Arria betrat den Tempel der Ceres. Zu lange war sie nicht mehr hier gewesen und doch hatte sie sich der Erdgöttin immer besonders verbunden gefühlt. Schon an der Tür senkte sie demütig den Kopf, in ihrer Hand trug sie einen Korb mit verschiedenen Opfergaben.
Nur schüchtern sah sie sich um, es schien keine Priesterin anwesend zu sein, so dass sie einfach zum Altar trat und den Korb darauf niederstellte. Es war vor allem (gekauftes) Getreide darin enthalten, aber auch etliche Mohnblumen, die sie auf dem Weg von Ostia nach Rom gepflückt hatte. Ehrfürchtig kniete Arria nieder und blickte zum Bildnis der Göttin auf. Wie eine stolze Mutter thronte sie dort und wachte über die Äcker und Frauen Roms.
Lange blieb Arria regungslos sitzen, ganz in Gedanken vertieft. Sie hatte Imperiosus für sich gewonnen, obwohl sie nicht einmal genau wusste, wie. Sie hatte sich um ihn gekümmert und dann... Dann war es spät geworden übers reden und schließlich hatte er sie zu sich eingeladen. Sie schüttelte leicht den Kopf, wozu in Erinnerungen schwelgen, die sie verwirrten.
Sie wandte sich wieder der Göttin zu und schloss kurz die Augen, holte tief Luft.
"Ceres, du, die du mich Zeit meines Lebens beschützt hast, ich komme zu dir und erbitte mir auch weiterhin deinen Schutz."
Arria hielt inne und atmete einige Male tief durch, während sie das Bild der Göttin betrachtete. Wie sollte sie ihre Bitte formulieren? Ceres war nicht unbedingt die Göttin, die sich um das Liebesleben ihrer Schützlinge kümmerte, aber sie war einfach die Göttin, der sich Arria immer anvertraut hatte und deswegen wollte sie auch diese Göttin als erste in ihr Glück einweihen.
"Ich möchte dir danken, Ceres, für deinen Schutz und deine Fürsorge. Ich habe einen Mann kennengelernt, Ceres, den ich liebe und er liebt mich. Ich bin so unendlich glücklich, Ceres."
Wieder machte Arria eine Pause. War eine solch geringe Opfergabe wirklich genug für das Glück, das sie erfahren durfte? Oder war es nicht viel mehr so, dass sie gleich in den Dienst Ceres' eintreten sollte, eine Sacerdos Cerealis werden müsste, um genügend Dank auszusprechen oder zu erweisen? Sie seufzte. Wie sollte sie handeln? Die junge Frau setzte sich zurück auf ihre Beine und blickte das Abbild der Göttin an, ohne wirklich zu denken. Sie spürte nur die Liebe und die Dankbarkeit in sich.
Lange saß Arria da und genoss sowohl die Stille wie auch die Umarmung, ehe sie sich erhob und auf den Weg zu ihrem Vater machte. Zuvor gab sie aber noch einer Priesterin die Opfergaben.