Beiträge von Lucius Germanicus Maximianus

    Mit Schwung und auf hochglanz polierter Paraderüstung stürmten wir auf den Platz vor dem Tor. Wie aus Legionszeiten gewohnt nahmen wir Aufstellung vor unseren Offizieren und bildeten dabei eine Reihe. Ich stand wie immer links außen und konnte es kaum erwarten endlich in Richtung Palast abzuziehen.


    Natürlich wollten wir dabei auch endlich etwas von der Ewigen Stadt sehen, denn die meisten von uns hatten bisher noch keinen Fuß nach Italia gesetzt, geschweigedenn nach Rom selbst.....

    Ich war gerade leicht eingedöst, als der Optio zur Türe herein kam und sich lautstark bemerkbar machte. Ich sprang auf und nahm Haltung an. Dabei hörte ich mir seine Befehle an und handelte sofort nach diesen.


    Palastwache: Das hieß, das ich endlich die Paraderüstung anlegen konnte, welche ich bisher so stolz sauber gehalten hatte. Gesagt getan legte ich diese an und machte mich dann sofort auf den Weg. *Bloß nicht zu spät kommen* war dabei mein ständiger Gedanke.....

    Nach der ausführlichen Antwort von Decius riss ich die Hacken zusammen und salutierte dann. Dabei bedankte ich mich:


    "Ich danke dir für die Auskunft Optio Caecillius. Wenn es ansonsten von deiner Seite nichts mehr gibt, dann würde ich in die Unterkünfte zurückkehren."

    Ich räusperte mich kurz, fuhr dann aber selbstbewusst fort:


    "Auch wenn es villeicht dämlich klingen mag, aber ich wollte mich informieren wo man hier Briefe aufgeben und empfangen kann. Ich habe in Germanien erst kurz vor meiner Abreise meinen Bruder kennengelernt und nicht mehr die Zeit gefunden mich von ihm zu verabschieden oder zu sagen wo ich mich hinbegebe. Das möchte ich nun mit einem Brief nachholen."


    Hoffentlich fasste der Optio mein Anliegen nicht falsch auf. Wie dämlich musste ich denn sein, dass ich meinen Optio nach sowas fragte.....


    Edit:/ Formatierung

    Auf die Worte des Optios erfolgte ein einheitlicher Salut durch uns Miles, bevor wir abtraten und uns zerstreuten. Während sich die anderen in die Unterkünfte begaben wandte ich mich an unseren Optio. Ich ging auf ihn zu und salutierte dann:


    "Optio Caecillius, Germanicus Maximianus mein Name. Dürfte ich eine Frage stellen?"

    Zwar immer noch nicht ganz überzeugt von dem was wir machen sollten, aber dennoch motiviert machten Marius und ich den Anfang. Marius packte mich an beiden Schultern und versuchte mich auf eine Seite zu drehen und mir dann ein Bein zu stellen, doch gelang es ihm nicht mich auf den Boden zu werfen.


    So ungeschickt endete auch mein erster Versuch, Marius auf den Boden zu werfen. Zu Beginn machten wir wahrlich keinen guten Eindruck was den Ringkampf anbelangte. Trotzdem gaben wir nicht auf und so besserten wir uns Versuch um Versuch. Allmählich konnte man dann tatsächlich von einem Ringkampf sprechen und nicht von einem bloßen Gezerre und Gezanke.


    Je öfter wir uns versuchten, desto öfter landete auch mal der Eine, mal der Andere auf dem Boden. Auch Fehlversuche kamen immer wieder vor, doch versuchten wir diese so gut wie möglich auszumerzen. Wir schenkten uns gegenseitig nichts.......

    Ringen? Nun das war mir und einigen anderen neu. Diese Disziplin hatte nicht zu unserer Ausbildung gehört, doch waren wir trotzdem lernwillig. So nahmen wir wieder Aufstellung und schlossen uns wieder zu Paaren zusammen.


    Wieder wollte ich mich mit Marius messen, doch wir sahen uns beide nur fragend an, da keiner so recht wusste wie er diese Übung anzugehen hatte. Prügeleien waren für uns ja auf der Tagesordnung gewesen, vor allem beim Ausgang, aber vom Ringen hatte keiner von uns eine Ahnung.


    Also warteten wir gespannt auf die Anweisungen unseres Optios......

    Jeden morgen wieder 10 Runden? Das durfte doch nicht wahr sein. Es ging also die ganze Schinderei von vorne los. Aber was solls, lieber ein paar Runden laufen als wieder zurückgeschickt zu werden. Diese Schmach würde wohl unerträglich sein.


    Doch jetzt kamen wir zu einer Übung die mir lag. Im Kampf mit dem Gladius und ohne Scutum war ich schon immer einer der Besseren während meiner Ausbildung in der Legion. Nun konnte ich also beweißen, das wir tatsächlich was auf dem Kasten hatten und dass man unsere Berufung zu den Praetorianern nicht bereuen würde..... So hoffte ich zumindest.


    Ich ging also zu der Kiste hin und suchte mir ein Gladius heraus. Dabei achtete ich darauf eines zu nehmen, was gut in der Hand lag und auch noch einigermaßen unverbraucht aussah, denn einige zeigten bereits erste Verschleißerscheinungen.


    Dann sah ich mich in den Reihen der anderen Miles um. Obwohl wir allesamt aus der gleichen Legio kamen, so waren dies für mich alles unbekannte Gesichter. Alle? Nein doch nicht. Nach langem Hinsehen entdeckte ich Marius, einen Mann, welcher in meiner Gruppe die Ausbildung absolviert hatte, dann aber in eine andere Kohorte versetzt worden war. Wir waren während der Ausbildung die besten Freunde gewesen, hatten uns aber aus den Augen verloren.


    "Marius alter Haudegen, was machst du denn hier. Das wir uns ausgerechnet hier wiedersehen. Wie wärs mit einem Übungskampf, ganz wie in alten Zeiten?"


    fragte ich ihn mit einem herzlichen Grinsen. Er willigte sofort ein:


    "Klar, aber zieh dich warm an, ich habe ordentlich dazugelernt. So leicht wie während unsere Zeit als Probatii mache ich es dir nicht mehr."


    Dies war das Stichwort, wir beide gingen in Grundstellung und belauerten uns erstmal gegenseitig. Keiner wollte den ersten Fehler machen, so tanzten wir eine zeitlang umeinander herum. Dann wurde es mir aber doch zu bunt. Mit einem gezielten Stich preschte ich nach vorne, Marius konnte aber gerade noch mit dem Gladius parieren. Dann war er am Zug. Mit einem direkten Gegenangriff attakierte er mich und versucht meine linke Flanke zu erwischen, doch wich ich zur Seite aus.


    So wog der Kampf hin und her, ohne das jemand den entscheidenden Stoß setzen konnte. Wir steigerten uns so in den Kampf hinein, das wir alles um uns herum vergaßen, doch blieb der Kampf immer freundschaftlich......

    Mein Blick ging gen Himmel. Das konnte doch einfach nicht wahr sein. Hatte ich doch vor noch nicht allzu langer Zeit meine Ausbildung bei der Legion abgeschlossen und der Meinung diese Runden um den Exerzierplatz endlich der Vergangenheit angehörten, so belehrte mich der Optio eines Besseren. Doch alles Jammern hätte ohnehin nichts gebracht, also machte ich mich auf die 10 Runden zu absolvieren und zwar in einem Tempo, welches auf die gute Grundlagenarbeit bei der Legio II schließen lassen würde.


    Mein mir selbst vorgegebenen Zeitrahmen konnte ich zwar nicht völlig einhalten, doch war ich noch gut in der Zeit. Zwar war ich wie schon in Germanien nicht der Schnellste, lag aber im vorderen Mittelfeld. Meine Stärken lagen ganz eindeutig in anderen Bereichen.


    Nachdem wir die 10 Runden absolviert hatten postierten wir uns wieder in Formation vor dem Optio. Zusammen hofften wir, dass er fürs Erste zufrieden mit uns sein würde......

    Zum ersten Mal in meinem Leben kam ich überpünktlich zu einer mir gesetzten Frist, schließlich wollte ich nicht schon an meinem ersten Tag bei den Praetorianern ein schlechtes Bild abgeben.


    Wie aus der Legion bereits gewohnt reihte ich mich ein und nahm dabei jenen Platz ein, welchen ich bereits während meiner Dienstzeit bei der Legio II innehatte: den Platz ganz links vorne.


    Ob dies nun die Macht der Gewohnheit war, oder ob ich mich meinen Vorgesetzten bereits von vornherein präsentieren wollte konnte ich selbst nicht mit Sicherheit sagen, doch wartete ich gespannt darauf, was uns der Optio zu sagen hatte......

    Etwas nervös ob der Tatsache, dass ich wieder ein neues Lager beziehen musste betrat ich die Unterkünfte. Sofort trafen mich neugierige aber teilweise auch skeptische Blicke der anderen Miles. Ich versuchte meine Nervosität herunterzuspielen und machte als erste von uns Neuen Anstalten etwas zu sagen:


    "Salve Kameraden, mein Name ist Lucius Germanicus Maximianus. Ich komme von der II. aus Germanien."


    Ich hoffte auf eine freundliche antwort, doch hörte ich nur lapidar irgendwo aus dem Hintergrund:


    "Ob wir Kameraden sind wird sich erst noch zeigen."


    Dann aber kam doch ein anderer Miles auf mich zu und begrüßte mich:


    "Salve Pollius Lucanus mein Name. Hör nicht auf Brutus, der mag keine Neuen, aber das wird sich bald legen. Willkommen bei den Cohortes Praetoriae. Du kannst das Bett neben meinem haben, ist letzte Woche frei geworden."


    "Ich danke dir, aber ich muss mich wohl beeilen. Ich muss gleich wieder auf dem Exerzierplatz antreten."


    Gesagt getan begann ich mich umzuziehen und musste mich in der neuen Uniform erste einmal selbst betrachten, dann aber begab ich mich ob der kurzen Frist schnellen Fußes auf den Exerzierplatz.....

    Wieder erklang ein einziges Rauschen und alle salutierten gleichzeitig vor dem Optio. Dann traten wir ab und machten uns erstmals auf in unsere neuen Unterkünfte um unsere neuen Rüstungen zu probieren. Ich konnte es kaum erwarten.....

    Vor lauter Stolz eine Paraderüstung der Praetorianer in den Händen halten zu dürfen die nun mir gehörte bekam ich die Frage des Magazineurs beinahe nicht mit. Mit funkelnden Augen musterte ich die Rüstung von oben bis unten:


    "Ahm......Nein, keine Fragen mehr. Danke."


    Dann drehte ich mich um und begab mich zu meinem neuen Optio. Dort nahm ich wieder zusammen mit den anderen Aufstellung und wartete auf Anweisungen....

    Größe? Das war eine gute Frage. Bei der II. hatte ich meine Uniform einfach so Pi mal Daumen erhalten und wusste selbst bis heute nicht welche größe dies war. Ich schaute an mir hinunter und meinte schätzend:


    "Naja, ich denke mal Größe M. Kann mich aber auch irren."


    Obwohl M eigentlich schon so ziemlich passen müsste fügte ich in Gedanken hinzu.....

    Wie es sich für Soldaten gehörte sortierten wir uns ordentlich in einer Reihe ein um die Materialausgabe zu beschleunigen. Ich stand in der Warteschlange an der fünften Position und wartete geduldig darauf, dass ich endlich drankäme.


    In der Zwischenzeit musterte ich das Magazin und zeigte mich leicht verwundert, wie sehr das Magazin hier doch jemen im Castellum in Mogontiacum ähnelte, lediglich die Uniformen waren anders. Während ich über diese Dinge nachdachte schnauzte mich plötzlich der Materialwart an:

    "Name und Dienstrang habe ich gefragt. Schlafen kannst du an einem anderen Ort, aber nicht hier!"


    Ich drehte meinen Kopf zum Wart und antwortete hastig:


    "Lucius Germanicus Maximianus, Legion..... Milites"


    Ein Grummeln des Materialwartes verdeutlichte, dass er Verzögerungen gar nicht leiden konnte. Er notierte meinen Namen und Dienstrang auf einer Tafel und übergab diese einem diensthabenden Milites. Dann schnauzte er mich wieder an:


    "So, alles notiert. Milites Flaccus hier wird dir die Waffen aushändigen, dort drüben kriegst du dann deine Uniform. Und jetzt zackig!!!!"


    Ohne weitere Widerrede ging ich weiter und nahm meine Waffen von Milites Flaccus entgegen. Dieser zeigte sich schon wesentlich freundlicher:


    "So, hier hast du ein Gladius, ein Scutum, Pugio sowie eine Hasta."


    Mit einem Augenzwinkern fügte er hinzu:


    "Die ist recht nützlich wenn man mal wieder lange Wache schieben muss."


    Ich nickte Flaccus mit einem leichten Lächeln zu, schnallte mir Pugio sowie Gladius um und nahm Scutum sowie Hasta auf. Dann machte ich mich auf zur anderen Seite des Magazines, wo ich voller Vorfreude meine Uniform abholte......

    Ich war schon beinahe der Meinung, das man uns in dieser unbarmherzigen Hitze bereits vergessen hatte, als sich doch noch jemand blicken ließ.


    Als der Optio den Befehl zum Stillstehen gab hallte ein Rauschen durch den Hof und alle nahmen zugleich Haltung an. Keiner wagte es sich zu rühren und so folgten wir Optio Caecillius in das Magazin. Ich konnte es kaum erwarten endlich die Uniform eines Praetorianers zu tragen.....

    Ich musste mir selbst eingestehen, dass ich nervöser war als ich es mir erwartete hatte. Als uns der Decurio unvermittelt mitten auf dem Platz stehen ließ bestaunte ich ersteinmal die imposanten Mauern die uns umgaben. Vieles hier war anders als in Germania, dennoch wollte ich mich dieser Herausforderung stellen. Schließlich war es nicht alltäglich, dass man für die Cohortes Praetoriae rekrutiert wurde.


    Leicht zappelnd wartete ich also wie dei Anderen auf die Rückkehr des Decurios.....

    Nach Tagen der Reise quer durch das mit Wäldern versetzte Germanien und dann über den Brennerpass in Richtung Italia gelangten wir endlich in Rom, der ewigen Stadt an. Ich hatte schon einige Städte des Imperiums gesehen, doch das was hier meine Augen wahrnahmen übertraf alles bisher dagewesene.


    Doch versuchte ich mich bald von meinem Erstaunen loszulösen und suchte die Castra Praetoria auf; wenn nichts mehr schief gehen würde meine zukünftige Heimat.


    Vor der Wache hielten wir an und begehrten Einlass.....

    Fünf Minuten waren eine wirklich knappe Zeit, doch schaffte ich es in 4 3/4 Minuten am Tor anzukommen. Ich war nicht der Erste der ankam, aber auch beiweitem noch nicht der Letzte.


    Im Gegensatz zu einigen Anderen war ich also in der vorgegebenen Zeit geblieben und das Abenteuer Praetorianergarde konnte für mich weitergehen. Zusammen mit dem Gardisten Asprenas verließ ich somit für wohl lange Zeit dieses Castellum. Ich meldete mich vorschriftsgemäß ab und trat damit einen neuen Lebensabschnitt an......

    Ich stürzte zur Türe herein und stopfte alle meine Habseligkeiten in einen Beutel. Da ich nicht viel besaß dauerte es auch nicht lange bis ich alles beisammen hatte und verließ dann wieder die Unterkünfte. Schließlich wollte man einen Praetorianer nicht warten lassen.


    Als ich die Unterkünfte wieder verließ fiel mir mein eben erst bekannt gewordener Bruder wieder ein. Doch war die Zeit zu knapp, dass ich mich von ihm verabschieden hätte können. So beschloss ich sofort bei meiner Ankunft in Roma ihm einen Brief zukommen zu lassen. So trennten sich unserer Wege also wieder gleich schnell wie sie sich gekreuzt hatten......