Beiträge von Iulia Helena

    Fast hätte sie innerlich laut aufgelacht, als Constantius seine Fallgrube langsam und geschickt vorbereitete, um sie dann auf dem Schlachtfeld zu plazieren. Ihr kleiner Bruder war einfach nur ein echter Iulier, mit allen Wassern gewaschen, auch wenn er vordergründig so geradlinig wirkte, seine Gedanken offenbarten die Kunst der Täuschung. Vielleicht war es ihm nicht immer so direkt bewusst, aber sie war in diesem Augenblick unglaublich stolz auf ihn. Er ließ sich nicht vom Titel des Besuchers beirren, nicht von seiner soldatischen Knappheit, erst recht nicht von seiner Person oder seinem Auftreten. In diesem Moment erkannte sie, dass Constantius sie nicht brauchen würde, um seinen Weg zu machen - vielleicht ihre Begleitung, ihre Fürsorge, ihre Aufmerksamkeit, wenn er in einer Sackgasse steckte, aber sicher nicht ihre direkte Hilfe. Er konnte es allein, ohne Schwert, ohne Schild. Nur mit der Kraft seines Geistes.


    "Ich habe von meinem Recht gebrauch gemacht und den candidatus Tiberius Vitamalacus auf der rostra mit gemeinen Fragen gepiesackt," meinte sie leicht lächelnd und schmunzelte über die Tatsache, dass sich auch der Tribun elegant um die wirkliche Wahrheit herumgemogelt hatte. "Das hatte er davon, dass die Reden der meisten anderen Kandidaten so voller Bezüge auf die Stellung der Frau in der Politik waren, ich hatte mich einfach irgendwann so sehr gelangweilt, dass er es abbekam." Dann, um den Tiberier von der Notwendigkeit einer Lüge entheben, fügte sie an: "Einige Tage trafen wir uns durch Zufall beim Gebet wieder, und er erinnerte sich tatsächlich an die Frau mit den Fragen." Den Blick zu Vitamalacus wendend, meinte sie mit einem leisen Seufzen: "Ach, dieser Tempelbau, ich glaube, ich werde den Tag nicht erleben, an dem er endlich vom Tisch ist. Wir warten noch immer darauf, dass die Legio I. nach Ostia kommt, um den Bau zu beginnen, und nachdem das Projekt in Mantua noch nicht fertiggestellt ist, werden wir wohl noch etwas Geduld haben müssen."

    Langsam betraten zwei der Sklavinnen des Haushalts den Raum und gingen mit Weinbechern auf Tabletts herum - eine dritte Sklavin trug eine Wasseramphore hinterher, falls es den ein oder anderen Gast geben sollte, der den Wein gemischt bevorzugte. Immerhin wollte man allen Geschmäckern wohltun, und so boten die Sklavinnen einem jeden Gast einen Becher Wein auf dem Tablett an, damit keiner ohne Getränk sein musste.
    Noch schien die Hausherrin auf einen Gast zu warten, denn sie dirigierte die Gesellschaft noch nicht in den späteren Speiseraum, sondern nahm sich selbst einen Becher, um mit Hypathia im Schlepptau in die Richtung des Vinicius Lucianus und Valerius Victor zu gehen, Corvinus, Catilius, Livilla und Constantius schienen sich ja gerade zu unterhalten, sodass sie diese nicht auseinander reissen wollte.


    Sie hatte das Lächeln ihres Bruders wissend erwiedert und meinte nun lächelnd in Richtung der Artorierin: "Ich hoffe, Du hast Deine Lehre im cultus deorum gut beginnen können? Mir scheint, als sei es eine halbe Ewigkeit her, dass wir uns unterhalten haben nach jenem Tag, als die Sergier-Schwestern hier im Haus waren ..."
    Irgend etwas an diesem Gedanken ließ sie kurz fast verschmitzt lachen, und sie führte den Gedanken prompt auch aus: "Du wirst lachen, aber Sergius Sulla, der Hausherr dieser verlotterten familia, scheint seine Ehefrau wieder gefunden zu haben, die er im Alter von sechzehn an der pestis verstorben geglaubt hatte. Wenn ich bedenke, dass er um mich werben wollte! Da scheinen mir die Götter gerade noch gnädig gewesen zu sein und Iuno, die Schutzherrin der Ehe, ganz besonders."


    Sie hatten Lucianus und Victor erreicht und blieben erst einmal stehen, um sich nicht in das Gespräch der Männer zu drängen, wohl aber eine gewisse Gesprächsbereitschaft zu signalisieren.

    Kurz blickte die Magistrata auf, in Richtung der Türe, bevor sie die Akte, an der sie gerade geschrieben hatte, sachte beiseite legte. "Herein!" erklang es von drinnen alsbald mit klarer Stimme gesprochen, und das blaue Augenpaar, welches ihn interessiert musterte, mochte wohl das erste sein, was der Scriba von Misenum von der Magistrata sehen dürfte.

    "Zumindest habe ich nun einen Grund, den Volkstribunen zu belästigen, das war zuvor nicht der Fall," meinte sie vergnügt und betrachtete ihn schmunzelnd.
    "Aber da wir uns nun auch familiär nahe kommen werden, erzähle mir doch etwas von Dir. Was hast Du bisher gemacht und was sind Deine Ziele? Meine Verwandte wird dir sicher aufrecht an der Seite stehen, wohin Du auch immer gehen möchtest, aber ich pflege die Neugierde der Beamten, die lieber vorher alles wissen möchten als zu spät."

    Die warme Sonne tat gut, und seine Aufmerksamkeit ihr gegenüber noch sehr viel mehr. Auch wenn die Tatsache, dass sie sich sehr darüber bewusst war, neben einem Mann zu sitzen, nicht neben einem geschlechtslosen Etwas, etwas verwirrend war - sie hatte wieder genügend Ruhe gefunden, sich wieder etwas im Zaum zu halten. Wenigstens war es nicht dieses grenzenlose, hochlodernde Begehren gewesen, das sie in Victors Nähe so oft empfand. Das hätte sie jetzt auch nicht mehr ertragen können, ein Mann, der nur durch seine Anwesenheit einen flauen Magen und noch weichere Knie verursachte, reichte in ihrem Leben voll und ganz. Vielleicht hatte es auch so kommen müssen - nach so langer Zeit des innerlichen Schweigens kehrte das Leben mit aller Macht zurück und wollte sich nicht beherrschen lassen.


    "Ich bin auch die einzige magistrata von Ostia, da ist es nicht schwer, die Beste zu sein," parierte sie sein Kompliment mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. "Wäre ich nicht auch noch gleichzeitig die Schlechteste, würde ich bei deinen freundlichen Worten sicher noch irgendwann rot werden, Tiberius Vitamalacus." Während Ajax am Strand wieder zum lockeren umherlaufen zurückgekehrt war, nahm sie eine Meeresfrucht aus dem Bündel und saugte leise das zarte Fleisch im Inneren heraus, bevor sie die leere Kruste beiseite legte. Für Krustentiere würde sie fast alles tun, das wusste sie nur zu genau, und nun kannte er auch ihren ganz persönlichen Schwachpunkt.
    "Vielleicht ist es leichter, sich über äußerliche Zustände zu streiten, um das Innerliche zu übersehen. Ich denke einfach, die Politik hat sich in den letzten Jahren nicht wesentlich gewandelt, noch immer will ein jeder die anderen übertreffen, nur nimmt man eben jetzt ein Thema, bei dem man sicher sein kann, breite Wellen zu schlagen. Man sollte sich eher auf die Taten denn die Worte verlassen ..."

    Die Wachhabenden waren spät in der Nacht deutlich aufmerksamer als während der Hitze des Tages - was wohl auch mit daran liegen mochte, dass nachts bei weitem nicht so viel Verkehr in die Stadt hinein, dafür aber viel mehr hinaus unterwegs war. So trat dem Reiter denn auch ein aufmerksamer Wachmann entgegen, musterte den müden Scriba eingehend und blaffte schließlich: "Salve, Sergius Epulo! Wirst Du hier in Ostia erwartet?" Ein wenig misstrauisch wirkte er schon, denn mitten in der Nacht sah man die wenigsten Scribae unterwegs.

    "Schau Dir das an, er hat Plinius überholt!" rief Iulia Helena begeistert aus und stimmte in den Jubelschrei der vielen anderen Veneta-Anhänger ein, bei denen es gerade richtig rund ging. Fahnen wurden geschwenkt, andere klapperten laut mit ihren mitgebrachten Rasseln, ein junger Mann nahm sogar seinen Freund auf die Schultern, der wie ein Wilder mit den Armen wedelte, als könnte das Rothar schneller machen.


    "Veneta victrix!" brüllten die einen, während eine andere Gruppe etwas weiter oben auf den Rängen gemeinschaftlich den Satz "Rothar, du fährst den Grünen weg, spritz auch noch auf die Roten Dreck!" skandiert wurde. Helena konnte nicht anders als lachen, während gebrüllt wurde, so ein Tohuwabohu hatte sie vorher noch nie erlebt, und auch wenn die Menschenmengen ihr für gewöhnlich eher Unbehagen einflößten, inmitten der Masse an tobenden Veneta-Anhängern fühlte sie sich seltsam wohl und blickte gespannt hinunter, ob es Rothar schaffen würde, an Phillippus Thrax dran zu bleiben.


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    Sie wusste sehr genau, welcher Schreiberling sicher keine allzu schlechten Chancen bei Ajax gehabt hätte, aber nun ja - sie kannte die ganze Geschichte schließlich auch aus erster Hand. Kein Grund, diese allzu offen in der Acta zu verbreiten, denn letztendlich wäre es für eine sich entwickelnde Freundschaft garantiert keine besonders gute Idee, zu viel Druck aufzubauen. Ausserdem boten anderen gentes in Rom immer wieder genug Gesprächsstoff. Sie beschloss, das Thema mit einem vielsagenden Lächeln fallen zu lassen und konzentrierte sich lieber wieder auf das Essen - beziehungsweise auf das, was während des Essens zusätzlich noch geschah.


    Du bist und bleibst eine schwache, von ihren Begierden geleitete Frau, schalt sie sich selbst, als sie die Berührung seiner Fingerspitzen bei der Meeresfrüchteübergabe so weit wie nur möglich ausdehnte, ohne dass es zu ehrenrührig aussehen musste.
    "Um diese Zeit trinke ich nie Wein, Du verzeihst mir hoffentlich, dass ich beim Wasser bleibe. Heute nachmittag wartet ein sehr hoher Stapel sehr langweiliger Akten auf mich und dafür möchte ich gern einen klaren Kopf behalten. Sonst ist die Versuchung zu groß, sich aus reiner Verzweiflung einen veritablen Rausch anzutrinken, und das macht dann wirklich kein gutes ild für Ostia." Ihr Blick ging herab auf seine Hand, welche die ihre berührte, und sehr behutsam zog sie die Schale zu sich, den Blick gesenkt haltend, bis der Kontakt abriss. Warum nur ging der Atem wieder schneller?


    Sie griff nach dem Holzlöffel und aß schnell eine Ladung Bohnenbrei, der nach dem köstlichen Aroma der Meeresfrüchte ausgesprochen ernüchternd schmeckte.
    "Das hat man doch auch bei den Wahlen gesehen. Anstatt bei den politischen Programmen nachzuhaken gab es nur wieder Geschrei darüber, dass Frauen sich ebenfalls zur Wahl stellten. Man sollte doch meinen, wir Römer wären langsam über das Niveau der Grammatikschulen hinaus."

    "Vielleicht hat der Schreiberling dann für die nächste Ausgabe Ajax mit ein paar Rüben bestochen, man kann ja nie wissen, was diese Schmierfinken so alles anstellen, um an eine spannende Geschichte zu gelangen," sagte sie lachend und der Gedanke, dass sie sich gerade selbst damit verunglimpfte, ließ ihr Lachen nur noch amüsierter werden. Wenn er wüsste, mit wieviel Vergnügen sie gerade diesen Passus angefügt hatte - harmlos genug formuliert, dass man nicht dagegen klagen konnte, aber doch vieldeutig genug, dass man sich so manche deftige Szene ausmalen konnte. Der beste Klatsch war noch immer der, den man selbst kontrollierte, denn dann schrieben andere nichts über einen, dachte sie vergnügt und warf einen kurzen Blick zu ihm. Was er sich wohl gedacht hatte, als er diese Zeilen lesen musste? Auf jeden Fall würde sie nicht zu viel schreiben dürfen, um den pikanten Charakter dieser Sache zu erhalten. Gelöste Geheimnisse waren nicht halb so spannend wie ungelöste ...


    "Hier, nimm auch eine," sagte sie unvermittelt und pickte eine Meeresfrucht aus dem Häufchen, die sie ihm anreichte. "Ich bekomme sonst wirklich ein schlechtes Gewissen, dass ich Dir hier alles wegesse, während Du mein arme-Leute-Mittagessen bekommen hast und viel zu höflich bist, mir Einhalt zu gebieten." Mit der freien Hand versuchte sie ihm die Schüssel abzunehmen, in dem sich noch ein Rest Bohnenbrei befand, denn die Portion war dem Magen einer Frau wohl angemessen gewesen, wenngleich nicht dem eines Soldaten. "Ich denke nicht, dass die Einsicht, dass es bisweilen der Veränderung und Anpassung bedarf, Liberalismus bedeutet. Eine unflexible Grundhaltung ist der Tod jeder Taktik, und wer das nicht einsieht, wird nicht weit in seinem Leben kommen. Man muss einfach alle Seiten bedenken ... und dennoch einen Blick für die Dinge haben, die man vergessen hat."

    Auch sie lachte leise auf. "Sagen wir, bis vor kurzem war mir die Tatsache eurer bevorstehenden Eheschließung unbekannt - selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte Dich sicher nie und nimmer gefunden. Mich mitten auf das Forum zu stellen und nach dem potentiellen neuen Verwandten Ausschau halten stelle ich mir etwas unbefriedigend vor."

    Und wieder waren Spiele in Rom - ein Ereignis, das sich kein Römer entgehen lassen würde, wenn er im Herzen ein echter Römer war. Das Wetter war schlichtweg ideal, kaum ein Wölkchen trübte den Himmel, und als die iulischen Geschwister, Constantius und Helena, sich ihren Weg auf der Tribüne zur Veneta-Fankurve erkämpften, waren sie nicht ganz alleine. Wonga, der hühnenhafte ianitor der Casa Iulia, lief hinter den beiden her und schleppte eine längere Stange, an der die tiefblaue Fahne zum Zeichen der Unterstützung für die Factio Veneta befestigt war. Die Stimmung an der Kurve war sehr gut, schon sehr viele der Freunde der Veneta hatten sich eingefunden und jubelten frenetisch, um die Stimmung ein wenig anzuheizen. Später würden noch sicher Fangesänge folgen, aber das war eindeutig noch zu früh vor dem Start.


    "Hier ist noch Platz!" sagte Helena laut zu Constantius und deutete auf einige freie Plätze. Sie trug eine strahlend blaue Stola und eine ebenso blaue Palla, sodass die bereits anwesenden Fans ihr gerne Platz machten. Wonga positionierte sich mit seiner riesigen Fahne und dem nicht minder breiten Kreuz hinter den Geschwistern und reckte die Fahne in die Luft. Wildes Jubeln anderer Factioanhänge begleitete ihn dabei, und ein paar andere zückten ebenfalls ihre Fahnen und wedelten mit. Aus der Ferne bot sich sicher ein interessantes Bild, auch wenn einige andere Fans, die nun ihre Sicht von Wonga verdeckt glaubten, leise murrten. Helena indes blickte sich interessiert in der Fankurve um, ob sie ein bekanntes Gesicht entdecken würde - und sowohl Tiberius Durus als auch Tiberius Vitamalacus winkte sie eifrig zu, als sie diese erspäht hatte.


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    "Ah nein, wie würde das denn aussehen, wenn ich Dich dauernd besuchen würde, um mir bei Dir den Bauch vollzuschlagen?" entgegnete sie lachend und schüttelte gespielt missbilligend den Kopf. "Das gäbe sehr bald Gerede, zum einen über die schlechte Küche der Casa Iulia, zum anderen darüber, was mich wohl sonst noch zu den Tiberiern führt, und spätestens dann schreiben sie in der Acta wieder irgendwelche seltsamen Sachen. Hast Du die letzte gelesen? Das Täubchen und der Luchs, ich bin mir absolut sicher, dass sie damit uns gemeint haben. Zumindest wüsste ich nicht, dass Livilla auch einen Mann aus der gens Tiberia kennengelernt hätte ..."
    Dass sie die Meldung selbst geschrieben hatte, und das mit einem gewissen stillen Vergnügen, musste er schließlich nicht wissen - aber sie war ungemein gespannt darauf, was er dazu sagen würde. Vielleicht las er die Acta Diurna nicht einmal oder zollte der Klatschspalte keinerlei Bedeutung bei, das konnte man bei Soldaten nicht wissen - Titus hatte diesen Teil der Acta immer gern gelesen, wenn es ihn gegeben hatte, weil er meistens herrlich sinnbefreit gewesen war.


    "ich glaube, dass das Lernen von anderen die wahre römische Tradition ist, die uns über viele Jahrhunderte hinweg ausgezeichnet hat. Früher gehörte Achaia noch nicht zum Reich und wir schätzten die griechische Bildung dennoch, auch mein Ahn, der göttliche Caesar, lernte die Rhetorik nicht etwa in Rom, sondern in Achaia. Heutzutage kämpfen die Rhetoren auf der rostra mit den Waffen der Achaier - die Frauen verehren Isis wie auch Iuno in Rom auf angemessene Weise. Wieso also sollte das Reiten, das unserer Armee so viele gute Dienste geleistet hat, unrömisch sein? Und die classis beherrscht die Meere ebenso ... wir sind gut darin zu lernen," meinte sie lächelnd und verspeiste eine weitere Meeresfrucht, nun mit geschlossenen Augen. Das Angenehme sollte man genießen, so gut man es konnte, und im tiefsten Herzen würde sie wohl immer eine Genießerin sein.

    Wie wärs mit der Variante er gibt Titus Aurelius Cicero auf und kommt irgendwann mit einem anderen Char wieder? ;) Zumindest scheint mir das bei der ganzen Diskussion am ehesten der gemeinsame Nenner.


    (und mir isses wurscht, mit wem er wiederkommt, Hauptsache er kommt wieder ^^)

    "Platz wäre genug," antwortete sie mit einem leichten Lächeln. "Und es wäre sicher keine Schwierigkeit, euch sehr weit auseinander liegende Zimmer zu geben, um jeden Gedanken an eine ehrenrührige Verbindung zu vermeiden. Die Hausregel, dass niemand ausser den Frauen, Sklavinnen und der Bewohnerin selbst das cubiculum einer Frau zu betreten hat, gibt es hier natürlich auch." ... wenngleich ich bei einem verlobten Paar nicht wirklich danach schauen würde, dass sie eingehalten wird, dachte Helena, das Lächeln blieb allerdings auf den Lippen dabei.
    "Du hast gerade einen großen Fehler gemacht," meinte sie vergnügt. "Sag niemals der möglichen Verwandtschaft, wo man Dich findet, sie könnte es in Anspruch nehmen." Amüsiert zwinkerte sie ihm dabei zu.

    "So bald wie möglich, ja," sagte sie und nickte sinnierend. "Am besten wäre schon gestern, aber das wird uns wohl nicht vergönnt sein. Es ist eine Schande, wie schwer es zu sein scheint, heutzutage einen guten Architekten aufzutreiben," seufzte sie dann und straffte ihre Gestalt ein wenig. "Aber nimm Dir auch ein wenig Zeit, Dir Mantua anzusehen und vielleicht dort in der Curia vorbeizusehen. Ein paar freundschaftliche Beziehungen zwischen den Städten schaden nicht und der Duumvir Mantuas ist ein guter Bekannter von mir. Eine gewisse Annäherung zwischen den italischen Städten sollte auf Dauer für alle von Vorteil sein."


    Sie reichte ihm einen Beutel, aus dem es verdächtig klimperte, wohl die vorgestreckten Spesen für seine Reisekosten - bevor sie leicht zu ihm lächelte. "Bisher bin ich mit Deiner Arbeit hier sehr zufrieden und ich bin mir sicher, dass Du diese Sache zu einem positiven Abschluss bringen wirst, Caecilius Catilius."

    "Aber ja, sehr ... ihr könnt gern auch einige Tage hier bleiben, wenn ihr möchtet - da Constantius und ich durch unsere Arbeit immer wieder absent sein werden, könnte es schwer sein, einen passenden Abend zu finden, und man lernt sich doch auch besser kennen, wenn man etwas mehr Zeit miteinander verbringt. Sie ist ein Mitglied der Familie, wenn sie es wünscht, wird ihr hier immer ein Zimmer bereitstehen," sagte die Iulierin lächelnd und überlegte sich sogleich, wie sie einen Raum für eine Unbekannte wohl einrichten würde. Ob man den beiden ein gemeinsames Gemach oder zwei getrennte geben sollte - zwei getrennte, von denen eines ein großes Bett hatte, am Besten. Zumindest bliebe so der Schein gewahrt und wenn sie sich sehen wollten, wäre es nicht vollkommen unmöglich.

    "Der ist von einer Garküche in der Nähe der Curia Ostia," meinte sie lächelnd und nahm sich mit spitzen Fingern eine der gebratenen Meeresfrüchte aus dem Leintuch und seuftze genießerisch, als der Geschmack sich in ihrem Mund ausbreitete. Eine Weile kaute sie verzückt darauf herum, denn der Koch der Villa Tiberia schien ganze Arbeit geleistet zu haben, um den Gaumen des Vitamalacus zu erfreuen. Dass es ein höchst plebejischer Gaumen war, der sich das Krustentier gerade einverleibte und sehr gut schmecken ließ, konnte dieser ja nicht ahnen.


    "Herrlich ... ich glaube, ich breche irgendwann in der Villa Tiberia ein und stehle euch den Koch," scherzte sie vergnügt und steckte den Zeigefinger in den Mund, um das restliche vorhandene Knoblaucharoma davon abzusaugen. Der Tag hatte innerhalb der letzten Momente so deutlich an Qualität gewonnen, dass sie einfach nur selig vor sich hin lächelte - Meeresfrüchte und ein angenehmer Gesprächspartner, der durch seine Kleidung fast halbnackt vor ihr saß, was wollte man mehr? Sie würde sich später sicher nicht mehr auf ihre Arbeit konzentrieren können.


    "Das Meer ist doch herrlich - ich kann es nur an Bord eine Schiffs nie genießen. Constantius war bei unserer letzten Reise dauernd damit beschäftigt, Eimer für mich zu organisieren, mein Magen mag Schiffsfahrten überhaupt nicht," gestand sie schmunzelnd und erlaubte sich, ihn kurz anzusehen, um dann mit dem Blick wieder zum sich gerade ausschüttelnden Ajax zurückzukehren. "Dabei ist es ein so herrliches Gefühl, im Seewind zu stehen und zu fühlen, wie der mächtige Schiffsbug die See durchpflügt."

    "Es wurde auch in den Tagen vor der Wahl genug breit getreten," meinte sie schmunzelnd und zwinkerte ihm dann zu. "Da kann ich mir wirklich andere Themen sehr viel besser in einer Unterhaltung vorstellen. Ich wünschte, Du wärest abends vorbei gekommen, dann hättest Du Constantius und Livilla gleich kennenlernen können, aber mit einem gemeinsamen Essen sollte sich dies auch bewerkstelligen lassen. Hast Du denn schon mit allen Iuliern in Germania gesprochen?"