Beiträge von Petronia Arria

Arria blickte ihn verständnislos an. Hatte er nicht eben noch?

MÄNNER!, schrie die Stimme in ihrem Kopf, ehe sie verstummte. Arria wischte sich mit einer Hand über die Augen, straffte die Schultern und erhob sich. Sie drückte ihm das Kissen ein wenig zu schwungvoll in die Hand, drehte sich um und stapfte aus dem Zimmer...

... was Arria aber gar nicht bemerkte, weil sie viel zu sehr damit beschäftigt war, ihren Kopf in dem Kissen zu vergraben und nach einem kleinen Häufchen Elend auszusehen.

Arria sah ihm verdattert nach. Wie eine Lust-Serva? Bitte? Nun verstand sie die Welt aber wirklich nicht mehr, so dass ein einzelne Träne aus ihrem Auge kullerte und auf das Kissen tropfte, das sie noch immer umklammert hielt.

Arria blieb der Mund offen stehen, als er ihr seine Forderungen unterbreitete. Was sollte das nun? Ihr Vater hatte wohl recht und er wollte nur "das eine" von ihr.

Als sie ihre Fassung wiedergewonnen hatte, schüttelte sie schnell den Kopf. "Ich bin Scriba, nicht Serva."

"Ich... ich ergebe mich", stammelte Arria leise und noch immer mit ihrem bitte-tu-mir-nichts-Blick.

Arria sah sich dem Gegenangriff völlig schutzlos ausgeliefert. Sie griff nach dem Kissen, schlang die Arme drum herum und zog ein Gesicht wie ein kleines Mädchen, das seinen Lolli an der Kasse nicht bekam, schniefte sogar ein wenig herum.

Arria blickte ihn verwirrt an, als er klatschte. Was sollte das nun werden? Und dann sah sie sich einem Stapel Kissen gegenüber. Nachdem der verdatterte Blick aus ihren Augen gewichen war, fing sie an lauthals zu lachen, ehe sie sich auf eines setzte und mit den anderen den Duumvir zu bewerfen.

"Gut", antwortete Arria und versuchte, sich möglichst bequem hinzusetzen. So recht wollte ihr das aber nicht gelingen, denn sie war einfach viel zu nervös.

"Gemütlich? In einem Officium?"

Ein Stich schien ihr ins Herzen zu gehen. Ja, ihr Vater hatte da wohl wirklich etwas dagegen. Sie wandte den Blick an.

"Ich... Er wäre wohl nicht begeistert. Er traut dir nicht... Lass es... Lass es uns ganz langsam angehen", meinte sie zögernd. Dass er ihr den Kopf abreißen würde, wenn sie etwas mit ihm anfing, ließ sie lieber einmal ungesagt.

Da war es wieder, das flüsternde Stimmchen, doch die Röte, die sich über ihr Gesicht zog, folgte dem klopfenden Herzen, das alles übertönte. Unsicher blickte sie zu Detritus, nahm den Wein und trank einen Schluck. "Dürften wir überhaupt eine Beziehung haben? Du bist mein Vorgesetzter", fragte sie zögernd.

Arria schüttelte schnell den Kopf. "Ich bin gekommen, um hier zu arbeiten, Detritus, ich bleibe", antwortete sie schnell. Darüber nachdenken... Sie würde doch sowieso zu keinem Ergebnis kommen, sondern sich nur immer tiefer in Grübeleien verstricken! Dann konnte sie sich genauso gut in der Arbeit versinken. "Du hast deiner Ansicht nach nichts falsch gemacht, also gibt es auch nichts zu verzeihen, darüber muss ich nicht nachdenken."

Arria blickte auf ihre Hände. Ihm zu verzeihen war nicht schwer, er war ein ansehnlicher Mann, der ihr mehr als nur gefiel. Aber die Worte ihres Vaters waren in ihr und würden sie immer wieder zur Vorsicht und Besonnenheit mahnen. Sie seufzte leicht und hob den Blick nicht.

"Es gibt nichts zu verzeihen", meinte sie leise.

Arria blickte auf und seufzte innerlich, was aber ihr Herz überhaupt nicht störte, immer noch schneller und härter gegen die Rippen pochte.

"Ich... Ich weiß nicht", meinte sie zögernd. Ihre Stimme flüsterte in ihrem Kopf, doch ihr Herz war umso lauter dafür. Aber die Worte ihres Vaters waren noch in ihr und sie wusste nicht, worauf sie hören sollte: ihr Herz oder ihren Vater bzw. ihre flüsternde Stimme.

Arria seufzte wirklich herzzerreißend.

"Einerseits bist du so nett und zuvorkommend, andererseits bietest du meinem Vater Geld für mich, als wäre ich eine Sklavin und dann komme ich hier her und du fauchst mich an", antwortete sie leise und beschämt.

Arria seufzte. Männer!

"Ich verstehe dich nicht", antwortete sie wahrheitsgemäß. Lügen war ihr schon immer schwer gefallen.

Arria sah ihn nun wirklich verwirrt an und ihr Herz schlug noch heftiger gegen ihre Rippen. Der alte, nette Detritus steckte also allzeit dort drin, auch wenn er manchmal etwas mürrisch war. Wie sollte sie da wissen, was er wirklich wollte? In seiner Nähe wollte er sie haben - was war schon Nähe? WIE nah wollte er sie haben?

Der jungen Frau wurde bewusst, dass sie den Duumvir kurzzeitig angestarrt hatte und sie blickte verlegen zu Boden. "Ich sollte anfangen zu arbeiten... Zeigst du mir, was ich tun muss?"

"Meine Mutter... starb vor vielen Jahren", antwortete sie zögernd. Eigentlich kannte sie ihre Mutter gar nicht, da sie bereits im Kindbett verstorben war. Ruhig nickte sie zu seinen anderen Aussagen. Ja, das wusste sie. Aber sie wusste nicht wirklich warum. Meinte er es ehrlich mit ihr oder wollte er sie nur... Nun, mehr mit ihr machen, als am Strand spazieren zu gehen?

Ihre Stimme flüsterte leise in ihrem Kopf. Er war bestimmt nur nett, um sie für sich zu gewinnen und ihren Vater zu umgehen... Doch ihr latues Herz übertönte die Stimme, als sie in sein lächelndes Gesicht sah und zu dem ihr gewissenen Stuhl ging, sich darauf niederließ. Sie hoffte, dass man ihr ihre Nervosität nicht zu sehr ansah.

"Ich darf als Scriba arbeiten, aber Vater wünscht sich, dass ich in Rom nächtige. Er hat außer mir niemanden mehr und will mich jeden Tag sehen", antwortete sie und ließ außen vor, dass er ihr auch gesagt hatte, dass der Duumvir sie hatte kaufen wollen.

Arria füllte sich, als hätte er sie in den Magen geschlagen. Wo war der nette, liebe, fürsorgliche, zuvorkommende Detritus von ihrer ersten Begegnung hin? Ihr Vater hatte wohl wirklich Recht gehabt. Schuldbewusst senkte sie den Kopf - es mochte so aussehen, als schäme sie sich dafür, so lange gebraucht zu haben.

"Ich habe mit meinem Vater geredet", antwortete sie.