Beiträge von Iulia Helena

    Sehr sehr langsam hob sich die rechte Augenbraue der Iulia Helena auf ihrer Stirn an, geradezu schneckenlangsam, während sie die sich abspielende Szene beobachtete. Sie schwankte einige Momente lang zwischen einem heiteren Gelächter und einem matronenhaften Kopfschütteln, entschied sich dann aber für ein wahrscheinlich klügeres, freundliches Lächeln, das auf ihren Lippen verblieb und ihre Gedanken glücklicherweise nicht verriet.


    Sie hatte schon in Mantua vermutet, dass der Frühling auch im Bereich der Emotionen ausgebrochen war, und hier in Rom schien sich dies noch weiter durch die Landschaft zu ziehen als erahnt - die junge Frau, die sie begrüßt hatte, wirkte, als sei sie sprichwörtlich von einem der ausschlagenden Bäume an einem empfindlichen Teil des Kopfs getroffen worden und in einen Liebesrausch verfallen. Trocken schätzte die Iulierin die Überlebenschancen des Artoriers ein und kam zu dem Schluß, dass sie nicht allzu hoch sein dürften, sollte er mit Lippenrot auf der Toga nach Hause zu seinem Weib zurückkehren.

    Still betrachtete sie ihr Gegenüber, während er über Ehre und Pflicht sprach - und gleichzeitig erinnerte sie sich an ihren verstorbenen Gemahl, dessen Worte oft ähnlich geklungen hatten. Für einige Momente war sie versucht, ihm zu widersprechen, aber sie unterließ es - dies waren Dinge, die unter Männern gesprochen wurden, und keine Frauendinge, es hatte wenig Sinn, ihre Seite zu zeigen zu versuchen. "Er starb in einer Schlacht, die einer Siedlung Hilfe brachte, die vom Feind angegriffen wurde, und so will ich ihn in Erinnerung behalten, solange ich lebe: Als einen mutigen Mann, dessen Opfer nicht umsonst war," schloß sie ihre Gedanken zu diesem Thema ab und vergrub sie wieder tief im Inneren. Eine Römerin weinte nicht, zumindest war die Zeit der Tränen lange vorbei.


    Dass Commodus das Thema 'Titus Aurelius Cicero' geschickt umging, blieb ihr nicht verborgen, aber sie bohrte nicht nach, sondern folgte seinem Gedankensprung dankbar, der nicht mit Krieg und Tod zu tun hatte. "Ich bin hier geboren, musst Du wissen, und so ist mir Rom seit vielen Jahren vertraut. Man kann es in der Fremde durchaus vermissen, auch wenn die Hitze im Sommer nach wie vor furchtbar ist. Rom hat einfach viele Gesichter. Man sieht jeden Tag ein Neues, nicht jedes muss einem gefallen." Auch sie blickte zur Türe und seufzte etwas. "Ich glaube, ich schicke gleich einen meiner Träger aus, damit er uns Erfrischungen holt. Das sieht aus, als könnte es länger dauern."

    Sie blickte kurz amüsiert zu Corvinus, um dann aber Messalina genauer zu betrachten und sie schließlich freundlich anzulächeln. "Sergius Sulla, um genau zu sein. Er hat heute auf dem Forum etwas verloren, das er sicherlich vermissen wird - ein Medallion - und wir sind gekommen, es ihm zurückzubringen."
    Damit öffnete sie ihren kleinen Beutel am Gürtel, zog das Medallion heraus und zeigte es der jungen Frau, deren Kleidung zu kostbar wirkte, als dass sie einer Sklavin hätte passen können, auch die Anrede ließ die Iulierin eher vermuten, es mit einem Familienmitglied der Sergier zu tun zu haben.

    "Ich würde fast sagen, Du hast neben Deinem Leben und dem Leben Deiner Familie noch etwas sehr wichtiges retten können - die Einsicht, dass man ein zerstörtes Haus wieder aufbauen kann. So manch anderer wäre an einem solchen Unglück wohl verzweifelt oder verbittert." Ihr Ton zeugte von interessierter Aufmerksamkeit, das Lächeln jedoch erlosch, als er so unvermittelt das Gespräch auf ihren Gemahl lenkte. "Mein Gatte blieb vor dem Feind, das ist richtig, und so führe ich meinem Bruder seinen Haushalt, bis er eine Frau gefunden hat - auch deswegen sind wir hier in Rom." Es schien, als sei ein kurzer Schatten auf ihre Miene gefallen, doch wie von einem Windhauch war dieser schnell wieder hinfortgewischt.


    Als er jedoch seinen Posten in Rom ansprach, musste sie doch wieder lächeln. "Mir scheint, Deine Familie setzt sich aus lauter Männern in wichtigen Positionen zusammen - erst vor einigen Tagen lernte ich in Mantua einen Mann Deiner gens kennen - Titus Aurelius Cicero - der dort als magistratus wirkt und diese herrlichen ludi florales organisiert hat."

    'Jetzt ist sicher das ganze Haus wach,' dachte Iulia Helena und unterdrückte ein amüsiertes Schmunzeln - es hatte wirklich Vorteile, wenn man sich begleiten ließ, sie selbst hätte garantiert nicht so schnell geschafft, Aufmerksamkeit an der Tür zu erregen.

    "Ich hoffe es, sonst müssen wir noch einige Runden hier drehen - und das ist bei dieser Wärme doch nun wirklich kein Vergnügen. Und man wird dich sicher zuhause fragen, wieso Du wie ein wandelnder Staubfänger zurückkehrst." Sie blickte schmunzelnd zu dem vor ihnen liegenden Gebäude, um dann an der Türe stehen zu bleiben, ihm den Vortritt lassend.

    Sie nickte lächelnd, bevor sie den nun geleerten Weinbecher an den Philosophen zurückgab. "Habe Dank für den Wein und das Gespräch - es hat mir doch einige neue Blickwinkel eröffnet. Wenn ich die Gelegenheit wieder habe, werde ich Dich sicher wieder an Deinem Fass besuchen," sagte die Iulierin freundlich zu Hadrianus, neigte auch ihm den Kopf zu und erhob sich schließlich, um dem Artorier über das Forum hinweg durch das Menschenknäul zu folgen. Die Suche nach ihren Dienerinnen gab sie schlichtweg auf - sie würden sich ohnehin bald wieder in der Casa Iulia einfinden.

    "Sehr gerne - wenn man zumeist eine Sänfte benutzt, achtet man nie wirklich auf den Weg," meinte sie vergnügt und steckte das Medallion vorsichtig in ihren Beutel, um es nicht zu verlieren. Es wirkte teuer, und bestimmt würde der Sergier froh sein, es zurück zu erhalten.

    "Das wäre sehr freundlich von Dir," sagte die Iulierin und nickte Corvinus wohlwollend zu. "Doch wäre es mir lieber, ich könnte es persönlich übergeben und mich dessen versichern, dass es auch wirklich ihm gehört. Am Ende stehst Du wie bestellt und nicht abgeholt mit einem Medallion in der Hand an der porta, das er nicht erkennt. Einer Frau sieht man solcherlei eher nach ... aber Du könntest mir den Weg beschreiben?"

    "So ehrt es Dich, dass Du trotz der Differenzen mit dem Verstorbenen der Familie die Aufwartung machst. So viel Mitgefühl ist in diesen Zeiten selten geworden," erwiederte sie ernst und zupfte den Schleier über der Hochsteckfrisur mit einer Hand zurecht. "Ich habe lange Jahre an der Seite meines Gemahls in den Provinzen gelebt, aber nun bin ich mit meinem Bruder hierher zurückgekehrt. Wir richten uns gerade wieder in der Casa Iulia ein... manchmal wünscht man sich, man hätte einige Arme mehr für all die Arbeit, die ein leerstehendes Haus so machen kann."
    Sie betrachtete ihn ein wenig eingehender, wenngleich nicht zu forsch, denn schließlich wollte sie nicht wie eine neugierige Bauersfrau wirken. "Lebst Du schon sehr lange hier?"

    "Oh ... verzeih, nein, das wusste ich nicht, und hätte ich geahnt, dass Du mit einem traurigen Anlass kommst, hätte ich meine Worte sicherlich bedachter gewählt," sagte sie eilig und senkte etwas den Kopf - peinlich! "Ich kann nur hoffen, dass Du mir verzeihst, denn mein Anliegen an die Familie ist ein weit harmloseres, möchte ich doch nur einen Verwandten besuchen." Sie blickte an sich herab, und atmete schließlich tief ein, die Kleidung war zumindest auch für einen Traueranlass passend, sie würde nicht umhin kommen, auch darob einige Worte zu verlieren, sollte sie empfangen werden.

    "Wir waren bei den Göttern stehengeblieben ... und kehrten wieder dorthin zurück, sozusagen," meinte sie schmunzelnd, um dann aber das Medallion anzuheben, welches sie auf dem Boden gefunden hatte. "Sag, meinst Du, es gehört Deinem Freund? Ich würde es ihm gern zurückgeben, er wird es bestimmt bald vermissen."

    Auch sie blickte zur Tür und schüttelte schließlich den Kopf - wenigstens eine Sitzbank vor der Tür hätte sein können, wenn schon die Sklaven trödelten. Oder aber es war etwas im Haus geschehen? Diese müßigen Gedanken allerdings beiseite schiebend, blickte sie den Aurelier lächelnd an und neigte ihm höflich den Kopf zu, seine Geste damit erwiedernd.
    "Ich bin Iulia Helena - und es freut mich, Dich kennenzulernen. Wenn auch unter sehr amüsanten Umständen. Zumindest wird nun das Warten nicht ganz langweilig," versuchte sie in der misslichen Situation etwas Amüsantes zu finden und schmunzelte vergnügt.

    Auch sie blickte Sulla etwas erstaunt nach - er hatte mit einem Mal seltsam traurig gewirkt, und sie fragte sich, woran dies wohl gelegen haben mochte. "Vale!" rief sie ihm noch nach, und versank einige Momente lang in Gedanken, bevor sie sich wieder ihrem Weinbecher widmete und einen der letzten Schlucke daraus nahm. Es war eigentlich reines Glück, dass noch keine ihrer Dienerinnen sie entdeckt hatte. 'Wie passend für eine Unterhaltung über Fortuna!' überlegte sie mit einem leichten Schmunzeln und wandte sich wieder den beiden verbliebenen Männern zu.


    "Eher ein Wink eines leeren Magens," vermutete sie lächelnd, bevor ihr etwas blinkendes auf dem Boden auffiel. Sie neigte sich langsam herab und hob das dort liegende Medallion auf. "Seltsam, das lag vorhin noch nicht hier. Ob es ihm gehört?" Damit blickte sie in die Richtung, in der Sulla in der Menge verschwunden war.

    "Manchmal gibt es einem sehr viel Mut, ein gutes Vorzeichen zu erhalten - und man wächst vielleicht dabei über sich hinaus in Taten und Werken. Man darf nur nicht allem blind folgen, was einem gesagt wird, darin gebe ich Dir recht - aber es gab schon viele Männer, die mit ihrer Hoffnung und daraus resultierender Tatkraft vieles geleistet haben," sagte sie ernst, um dann sanft zu lächeln.

    "Er wäre vor allem ein ausgesprochen gelangweilter Mann - nichts könnte ihn überraschen, nichts wäre neu für ihn. Das muss ein furchtbares Leben sein. Wenngleich ich die auspicies bei einer schwierigen, bevorstehenden Unternehmung nicht missen würde wollen - manchmal kann ein ganz klein wenig Vorhersehung schon sehr viel helfen," gab sie zu bedenken und nahm einen weiteren Schluck Wein aus ihrem Becher.
    Dann blickte sie zu Sulla und meinte freundlich: "Es sollte Dich doch aufmuntern zu wissen, dass es Fortuna gibt - und dass sich auch Dein Weg gänzlich verändern kann, ohne dass Du dafür auf ewig wirst rackern müssen."

    Sim-Off:

    Upsi *g* die Antwort schien mir eher zu Corvinus zu passen ^^


    "Du hast sicherlich schon einiges getan, doch wirst Du im Augenblick nicht glücklich - nicht einmal zufrieden. Spricht das nicht gegen Deine Annahme?" gab sie zu bedenken und schmunzelte etwas. Dann blickte sie zu Corvinus und legte den Kopf schief. "Man hat leider nicht immer jeden Aspekt des eigenen Glücks in eigenen Händen - in sofern dürfte es schwer sein, stets des eigenen Glücks Schmied zu werden."

    Sie betrachtete den Neuankömmling interessiert und neigte ihm höflich den Kopf zu - und schwieg vorerst, wie sie es oft tat, wenn Männer sich unterhalten. Die Iulierin hatte schließlich oft genug festgestellt, dass man mehr über jemanden erfuhr, wenn man ihm zuhörte.

    "Manche Dinge geschehen einfach - willst Du denn alles vom eigenen Tun abhängig machen? Ich fände es sehr ungerecht, gäbe es nichts anderes als der eigenen Hände Werk, um sein Glück zu wenden," gab sie zu bedenken und musterte den Sprechenden nachdenklich.

    Wie es bei standesgemäßen Besuchen üblich war, ließ sich Iulia Helena von einer Sänfte zur Villa Claudia tragen - sie ging zwar gerne zu Fuß, aber bestimmte Regeln mussten einfach eingehalten werden. Auf der Straße vor dem Anwesen schließlich wurde sie Sänfte abgesetzt und sie stieg vorsichtig aus, um dann selbst an die Türe zu klopfen - ein freundliches Nicken galt dabei Lucius Aurelius Commodus, der wohl eben zu demselben Zweck wie sie angereist war.


    "Salve," sprach sie freundlich zu dem ihr Fremden und betrachtete ihn einige Momente, ebenso wie er darauf wartend, dass sich die Türe öffnen würde.