Fast hätte sie innerlich laut aufgelacht, als Constantius seine Fallgrube langsam und geschickt vorbereitete, um sie dann auf dem Schlachtfeld zu plazieren. Ihr kleiner Bruder war einfach nur ein echter Iulier, mit allen Wassern gewaschen, auch wenn er vordergründig so geradlinig wirkte, seine Gedanken offenbarten die Kunst der Täuschung. Vielleicht war es ihm nicht immer so direkt bewusst, aber sie war in diesem Augenblick unglaublich stolz auf ihn. Er ließ sich nicht vom Titel des Besuchers beirren, nicht von seiner soldatischen Knappheit, erst recht nicht von seiner Person oder seinem Auftreten. In diesem Moment erkannte sie, dass Constantius sie nicht brauchen würde, um seinen Weg zu machen - vielleicht ihre Begleitung, ihre Fürsorge, ihre Aufmerksamkeit, wenn er in einer Sackgasse steckte, aber sicher nicht ihre direkte Hilfe. Er konnte es allein, ohne Schwert, ohne Schild. Nur mit der Kraft seines Geistes.
"Ich habe von meinem Recht gebrauch gemacht und den candidatus Tiberius Vitamalacus auf der rostra mit gemeinen Fragen gepiesackt," meinte sie leicht lächelnd und schmunzelte über die Tatsache, dass sich auch der Tribun elegant um die wirkliche Wahrheit herumgemogelt hatte. "Das hatte er davon, dass die Reden der meisten anderen Kandidaten so voller Bezüge auf die Stellung der Frau in der Politik waren, ich hatte mich einfach irgendwann so sehr gelangweilt, dass er es abbekam." Dann, um den Tiberier von der Notwendigkeit einer Lüge entheben, fügte sie an: "Einige Tage trafen wir uns durch Zufall beim Gebet wieder, und er erinnerte sich tatsächlich an die Frau mit den Fragen." Den Blick zu Vitamalacus wendend, meinte sie mit einem leisen Seufzen: "Ach, dieser Tempelbau, ich glaube, ich werde den Tag nicht erleben, an dem er endlich vom Tisch ist. Wir warten noch immer darauf, dass die Legio I. nach Ostia kommt, um den Bau zu beginnen, und nachdem das Projekt in Mantua noch nicht fertiggestellt ist, werden wir wohl noch etwas Geduld haben müssen."