Beiträge von Marcus Decimus Nepos

    Der Legionär hatte Nepos ja nicht einmal aussprechen lassen - brauchte die Torwache denn nichts zu quittieren? Offensichtlich scheint der Soldat ein hohes Vertrauen zu genießen.
    Etwas unschlüssig betrachtet Nepos mit einigen Kameraden den Sklaven, dann aber ergreift er die Fesseln des Mannes und bringt ihn wortlos zum Praefectus, denn der Dunkelhäutige ist anscheinend ein Servus Publicus.

    Keine 30 Meter weiter hatten zwei weitere Urbaner Halt gemacht. Unter dem schattenspendenden Vordach einer leerstehenden Garküche ruhten sich in diesem Moment die Milites Decimus Nepos und Vibius aus, obwohl sie bei der Sichtung eines Vorgesetzten das lässige Lehnen an der hölzernen Hauswand natürlich als "Patrouille" verkaufen würde.


    "Ha, der Constantinus schon wieder!" gluckst Vibius und deutet in Richtung des Kameraden. Nepos schaut nur kurz herüber, während Vibius fortfährt: "Vielleicht sollte ich es auch mal im Dienst ausprobieren, das Frauen kennen lernen! Frauen stehen auf Uniform!" "Aber nicht auf deine Speckschwarte, Lucullus!" brummt Nepos übellaunig und spielt auf die Fettleibigkeit des Vibius an, die ihm den Spottnamen 'Lucullus' eingebracht hatte. Es war wirklich ein Wunder, dass der Dicke bisher noch kein Gramm abgenommen zu haben schien, seit dem er wieder in den aktiven Dienst übernommen wurde.
    "Du kennst doch Titus Turius, oder? Der Kleine mit den dunk-" "Ja, ich kenne ihn!" unterbricht Nepos kurzangebunden. "Der hat erzählt, " fährt Vibius fort, "dass er ständig Constantinus mit anderen wunderschönen Frauen sieht und dass er der größte Stecher der Centurie sein muss." "Und Titus Turius ist der größte Schwätzer der Centurie, und zudem noch der mit den schmutigsten, versautesten Gedanken!" zuckt Nepos nur die Schulter.
    Zustimmend nickt 'Lucullus' und erklärt: "Da sagst du was... Turius soll dreimal die Woche ins Lupanar gehen und letztens bei einer Feier war seine Begleitung seine eigene Cousine und dann ha-" "Ach Lucullus, du bist ja schlimmer als die Waschweiber aus der Subura!" versucht der junger Decimer endlich das Gespräch zum Verstummen zu bringen.

    Nepos nickt seinem Kameraden Cato kurz zu. Die Aussage seines Princeps Prior versteht er aber nicht - die Befragung der Nachbarn ist doch reine Routine: Informationen über das Opfer, Lebensgewohnheiten, verdächtige Besucher, auffällige Geräusche oder Geschehnisse vor allem zum Zeitpunkt der Tat, den Nepos etwa auf gestern oder vorgestern schätzt. Also nichts, für das man besondere Vorkenntnisse braucht. Oder lag der Fall diesmal anders?
    Der Miles nimmt sich vor, seinen Kameraden genauestens bei seiner Arbeit zu beobachten - vielleicht konnte er so etwas herausfiltern...

    Nepos hält kurz inne, er hatte mit etwas anderem gerechnet. Allerdings eine interessante Frage! Sein Lehrer Timaios in Capua hatte ihm viel von griechischer Mythologie erzählt, aber die Erzählungen erschienen Nepos immer eher wie Legenden oder unterhaltsame Geschichten - vor allem so wie sie Timaios erzählte, der ein durch und durch bodenständiger Mann war und vermutlich bis heute ist.


    "Mithras? Ja, er ist ein Sonnengott aus dem Morgenland. Das benachbarte Feld des Betriebes meines leiblichen Vaters daheim in Kampanien wurde von einem Veteran der Legion bestellt. Er schien diesen Kult im Osten angenommen zu haben, auch wenn er damit natürlich nicht hausieren ging. Mein leiblicher Vater," Nepos betont das 'leiblich', "und alle anderen Anwohner hatten nichts dagegen, denn solange man auch den Staatsgöttern opferte und dem Reich ergeben war, so kann ein jeder Römer anbeten was er will, so pflegte er zu sagen. Eine Handvoll Knechte und Sklaven im elterlichen Betrieb waren sogar Chrestianer, doch mein leiblicher Vater ließ auch sie gewähren."

    Nepos fängt das Stück Brot auf, wofür er sich leicht auf seiner Liege aufrichten muss. Die Reinigung der Ausrüstung hatte sich eine ganze Weile hingezogen und nun hatte der Miles wahrlich keine Lust mehr auf irgendeine dienstlich Betätigung.
    "Die Scheiße macht ihr aber gleich weg!" ist sein einziger Kommentar über den Wettkampf der Kameraden. Doch natürlich hat Nepos kein Problem mit solchem Verhalten - der Dienst bei der CU mag mitunter hart sein, doch das Kasernenleben ist zäh, oft langweilig und die Kameraden kamen schon so einiges mal auf verrückte Gedanken. Und außerdem wächst eine Einheit nicht nur im Dienst zusammen, sondern auch durch gemeinsam verbrachte Freizeit, glaubt Nepos zumindest.
    "Aber Marcellus, auf deine Vermutung von eben zu kommen: Es ist ja normal, dass die Probati so ein bisschen 'rangenommen werden, so lernt ihr Respekt und Demut. Aber putzen und kochen lassen wir sie eigentlich nicht... Das bringt dir letzten Endes auch nichts, denn wenn du etwas gut gemacht haben willst, musst du es selber machen. Was bringt mir es, wenn ein Frischling meine Ausrüstung überprüft, aber dabei irgendeinen Fehler übersieht? Oder wenn ich einen zwinge, für mich zu kochen, dann spuckt er mir noch ins Essen, dass ist es dann ja auch nicht! Grundsätzlich ist es aber so: der Jüngere hat den Älteren zu respektieren. Schluss."

    Nepos wollte zur Antwort ansetzen, da ruft sie auch schon der Tribun heran. Miles und Probatus laufen auf ihn zu - aufgeworfener Schlamm bespritz auch die Uniform des Tribuns - und Nepos meldet: "Tribun, Miles Decimus Nepos, ich melde mich mit dem Kameraden Probatus Marcellus wie befohlen!"

    Zitat

    Ich bin ohnehin erstaunt wie aufmerksam unsere Stadteinheiten sind Alle brav, keiner hat ein rauheres Gemüt, kein Stress untereinander und wenn einer aus der Reihe tanzt ist er seltsam Warum spielt denn niemand einen rauheren Umgangston?



    Ich weiß nicht, woran du das fest machst! In der Zeit, die ich bei der CU bin, gab es selten soviele Mannschaftsdienstgrade, dass es da jemals zu gruppendynamischen Prozessen gekommen wäre...
    Und warum jemand "seltsam" sein sollte, nur weil er aus der Reihe tanzt, kann ich nicht feststellen. Wenn ein Probatus das ggü. eines Miles macht, dann kann das Probleme für ihn geben - das heißt aber nicht Prügel, denn Prügeleien untereinander fördern nicht die Kameradschaft, Maßnahmen wie ich sie aber geplant hatt oder auch die des Sebastianus schon!

    Hehe, wie kommst du denn gerade jetzt auf dieses Thema? 8)


    Ziehen wir mal die Analogie zum heutigen Militär: Probatus und Miles sind in einer Dienstgradgruppe (nämlich Mannschaften), also besteht keine Weisungsbefugniss. Allerdings besteht während der Grundausblidung schon eine Kluft zwischen den beiden Dienstgraden, und so wie heute Gefreite als Hilfsausbilder herangezogen werden, wollte ich dies auch bei der CU halten. Nepos hat dem entsprechenden Probatus keinen Befehl gegeben, er wollte die Erlaubnis beim Princeps Prior einholen (der ist nämlich in der Dienstgradgruppe "Unteroffiziere" mE).

    Auch Nepos setzt sich grimmig in Bewegung, kann aber leider nicht zum vorpreschendem Kameraden aufschließen. Dann aber lässt sich der Probatus zurückfallen und spricht ihn an - er gab sich gerne hart, aber nachtragend schien er nicht zu sein: Das war eine gute Eigenschaft eines Soldaten. Selten sind Strafen persönlich gemeint, und auch Nepos hatte niemals die Absicht auf eine Fehde gehabt.
    "Decimus Nepos!" lächelt der Miles zurück. "Marcellus, he?" erkundigt sich der Decimer noch einmal nach dem Namen. "Ich glaube, ich habe den Tribun schon seit Wochen nicht mehr in den Unterkünften gesehen - kommt halt manchmal alles zusammen!"

    Rom im Juli - eine Qual für die Einwohner der "Ewigen Stadt", über der die Hitze flimmert. Und erst recht eine Qual für die Mitglieder der Stadtkohorten, die in voller Rüstung über die Sicherheit der Bewohner Roms zu wachen haben, während jeder, der es sich leisten kann, der Millionenstadt den Rücken zu kehren versucht, sei es an den Sinus Cumanus oder gar in den Sabinischen Berge.
    Auch Miles Decimus Nepos hätte sich gerne woanders hingewünscht, sogar zurück ins bewaldete, menschenunfreundliche Germanien - aber Ostia hätte ihm auch gelangt. Doch der Dienstplan verlangt anderes, und so patrouilliert er mit seinem fettleibigen Kameraden Vibius "Lucullus" über das Forum, langsam genervt von dem andauerndem Gestöhne des Dicken neben ihm.
    "Pff..." atmet "Lucullus" pfeifend aus, "schau mal Nepos, da ist ja der Kamerad Felix! Netter Kerl, nicht? Habe mich letztens stundenlang mit ihm unterhalten!" "Hm!" brummt Nepos nur, denn um Felix machte er immer einen weiten Bogen. Dann aber hält der Miles inne, offensichtlich mit einer Idee, "willst du nicht die Patrouille mit ihm fortführen, Vibius? Ich nehme dann seinen Partner!" "Na klar, so machen wir's!" bestätigt "Lucullus" dümmlich grinsend.
    Der Decimer schaut sich auf dem Forum um, musste er den betreffende Urbaner doch erst einmal finden. Schnell aber kann er den Miles im Getümmel erspähen: Sein Kamerad Constantinus, mit dem er eigentlich nach Germanien reisen wollte, der dann aber kurzfristig absagte. Constantinus scheint in einem angeregten Gespräch mit einem weiteren Mann zu sein.


    Nepos nähert sich lässig, als er die Beiden erreicht, fragt er: "Gibt's hier Probleme, Kamerad?"

    Nepos Miene bleibt unbewegt. Er hatte gar nicht vor, explizit den Probatus, der anscheinend Marcellus heißt, beim PP anzuschwärzen: die ganzen Probaten wären gelaufen. Aber warum sollte er das geradebiegen, er hatte seine Strafe erhalten.

    Nepos muss lächeln, so betont hart gibt sich der Probatus. "Ah, ich sehe schon... ich werde den PP um eine kleine Dienstverlängerung bitten, damit die Probati heute den kleinen Regenbruch zu einem Dauerlauf unter erschwerten Bedingungen nutzen können. Mit anschließender Reinigung der Ausrüstung wird sich das bis tief in die Abendstunden ziehen... aber keine Sorge, Probatus, ich werde die Formation natürlich persönlich anführen, ich habe heute nichts mehr vor!"

    Fluchend kämpft sich Nepos durch den plötzlich hereingebrochenen Wolkenbruch. Von oben bis unten mit Wasser und Schlamm bespritzt machte er sicher keine gute Figur... "Wenigstens sorgt das für Abkühlung!" sucht er noch das positive an der Sache, denn Juli und August konnten in Rom zur Qual werden!
    Endlich erreicht der Vordach des Block der Mannschaftsunterkünfte, wo ein Urbaner in sich hineingrinste. "Brauchst gar nich' so zu lachen, Kamerad!" blafft Nepos diesen an, während er seine verschmutzten Stiefel betrachtet. Erst dann betrachtet er den Mann neben ihm aufmerksamer (er kennt Marcellus nämlich noch nicht), bis er höhnisch fortfährt: "Kamerad Probatus, wie ich gerade sehe... Lege mir doch nach der Reinigung deiner Ausrüstung diese vor, damit wir gemeinsam Mängel abstellen können - notfalls mit Dienstverlängerung, Probatus!" grinst der Decimer.