Ich denke, die Postings, auf die sich Decima Valeria bezieht, sind folgende:
Contio des Collegium Pontificium
Contio des Collegium Pontificium
Und auch für mich liest sich der Tenor dieser Narrator-Beiträge nicht unbedingt so, als sollte eine weibliche ID für ihren Einsatz geehrt und gewürdigt werden, indem sie einen entsprechenden Posten als Anerkennung erhält, sondern eher wie eine versteckte Frauenquote. Natürlich ist das böse Q-Wort nie genannt worden, aber ich finde den Zusammenhang zwischen den jüngsten Beförderungen, bei denen ausschließlich die Tugenden der beförderten Männer wichtig waren, und dieser Sache dann doch recht offensichtlich. Gäbe es auch nur einen Teil dieser beiden Texte, in dem davon gesprochen wird, dass die sacerdos Decima Valeria sich aus diesem und jenem Grund ausgezeichnet hat, und sie deswegen für eine Beförderung in Frage käme - und dann das Argument, dass man dadurch auch zeigen könnte, dass Frauen ebenso geehrt würden wie Männer, wenn es um den CD geht - wäre sicherlich nichts so aufgefasst worden, wie man es derzeit lesen muss. Aber diese Passage fehlt, während die Verdienste eines Tiberius Durus, eines Flavius Gracchus, eines Aurelius Corvinus recht ausführlich behandelt wurden, bevor ihre Beförderung offenkundig wurde.
Ich maße mir dabei kein Urteil an, wie verdient eine Beförderung im Einzelfall ist - dass einer deutlich mehr als andere getan hat, bevor er sein neues Amt erhielt, dürfte für einen wissenden Leser dieses Forums offenkundig sein, aber dieses rationale Kriterium wird ohnehin hier bei Beförderungen selten wirklich benutzt, wie mir scheint. Tatsache ist, dass auch ich mir bei einer Beförderung über Quote, und bei einer solchen Diskussion im Narrator-Text ziemlich dumm vorkäme, und der Eindruck erwächst dann recht leicht, dass eine ID deswegen befördert wird, weil sie eben weiblich ist, nicht, weil sie es sich verdient hat. So etwas ist schon im realen Lenen beleidigend für jede Frau, die wirklich hart für ihre Beförderung kämpfen muss und dann vor den Latz geknallt bekommt "Wir haben eine Quote, und deswegen bist Du drin", nicht "Du hast gut gearbeitet, und als Anerkennung bekommst Du nun Deine Beförderung".
Vielleicht ist dies für männliche Spieler auch nicht unbedingt leicht nachzuvollziehen, weil man als Mann niemals vor ein Quotenproblem gestellt wird. Die meisten Männer, die ich kenne, lästern ehrlich gesagt mit Vergnügen über Quotenfrauen, denn, eine Frau, die sich über Quote qualifiziert, kann ja nichts taugen, die ist nur deswegen auf ihrer Position, weil sie eben Busen hat ... eine wirklich traurige Argumentation, in manchen Fällen sicher berechtigt, in vielen jedoch nicht. Ist das wirklich die Ansage dieses Forenspielprojekts an Spieler und Spielerinnen von weiblichen IDs? Ich fände es schade, wäre es tatsächlich so.
Was die Vielfalt der weiblichen IDs angeht, muss ich doch sagen, sie ist, seit ich hier angefangen habe zu spielen, meiner Ansicht nach geringer geworden. Welche Optionen hat man heute noch mit einer weiblichen Id?
Da wäre die Sklavin. Entweder hart arbeitendes Befehlsempfängertierchen oder Lusttierchen für einen reichen Herrn, der mal eben entspannen will. Oder Auspeitschtierchen für missliebige Besitzer. Ist das eine wirklich herausfordernde Wahl?
Die Peregrina kann einen Laden führen, und mit etwas Glück und dem entsprechenden kulturellen Hintergrund (vor allem germanisch) erfährt sie ein gewisses Maß an Achtung, aber die Perspektiven verlieren sich auch irgendwo bei Heirat und Kinderkriegen.
Die Plebejerin ist eine aussterbende Art. Sie darf in den CD gehen, und da dann vielleicht irgendwann Pontifex minor werden, wenn sie viel viel Glück hat und sich einbringt bis die Schwarte kracht. Sie darf Scriba werden. Oder in die Provinzverwaltung gehen, wo irgendwo beim Comes auch Schluss ist - oder kennt hier jemand eine derzeitig amtierende Präfektin? Richtig, dazu gibt es ja Zulassungsvoraussetzungen. Ansonsten - Heiraten, Kinderkriegen. Achja, für die Acta Diurna könnte sie auch noch schreiben, oder, mit etwas Glück, in einer Factio aktiv sein. Aber das war's dann auch.
Die Patrizierin ist im Grunde die ärmste Sau von allen. Arbeiten gehen ist schonmal gar nicht, die meisten Patrizierfamilien wollen das nicht, ist ja schlecht für den Ruf. CD ist aus demselben Grund bei den meisten auch unattraktiv, obwohl händeringend Nachwuchs gesucht wird. Achja, Heiraten und Kinderkriegen hätte ich fast vergessen. Und Artikel für die Acta.
Ist das wirklich der Wunsch des gesamten IRs? Dass Frauenrollen langsam aber sicher unattraktiv werden und aussterben? Historizität ist was Schönes, und ich würde nicht Geschichte mit Schwerpunkt Altes Rom studieren, hätte ich was gegen Geschichte und die alten Römer. Aber man sollte auch bedenken, dass wir alle nur Menschen sind, moderne Menschen, die sich für ihre weiblichen IDs mehr wünschen als ein Rollenbild, gegen das man früher oder später im realen Leben mehr und mehr angehen muss. Wenig Frauen heutzutage geben sich mit dem Leben als Heimchen am Herd zufrieden, die meisten Frauen hier(=Spielerinnen) sind berufstätig, oder studieren, oder tun beides - ganz weit weg von der Frau, die ihre Zeit mit Kinderaufziehen und Einkaufen verbringt. Schon jetzt findet kaum ein Plebejer mehr eine Frau, und das Sklavenweibchen, das sich verliebt und eine Affäre mit einem Römer hat, steht als Rolle weitaus besser im Kurs als die Plebejerin mit Endziel matrona und fünf kreischende Blagen.
Man muss sich nur einmal vor der bisherigen Argumentation vor Augen führen, wieviel von der so beschworenen Spielfreiheit eigentlich vorhanden ist, wieviel von dem genutzt wird, was so vollmundig als Möglichkeit angepriesen wird: Indirekt auf die Politik nimmt hier kaum eine Frau wirklich Einfluss, denn die wenigsten Männer lassen politische Themen zuhause zu. Die wenigsten gespielten Ehen überstehen die anfängliche Verliebtheits- und viel-Sex-Zeit. Der Alltag einer Ehe, bei der die Frau nur Anwesenheit und Geldausgeben wirklich beitragen kann, ist nunmal stinklangweilig, außer man kämpft jeden Tag um neue Ideen, während eine männliche ID aus den Tätigkeitsfeldern CD, Politik, Militär, Wirtschaft stetig neue Ideen und Spielmöglichkeiten mit nach Hause bringen kann und dann vielleicht nicht einmal mehr noch mehr Threads haben will.
Frauen wie zum Beispiel Sergia Plotina, die eine fromme, 'anständige' und sittenstrenge Römerin darstellen, die nicht auch noch Patrizierin ist, sind sehr, sehr selten geworden, die wenigsten Ehefrauen werden viel gespielt. Warum? Weil man, um dauerhaft am Rollenspiel Spaß zu finden, in der Regel eine Herausforderung haben möchte. Ein Ziel, auf das es sich hinzuspielen lohnt. Eine männliche ID hat viele mögliche Endziele, und die für eine weibliche ID lassen sich im Grunde an einer Hand abzählen, wenn man nicht noch die Frau hinzuzieht, die sich in allen Betten Roms zuhause fühlt und über kurz oder lang als Schlampe verschrien ist (nennt hier jemand einen Hungaricus oder Aquilius Schlamperich?). Warum spielt denn niemand mehr eine Vestalin? Weil hier eins der letzten Betätigungsfelder einer weiblichen ID komplett wegfällt: Liebesbeziehungen.
Ja, im Augenblick scheint mir das IR wie eine weichgespülte Soap auf Frauenseite zu sein, einkaufen, mit Freundinnen kichern, sich auf Hochzeiten vorbereiten, unglücklich verliebt sein, Erotik. Wisteria Lane in Rom oder so ähnlich, Desperate Housewives auf lateinisch - ist das wirklich etwas, was wir wollen? Selbst bei den Desperate Housewives gibt es berufstätige Frauen ... in diesem Sinne, vielleicht kommen nach den schlechten Zeiten jetzt vielleicht auch wieder gute. Allerdings glaube ich nicht daran. Auch deswegen bin ich mit einer männlichen ID in die Politik gegangen, wie viele andere weibliche Spielerinnen auch.
Edit: Tippfehlerchen