Beiträge von Gaius Octavius Victor

    Nachdem der Curator Rei Publicae und seine Begleitung das Stadttor passiert hatten, war einer der Männer aus der Gruppe ausgeschert und betätigte sich nun als Bote in der Stadt. Die Curia Ostiensis war seine erste Station.



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    Duumviri Ostiensis
    Curia Ostiensis


    Salvete!


    Im Auftrag des Curator Rei Publicae von Italia wird euch hiermit mitgeteilt, dass der Curator in diesem Jahr persönlich den bisherigen Verlauf der Wahlen in der Stadt kontrollieren wird. Bereitet hierfür bis zur sechsten Stunde des heutigen Tages alle nötigen Unterlagen vor. Auch die Finanzen der Stadt sollen in Augenschein genommen werden, bereitet auch hierfür alles vor. Zudem wäre es sehr wünschenswert, wenn sich mindestens ein Duumvir als Ansprechpartner für weitere dringende Themen zu o.g. Zeitpunkt bereithält.


    i.A.

    Ärgerlicherweise hatten die Kontrollen am Stadttor ziemlich gedauert, sodass der Curator rei publicae mit seiner Begleitung wirklich Zeit verloren hatte. Umso ärgerlicher, da Victor eigentlich einen straffen Zeitplan für den Tag einhalten wollte und musste, da noch mehr Angelegenheiten zu regeln waren. Vor dem Officium der Procuratores Annonae in Ostia angekommen, stieg der Octavier von seinem Pferd und reichte die Zügel einem Begleiter, der sich um das Reittier kümmern würde. Ein anderer ging zu der Tür, klopfte kurz und kündigte den Senator dann an.

    Nachdem das Schreiben von Purgitius Macer auf seinem Schreibtsich gelandet war, überflog es Victor kurz und nickte dann zufrieden. Das würde als Empfehlungsschreiben für den neuen Aquarius vollauf in Ordnung gehen. Gerade schon wollte der Octavier die tabula wegräumen, als er bei dem Beginn der Nachricht die Stirn runzelte. Ein Bote des Senators? Eine verschlossene Tür? Warum wusste Victor von nichts? Da musste er wohl zu Hause mal kräftig einigen Personen auf die Füße treten.

    Im Allgemeinen kannte der Ianitor fast alle Gesichter in der Menge, die sich jeden Morgen vor der casa octavia sammelte. Zugegeben es gab ein bisschen Fluktuation, aber irgendwann musste ja jeder der armen (und nicht so armen und überhaupt nicht armen) Tropfe mal an ihm vorbei. Heute jedoch war ein Gesicht darunter, dass er noch nicht kannte. Entschlossen trat er auf den Mann zu. "Salve! Was du wolle? Äh, wollen willst!" Verdammtes Latein.

    Schon kurz nach Sonnenaufgang hatte sich Victor zusammen mit einigen Begleitern in Rom auf den Rücken eines Pferdes geschwungen und sich auf den eiligen Weg nach Ostia gemacht. Ganz offensichtlich waren sie nicht die ersten gewesen, die unterwegs waren, aber immerhin waren sie trotzdem recht flott vorangekommen. Allerdings würde Victor bestimmt heute Abend bedauern nicht ein langsameres, aber bequemeres Transportmittel gewählt zu haben. Für diese Art von forcierter Fortbewegung wurden seine Knochen langsam zu alt.


    An der Porta Romana angekommen scherte einer der Begleiter des Curator rei publicae aus und kündigte die Reisegruppe als auf Dienstreise befindlich bei den Stadtwachen an.

    Im Gefolge seiner fröhlichen Begleitung blieb Victor vor der Tür zu der Zelle des Vinicius Lucianus stehen und wartete bis selbige geöffnet worden war. Der erste Blick zeigte schon, dass der Vinicier angesichts der ihm vorgeworfenen Taten weitaus besser untergebracht war, als Victor erwartet hatte. Nun, ihm sollte es recht sein: Todkrank aussehende Angeklagte machten sich einfach nicht so gut im Gerichtssaal. Jedenfalls nicht, wenn man der Ankläger war. Einen Moment zögerte Victor noch, dann trat er entschlossen über die Schwelle und grüßte den Insassen.


    "Salve, Vinicius Lucianus. Ich hoffe ich... nunja, störe dich nicht?" Es war tatsächlich das erste Mal, dass Victor mit jemanden in seiner Zelle im Carcer sprach, der so gut wie tot war. Also zumindest war es das erste Mal, wo er nicht derjenige war, der den Insassen zum letzten Gang herausschleifte.

    Nun, Glück musste man haben. Da hatte es wohl auch sein gutes, dass der größte Teil der Prätorianer derzeit ausgeflogen war. Wenn noch ein ganzer Haufen Stabsoffiziere in der Principia herumgeturnt wäre, hätte Victor die Unterlagen bestimmt nicht so schnell bekommen, wie das gerade jetzt der Fall war. Mit einem Nicken nahm der Curator die Dokumente entgegen und blätterte sie kurz durch. "Danke!" Seine Führung durch den Carcer sollte auch gleich ohne Probleme bekommen, na das war ja wirklich was. Kurz nickte Victor dem Decurio noch einmal zu und wandte sich dann an die beiden Männer, die ihn führen. "Nun denn voran, Milites."

    Nachdem er im Officium des Praefectus Praetorio abgeliefert worden war, wandte sich Victor jetzt selbst an den Mann im Vorzimmer dort.


    Salve! Ich bin der Curator Rei Publicae und Senator Octavius Victor und wünsche im Auftrag des Imperators die Unterlagen der Cohortes Praetoriae zu dem Fall des Senators Vinicius Lucianus zu sehen und selbigem zu sprechen."


    Wenn es nach ihm ginge, musste er dazu nicht einmal persönlich mit irgendeinem Offizier der Prätorianer sprechen. Hauptsache irgendjemand konnte ihm Abschriften der Dokumente besorgen und den Carcer aufschließen.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Proximus
    [Blockierte Grafik: http://imageshack.us/a/img20/5448/urbaner7.jpg]
    Die Wache am Tor musterte den Mann.


    Wir müssen Dich durchsuchen ! Dann bringen wir Dich zur entsprechenden Stelle ! Im Anschluss wurde der Mann zum Officium des Praefecten gebracht.


    Auch wenn "der Mann" ein Senator war, wusste Victor um die Prozedur. War ja nun wahrlich nicht das erste Mal, dass er sie über sich ergehen lassen musste. Auf dem Weg zur Principia hatte er dann ja auch wieder Zeit, die Falten seiner Toga zu richten. Auch darin die Spuren einer Durchsuchung zu beseitigen, hatte er mittlerweile Übung.

    "Nein, ich habe auf die Schnelle nichts mehr. Vale, Aquarius Helvetius Varus."


    Kurz schüttelte Victor mit dem Kopf, dann hob er eine Hand zu einem kleinen Abschiedsgruß, bevor er sich wieder seinem eigenen Schreibkram auf seinem Tisch zuwandte.

    Bei der letzten Frage des neuen Aquarius zuckte Victor dann doch mit den Schultern. Er hatte sicherlich nicht für jede Abteilung im Kopf, welcher Schreiberling sich um was kümmerte.


    "Keine Ahnung! Sprich mit den anderen Aquarii, sie werden dir schon sagen können, welches Gebiet du übernehmen musst."

    Heute traf mal ein Bote aus der Administratio Italiae ein und hinterließ eine kurze Nachricht


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    Paullus Germanicus Aculeo
    Procurator Annonae
    Portucum, Ostia


    Salve Procurator Germanicus Aculeo,


    im Namen des Curator Rei Publicae informiere ich dich hiermit darüber, dass selbiger dich am ANTE DIEM XV KAL DEC DCCCLXII A.U.C. (17.11.2012/109 n.Chr.) in deinem Officium aufzusuchen wünscht. Bitte halte deine aktuellsten Informationen zum Stand der Getreideversorgung in der Region Italia und für Rom bereit.


    Vale!


    i.A. des

    Sim-Off:

    Und ernannt wurde er von einem Octavier. Da soll mal einer sagen die Welt sei kein Dorf. ;)


    "Sehr gut. Das würde mich freuen, Aquarius Helvetius Varus." Nicht dass Victor ausschweifende Lyrik nicht zu schätzen wusste, allerdings mussten sich ja nicht gerade Rechnungen und Zustandsmeldungen als solche verkleiden. Die konnten zwar so mitunter recht dröge sein, aber man fand dann wenigstens auf Anhieb die Informationen, die man suchte.


    Wie es aussah nahm sich Varus den Hinweis auch gleich zu Herzen, denn an der Länge seiner beiden Fragen war nichts auszusetzen. "Zu deiner ersten Frage: Curator oder Senator, das ist mir beides recht. Das Rei Publica kannst du dabei aber im Alltag weglassen." Dann machte Victor eine kleinere Pause und griff hinter sich in ein mit Schriftstücken vollgestopftes Regal, um die letzten Meldungen der italischen Wasserversorgung durchzugehen. "Nun... hm... was deine zweite Frage angeht. Sicherlich wäre es angebracht, wenn du dich bei der cura aquarum hier in Rom mal vorstellst, mit den Leuten da wirst du ja vermutlich häufiger zu tun haben. Die dringendste Aufgabe danach ist eine allgemeine Übersicht über den Zustand der Aquädukte und Brunnen in unserem Zuständigkeitsbereich. Die nächsten Instandsetzungsarbeiten müssen geplant werden. Setz dich dafür am besten mit den Städten und Ortschaften in Italia in Kontakt. Vermutlich wirst du da auch einiges erfahren was dringend erledigt werden muss, aber bei mir untergegangen ist."

    "Ahum..." Die Frau von Macer war gestorben. Wusste Victor doch, dass da noch etwas war, was er noch erledigen wollte, aber auf die lange Bank geschoben hatte. Kondolenzschreiben waren natürlich nie sehr schön. Ein wenig gedämpft nickte der Senator dem designierten Aquarius zu. "Nunja, auf ein oder zwei Tage wird es nicht ankommen."


    Unterdessen rief Victor seinen Scriba herbei und trug ihm auf die Ernennungsurkunde und eine Kopie für den Helvetier auszustellen. Ein paar Minuten später, was das auch schon erledigt und während der Octavier das Schreiben siegelte, blickte er einen Moment lang zu Varus.


    "Nun, dann lass mich dir gleich als erster zu deiner Ernennung gratulieren, Helvetius Varus, und gleich noch einen Tipp mit auf den Weg geben: Wenn du in Zukunft Berichte abgeben solltest, halte sie kurz und sachlich. Das erleichtert allen, nicht zuletzt auch dir selbst, die Arbeit." Kurz zwinkerte der Senator, dann reichte er Varus seine Kopie und dem Scriba das Original zur Ablage. "Schön schön, hätten wir das erledigt. Gibt es sonst noch etwas? Fragen deinerseits?"

    Ach du Schreck, da bekam Victor nicht nur einen Bewerbungsvortag zu hören, sondern gleich auch noch einen zweiten. Und noch mehr Details über die Lebensgeschichte des Helvetiers und die seiner Familie. Es wäre fast schon enervierend gewesen, aber dafür war es eigentlich zu amüsant. Allerdings hoffte der Senator jetzt schon, dass sich Varus nicht auch noch überlegte, dass er ja auch Agrimensor werden konnte. So viel Zeit konnte er dann nun auch nicht mehr erübrigen.


    "Hm, nein ich denke das Thema Praepositus Stationarum lassen wir lieber ruhen. Das ist ja auch nicht so sehr eine Frage der Erfahrung mit Banditen oder entflohenen Sklaven", geschweige denn Barbareneinfällen, die in Italia in den vergangenen Dekaden doch recht selten geworden waren. "als vielmehr eine Frage des Habitus und der... nunja, nennen wir es natürlichen Autorität, die man wohl nur erlangen kann, wenn man in einer Einheit, irgendeiner militärisch organisierten Einheit gedient hat." Ein wenig schüttelte Victor den Kopf, denn für ihn war dieses Thema eindeutig erledigt. "Nein, ich denke deine Eignung als Aquarius ist an dieser Stelle... offensichtlicher. Belassen wir es dabei." Aller Voraussicht nach würde es in der nahen Zukunft ja sowieso mehr als genug Veteranen geben, die für diese Posten in Frage kämen. Auf die ein oder andere Weise...


    "Nun, dass du kein Empfehlungsschreiben dabei hast, Helvetius Varus, ist natürlich schade", und ein wenig seltsam, allerdings war es nicht fatal, wenn Varus tatsächlich zeitnah eines auftreiben konnte. "aber daran soll deine Bewerbung nicht scheitern, wenn du eines besorgen kannst. Nun, ich denke mal am einfachsten wäre es dann, wenn ich dich jetzt zum Aquarius ernenne und du dann deinen Dienst morgen nach der Salutatio bei deinem Patron beginnst. Dann kannst du auch gleich sein Empfehlungsschreiben abgeben. Einverstanden?"

    Auf dem Weg zur Castra Praetoria fragte sich Victor ja schon ein wenig, was er sich da wohl für eine vermaledeite Aufgabe aufgehalst hatte, als er das Angebot angenommen hatte, die Anklage gegen Vinicius Lucianus zu vertreten. Immerhin konnte der Octavier kaum versagen, da sich Salinator selbst als Iudex Prior eingesetzt hatte, da würde das Ergebnis wohl in jedem Fall seinen Wünschen entsprechen. Aber auch wenn das Ergebnis schon feststand, konnte Victor ja seinen Auftritt als Ankläger nicht darauf beschränken das Wort jeweils an den Angeklagten oder den Richter weiterzureichen. Das würde wohl sowohl dem Ansehen des Gerichts, als auch Victors eigenem schaden. Naja, in keinem Fall würde aber seine Beteiligung an dieser Farce seinem juristischen Ruf gut tun... höchstens wenn er das Publikum so würde aufpeitschen können, dass sie den Vinicier noch im Gerichtssaal lynchen würden. Dieser Ausgang wäre sicherlich eindrucksvoll, aber die Vorstellung war eher unrealistisch. Dafür kannte Victor seine Fähigkeiten (oder ihren Mangel) in der Kunst der Rhetorik doch zu gut. Hm, vielleicht sollte er diese Idee aber dem Kaiser mal vorschlagen. Würde sich bestimmt gut in der Acta Diurna machen: "Rom rächt seinen Kaiser" oder so ähnlich.


    Nunja, sei dem wie es sei, bevor er irgendetwas machen konnte, als einfach nur auf den Beginn der Verhandlung zu warten, brauchte er ein paar Unterlagen zu der ganzen Sache in der Hand. Vielleicht würde er auch mit Lucianus sprechen können, das würde sicherlich auch nicht schaden. Mit den Schreiben aus der kaiserlichen Kanzlei in der Tasche erschien deshalb Victor heute vor dem Tor zur Castra und ließ einen seiner ihn begleitenden Sklaven sich an die prätorianischen Wachen vor selbigem wenden.


    "Salvete, Milites! Mein Dominus der Curator Rei Publicae und Senator Octavius Victor wünscht im Auftrag des Imperators die Unterlagen der Cohortes Praetoriae zu dem Fall des Senators Vinicius Lucianus zu sehen und selbigem zu sprechen." Um Missverständnissen vorzubeugen, wedelte der Servus auch gleich mit dem Wisch des Procurator a cognitionibus herum. Damit sollte es eigentlich keine Probleme geben, nur befürchtete Victor, dass es dieser Tage ein wenig dauern dürfte, bis sich jemand in der Castra fand, der ihm das gewünschte auch liefern konnte oder vielmehr durfte.

    Hm, vielleicht war es doch verkehrt gewesen, dass Victor "erzähle" gesagt hatte. Das tat der Helvetier ja schon fast ausufernd. Vielleicht wäre doch ein "fasse dich kurz" angebracht gewesen? Na immerhin schwafelte Varus nicht nur, sondern machte auch klar, was genau er eigentlich wollte und viele weitere Nachfragen von Seiten des Senators waren sicherlich auch nicht mehr nötig.


    "Nun nun... also ich muss schon sagen..." Ein wenig musste Victor ja schon grinsen, als der Bewerber sogar auf seinen Familienstand und seinen bevorzugten Rennstall einging. "Naja, lassen wir das. Also bei den Aquarii ist in der Tat noch der ein oder andere Posten frei." Das konnte der Curator sogar aus dem Stehgreif heraus sagen, ohne seine Unterlagen zu konsultieren, weil eigentlich in jeder Abteilung noch offene Stellen frei waren. "Deine Bewerbung hört sich soweit auch ganz gut an, keine Frage. Und mit dem Senator Purgitius hast du auch einen Patron, der alle Fragen zur cura aquarum beantworten kann. Das ist sicherlich praktisch. Also von meiner Seite her gibt es da nichts, was dagegen spräche, dich als Aquarius einzustellen." Was jetzt ja zugegebenermaßen auch nicht der macht- und verantwortungsvollste Posten in der italischen Administration war. "Du hast nicht zufällig noch ein Empfehlungsschreiben von Germanicus Sedulus oder deinem Patron? Dann könnten wir deine Einstellung gleich hier an Ort und Stelle vollziehen."

    Beim Eintreten des Helvetiers sah Victor von seinem Schreibtisch auf und seinem Gast entgegen. Nach dessen Begrüßung machte der Senator eine einladende Handbewegung hin zu einem Schemel vor seinem Tisch.


    "Salve, Helvetius Varus. Nimm Platz und erzähle, was dich hierherführt."

    Tatsächlich schlief der Scriba im Officium und das ziemlich fest. Sehr fest sogar. Morpheus und Somnus wären hellauf begeistert gewesen von seiner Hingabe an ihre Kunst. Aber das erabsolut geräusch- und bewegungslos, denn der scriba hatte gelernt, dass es seine Chefs mitunter selbst durch geschlossene Türen hindurch stören konnte, wenn er während ihrer Anwesenheit imaginäre Wälder abholzte. Ein wenig erschrocken sprang der scriba jetzt von seinem Hocker auf, als er von Varus so plötzlich geweckt wurde. Als erfahrener Bürohengst ließ er sich aber sonst nichts anmerken, murmelte was von wegen nachfragen und verschwand nach nebenan. Kurz darauf kam er auch schon wieder.


    "Du wirst erwartet."