Beiträge von Caius Octavius Sura

    Ich wurde schon früh, und nach meinem Geschmack etwas zu wenigem unbequemen Schlaf von den Lärmen des Lagerabbaus geweckt. Allerdings sollten wir wieder früh los, um noch rechtzeitig in Mogontiacum einzutreffen. Da fiel mir ein, dass ich noch mal in die Curia musste. Im Gästezimmer hatte ich noch einige Sachen. Ich beschloss, diese Aktion auf die Abreise zu verschieben. Ob ich zwei Minuten länger vorreite oder nicht machte eh keinen Unterschied. Ich ließ also mein Zelt abbauen. Einige Soldaten und zwei Sklaven sowie meine persönliche Wenigkeit halfen das Zelt zu verschwinden zu lassen. Einzig die Pflocklöcher in der Erde zeugten noch von unserer Anwesenheit und Abwesenheit. Und natürlich die deutlichen Spuren, die die Sandalen nun einmal so machten. Vor allem bei nicht immer gutem Wetter. Ich machte einen kleinen Rundgang um das Lager. Ich stellte zufrieden fest, dass sich einige Soldaten schon an das ausreißen der pila muralia machten. Der Graben und der daraus entsandende Wall beließen wir allerdings. Der Rest der Zelte war schneller ab, als aufgebaut und in den Säcken der Soldaten verpackt. Einzig ein Stuhl stand noch von meinem Zelt nicht auf den Maultieren. Auf diesen saß ich mich und wartete die Meldungen der Centurios. Diese kamen auch kurz darauf und ich war zufrieden, da wir nicht alzuviel Zeit verplempert hatten. Das Feld, auf dem wir lagerten, war zwar jetzt eine Art Schlachtfeld, aber das würde wohl wieder nachwachsen.


    Nachdem alle sich gemeldet hatten und die Truppen abmarschbereit waren, wollte ich sie nicht nochmal mit meiner Rhetorik quälen sondern stieg demonstrativ auf mein Pferd. Ruhig stand ich noch vor meiner kleinen Armee, aber anstatt große Reden zu schwingen rief ich nur über den Platz:
    "Milites! Aequatis passibus! Pergite!"

    So mochte es die Wache. Knappe Ansagen mit klaren Namen und Vorliegen. Der zuständige Beamte kritzelte den Namen und das Amt auf eine Wachstafel und die Wachen machten den Weg frei. "Immer grade aus, dann in die Princzipa, da wo die lange Schlange ist ist der Praefectus." 8), grinste die Wache, denn sie ging nicht davon aus, dass sie Begleitung brauchte. Allerdings war sie eine Frau und freilaufende Frauen waren manchen Vorgesetzten ein Dorn im Auge. "Ich bring dich hin."

    "Vale!", rief ich ihr noch hinterher. Eine komische Begegnung war das. Ich grübelte noch kurz, ob ich vielleicht irgendetwas hätte machen sollen, aber ich beschloss meinen Tag einfach ganz normal fortzusetzen. Es gäbe auch keinen Grund ihn anders verlaufen zu lassen. So gefährlich wie Rom würde diese Stadt wohl auch nicht sein. Und sie hatte die angenehme Luft, bei der man nicht denken musste über die nächste Leiche zu steigen um in ein Geschäft zu kommen. Ich setzte meinen Weg durch die Menge fort und ließ ich mich in einer Taverne nieder wo ich mir etwas für mich neueres bestellte. Etwas, was ich zwar kannte, aber nie wirklich genossen hatte. Ein Bier. Der Wirt rammte es mir auf den Tresen und ich nippte vorischtig daran, als sei es Wein dies belustigte einige Jugendliche, worauf ich beschloss mehr zu trinken. Bouah! Gut schmeckte es nicht. Ich ließ das Glas halb voll stehen und starrte durch die Menschenmenge, um einfach nur den schönen Tag zu genießen.

    "Ahja. Na dann, willkommen in Mogontiacum", meinte die Wache ungerührt und machte Platz für den Tribun, der ganz ohne Begleitung war und somit auf ihn wesentlich weniger Imposanz ausübte. Je mehr Leute, desto wichtiger, dachte dieser ziemlich einfältige Soldat. Zwar wunderte er sich am Anfang, warum er nicht direkt zum Castellum geritten sei, aber vielleicht wollte er noch einen kleinen Abstecher zur Regia machen um den Neuen ein wenig um seinen Posten zu beneiden. Oder wollte er nur hier vorbei um der Wache zu zeigen, dass er toll ist? Insgeheim war die Wache froh, dass er wohl kaum etwas mit ihr zu tun haben wird. Nur komischerweise verlangte er wohl, dass ihn alle kannten. Aber Acta lesen tat der Soldat nicht, sonst hätte man wohl schwer an jenem Mann vorbei kommen können. Er konnte nämlich nicht lesen, aber man konnt ja auch nicht verlangen, dass jeder die Namen der amtierenden Politiker kennt. Aber Namen waren für ihn ja eh Schall und Rauch. Und er wusste auch jenen nicht, aber er tippte auf irgendwas mit Germanicus, was wieder von einem nicht so toll geratenem Gehirn zeugte, da der Germanicus ja sich gleich mit Germanicus vorstellte. Und der Olle hieß, so viel wusste er noch Sedulus oder sowas. Aber ihn ging es eh wenig an, da von den Tribunen so gut wie nie Befehle an einfache Soldaten gerichtet wurden. Doch er beschloss genug gedacht zu haben für heute und ließ es sein und stand eben erstmal, aber immerhin in Haltung neben dem Tor. Blöd, dass sich solche Leute aber auch nicht erkennbar machen konnten.

    "Ich verstehe", sagte ich knapp, weil ich es ja auch verstand. Ich fragte mich nur, ob ich verstand ob sie nach Hause gehen sollte, oder ob man sie allein nicht hätte gehen lassen sollen. Ich verstand eigentlich beides, aber es machte mir Spaß ein wenig darüber zu rätseln. Was ich aber nicht wusste, ob sie damit andeutete, dass ich sie begleiten solle. Aber da für gewöhnlich die Männer solche Fragen stellen und die Frauen eher die Abweisenden als die Aufdringlichen, also zumindest in meiner Erfahrung, spielen, ließ ich es gut sein, da mir eigentlich nach einem Mittagessen als nach einer Rolle als Seelsorger jetzt lieber wäre. Jedoch wagte ich nichts zu sagen, aber auch nicht wieder weg zu gehen. Mit jemanden vom Tode getroffenen zu reden ist immer ein wenig schwierig. So stand ich ein wenig dumm und sinnlos auf der Straße, aber wenigstens wusste ich, dass es dumm und sinnlos aussah, was mir ein kleines Lächeln, das hoffentlich aufmunternd aussah, verschaffte.

    "Kommt ganz drauf an...", meinte die Wache ohne den Satz fertig zu stellen, aber man konnte sich ja seinen Teil drauf reimen. Der mehr oder weniger diensterfahrene Wachhabender kannte weder den Vater von dem Mann noch den Mann selbst, der vor ihn Stand. Namen kannte er natürlich, aber die waren ihm nicht wichtig. Er hätte ja auch behaupten können der und der zu sein, aber grundsätzlich galt ja alles durch zu lassen, es sei denn es gab zu, morden plündern und stehlen zu wollen, aber das gab niemand zu. Sie müssten auch sehr dumm gewesen sein, hätten sie es zu gegeben. Und manchmal auch einfach persönlicher Hass gegenüber manchen Bauern und sie wurden nicht durch gelassen. Aber dann kriegt man wieder eins vom Optio auf den Deckel. Warum musste man dann überhaupt noch diese Kontrolle machen. Also wartete der Soldat einfach nur auf die Erklärung.

    "Oh, das... das tut mir Leid.", meinte ich. Dann überlegte ich wo ich den Naemn Quintillius schonmal gehört hatte. Einer meine Vorgänger musste glaube ich so gehießen haben, aber erinnern konnte ich mich daran nicht. Da war ich auch noch gar nicht hier, aber die Sklaven hatten es mir berichtet. Ich war ein wenig ratlos, was ich jetzt mit der Frau machen sollte. Ich wollte sie nicht einfach stehen lassen, aber ich wollte sie auch nicht nerven. Also blickte ich kurz in den Himmel. Die Sonne stand hoch und mein Magen knurrte ein wenig. Also ergriff ich die Initiative und fragte Narcissa: "Ich würde jetzt gerne essen gehen. Wie wärs, wenn du dich dabei ein wenig ablenkst?"

    Ich kam mit sämtlichen Milites zurück von der Baustelle in unser Lager. Die Wache, die ich hier noch abgestellt hatte und die Abordnung verschiedener Soldaten erfuhren sofort die Neuigkeiten. Insofern waren sie auch ein wenig erleichtert, immerhin konnten sie jetzt wieder zurück in die eigentliche Heimat, auch wenn wir nicht alzu weit entfernt waren. Ich deutete den Centurionen an, gleich mit mir zu kommen und ich ritt vor bis zu meinem Zelt. Dann stieg ich schwungvoll ab und landete vor den Dreien. "Centurio, Centurio, Centurio.", begrüßte ich die Drei einzeln jeweils mit einem Kopfnicken in die jeweilige Richtung. "Wir haben gute Arbeit geleistet. Ich bin zufrieden, wir sind sogar einigermaßen im Zeitplan. Der Duumvir sollte uns nicht mehr brauchen, ich habe meine Aufgabe erfüllt. Ihr auch. Im Morgengrauen brechen wir auf. Es gelten folgende Befehle:
    tabernacula detendite!
    vasa conclamate!
    sarcinas sumite!
    parate vos ad iter!
    "


    Damit entließ ich die Männer und verschwand selbst in mein Zelt und überlegte mir schonmal die Worte für den Bericht vor dem Praefectus Castrorum. Es war einiges passiert in der 'vergangenen Zeit'. Ein Mitglied der Familie war gestorben. Ich sollte so schnell wir möglich nach Rom berichten. Es gab noch einiges zu tun, wenn ich wieder kam. Vielleicht sollte die den Bautrupp wieder einmal benutzen um meine Casa zu verschönern. Irgendwann fand ich mich schlafend auf meinem Ersatzbett wieder. Morgen würde ich wohl endlich wieder angemessen nächtigen können.

    Sim-Off:

    Augustinus: Ja, ich weiß, du bist gerade weg, aber ich hab dir schon vor längeren mal eine PN geschickt.


    Diese Mission war für mich abgeschlossen. Das, wozu wir bestellt waren, hatten wir ausgeführt, nicht immer unter besten Bedingungen. Ein wenig stolz stand ich vor den Soldaten und vor dem Tempel. Da es nun angebracht war sprach ich noch ein paar Abschlussworte an meine Soldaten. Dazu stieg ich ein paar Stufen des Tempels hinauf. Der Ausblick war herrlich. Die Säulen standen dort zum Himmel gestreckt, das leere Gemäuer wirkte nicht wie eine Ruine, sondern wie ein Anfang, faszieniert und stolz, dass ich meinen Teil dazu bei getragen hatte drehte ich mich um und holte viel gute Luft aus Confluentes in meine Lungen. "Milites! In der vergangen Zeit habt ihr alle schwer gearbeitet. In der vergangen Zeit musstet ihr auf manchem Komfort verzichten. In der vergangen Zeit habt ihr einen Tempel des Mars aufgebaut. Ich hoffe, dass ihr diese Zeit nicht nur als lästige Pflicht, sondern auch als lehrreiche und unterhaltsame Zeit empfunden habt. Und war es auch nicht das große Ausmaß an Spannung, so war es doch schön zu sehen, dass die Legio nicht eingerostet ist. Und ich bin mir sicher, Mars wird euch danken!" Ich ließ die Worte wirken, bevor ich den letzten Befehl von hier aus gab.


    "Milites abite!"

    Während sich schon die ersten Probati im Wasser langweilten und ich ihnen bei den ersten Bahnen noch zu geschaut hatte und ein paar Centurionen zur Verbesserung vorgeschickt hatte, was aber fast kaum nötig war lag nun meine Aufmerksamkeit bei den Nichtschwimmern. Sie standen alle ein wenig zögernd am Ufer und hielten ab und zu mal einen Fuß ins Wasser und sprangen gleich wieder zurück. Aber es waren ja den Göttern sei Dank nicht sehr viele. Ich beschloss die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Auch wenn ich nicht der begnadeste Schwimmer war, so konnte ich doch wenigstens mir erklären, wie es ist ein Nichtschwimmer zu sein. Bis zu meinem 15. Lebensjahr verabscheute ich Wasser, tiefes Wasser. Aber dann, als ich wuchs und auch in tieferen Gewässern stehen konnte kam das Schwimmen von alleine, der Rest war Spaß.
    Ich baute mich vor der eingeschüterten Gruppe auf und begrüßte sie erstmal: "Salve Milites! Nichtschwimmer zu sein ist keine Schande, aber nicht schwimmen zu können schon. Glaubt mir, das Erlernen fällt euch leichter, wenn ihr dem Wasser vertraut, dass es euch trägt. Wer mit einer Rüstung bepackt ist, wie ich, kann das Schwimmen gleich vergessen, aber wer so wie ihr nackt seit, der kann sich wenigstens treiben und tragen lassen. Wenn ihr strampelt, unkontroliert strampelt, werdet ihr eher unter gehen, als wenn ihr euch einfach auf das Wasser legt, wie ein Toter Mann." Einige nickten und murmelten irgendwas. Ich wendete mich ab und suchte mir ein paar faule Milites, oder die gerade keine Bahnen schwommen. "Ihr da! Helf den armen Kerlen mal dadrüben, haltet sie am Rücken, aber so, dass sie merken, dass das Wasser die eigentliche Kraft ist, die sie nach oben treibt, verstanden?" Ich erwartete, dass sie die Rede an die Nichtschwimmer wohl mitgehört hatten, soweit weg waren sie ja auch nicht. Ich drehte mich ohne eine Antwort zu erwarten wieder um und wandte mich an die Nichtschwimmer. "Vertraut dem Wasser, vertraut den Kameraden. Vertrauen ist hier die Grundlage, dann können wir anfangen zu schwimmen."

    Wie aufgetaucht, so verschwunden. Eigentlich hatte ich das selbe vor und scheinbar die Frau auch. Narcissa wie ich jetzt wusste. Ich meinte noch kurz Vale zu dem Magister und machte mich auch auf den Weg in dem ich meine Kleider orden. Aber sicherheits und höflichkeitshalber fragte ich die Quintilia noch: "Alles in Ordnung?" Glücklich schien sie ja nicht zu sein, aber ich konnte nicht erwarten, dass alle Personen die ich traf strahlten. Tat ich auch nicht, aber um zu trauern war eine belebte Straße sicher nicht der richtige Ort.

    Sim-Off:

    Achso... ich hatte gedacht, die Vorstellung war an Narcissa gerichtet :patsch:
    Übrigens: Eine PN verhindert Sim-Offs Posts :)


    "Octavius Sura, Tribunus Angusticlavius", stellte ich mich vor. Meine Lust auf die Aufregung war wieder verflogen. Der arme junge Mann da vor mir verschwendete wohl lieber seine Zeit mit Papierchen ausfüllen. Fast bedauernswert. 8) Aber das ließ ich ihm seine Sache sein, scheinbar war er ja stolz darauf. Ich hoffte nur einmal wieder auf eine neue Acta, damit ich die Ernennungen verfolgen konnte. "Schon in Ordnung. Immerhin gibt es noch rechtsschaffende Menschen", grinste ich. Wie schnell sich rechtsschaffend in misstrauisch und misstrauisch in rechtsschaffend verwandeln konnte.

    Ja, es gab nur eine einheitliche Größe, das war richtig, aber der Tessarius hatte eh nichts besseres zu tun als immer nach dem Körperbau zu fragen. "Gladius, scutum, pugi, pilum, cassis, caligae, tunica, lorica segmentata et cingulum.", murmelte er und legte dabei die jeweiligen Gegenstände auf den Tisch neben ihn. "Das müsste alles sein... Jetzt noch hier unterschreiben, wozu auch immer.", sagte er. Und das alles ohne ihn anzuschauen. "Vorsicht mit dem Gladius, das ist scharf!", fügte er noch grinsend hinzu.

    "Groß? Klein? Dick? Dünn?", fragte wieder ein Tessarius ohne auch ihn nur an zu schauen, vielleicht hätte er es dann bemerkt, aber sein Beruf war das Ausfüllen von Wachstäfelchen, und nicht das Anschauen von gut gebauten Körpern. 8)

    Gut, er war wirkich gesund. "Augenschwäche?", fragte er noch, aber schrieb schon auf seine Wachstafel.



    Manius Prudentius Scaurus, 20, aus Misenum, wurde untersucht und für diensttauglich befunden.


    Keine besonderen Krankheiten.
    Keine körperlichen Gebrechen.
    Kondition und Kraft sehr gut.


    D-e-r Medicus.


    Und reichte sie dem Rekruten. Er konnte von ihm aus halb blind sein, aber so lange er Germanen eins über die Rübe geben konnte wurde er in der Legion genommen.

    Er kratzte sich am Ohr. Schon wieder so ein kerngesunder Junge. Keine kaputten Knie, kein halb gebrochener Arm. Er seufzte und meinte: "10 Kniebeugen, 10 Liegestüzen, laut mitzählen!" Behaupten konnte jeder, dass er kerngesund ist. Oder pudelwohl. Er notierte ein paar Sachen.

    Name, Alter, Herkunft. Gibt es bekannte Krankheiten in der Familie und bist du zurzeit erkrankt?, murmelte der Medicus vor sich hin. In diesem kleinen Untersuchungsraum war eh ziemlich wenig, bis auf ein Tisch. Er richtete nicht den Blick auf sondern notierte nur fleißig, was gesagt wurde. Er kannte viele Probati, er kannte viele Krankheiten, wieso musste er dann noch das hier machen? Er war gelangweilt, aber dafür freundlicher als die Soldaten, die dem Prudentier vorher begegnet waren.