Zusammen mit seinem kleinen Spatz war Victor heute in der Stadt unterwegs. Unglücklicherweise hatte er dafür nicht jeden Tag genug Zeit, doch heute hatte es sich doch einmal einrichten lassen, sodass die Arbeit im Officium ein wenig aufgeschoben wurde und der Senator einfach nur mit seiner Tochter über die Märkte der Stadt schlenderte. So kamen sie auch zum Sklavenmarkt, wo Victor kurz bei dem bekannten Händler Titus Tranquillus stehen blieb und dem Angebot des Tages lauschte. Ein Jüngelchen stand da auf dem Podest, fast noch ein Knabe und wie er so da stand, sah es auch nicht gerade aus, als wäre er gut im Futter. Kurz gesagt: Ausschussware. Eigentlich wollte der Octavier schon weitergehen, als die Sprache darauf kam, dass der Sklave als Lehrer geeignet wäre. Unwillkürlich blickte Victor zu seiner Tochter. Seine beiden Kinder Gracchus und Nasica waren etwas überraschend zu ihm nach Rom gekommen, sodass die Sklavenschaft in der Casa Octavia nicht wirklich auf die Erziehung des Nachwuchses ausgerichtet war.
Ein wenig nachdenklich rieb sich Victor das Kinn, dann fasste er seine Tochter an der Schulter und deutete auf den zum Verkauf stehenden Sklaven. "Nun, meine Kleine. Schau dir den Mann da mal an. Was hälst du von ihm?" Der Senator ging zwar nicht davon aus, dass seine Tochter af einen Blick die erzieherischen Fähigkeiten des Sklaven erkennen konnte. Aber da auch sie im Falle eines Kaufes von ihm etwas beigebracht bekommen sollte, wäre es vielleicht ganz gut, wenn sich sein Spatz nicht gerade vor ihm fürchtete oder so was. Nicht, dass er als Vater da hätte Rücksicht drauf nehmen müssen, aber Victor mochte seine Tochter zu gerne, als dass er ihr einen wüsten Finsterling als Erzieher vor die Nase gesetzt hätte.
Nebenbei fragte auch irgendeine Dame aus der Menge nach seiner Erfahrung mit Kindern und die Antwort war geeignet, die Kaufabsichten des Senators zu verstärken. Auch wenn er ein wenig schmunzeln musste, als der Sklave so zögerlich und undeutlich sprach. "Nunja, Rhetoriklehrer ist er wohl nicht gewesen, der alte Herr. Würdest du ihn trotzdem als Erzieher wollen, Nasica?" Wiederum blickte Victor zu seiner Tochter hinunter und wartete auf ihren Wunsch.