Beiträge von Lucius Germanicus Maximianus

    Irgendwie munterte mich ihre freundliche Art und Weise wieder auf und dankend ging ich auf ihre Einladung ein:


    "Ja. Ich denke ich werde versuchen so viel Zeit wie möglich hier zu verbringen. Mal schauen, was diese Schriften alles interessantes beinhalten, was einen einfachen Soldaten wie mich interessieren könnte. Obwohl ich ja noch gar kein richtiger Soldat bin sondern lediglich ein Probatus."


    Ich fühlte mich sichtlich wohl hier. Ich verspürte ein Gefühl der Geborgenheit......

    Es war immer das Gleiche. Schon mein ganzes Leben lang. Immer wenn mehrere Personen anwesend waren und Jemand etwas wollte, dann erwischte es mich. Doch keine Zeit zum Jammern. Ich versuchte mein logisches Denken anzustrengen und das Bisschen Wissen das ich besaß einzubringen:


    "Ich denke, diese Formation ist dazu da um eine feindliche Formation zu durchbrechen. Die Spitze schlägt einen Bresche in die Formation des Feindes und durch die Keilanordnung versucht man diese zu weiten. Also im Endeffekt um die Formation des Feindes zu zerschlagen."


    Ich hoffte das ich keinen allzugroßen Mist verzapft hatte und schaute leicht auf die Reaktion des Optios......

    Ich bemerkte die musternten Blicke von Britannia und das sie sich wahrscheinlich fragte was das zu bedeuten hatte. Ich wusste nicht warum, doch ich beschloss ihr mehr zu erzählen:


    "Naja. Meine unbeschwerte Kindheit endete mit dem Tod meines Vaters. Er diente in der Classis und verunglückte dort. Meine Mutter wurde nie richtig mit seinem Tod fertig und konnte sich nicht mehr richtig um mich kümmern. Sie starb auch bald. Zu dieser Zeit war ich gerade 13 Jahre alt. Ich hatte also nichts mehr was mich hier in Germanien halten konnte. Ich kam irgendwie an einen Händler, der sich meiner annahm und so reiste ich viel durch das Imperium ohne aber wirklich Zeit für Kultur und Dergleichen zu haben."


    Eine leise Traurigkeit stieg in mir auf als ich mich begann zu erinnern, doch ich überspielte diese mit einem krampfhaften Lächeln.......

    Auwei. Wieder Formationen. Dies war das Lieblingsthema von uns Probati in der Grundausbildung. :D


    Doch alles Gemecker half nichts. Es musste erledigt werden. Ich sah indess schon wieder Probleme auf uns zukommen. Wenn wir schon eine einfache Reihe nicht zusammengebracht hatten, wie sollte es dann erst hier funktionieren. Und es kam wie erwartet: Es gab ein anfängliches Chaos in dem jeder den Anderen fragend ansah. Doch zu meinem Erstaunen legte sich dies recht schnell und wir bekamen eine Keilformation zusammen.


    Zwar war diese nicht perfekt, aber immerhin. Für das erste Mal erschien mir diese Leistung recht passabel, doch wie der Optio dies sehen würde, das wussten nur die Götter.....

    Der wirklich anstrengende Teil für uns begann erst jetzt. Da wir eine gute Stunde nicht weitergekommen waren und der vordere Teil der Kolonne nichtsahnend weitermarschiert war hatten wir den Anschluss verloren.


    So war die Marschkolonne in zwei Teile gespalten und dadurch verwundbar. Deshalb hieß es nun für uns doppeltes Tempo zu marschieren um den vorderen Teil so schnell als möglich wieder einzuholen. Doch das stellte sich als schwieriger heraus als angenommen, da wir ohnehin schon ein hohes Tempo marschiert waren......

    Ich war froh das es endlich weiterging. Als der Germane merkte das hier wohl doch nichts zu holen war machte er kehrt und verschwand bald aus meinem Blickfeld. Ich nutzte dies und gliederte mich ebenfalls wieder in die Marschkolonne ein.


    Auf meinem Platz angekommen schulterte ich mein Marschgepäck wieder und begann wieder einen Fuß vor den anderen zu setzen, wie die letzten Tage auch andauernd.


    Meine anfängliche Nervosität hatte sich mittlerweile zu einem zufriedenen Lächeln gewandelt und ich marschierte fröhlich grinsend weiter.......

    Ich betrachtete sie eine Zeit lang bevor ich wieder antwortete:


    "Weißt du, ich möchte nicht den Eindruck erwecken unzivilisiert zu sein oder dergleichen, aber ich habe in meinem Leben noch nicht viel von römischer Architektur oder dergleichen gesehen. Ich befand mich viel auf Reisen und hatte dabei nicht die Möglichkeit die Größen unserer Kultur zu bewundern."


    Ich sagte dies mit leicht gedämpfter Stimmung und machte eine kurze Pause um dann wieder fröhlicher fortzufahren:


    "Aber ich will mich nicht beklagen. Ich hatte eine schöne wenn auch etwas kurze Kindheit."

    Sofern mir bekannt ist besaßen die einfachen Soldaten keine Paradeuniformen. Das wäre vermutlich viel zu teuer gekommen. Wer eine Paradeuniform besitzen wollte musste diese meines Wissensstandes nach selber bezahlen, was sich ein einfacher Soldat vermutlich nicht leisten konnte.


    Die Offiziere hingegen trugen eigene Brustharnische und Helme bei Paraden. Vor allem die Feldherren.


    Es kann aber auch sein, dass ich hier jetzt etwas durcheinander bringe, ich meine nur mich daran zu erinnern, dass ich dies mal irgendwo gelesen habe. :D

    "Na endlich!"


    stieß ich erleichtert aus, als der Wagen allem Anschein nach endlich wieder repariert war. Der Germane mir gegenüber rümpfte indess nur die Nase und schien enttäuscht darüber zu sein, dass wir den Wagen doch noch flott bekommen hatten.


    Er sahwohl, wie in diesem Moment fette Beute einfach davonrollen zu drohte. Denoch wagte er es nicht sich mit einer ganzen Centurie anzulegen und so warf er erst einen fragenden Blick seinen Kameraden hinter ihm zu.


    Ich rief ihm wieder auf Latein zu da ich des Germanischen nicht mächtig war:

    "Mach bloß keinen Blödsinn!"


    Daraufhin fixierte mich der Germane wieder mit seinen Augen.....

    "Ah, ich verstehe, ja. Trotzdem finde ich diese Einrichtungen hier recht interessant. Sie zeigen mir, dass die römische Architekturkunst doch aus mehr besteht als nur aus Castellen und Grenzbefestigungen."


    erwiederte ich mit einem heiteren Lachen.....

    Zitat

    Original von Servius Artorius Reatinus
    Während er reparierte beobachtete Reatinus das Geschehen des Probatus Maximianus und hielt seinen Gladius auch griffbereit, falls ihm was ähnliches passieren sollte.
    Dabei rief er ihm zu:"Hey, Maximianus, falls es Probleme geben sollte, kann ich helfen! Provoziere ihn nicht, halte ihn auf Abstand und was das Wichtigste ist: Lass ihn nicht hinterrücks an mich ran, während ich repariere!"


    *Ihr seit gut, ihr braucht ja nicht hier rumstehen* dachte ich mir. Trotzdem behielt ich weiterhin den Germanen vor mir im Auge und was wichtiger war, sein Schwert.


    Auf Reatinus Angebot gab ich eine freundliche aber klare Antwort:


    "Keine Sorge. Ich habe den Kerl schon im Griff. Mit dem werde ich schon fertig wenn es sein muss."


    Ich war erstaunt über mich selber. Die anfängliche Nervosität war gewichen und es blitzte Selbstvertrauen in mir auf. Scherzend fügte ich noch hinzu:


    "Aber seit so gut und beeilt euch. Dieser ungewaschene Barbar stinkt bis hier rüber. Mir wird schon beinahe schlecht." :D

    *In Schach halten?* 8o


    dache ich mit weit aufgerissenen Augen, aber antwortete doch etwas stotternt auf den Befehl von Cyprianus:


    "J..j..jja Optio. Zu Befehl."


    Dann gingen wieder die Gedanken durch meinen Kopf. *Der alleine macht mir keine große Sorgen, aber der ganze Haufen der hinter ihm steht.*


    Dann blickte ich wieder einmal kurz zurück um nachzusehen wie weit die anderen waren. Dann kam wieder ein Gedanke *warum muss so etwas ausgerechnet mir passieren?*


    Doch eine ganze Zeit lang passierte dann gar nichts mehr.........

    Ich sah nur kurz zum Optio als er mich ansprach und wandte dann meinen Blick sofort wieder dem Germanen zu der nur wenige Schritte von mir entfernt stand. Nebenher antwortete ich dem Optio:


    "Um ehrlich zu sein Optio, ich traue dem Kerl da drüben nicht über den Weg. Für mich macht er nicht gerade den Eindruck, als wolle er nur eben mal mit uns kurz reden.....


    dabei zeigte ich auf das Schwert welches der Barbar in seiner rechten Hand hielt, es aber nicht bewegte


    ......Was meinst du Optio?"


    Ich blieb momentan erstaunlich ruhig, auch wenn man mir eine gewisse Nervosität anmerken konnte. Schließlich stand ich ja das erste Mal einem bewaffneten Germanen gegenüber....

    Endlich kam Bewegung in die ganze Sache. Ich wollte nicht hier auf einem Fleck rumstehen und warten, bis sich die Germanen rühren würden um an unsere Waren zu kommen. Während also Oktavianus, Lucius und Reatinus sich daran machten den Wagen zu reparieren versuchten wir anderen die heruntergekippten Waren zu bergen.


    Dabei war mir ganz schön mulmig zumute. Wir befanden uns mit den gekenterten Waren keine zehn Schritte von den Barbaren entfernt und diese wurden immer zahlreicher. So suchten wir uns möglichst zu beeilen. Dabei stellten die Getreidesäcke kein größerers Problem dar, aber es lagen noch andere, schwerere Säcke, Kisten und Fäßer am Boden.


    Ich war gerade dabei ein Faß den Graben raufzurollen - was sich als äußerst schwierig erwieß - als einer der Germanen geradewegs auf mich zukam. Er war mit einem Langschwert bewaffnet, was mir bisher gar nicht aufgefallen war. Trotzdem versuchte ich ruhig zu bleiben, was mir aber nicht ohne weiteres gelingen wollte.


    Als dieser Berg von einem Mann mit seinem ungepflegten Gesicht und verfilzten Bart keine zwei Schritte mehr vor mir stand ließ ich dann aber das Faß Faß sein und bereitete mich auf das Schlimmste vor. Ich zog mein Gladius halb aus der Scheide und zeigte diesem Barbaren die Klinge um ihm zu beweißen das ich kampfbereit wäre. Zeitgleich rief ich ihm auf Latein entgegen:


    "Bleib ja wo du bist. Komm mir nicht zu nahe du Barbar!"


    Tatsächlich blieb dieser einfach vor mir stehen und ich wusste nicht was ich tun sollte. Nach kurzer Zeit beschloss ich Meldung zu machen. Ich sah weiterhin den Barbaren an und rief zugleich nach meinem Optio, welcher irgendwo hinte mir stehen musste:


    "Optio! Optio Cyprianus! Ich glaube wir haben hier ein kleines Problem!"

    Auf die Frage ob es hier so interessant wäre fixierte ich meinen Blick wieder auf Britannia und gab lächelnd eine Antwort:


    "Nun, was heißt interessant.? Interessant ist der falsche Ausdruck. Ich würde eher sagen etwas ungewohnt. Ich bin weniger gut ausgestattete Räumlichkeiten eher gewohnt von meinen Reisen und meinem derzeitigen Leben in der Legio."

    Erleichtert über den Befehl endlich abtreten zu können ging ich die 20 Runden an. Es war ein langer Tag gewesen, der vor allem geistige Konzentration forderte. Aber nachdem wir verstanden hatten wie eine Schlachtlinie gebildet wird wurde es von Mal zu Mal besser.


    Ich lief die 20 Runden in meinem eigenen Tempo. Ich hatte keine Lust mit denen mitzulaufen, welche sich profilieren wollten. Ich versuchte lediglich im vorderen Mittelfeld dabei zu sein und beendete so auch diesen Tag......

    Anfangs registrierte ich gar nicht was passiert war. Zu sehr war ich damit beschäftigt die Barbaren am Wegesrand zu beobachten. Ich traute dieser Bande einfach nicht über den Weg. Für mich war nahezu alles verdächtig was Hosen anstatt einer Tunika trug.


    Brenzlig und etwas hektisch wurde es durch den verunglückten Wagen vor uns. Mir fielen sofort die gierigen Blicke der Germanen auf und was mich noch nervöser machte war das eilige Laufen unseres Optios zum Centurio. Sicherheitshalber legte ich meine Schwerthand auf das Gladius um sofort bereit zu sein mich im Notfall zu verteidigen.


    Etwas nervös versuchte ich mir einen Überblick zu verschaffen. Ich versuchte mir ein Bild davon zu machen was alles passieren könnte. Darunter war für mich auch die Möglichkeit, dass diese Barbaren sich entschließen könnten ihren Lebensstandart auf unsere Kosten aufzuwerten, indem sie uns überfielen. Zwar war es unwahrscheinlich, dass einige schlecht gerüstete Barbaren, wenn auch recht zahlreich sich mit zwei römischen Cohorten und einer Turma Reiterei anlegen würden. Doch ein hungriges und ausgezehrtes Tier sollte man nie unterschätzen.


    Darum zog ich mein Gladius etwas aus der Scheide und wartete was nun passieren würde......

    Jetzt wurde es schon etwas kniffeliger. Neben den Formationsübungen mussten wir nun auch noch laufen. Aber mittlerweile waren wir das ja schon gewohnt und so stellte dies für uns kein Problem mehr dar.


    Nachdem wir die 10 Runden recht flott absolviert hatten postierten wir uns wieder wie befohlen in Schlachtlinie. Diesesmal sah die ganze Prozedur bereits wesentlich gekonnter und geübter aus, auch wenn immer noch Platz für Verbesserungen war......