Beiträge von Nadia

    Seine Worte schallten immer noch in ihren Ohren. Sie war frei, aber sie hatte nie nach dieser Freiheit verlangt. Sie wollte nicht frei sein, allein der Gedanke daran machte ihr Angst. Sie hatte ihn angefleht es nicht zu tun. "Warum nu tust du mir da an? Was habe ich getan, dass du mir das antust?" Sollten andere sie für verrückt halten weil sie so dachte, aber nur wer ihr Innerstes sehen konnte würde wissen wie sehr sie litt und wie sehr sie liebte. Es war eine bedingungslose Liebe, allerdings ohne Erwiederung. Omnia vincit amor (die Liebe besiegt alles) die größter Lüge von allen, denn sie besiegt nicht alles, sie kann nicht alles besiegen, sonst hätte sie es geschafft.


    Als sie ihren Kopf etwas anhob, weg von der Mauer hatte sie einen leichten Abdruck von den Steinen. Die Worte konnte man deutlich lesen und erkennen. Sie fasste neben sich und nahm die Kette. Würde er es je erfahren? Sie schloss ihre Augen und dachte an die Zeit die sie mit ihm zusammen hatte. "Verzeih mir bitte." Sie legte die Kette neben der Mauer ab. Niemand wusste von wem sie war, keiner, nicht einmal Furianus. Er wusste nur, dass da wer war der sie ihr gegeben hatte, aber nicht von wem sie war.


    Sie spürte es gar nicht als sie es tat, es kam erst danach, das Stechen und Brennen und die Frage ob es richtig war und wie lánge es dauern würde und ob sie es noch bereuen würde. Vielleicht......aber die Gedanken waren wohl zu spät. Wieder hatte sie Tränen in den Augen "Ich liebe dich Furianus ich hoffe du weißt das."


    Nadia legte sich hin und den Kopf in das weiche und hohe Gras. Sie konnte nichts weiter tun als warten.....................Neben ihr lag der Dolch, rot beschmiert.................

    Langsam begann sich alles um sie zu drehen. Das konnte alles einfach nicht wahr sein. "NEIIIIIIIIIIIIN" rief sie erneut, das durfte er nicht und das konnte er nicht so einfach machen. Bittere Tränen rannen ihr über die Wangen und sie sah ihn verständnislos an. "Tu mir das doch nicht an. Bitte alles aber nicht das. Ich will nicht frei sein, ich will es nicht." Vor lauter Tränen sah sie kaum noch etwas und wandte sich von ihm ab. Fast wäre sie gegen die Tür gelaufen, aber sie schaffte es noch diese zu öffnen und rauszulaufen, irgendwohin. Es musste einen Weg geben vor den eigenen Gedanken zu fliehen.............

    Nadia war aber schon vor langer Zeit zerbrochen. Es hatte langsam angefangen, zuerst lösten sich nur Staubkerngoße Steine vom Gebirge, diese aber zogen auf ihrem Weg hinunter ins Tal irgendwann immer größere Brocken an, bis eine Lawine in Gang gesetzt wurde die nicht mehr aufzuhalten war. Alles war einfach zu spät. Stumm, aber mit Tränen in den Augen ließ sie sich von ihm in die Arme ziehen und spürte die Geborgenheit nach der sie sich immer so sehr von ihm sehnte. Auch sie konnte ihn riechen und wollte ihn so für immer in ihren gedanken behalten. Ein Stück was ihr niemand mehr nehmen konnte bis in alle Ewigkeiten nicht.


    "Der Körper ist eine Hülle, das zu Hause der Seele, aber Nadias Seele hatte keinen Halt mehr. Vielleicht ist sie es noch nicht ganz und glaube mir ich erinner mich, ich erinner mich zu gut, an alles. Aber ich kann nicht mehr mit diesem Wissen und diesen Erinnerungen umgehen." Ihr fehlten die Worte je mehr er sagte, desto weniger wusste sie was sie sagen sollte, dann seine Tränen, sein Blick. Warum weinte er, wenn er doch keine Gefühle für sie hatte, warum tat er das?


    Verzweifelt sah sie ihn an und hörte seine letzten Worte, als würde er sie von weit, weit weg sagen. "Nein" flüsterte sie, das konnte er ihr jetzt nicht auch noch antun. Das hatte er jetzt nicht gesagt. Sanft schüttelte sie ihren Kopf und sah ihn an, als hätte er sie eben geschlagen. "Das kannst du mir nicht antun. Das ist nicht wahr was du sagst. Nimm es zurück, bitte nimm es zurück."

    Wieder fuhren ihre Finger über die letzten Worte die sie eingeritzt hatte. Si vis amari, ama sie hatte es getan, sie hatte geliebt und sie liebte immer noch, aber diese Worte stimmten einfach nicht, sie waren unwahr und auf der anderen Seite wieder wahr, aber nicht für eine Sklavin wie sie. Nein diese Worte waren sicher für die "normalen" Frauen und Männer gedacht. Eigentlich war sie immer zufrieden gewesen mit dem was sie hatte. Ihr Leben war gut, auch als Sklavin. Sie war gehörsam gewesen, hatte auch mal ihre Meinung gesagt, aber sie hatte bis auf die letzten Male niemals daran gedacht frei sein zu wollen. Sicher wäre es ein schönes Gefühl, aber sie brauchte den Schutz den sie hier bekam oder bekommen hatte, denn auch dieses Mauerwerk hatte Risse bekommen und bröckelte nach und nach bis es zusammenstürzte und nicht mehr zu retten war.


    Sie lehnte ihre Stirn an den kühlen Stein und hatte eine Hand immer noch auf den Worten liegen. Es schien als brannten sie sich in ihre Handfläche. Auch dies würde sie mitnehmen. Dum spiro, spero (Solange ich atme, hoffe ich) sie schloss ihre Augen Auch dieses Hoffen wird bald ein Ende haben.

    Langsam ging ihre Hand nach unten und griff nach etwas kühlem und schweren. Sie hatte sich den Dolch genommen und betrachtete ihn sich genauer. Er war einfach und doch schon und vor allem hatte dieses kleine Teil soviel Macht wenn man wusste wie man es einsetzen musste. Die Sonne spiegelte sich in der Klinge und malte Muster in das Gras in dem sie saß, angelehnt an die Steinmauer. Dann drehte sie sich der Mauer zu und begann etwas in den Stein zu ritzen.


    Nemo ante mortem beatus (Niemand ist vor dem Tod glücklich)


    Darunter schrieb sie noch etwas


    Si vis amari, ama (Wenn du geliebt werden willst, liebe)


    Als sie die einzelnen Buchstaben in den Stein geritzt hatte fuhr sie diese mit ihren Fingern nach. Wahre Worte, vielleicht fand sie ihr Glück dort wo man sie hinschickte, wenn die Götter es zuließen.

    Lange hatte sie nun dagesessen und über alles nachgedacht, aber keine Antworten erhalten. Als sie ihre Augen wieder öffnete waren sie getränkt von einer ungeheuren Leere die man so bei ihr noch nie gesehen hatte. Und doch war als hätte eine leise Stimme ihr etwas ins Ohr geflüstert, etwas was all ihre Pläne wieder über den Haufen warf. Ihr Blick ging durch den Garten, sie war alleine hier und ein Gedanke tränkte ihr Innerstes. Würde es jemand bemerken und wenn ja wann?


    In der Zeit des Nachdenkens hatte sie gespürt, dass sie wirklich keine Kraft besaß und auch nicht ihre Stärke von früher und dass diese wohl auch nicht mehr zu ihr zurückkehren würde. Fast unbewusst spielte sie mit der Kette die am Boden lag und formte verschiedene Muster mit dieser, dann zog sie einen ganz kleinen, aber scharfen Dolch hervor und legte ihn in das Gras. Sie betrachtete sich die beiden Dinge am Boden und wusste nicht wie sie sich entscheiden sollte und ob es überhaupt eine richtige Entscheidung geben würde.

    Sie sah ihn traurig an. "Es war eine dumme Idee und es wäre falsch gewesen egal was ich gesagt hätte. Tut mir leid ich wollte diesen Moment nicht kaputt machen." Sie lief einige Schritte in dem Raum entlang und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Wieder wirkte sie verändert, als sei ihr alles egal. Und sie wirkte unendlich zerbrechlich wie eine zarte Vase, die wenn man sie zu fest anpackte zersprang. "Sie ist schon lange tot Furianus, nur hast du es noch nicht bemerkt. Sie wird nie wieder kommen, nie hörst du?" sagte sie ihm sanft aber mit unendlicher Trauer in ihrer Stimme. "Ich habe sie nicht mehr aufrecht erhalten können und keine Kraft mehr sie wiederzubeleben."

    Einen Wimpernschlag später wusste sie, dass es wohl wieder einmal ein Fehler mehr war den sie begannen hatte. "Es sollte ein Geschenk sein Furianus nicht mehr oder weniger." Den Schritt den sie näher gekommen war entfernte sie sich nun auch wieder, sie konnte und wollte nichts erzwingen, aber das war wohl auch das letzte Mal, dass sie es versuchen würde, denn sie würde endlich eine entscheidung treffen müssen, irgendwie und irgendwann und sie musste zu einem Ergebnis kommen egal wie und wie es aussehen würde würden nun erst einmal nur die Götter wissen.
    Ausserdem was war das für eine Frage? Sicher brauchte jeder Liebe und Geborgenheit auch sie und er bestimmt auch, aber sie hatte ihm ein Geschenk machen wolln, sich.

    Wie gerne würde sie doch wollen, dass er ihr Herz sei, aber er war es nicht, aber dafür spürte sie wie ihr Herz immer schneller schlug und sie spürte immer noch seine Hand und langsam drang die Wärme von dieser bis unter den Stoff ihrer Tunika vor. Sie würde noch ein Gespräch mit den Göttern suchen und hoffen, dass sie Antworten für sie hatten. Wieder konnte sie seinem Blick nicht entrinnen nun war wieder alles ganz anders jetzt wo sie so gesprochen hatten und doch waren die Gefühle fast gleich, aber befreiter. Nadia wollte ihm ein Geschenk machen, aber sie wusste nicht ob er es annehmen würde, da er sie schon einmal abgelehnt hatte.


    Solange er seine Hand auf ihrer Brust hatte müsste er spüren wie schnell ihr Herz doch schlug. Anders und doch wie immer, vielleicht ein klein wenig befreiter, aber nur ein klein wenig.


    "Mein Dank gebührt nicht nur den Göttern sondern auch dir. Ich würde dir gerne ein Geschenk machen, weiß aber, dass du es vielleicht nicht zulassen würdest" flüsterte sie und sah ihm tief in die Augen und kam einen kleinen Schritt näher, so dass seine Hand ein wenig verrutschte.

    Sie wollte sich selber nicht mehr aufgeben und nun waren einige Tage vergangen und es schien ihr etwas, zumindest äusserlich, besser zu gehen. Innerlich sah es natürlich ganz anders aus, sie war aufgewühlt, durcheinander, traurig und noch vieles mehr. Ihr Herz schmerzte von Tag zu Tag immer mehr. Auch auf die Gefahr hin anderen zu begegnen lief sie wieder in den Garten. Sie konnte sich nicht verstecken bis sie von hier wegging, also musste sie das Beste draus machen. Versuchen wieder etwas von ihrer früheren Stärke wiederfinden welche sie verloren hatte.


    Es war war, auch wenn die Sonne schon am untergehen war. Schatten lagen in ihrem Gesicht, solche Schatten die sich bildeten wenn man zu lange nachdachte und weinte, auch noch die leichten Schatten der Schläge die sie kassiert hatte.


    Sie war hier zum nachdenken, denn die Worte von Furianus gingen ihr einfach nicht aus ihrem Kopf. Sie setzte sich in das warme Gras bei einigen Rosenbüschen an eine kleine Mauer und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Als sie ihre Hand öffnete hielt sie in ihrer linken eine Kette mit Perlen. Es war die Kett die Strabo ihr geschenkt hatte. Nachdenklich sah sie diese an und strich mit dem Finger über jede einzelne Perle die sich kühl unter ihren Fingern anfühlte.


    Nadia erinnerte sich noch sehr genau an die Zeit die sie mit ihm gehabt hatte und dann wieder an die Worte von Furianus und an seinen Kuss, an seine Berührungen. Nadia war sich nicht sicher, dass sie einem Mann überhaupt ihre Liebe schenken konnte, da es immer einen Platz in ihr gab der vergeben war, daran würde sich nie etwas ändern. Sie hatte die Worte von Furianus schon verstanden, aber war es nicht schon zu späte für all diese Worte? Hatte sie nicht schon so vieles falsch gemacht, und es war nicht mehr rückgängig zu machen? Ich wünschte ich hätte Antworten auf meine nie ausgesprochenen Fragen. Ich wünschte die Götter würden mir einfach beistehen und mir sagen was ich machen soll, auch wenn ich nur eine Sklavin bin, aber sind nicht alle Menschen vor euch gleich?" Sie sah in den Himmel als würde sie auf ein Zeichen von ihnen warten.


    Eine blonde Haarsträhne hing ihr über ihre blauen Augen und sie konnte schon die ersten Sterne schimmern sehen, auch wenn es nur dämmerte wollten sie schon ihre Pracht verteilen. Liebe konnte grausame Wege gehen und das spürte sie immer mehr. Sie sollte ihr Herz nicht leichtfertig verschenken, aber hatte sie es nicht vor wenigen Wochen getan und es einfach von heute auf morgen an jemanden verschenkt? Wer sagte ihr ob das richtig gewesen war oder nicht. Die Peren glitten durch ihre Finger bis die Kette auf die Wise fiel, als sie keinen Halt mehr in ihren Händen fand. Ihr Blick glitt hinunter und die Kette lag im Gras und sah aus wie ein Herz welches gebrochen war.........ihr Herz.


    Nadia schloss ihre Augen und lehnte ihren Kopf an die kleine Mauer an und hielt ihren Kopf immer noch hoch in den Himmel. Sie sehnte sich doch nur nach Liebe und Zärtlichkeit wie jeder andere auch, aber warum war das alles so schwer und brachte sie um ihren Verstand. Vielleicht würde es besser werden wenn sie aus Rom weg war, vielleicht konnte sie dort wirklich ein neues Leben beginnen, mit neuen Gedanken und all dem. Wenn sie doch nur Antworten hätte........

    Sie nahm ihren Blick keine Sekunde von seinen Augen und seine Worte nahm sie tief in sich auf, wie auch seine Berührung sich für immer in ihre Seele brannte. Ihre Augen schienen klar zu sein, aber wenn man sie kannte und wenn man genau hinsah konnte man sehen was sie fühlte, und dass sie in einem Zwiespalt steckte aus dem ein Weg fast unmöglich schien, oder dachte sie das vielleicht nur und es gab einen. Seine Worte so weise und klug, so schmerzvoll und heilend und noch vieles mehr.


    Alles was sie die ganze Zeit gedacht, gefühlt, geliebt hatte schien nun im Zweifel zu stehen. Hatte sie ihr Herz zu schnell vershcenkt, war es das was er sagen wollte? Wie konnte sie wissen, dass einer der Männer die sie liebte, oder glaubte zu lieben, dies alles verdient hatte? Aber sie war eine Sklavin, konnte sie es denn alleine und von sich entscheiden? Sicher konnte sie das, wie er sagte es war ihres, ihr Herz, ihr Schatz, ihre Seele.


    Aber sie hatte doch das Gefühl, dass ihr Herz schon längst zerbrochen war, in viele kleine Stücke wie ein Puzzle, aber man konnte es nicht mehr zusammen setzen denn es schienen Teile zu fehlen. Ganz langsam legte sie ihre Hand auf seine und strich zaghaft mit ihren Fingern über seine Haut.


    "Woher soll ich wissen wann meine Entscheidung die ich treffe auch richtig ist? Oder woher weiß ich, dass die Entscheidung die ich vielleicht schon getroffen habe die richtige ist? Was ist wenn mein Herz schon längst zerbrochen ist, was kann ich dann noch machen? Vielleicht sind diese Fragen die ich mir stellen sollte schon zu spät wenn ich sie mir nun stelle."


    Nadia sah ihm tief in die Augen, sie wusste, dass er das nicht hören wollte und sie wusste, da er es ihr schon sagte, dass sie zusammen nie eine Zukunft haben würden. "Ich würde dir jederzeit mein Herz schenken, weil ich dich kenne. Ich kenne dich und weiß wer du bist, auch wenn du meinst nicht mehr der zu sein, du bist es immer noch und das beweisen deine Worte." Nadia musste ihn anlächeln auch wenn es einn trauriges Lächeln war. "Ich kann dir nur dankbar sein, dankbar dafür, dass ich bei dir sein darf und durfte und ich hoffe noch lange bei dir sein zu können. Ich kann dir nur für die Jahre danken die wir zusammen hatten und dafür was du für mich immer getan hast. Ich war für dich immer ein Mensch und kein Gegenstand und dafür bin ich unendlich dankbar."


    Einsam rollte eine Träne an ihrer Wange hinunter.

    Auch wenn sie es gerne getan hätte hielt sie sich wirklich zurück sich in die Fluten zu stürzen. Vielleicht war es einfach die Anwesenheit von Hannibal, dass sie es nicht tat oder einfach ihr tiefstes Inneres was ihr sagte, dass sie es nicht machen solle.
    Sie wusste nicht wie lange sie noch hier sein würde, aber vielleicht sollte sie die Zeit wirklich nutzen, auch wenn sie keine klaren Gedanken mehr fassen konnte. Es war alles so unendlich schwer und ihr ganzer Körper wie auch ihr Kopf schien nicht wirklich auf das zu hören was sie sagte oder was sie wollte.
    Ganz langsam drehte sie sich zu Hannibal um und sah ihn an. "Wie?" war ihre erste Frage "Ich würde dir danken wenn du mir helfen würdest. Ja, ich will mich wehren können Hannibal, bringe es mir bei" flüsterte sie ihm zu.

    Irgendwann war ihr wohl der Mund nach unten geklappt, zumindest fühlte es sich so an. Ihr Herz war nicht mehr zu heilen von diesem Moment an, zwar war es schon vor langer Zeit zerbrochen, aber nun waren auch die kleinsten Stücke davon noch einmal in tausend Teile zersplittert. Jedes einzelne davon suchte sich seinen Weg in ihre Seele. Sie selber wurde erfasst von einem Strudel, der sie wo anders hinziehen wollte, weit weg von all dem hier, weit weg von diesem Leben und diesen Gefühlen. Hatte sie denn wirklich glauben können, dass sie über diesen Mann über ihre ganze Vergangenheit wegkommen würde? Schnell hatte man sie eines besseren belehrt.


    Sie hatte ihr Herz doch verschenkt, an zwei Männer in ihrem Leben doch nur einer würde es wohl in Händen halten können, auch wenn ihr das nicht bewusst war. Sie wusste nicht was die Zukunft bringen würde, auch wenn sie es sich wünschte, dass sie diese leiten konnte, aber das ging nicht.


    Seine Hand, diese sanfte Berührung und seine Blicke, all das ging ihr unter die Haut und sie nahm nichts mehr anderes wahr ausser ihn, ausser diese gefühlvolle Berührung ihrer Lippen mit seinen. Ein Kuss wo sie sich wünschte er würde niemals im Leben enden. Dies war der Zeitpunkt wo sie wusste, dass sie ihn niemals würde los lassen können oder gar vergessen. Es wäre egal welche Länder zwischen ihnen liegen würden, es wäre egal welche Berge es sein würde oder welche Menschen. Sie wusste es als seine Lippen ihre berührten.


    Am liebsten hätte sie den viel zu kurzen Moment festgehalten, aber er glitt ihr durch die Finger und sie konnte ihn nicht mehr fassen und musste ihre Augen öffnen. Seine Worte glichen Messerstichen, seine Blicke, getränkt von soviel Gefühl, glichen gleichzeitig den Wellen am Meer die alles versuchten zu verschlingen wenn Stürme aufkamen.


    Nadia konnte immer noch seine Finger und auch seine Lippen spüren, es war als hätte sich das alles in sie eingebrannt. "Ich habe mein Herz verschenkt, schon vor langer Zeit." Sie senkte ihren Kopf und sah auf den Boden, ihre Haare rutschten ihr dabei wieder ins Gesicht und verbargen ihre traurigen Augen. "Ich werde niemals vergessen können, das kann ich gar nicht. Ich kann es nur akzeptieren, auch wenn es mein Herz zerreisst. Ich muss es akzeptieren ob ich es will oder nicht, denn ich möchte nicht, dass DU unglücklich bist, sondern, dass du mit jemandem glücklich wirst, den du liebst und mit dem du dir eine gemeinsame Zukunft vorstellen kannst."


    Ihre Stimme wurde immer leiser und sie versuchte ihre Gedanken wo anderes hinzulenken, schließlich gab es auch noch ihre andere Liebe. Warum musste sie so gefangen sein, es war als würde sie zwischen zwei Welten stehen und keine von beiden hatte etwas leichtes. "Und was das Leiden meines Herzens angeht, es leidet schon seit dem Tag an dem du gegangen bist." Es fiel ihr schwer aber sie sah ihm in die Augen. Wie sie seine Augen liebte. Sie stand noch immer so nahe bei ihm, dass sie ihn fast berührte. Einen Moment lang schloß sie ihre Augen und meinte ihn wieder spüren zu können, aber es war ein Trugschluß, denn die bittere Erkenntnis holte sie wieder einmal viel zu schnell ein.

    Das Eis brach unter ihren Füßen und sie stürzte in die kalten Tiefen und würde nicht mehr nach oben kommen. Wenn sie es ferig gebracht hätte, dann hätte sie sich nun wohl selber geschlagen, aber das konnte sie nicht. Sie bereute was sie getan hatte, aber auf der anderen Seite bereute sie es wieder nicht. Es war ein Teufelskreis aus dem sie sich nicht bewegen konnte in dem sie auf ewig gefangen war.
    Sie schreckte zurück als er fast aufsprang und sah ihn auch dementsprechend an. Sein Blick seine Stimme, es ging ihr einfach unter die Haut.


    Dankbar nahm sie seine Hand entgegen, denn sie hatte schon damit gerechnet, dass er das Zimmer einfach verlassen würde ohne etwas zu sagen und sie einfach sitzen ließ, aber genau das tat er nicht und dafür war sie ihm mehr als nur dankbar. "Es tut mir leid" flüsterte sie und schaute betreten auf die Hände der beiden.


    Was er sagte klang so plausibel, auch wenn einige Worte tiefe Wunden rissen, so hatte er doch Recht. Sie musste endlich lernen los zu lassen, aber mit einem hatte er Unrecht, denn er war immer noch der Mann den sie schon immer kannte und den sie lieben gelernt hatte. Seine Worte sagten genau das aus und nun wo sie ihn so sah und ihm zuhörte konnte sie nur den Göttern dafür danken, denn sie hatte schon geglaubt den Furianus, den sie liebte und immer lieben würde gänzlich verloren zu haben.


    Und dennoch traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag ins Gesicht und es war nicht zu vermeiden, dass Tränen ihr in die Augen stiegen und sich ein Kloß in ihrem Hals bildete, der sie erst einmal am Sprechen hinderte. Nadia sah ihn einfach nur an, sehr lange blickte sie ihm einfach stumm in die Augen bis sie es schaffte endlich Silben zu Worten zu formen.


    "Es tut weh das zu hören, aber ich hätte das alles wissen müssen. Du hast es mir nicht nur einmal gesagt, aber ich habe es versucht immer wieder zu verdrängen. Ich möchte dich nicht in Verlegenheit bringen, mit keinem meiner Taten. Du weißt, dass ich dich immer lieben werde, daran wird sich in meinem ganzen Leben nichts ändern und auch darüber hinaus nicht. Ich weiß, dass ich dich nicht mehr habe und auch nicht mehr haben werde. Auch das schmerzt immer wieder aufs neue, aber ich danke dir, dass du meine Gefühle dir gegenüber nicht ausnutzt und mich zurückhäst etwas zu tun was für uns beide nicht gut wäre. Ich weiß, dass du dein Herz an jemand anderen vergeben hasst und tief in meinem Inneren freue ich mich für dich und ich hoffe nur das Beste für euch beide."


    Nadia dachte sofort an Strabo. Sie liebte ihn auch über alles, das würde sie nie vergessen, aber sie hatte sich nie von Furianus lösen können, in keiner HInsicht, denn sonst wäre sie ihm nicht bis hier her gefolgt. Sie hätte einfach gehen können, aber das wollte sie nicht.


    "Ich werde dich nicht noch einmal in eine solche Situation bringen, das verspreche ich dir." Sie sagte es auch wenn sie den Wunsch hegte ihn wenigstens noch ein letztes mal zu küssen, aber sie käme nie auf die Idee das zu sagen.

    Was ging grade in ihr nur vor? Sie konnte es sich nicht erklären, und doch wusste sie es sehr wohl. Aber wollte sie sich dagegen wehren? Auch das wusste sie nicht, denn all ihre Gedanken die sie hegte schob sie zur Seite.
    Wie war es wohl sich auf dünnem Eis zu bewegen? Ob sie es schon tat wusste sie nicht, aber sie wusste, dass sie alles zerstören konnte wenn sie nun weiter gehen würde, aber war sie es nicht schon längst? Zwiespältig waren ihre Gefühle nun und sie strich äusserst sanft mit ihren Fingern seinen Nacken hinauf und an der Seite seines Kopfes entlang und massierte ihm sachte die Schläfen, dabei zog sie ihn weiter zu sich zurück.
    Wieder musste sie an die Nacht denken, an seine Lippen, an seine Umarmung und wieder stieg in ihr eine Sehnsucht genau nach diesen Dingen auf. Ihr Gesicht war immer noch nah bei seinem Ohr und seinem Gesicht, so dass ihr warmer Atem sein Ohr streifte, wie ein leichter Sommerhauch. Die Sonne malte Muster aus Schatten und Licht an die Wände, als sie ihn begann mehr als sanft am Hals zu küssen.

    Nadia wollte ihm wirklich etwas gutes tun, dafür, dass er ihr half obwohl sie ihm so viel Schande bereitet hatte. Es war als wollte sie das alles wieder gut machen, aber sich auch gleichzeitig damit etwas gutes tun, denn so hatte sie endlich wieder die Möglichkeit bei ihm zu sein wie schon lange nicht mehr.
    "Ich würde dir dies gerne noch viel öfter zu Teil werden lassen, wenn du mich lässt" flüsterte sie ihm ins Ohr, als sie sich weiter nach vorne gebeugt hatte und dabei leicht beim Sprechen mit ihren Lippen sein Ohr berührte. Ihre Hände hingegen massierten ihn weiter und rutschten immer wieder von dem Stoff seiner Tunika auf seine Haut.

    Ja sie hatte sich wohl wirklich nicht grade geschickt ausgedrückt. "Nicht, das was du grade wohl denkst. Ich meinte damit, dass wenn du da bist, ich ja dann nicht mehr alleine wäre." Sie konnte endlich wieder etwas lächeln, vor allem darüber, dass sie ihn etwas verwirrt hatte. Sie würde ganz sicher nicht mehr daran denken zu fliehen, dieses Kapitel hatte sie nun endgültig abgeschlossen und wollte es nicht noch einmal öffnen, dafür war auch ihre Angst wieder viel zu groß.
    Nadia freute sich auch, dass er nun auf sie einging und strich sich ihre Haare nach hinten und legte ihm dann ihre Hände auf seine Schultern, löste sich nun ganz aus seiner Umarmung und krabbelte auf dem Bett nun dicht hinter ihn. "Ich zeig es dir" flüsterte sei ihm ins Ohr und begann sanft seine Schultern zu massieren. Früher hatte sie das öfters getan und sie hatte es gern getan. Ihre Hände strichen sachte und dich mit ein wenig Druck seine Schultern entlang zu seinem Hals und wieder zurück. "Du bist verspannt."

    Irgendwie begann ihr Herz auf einmal immer schneller zu schlagen und sie konnte es nicht verhindern, und ob sie das überhaupt wollte, wäre dann die nächste Frage gewesen. Seine Lippen auf ihrer Haut zu spüren und wenn es auch nur die Wange war, war ein unbeschreiblich gutes Gefühl und sie musste diesen Moment lang die Luft etwas anhalten.
    "Du hast momentan viel zu viel zu tun und ich finde auch, dass du es notwendig hast dich etwas zu entspannen."
    Sie hatte eine Idee, wusste aber nicht ob sie diese umsetzen sollte oder nicht, wusste sie nicht wie er darauf reagieren würde. Seine letzten Worte ließen sie aber aufhorchen, denn das konnte sie sich nicht vorstellen. "Wenn du da bist wäre ich es dann nicht mehr" flüsterte sie zurück und nahm ihre Hände nach oben und drehte sich etwas in seinen Armen, dass sie knien konnte und ihn nun direkt anschauen konnte.
    "Ich könnte dir jetzt ein klein wenig Erholung gebebn wenn du es möchtest."

    Überrascht aber keinesfalls abgeneigt ließ sie sich von ihm in die Arme nehmen und legte ihren Kopf an seine Schulter. Weil sie nicht wusste wohin mit ihren Händen legte sie diese einfach bei ihm aufs Bein ohne sich dabei etwas zu denken. "Ich weiß. Werde ich dich dann dennoch noch sehen können? Wie oft würdest du kommen und wer wäre alles da in dieser Villa?"
    Sie hob ihren Kopf an um ihn anzusehen und wurde von der reinscheinenden Sonne etwas geblendet. Unbeabsichtigt streifte sie etwas sein Gesicht und erinnerte sich an die Nacht, die sie zusammen hatten auch wenn nichts geschehen war, aber sie würde es nicht vergessen und zu gerne wüsste sie ob er etwas davon wirklich mitbekommen hatte.

    Es war so viel was ihr alles durch ihren Kopf ging, dazu kam noch das Gespräch mit Furianus, das Zusammensein mit ihm, dann Strabo. Sie hatte ja keine Ahnung mehr was sie mit ihren Gefühlen alles machen sollte. So viele Eindrücke und Erlebnisse in einer so kurzen Zeit, konnte doch wirklich kein Mensch vertragen und es war wirklich nicht so, dass sie nicht gerne eine Sklavin war. Es war alles so kompliziert oder war es vielleicht Nadia die kompliziert war. Wieder sah sie in das Wasser bis Hannibal neben ihr war und mit ihr sprach und sie ihm zuhörte.


    Sie folgten seinem Fingerzeig und sah auf die andere Seite des Flusses, sah die Bäume und auch ganz entfernt die Menschen die dort arbeiteten. Die Löwen die er erwähnte ließen eine Gänsehaut auf ihren Armen erscheinen und auch ihre Nackenhaare stellten sich etwas auf bei dem Gedanken daran, was der Sklavin der Flavier passierte, als sie noch nicht da war.


    Nadia drehte sich zu Hanibal um und sah ihm in die Augen. "Wenn Furianus nicht wäre, dann wäre es auch schlimmer als es schon ist, denn er ist derjenige der mich beschützt, zumindest versucht er es mit allen Mitteln. ICh weiß nicht was ich manchmal denken soll und was nicht. Das eine mal ist er kalt wie Eis zu mir, das andere mal strahlt er mir gegenüber eine ungeheure Wärme aus. Ich weiß nicht wie ich dir sagen soll warum ich mit all dem nicht glücklich bin. Weißt du ich wollte nie frei sein. Ich habe nie darüber nachgedacht wie es ist frei zu sein, denn mein Leben war gut, ich wurde nie geschlagen, nie verstehst du? Dann komme ich hier her und alles ist anders. Es überfordert mich, es tut weh.


    Sie fragte sich ein wenig warum sie mit ihm darüber sprach. Woher sollte sie nur wissen ob sie ihm wirklich vertrauen konnte oder nicht. Verzweifelt sah sie wieder ins Wasser und spürte etwas in ihr, wie eine Stimme die ihr sagen wollte TU ES, aber sie konnte auf der anderen Seite auch wieder nicht.


    Ihre Hand, wie schon so oft, legte sich auf die Kette, die nicht gänzlich von dem Stoff ihrer Tunika bedeckt war. "Er will mich wegschicken, damit ich in Sicherheit bin. Weg von ihm und weg von noch jemand anderen, von dem er nicht wirklich etwas weiß. Ich habe Angst zu gehen, aber ich habe auch Angst zu bleiben."