Beiträge von Petronia Arria

    Arria stützte ihre Ellenbogen auf und legte das Kinn in die Hände, während sie der lieblichen Melodie lauschte. Ein leises Seufzen entrang ihr, erinnerte sie diese Melodie doch irgendwie an den zärtlichen, sanften Imperiosus, der in Rom war - viel zu weit weg von ihr also. Und sie würde gerne selbst so gut spielen können.


    Als Andraste endete, blickte Arria sie an.


    "Hast du schon Bekanntschaft mit Cinna gemacht?"

    Arria blickte zu Andraste und nickte schließlich.


    "Ja, mir macht es Spaß und ich hätte gerne mehr Zeit zum Üben, aber die Arbeiten für meine Ausbildung zur Sacerdos gehen vor. Ich genieße es, den Tönen zu lauschen, die ich dem Instrument selbst entlocke", erklärte sie mit einem sanften Lächeln.

    "Ich bin zwar noch nicht fertig, aber du kannst es dir gerne schon durchlesen", lächelte Arria und reichte ihr die Pergamentrolle, holte daraufhin die kleine Harfe hervor und legte ihre Hände zurecht, ehe sie anfing, die Tonleiter ein ums andre Mal zu spielen.

    Arria betrat das Tempelgelände und ging zum Officium der Pontifex, das sie wieder aufschloss. Die Harfe stellte sie neben den Schreibtisch auf den Boden. Bevor sie begann, auf dem Instrument zu üben, wollte sie Ordnung machen und sich ein wenig in den Gott Mercurius ertiefen, über den sie ja ebenfalls eine Abhandlung schreiben sollte. Zumindest den ersten Teil, das "Wichtige auf einen Blick" wollte sie an diesem Tage schaffen. Und vielleicht schrieb sie noch einen Brief an Helena, um in Erfahrung zu bringen, wann diese zurückkehrte.


    Die Pergamentrollen waren schnell zusammengerollt und in einem kleinen Korb verstaut. Sie musste sie dorthin zurückbringen, wo sie sie sich ausgeliehen hatte und würde das später am Tag machen. Nur die Rolle über Ceres lag noch auf dem Tisch.


    Anschließend holte sie die hervor, die die Informationen über Mercurius enthielten und die sie schon vorsorglich mitgebracht hatte.


    Sie setzte sich an den Schreibtisch, holte eine neue Pergamentrolle, Tinte und Feder hervor und begann erst einmal mit einem schön verschnörkelten Mercurius. Anschließend machte sie sich erst einmal daran, die Informationen zu lesen und einige Notizen auf ein Wachstäfelchen zu kritzeln.


    Mercurius


    Wichtiges auf einen Blick
    Zuständigkeiten: Handel (Warentausch), Gewerbe, Reichtum und Gewinn, Führer der Seelen in die Unterwelt, Götterbote, Gott des Zufalls und der Beredtsamkeit (Rhetorik)
    Attribute: Caduceus (linke Hand), Marsupium (rechte Hand) oder Spendenschale, Reisehut oder Flügel, Reisemantel
    Verbindung zu anderen Göttern: Ceres, Liber, Libera, Apollo
    Festtag: 15. Mai
    Griechische Entsprechung: Hermes


    Allgemeines
    Mercurius ist für viele verschiedene Dinge zuständig. Früher waren dies vor allem der Handel, hierbei der Warentausch, das Gewerbe sowie der Reichtum und der Gewinn. Als er mit Hermes, dem griechischen Gott, der ihm entspricht, gleichgesetzt wurde, kamen zahlreiche weitere Aufgaben hinzu. Er wurde zum Führer der Seelen in die Unterwelt, zum Götterboten und zum Gott des Zufalls, aber auch die Diebe verehren ihn als Gott der List und Tücke. Außerdem ist er Schirmherr der Beredtsamkeit und aus diesem Grund besonders für Politiker wichtig, die öffentlich oder im Senat Stellung nehmen wollen.
    Statuen von Mercurius bilden stets einen jungen, stattlichen Mann ab, der mit caduceus und verschiedenen anderen, wechselnden Dingen ausgestattet ist. Der Caduceus - zu deutsch Heroldsstab - wird auch von weltlichen Boten als Symbol ihrer Immunität mitgeführt, um möglichst ungehindert des Weges ziehen zu können. Außerdem kann er für Pax, Concordia und Felicitas stehen. Der Stab des Gottes wird meist geflügelt und mit zwei zu Achten geschlängelten Schlangen dargestellt. Mercurius kann damit über den Schlaf bestimmen und Träume mit Botschaften vermitteln. Weitere häufige Attribute sind Reisemantel- und Reisehut, wobei letzterer manchmal auch durch Flügel, die aus den Locken Mercurius' wachsen, ersetzt wird. Auch findet man Mercurius mit einem Marsupium (Geldbeutel) oder einer Spendenschale sowie mit Flügelschuhen. Weitere Bekleidungsstücke trägt er aber nicht.




    Als sie diesen Teil fertig hatte, legte sie Feder und Tinte beiseite um sich in einer weiteren Schriftrolle über Mercurius zu vertiefen und sich immer wieder Notizen auf einer Wachstafel zu machen.

    Arria nahm die Tasche entgegen und legte sie sich vorsichtig um die Schulter.


    "Holst du mich heute Abend wieder ab?", fragte sie lächelnd, denn sie hatte keine Lust, abends alleine durch die Gassen zu irren. Und dann konnten sie sich freier unterhalten als hier in der Casa, wo die Wände Ohren und die Türen Augen hatten.

    "Das ist gut", antwortete Arria und erhob sich schließlich. "Ich werde mich dann mal besser auf den Weg machen..." Eigentlich hatte sie keine so wirkliche Lust, jetzt wieder einen Tag im Officium zu verbringen, aber Pflicht war Pflicht...

    Arria lächelte sie an und nickte ihr freundlich zu.


    "Du musst nur vor den anderen vorsichtig sein. Kein Sklave hier wird Hunger leiden müssen, aber normalerweise essen die Sklaven und Sklavinnen in der Küche und nicht mit dem Herrn", klärte Arria sie auf. "Aber Ausnahmen bestätigen bekanntlich die Regeln."

    Arria beobachtete sie schmunzelnd und schüttelte leicht den Kopf.


    "Setz dich zu mir an den Tisch und bedien dich, Andraste. So viel, wie du gebracht hast, kann ich ohnehin nicht essen."

    "Und du hast dich nur von trockenem Brot ernährt? Nicht sehr gesund", antwortete Arria und schnitt ein Stück des Schinkes ab, hielt es Andraste hin. "Hier", lächelte sie aufmunternd und freundlich.

    Arria seufzte schließlich und lehnte sich zurück.


    "Hast du schonmal daran gedacht, dass eine Sklavin, die vom Fleisch fällt und vor lauter Hunger umkippt, nicht sehr nützlich ist?", fragte sie, während sie die Augen verdrehte.


    "Andraste, bitte, bin ich so schlimm, dass du dich nicht traust, normal zu essen?"

    Arria warf ihr einen zweideutigen Blick zu, als sie sich nur ein Scheibchen Brot nahm. Dennoch beließ sie es erst einmal dabei, lächelte aber nervös, als Andraste sie die ganze Zeit beobachtete.


    "Habe ich etwas im Gesicht?", fragte sie mit einem schiefen Grinsen.

    Arria lächelte und ehe sie sich versah, war Andraste auch schon wieder zurückgekehrt. Die junge Römerin bestaunte das Essen und machte sich dann sittlich darüber her, aß es und trank dazu einige Schluck Wein.


    "Willst du dir nicht auch etwas nehmen?", fragte sie mit einem musternden Blick ihre Sklavin.

    "Ein paar Happen wären nicht schlecht, da hast du völlig recht", antwortete Arria und lächelte sie an. "Aber pass auf, dass du nicht über deine eigenen Füße vor lauter Eile fällst, eine kleine Weile haben wir dann doch noch, bis ich wieder im Officium sein sollte", fügte sie zwinkernd hinzu.

    Arria lächelte sie an und nickte schließlich.


    "Verzeih, daran habe ich nicht gedacht. Ich danke dir aber dennoch um deine Erlaubnis", erwiderte sie und schenkte der Sklavin ein ehrliches, aufmunterndes Lächeln. "Du bekommst sicher selbst eine Harfe. Spätestens, wenn ich eine auftreibe, die im Rahmen meiner möglichen Mittel liegt", zwinkerte sie und spielte dann noch einige Male die Tonleiter, bis sie sie einigermaßen sicher beherrschte.

    Arria nickte und hielt einen Moment inne, ehe sie wieder begann, die Töne zu zupfen. Diesmal klang es schon fast so wie bei ihrer Lehrerin, doch perfekt würde sie es wohl erst mit ausreichender Übung schaffen.


    "Würdest du mir erlauben, deine Harfe auszuborgen, damit ich im Officium üben kann?", fragte sie nach etlichen weiteren Versuchen fast schon schüchtern.

    Arrias Gesicht erstrahlte beim Lob Andrastes und sie begann sofort, die Tonleiter noch einmal zu spielen. Wieder traf sie die richtigen Töne, wenn auch nicht dir richtigen Längen.


    "Ich finde es nicht langweilig", erwiderte sie schließlich und lächelte Andraste an. "Auch die kleinen Aufgaben müssen erledigt werden und es gehört eben dazu, wenn man lernen will, ein Instrument zu spielen. Das wäre genauso, als würde ich mich lediglich für Ceres interessieren und für keinen der anderen Götter, da hätte ich meine Prüfung nicht geschafft", zwinkerte sie und begann dann wieder, die Tonleiter zu spielen.