Beiträge von Lucius Artorius Avitus

    Avitus stand ebenfalls in der Menge und verfolgte die Zeremonie. Von einer guten und reichen Ernte hing so manches ab, insbesondere im Hinblick auf die Versorgung der Soldaten der Legion und Avitus war gekommen, um die Göttin auch für dieses Jahr um ihr Wohlwollen zu bitten. Als er am Weihestein ankam, stellte auch Avitus eine kleine Kanne mit Wein und eine - etwas kleinere - mit Honig ab und hoffte, sein kleines Opfer würde von der Göttin angenommen.

    Irgendwann spürten die Männer jeden Tropfen Blut, den ihre Herzen in ihre Schädel pumpten. Die beine wurden schwerer, die Schilde ebenfalls. Plötzlich erschien auch die verdammte Rüstung arg unbequem. Doch es war noch längst nicht vorbei. Die recht hochstehende Sonne verriet den Milites, dass es erst früher Nachmittag sein musste. Genug Zeit an diesem Tag also, um sich weiter auszutoben.


    Als der Tribun sie antreten ließ und ihnen die Grundzüge der Reiterabwehr erklärte, hörte Avitus zu, auch wenn sein Kopf bereits dröhnte. Zwei Schilde übereinander. Er konnte sich nicht vorstellen, welchen Effekt diese maßnahme auslösen sollte, wo eine solche Übereinanderstellung der Scuta dorch wackelig sein musste.


    Doch den Göttern war zu danken, dass der Tribun erst einmal nachfragte, ob sie die Formation verstanden haben und Avitus hob die Hand, denn ihm lag bereits eine Frage auf der Zunge.


    "Tribun. Welchen Effekt sollen die übereinander gestellten Scuta bewirken?"

    Der Gegenangriff erwischte einige Soldaten übelst und würde im Ernstfall Verwundete oder Tote bedeuten. Innerlich fluchte Avitus, obwohl auch Lupus' Männer diese Attacke nicht ohne einen Preis zu zahlen gemacht hatten. Den Quadrat durchbrechen hatte er gar nicht vor. Eine Wiederholung der Schlacht bei Cannae im Kleinformat würde dem kleinen Trupp schon eine Lehre sein..


    "Mutate" ~ Wechsel ~


    brüllte Avitus und die kämpfenden Reihen, die durch den Aufprall aus dem Gleichgewicht geworfen wurden, zogen sich eiligst zurück nach hinten, während die nachrückenden Legionäre den Kampf aufnahmen. Sie waren in der Überzahl. Alles was zu tun war, war die Männer aus Lupus' Gruppe zu erschöpfen. Bei - fast - doppelter zahlenmäßiger Überlegenheit war es letztendlich nur eine Frage der Zeit, denn an Training und Härte mangelte es den Männern in Avitus' Gruppe nicht. Verbissen schlugen sie zurück, deckten die Anggfiffe aus Lupus' Trupp ab, griffen ihrerseits an.



    "Mutate" ~ Wechsel ~


    Und wieder zogen sich die müden Männer zurüch, um ihre Kräfte zu mobilisieren, während die nachrückende Reihe den kampf aufnahm. Langsam begannen die Männer in Lupus' Reihen erste Ermüdungserscheinungen zu zeigen und Avitus nutzte dies, um die Seinen anzutreiben.


    "Vorwärts, Männer. Drängt sie zurück. Drängt... sie... zurück"


    feuerte er seine Jungs an. Wenn ein Mann mit dem Rücken zu Wand steht, dass wusste Avitus, kämpft er um so verbissener. Manch seiner Legionäre blutete bereits aus der Nase oder aus der Schläfe, die Lupus' Männer - mit dem Rücken zu Wand - ihnen beigebracht hatten. Doch sie gaben nicht auf und stemmten sich mit aller Macht gegen diesen kleinen - doch ebenfalls verbissen kämpfenden - Haufen.

    Die Aufstellung in einem geschlossenen Quadrat verhinderte zwar, dass Avitus Trupp die Gegner von deren rechten Flanke hätte angreifen können. An dieser wären sie durch ihre Scuta nicht geschützt und deren Formation deswegen leichter zu sprengen gewesen. Doch das Quadrat machte die gegnerische Truppe unbeweglich und schaffte einen gefährlichen Raum hinter den Reihen. Wenn ein Einbruch an einer der Linien gelang, waren die Männer der anderen Linien hoffnungslos verloren, da ihnen der Gegner plötzlich im Rücken stand.


    "Milites, consistite" ~ Abteilung halt ~
    befahl Avitus und teilte seine Truppe in vier gleich große Formationen auf. Er hatte dazu alle Zeit der Welt, denn das Quadrat konnte sich nicht rühren... zumindest nicht als Formation und ein plötzlicher Ausbruch wäre derat chaotisch, dass die zahlenmäßig unterlegenen Männer Lupus' ohnehin verloren wären. Avitus Truppe war nun in vier Kampfreihen von gleicher Länge, wie Lupus' Quadratseiten, doch aufgrund der doppelt hohen Mannstärke von doppelter Tiefe.


    Als die Reihen positioniert sind, schreit Avitus den Angriffsbefehl.


    "Milites"


    "Attacke"


    Und der ungleiche Kampf begann. Die Soldaten stürmten die letzten Meter und prallten mit aller Wucht auf die Reihen des Quadrats in dem Versuch, ihn allein durch den Aufprall aus dem Gleichgewicht zu bringen...


    Sim-Off:

    an jeder seite des quadrats findet also ein angriff statt. du bist dran :D

    Etwas nachdenklich schaute sich Avitus sein - mehr als - bescheidenes Vermögen an. Ohne jedoch zugeben zu wollen, dass er eigentlich jeden As bitternötig hatte, sah er auf und setzte ein Lächeln auf sein Gesicht.
    "Na. Ich denke, 2 sind schon genug. Ich will dich ja nicht später auf dem Sklavenmarkt versteigern müssen"
    grinste er Crispus an.

    "Auf jeden Fall. Was ist der Einsatz?"
    gab Avitus entschlossen zurück. Die Möglichkeit auf einen Gewinn lockte und er setzte sich ebenfalls auf den Boden.
    "Wer macht noch mit?"
    fragte er in die Runde und schaute zu Lupus.
    "Hey, Lupus, was ist mit dir? steigst du ein?"

    Für einen Moment kehrte Ruhe in die kleine Runde ein und Avitus schaute sich die Männer an. Zum einen der Tribun, stets kühl, distanziert und ernst. Daneben Lupus, der ihn offenbar bewunderte und ihm nacheiferte. Numerianuns machte - wenn auch für einen Moment - einen etwas nachdenklichen Eindruck.


    Avitus füllte wieder den Becher. Er war recht satt und erfreute sich nun an dem unverdünnten Wein, auch wenn er sich klar darüber war, dass er den morgentlichen Kater damit in Kauf nehmen musste. Doch es war ok, er leerte auch diesen Becher aus und stellte ihn ab.


    "Wie lief sie eigentlich ab?" fragte er unvermittelt. Vielleicht war es ja falsch, jetzt von der Schlacht zu sprechen, doch die Neugier war stärker. "Wie lief die Schlacht ab? Für die IX meine ich..." fügte er hinzu. Vielleicht würde ja jemand, ohne alles zu beschönigen, die Rolle der IX Hispana während der letzten großen Kampfhandlungen erzählen.

    Schnellen Schrittes eilte Avitus auf den Exerzierplatz und verharrte im Stillgestanden, nachdem die Reihen der milites ausgerichtet wurden. Er war gespannt, welche Aufgaben sie diesmal erwarteten. Die Laien sprechen zuweilen von Monotonie bei der Armee. Von der Routine. Die Insider jedoch wissen, dass man sich hier auf alles gefasst machen muss.

    Die Welt da draussen war plötzlich so weit weg und die Sekunden schienen sich unendlich weit zu dehnen. Minuten schienen zu Stunden zu werden, während Avitus und die anderen Milites ein ums andere Mal die Formation wechselten. Keuchend, doch eisern folgten sie den Befehlen des Tribuns, der mal die Testudo, mal die Keilformation wählte. Mit verbissenen Gesichtsaudrücken wechselten die Milites die Formationen wenn der Tribun dies verlangte.


    Sie alle haben sich freiwillig hierher versetzen lassen und spürten nun am eigenen Leibe, was die Männer der IX meinten, wenn sie von der besten und härtesten Legio des Reiches sprachen. Von dem besten und abgebrühtesten Haufen überhaupt. Sie wollten dazu gehören, haben Rom verlassen und nun waren sie mittendrin. Keiner dachte auch nur daran, schlapp zu machen. Keiner wollte der erste sein, der Müdigkeit vortäuschte, obwohl ihre Muskeln sich bereits schmerzhaft meldeten. Sie wollten dazu gehören. Gleichwertige Legionäre sein. Sie wollten das sein, was die IX zu dem machte, was sie war. Die Besten.

    Schweigend nehmen die Milites die gelegentlichen Hiebe mit dem Weinstock hin, die der Tribun gnadenlos verteilte. Doch wie es beim Militär nun mal hieß: je härter in der Ausbildung, um so einfacher im Ernstfall. Und so rissen sie sich zusammen, auch wenn die Erschöpfung der Milites sich nicht länger verbergen ließ, denn schon seit Stunden mussten sie an diesem Tag Formationen üben. Wieder und wieder und wieder.


    Nach Luft ringend eilte Avitus zu seinem Platz in den hinteren Reihen, den Scutum stets mit sich tragend. Er hatte das Gefühl, als ob sich das Gewicht des Schilds im Laufe des Tages verdreifacht hätte und der Schweiß auf seinem mittlerweile nassen Rücken fühlte sich jedesmal unangenehm kalt an, wenn ein Windstoß über den Exerzierplatz fegte. Doch er hielt durch, angetrieben von der - nicht zuletzt -guten Stimmung unter den Milites, die sich, trotz der Hiebe des Tribuns und der Hetze, nicht senkte.

    Diesmal blieb der andere Miles vorne und Avitus eilte nach hinten, um sich einzureihen. Der Tribun trieb sie mit seiner 'freundlichen' und 'höflichen' Art an und sie hüteten sich, seinen Forderungen nicht nachzukommen und machten so schnell es ging. Doch wie bei der Testudo waren auch hier wohl noch etliche Übungen notwendig, damit den Milites auch dieser Formationswechsel ins Mark überging.

    Wie befohlen, gingen die Männer an den Flanken des vordersten Contuberniums ab und reihten sich hinten wieder ein. Da es bei einer 8 Mann breiten Reihe keinen Mann in der Mitte gab, fiel die Wahl auf Avitus und einen neben ihm stehenden Miles. Nachdem Avitus jedoch angedeutet hatte, vorne bleiben zu wollen, rückte auch dieser ab. Die nächsten Reihen folgten der Einweisung und der Keil nahm seine Form an.

    Irgendwann hörte der Beschuss auf. Sie waren alle recht gut davon gekommen. Selbst wenn jemand von einem Stein auch erwischt wurde, die Schmerzen und Bluterfüße würden sich sowoeso erst später melden.


    Noch mehrmals übten sie den Formationswechsel. Bis zum Erbrechen. Bis auch jeder wusste, was zu tun war, jeder mal vorne, mal an den Flanken oder Hinten stand. So langsam gingen die Wechsel zügiger voran und irgendwann hatten sie die Testudo - wenn auch noch nicht verinnerlicht, denn ein Tag der Ausbildung konnte dies nicht bewerkstelligen, so doch - begriffen. Schon bald würde ihnen der Formationswechsel ins Blut übergehen und sie würden ihn auch mit geschlossenen Augen oder bei Dämmerung schaffen.


    Nachdem der tribun sie hat antreten lassen und ihnen die Übung der keilformation angekündigt hatte, ahnte Avitus bereits, dass der Tribun ihn - wie vorhin - fragen würde. Die Frage nach dem Sinn der Keilformation war auch, wie eigentlich jede spezielle Formation, bei den Urbanern nicht behandelt worden, und er verließ sich wieder mal auf sein Gefühl, was ihn jedoch einige Momente lang Zeit kostete, da er erst überlegen musste, bevor er eine Antwort gab.


    "Tribun. Die Keilformation ist eine Offensivformation, Tribun. Geeignet, um die Linien des Feindes zu sprengen. Wenn die Spitze des Keils die Front durchbrechen kann, wird die Lücke durch die nachrückenden Kräfte erweitert, Tribun. Dadurch ist ein Einbruch in den rückwärtigen Raum der feindlichen Kräfte möglich und diese können eingekesselt oder zur Flucht gezwungen werden, Tribun."

    Instinktiv rückten die Männer hinter den Schilden zusammen, als der Steinhagel begann. Sie rückten weiter vor, langsam und bedächtig, während fast ununterbrochen Steine auf die Schilde der Formation prasselten.


    Avitus spürte jedes Mal die leichte Erschütterung, wenn ein Geschoss auf seinen Schild aufprallte. manche Steine kamen gar von oben und er zuckte leicht zusammen, als eines direkt auf den Schild über seinem Kopf, den der Legionär hinter ihm hochhielt, einschlug.


    So rückten sie vor, unter Beschuß, und Avitus erinnerte sich daran, wie es war, damals auf seiner Reise nach Germania unter den Pfeilbeschuss der Wegelagerer zu geraten. Ähnlich fühlte er sich jetzt, auch wenn es nur eine Übung war.

    Danke für die schnelle Antwort.


    Du scheinst ja gut bescheid zu wissen, daher möchte ich gleich noch eine Frage hinterher werfen. Was genau hat es mit der Subura auf sich? War es ein heruntergekommener Stadtteil? Oder wurde so generell alles bezeichnet, das irgendwie heruntergekommen war?


    Man hört Subura hier, Subura da, aber wenn ich ehrlich bin, fehlt mir eine konkrete Vorstellung, was es eigentlich bedeutet.