Beiträge von Nadia

    Der Medicus war grade am einnicken als er von Furianus wieder aus seinen Gedanken rausgerissen wurde, schließlich war er auch nicht mehr der Jüngste. Mit etwas knackenden Knochen stand der Alte auf und schlufte zu den beiden rüber, wo er dann auch sich davon überzeugen konnte, dass sie ihre Augen geöffnet hatte. Dann begann er ihren Puls zu fühlen und sah sie sich etwas genauer an. "Wie ich schon sagte es hängt von ihr alleine ab ob sie es schafft oder nicht. Ihr Körper ist jung und sollte es durchaus schaffen, aber ihr Geist ist es um den ich mich sorge und dagegen ist kein Kraut gewachsen. Ein ihr nahestehender Mensch sollte bei ihr Wache halten und für sie da sein, damit sie spürt, dass sie gebraucht wird und sie nicht alleine ist." Das war für den Mann schon eine Kunst soviel am Stück zu reden. Er legte Furianus seine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht.
    Dann begab er sich durch einen anderen Sklaven geführt in die für ihn bereitete Unterkunft um etwas zu ruhen.


    Nadia bekam das alles um sich rum nicht so ganz wahr. Es schien alles so weit weg und dann doch wieder so nah. Immer wieder hörte sie die Stimmen aber wusste nicht wie sie diese einordnen sollte oder konnte. Auch wusste sie nicht ob sie kämpfen wollte oder nicht, und wenn ja ob es sich überhaupt lohnte in dieser harten Welt weiter zu bestehen.

    Der Medicus beäugte ihn nur kritisch und stand dort wie bestellt und nicht abgeholt, denn weiter etwas machen konnte er nicht, also suchte er sich einen Platz wo er sich hinsetzen konnte und sinierte darüber nach was den jungen Kerl geritten hatte sich solch große Gedanken um die Sklavin zu machen. Nun gut er wusste ja selber, dass Bettsklavinnen teuer waren und hier schien es sich sogar um eine ganz besondere zu handeln, aber er war nun einmal aus einem anderen Holz geschnitzt.


    Sie hatte tatsächlich seine Worte gehört, ein Versprechen was er nicht mehr brechen sollte. Als sie den Becher an ihren Lippen spürte trank sie auch wenn ihr das vielleicht nicht bewusst war und nachdem er den Becher wieder abgesetzt hatte öffnete sie langsam ihre Augen in denen die Tränen standen. Nadia war glüklich ihn zu sehen und zu wissen, dass er für sie da sein würde. Alles was sie tat war i´hm einfach in die Augen zu sehen, etwas was sie an ihm so liebte und ein ganz zaghaftes Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab über die sie gerne Worte gebracht hätte.


    Nadia hob ihre Hand an, schwach und eine kaum wahrzunehmende Bewegung, denn sie suchte die seinige.

    Der Medicus beobachtete den Mann argwöhnisch und total überrascht. Was war denn in den Kerl gefahren, schließlich war das eine Sklavin die durch eine x.beliebige ersetzt werden konnte und er selber sollte alles tun damit sie nicht aufgab? Wo kamen wir denn dahin. "Ich kann nicht die ganze Zeit am Bett einer Sklavin sitzen und darauf warten, dass es ihr besser geht, schlielich gibt es auch noch wahre Patienten und nicht sowas" er deutete mit einer abfälligen Bewegung auf die junge Frau und sah dann wieder zu Furianus der wieder bei der Sklavin war. Herzzerreissend dachte er sich nur und rollte mit den Augen. "Nun gut" sagte der alte Mann "Ich werde bleiben und mein Bestest geben, aber ich kann dir keine Versprechungen machen wie es mit ihr weiter gehen wird. Es gibt Dinge die liegen in den Händen der Götter oder bei einem selber und da kann auch ich nicht viel tun." Er wandte sich an einen der anderen Sklaven und besprach mit ihm etwas und dieser eilte dann davon. Er hatte ihn weggeschickt um Wasser zu holen, denn sie mussten das Fieber runter bekommen, was wohl schon länger in ihrem Körper brodelte und nun nachdem sie ihren Körper weiter geschwächt hatte zum Ausbruch kam. In der Zwischenzeit wo der Mann auf das Wasser wartete bereitete er einige Kräuter vor, die er in einem Schälchen klein rieb bis es ein feines Pulver ergab. Ihre Hände hatte er schon verbunden, und nun ging es darum das Fieber zu bändigen.


    Furianus Berührung an Nadias Stirn war wie ein sanfter Lufthauch, den sie spürte....................als sie auf der Wiese vor ihm stand. Sie hatte ihre Augen geschlossen aber sie wusste, dass er es war der sie berührte. Es war ein Gefühl welches es ihr sagte und das war so groß und unbeschreiblich. Sie spürte seine Nähe als wäre er da. Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und lächelte ihn an, wie damals als es ihr noch Freude bereitet hatte zu Lächeln, als alles unbeschwert war und als die Welt sich noch nicht aufgehört hatte zu drehen für sie.
    "Lass mich nie wieder gehen oder alleine" bat sie ihn mit leiser Stimme und berührte seine Hand mit ihrer. "Versprichst du mir das?"


    Als Furianus sie berührte bewegten sich unter ihren geschlossenen Lidern ihre Augen und auch ihre Finger zuckten etwas. Der Medicus hatte das Wasser bekommen und füllte es in einen Becher um dann die Kräuter hinzuzufügen und ging damit zu Furianus. Es war seine Sklavin "Das soll sie trinken" meinte er tonlos und hielt ihm den Becher hin.

    Nadia wusste selber nicht so genau wie sie das gemeint hatte, aber es war zweideutig und das war eindeutig. Sie sah weiter durch die Blätter und als seine Frage kam schaute sie sich zu ihm um und ihr Blick traf den seinigen. Ihre Augen wirkten so verändert, als hätte sie wieder ein kleines Stückchen von sich selbst aufgegeben.
    "Ja wenn ich noch hier bin wird er mich nach Misenum bringen um dort zu leben und zu bleiben. Er will mich in Sicherheit wissen" lächelte sie auf seltsame Art und Weise "Es ist schon seltsam die Wege, die man auf einmal gehen muss, aber vielleicht gehe ich auch einen anderen" sprach sie ganz leiseund wandte dann wieder ihren Blick von ihm ab. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen, denn bei ihr war etwas wie Angst ihn enttäuscht zu haben, denn das schaffte sie in letzter Zeit ja immer wieder andere zu enttäuschen.

    Wahrscheinlich hätte sie ihn gerne gesehen wie er neben ihr saß und sie beobachtete. Sicher hätte sie ihn angelächelt mit ihren strahlend blauen Augen, die früher immer gelächelte hatten, zumindest schien es immer so. Sie hatten immer etwas so lebendiges und fröhliches inne, bis sie eines tages erloschen waren und sich nun vielleicht nie wieder öffnen würden, aber das vermochten wohl nur die Götter zu sagen wenn überhaupt einer dann sie.
    Nadia hätte ihn wohl jetzt gerne getröstet und in ihre Arme gezogen um ihm den Halt zu geben der ihm zustand. Sie konnte spüren, dass jemand bei ihr war, es war ihr Herz welches zu ihr sprach und das einzige was sie verstehen konnte.


    Nach einer ziemlich langen Weile betrat wirklich ein Medicus das Zimmer und kam gemächlich auf die beiden zu und sah auf Nadia hinab. Er konnte nicht verstehen warum man so ein Trara um eine einfache Sklavin machte. Eine weniger die Ärger machen würde. Er schüttelte nur den Kopf und brummte leise etwas vor sich hin. Ich schau sie mir mal an, aber so nen Aufstand wegen einer Sklavin zu mache is lächerlich. Dachte schon hier wäre etwas schlimmeres passiert als der Sklave gerannt kam.
    Er wartete nicht bis Furianus etwas sagen würde sondern nahm die blutigen Streifen Stoff ab und lies sie achtlos auf den Boden fallen.


    Die Schnitte die sie sich zugefügt hatten waren ziemlich tief, aber noch nicht so tief, dass sie ausgelangt hätten sie umzubringen, zumindest war sie kurz davor gewesen aber es hatte ausgelangt es zu verhindern und dazu hatte auch ihre Rettung beigetragen sonst hätte sie es wohl nicht geschafft, denn trotz allem hatte sie schon reichlich Blut verloren.


    Der Medicus betastete die Wunden und ihm blieb nicht viel anderes übrig als diese zu nähen auch wenn er nicht wirklich Lust dazu hatte. Brummelig wie er war begann er mit seiner Arbeit und ging dabei sicher nicht sanft vor. Zuvor hatte er die Wunde gereinigt. Wahrhsceinlich wird sie eine Hand nicht mehr so gebrauchen können wie sonst, aber das ja auch egal. Besser so als tot oder eigentlich hmmm. Er schwieg lieber und konzentrierte sich lieber auf seine Arbeit. Nach einer Weile war er fertig. So nicht wie neu aber dennoch heil.


    Nadia hatte nichts von all dem mitbekommen, denn sie war wieder oder immer noch in ihrer eigenen Welt gefangen aus der es kein Zurück mehr gab, aber vielleicht wollte sie das gar nicht mehr vielleicht wollte sie da bleiben wo sie war.


    Alles andere hängt von ihr selber ab. Sie hat viel Blut verloren, aber ihr Lebenswille scheint nicht grade stark zu sein und sie hat Fieber. Ich lasse dieses Säckchen Kräuter da und man muss es ihr als einen Sud einflößen damit das Fieber wieder sinkt. Der Rest liegt in ihren Händen. Er zuckte mit der Schulter.

    Ihr Gesicht war blass und sah aus wie aus Marmor gemeißelt. Alle Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen und nur ihre Lippen waren noch rosig und wirkten wie gemalt. Ihr Gesichtsausdruck hatte endlich etwas friedliches an sich, etwas was sie schon lange nicht mehr hatte spüren können, oder spüren dürfen.
    Sie spürte nicht, dass man sie sachte auf eine Kline legte und ihr Kopf rutchte dabei auf die Seite und man konnte noch Schatten, der Würgemale sehen, die sie dank Sica hatte.
    Nadia selber war immer noch gefangen in diesem Strudel der Bilder aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben schien, vielleicht nie wieder.


    Sie stand am Tiber, der gemächlich seinen Gang ging. Ihn konnte wohl gar nichts aufhalten. Er hatte seinen Weg und den hielt er immer ein, sogar wenn man einen Stein in ihn hineinwarf, es störte ihn nicht, aber legte man einem Menschen einen Stein in den Weg, konnte es passieren, dass derjenige über diesen fiel und alles durcheinander kam, aber das konnte diesem Fluß scheinbar nicht passieren. Ihr Blick ging in das nicht wirklich saubere Wasser und sie konnte nicht einmal ihr Spiegelbild erkennen. Es war als hätte sie keines, als wäre sie ausgelöscht, ausgelöscht aus dieser Welt, denn der Baum, die Weide wurde wiedergespiegelt und man sah die Äste wie sie sich in dem Wind wiegten. Auch ihre Haare taten es und flatterten vor ihren Augen. Der Wind versuchte ein paar mal den Saum ihrer Tunika zu fassen aber dafür war er noch nicht stark genug. Alles hatte etwas so idyllisches an sich und doch lag ein Schatten über ihr, der nach ihr greifen wollte


    Als sie ihren Kopf anhob sah sie auf der anderen Seite jemanden stehen. Es war jemand den sie sehr gut kannte. Stumm stand sie da und sah ihn nur schemenhaft, er bewegte seinen Mund und der Wind trug seine Worte zu ihr hinüber. Nein, sie wollte sie aber nicht hören, denn sie waren wie Gift, pures Gift welches begann in ihr Herz einzudringen.


    WARUM?????


    Sie sah ihn schockiert auf diese Entfernung an und wusste immer noch nicht warum er ihr das antat, warum nur, warum?? Eine Frage die ihr nicht mehr aus dem Kopf ging. Ihr Herzschlag beschleunigte sich mit jeder Sekunde und immer wieder brachte der Wind dieses Wort an ihre Ohren.


    Frei....Nadia du bist frei!


    Sie schloß ihre Augen ohne ihn noch einmal anzusehen und breitete ihre Arme aus wie ein Vogel der bereit war seinen ersten Flug zu wagen, doch sie war kein Vogel, sie war eine junge Frau, eine Sklavin, die auf der Suche nach Gebprgenheit und Liebe in eine Sackgasse gelaufen war. Es war eine Sackgasse die nur den Weg zurück kannte oder aber der Sprung in die tiefe Schlucht unter ihr.


    Freiiiiiiiiiiiiiiiiiii


    Nadia fiel nach vorne und wurde von den Fluten des Tiber mitgenommen und in seine unergründbaren Tiefen gerissen.


    Ihre Finger die auf ihrem Bauch lagen zuckten, wie auch ihre Lippen als wollte sie etwas sagen, aber der Ton dazu fehlte, dann lag sie wieder reglos auf der Kline, neben ihr Furianus.

    Ihr Lächeln welches so einfach auf ihren Lippen lag, war das erste seit längerer Zeit wieder und man konnte nun eine ganz andere Nadia sehen. Für wenige Sekunden war es die Nadia die sie damals gewesen war, als alles noch seinen geregelten Lauf gegangen war und keiner es auf sie abgesehen hatte. Doch leider hielt es nicht lange an und der Schatten der Gegenwart umhüllte sie wieder, wie ein transparentes Tuch, welches ihr noch genug Luft zum atmen ließ, damit sie nicht zugrunde ging.
    "Sehr gerne möchte ich das, solange ich hier bin." Etwas seltsames war in ihren Augen und der Schatten hüllte sie immer mehr ein und begann seine Fäden um sie zu weben. Sie musste aufstehen, konnte ihm einfach nicht länger in die Augen sehen, etwas war eben in ihrem Kopf vorgegangen, etwas wofür sie keine Worte hatte. Ihr Weg führte sie wieder zu dem Stamm des Baumes an dem sie eine Hand anlehnte und dann durch die sich wiegenden Blätter schaute.

    Wahrscheinlich war Nadia wirklich ein Mensch, der nicht so recht an sich selber denken konnte und immer wieder auf die anderen kam und eher ihnen etwas geben würde als es selber zu nehmen. Warum sie so war wussten anscheinend nur die Götter und diese gaben ihr Wissen nicht immer preis. Sie dachte lange nach über seine Worte ehe sie etwas sagte und sie versuchte ihre Worte bedacht zu wählen wenn das überhaupt möglich war.


    "Ein Soldat muss aber Befehle annehmen und diese ausführen oder? Haben sie eine Wahl? Ich weiß die Vergleiche sind irgendwie nichts, denn es sind doch zwei verschiedene Welten ob ich nun eigenmächtig handel oder Befehlen gehorchen muss." SIe sah ihm direkt in seine braunen Augen. "Ich mag vielleicht Angst vor dir haben, aber ich spüre, dass deine Worte mir gegenüber wahr sind und du mir nichts tun wirst. Frag mich nicht warum ich das weiß oder meine zu wissen, es ist aber so. Und die Hoffnung ist da nicht wieder enttäuscht zu werden, denn ich habe schon oft Dinge gedacht die dann ganz anders wurden."


    Und sie würde dafür beten, dass diese jetzigen Dinge endlich mal etwas Gutes für sie bereit hielten. "Von denen die mich lieben gibt es wohl nicht viel" flüsterte sie und sah von ihm weg in das ausgerupfte Gras. Ein rötlicher Schimmer hatte sich mittlerweile über ihrem Gesicht ausgebreitet, sie schien etwas verlegen zu sein, da sie solche Worte nicht oft hörte. "Habe ich nun als Sklavin einen Leibwächter an meiner Seite?"

    Nadia ließ von ihren Beinen ab und kniete sich etwas umständlich hin und legte ihre Hände auf ihre Knie. Nein er hatte ja Recht im Gegensatz zu einem Soldaten waren 14 Menschen nicht viel, aber ein Soldat tötete aus anderen Gründen als er es getan hatte. Auch wenn sie ihn vielleicht verstehen konnte bis zu einem gewissen Grad. Nadia selber würde niemals töten können zumindest keinen anderen. Leben geben ja, aber Leben nehmen niemals, wahrscheinlich wäre sie dazu nicht einmal in der Lage wenn ihr eigenes davon betroffen wäre, auch wenn sie wüsste, dass sie dafür sterben würde. Sie hatte sich ja nicht einmal bei Sica gewehrt, als dieser sie am würgen war und sie das Ende hatte schon kommen sehen.


    Sein Lächeln erwiederte sie erst einmal nicht, das schaffte sie nicht. "Furianus war Soldat. Aber ist es nicht etwas anderes was er getan hat? Ich meine er handelte dann nicht eigenmächtig. Vielleicht denke ich wirklich anders in dieser Sache." Sie sah ihn immer noch an, auch wenn ihr Blick zwischendrinne mal verschwand zumindest sah es dann so aus als würde sie irgendwo ganz anders hinsehen, aber dann traf ihn ihr Blick dann doch. "Ich bin nur ich. Nichts besonderes und nicht mehr wert als andere, nicht in meinen Augen." Langsam strichen ihre Finger durch das Gras und begannen an diesem zu rupfen. Sie konnte nicht verstehen, dass er sie als so anders ansah, schließlich schienen es andere nicht zu tun, aber er. "Aber du hast auch Recht, vielleicht habe ich ein gutes Herz. Ich würde alles tun für den, den ich liebe, sogar mich aufgeben. Aber was bringt einem ein gutes Herz wenn es einen zerstört?"

    Sie hatte ihn die ganze Zeit irgendwie anders gesehen. Nicht wie einen Mörder, eher fast wie einen Gelehrten, als er ihr mit den Schriftrollen entgegen kam.Es erschreckte sie wirklich das alles von ihm zu hören, vor allem hörte sie fast nur davon, dass er Frauen tötete, Frauen die ihn nicht liebten oder nicht mehr liebten. Vielleicht irrte sie sich auch, aber auf der anderen Seite hatte sie sogar etwas Mitleid mit ihm falls man das so nennen konnte.
    War sie denn wirklich anders wie er es sagte? Wie anders? Sie seufzte und kämpfte immer noch gegen den Drang an aufzustehen und zu gehen, auch wenn sie nicht daran glaubte, dass er sie gehen lassen würde.
    "Es gibt zu viele böse Menschen, sie sind überall um einen rum. Jeden Tag begegnet man ihnen und es scheinen immer mehr von ihnen zu werden, aber du kannst nicht über sie alle einfach so richten, denn du bist dann nicht besser als sie, nicht besser als auch Sica." Ein trauriger Ausdruck machte sich in ihren Augen breit, wenn sie daran dachte.
    "Warum soviele Frauen? Es muss doch einen Grund haben? Weil sie dich abweisen? Deswegen? Ich verstehe es nicht, ich kann das nicht verstehen. Soviel Gewalt überall." Sie erinnerte sich an Marcus wie er sie kurz in seinen Armengehalten hate, schließlich hatte er sie gerettet. "Was sagt die, dass ich anders bin als die anderen? Und warum bin ich anders?" Auch das konnte sie nicht verstehen. Vielleicht weil sie sich nicht wehrte und somit ein leichtes Opfer für alles und jeden war. Oder war es weil, wenn sie liebte war es eine andauernde Liebe?

    Nadia erstarrte irgendwie als er begann zu erzählen. Sie hatte wohl mit viel gerechnet aber nicht mit einem solchen Geständnis. Nadia konnte sich nicht mehr bewegen und man sah ihre Angst in ihren Augen, aber sie hörte ihm genau zu und sah seine Opfer vor sich. Warum geriet sie immer wieder an solche Leute. Der Drang in ihr einfach aufzuspringen und wegzulaufen war unheimlich groß, aber etwas hielt sie zurück auch wenn sie nicht wusste was es war. Vielleicht das Vertrauen was sie schon zu ihm hatte, auch wenn er es fast zerstört hatte mit seiner Aktion.


    Als er sie ansprach mit ihrem Namen zuckte sie in sich zusammen, erschreck richtig und umklammerte ihre Beine noch etwas fester. Sie wollte nicht wissen wie die Bestrafung für die anderen aussehen würde, wenn er sie sich vornahm. "Ich habe keine Angst" flüsterte sie auch wenn sie es hatte und er es wissen müsste. "Erzähl weiter" kam es noch leiser über ihre Lippen "Und warum hast du das alles getan? Du nimmst das Leben von anderen...." Sie hatte eine Gänsehaut auf ihren Armen.

    Nadia zog ihre Beine an sich und umschloss diese mit ihren Armen, ganz fest und schützend. Sie wusste, dass sie ihn wohl etwas geschockt hatte, aber was sollte sie ihm erzählen? Lügen? Nein das tat sie nicht und wollte es auch nicht tun, lieber hinterließ sie ein ehrliches schlechtes Bild von sich, da sie ja eh wusste, dass man sie nicht so oft verstand. Ihre Finger klopften etwas auf ihren Armen umher und sie schaute ihm in die Augen. "Ich denke doch an mich, aber es sieht eben anders aus als du es vielleicht machen würdest. Ich kann nichts dafür und es tut mir leid. " Nadia schwieg einen Augenblick bevor sie etwas weiteres darauf erwiederte. "Ich hoffe, dass ich dir vertrauen kann, ich hatte es auch schon, das sagte ich vorhin bis du.......Nein ich weiß nicht was du schon alles getan hast. Erzählst du es mir?" Wollte sie es überhaupt wissen? Diese Frage versuchte sie sich lieber nicht zu stellen, aber sie sah ihn abwartend an und glaubte nicht, dass er etwas schlimmes bis jetzt getan hatte, aber sie täuschte sich ja immer wieder in Menschen denn das wäre nicht das erste Mal dann. Sie nahm das Tuch welches er ihr gegeben hatte und legte es einen Moment neben sich in das Gras um sich etwas anders zu setzen und dabei spürte sie erneut die Wirkung des Weines.

    Nadia nahm noch einen Schluck von dem Wein dessen Wirkung sich langsam bei ihr bemerkbar machte. Auch den Käse nahm sie entgegen und biss ein kleines Stückchen aber, aber das war es dann auch schon und sie legte ihn zurück auf das Tuch. "Ich werde versuchen diesen Tag zu genießen, soweit das möglich ist." Es war wirklich eine schöne Freiheit, die sie mit ihm zusammen hier hatte. Sie lehnte sich etwas an den Baum, der ja gleich neben der Decke war und die Äste die fast den Boden berührten wurden von dem Wind hin und her getrieben und das ein oder andere mal trafen sie leicht ihren Kopf und zerzausten ihre Haare.


    Grade nachdem sie noch einen Schluck von dem Wein genommen hatte stellte sie ihn wieder zurück und beobachtete Hannibal, als er diese Frage stellte. "Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Ich mache nicht viel, aber ich genieße sehr gerne die Ruhe und sehe mir den Sonnenuntergang an. Er hat etwas Besonderes. Ansonsten mache ich wirklich nicht viel.Ich bin immer für Furianus da wenn er etwas braucht oder so."

    Der Schleier vor ihren Augen wollte sich nicht lichten, denn er begann sich grade wieder dichter zuziehen und riss sie wieder mit sich in die unergründlichen Tiefen ihres Inneren. Ihr Geist war benebelt und sie nahm es kaum wahr, dass nun auch Hannibal bei ihnen war. Ihre Gedanken kreisten und es fühlte sich an, als würde genau dies auch ihr ganzer Körper machen, als wäre er in einem Strudel gefangen und schlug nun von der einen Seite an die andere.
    Bilder taten sich vor ihrem inneren Auge auf, so viele und ein solches Durcheinander. Es war als würde sie alle schönen Momente in ihrem Leben noch einmal sehen können, als würde man ihr zeigen was sie grade wegwarf, was sie getan hatte. Es war wie eine Strafe das alles zu sehen.


    Sie lagen zusammen im Heu und jeder von ihnen hatte einiges davon in den Haaren. Engumschlungen sahen sie sich in die Augen und küssten sich. Jeder konnte bei dem anderen in den Augen lesen wie sehr sie sich mochten. Sie waren jung..............


    .......auch hier konnte sie sich noch gut erinnern wo sie zusammen mit drei Leuten am Tiber saß und sich mit ihnen unterhalten hatte. Sie hatte bis auf einen keinen mehr von ihnen wiedergesehen............


    .......er hatte sie getröstet und ihr Mut zugesprochen und war ihr eine große Stütze gewesen, Ganymed. Sie hatte ihnnie vergessen........


    .......ihm hatte sie als zweiten Mann in ihrem Leben ihr Herz geschenkt und er sagte genau dies auch zu ihr. Sie hatte eine Kette von ihm bekommen und eine wundervolle Zeit gehabt. Ob er ihr jemals verzeihen konnte wenn er erfuhr was geschehen war. Der Gedanke, dieses Wenn...wie sollte er es denn erfahren?.........


    .....sie sah sogar sich und Hannibal am Tiber, der ihr helfen wollte.....


    ..........Sie lag nun in seinen Armen aber sie wusste es nicht, nicht wirklich, aber sie spürte immer noch seinen Kuss, seinen Abschiedskuss und seine Worte.....die letzten die sie gehört hatte nachdem sie hier her gekommen war.....


    Ja es waren nicht nur schöne Bilder und Momente die in ihren Gedanken durcheinander rasten und sich langsam vermischen taten, aber sie waren da und verschwanden nicht aber sie verschwammen und wurden zu einem einzigen Bild welches für sie undeutbar war. Hannibal verband ihre Hände, aber das bekam sie nicht mehr mit. Als Furianus sie auf seine Arme hob rutschte ihr Kopf etwas zur Seite und sie schien so schlaff in seinen Armen zu sein wie nie zuvor. Damals, solange war es ja noch nicht her, wo er sie hier wegetragen hatte konnte sie sich noch an ihm festhalten, aber das war ihr heute vergönnt. Ihre rechte Hand rutschte von ihrem Bauch und hing schlaf an ihr runter, als Furianus sie wegtrug......

    Es war interessant zu hören wie gebildet er eigentlich war, das machte einen anderen Sklaven aus ihm, denn nicht jeder Sklave konnte lesen und schreiben und konnte vor allem nicht so viel für seinen Herrn tun. Ganz langsam folgte sie Hannibal zu den Platz an dem sie das Essen und Trinken gelassen hatten. Sie fühlte sich nun anders, aber wusste noch nicht wie sie das alles zuordnen sollte. "Wie kann man mir lesen Mut wecken? Das kann ich mir nicht vorstellen wenn ich ehrlich bin, wie soll das gehen?" fragte sie ihn, als sie sich direkt neben ihn setzte.


    Irgendwie erinnerte sie das grade an damals wo sie mit Adara, GAbriel und Ganymed zusammen am Tiber saßen und Wein getrunken hatten. Sie hatte ihn sofort im Kopf gespürt und für wenige Momente trat der Ausdruck von damals auf ihr Gesicht. Zwar war sie zu dieser Zeit schon angeschlagen aber nicht so wie sie es jetzt war. Vorsichtig nahm sie den Wein entgegen und trank einen Schluck. "Ich hoffe, dass deine Worte so wahr werden wie du sie mir sagst." Nocheinmal trank sie einen Schluck von dem süßlichenherben Wein und reichte ihn dann wieder an Hannibal. "Wir werden es noch einmal versuchen" sagte sie.

    Nadia hörte ihm zu auch wenn sie spürte wie ihr ab und an schwindelig wurde, warum auch immer. "ich weiß nur nicht ob ich eine gute Schülerin sein kann. Wenn du das so machst wie eben...ich weiß nicht....ich habe nicht dich gesehen, es war Sica der vor mir stand." So schnell es ging schüttelte sie das Bild wieder von sich ab und folgte ihm mit ihrem Blick. Etwas verwundert schaute sie ihn an, als er da mit der Pflanze runhandtierte.


    Als er vor ihr stand sah sie ihm wieder in die Augen die eben noch so verändert waren und nun wieder diese leichte Sanftheit von vorher austrahlten oder hatte sie sich das, als er sie packte einfach nur eingebildet gehabt? Sie schloss ihre Augen, als er mit dem Tuch an ihrer Lippe tupfte und dann ihre eigene Hand auf das Tuch legte. Sie hielt es vorsichtg dran gedrückt und murmelte ein "Danke" ziemlich leise. "Woher weißt du das mit der Pflanze?" fragte sie etwas überrascht und löste sich nun etwas wackelig vom Baum. Hier war ein schöner Platz,weil er auch abgeschieden war auch wenn er ziemlich abgeschieden war wie sie bemerkte. "Dieser Platz wäre wohl der geeigneteste Ort. Hier sind wir sicher alleine" meinte sie mit einem leichten Lächeln.

    Nadia sah ihm in die Augen, als seine Hand über ihre Wange strich und nahm schließlich sein Tuch entgegen um es einfach nur in ihrer Hand zu halten und zu knittern und daran zu zupfen. "Mein Herr, Furianus ist ein guter Mensch wirklich. Er war es wohl weniger zumindest war er es nicht bewusst." Ein ganz schwaches und angedeutetes Lächeln war bei ihr zu sehen und sie spürte plötzlich wie ihre Lippe an der Seite wieder spannte und kurz davor war aufzureißen. Es würde noch etwas dauern bis es verheilt war. "In mir ist sicher keine Löwin, vielleicht war da einmal was, aber das ist schon lange her. Man kann nichts mehr wiedererwecken was einfach verschwunden ist und aufgehört hat zu existieren."


    Es tat ihr leid, dass sie wieder jemanden enttäuschen musste. Sie hatte es in letzter Zeit sicher schon öfters getan, aber das würde ja vielleicht bald ein Ende haben nur wusste sie das nicht, noch nicht.
    Ihr Herz beruhgte sich langsam endlich wieder und sie schaffte es auch wieder durch die Nase Luft zu bekommen, aber sie fühlte sich immer noch so unendlich schwach auf den Beinen. Einen ganz kurzen Moment wollte sie sagen, dass sie kämpfen will, aber das war nur ein kurzer Funke der so schnell wieder verpuffte wie er gekommen war.


    "Nein, aber vielleicht hast du wirklich Recht vielleicht ist doch noch etwas da ganz tief versteckt, aber ich habe keine Ahnung wie ich es hervir bringen soll."

    Nur schwer konnte sie es schaffen, dass sie die Bilder wieder verdrängte die sich vor ihrem Auge aufgebaut hatten. Hannibal wurde nur langsam wieder er und Sica verschwand aber es wurde deswegen nicht besser, da sie ihn nun wieder sah. Immer wieder kam ihr das Wort Vertrauen in den Kopf. Sie war so leichtgläubig, so verdammt leichtgläubig. Mit ihm alleine hier zu sein, nachdem so viel geschehen war, nachdem sie doch immer wieder auf die falschen reingefallen war und von ihnen enttäuscht und verletzt worden war. Die Tränen liefen ganz langsam, aber deutlich an ihren Wangen hinunter und die ein oder andere lief dabei über ihre Lippe ruhte einen kleinen Moment auf dieser und Tropfte dann auf ihre Tunika.


    Sie musste ihre Lippen leicht öffnen um Luft zu bekommen, da das Gefühl noch da war, dass sie ihr abgedrückt wurde, dabei schmeckte sie die leicht salzige Träne von ihrer Lippe. Langsam kam sie wieder zu sich.... "Mir tut es leid, dass ich dich enttäuschen muss. Ich bin nicht mehr ich und ich glaube ich werde es auch nie wieder sein." Sekundenlang schloss sie ihre Augen, als er einen Schritt von ihr zurückging und sie das Gefühl hatte jeglichen Halt zu verlieren. Sie war versucht sich an dem Stamm einfach auf den Boden rutschen zu lassen, aber sie hielt sich noch mit letzter Kraft an dem Stamm fest wo die Rinde begann etwas zu bröckeln.

    Und Nadia wusste nicht ob sie das Leben soweit noch mochte oder sich doch lieber in die Fluten stürzen wollte. Aber sie wollte kämpfen, irgendwie wollte sie es wirklich, aber dieser Wunsch war so tief und hinten in ihrem Sein verankert, dass es sehr schwer war daran zu kommen. Grade sah sie Hannibal an, dem sie nun wirklich anfing zu vertrauen, als das Unfassbare von seiner Seite aus passierte.


    Es passierte so schnell, dass sie das alles gar nicht so schnell realisieren konnte. Völlig perplex sah sie ihm in die Augen und knallte gegen den Baumstamm, spürte dass sie hier nicht wegkam und seine Augen.....diese Augen erinnerten sie an die Augen von Sica und plötzlich war es nicht mehr Hannibal der vor ihr stand sondern Sica wie er seine Hand um ihren Hals legte un dzudrückte. Ja ihr blieb die Luft weg und ihre Gedanken überschlugen sich und wollten keine Ruhe geben. Ihr Gesicht war wieder bleicher als eben und sie hatte ihre zitternden Hände neben sich an dem Stamm liegen und spürte wie sich ihre Finger in diesen bohren.


    Nadia konnte nichts dafür aber heiße Tränen schoßen ihr in die Augen und sie merkte nicht, dass er ihr vielleicht nur helfen wollte, aber im Moment sah sie einfach nur jemanden vor sich der sie angriff und das schlimmste war es war wer dem sie vertraute. "Warum tust du das nur? Ich habe dir vertraut" flüsterte sie mt zitternder Stimme und versuchte ihren Kopf zur Seite zu drehen. Einzig allein der feste Griff von Hannibal hielt sie auf den Beinen.

    Ihre Sinne waren langsam am schwinden gewesen und sie spürte nicht einmal mehr das Ziehen und Stechen in ihren Händen. Es war ein langes Warten, zumindest schien es eine Ewigkeit zu dauern und sie fühlte sich unendlich müde. Es war gar nicht schlimm, es war ruhig und sie atmete sogar normal und langsam bis sie eine Stimme hörte.
    Es war seine Stimme, es war Furianus, aber das konnte nicht sein, er konnte nicht bei ihr sein. Der Schleier das alles wurde durchbrochen und die ganzen Eindrücke brachen nur über sie rein. Sie wollte aus diesem Strudel raus und kämpfte dagegen an. War es schon zu spät, kam nun die Stelle an der sie in Panik über ihre Tat ausbrechen würde?


    Nadia meinte ihn zu sehen, aber das konnte eigentlich nicht sein, denn sie hatte ihre Augen geschlossen und war doch gar nicht mehr hier. Da war auf enmal die Wärme seiner Hände, die auf ihre Wunden drückte, ein Schmerz, der sie am Einschlafen hinderte.


    "Dum spiro, spero" kam es kaum hörbar über ihre Lippen "Es tut mir leid" Ja sie hatte wirklich gehofft ihn zu sehen, hatte wirklich gehofft, dass er sie finden würde. Schemenhaft konnte sie ihn erkennen als sie ihre Augen öffnete, aber es fiel ihr alles so schwer, als würden unendliche Lasten auf ihr liegen.