Seine Geste, ihr das Haar zurück zu streichen, ließ sie lächeln, und es tat auf eine seltsame Weise gut, dass er ihre Berührung nicht zurückwies. Was in seinem Kopf vor sich ging, war ihr nach wie vor schleierhaft, denn letztendlich war er ein Mann, der verheiratet war, der zu einer anderen Frau gehörte. Wahrscheinlich erleichterte er sich den Abstand zu seiner Frau mit regelmäßigen Besuchen im lupanar, welcher Mann tat das nicht? Wahrscheinlich zählte ein Abend wie dieser nicht als etwas Besonderes für ihn, sondern einfach nur als eine Art Vergnügen, das man genossen hatte, sich ein Weilchen bewahrte und dann zur nächsten ging ... der Gedanke an sich tat weh und sie nahm schnell Abstand davon. Sein Lächeln deutete zumindest an, dass ihre Befürchtungen ziemlich gegenstandslos waren, aber ein Rest Unsicherheit blieb.
"Dann hast Du Glück, ich glaube, ich sattle doch irgendwann auf Septemvir um," meinte sie lächelnd und stellte sich kurz vor, wie einer dieser Priester durch die diversen Tempel der Stadt zu schleichen und sich bei allen Opfern durchzuschnorren. Für einen Moment betrachtete sie ihn seltsam nachdenklich, die blauen Augen glommen merklich und mit einem ernsten Beiklang, sie atmete leicht dabei ein und ließ sich dann etwas tiefer in das Becken sinken. "Setz Dich doch zu mir, wenn Du möchtest, das Wasser ist herrlich warm und ich könnte Dir auch das Haar waschen," sagte sie nach einigen Momenten, ihre nun wieder vollends zurückgekehrte Unsicherheit überspielend. Wieso sprach er von Heiratsangeboten, wenn er doch gerade mit ihr geschlafen hatte? Wollte er sichergehen, dass ihre Affäre nur eine einmalige Sache gewesen war? Oder sie weiterführen, wenn sie verheiratet war?
"Es gibt den ein oder anderen Interessenten," meinte sie ausweichend und lächelte wieder. "Letztendlich muss auch mein Vater einverstanden sein. Auch wenn ich längst emanzipiert bin, weil mein Stand höher ist als der meines Vaters, seine Meinung ist mir sehr wichtig und ich möchte mich darüber nicht hinwegsetzen." Warum sprachen sie nur über irgendwelche Hochzeiten, es musste doch andere Themen geben als genau dieses. Aber ihr Kopf war wie leergefegt. "Wie hast Du eigentlich Deine Frau gefunden? Auch eine Entscheidung Deiner Eltern? Ich kann es mir immernoch kaum vorstellen, mit jemandem verheiratet zu sein, der so weit weg lebt und die gemeinsamen Kinder erzieht."