die Zeit gekommen ist."


    "Quintus Arius ist noch immer Letzter, fällt jedoch nicht noch weiter zurück."


    "Aufholen tut der aber auch nicht..."


    "Naja, was nicht ist, könnte ja noch werden. Es bleibt spannend, meine Damen und Herren! Oh! In diesem Moment wird Helios von Didius Metellus überholt! Wie hat er denn das gemacht? Mein lieber Scholli, der legt nun aber nen Zahn zu! Die letzte Kurve der zweiten Runde ist gefahren und es geht in die dritte Runde!"





    Live-Ticker: Rothar - Brinno- Diokles- Maximus Didius Metellus - Helios - Quintus Arius

    Finster und wütend zugleich stapfte Varus neben Sequester her, bis sie schließlich gemeinsam vor dem Eingang standen, an dem ein Schild hing, das in großen Lettern "clausum" verkündete.


    "Ich fass es nicht", knurrte Varus und schlug im Zorn mit der Faust auf das Schild, das laut schepperte und dann herunterfiel. Als wäre das nicht genug gewesen, trat Varus noch einmal drauf und schob es dann mit dem Fuß an den Straßenrand. Er sah zu Sequester und deutete in die schmale Seitengasse neben dem Gasthaus.


    "Komm, wir benutzen den Seiteneingang. Den werden die ja offen gelasssen haben, wie soll man auch sonst renovieren", maulte er und ging voraus.
    "Wenn ich diesen Nichtsnutz von Vilicus treffe, werde ich ihn postwendend entlassen."


    Sie erreichten den Seiteneingang, der nicht verriegelt war. Varus holte einen Schlüsselbund hervor und schloss auf, schob dann die Türe auf und sah in den Vorratsraum der Taverne hinein, wo die Waren angenommen wurden, die man benötigte. Sein erster Blick ging zur Decke, doch er konnte nichts entdecken.


    "HA!" machte er und sah Sequester triumphierend an, ein Zeigefinger wies zur Decke.
    "Siehst du? 'Die ganze Decke kam runter, ein Sklave starb, blabla'. Papperlapapp! Der war sicher eh schon morbide und starb an Herzversagen!" polterte Varus grummelig.

    Varus befand sich zusammen mit den anderen Veneta-Anfängern im Blauen Block. Er trug eine blaue Tunika, einen blauen Schal undsein Sklave schwenkte eine große, blaue Fahne. Unter den anderen entdeckte er auch den Princeps der Factio, grüßte und beobachtete dann mit Spannung, wie Rothar und Diokles nur auf Platz zwei und drei fuhren. Wenigstens waren sie gut weggekommen und im Vorfeld. Es blieb abzuwarten, wie das Rennen weiterhin verlaufen würde. Ohne den Blick vom Rennen abzuwenden, machte er seinem Sklaven ein Zeichen. Und der fing sofort an, zu rufen:



    "Rothar und Diokles zeigt mehr Mut,
    wir wissen alle: ihr fahrt gut!
    Zeigt uns allen was ihr könnt,
    indem ihr bald ins Ziel rein rennt!!




    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]

    ERSTER VORLAUF
    START UND RUNDE I






    "Uuuuuuund da sind wir wieder! Wir hoffen, ihr hat die kurze Unterbrechung für die ein oder andere Fachsimpelei genutzt und um euch noch einmal zu stärken, denn starke Nerven könnt ihr wahrhaftig brauchen!"


    "Ah, eben wird uns gemeldet, dass der Kaiser inzwischen eingetroffen ist. Wir begrüßen unseren Imperator Caesar Augustus bei den Spielen zu seinen Ehren!"


    - Applauspause -


    "Und da reicht man dem Kaiser das weiße Tuch.... Voller Spannung warten wir darauf, dass er es loslässt. Und da, da flattert es hinab von der Ehrentribühne, es fällt....und JETZT preschen die Wagen los, Rothar kommt am besten weg, wird aber sofort von Brinno attackiert, dicht gefolgt von Helios und Diokless, die sich in diesem Moment bereits das erste Kopf-an-Kopf-Rennen liefern!"


    "Quintus Arius scheint Fortuna beim Start nicht so bedacht zu haben, er steht noch eine Weile länger als die anderen. Hat er Probleme, seine Tiere zum Laufen zu bekommen? Ah nein, jetzt geht es auch für ihn los, doch wird er es schwer haben, wieder Anschluss zu finden an das Mittelfeld. Vor ihm fährt Didius Metellus."


    "Wir gehen nun in die erste Kurve! Brinno hat sich an der Spitze durchgesetzt, während Helios und Diokles immer noch miteinander rangeln und Rothar versucht, wieder die Führung zu übernehmen. Didius Metellus fällt in der Kurve zurück, holt auf der Geraden aber wieder auf und vergrößert den Abstand zu Quintus Arius, der immer noch Letzter ist."


    "Diokles hat es inzwischen geschafft, den Zweikampf für sich zu entscheiden, und fährt vor Helios, der bitterbös dreinschaut. Scheinbar will er das nicht auf sich sitzen lassen. Wir werden sehen, was die zweite Runde bringen wird..."




    Live-Ticker: Brinno- Rothar - Diokles- Helios - Maximus Didius Metellus - Quintus Arius

    ERSTER VORLAUF
    VOR DEM START





    Nun liefen zwei junge Burschen zum Podest des Sprechers, setzten sich an den dort befindlichen kleinen Tisch und raschelten mit den Pergamenten, die sie mitgeführt hatten.


    "Test...Test...? *räusper* Meine sehr verehrten Damen und Herren, willkommen zu den Rennen der LUDI ROMANI! Mein Name ist Campus Calidus*, dies hier ist mein Kollege Dolinum Lemniscus**. Die ein oder anderen haben uns sicherlich schon bei den Ludi Consualia vernommen, wo wir zuletzt die Rennen kommentiert hatten. Nun denn, Lemni, wollen wir doch mal sehen, wer heute fährt...."


    "Vielen Dank, Calli, auch ich begrüße euch ganz herzlich an diesem großartigen Renntag. Beginnen wir mit den Fahrern, die heute in diesem ersten von zwei Vorläufen starten werden. Dieses Rennen wird ganz unter dem Zeichen der drei Grundfarben stehen, denn es treten an: Rothar und Diokles von der Veneta gegen..."


    "....Maximus Didius Metellus und Brinno von der Russata gegen...."


    "Helios und Quintus Arius von der Aurata!"


    "Rothar schnitt bei den Ludi Consualia recht gut ab, er wurde im Vorlauf unangefochten Erster und belegte im Finallauf den fünften Platz. Nach seiner Verletzung durch den Zusammenstoß mit Plinius von der Praesina war dies eine Glanzleistung. Ob sie sich heute wiederholen wird, werden wir sehen.
    Diokles , Rothars Partner in diesem Rennen, wurde damals durch den Zusammenstoß so behindert, dass er nach langer Führung schließlich zurückfiel, obwohl er als einer der erfahrensten Wagenlenker gilt. Doch dem beschädigten Wagen Rothars hatte er nicht mehr ausweichen können, sodass er schließlich mit gebrochener Achse als Letzter die Ziellinie erreichte. Nach der Misere der Ludi Apollinari wollen wir der Veneta nun wünschen, dass Fortuna ihnen hold sein mag und die Glückssträhne der Ludi Consualia andauern möge."


    "Kommen wir zu Quintus Arius, der wie Helios für die Aurata ins Rennen gehen wird. Er hat viel Potential, was auch die vielen erfolgreichen Wagenlenker in seiner Familie beweisen. In Germanien schnitt er leider nicht so gut ab, doch er wird sicherlich eines Tages ein großer Fahrer sein, der der Aurata viel einbringen wird. Wir drücken die Daumen. Helios hingegen hat bereits an vier Wagenrennen teilgenommen und kann durchaus einiges an Erfahrung vorweisen. Seine Bestplatzierung war der zweite Platz im Finale Januar 102. Helios ist Grieche und ein Mann, der von Mal zu Mal mehr Können zeigt. Auch der Aurata wünschen wir, dass ihr Fortuna hold sein mag."


    "Sag mal, Calli, stimmt es, dass Patroklos seinem Außenpferd Kaisoon vor jedem Rennen eine Extraration Äpfel gibt?"


    "Das kann durchaus sein, Lemni, zumindest hat er sich eine Menge Äpfel zur privaten Verwendung in den Rennstall der Aurate liefern lassen, munkelt man..."


    "Hm, nun denn. Kommen wir zur Russata, für die heute Maximus Didius Metellus und
    Brinno starten werden. Brinno ist der älteste Fahrer der Russata. Er ist sehr routiniert, kann sich dadurch aber nur schwer auf neue Gegebenheiten einspielen. Heute fährt er als Partner von Didius Metellus, der das Nachwuchstalent der Factio ist. Im stehen die Tore der Rennwelt offen, wenn er sich vollkommen reinkniet in die Arbeit seines Rennstalls. Bei den Ludi Consualia belegte er im Vorlauf den fünften Platz und konnte sich leider nicht für den Finallauf platzieren. Der Russata wünschen wir ebenfalls, dass Fortuna ihr gewogen sein möge"


    "Ah, wunderbar, die Fahrer nehmen schon ihre Startpositionen ein, nun warten wir nur noch auf das Zeichen, das Tuch, das fallen wird. Doch ich bin sicher, dass das noch einen Moment dauern wird. Wir melden uns also gleich wieder, wenn das Rennen startet und wir bis dahin vor Spannung nicht geplatzt sind!"


    "Geplatzt...tz..du musst auch immer übertreiben....*murr*..."



    Sim-Off:

    *Campus Calidus = Hitzfeld
    **Dolinum Lemniscus = Fassbender

    Die Fanfaren verstummten und mit ihnen schien auf die Menge leiser zu werden, wenngleich man aus einem Block ganz deutlich die Rufe der Venetagegner vernehmen konnte. Das ließen die Blauen natürlich nicht auf sich sitzen und konterten mit heftigen Wortausbrüchen und ähnlichen Gesängen.


    Poppus Klatschus hingegen hob theatralisch beide Arme gen Himmel.


    "Freunde des Rennsports!" hallte seine Stimme durch den Circus, verstärkt doch die trichterförmige Vorrichtung vor ihm, die man eigens dafür aufgestellt hatte.


    "Stolz werden euch diese Wagenrennen präsentiert, vom derzeitigen Aedilis Curulis Tiberius Vitamalacus und von den beiden Anwärtern auf das Amt des Aedilis Plebei, Artoria Medeia und Petronius Varus. Wir werden hoffentlich rasante Manöver erleben dürfen, schnelle Fahrweisen und Spannung pur! Freut euch mit mir, wenn ich im Namen der Ausrichter der ludi romani nun verkünde:

    LASSET DIE RENNEN BEGINNEN!"


    Er trat zurück, ließ die Arme sinken und verlange nach einem Becher Wasser für seine ausgedörrte Kehle. Im gleichen Moment tönten die Fanfaren erneut und versuchten, den Jubel im Circus zu übertönen.





    *tätärätätätättäääääää*
    *tääääääääääääärätätätätätäääääääääääääääääääääääääääääää*
    *tätäräääääääääääääääätäääääääääää*
    *tätäräääääääääääääääätäääääääääää*
    *tääääääääääääärätätätätätäääääääääääääääääääääääääääääää*

    [Blockierte Grafik: http://img208.imageshack.us/img208/1043/bach1xv3.jpg]


    Ein untersetzter, kleiner Mann, der einen dicken Kugelbauch vor sich herschob und kaum mehr Haare hatte, stellte sich mitten aufs Forum, schnaufte kurz und quiekte dann mit einer Stimme, die der eines Frosches nicht unähnlich war:



    "Rööööööööööööööömerrrrrrrrrrr!!


    Es ist soweit! Kommt für fantastische und rasante Wagenrennen in den Circus Maximus! Seid dabei, wenn Renngeschichte geschrieben wird!
    Kommt und fiebert mit!
    Kommt in den Circus Maximus!"


    Der kleine Kerl schnappte ermattet nach Luft. In seiner grünen Tunika sah er ganz und gar aus wie ein Froschkönig. Er ließ sich ein Tuch reichen und wischte damit seine Schweißperlen von der Stirn. 'Na gut', sagte er sich dann, 'gehen wir mal weiter. Sonst komme ich heute gar nicht mehr zu meinem wohlverdienten Bier.'


    Sprach's und ging weiter, um an vielen anderen Stellen der Stadt seine Botschaft zu wiederholen.

    Endlich!


    Es war soweit!


    Die Wagenrennen würden heute mit dem ersten Vorlauf ihren Auftakt finden. Teilweise waren sie von weither gekommen, die Wagenlenker mit ihren Gespannen und auch die Zuschauer, die den ludi romani beiwohnten. Allesamt hatten sie eines gemeinsam: Sie waren beseelt vom Rausch der Spiele. Die Wagenlenker wollten ihr Blut singen hören beim schnellen Wetteifern mit den Konkurrenten, die Zuschauer wollten amüsiert werden und mit ihren Helden mitfiebern. Jeder sollte das bekommen, was ihm zustand und was er sich wünschte. Spiele! Wagenrennen! Spannung pur!


    Gerade noch wurden die letzten Kuhlen im Boden der Arena von schwitzenden Sklaven geebnet. Karren und Wägen mit allerlei Dingen wurden in die Arena geschafft. Man warf Brot und anderes in die Menge. Draußen auf den Rängen liefen Verkäufer umher, die Wachstafeln mit kleinen Bildern und Autogrammen der Stars für teures Geld verkauften, dennoch wurden die Tafeln den Verkäufern geradezu aus der Hand gerissen. Es gab Sklaven, die den Herrschaften zu trinken brachten, auch Obst konnte man dieser Tage bekommen, Huhn und alles was das Herz begehrte.


    Und dann...


    ...ja, dann öffneten sich die großen Tore der Arena, die Brotwagen wurden hinausgekarrt und ihre Spuren rasch beseitigt, und ER betrat das Feld. Poppus Klatschus, der mit seiner Glatze seinem Namen alle Ehre machte. Er beschritt beinahe majestätisch seinen Weg und kraxelte schließlich behende hinauf zur Sprechertribüne. Oben angekommen, bliesen die Fanfaren und sollten das Volk zum Verstummen bringen.



    *tätärätätätättäääääää*
    *tääääääääääääärätätätätätäääääääääääääääääääääääääääääää*
    *tätäräääääääääääääääätäääääääääää*
    *tätäräääääääääääääääätäääääääääää*
    *tääääääääääääärätätätätätäääääääääääääääääääääääääääääää*


    *keuch*

    Gut gelaunt hatte Varus angeklopft und darauf gewartet, dass ihm der Sklave, Narzissus hieß er seines Wissens nach, wie schon beim letzten Male die Tür öffnen würde. Alsbals wurde er dann eingelassen und fand sich inmitten einiger ihm bekannter und auch einiger ihm unbekannter Personen wieder. Mit einem fröhlichen "Salvete!", das nur die unverhohlene Freude über das Ergebnis der Ludi sein konnte, widerspiegelte, grüßte er die Anwesenden.


    "Wie geht es euch allen? Ich nehme an, ihr habt schon von den Ergebnissen der Ludi Consualia gehört", begann er sein Gespräch mit den Anwesenden.
    "Ein Glazstück, das da von der Veneta geleistet wurde!"

    Nach der langen Reise aus Germanien nach Italien war auch Varus alsbald wieder in Rom anzufinden. Er verbrachte einen Tag damit, sich zu erholen und seine Rede auszuarbeiten, dann besuchte er die Thermen, ließ sich eine seiner besten Togen ankleiden und machte sich auf den Weg zum Forum Romanum. Dort erklomm er die Rostra, und seine Stimme tönte über den Platz.


    "Volk von Rom! Schenkt mir euer Gehör!"


    Er wartete einen Moment, dann sprach er weiter.


    "Ich, Titus Petronius Varus, stehe nun vor euch, um Rechenschaft abzulegen über die Taten, die ich als Quaestor Pro Praetore in eurem Interesse vollbringen durfte.


    Als Quaestor Pro Praetore ging ich dem Statthalter der Provinz Germanien nach bestem Wissen und Gewissen zur Hand, Decimus Meridius, den viele von euch sicherlich kennen dürften. Er bat mich, Ordnung in das Archiv der Regia zu bringen, welches sämtliche Dokumente der Regia des Legatus Augustus Pro Praetore umfasst. Dazu gehörten auch alle Ernennungen, Bekanntmachungen, Entlassungen der Provinz und natürlich der komplette Briefverkehr der Regia. Ich erledigte die Arbeit gewissenhaft und stets im Bewusstsein, euch, meine Wähler, nicht zu enttäuschen. So archivierte und katalogisierte ich einen sehr großen Teil der Dokumente, die bis in die Zeit zurückreichten, da der Legatus Augusti Pro Praetore noch Germanicus Sedulus hieß.


    Auch prüfte ich die Reiseverkehrsunterlagen regelmäßig und sorgfältig, half manchen beim Ausfüllen der Papiere und gelegentlich Fremden bei der Orientierung im Reich.


    Die Chronik im Bereich der Provinz Germanien zu vervollständigen und auszubessern, war ebenfalls ein wichtiger Teilbereich meiner Arbeit. Durch die Kenntnis der vielen Dokumente, die es zu katalogisieren galt, fiel es mir nicht schwer, die wichtigsten Geschehnisse der Provinz aufzuzeichnen und - mit Verweisen versehen - für die Nachwelt festzuhalten. Auch fügte ich bereits eingetragenen Geschehnissen Dinge an, strich sie ganz oder erweiterte sie um einen Dokumentenverweis.


    Und zu guter Letzt richtete ich zusammen mit dem Legaten die Ludi Consualia aus, die recht erfolgreich verliefen, trotz meines damaligen Unwissens, was eine Ausrichtung der Spiele anbelangte. Wir verteilten Brot und Getränke, nahmen die bekanntesten fahrenden Händler unter Vertrag und planten alles bis ins kleinste Detail. Da der Legat in seiner Arbeit sehr eingespannt ist, übernahm ich mit seinem Einverständnis den Großteil der Arbeit, was mir einen sehr guten Einblick in die Welt hinter den Spielen verschaffte. Ich kann zurecht sagen, dass es mich nicht nur freut, dass die Spiele Gefallen bei euch fanden, sondern dass ich ebenso stolz bin, diese Spiele für euch ausrichten zu dürfen.


    Und ebenso zurecht kann ich behaupten, dass ich einiges gelernt habe, von dem ich dachte, es in meinem Alter nicht mehr zu erlernen. Dass ihr mir dies ermöglicht habt und mir euer Vertrauen schenktet, dafür möchte ich euch von Herzen danken.


    Varus ließ ein dankbares, nicht gespieltes Lächeln über die Menge gleiten.


    "Für Fragen stehe ich euch nun gern zur Verfügung."