Beiträge von Marcus Decimus Nepos

    Nicht im Rhythmus der Formation zu sein, fällt den einzelnen Milites spätestens dann auf, wenn er dem Vordermann in die Hacken steigt, und ihm zusätzlich dasselbe durch den Hintermann widerfährt. Auch Nepos kommt einmal kurz aus dem Schritt, wird aber schnell wieder zurück "diszipliniert".
    Außenstehende können vermutlich nicht verstehen, wie wohltuend der rhythmische Gesang der Kameraden sein kann, lenkt er doch sowohl vom anstrengenden Tagewerk, als er auch bei der Konzentration hilft. So lässt auch die zweite Strophe nicht lange auf sich warten:


    "Equites sind ein lahmer Haufen!"


    Die Formation erwidert den Ruf,


    "Könn'n nicht kämpfen, sind nur am Saufen!"


    Auch diesmal nehmen die Kameraden den Ruf auf - auch wenn viele die berittenen Kameraden in diesem Moment wohl eher beneiden, als auf sie herabzusehen.

    Nepos erwidert den militärischen Gruß des frischgebackenen Centurios Sura, den er nicht nur als guten Kameraden schätzt, sondern auch als echten Kumpel... Insgesamt muss Nepos hin und wieder über die Rede lächeln, denn die joviale Art Suras zieht sich durch diese hindurch - der Octavier gibt sich fast ein bisschen wie "Onkel Sura"...
    Kurze Bedenken Nepos', ob alle Milites diese menschliche Seite ebenso respektieren würden, oder besser unter einem harten Drillmeister ihrem Dienst nachkommen würden, zerstreut Sura allerdings umgehend - die Aufforderung zur Ausbildung lässt manche Milites sicher schwer ausatmen, die Formation aber bleibt unbewegt. Jammern hilft sowieso nicht.

    Eine der Übungen, die ständig wiederholt werden müssen, ist ohne Zweifel das Antreten der gesamten Centurie - spätestens, nachdem neue Milites Teil der Einheit wurden.
    Der durchschnittliche Centurio und Princeps Prior legt nämlich großen Wert auf ein anständiges Erscheinungsbild - will heißen: die größten Milites stehen von ihm aus links, danach folgen wie bei den Pfeifen einer Wasserorgel die nächstgrößeren, so dass ganz zum Schluß an der äußersten Linken die Kleinsten stehen.
    Momentan größter Miles ist der hühnenhafte Sizilianer Sextus Silius, der wie ein Leuchtturm den anderen Milites als Orientierung dienen muss.


    Als Nepos auf dem Exerzierplatz ankommt, ist sein Platz in etwa der Mitte natürlich noch frei und so findet er sich hinter dem Kameraden Cato in die dreigliedrige Formation ein. Einzeln anwesend gemeldet wird sich natürlich nicht, das übernimmt entweder ein verdienter Veteran, der quasi eine Respektsstellung verdient hat, im Falle der IV. Centurie aber meistens Sextus Silius mit seinem bellenden Bass und dem seltsam anzuhörenden sizilianischen Akzent.

    Womöglich hätte Nepos noch weitere Reden geschwungen, so aber unterbricht die Aufforderung Suras das Gespräch der Milites. Der Decimer konnte seinen Vorgesetzten nur aus dem Augenwinkel erkennen, aber wenn er richtig sah, dann war Sura jetzt Centurio? Nepos hatte noch nichts von einer Beförderung gehört, aber überraschend wäre es wiederum auch nicht - seit Scipios Weggang war der Posten vakant und der Octavier hatte sich wahrlich oft genug für die Führungsposition empfohlen...
    Nun aber hatte Nepos keine Möglichkeiten zur Interpretation der Entscheidung seiner Vorgesetzten - wo war nur sein verdammtes Scutum? Den Rest der Ausrüstung hatte er schnell gefunden und angelegt, aber der Schild blieb unauffindbar. Während sich die Unterkünfte langsam aber sicher leeren, bleibt Nepos ratlos - und erinnerte sich an das Schicksal des Kameraden Felix, der einmal zum Antreten ohne Helm auftauchte! Mann, wurde der von PP Bibulus zusammengeschissen! Der Helm indes tauchte übrigens nie wieder auf, vermutich von einem Kameraden gestohlen, ob aus purer Gier oder aufgrund eines Racheaktes für Felix' langweilige Nichtigkeiten, die er tagtäglich von sich gibt, wird wohl nie geklärt werden.
    Gerade noch erkennt Nepos die "beeindruckende" Gestalt des fetten Vibius "Lucullus", der sich elefantengleich am jungen Decimer vorbeidrängt. "He 'Lucullus', kann es sein, dass das mein Scutum ist?" hält Nepos den Kameraden auf und fragt hastig. "Nö, auf keinen Fall... Siehste die Macke hier oben? Daran erkenne ich mein Scutum unter Tausenden!" Nepos verdreht die Augen, entreißt ihm den Schild und deutet auf die obere linke Ecke: "Und daran erkenne ich mein Scutum unter Tausenden!" Tatsächlich finden sich dort senkrecht eingeritzt die Initialen M. Dec. Nepos. "Na, wenn das aber mal'n Offizier sieht - du kannst doch nicht einfach Ausrüstung beschädigen!" antwortet Vibius entgeistert mit einem Anflug echter Empörung.
    Miles Nepos kann endlich seinen Schild anlegen, böse auf Vibius "Lucullus" ist er nicht, denn Absicht mag er dem Kameraden nicht unterstellen; solche Bösartigkeit sind dem Fettleibigem fremd, Tollpatschigkeit und Verschlafenheit aber leider nicht. Zusammen finden die Beiden auch noch Vibius' Scutum (er hatte es unter seine Bettdecke gelegt, damit sein Bettenbau besser wirkt) und erreichen die Formation.

    "Es ist weniger der persönliche Mut, der das Leben der Kameraden rettet, sondern vielmehr die Disziplin und das Band der Kameradschaft, dass uns alle verbinden sollte... Man muss nicht tapfer sein, um sein Leben für dass der Kameraden zu riskieren, sondern lediglich Schneid und Ehrgefühl aufweisen, Tugenden die jeder aufrechte Römer beherrschen sollte. Der Mut kommt bei manchen erst mit dem Gefühl der Gemeinsamkeit und wachsendem Selbstbewusstsein. Unsere Einigkeit macht uns stark, vereinzelt werden wir fallen!" ungekanntes Pathos mischt sich in die Stimme des Miles. Auch die lockere Körperhaltung, die mit der Anekdote begonnen hat, hat sich zu einer aufrechter Stellung gewandelt.

    Schon in Metellus' Hand eingeschlaen, verdreht Nepos die Augen beim Kommentar des Marcellus: "Darum geht's auch gar nicht... Und vielmehr habe ich die Erfahrung gemacht, dass man danach eifert, den Leistungen seiner Ahnen und Verwandten gerecht zu werden. Ich würde auch niemals meine Herkunft als eine meiner persönlichen Stärken nennen, und doch ist sie Teil meines Wesens." Auch wenn Nepos adoptiert war, so strebte er dennoch danach, Außenstehenden diesen Unterschied nicht offenbar zu machen, sich nahtlos in die Reihe seiner edlen Brüder einzureihen. "Deswegen sollte man auch niemals vergessen, woher man kommt, und sich auch dementsprechend geben..."
    Endlich kann er sich wieder Caecilius Metellus zuwenden: "Länger als die meisten, die du hier siehst!" erklärt der Miles mit einer Handbewegung in den Raum hinein. "Und warum ich zur CU gegangen bin... Hm, ich muss sagen, zu anfangs war dies nur eine Entscheidung gegen Germania, denn ursprünglich wollte ich zur Ala II, da ich ein guter Reiter bin. Doch wollte ich in Rom verweilen, und zudem genießen die Stadtkohorten einen besseren Ruf... Mittlerweile bin ich froh über meine Entscheidung, ich kann mir keinen anderen militärischen Dienst mehr vorstellen als die Verbrechensbekämpfung..."

    "Ha, da bin ich mal gespannt, wie Crassus sich verhält. Der Hungaricus hatte seine Familie wenigstens noch im Griff... naja, da Crassus sich auch schon seinen Offiziersstab bei den Vigilen vergrault hat, rechne ich sogar fast damit, dass er uns Urbanern die Schuld geben wird... Er scheint ziemlich gut darin, die Schuld bei anderen zu suchen!" zuckt Nepos nur die Schultern.

    Grinsend kommt Nepos in die Unterkunft. "Habt ihr's schon gehört?" feixt der Miles, "im Carcer sitzt der Großcousin vom Prätorianerpräfekten - und schreit auch noch nach seinem Verwandten, dieser Tölpel! Wenn Crassus seine Familie nur halb so gut im Griff hat und ein Regiment führt, wie früher bei den Vigiles und bei uns, dann wird sich das Großmaul noch zurück in den Carcer wünschen!"

    Grob packt Nepos den Ägypter am Arm und zieht ihn so in das Officium des Victor. ""Salve Praefectus, Miles Decimus Nepos, ich melde mich in einer dienstlichen Angelegenheit!" salutiert der Soldat trotzdem und wartet auf ein Zeichen sich zu rühren.
    So dann fährt er fort: "Dieser Sklave wurde von einem Legionär am Tor..." Nepos hält kurz inne, aber ihm fällt kein besseres Wort ein, "...abgegeben, mit der Weisung, ihn zu dir zu bringen. Leider konnte ich nichts weiteres erfahren, aber ich vermute, er soll als Servus Publicus dienen. Nach Aussage des Legionärs stammt der Mann aus Alexandria."

    Die neugierig umherhuschenden Augen des Sklaven entgehen Nepos nicht, doch versucht er beflissen, sie ignorieren.
    Der Mann, der Aussage des Legionärs am Tor ein Ägypter (auch wenn er Nepos eher nubisch erschien), war ganz schön ansehnlich was seine Muskeln angeht, außerdem überragte er den schmalschultrigeren Nepos um eine halbe Kopfhöhe - trotzdem fürchtete der junge Decimer ihn nicht, hatte er sich doch offensichtlich mit seinem Los abgefunden. Außerdem, so die eigenen Erfahrungen des Kampaniers, sind die Schwarzen aus Afrika ohnehin ein demütiges Volk, dass den Kopf beflissen vor den Herren senkt, gute Sklaven also. Der einfache Miles könnte sich so ein Statussymbol ganz sicher nicht leisten!