Beiträge von Petronia Arria

    Arria schluckte schwer und richtete ihren Blick sofort auf sein Gesicht, als sein Gewand zu Boden fiel. Es ging so... schnell. Sie hatte doch noch nicht einmal richtig "inspiziert", was sie bisher zu sehen bekommen hatte und jetzt...


    Noch völlig in Gedanken, wie schnell doch alles ging, spürte sie auch schon seine Fingerspitzen an ihrer Schulter, die eine warme, kribbelnde Spur hinterließen. Sie schloss die Augen und seufzte leicht, während ein Lächeln auf ihren Zügen war, dann streckte sie sich und hauchte ihm einen Kuss auf, ehe ihre Finger ihre Wanderung wieder aufnahmen, aber sich auf seine Arme und seinen Oberkörper beschränkten, während ihr Blick schon beinahe starr auf sein Gesicht gerichtet war, dieses wurde aber mit ihren Augen liebevoll abgetastet und gestreichelt.

    Arria folgte einen halben Schritt hinter ihm und mit zu Boden gerichtetem Blick. Ihr Herz schlug wie verrückt und übertönte das Stimmchen in ihrem Kopf, das sie zu warnen versuchte. Immerhin war sie fast 21 und noch immer unberührt, aber so, wie das Zimmer aussah, als Brutos es verließ, würde dem nicht mehr lange so bleiben.


    Die junge Frau blickte ihm verlegen und schüchtern entgegen, als er sein Gewand aufknöpfte. Sie hatte noch nie einen Mann... Schwer schluckte sie bei dem Gedanken (was auf Grund des Kloßes in ihrem Hals alles nur nicht einfach war) und kam ihm mit zitternden Händen entgegen. Vorsichtig hob sie ihre Finger an seinen Hals und strich sanft darüber und seine Schultern entlang. Seine Haut war so zart und warm...

    Arria lief noch röter an - immerhin war ein bisschen von ihrer Röter aus ihrem Gesicht gewichen, als sie im Gästezimmer gewesen war, die kam jetzt dafür umso stärker wieder. Vor lauter Nervosität bekam sie auch schon wieder einen leichten Schluckauf, der aber nicht sonderlich stark war.


    "Ich... ja... nein... vielleicht... warum... du... ich...", stotterte sie und holte tief Luft, blickte ihn aus dem Augenwinkel an. "Natürlich", meinte sie schließlich schüchtern und leise.

    Arria wurde sofort rot und senkte den Blick. Diese Andeutung war nun wirklich eindeutig - nicht einmal sie konnte eine zweite Deutung darin sehen. Schnell schnappte sie sich das Gewand und entschlüpfte ihm, lief mit hochrotem (heißen) Gesicht ins Gästezimmer und ließ sich in einen Sessel fallen. Das alles ging so... schnell... Und sie war doch so schüchtern und jetzt... Bestimmt hatte sie ihn vor den Kopf gestoßen! Bestimmt wollte er sie jetzt nicht mehr!


    Fast schon panisch blickte sie auf die Tür, erhob sich schnell und zog sich in rasendem Tempo um, ehe sie schnell wieder ins Zimmer lief. Immer noch rot im Gesicht und den Blick verlegen zu Boden gerichtet gesellte sie sich zu ihm.

    Knapp eine Stunde später kam ein Bote und überreichte eine Pergamentrolle, auf die mit Arrias zierlicher Schrift folgendes geschrieben stand:


    Salve, Vater!


    Bitte verzeih, dass ich dir so viele Sorgen bereite, aber sei dir sicher, dass es mir gut geht und ich in Sicherheit bin. Ich bin ein wenig durchnässt und Imperiosus war so lieb, mir etwas zum Anziehen zu geben und mich für die Nacht bei sich aufzunehmen.


    Mein Herz schlägt wie wild, ich möchte schweben.


    Ich freue mich darauf, dich morgen wieder zu sehen, ich muss dir so viel erzählen.


    Vale bene!
    Arria

    Arria seufzte leise. Er machte es ihr wirklich nicht leicht. Sie setzte sich hinter ihn und schlang die Arme um ihn, legte ihren Kopf auf seinen Rücken (und wurde noch ein bisschen nässer).


    "Es... Es hat doch nichts damit zu tun, Imperiosus, ich würde so gerne bleiben", flüsterte sie leise und drückte sich sanft an ihn.

    Arria blickte ihn sanft an und strich ihm über die Wange.


    "Mein Vater wartet auf mich. Ich kann nicht schon wieder wegbleiben. Er ist sehr... ängstlich, weißt du?", antwortete sie mit einem liebevollen Lächeln. Irgendwann, wenn sie ihn bei ihrem Vater vorgestellt hatte, würde sie sicherlich öfter bei ihm bleiben können. Aber ihn damit überrumpeln wollte sie auch nicht - weder den einen noch den anderen Mann ;)

    Arria betrat den Tempel der Ceres. Zu lange war sie nicht mehr hier gewesen und doch hatte sie sich der Erdgöttin immer besonders verbunden gefühlt. Schon an der Tür senkte sie demütig den Kopf, in ihrer Hand trug sie einen Korb mit verschiedenen Opfergaben.


    Nur schüchtern sah sie sich um, es schien keine Priesterin anwesend zu sein, so dass sie einfach zum Altar trat und den Korb darauf niederstellte. Es war vor allem (gekauftes) Getreide darin enthalten, aber auch etliche Mohnblumen, die sie auf dem Weg von Ostia nach Rom gepflückt hatte. Ehrfürchtig kniete Arria nieder und blickte zum Bildnis der Göttin auf. Wie eine stolze Mutter thronte sie dort und wachte über die Äcker und Frauen Roms.


    Lange blieb Arria regungslos sitzen, ganz in Gedanken vertieft. Sie hatte Imperiosus für sich gewonnen, obwohl sie nicht einmal genau wusste, wie. Sie hatte sich um ihn gekümmert und dann... Dann war es spät geworden übers reden und schließlich hatte er sie zu sich eingeladen. Sie schüttelte leicht den Kopf, wozu in Erinnerungen schwelgen, die sie verwirrten.


    Sie wandte sich wieder der Göttin zu und schloss kurz die Augen, holte tief Luft.


    "Ceres, du, die du mich Zeit meines Lebens beschützt hast, ich komme zu dir und erbitte mir auch weiterhin deinen Schutz."


    Arria hielt inne und atmete einige Male tief durch, während sie das Bild der Göttin betrachtete. Wie sollte sie ihre Bitte formulieren? Ceres war nicht unbedingt die Göttin, die sich um das Liebesleben ihrer Schützlinge kümmerte, aber sie war einfach die Göttin, der sich Arria immer anvertraut hatte und deswegen wollte sie auch diese Göttin als erste in ihr Glück einweihen.


    "Ich möchte dir danken, Ceres, für deinen Schutz und deine Fürsorge. Ich habe einen Mann kennengelernt, Ceres, den ich liebe und er liebt mich. Ich bin so unendlich glücklich, Ceres."


    Wieder machte Arria eine Pause. War eine solch geringe Opfergabe wirklich genug für das Glück, das sie erfahren durfte? Oder war es nicht viel mehr so, dass sie gleich in den Dienst Ceres' eintreten sollte, eine Sacerdos Cerealis werden müsste, um genügend Dank auszusprechen oder zu erweisen? Sie seufzte. Wie sollte sie handeln? Die junge Frau setzte sich zurück auf ihre Beine und blickte das Abbild der Göttin an, ohne wirklich zu denken. Sie spürte nur die Liebe und die Dankbarkeit in sich.


    Lange saß Arria da und genoss sowohl die Stille wie auch die Umarmung, ehe sie sich erhob und auf den Weg zu ihrem Vater machte. Zuvor gab sie aber noch einer Priesterin die Opfergaben.

    "Ich werde wohl wieder an meine Arbeit gehen, dafür werde ich schließlich bezahlt. Und bis heute Abend überlege ich mir eine gute Ausrede für meinen Vater, warum ich nicht heimkam - ganz davon abgesehen, dass ich ziemlich enttäuscht von dir bin, mich hier gegen meinen Willen festzuhalten, aber ich habe mich wohl in dir getäuscht", antwortete sie in gleichbleibendem, festen Tonfall.