Wenig später kam Valens. Er hatte seine Toga angezogen, die seinen Stand als Decurio bezeugte, und schritt zum Flavier hin, der schon in der Halle wartete. "Salve, Proconsul. Du bist schon hier?" Valens hatte ihn eigentlich etwas später erwartet - bis jetzt hatte er immer die Erfahrung gemacht, dass solch hohe Herrschaften am Morgen noch gern lange im Bett liegen.
"Dann kann ich anfangen." Er schaute in die Runde der kärglich besetzten Curia. "Salvete, Soldales! Heute stelle ich euch, in meiner Funktion als Vicarius, Stellvertreter des unbesetzten Postens des Princeps, ein in Aussicht stehendes Mitglied unserer Curia vor - Lucius Flavius Furianus, der neue Proconsul Hispanias. Ich frage euch, soll dieser Bürger Roms sich in unsere Reihen eingliedern? Oder erhebt jemand eure Stimme und legt Argumente gegen den Beitritt jenes Mannes vor?" Valens nahm nicht ernsthaft an, dass jemand protestierte. Allerdings war es ein Ritual, welches bei jedem neuen Mitglied abgehalten wurde. Ordnung musste sein.
Beiträge von Quintus Matinius Valens
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Original von Lucius Flavius Furianus
"Verstehe. Aber auf der anderen Seite bilden sich selbstverständlich Gruppen mit gemeinsammen Interessen, ob das nun Schiffer sind, Händlervereinigungen oder eben Senatorengruppen, die zusammen mit mehr Stärke eben eine Partei bilden und ihre Interessen durchzusetzen versuchen. Schließlich repräsentieren sie nicht nur sich und ihre Interessen, sondern die des Volkes.
Nunja, seit den letzten Ereignissen hätte ich hier auch lieber die Ala gehabt, aber wie schon gesagt, ich bin weder Kaiser, noch habe ich eine Partei hinter mir. So bleibt uns nichts weiteres übrig, als darüber zu murren und uns zu ärgern."Erklärte Furianus lächelnd und musste selbst noch den ein oder andren Gedankengang weiter verfolgen, bevor er sich aus der kurzen Starre reissen konnte und nun wieder dem Mann seine völlige Aufmerksamkeit zuteil werden ließ.
"Ein Dichterwettbewerb? Hast du da schon nähere Vorstellungen, Konzepte und Ideen?"
Valens nickte. "Ja, sicher. Wenn man so will, kann man sagen, das sind die Nebenwirkungen einer Republik." Er vermied das Wort Demokratie, weil er wusste, dass es im Imperium nicht sehr demokratisch zuging - was er auch sehr bedauerte. Doch er schwieg jetzt über die Politik. Er wusste, zu viel Freimut über eigene Gedankengänge konnte fatal enden.
"Wir scheinen uns immerhin bezüglich der Ala einer Meinung zu sein. Ich denke, da kann man wenig tun. Auch wenn es mir keine Freude bereitet.", sagte er, während er sich überlegte, was das Schmunzeln zu bedeuten hatte. Heckte der neue Proconsul, noch kaum im Amt, schon großartige Pläne aus?
"Ja, das Dichterfest. Ehrlich gesagt, ich muss dir leider auf deine Frage antworten, dass ich noch nichts dergleichen habe. Die Idee ist mir unlängst gekommen, beim Studium von alten Schriften über keltische Brauchtümer. Und ich hatte mir gedacht, was Kelten können, können wir Römer schon lange. Ich habe daran gedacht, das Forum hier einfach für ein paar Tage für künstlerische Vorführungen zu benutzen. Zwei Dichter treten immer gegeneinander an, und das Volk stimmt über die besten Dichter ab. Diese treten wiederum gegeneinander an, bis der beste ermittelt worden ist. Der erhält dann eine Prämie." -
Der sorgenumwölkte Gesichtsausdruck, der sich über die Stirne des Proconsuls legte, als er Valens' Worten zuhörte, erinnerte ihn irgendwie an den Gesichtsausdruck seines Großvaters, als Valens ihm eröffnete, dass er nach Britannien gehen würde... wie lang war es schon her!
Er versuchte, den Proconsul zu beschwichtigen. "Ich habe nicht gesagt, dass ich ein Feind von politischen Einrichtungen bin. Ich bin davon überzeugt, dass es unser System ist, welches dazu geführt haben, dass wir den Großteil der bewohnbaren Welt beherrschen. Nein, die politische Institutionen, die Rom besitzt, vor allem der Senat, sind hervorragend, und unsere Grundsätze, unser Recht und unsere Ordnung würde ich auch bis aufs Blut verteidigen. Nein, ich spreche von Parteipolitik, das politische Persönlichkeitsbild, dass man bewahren muss, und von starrer politischer Korrektheit. Ich denke, diese beiden sind, trotz Vorteilen, die beide haben mögen, ein Nachteil für Rom. Oftmals konnten große Taten nicht vollbracht werden, weil jenes Konzept sich nicht in die Ordnung des Kaisers einfügt. Nehmen wir die Stationierung einer Ala hier in Hispania - es würde sich nicht in die Politik einfügen. Von dieser Art von Politik rede ich.", meinte er.
"Zum Thema Acta Diurna hätte ich übrigens einen Vorschlag. Man könnte so etwas wie einen Dichterwettbewerb hier in Tarraco organisieren. So etwas kommt heutzutage nicht mehr oft vor, und sicher könnte das viele Leute anlocken - Dichter wie auch Zuschauer." -
Er betrat den Laden, von dem er wusste, dass es dort nur die beste Qualität gab. Die Rumpelkammer des Subdolus. Er schaute nach einem Kleidungsstück für einen festlichen Anlass Ausschau - was für einen, würde er allerdings nicht so schnell verraten, nicht einmal an seinen Kleidungshändler.
"Guten Tag!", meldete er sich. "Ich bin einfach nur am Schauen. Gibt es hier... vielleicht eine gute Seidentunika?" -
"Wir sollten Politik mehr achten?" Valens fand es jetzt an der Zeit, dem neuen Proconsul seine Ansichten näher zu bringen. "Politik... hätten wir Römer uns unsere ganze Geschichte lang nur um Politik gesorgt, sähe es nicht gut bei uns aus! Wir wären noch immer Bauern auf einer unbedeutenden Tiberinsel und auf den 7 angrenzenden Anhöhen, und wahrscheinlich hätten uns Leute wie der Gallierkönig Brennus oder der Karthager Hannibal schon hundertmal überrannt! Nein,", fuhr Valens ganz ruhig fort, "politische Strategien und Machtspiele, sowie Parteienwirtschaft wirkt dem Staat entgegen. Nur durch Überparteilichkeit kann man wirklich etwas für Rom tun." Er würde sich nie für eine Partei engagieren.
Dass der Proconsul versprach, sich um die Vigiles zu kümmern, beruhigte Valens. Bessere Sicherheit versprach das Konzept. Valens war schon auf die Zukunft gespannt.
Valens horchte dem Proconsul zu, wie er ihm beschrieb, dass er wollte, dass sich er sich besonders als Schreiber für die Acta Diurna betätigen sollte. Schreiberling? Immerhin wird man seine Artikel im ganzen Reich lesen.
"Ich danke für jenes Vertrauen. Ich bin mir sicher, dass ich Hispania keine Schande sein werde. Ich werde mich um konstruktive Beiträge immer bemühen. Gibt es Themen, die dir besonders nahe liegen, oder ist mir die Wahl selber überlassen?" Er wollte testen, wie liberal der Proconsul war und wie weit sein unvermeidbares Gängelband reichte. -
"Nun, da hast du auch wieder Recht. Ein gutes Argument. Es ist die Politik." Das letzte Wort betonte er mit einem Unterton, der ganz vage suggerierte, dass Valens kein grosser Anhänger von detaillierten politischen Schachzuegen war. Er wollte einfach eine gute Arbeit machen und sich nicht von politischen Faktoren beeinflussen lassen. "Im Gegenzug dazu ist es wichtig, dass die Vigiles aufgestockt und trainiert werden.", betonte er, bevor er zum nächsten Punkt überging.
"Ich werde alles in die Wege leiten. Du musst einfach nur anwesend sein und das Prozedere über dich ergehen lassen." Er grinste leicht. "Dann ist die Provinz um einen Sodales reicher."
Er trank aus. "So. In meiner neuen Position als Magister Scriniorum - ich möchte dir nochmals für die Beförderung danken - gibt es, denke ich viel zu tun. Wer wird aber der nächste Comes sein, dem ich Bericht erstatte?" -
"Deine Entscheidung ist rechtens. Wenn Personen sich nicht mehr um ihren Zuständigkeitsbereich kümmern, müssen Maßnahmen ergriffen werden. So ist das in einem Betrieb, so ist das in einer Provinz.", ließ Valens verlauten, um den Poconsul zu kalmieren und ihm zu verstehen zu geben, dass er in dieser Sache auf seiner Seite stand.
"Ich freue mich schon darauf, dich in der Curia begrüßen zu dürfen. Am besten kommst du baldmöglichst, wenn es sich bei dir ausgeht. Dann kann die Aufnahme sofort vollzogen werden.", versprach Valens dem Neuen.
Er nickte zustimmend bei den Worten des Proconsuls. "Das hört sich gut an. Wir brauchen Frieden. Es geht ja hier teilweise zu wie an der germanischen Grenze." Um endlich euinen Schlussstrich unter dieses für hispania eher leidliche Thema zu ziehen, setzte er hinzu: "Wir sollten auf verhindern, dass jemals so etwas wieder passiert. Ich habe mich schon einmal ind er Curia dafür stark gemacht, eine Auxiliareinheit nach Tarraco zu stationieren oder auch nur die Vigiles in eine stehende Volksarmee und -polizei zu verwandeln. Das wäre dann aber die Sache eines neuen Regionarius."
Valens hörte zu, als der Proconsul mit wiet in der Luft erhobenen Weinglas ihm versicherte, dass Valens sich bald Magister Scriniorum nennen durfte. Ein erhebendes Gefühl. Und Valens schien es auch so zu sein, dass dem Proconsul eine kleine Schalkhaftigkeit zu eigen ist. Valens' noch junges Leben? Der Duumvir von Carthago Nova war sicher um 5 Jahre älter wie der neue Proconsul, der überhaupt sehr jung für sein Alter schien. Doch er schien Expertise und Dynamik zu haben, und das gefiel Valens. Lächelnd ergriff er seinen Becher und stieß mit dem Flavier an. "Und auf dich! Und auf Hispania - solle es auf ewig blühen uind gedeihen unter der Führung und der starken Hand von Männern wie dir, Flavius Furianus." -
Alles Gute, alles Gute!
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"Ich verstehe deine Motive, Proconsul. Die Entscheidung, soweit ich es beurteilen kann, war gut. Nur finde ich es schade, dass es zu jenem Stadium kommen musste.", meinte er. Er wollte dem Proconsul nicht verlegen machen oder das Gefühl geben, sich verteidigen zu müssen, und das schon an seinem ersten richtigen Tag.
"Als Vicarius habe ich den Princeps zu vertreten, das weiß ich." Nun war er unsicher, wann der Proconsul seine Erhebung zum Sodalis Curiae wollte - vielleicht jetzt, auf der Stelle.
"Ich lade dich hiermit in die Curia ein. Bei deinem Besuch werde ich dich den bisherigen Mitgliedern vorstellen und dich zum neuen Mitglied ausrufen, Proconsul." Er versuchte, Furianus Gesichtsausdruck zu deuten? Wollte er Princeps werden? Wahrscheinlich. Nun gut, das konnte vor Ort vorgenommen werden, falls notwendig. Die Curia brauchte eh einen neuen Princeps.
"Die Elefanten! Auch ja, ein Gesindel. Hätten wir nur genug Soldaten! Doch die sind alle in Emerita und sind mit der Befriedung von Baetica beschäftigt.", meinte er und seufzte. "Ohne die starke Hand eines erfahrenen Regionarius gibt es weinge Aussichten auf Besserung."Sim-Off: Das ganze spielt ja vor Helios' Ernennung, oder?
Den nächsten Worten von Furianus hörte Valens aufmerksam zu. "Ich bin mir bewusst, dass die Ernennung zum Comes einen Mann mit mehr Erfahrung wie ich braucht... doch für jenes Angebot, mich zum Magister Scriniorum zu ernennen, danke ich. Soweit dies der beste Weg ist, um meinem Hispania zu dienen, nehme ich es gerne an. Einer solch verantwortungsvollen Arbeit fühle ich mich gewachsen.", sagte er, voll Glücksgefühl, dass ihm endlich jenes Amt angeboten wurde. -
"Cato ist abgesetzt?", fragte Valens. "Das ist Schade. Eigentlich habe ich einen guten Eindruck von ihm gehabt... aber gleichzeitig muss ich gestehen, Proconsul, dass ich schon lange nichts mehr von ihm gesehen habe. Wo er ist? Ich habe keine Ahnung. Eigenartig. Es wurde keinerlei Notiz hinterlassen.", wunderte er sich. Es war das erste Mal, dass er sich anfing, Sorgen zu machen.
"Wenn Cato nicht mehr hier ist, dann stimmt es, dann bin ich als Vicarius sein Stellvertreter... doch bisher habe ich mich gescheut, gravierende Aktionen zu setzen, weil Cato sich nicht explizit in der Curia abgemeldet hat.", meinte er.
"Neue Mitglieder hast du auch erwähnt? Es wäre gelacht, wenn der neue Proconsul nicht in der Curia sitzen könnte. Ich werde dich in die Curia einführen, wann du willst!", offerierte Valens dem Furianus.
"Ich freue mich, dass endlich etwas gegen diese Banditen getan wird. Besonders schrecklich sollen ja die Elefanten sein, mit ihren Hauptmann Longinus, so sagt man es zumindest in den Gassen und Viae Stradae von Carthago Nova...", so erzählte er die Gerüchte dem Proconsul.
Doch die nachfolgenden Worte des Proconsuls erstaunten Valens. Er wollte Valens wirklich befördern? "Ein Amt hier in Tarraco? Es würde mich freuen... ich bin aus Tarraco, und ich habe mich in Carthago Nova nie wirklich heimisch gefühlt. Nach Tarraco zurückkehren, dass wäre nett...", meinte er. "Es gibt ja weder einen Magister Scriniorum noch einen Comes... ich muss sagen, die Aufgabengebiete jener zwei Amtsstellen liegen doch in meinem Interesse.", gab er zu. -
"Der Priceps?", antwortete Valens. "Es ist Octavius Cato, der Comes. Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen." Er machte eine Pause. "Ich bin der Vicarius der Curia, wenn es dir weiterhilft. In dieser Funktion hatte ich auch jetzt in Tarraco zu tun. Und bei der Wasserversorgung ist alles in ordnung. Ich kann deine Sorgen zerstreuen. Ich habe noch selten hochwertigere Ingenieursleistung gesehen!", meinte er.
"Stimmung. Nun, es ist ruhig. Still.Sim-Off: Um nicht zu sagen - totenstill.
Keine Anomalien. Allerdings gibt es angeblich viele Banditenbanden hier in Hispania. Eine besonders grausame hat vor weniger Zeit meine Nichte in gewahrsam genommen. Doch sie konnte entkommen." Er war darob noch immer erleichtert.
Valens setzte den Becher nach dem Trunkspruch des Proconsuls an und nahm einen Schluck. "Guter Wein!", meinte er, als er absetzte. -
Sim-Off: OK, dann wird das ganze also zeitversetzt abgehandelt.
ZitatOriginal von Lucius Flavius Furianus
"Salve, Matinius Valens. Bitte, setz dich doch."
Sagte Furianus lächelnd und wies auf den Platz vor sich.
"Es freut mich, dass du es einrichten konntest hierher zu reisen, schließlich liegt Carthago Nova ja auch nicht in der Nähe. Und ja, leider muss ich dich enttäuschen, Agrippa wird hier wohl nicht mehr sitzen, ich bin nun der Neue, wie du siehst."
Sogleich winkte er einem Sklaven, der ein wenig zu trinken kredenzen sollte, was er auch souverän und eingebübt tat, nämlich verdünnten Wein.
"Ich danke dir für die Begrüßung, und ja, ich kenne Hispania, mir wird es hier sicherlich nicht schlecht ergehen. Eine schöne Provinz, die ich schon damals als Architectus Provincialis bestaunen konnte. Natürlich kenne ich dich noch. Was macht denn das Aquädukt, gibt es keine Probleme damit? Und wie geht es der Stadt selbst?"
"Danke!", meinte Valens und setzte sich hin. Ja, es war noch immer der alte, gemütliche Stuhl, auf dem er schon ein paar Male gesessen war, um Agrippa bei der Arbeit zu besuchen.
"Ich habe mir nicht so viele Umstände machen müssen, um herzureisen. Ich habe sowieso in der Curia Provincialis zu tun gehabt."
Der Proconsul fragte nach Carthago Nova, und Valens antwortete: "Nun ja. Es war schon immer ein beschulicher Ort und wird auch einer bleiben. Es war nie viel los und wird es auch nie sein. Es tut sich wenig. Aber das Aquädukt funktioniert einwandfrei!", fügte er hinzu. "Ich muss mich an dieser Stelle abermals bedanken für diese Leistung. Ich trage dafür Sorge, dass das Aquädukt entsprechend gewartet wird. Und ich kann mich nicht an ein einziges Mal erinnern, dass es irgendwelche Fehler gegeben hätte.", meinte er zufrieden. Dann sagte er: "Ich muss ehrlich gestehen, dass ich enttäuscht war, als ich erfuhr, dass der Proconsul nicht mehr Agrippa ist... aber ich möchte dich nicht mit verwandtschaftlichen Dingen bedrängen. Trinken wir lieber auf eine gute Zusammenarbeit!", meinte er und hob den Becher, dem ihn der Sklave gebracht hatte. -
Oje, schade... auf Wiedersehen, mein spanischer Genosse!
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Eine Stimme rief von innen "Herein!" Also fackelte Valens nicht lange und machte die Tür auf. "Salve!", meinte er, während er den Mann musterte. Stimmt, wenn er ihn jetzt so sah, konnte er sich wieder an ihn erinnern. Es war Furianus, der Architekt! Unwillkürlich musste Valens schmunzeln.
"Ich freue mich, dich in Hispania begrüßen zu können.", fing er an. "ich bin Quintus Matinius Valens, Duumvir von Carthago Nova. Wir sind uns schon einmal begegnet! Ewig ist es schon her. Damals war ich noch Magistratus hier in Tarraco. Und du der Architekt."
Nun, was sollte er jetzt sagen? Er beschloss, ganz ehrlich anzufangen. "Als es hieß, der Proconsul sei in Tarraco eingetroffen, hatte ich geglaubt, es sei mein Bruder Agrippa... ich habe leider seit einiger Zeit nichts mehr von ihm gehört. Es heißt, es sei in Italia. Nun, wie dem auch sei, willkommen in Hispania! Ich hoffe, dir gefällt es hier?"
Kaum hatte er geendet, klopfte es hinter ihm. Valens musste abermals grinsen. Kaum war der Proconsul eingetroffen, schienen ihn alle gleich zu hofieren. -
Der Proconsul sei eingetroffen, so sagten es die Leute zumindest. Ganz heimlich sei er eingetroffen, mitten in der Nacht. Und ganz genau habe man ihn nicht gesehen.
Valens war erleichtert. Er glaubt nämlich, sein Bruder Agrippa sei wieder hier... wie lange hatte er ihn nicht mehr gesehen? Eine Ewigkeit!
Doch seine Hoffnungen schwanden, als er in die Curia kam und ganz deutlich sah, dass Agrippa hier nicht im Haus sein konnte.
Er wusste auch nicht, wieso er das spürte... eine andere, nüchterne Atmosphäre war in die Curia eingezogen. Mit jedem Schritt wurde er unsicherer.
Letzte Gewissheit schaffte ein nagelneues Schild am Eingangstor zum Proconsul. "Lucius Flavius Furianus, Proconsul Provinciae Hispaniae", prangte stolz darauf. Enttäuschung machte sich in Valens breit. So sehr hatte er sich schon auf Agrippa gefreut... aber jetzt konnte er nicht mehr umkehren.
Gleichzeitig dachte er nach. Hatte er den Namen nicht schon einmal gehört? Genau, war das nicht jener, der das Aquädukt in Carthago Nova gebaut hatte? Eines stand fest - es war ein Patrizier. Nun denn, es war nicht gänzlich unwahrscheinlich, dass es auch nette Patrizier gab.
Er beschloss, erst einmal anzuklopfen. Er wollte den Proconsul, wenn es schon nicht Agrippa war, einmal in der Provinz begrüßen.
Laut pochte er an der Tür an. -
Belustigt. Valens hatte noch nie viel von den Launen und Belustigungen des Volkes von Rom gehalten... seine Abneigung gegen jenen Geschmack wurden nun bestätigt.
"Keine Sorgen!", versuchte Valens die Griechin zu beruhigen. "Hier wird dir nichts passieren."
Er nutzte einen Drang, sich am Kinn zu kratzen, für eine kurze Pause. Dann fuhr er fort. "Du scheinst kein gutes Leben gehabt zu haben... das tut mir Leid. Jetzt wird alles anders." Es folgte nochmals eine Pause. "Ich meine, wie gut kennst du Tarraco? Ich kann dir die Stadt zeigen... seine Gerüche, das Meer, die Atmosphäre. Aber nur, wenn du deine Künste, die du vorhin ganz subtil erwähnt hast, nicht an mir beweist.", lachte er. -
"Im Gegensatz zu anderen Casas verbieten wir unseren Untergebenen das Essen nicht. Tu dir keinen Zwang an!", meinte er. Schon wieder ein sichtbares Zeichen von Repression und Zwängen. Zu gerne wäre Valens einfach aufgesprungen und hätte Nike in die Freiheit geschickt. Aber das würde unweigerlich heißen, dass sein Bruder ihn umbringen würde. Wenigstens behandelte der die Sklaven gut. Und da Valens wohl jetzt der Mann im Haus war, hatte er sich vorgenommen, seinem Bruder ein Beispiel in Wohlwollen zu sein!
Doch nun hörte er der Sklavin zu. Ihre Geschichte klang erschütternd. Valens dachte kurz nach. Was wäre, wenn seine Eltern das getan hätten?
"Du bist kein Krüppel. Ein Krüppel ist jemand, der zu nichts zu gebrauchen ist und nichts allein tun kann. Du hast mir schon bewiesen, dass du sehr gut ohne Hilfe zurecht kommst und dass es dir auch im Hirn an nichts mangelt.
Was hast du denn beim Zirkus gemacht?" -
Der Ianitor
... reif ihm "Vale!" nach, schloss die Tür dann hinter sich und hersuchte sich dann, das ihm Gesagte zu memorieren.
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Der Ianitor
...runzelte die Stirn. "Natürlich ist das möglich. Keine Frage. Was soll ich ihm ausrichten?"
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Natürlich, die Frage nach der Vergangenheit eines jeden Sklaven musste kommen... dies war eine bewährte Methode, Neue aus der Reserve zu locken.
"Deine Eltern..." haben dich verkauft?, wollte er fortfahren, aber die Sklavin war schon so dermaßen am Essen Schaufeln, dass es eine wahre Freude war. Valens ließ sie bereitwillig gewähren.
Als Nike, den Mund voll mit Essen, ihre Begeisterung über das Essen kund gab, wollte es der Zufall, das Hedda wieder kam. "Willst du mehr?", fragte sie und hielt ihr eine Schüssel randvoll mit einer kräftigen germanischen Fleischbrühe hin.