Während ich so dort heraus prozessierte bespritzte mich ein Tempeldiener mit Wasser. So tat er es auch bei dem Priester und den anderen beteiligten, sowie einmal quer über die Masse. Währenddessen betrat ein Herold die Szene. Ein Mensch der quasi nur dazu geboren wurde zu brüllen. In diesem Fall brüllte er:
Es veranlagte mich ein wenig zum Lächelnd, bat doch der größte Schreier zur Ruhe. Nach und nach verschwiegen die Massen, jeder Anlauf einen Ton zu erheben wurde schon im Keim erstickt. Der Priester begann nun etwas unverständliches zu murmeln. Das Tier, inzwischen vor dem großen Altar fest mit Seilen gebunden, war das einzige, das anfing Geräusche zu machen, aber das würde es wohl auch nicht lange tun. Flötenspieler auf ihrer Doppelpfeife fingen nun an, unerkenntliche Melodien und Akkorde zu spielen, die dem ganzen noch einen Hauch von Festlichkeit und Konzentration verliehen. Ruhig sanft, aber doch so aufwirbelnde Musik. Ein wenig Wein wurde nun auf das Tier getröpfelt um es Mars zu weihen und sobald das geschehen war, nahmen zwei Tempeldiener den Schmuck von dem Tier ab. Als Opferleiter, da ich es bezahlte, hatte ich nun die Ehre mit dem Opfermesser von dem Kopf bis zu seinem Schwanz des Rindes zu streichen. An einigen Stellen schnitt ich sogar schon ein wenig in die Haut - verständlich, war ich doch ein Soldat und nicht gewohnt Feinde mit Messern zu streicheln. Dann blickte ich zum Priester auf, der hinter dem Altar sich aufbaute und dort das Opfergebet sprach - etwas lauter, so das wenigstens alle es hören könnten - und die Flötenspieler verstummten auf das wenigste was sie mit ihren Instrument machen konnten.
"Mars, Gott der Krieger.
Wir beten zu dir mit diesem Opfer,
sodass wir das Blut dieses Rindes
sehen können in dem Blut jener,
die wir schlachten.
Und dass du uns bewarst davor,
dass wir eben jenes gutes Blut vergießen,
dass diesem Reich gehört.
Mars, so denke nicht nur an die,
die es nötig haben, denn diese
wollen wir nicht vergessen haben.
Aber denke auch an uns, Mars.
Mars, Gott der Krieger.
Nimm unser Opfer an."
Nicht umbedingt ein Schmuckstück lateinischer Dichterkunst, aber ich hatte dieses Gebet dem Priester überlassen. Und wahrscheinlich wäre ein Gebet aus meiner Feder auch nicht viel großartiger geworden. Die wieder aufkommenden Flöten erinnerten mich jedoch daran, dass das hier keine Lesung verschiedener Dichter war, sondern ein ernstzunehmendes Opfer. Der Schlächter, dem ich noch vorhin geschickt das Messer in die Hand untergejubelt hatte, richtete nun seinen Blick wieder auf und meinte mit seiner bodendröhnenden Bass-Stimme: "agone?" Worauf ich nickte und antwortete - mit meiner normalen Stimme: "age!"
Nun für die nicht alzu zartlich besinnten, von welchen es in der Ala wohl nicht alzu viele gab, gab es nun etwas zu schauen. Der Schlächter, ein großer, vermutlich mit Stoppelbart, Mann, so wie man sich nunmal einen Schlächter vorstellte - also ein Mann der das Wort Wasser auch nur vom Hören-Sagen kannte - holte nun seinen Hammer hinter seinem Rücken hervor. Er holte kräftig auf und ließ den Hammer mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit auf den Kopf des Tieres fallen. Das Rind sackte nach einem kurzen undefinierbaren Laut in sich zusammen - das war jedoch noch das mehr oder weniger Harmlose. Nun nahm der Schlächter das Opfermesser, hob mit dem linken Arm den Kopf des Tieres hoch als wäre er aus Gras und schnitt mit einem beherzten Schnitt einmal quer durch die Kehle. Nur Sekunden nachdem das geschah standen zwei Tempeldiener bereit, die mit ein paar Wannen einen Grsßteil das Blutes einsammelten. Ich selbst musste ein wenig schlucken, wollte ja ja nicht umbedingt meine Kehle durchgetrennt bekommen. Jedoch das Blut strömte noch eine ganze Weile weiter, und eine Wanne nach der anderen füllte sich. Erstaundlich wie viel Blut in einem solchen Tier fließen konnte, oder, inzwischen nicht mehr.
Dann, nachdem es ausgeblutet war, wurde das Rind auf den Rücken gelegt und seine Bauchseite mit dem Opfermesser von dem Priester professionell aufgeschnitten. Nach einigen beherzten Handgriffen in Dinge, die man nicht immer wissen will, was sie ganz genau sind, war patera, die Schale in der man die Eingeweide sammelte, schon größtenteils gefüllt. Als schließlich alle Eingeweide versammelt war, hob der Priester die Schale auf den Altar. Neugierig blickte ich ihm über die Schulter. Was konnte er sehen, was konnte er lesen?