Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Crispus ließ dem Legatus Platz, damit dieser zu den Männern sprechen konnte. Die Rede war Balsam für seine Seele, denn sie zeigte ihm, dass er wohl tatsächlich seine Abdrücke in der Legio hinterlassen hatte. Wenn er vom Tribunal sah und in der ersten Reihe seine Männer aus der ersten Centuria, dann weiter bis zu der entfernteren Einheit, die sein ehemaliger Optio leitete, dann befand er, dass Lucianus Recht hatte.


    Als er dann vortreten durfte, tat er dies natürlich gern. Während sein Körper wie eh und je militärisch gerade war, verrieten seine Augen die Rührung und Wehmut, die er empfand.

    Sim-Off:

    Ups, diese Duccier sind leider so allgegenwärtig, dass ich jeden romanisierten Germanen für einen solchen halte :D


    "Danke, ich bekomme nichts."


    erwiderte er und nahm Platz.


    "Im Grunde soll gar nichts geändert werden. Es geht nur darum, ein paar Stellen neu zu verputzen, neu zu kalken oder zu streichen. Das Haus ist nur...ein wenig heruntergekommen."


    Dafür war es günstig gewesen. Im Grunde war es ihm fast peinlich, dem Duumvir zu beichten, dass er ein altes Haus gekauft hatte, das völlig heruntergekommen war. Für einen Decurio klang das ja fast wie ein Armutsbeweis!

    Crispus trat ein und stellte überrascht fest, dass der Duumvir von Mogontiacum höchstpersönlich hier saß. Einen Augenblick fragte der Centurio sich, ob ein öffentliches so wenig Zeit in Anspruch nahm, dass man hier im Handelshaus sitzen konnte, dann fiel ihm jedoch ein, dass es nicht gerade die üblichen Geschäftszeiten waren, zu denen er gekommen war (schließlich hatte er selbst Dienst).


    "Salve, Duumvir. Welch eine Überraschung, dich hier zu treffen."


    begrüßte er den Duccier.


    "Ich bin hier, weil ich ein Haus gekauft hab, das renoviert gehört."


    erklärte er dann knapp. Capitolinus würde schon nachfragen, wenn er genauere Informationen brauchte.

    Als er den Legaten durch das Lagertor kommen sah, begann Crispus zum letzten Mal einen Appell. Er musste sich vorher räuspern, dann jedoch erscholl seine Stimme über den Exerzierplatz.


    "Milites state!"


    "Aciem dirigite!"


    "Oculos vostros ad sinistram!"


    Nun konnten die Soldaten mit dem Blick den Einmarsch des Legaten verfolgen. Als dieser die Treppe zum Tribunal hinaufstieg, befahl er schließlich


    "Oculos prosam!"


    Dann wandte er sich an Lucianus, der gerade die Ansprachs-Plattform erreicht hatte.


    "Nuntio!


    Legatus Legionis Marcus Vinicius Lucianus,
    ich melde die Legio II Germanica wie befohlen angetreten."


    Damit wandte er sich wieder an die Soldaten.


    "Movemini!"


    Nun war es an dem Vinicier, das Wort zu ergreifen.

    Crispus sah fast genüsslich zu, wie sich der Exerzierplatz mit Soldaten füllte. Anfangs nur dünn besetzt, formierte sich der Schwarm an Legionären immer mehr zu einer kompakten Masse, jeweils mit Linien zwischen den einzelnen Einheiten. Crispus sah sich um und stellte fest, dass nun auch die Stabsoffiziere erschienen: Allen voran Tribun Terentius. Crispus grüßte ihn mit militärischem Gruß, dann blickte er wieder hinab auf die Soldaten. Seine Soldaten.

    Crispus hatte gelesen, dass das diese Handelsgruppe "Freya Mercurioque" (die ihm nebenbei etwas suspekt war) auch Handwerker für Renovierungen vermietete. Da sein neues Haus noch nicht wirklich bezugsfertig war, beschloss er, dort anzufragen.


    In seiner üblichen Soldatenkleidung (selbstverständlich mit Cingulum Militare) betrat er die Geschäftsräume direkt am Forum. Hilfesuchend sah er sich nach einem Ansprechpartner um.

    Petronius Crispus hatte sich umgehört, wo er eventuell ein Haus erwerben könnte und tatsächlich hatte man ihn an eine alte Witwe verwiesen, deren Mann vor kurzem verstorben war, weshalb sie nun die Immobilien zu Geld machte und wieder zu ihrer Familie zurückkehrte. Gemeinsam mit ihr besichtigte er nun das Haus, das seiner Meinung nach recht günstig an der Via Borbetomagus lag.


    Bereits als er eintrat und sich im Garten umblickte, stellte er fest, dass mit dem Haus einiges im Argen lag: Hier und da bröckelte der Putz von den Wänden, der Garten war ziemlich unübersichtlich, da die Sträucher offensichtlich längere Zeit nicht mehr gestutzt worden waren.


    "Das drückt den Wert aber gewaltig, was ich hier sehe."


    Meinte er zu der Frau, die sich trotz des warmen Wetters in einen Umhang gehüllt hatte.


    "Naja, wir waren lange nicht hier. Mein Mann und ich, wir haben uns in den letzten Jahren hauptsächlich in Colonia Agrippensium aufgehalten. Aber die Lage - die ist hervorragend."


    "Nunja, die Lage ist wirklich einigermaßen gut. Aber trotzdem: Da muss ich noch viel Geld reinstecken, damit ich hier wohnen kann."


    Gemeinsam besichtigten sie die verschiedenen Zimmer. Im Zimmer, das ehemals die Tochter bewohnt hatte (ehe sie einen eigenen Haushalt mit einem germanischen Offiziers-Veteranen eröffnet hatte), zeigte die ein oder andere Spinnwebe, die Möbel fehlten gänzlich. Das brachte Crispus auf einen wichtigen Punkt.


    "Was ist mit der Einrichtung? Kann ich die übernehmen?"


    Zwar war die Möblierung des Hauses nicht übermäßig neuwertig oder geschmackvoll, dennoch hatte Crispus selbst kaum Mobiliar, da er die letzten zwanzig Jahre maximal drei Räume bewohnt hatte, während dieses Gebäude wohl etwa fünfzehn aufwies - wenn nicht mehr!


    "Von mir aus gern. Ich brauch' sie nicht. Aber sie kostet natürlich extra."


    "Ich werde sehen, was ich brauchen kann."


    Als sie das Triclinium betraten, stellte Crispus fest, dass es ein sehr schönes Mosaik aufwies: Es zeigte eine Blumenwiese, darauf verschiedene Essensreste, wie sie üblicherweise vom Tisch fielen. Das würde er auf jeden Fall behalten, beschloss er.


    "Wie sieht es mit der Heizung aus?"


    "Oh, der Boden des Triclinium, sowie das Schlafzimmer neben dem Elternzimmer sind beheizt, der Rest leider nicht."


    Crispus überlegte: Im Winter wurde es schon relativ alt, andererseits (zumindest soweit er das überblickte), lagen die meisten Räume in der Nähe von Wärmequellen: Entweder neben dem Stall (zumindest wenn er sich wieder Tiere anschaffte) oder der Küche.


    "Dann wollen wir mal den Preis bereden."


    meinte Crispus schließlich zum Ende. So gingen sie in das Tablinium und begannen zu feilschen. Die Alte war eine härtere Verhandlungspartnerin, als er erwartet hätte, dennoch gelang es den beiden letztendlich, sich auf einen fairen Preis zu einigen, der deutlich vom schlechten Zustand des Hauses, aber auch der Übernahme der Möblierung beeinflusst worden war.


    "Ich zahle, sobald ich mein Entlassungsgeld habe."


    meinte Crispus schließlich und die Alte nickte.


    "Ich wohne hier bis Du einziehst. Bei Geldübergabe erhältst Du die Schlüssel und eine schriftliche Bescheinigung über den Besitz."


    So einigte man sich und Crispus zog frohen Mutes von dannen.

    DOMUS PETRONIA


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    Bewohner

    Marcus Petronius Crispus, Primus Pilus der Legio II Germanica, erschien an diesem Tag besonders früh auf dem Exerzierplatz der Castellum. Er hatte seine beste Ausrüstung angelegt: Den roten Federbusch, einen frisch polierten Helm, den Parade-Brustpanzer, den er sich zu seiner Beförderung zum Primus Pilus gekauft hatte. Auf ihm zeichneten sich Muskeln ab, die Crispus bestenfalls in seiner Jugend, aber vermutlich nicht einmal da besessen hatte. Darüber hatte er den Gurt mit seinen Phalerae geschnallt, sein Rücken wurde von einem roten Mantel bedeckt. Die Schienbeine waren von den gleichen Beinschienen geschützt, die er sich bei seiner Beförderung zum Centurio gekauft hatte und ein Stiermotiv zeigten, und noch immer passten sie einwandfrei. Nur seine Füße steckten nicht mehr in den genagelten Sandalen, sondern waren in angenehme Calcei gehüllt, wie sie Stabsoffiziere zu tragen pflegten.


    Er selbst betrat langsam das Tribunal, von wo aus er die Inspektion leiten würde. Während er den weiten Exerzierplatz betrachtete, kamen ihm Erinnerungen an die vielen Stunden, die er hier verlebt hatte: Wie er als junger Optio seine erste Ausbildung hatte leiten dürfen, wie er die Probati geschunden hatte, wie er hier zum Centurio gemacht worden war, wie er Befehle erteilt und trainiert hatte, wie er zum Primus Pilus gemacht worden war und schließlich zum ersten Mal eine Legion hatte antreten lassen. Und nun stand er hier, um diese Aufgabe zum letzten Mal in seinem Leben durchzuführen. Langsam ging er auf und ab. Es war ein lauer Vormittag im germanischen Sommer. Bald schon würde das Getreide geerntet werden. Und im nächsten Jahr vielleicht von ihm und seinem Sohn?

    Am Abend seines letzten Arbeitstages begann Crispus, zusammenzupacken. Er erinnerte sich noch genau an den Tag, an dem er dieses Officium betreten hatte: Es hatte sich wenig verändert und aus seinem Vorsatz, hochwertigeres Schreibmaterial zu kaufen, war außer einem Elfenbeinstylus und einer praktischen Klapp-Tabula, recht wenig geworden. So packte seine wenigen Habseligkeiten zusammen, sammelte die Papyri zusammen, die er mit Notizen bekritzelt und in seine Regale gestopft hatte, zusammen und stellte dabei fest, dass diese Regale wenig Ordnung aufwiesen.


    Folglich nahm er noch einmal Platz und begann, die Akten, die in seinem Dienstzimmer lagerten, zu ordnen - chronologisch. Er wollte schließlich seinem Nachfolger kein totales Chaos hinterlassen!


    So wurde es doch später, als er gehofft hatte, bis er mit der Räumung seines Officium fertig wurde. Auf der Schwelle wandte er sich noch einmal um, seufzte tief und verließ dann die Principia. Er sah, dass die Sonne bereits den Horizont berührte, weshalb er sich beeilte: Zu Hause war sicher ebenfalls Einiges zu tun!

    | Quintus


    Quintus, der Bursche des Primus Pilus, erschien im Vorraum des Tribun und brachte die Stärkemeldung der ersten Centuria, nachdem der Posten des Praefectus Castrorum als eigentlichen Addressaten noch immer nicht besetzt war.


    Pridianum


    CENT I, COH I, LEG II
    PRIDIE ID IUL DCCCLVIII A.U.C. (14.7.2008/105 n.Chr.)


    Abgänge: V


    Zugänge: IIII


    Personal: CLI


    Neue Stärke: CLI
    Davon verfügbar: CXIIII



    gez. M Petronius Crispus

    PRIMUS PILUS - LEGIO II GERMANICA






    CACULA - MARCUS PETRONIUS CRISPUS

    Am Tag vor seiner Entlassung saß Crispus in seinem Officium. Siculus Receptus, sein Tesserarius, hatte ihm die den letzten Truppenbericht hereingereicht, den Crispus nun studierte. Er musste das Papyrus ein wenig von sich halten, um scharf sehen zu können, dennoch konnte er jeden einzelnen Namen lesen und bei jedem Namen hatte er die Person vor Augen: Die Menenius-Zwillinge, Söhne eines Veteranen, die es beide in die erste Centuria geschafft hatten, der störrische Remmius, der bauernschlaue Menenius und wie sie alle hießen! Es tat ihm fast weh, sie alle zu verlieren.


    Dann endlich setzte er sein Zeichen unter das Pridianum und rief Quintus herbei.


    Pridianum


    CENT I, COH I, LEG II
    PRIDIE ID IUL DCCCLVIII A.U.C. (14.7.2008/105 n.Chr.)


    Abgänge: V


    Zugänge: IIII


    Personal: CLI


    Neue Stärke: CLI
    Davon verfügbar: CXIIII



    gez. M Petronius Crispus

    PRIMUS PILUS - LEGIO II GERMANICA



    "Quintus, bring' das in die Principia!"


    befahl er und reichte den Bericht an seinen Burschen weiter. Dieser betrachtete das Schriftstück kurz, dann fragte er


    "Ich glaub', wir werden dich vermissen, Primus Pilus!"


    Gedankenverloren blickte Crispus aus dem Fenster in den Lichthof, dann meinte er


    "Ich euch auch, ich euch auch."


    Dann blickte er den Burschen, der ihm seit seiner Beförderung zum Centurio stets aufs Treueste gedient hatte, an.


    "Wir haben so viel zusammen erlebt. Du hast mir immer gut gedient. Ab heute nicht mehr Primus Pilus. Nenn' mich Crispus, Quinte."


    Quintus lächelte seinen früheren Dienstherrn an, dann sagte er


    "Ist gut, Crispus!"


    Dann rollte er das Schriftstück zusammen und verließ das Tablinium, während Crispus sich zurücklehnte und überlegte, ob er vielleicht beginnen sollte, zusammenzupacken.

    Crispus nickte knapp, dann wandte er sich zu seiner Truppe um.


    "Milites abite! Den Rest des Tages habt ihr frei!"


    Damit wandte er sich wieder zu Lucianus. Was sollte er jetzt noch sagen? Am besten wohl einfach...


    "Danke, Legatus!"

    Praefectus Castrorum? In der großen Tiefe und Dunkelheit seines Entschlusses schien er ein kleines Lichtlein kommen zu sehen. Praefectus Castrorum - das war doch ein Logistik-Job! Da musste er doch eigentlich nichts machen, nur ein wenig organisieren, fernab der Front! Da konnte doch Heila eigentlich nichts sagen... Doch dann sah der Centurio in Gedanken seine Freundin vor sich, wie sie ihn kritisch ansah. Nein! Er durfte nicht!


    "Nein. Das Angebot ehrt mich, aber ich sehne mich nach Ruhe."


    erwiderte er nun wieder mit militärischem Tonfall. Er hatte seine Entscheidung gefällt, nun musste er sie auch tragen!


    Crispus erblasste ob der ganzen Ehre, die ihm hier zuteil wurde. Er würde Primus Pilus werden? Naja, das würde er erst glauben, wenn er tatsächlich die 1. Kohorte vor sich hatte. Bis dahin wollte er lieber abwarten...


    "Danke, Legatus!"


    antwortete er endlich etwas steif. Viele Dinge flossen heute auf einmal auf ihn ein. Endlich meinte er


    "Bitte, die Centuriae abtreten lassen zu dürfen."

    "Nuntio: Ordensverleihung abgeschlossen, Legatus!"


    erwiderte Crispus, da er ja wirklich gerade dem letzten den Orden überreicht hatte. Nun war wohl er an der Reihe...