Beiträge von Quintus Matinius Valens

    Der Ianitor


    ...zuckte mit den Schultern. Es war ein beamtenhaftes, einstudiertes Bedauern.
    "Seit zwei, drei Tagen. Ich weiß leider nicht, wann er wieder kommt - weißt du, werter Herr, Sklaven wird nicht alles gesagt. Es ist still geworden in der Casa.", setzte er hinzu. "Obwohl sie mich oft in der Nacht wachgehalten haben, vermisse ich die Feste, die die Matinier immer gaben." Er blickte sich kurz im Vestibulum um. Niemand war da.
    "Willst du ins Atrium gehen und dort warten, Domine?"

    Der Ianitor


    ...war äußerst beeindruckt, als er den Rang dieses Herren erfuhr. Augur! Der musste ein hohes Tier in Rom sein. Auch wenn er nicht allzu wertvolle Kleidung anhatte.
    "Ach, möglich! Möglich wäre es, doch das ist es leider nicht!", rief er aus. "Der Proconsul ist derzeit abwesend! Wo er ist, hat man mir nicht gesagt! Aber ich bin sicher, er ist bald wieder da... tritt doch ein, Domine! Drinnen kann man besser warten als draußen."

    Der Ianitor


    ...öffnete die Tür und sah draußen einen Mann stehen, der bemerkenswerterweise einen noch buschigeren weißen Bart hatte wie er selber.
    Allein diese Tatsache machte diesen Mann seiner Ansicht nach schon sympathisch. "Salve, Domine!", begrüßte er ihn. "Willkommen in der Casa Matinia! Wie kann ich helfen?"

    Sim-Off:

    Merci beaucoup! ;)


    Valens rutschte sein Grinsen noch näher an die Ohren. Er schien die Sklavin ziemlich aus der Fassung gebracht zu haben. Immerhin war ihr es jetzt klar, dass sie es nicht mit normalen Römern zu tun hatte. Gut möglich, dass dieses Haus die verrückteste Casa Tarracos war.
    Immerhin, sie langte nun ordentlicher zu. Schau einer an! Irgendwie hatte Valens Mitleid mit der ausgehungerten Griechin.
    Aber er setzte noch eins obendrauf. "Bitte!", antwortete er auf die Ansage der Sklavin und fügte anschließend, wieder ernster, hinzu: "Ich weiß eigentlich überhaupt nichts über dich... erzähl mir mal doch ein bisschen! Es interessiert mich, weil dann weiß ich auch, wie ich dich einschätzen kann."

    Sim-Off:

    Tschuldigung für den Intervall - hatte viel um die Ohren...


    Valens sah, wie sich Nike abmühen musste, das angebotete Essen nicht rasend schnell hinunterzuwürfeln. Valens amüsierte das ein bisschen, aber er war vor allem traurig darüber, dass die meisten Sklaven so darben mussten.
    "Du isst ja wie ein Spatz!", meinte Valens zwar ironisch, aber ohne eine Spur von Sarkasmus in der Stimme. "Ich zeige dir einmal, wie man isst!" Er hob zwei Zwetschgen - in jeder Hand eine - hoch, steckte sie sich in den Mund und begann gut hörbar zu kauen.
    "Hmm! Dschanksche, Heddscha!", hörte man ihn zur Köchin hinnuscheln, als er das meiste schon hinuntergeschluckt und sich zum Sprechen wieder fähig sah. "Vortschüglisch!" Dann griff er nach einem Becher mit Wein, der daneben stand, und spülte den Rest der Früchte damit hinunter. Er hoffte, dies würde Nike dazu animieren, ordentlich zuzulangen, bevor sie ihm verhungert zusammenbrach.

    Valens hörte einen gedämpften Stoß hinter sich und sah, dass sich Nike auf den Hocker plumpsen ließ. Die guten Gerüche hier in der Küche - ohne Zweifel die beste in Tarraco - hatten auch ihn verwirrt, als er damals wieder aus Britannien zurückgekehrt war.
    Das Sauerkraut schmurgelte in Ruhe weiter, als Hedda endlich die jause beisammen hatte. "Hier! Nimmt was!", meinte sie in einem Ton, der fast schon befehlend klang.
    Valens setzte sich auf einen zweiten Hocker, der herumstand, und stellte das Tablett vor Nike auf den Boden hin. "Ähm... kannst du das Essen selber nehmen? Oder brauchst du Hilfe?" "Ich werde dir schon helfen, Mädchen!", fügte Hedda zu Valens Worten hinzu. Nicht, ohne diesem Satz eine gewisse Doppeldeutigkeit zu verleihen.

    Valens hätte hierhergefunden, selbst wenn er blind gewesen wäre wie Nike. Es war nicht nur der gute Geruch, dem man ohne Mühe folgen konnte, sondern auch die Tatsache, dass er schon oft hier war, um sich etwas für Nebenher zu holen - obwohl er wusste, dass das der Gesundheit kaum zuträglich war und seinen Bauch nicht verkleinerte.
    Nichtsdestotrotz hielt ihn wenig davon ab, ab und zu hineinzuschauen, wie auch jetzt. Zwei Frauen standen da, und eine davon sprach Valens an. "Salve, Hedda!", begrüßte er sie. "Was kochst du da Feines?" "Sauerkraut!", war die barsche Antwort der germanischen, stets miesgelaunten, aber trotzdem gutherzigen Köchin. "Magst du was haben?" "Nein, ich suche eher was für zwischendurch... und, Hedda! Das hier ist Nike. Nike, das ist Hedda."
    Hedda drehte sich um und begutachtete die Neue. "Hui, schaust du hungrig aus... ich mach euch mal was." Schnell wandte sie sich wieder dem Herd zu und begann, etwas zum Essen auf eine Platte zu hiefeln.


    Hedda

    Valens schloss die Tür. Er drückte wohl etwas zu fest, denn es machte einen ziemlichen Knall, woraufhin er ein bisschen zusammenzuckte.
    Der Sklavin schien der Lärm jedoch zu helfen. Es schien fast, als könne sie mit ihren Ohren sehen.
    Valens wandte sich an sie. "Ich denke, dass deine, nun ja... Situation es nicht wirklich erlaubt, dass ich dich hier alleine herumlaufen lassen kann." In diesem Moment grollte ihr Magen. Valens konnte sich nicht mehr verkneifen und grinste - gut, dass die Sklavin das nicht sehen konnte, sie würde sich sicher veräppelt vorkommen.
    Nur, Valens meinte es nicht so. In der Casa Matinia war es keine Sünde, hungrig zu sein. Wie froh war er, dass sie keine konservativen Stoiker waren, sondern Leute, die die Freuden des Lebens noch richtig genießen konnten.
    "Komm mit in die Küche! Ich habe nämlich auch Hunger. Soll ich deine Hand nehmen?", fragte er. Er selber würde nichts dagegen haben, die Sklavin anzugreifen (denn hässlich war sie beileibe nicht), nur wusste er, dass einige Frauen ziemlich leicht sauer bis hysterisch darauf reagieren konnten.

    Dafür, dass sie blind war, wie Valens schon auf dem ersten Blicke hat erkennen können, verstand sie es außerordentlich gut, ihn zu orten. Sie sprach ihn mit wohlbedachten und freundlichen Worten an.
    Eine Sklavin.
    Valens seufzte auf. Sein Bruder hatte dem Ankauf einer Neuen nicht widerstehn können, obwohl er doch genau wusste, wie wenig Valens die Sklaverei mochte.
    Aber er machte gute Miene zum bösen Spiel und sprach sie ebenso freundlich an, wie sie sich ihm vorgestellt hatte. "Salve, Nike! Willkommen in der Casa Matinia! Mein Name ist Quintus Matinius Valens, ich bin der Bruder Agrippas." Er vermied die Formulierung "deines Herren" betulich. Ich weiß nicht, ob Agrippa zur Zeit hier ist... aber komm einmal rein!" Er öffnete die Tür weit auf, damit es ein geringeres Risiko für Nike gab, sich anzustoßen.

    Valens öffnete die Tür und sah hinaus. Draußen stand eine junge Frau, die er noch nie gesehen hatte. "Guten Morgen. Was kann ich für dich tun?", fragte er freundlich. Irgendetwas war bei ihr etwas merkwürdig... Valens schaute sie aufmerksam an, bis ihm klar wurde, dass es ihre Augen waren. Die Frau war blind.

    "Vielleicht nicht Menodores und Prosca. Die beiden sind absolut gutmütig und würden keiner Fliege was zuleide tun. Und vielleicht auch nicht keiner von deiner Sklavenschaft. Ich weiß, du behandelst deine Sklaven gut. Aber da bist du die Ausnahme. Was ist mit den Sklaven deiner Nachbarn? Fürchtest du die nicht? Und was ist mit den Wachen? Für sie und ihre Ausrüstung bezahlt man schon fast so viel, wie wenn man die Sklaven bezahlen würde. Von Kost und Logis ganz zu schweigen."

    "Nun, Bruder, es tut mir Leid, dass du das so siehst. Ich denke aber, eine Empanzipation deiner Sklaven würde dir besser zu stehen bekommen. Du sollst dich nicht wundern, wenn dich einmal in der Nacht ein aufständischer Sklave umbringen sollte. Und im Übrigen - wenn du deine Arbeitskräfte bezahlst, ist das gleich teuer, als wenn du sie bewachen lässt und ihnen Kost und Logis bereiten musst."

    "Fausta wurde entführt! Bei den Göttern!", er schrak zusammen.
    "Wir müssen alle zusammentrommeln! Die Stadtwache wird uns helfen können! Und die persönlichen Wachen der Familie!"
    Er rannte los, um alle zu verständigen.

    Valens bemerkte den entsetzten Blick Agrippas. Was diesem jetzt durch den Kopf ging, konnte er sich denken. Nur gut, dass Valens kein Christ war - dies würde ihm übel zu stehen kommen - , obwohl er durchaus Sympathien für diese religiöse Gruppe hatte.


    "Den römischen Fortschritt kann man mit bezahlten Arbeitskräften um vieles erhöhen! Sklaven arbeiten uneffizient, morallos und uninspiriert!", rief er. "Beim Thema kochen - nimm mich als Vorbild! Ich beschäftige eine Haushälterin, eine Freie aus Carthago Nova. Und sie kocht bei mir in Freiheit sicher dreimal besser als in Sklavenschaft!"