Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Crispus blickte den Centurio verwirrt an...hatte er gerade seine kleinen Rekruten, die er sonst den ganzen Tag umherscheuchte, in die Taberna eingeladen???
    Langsam wusste er wirklich nicht mehr, was er von diesem Mann halten sollte...aber für heute Abend würde er ihn mögen, beschloss er und folgte dem Pulk zum Tor...

    Crispus holte zum x-ten Mal sein Pilum. Langsam wurde es weniger interessant.
    Er schaffte es noch zweimal mit seinem Barbarentrick. Offensichtlich hatte er eine wache Fantasie, dachte er sich. Beim dritten Versuch jedoch tat ihm auch langsam der Wurfarm weh. Die Pila waren eben doch recht schwer...
    Ihm graute vor dem nächsten Tag, wenn er sicher einen Muskelkater hätte.
    Trotzdem vollendete er noch die letzten Versuche und beim letzten Mal schaffte er es sogar noch einmal unter Aufwendung aller Kräfte.
    Endlich änderte der Centurio wieder das Programm:
    Crispus stellte sich in die zweite Reihe zur rechten von Laelius. Der Centurio korrigierte seine Stellung etwas mit Hilfe des Stabes. Dann standen endlich alle in Reih und Glied. Nach der kurzen Anweisung des Centurios hob er sein Pilum.
    Als er ausholte, hörte er plötzlich einen dumpfen Schlag. Ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass er an das Scutum seines Hintermannes angestoßen war. Leise entschuldigte er sich und nahm sein Pilum weiter nach vorn. Es musste jetzt über seinen Vordermann hinweg oder an ihm vorbei werfen. Allerdings hatte sein Vordermann ebenfalls sein Pilum erhoben. Als das Kommando des Centurio erschallte, warf er in einem seltsamen Winkel und sein Pilum schoss in die Höhe, um sich in der Luft zu drehen. Aber bevor er den Flug weiter beobachten konnte, stieß ihn auch schon sein Hintermann an und reichte ihm seine beiden Pila. Als er sich umsah, sah er, dass die einen beide, andere nur ein Pilum nach vorn gaben. Um den Verkehr nicht aufzuhalten, gab Crispus schließlich das zweite Pilum nach vorn und wieder flog das Pilum. Diesmal weniger kräftig, dafür drehte es sich nicht...
    Als Crispus die anderen beobachtete, fragte er sich, ob die Barbaren sie nicht verhöhnen würden, wenn sie solch eine Speersalve sehen würden...

    Crispus betrat erneut die Unterkunft und lies sich auf sein Lager fallen. Es war hier wirklich verdammt anstrengend. Ständig. Wenn nicht gerade der Centurio Kommandos brüllte, war der Optio unterwegs, um Arbeit zu verteilen.
    Crispus hatte bereits etwas abgenommen, wie ihm schien - nicht mal anständig Zeit zum Essen hatte man und dazu diese Kälte.
    Er fragte sich, ob sein Onkel ihm nicht zurückschreiben würde...

    Und wieder machte sich Crispus daran, das Pilum zu holen. Dazu ließ er das Scutum stehen. Langsam begann es tatsächlich, ihn ganz schön zu frieren...
    Beim nächsten Versuch beugte er seinen Körper nach hinten, holte aus und schleuderte. Er konnte sich abfangen und sah dem Pilum hinterher, wie es flog und wieder nicht so weit kam wie zuvor. Etwas enttäuscht hob Crispus ihn auf und trat erneut an.
    Er schleuderte, das Pilum flog...ein kleines bisschen weiter. Wieder ging er - etwas gutes hatte es ja, wenn das Pilum nicht so weit flog: Er brauchte nicht so weit zu gehen, um es zurückzuholen.
    Bei seinem weiteren Versuch flog das Pilum und traf mit der Spitze genau auf die Linie. Beinahe wäre Crispus vor Freude in Jubel ausgebrochen. Aber dann sah er sich um: Alle schienen hochkonzentriert und scheinbar schien sein Erfolg auch niemanden zu interessieren - nicht einmal Laelius, der sein Pilum inzwischen böse anstarrte, wenn er es aufhob und zur Wurflinie zurückkehrte.
    Als er seinen Schild wieder nahm, um zu seinem vorletzten Versuch anzutreten, spürte er, dass seine Kräfte wieder langsam etwas nachließen. Deutlich spürte er die Muskeln, die den Schild in der Luft hielten, als er es zurück zog, um die Wucht abzufangen. Diesmal gelang es ihm wieder nicht ganz, das Seil zu erreichen. Erneut etwas enttäuscht holte er es zurück und brachte Laelius gleich seinen Speer mit. Beim letzten Wurf hatte es wieder ganz gut funktioniert bei ihm und als Crispus ihm sein Pilum gab, sagte er:
    "Ach, so schwierig ist das mit dem Scutum auch nicht!"
    Endlich erhob Crispus das letzte Mal das Pilum und stellte sich vor, auf der Seillinie würde ein großer Barbar stehen, der ein furchterregendes Schwert schwang. Wie dieser in seiner barbarischen Sprache brüllte. Wie sein Bruder neben ihm stand. Er stellte sich vor, hinter ihm wäre Tarraco mit seiner Familie, seinen Freunden...er musste diesen Barbaren besiegen, sonst würde er Tarraco in Brand stecken, die Tempel, die Geschäfte, die Bibliothek und die Häuser der Familien - seiner Familie. Schließlich schleuderte er mit aller Gewalt sein Pilum. Es flog und flog...und fiel ein paar Schritte hinter der Linie zu Boden! Crispus kehrte in die Realität zurück und stellte begeistert fest, dass dieses Pilum den Barbaren sicher durchbohrt hätte.

    Crispus hob beschämt sein Pilum auf und ging zurück an seinen Platz in der Formation. Dann machte er sich bereit. Diesmal schleuderte er nicht ganz so stark und zog das Scutum etwas an sich heran. Wieder flog das Pilum - zwar nicht ganz so weit wie zuvor, aber immerhin. Dann sah er sich um. Auch den anderen war es dieses Mal besser gelungen. Auch wenn sie nicht unbedingt so weit geworfen hatten.
    Auch Laelius hatte ganz offensichtlich Schwierigkeiten, den Wurf mit dem Scutum zu koordinieren...

    Crispus versuchte es noch fünfmal. Nach dem dritten Versuch und erneuten Korrekturen von Laelius schaffte er es tatsächlich, das Seil mit dem halben und schließlich mit dem ganzen Pilum zu überqueren.
    Dann ging er zu seinem Scutum zurück und nahm es. Es überraschte ihn immer wieder, wie schwer es war. Trotzdem nahm er es und trat an.
    Er hob das Pilum und verlagerte sein Gewicht. Wieder schleuderte er mit aller Kraft. Das Gewicht des Scutum jedoch ließ ihn vornüber stolpern.
    Es fiel mit einem dumpfen Schlag in den Schnee, das Pilum schoss davon.
    Verdammt. Das würde ihn sicher als Deppen dastehen lassen. Aber als er sich umblickte, erkannte er, dass auch einige andere Probleme gehabt hatten.

    Wieder ging Crispus zu seinem Pilum, nahm es und stellte sich wieder an die Linie. Darauf warf er gemeinsam mit den anderen. Diesmal flog das Pilum nicht ganz so gut - nunja, Repetitio est mater studiorum.
    Also holte er, nachdem alle ihr Pilum geworfen hatten, gemeinsam mit den anderen seines zurück und bildete mit diesen erneut eine Linie - allerdings zwei Schritte hinter der letzten.
    Erneut warf er und es gelang ihm nur knapp, das Seil zu überwerfen.
    Beim nächsten Versuch - wieder weiter weg als der letzte - berührte die Spitze des Pilum gerade so das Seil.
    Laelius, sein Nachbar allerdings warf das Pilum mit größter Leichtigkeit und weit über die Linie. Als wir erneut die Pila holten, erklärte er mir, er sei früher oft mit seinem Vater jagen gegangen. Crispus überlegte, ob sein Vater auch jagen konnte - er wusste es nicht...sein Vater war ja nie zu Hause gewesen.
    Dann konzentrierte er sich erneut auf das Werfen. Er schleuderte das Pilum....zu kurz. Gute zwei Schritte vor dem Seil schlug es mit einem hölzernen "klock" im hartgefrorenen Boden auf. Das erinnerte Crispus an seine Füße. Dort, wo die Sandalen genagelt waren, war die Kälte schneller durch die Sohlen gedrungen - es war noch immer bitterkalt.
    Laelius sah zu ihm herüber: "Du musst dein Gewicht auf den hinteren Fuß verlegen und dann mit aller Kraft schleudern - etwa diagonal zielen, dann fliegt er am Weitesten!"
    Crispus nickte. Er versuchte, die Anweisungen von Laelius zu befolgen und verlegte sein Gewicht nach hinten. Dann schleuderte er das Pilum mit aller Kraft und...er stolperte etwas, als die entwickelte Kraft ihn weiter nach vorn riss.
    "Vorsicht!" warnte ihn Laelius.Tja, ein Speerwurf war eben doch nicht so einfach...
    Endlich kam trat er zum vorerst letzten Versuch an:
    Er konzentrierte sich, fasste die Ziellinie genau ins Auge, blickte seinen Speer an. Er hatte hielt ihn genau, wie Laelius es ihm gezeigt hatte.
    Dann verlegte er sein Gewicht nach vorn und nutzte die Wucht, um das Pilum fliegen zu lassen. Es flog und.....landete vielleicht einen Schritt vor dem Seil! Obwohl Crispus das Ziel nicht erreicht hatte, freute er sich. Schließlich war er inzwischen 10 Schritte weiter als bei seinem ersten Versuch!

    Crispus nahm den Schild und versuchte, das Pilum aus dem Scutum zu ziehen - der Metallschaft hatte sich jedoch verbogen und somit konnte es nicht einfach herausgezogen werden. Schließlich fädelte Crispus das Pilum entlang der Stange wieder heraus. Dies dauerte doch beträchtliche Zeit.
    Crispus staunte über die Findigkeit römischer Waffenschmiede, die derartiges konstruiert hatten. Zwar hatte sein Onkel ihm erklärt, warum der Eisenschaft da war, jedoch hatte er es noch nie ausprobiert...

    Endlich beendete der Centurio das grausame Spiel. Sein Schildarm begann bereits zu schmerzen. Er lief noch rasch zu seinem Platz und stellte den Schild ab. Freudig stellte er fest, dass sie nun endlich den Umgang mit Waffen lernen würden und antwortete
    "Das Scutum ist eine Verteidigungswaffe, das Pilum eine Angriffswaffe, genau wie das Gladius! Wobei man mit dem Gladius auch parieren könnte!"