Sie blickte ihn lange und innig an - und im Grunde hätte zur Perfektionierung dieser Szene nur noch ein prachtvoller Sonnenaufgang oder -untergang über dem Innenhof gefehlt, der beider Gestalten in bunte und leuchtende Farben getaucht hätte - aber da sich das reale Leben bisweilen gegen Perfektion und für Überraschungen entscheidet, hörten die Geschwister ein lautes "KLIRR!" und einen wütenden Schrei: "NIGERIUS!" Dann fegte ein schwarzer Blitz an den beiden vorbei, der zwischen den Kiefern ein ziemlich großes Stück Fleisch klemmen hatte - der Hauskater, der eigentlich dazu gedacht war, die Mäuse im Haus zu dezimieren, hatte seine aufopferungsvolle Tätigkeit auch auf die Küche ausgeweitet und sich dort einen Teil des bevorstehenden Abendessens genehmigt.
Eine schnaufende und schwitzende Dienerin jagte dem Kater hinterher und versuchte ihn zu fangen - das Stück Fleisch hatte sie zwar aufgegeben, nicht aber den Gedanken, Nigerius für seine Frechheit zu bestrafen. Helena blickte den beiden zuerst verdutzt hinterher, um dann zu lachen zu beginnen - ein lautes, befreites Lachen, denn im Grunde war alles so einfach geworden. Es war wie früher, als sie noch hemmungslos hatten spielen können - nur mit dem Unterschied, dass einige Jahre verstrichen waren und sie einiges dazu gelernt hatten.