Beiträge von Iulia Helena

    Es gab wenig, was ein Iulier wirklich fürchtete. Die Götter, sicher. Und irgendwann auch den Tod - aber zumindest in Helenas Familie war die Neigung dazu, sich nicht grundsätzlich allem zu fügen, was einem auf dem Lebensweg begegnete, recht grundlegend vorhanden. Und die Iulierin hatte selbst oft genug die Erfahrung gemacht, dass man nicht respektiert wurde, wenn man auf sich herumtrampeln ließ - seitdem war auch niemand mehr wirklich auf ihr herumgetrampelt.
    Der Optio hatte ihr nicht mehr geantwortet, sondern sich abgewendet - wahrscheinlich würde die Sache noch ein Nachspiel haben, befürchtete sie, auch wenn sie nicht glaubte, dass es wirklich auf lange Sicht Ärger geben würde. Er hatte seine Pflicht getan, und sie hatte ihm ihre Gründe dargelegt .. mehr nicht. Und da der junge legionarius noch immer ihre Aufmerksamkeit beanspruchte, war es auch nicht wirklich sinnig, ihm nachzulaufen.


    "Mein erster Mann war auch Soldat - praefectus castrorum, um genau zu sein - und er hat mir oft von der Schlacht erzählt. Damals sagte er, die erste Schlacht sei die Schlimmste. Irgendwann hätte er sich daran gewöhnt, aber es sei wohl auch eine Frage der persönlichen Einstellung. Manchen Männern machte es nie etwas aus zu töten, andere hätten es nie überwunden. Ich hoffe aber sehr, dass Du Deinen Weg machen wirst, Decimus Serapio." Mit nun sauberem Gesicht sah er schon deutlich besser aus, und während sie mit ihm weiter plauderte, legte sie ihm für seine Wange geschickt einen neuen, sauberen Verband an, der es ihm noch erlaubte zu sehen. Xamander trat schwankend an ihre Seite, und flüsterte ihr etwas ins Ohr, dass sie nicken ließ, anscheinend hatte er denjenigen gefunden, der den Decimer behandelt hatte - und ihrem Gesichtsausdruck nach sah es vorerst nicht nach mehr Opium aus. Aber andererseits würde er sich, wenn er jetzt liegen musste, sicherlich sehr langweilen, und umso mehr an seine Schmerzen denken. Dagegen gab es nur eine einzige wirkliche Kur - Arbeit.


    Dass in diesem Moment ein blutüberströmter Mann in das Valetudinarium wankte und gleichzeitig dieser Anblick für Xamander wohl ein bisschen zuviel des Glücks gewesen war, sodass er mit einem dumpfen Ächzen zu Boden polterte und dort erstmal ohnmächtig liegen bleib, spielte der Iulierin zusätzlich in die Hände. "Hilf mir mal, er hat anscheinend ein Problem mit Blut," sagte sie kurzerhand zu Decimus Serapio und bedeutete ihm, ihr zu helfen, Xamander aus dem Weg zu wuchten - für einen eigentlich schlanken Mann war der Grieche erstaunlich schwer. Oder lag es einfach am gladius, das er noch immer umklammert hielt? Nachdem Xamander halb aufrecht sitzend am Zeltrand deponiert war und somit hoffentlich niemandem mehr als Stolperfalle dienen würde, richtete sich Iulia Helena keuchend auf und wandte sich in die Richtung des anderen Mannes, der von zwei Sanitätern auf eine freie Liege gelegt worden war. Allerdings, ein Arzt schien gerade nicht verfügbar zu sein, also schob sie kurzerhand die palla in den Nacken und blickte zu Decimus Serapio. "Du hilfst mir jetzt, so schwer bist Du nicht verletzt, dass Du nicht Deinen Kameraden beistehen könntest!" Es war ein höchst mütterlicher Ton und er besagte in etwa soviel: Du könntest widersprechen, aber Du willst nicht wissen, was mit Dir passiert, wenn Du es wirklich tust.

    Das ist für mich im Augenblick leider keinesfalls möglich - meine ID befindet sich in Parthia, und da postet es sich schlecht nebenher mit Ioshua ben David in Ostia, ausser ich möchte mir jetzt zwanzig Verwarnungen einfangen. ;) Mein Wunschkontingent wäre auch nicht allzu groß, für einen Betrieb der Stufe I gedacht, der erstmal nicht größer werden soll.

    Ich denke, die Postings, auf die sich Decima Valeria bezieht, sind folgende:
    Contio des Collegium Pontificium
    Contio des Collegium Pontificium


    Und auch für mich liest sich der Tenor dieser Narrator-Beiträge nicht unbedingt so, als sollte eine weibliche ID für ihren Einsatz geehrt und gewürdigt werden, indem sie einen entsprechenden Posten als Anerkennung erhält, sondern eher wie eine versteckte Frauenquote. Natürlich ist das böse Q-Wort nie genannt worden, aber ich finde den Zusammenhang zwischen den jüngsten Beförderungen, bei denen ausschließlich die Tugenden der beförderten Männer wichtig waren, und dieser Sache dann doch recht offensichtlich. Gäbe es auch nur einen Teil dieser beiden Texte, in dem davon gesprochen wird, dass die sacerdos Decima Valeria sich aus diesem und jenem Grund ausgezeichnet hat, und sie deswegen für eine Beförderung in Frage käme - und dann das Argument, dass man dadurch auch zeigen könnte, dass Frauen ebenso geehrt würden wie Männer, wenn es um den CD geht - wäre sicherlich nichts so aufgefasst worden, wie man es derzeit lesen muss. Aber diese Passage fehlt, während die Verdienste eines Tiberius Durus, eines Flavius Gracchus, eines Aurelius Corvinus recht ausführlich behandelt wurden, bevor ihre Beförderung offenkundig wurde.


    Ich maße mir dabei kein Urteil an, wie verdient eine Beförderung im Einzelfall ist - dass einer deutlich mehr als andere getan hat, bevor er sein neues Amt erhielt, dürfte für einen wissenden Leser dieses Forums offenkundig sein, aber dieses rationale Kriterium wird ohnehin hier bei Beförderungen selten wirklich benutzt, wie mir scheint. Tatsache ist, dass auch ich mir bei einer Beförderung über Quote, und bei einer solchen Diskussion im Narrator-Text ziemlich dumm vorkäme, und der Eindruck erwächst dann recht leicht, dass eine ID deswegen befördert wird, weil sie eben weiblich ist, nicht, weil sie es sich verdient hat. So etwas ist schon im realen Lenen beleidigend für jede Frau, die wirklich hart für ihre Beförderung kämpfen muss und dann vor den Latz geknallt bekommt "Wir haben eine Quote, und deswegen bist Du drin", nicht "Du hast gut gearbeitet, und als Anerkennung bekommst Du nun Deine Beförderung".


    Vielleicht ist dies für männliche Spieler auch nicht unbedingt leicht nachzuvollziehen, weil man als Mann niemals vor ein Quotenproblem gestellt wird. Die meisten Männer, die ich kenne, lästern ehrlich gesagt mit Vergnügen über Quotenfrauen, denn, eine Frau, die sich über Quote qualifiziert, kann ja nichts taugen, die ist nur deswegen auf ihrer Position, weil sie eben Busen hat ... eine wirklich traurige Argumentation, in manchen Fällen sicher berechtigt, in vielen jedoch nicht. Ist das wirklich die Ansage dieses Forenspielprojekts an Spieler und Spielerinnen von weiblichen IDs? Ich fände es schade, wäre es tatsächlich so.


    Was die Vielfalt der weiblichen IDs angeht, muss ich doch sagen, sie ist, seit ich hier angefangen habe zu spielen, meiner Ansicht nach geringer geworden. Welche Optionen hat man heute noch mit einer weiblichen Id?
    Da wäre die Sklavin. Entweder hart arbeitendes Befehlsempfängertierchen oder Lusttierchen für einen reichen Herrn, der mal eben entspannen will. Oder Auspeitschtierchen für missliebige Besitzer. Ist das eine wirklich herausfordernde Wahl?
    Die Peregrina kann einen Laden führen, und mit etwas Glück und dem entsprechenden kulturellen Hintergrund (vor allem germanisch) erfährt sie ein gewisses Maß an Achtung, aber die Perspektiven verlieren sich auch irgendwo bei Heirat und Kinderkriegen.
    Die Plebejerin ist eine aussterbende Art. Sie darf in den CD gehen, und da dann vielleicht irgendwann Pontifex minor werden, wenn sie viel viel Glück hat und sich einbringt bis die Schwarte kracht. Sie darf Scriba werden. Oder in die Provinzverwaltung gehen, wo irgendwo beim Comes auch Schluss ist - oder kennt hier jemand eine derzeitig amtierende Präfektin? Richtig, dazu gibt es ja Zulassungsvoraussetzungen. Ansonsten - Heiraten, Kinderkriegen. Achja, für die Acta Diurna könnte sie auch noch schreiben, oder, mit etwas Glück, in einer Factio aktiv sein. Aber das war's dann auch.
    Die Patrizierin ist im Grunde die ärmste Sau von allen. Arbeiten gehen ist schonmal gar nicht, die meisten Patrizierfamilien wollen das nicht, ist ja schlecht für den Ruf. CD ist aus demselben Grund bei den meisten auch unattraktiv, obwohl händeringend Nachwuchs gesucht wird. Achja, Heiraten und Kinderkriegen hätte ich fast vergessen. Und Artikel für die Acta.


    Ist das wirklich der Wunsch des gesamten IRs? Dass Frauenrollen langsam aber sicher unattraktiv werden und aussterben? Historizität ist was Schönes, und ich würde nicht Geschichte mit Schwerpunkt Altes Rom studieren, hätte ich was gegen Geschichte und die alten Römer. Aber man sollte auch bedenken, dass wir alle nur Menschen sind, moderne Menschen, die sich für ihre weiblichen IDs mehr wünschen als ein Rollenbild, gegen das man früher oder später im realen Leben mehr und mehr angehen muss. Wenig Frauen heutzutage geben sich mit dem Leben als Heimchen am Herd zufrieden, die meisten Frauen hier(=Spielerinnen) sind berufstätig, oder studieren, oder tun beides - ganz weit weg von der Frau, die ihre Zeit mit Kinderaufziehen und Einkaufen verbringt. Schon jetzt findet kaum ein Plebejer mehr eine Frau, und das Sklavenweibchen, das sich verliebt und eine Affäre mit einem Römer hat, steht als Rolle weitaus besser im Kurs als die Plebejerin mit Endziel matrona und fünf kreischende Blagen.


    Man muss sich nur einmal vor der bisherigen Argumentation vor Augen führen, wieviel von der so beschworenen Spielfreiheit eigentlich vorhanden ist, wieviel von dem genutzt wird, was so vollmundig als Möglichkeit angepriesen wird: Indirekt auf die Politik nimmt hier kaum eine Frau wirklich Einfluss, denn die wenigsten Männer lassen politische Themen zuhause zu. Die wenigsten gespielten Ehen überstehen die anfängliche Verliebtheits- und viel-Sex-Zeit. Der Alltag einer Ehe, bei der die Frau nur Anwesenheit und Geldausgeben wirklich beitragen kann, ist nunmal stinklangweilig, außer man kämpft jeden Tag um neue Ideen, während eine männliche ID aus den Tätigkeitsfeldern CD, Politik, Militär, Wirtschaft stetig neue Ideen und Spielmöglichkeiten mit nach Hause bringen kann und dann vielleicht nicht einmal mehr noch mehr Threads haben will.


    Frauen wie zum Beispiel Sergia Plotina, die eine fromme, 'anständige' und sittenstrenge Römerin darstellen, die nicht auch noch Patrizierin ist, sind sehr, sehr selten geworden, die wenigsten Ehefrauen werden viel gespielt. Warum? Weil man, um dauerhaft am Rollenspiel Spaß zu finden, in der Regel eine Herausforderung haben möchte. Ein Ziel, auf das es sich hinzuspielen lohnt. Eine männliche ID hat viele mögliche Endziele, und die für eine weibliche ID lassen sich im Grunde an einer Hand abzählen, wenn man nicht noch die Frau hinzuzieht, die sich in allen Betten Roms zuhause fühlt und über kurz oder lang als Schlampe verschrien ist (nennt hier jemand einen Hungaricus oder Aquilius Schlamperich?). Warum spielt denn niemand mehr eine Vestalin? Weil hier eins der letzten Betätigungsfelder einer weiblichen ID komplett wegfällt: Liebesbeziehungen.
    Ja, im Augenblick scheint mir das IR wie eine weichgespülte Soap auf Frauenseite zu sein, einkaufen, mit Freundinnen kichern, sich auf Hochzeiten vorbereiten, unglücklich verliebt sein, Erotik. Wisteria Lane in Rom oder so ähnlich, Desperate Housewives auf lateinisch - ist das wirklich etwas, was wir wollen? Selbst bei den Desperate Housewives gibt es berufstätige Frauen ... in diesem Sinne, vielleicht kommen nach den schlechten Zeiten jetzt vielleicht auch wieder gute. Allerdings glaube ich nicht daran. Auch deswegen bin ich mit einer männlichen ID in die Politik gegangen, wie viele andere weibliche Spielerinnen auch.


    Edit: Tippfehlerchen ;)

    Noch nicht gaanz ... :) wenn Du jetzt noch die beiden neuen Betriebe freischaltest, gibt's einen dicken, dicken Keks mit Schokostückchen :) *liebguck*

    War er eben zusammengezuckt, als er aufgestanden war? Sicher war sich die Iulierin nicht wirklich, denn sie freute sich auch zu sehr darüber, dass er ihr entgegen kam und sie mit einem sanften Kuss begrüßte. Ebenso zärtlich erwiederte sie die Geste, ihm ein warmes, offenes Lächeln zugedenkend. Erst dann neigte sie auch ihrem Onkel den Kopf zu und ließ sich gern zu einem der freien Stühle führen, wo sie sich auch gleich niederließ.
    "Du siehst wirklich wüst aus, Quintus," meinte sie dann schmunzelnd. "Ich glaube, ich muss mit diesen Parthern einmal reden, das kann doch nicht sein, dass sie Deine Rüstung in einem so üblen Zustand zurückkehren lassen. Keinen Sinn für Anstand, dieses Volk!" Es war, wie es früher schon gewesen war: Der Krieg war erschreckend, er war furchtbar, und vor allem, man sah Dinge, die man am liebsten vergessen wollte. Das einzige, was gegen den allgegenwärtigen Schrecken des lauernden Todes half, war ein Lachen, waren freundliche Worte, Trost und Erinnerungen an eine bessere Zeit, um die Hoffnung lebendig zu halten, es würde wieder so werden.


    Auch im Sitzen hielt sie die Nähe zu ihm noch, indem sie seine Hand hielt, diese schwielige, vom Kampf gezeichnete Hand, die doch so sanft und zärtlich sein konnte, wenn sie alleine waren. Behutsam drückte sie seine and, bevor sie die ihre schließlich zurückzog, vor ihrem Onkel wollte sie schließlich auch nicht zu aufdringlich ihrer beider Glück präsentieren - die gesamte restliche Legion hatte schließlich nicht das Glück, ihre Frauen bei sich haben zu können. "Es könnte übrigens sein, dass sich ein Optio noch über mich beschweren kommt," deutete sie mit einem verschmitzten Lächeln an.
    "Wir sind im valetudinarium ein bisschen aneinander geraten und ich glaube, er hat recht unangenehm gemerkt, dass ich mir nicht von jedem sagen lasse, was ich zu tun habe." In den Augen funkelte ein leichter Anflug von Amüsement, auch wenn sie letztendlich nicht unbedingt hatte streiten wollen - vom gladius ihres verstorbenen Mannes konnte sie jemand in einer Gefahrensituation jedenfalls nicht trennen, ohne dass sie sich dagegen wehrte.

    Sie war müde und ziemlich erschöpft, die Arbeit im Valetudinarium hatte zwar mit der Versorgung des jungen legionarius mit dem furchtbaren Schnitt im Gesicht recht angenehm begonnen, aber dann war es Schlag auf Schlag gegangen - eine recht blutreiche Amputation, bei der sie die verkrampfte Hand eines opiumbetäubten legionarius gehalten hatte, nebenher geholfen, den Körper zu fixieren - und unzählige Wunden, die zu säubern und zu verbinden waren, meist ohne irgendeine Betäubung. Die Männer waren tapfer gewesen, die meisten hatten sich sogar bemüht, einen Scherz zu machen, den sie ihnen mit einem Lächeln vergolten hatte, aber viele waren auch so geschwächt, dass sie nur so schnell und sauber wie möglich ihre Aufgabe verrichtet hatte. So viele waren verletzt, aber sie lebten noch. Wenn es etwas Gutes daran gab, dass das Valetudinarium voll von Soldaten war, dann war es dieser einzige Aspekt. Dass ihre Kleidung inzwischen ziemlich vollgeblutet und dreckig geworden war, störte sie nicht, es war nur Kleidung, und die konnte gewaschen werden. Was sie taten, war wichtiger gewesen. Und sie war schließlich mit der stillen Hoffnung aufgebrochen, dass sie ein wenig Hoffnung und Trost hatte spenden können.


    Der sterbende Mann, der sie in seinen letzten Atemzügen für seine Mutter gehalten und sich verabschiedet hatte, den würde sie jedoch so schnell nicht vergessen. Müde kehrte sie zurück, den Kopf voller wirrer Bilder, der Körper matt von der Anstrengung. Xamander war sehr still geworden, denn die vielen Verletzten hatten ihn hoffnungslos überfordert, er war heilfroh, diese Hölle auf Erden mit den vielen stöhnenden, schmerzerfüllten Menschen verlassen zu haben. Als sie sich den drei Zelten in der Mitte des Lagers näherten, sah sie das Licht im Hauptzelt, Vitamalacus' Unterkunft - und seufzte leise. Eigentlich hatte sie schlafen wollen. Einfach nur schlafen, und vergessen. Aber es ging nicht. Ein weiterer Mann würde sie in dieser Nacht brauchen. Zumindest war sie sich dessen ziemlich sicher. "Xamander, geh schlafen, ich werde Dich heute nicht mehr brauchen," sagte sie und richtete sich langsam auf, das Kinn reckend. Niemand sollte sehen, wie müde sie sich fühlte, schon gar nicht Quintus. "Aber domina ..." wandte der Grieche leise ein. "Keine Widerrede, geh schlafen, Du wirst Deinen Schlaf brauchen. Und verwahre das gladius dort, wo es immer liegt."


    Xamander nickte, während sie ihm ihre blutbefleckte palla überreichte und sich dem Zelt zuwandte. Mit einer Hand teilte sie die Vorhänge, die den Eingang verdeckte, und trat ein, den beiden dort anwesenden Männern zulächelnd, als käme sie gerade von einem erquicklichen Spaziergang. "Salvete," sagte sie und schloss die Vorhänge hinter sich. "Ich hatte mir schon gedacht, dass ich euch beide hier finden würde. Es war ja auch ein wirklich ereignisreicher Tag." Allein ihre Kleidung, die wirkte, als hätte sie auch ein paar Parther niedergestochen, strafte ihren leichten Plauderton Lügen.

    "Das ist das gladius meines ersten Mannes, die Waffe, die er in seinen Händen trug, als er für Rom gefallen ist, und ich werde sie offen tragen, als Zeichen dafür, dass sein Geist uns geleitet. Glaubst Du wirklich, an einem Ort wie diesem fällt eine Waffe mehr oder weniger auf, optio? Wenn dieses gladius bei mir ist, weiss ich, das mir nichts geschehen wird, und das sollte ausreichend Grund sein, es mit mir zu führen," konterte Iulia Helena gelassen, als säße sie noch immer in der curia Italica und müsste sich mit dem ein oder anderen unqualifizierten Zwischenruf aus der Ecke von Octavius Dio oder einem seienr Spießgesellen herumschlagen. Dass der Mann an ihrer Tatkraft gezweifelt hatte, nahm sie ihm übel, und so wandte sie sich wieder dem jungen legionarius zu, der sich beruhigt zu haben schien. Manchmal musste der Schmerz einfach heraus, ihn unterdrücken zu müssen, half gar nichts. Auch ein Mann musste einmal weinen dürfen.


    "Es gibt nichts, dessen Du Dich schämen müsstest, legionarius. Das war wohl Deine erste Schlacht? Kein Wunder, dass Du da vieles gesehen hast, das Dich zuerst erschreckt haben musst. Am Krieg gibt es vieles, das schrecklich ist, und es alles auf einmal kennenzulernen, ist für die wenigsten Männer eine leichte Sache." Sie tauchte ein Tuch in den Wasserkrug und betupfte gemächlich seine Stirn, den Dreck wie auch Reste von verkrustetem Blut vorsichtig entfernend. "Es ist ein langer Schnitt, und die Narbe wird sicherlich sehr eindrucksvoll aussehen," meinte sie lächelnd, als er sich nach seinem Aussehen erkundigte. "Alles andere wird sicher mit der Zeit vergehen, momentan bist Du noch ziemlich bunt im Gesicht. Aber solche Verletzungen heilen in wenigen Tagen, Du wirst schon sehen."


    Während Xamander sich alle Mühe gab, die Verletzten nicht ansehen zu müssen, blickte sich Iulia Helena schon wieder um, ob es jemanden in ihrer unmittelbaren Nähe gab, der dringender Hilfe bedurfte - um dann jemanden zu entdecken, der anscheinend unverletzt geblieben war: Quintus Tiberius Vitamalacus. In diesem Augenblick fiel ihr ein ganzes Gebirge vom Herzen, und ihr Lächeln wurde ein wenig inniger - da er aber gerade mit einem Verletzten sprach, beschloss sie, ihn nicht zu stören. Für Gespräche würde später Zeit sein.

    Xamander war mit der allgemeinen Lage schlichtweg etwas überfordert. Aufgewachsen als Haussklave und Lehrer für die griechische Sprache, ausgestattet mit einem fast legendären Organisationstalent, fand er sich hier an einem Ort wieder, der zum einen stank und zum anderen durch das viele Blut und das offensichtliche Leiden der Verletzten ziemlich furchteinflößend war. Ein Held war der pfiffige Achaier nicht wirklich, und als seine Herrin ihm den Auftrag gab, sich nach dem capsarius umzusehen, der sich um den verletzten legionarius gekümmert hatte, war er heilfroh, von diesem schrecklichen Anblick loszukommen. Aber schon halb im Schritt fort begriffen, dräute sich das Unheil in Form eines streng wirkenden Soldaten vor ihm auf, de ihn so unwirsch anfuhr, dass Xamander erst einmal heftig schlucken musste. "Ähh .. ähm .äh!" würgte der Grieche mühsam hervor, schluckte nochmal, räusperte sich umständlich und bog sich ein Stückchen nach hinten, dem Soldaten damit ausweichend, damit er zumindest die Waffe nicht sofort greifen konnte. "Dieses äh Schwert gehört meiner äh Herrin Iulia Helena, und ich trage es für sie. Sie sagt ..."


    "Ich sage, ich gehe an einem Ort, an dem jederzeit wildgewordene Parther auf die dumme Idee kommen könnten, mich zur Beute machen zu wollen, nicht ohne das Schwert meines verstorbenen Mannes aus," vervollständigte die Iulierin sanft, aber sehr bestimmt den Satz ihres Sklaven, dem man das Aufatmen ansehen konnte. Noch immer hielt sie den jungen Legionär fest, der gerade sein ganzes Leid geklagt und damit auch zu einem ziemlich feuchten Fleck auf ihrer Kleidung beigetragen hatte. Aber wer hätte ihm die Tränen in dieser Stunde auch verdenken können?
    Behutsam strich sie über das verwirrte und schmutzige Haar des jungen Mannes, dessen Namen sie nicht einmal kannte, und wartete, dass er sich wieder etwas beruhigte, zu Luft kam, denn selbst die Trauer mochte ihn noch mehr erschöpfen, als es sein Körper durch den Kampf schon gewesen war.


    "Ich bin mir sicher, Du hast Deinen Freund gerächt, und ehrenvoll gerächt," sagte sie ernst und aufrichtig. "Dass Du lebst, ist der Wille der Götter, und das sollte Dich nicht mit Schuld erfüllen. Ihr habt alle tapfer gekämpft, und die Narben, die Du tragen wirst, sind ein Zeichen deines Einsatzes für Dein Volk. Jeder wird sehen können, dass Du mit Deinem Leben für Rom eingestanden bist." Mit einem Finger schob sie vorsichtig eine Haarsträhne aus seiner Stirn und blickte ihn aufmerksam an.

    Xamander strahlte vor Freude über das Lob - sicher, ein Lob seiner domina war gut, aber ein Lob ihres wohl zukünftigen Mannes war noch ein bisschen besser, immerhin würde er bald der Haushaltsvorstand sein, da schadete es nicht, ihm positiv aufgefallen zu sein. So trat er zurück, als er den beiden in mitgebrachte, einfache Becher Wein eingeschenkt hatte, das restliche Essen würde wesentlich einfacher zu erlangen sein, immerhin war das meiste bereits verzehrfertig geschnitten und in Tüchern angerichtet, sodass mit wenigen Handgriffen das Abendessen bereitet war. Dann trat er zur Seite, ließ sich neben Titus auf irgendeinem der Felsen in Rufweite nieder und betrachtete die wildwüchsige und ungezähmte Landschaft, die ihn zumindest teilweise an seine ferne Heimat erinnerte. Nur ein kaum hörbares Seufzen kündete von einer Sehnsucht, die so schnell nicht mehr gestillt werden würde.


    Iulia Helena indes lehnte sich an die Schulter ihres Verlobten, und blickte lächelnd zu ihm auf. Sie hätte das Essen nicht gebraucht, nicht den Wein, es genügte ihr, zum ersten Mal seit vielen Tagen wieder etwas Zeit mit ihm verbringen zu können, bei der nicht jederzeit irgendein Offizier ins Zelt platzen und eventuelle Intimitäten stören konnte. Sicher, sie hatte es nicht anders gewollt, und irgendwie war der Gedanke eines Lebens auf der Reise nach wie vor reizvoll für sie, wie es immer gewesen war, aber sie wusste auch diese gestohlenen Augenblicke der Zweisamkeit mit ihm sehr zu schätzen.
    "Er ist sehr findig, was solche Dinge anbelangt. Solltet ihr einmal einen Quartiermeister brauchen, kann ich ihn nur empfehlen, wahrscheinlich würde er selbst mitten in der Wüste noch exotische Tänzerinnen und Wein auftreiben," scherzte sie gutmütig und strich ihm mit einer Hand über die nicht mehr ganz bartstoppellose Wange. Die letzte Rasur war am Morgen gewesen, und am Abend fühlte sie das Nachwachsen seines Bartes stets.


    Während die sinkende Sonne ein atemberaubendes Farbspektakel am Himmel aufführte, war es in Helena ruhig und still, sie war damit zufrieden, an diesem Ort zu sein, bei Vitamalacus zu sein und das eigentliche Abenteuer noch vor sich zu haben. "Ja, es ist schön," bestätigte sie. "Es wird immer wieder schön sein, Quintus, das wusste ich schon in Ostia. Niemals hätte ich gedacht, dass es nochmals passieren würde, dass die Götter mir dieses Geschenk ein zweites Mal machen würden, aber ... hier bist Du und ich bin glücklich, bei Dir zu sein, egal wohin uns unser Weg führen wird. Ich möchte, dass Du weisst, dass ich mir keinen besseren Mann wünschen könnte für mich. Und ich möchte, dass Du dieses Wissen immer dann mitnimmst, wenn es gerade schlecht um Dich steht, versprichst Du mir das? Ich will, dass Du zurückkehrst." Ihr Kinn hatte sich etwas gehoben und sie blickte ihm direkt in die Augen dabei, noch immer lächelnd - doch der Ausdruck der Augen verriet, dass sie es ernst meinte.

    Während um Helena herum der alltägliche Wahnsinn eines Feldlazaretts weiter toste, machte Abdul einen großen Bogen um diese augenscheinlich ziemlich verrückte Frau. Ob sie wirklich das gladius ...? Nein, über so etwas wollte er nicht nachdenken, besser war es allemal. Da vorn war der nächste legionarius, dem er würde helfen müssen, der Mann war blutüberströmt und würde es wophl nicht mehr lange machen - dann verlor er die streitbare matrona aus den Augen und widmete sich ganz seiner brutalen, aber wirkungsvollen Arbeit.
    Iulia Helena hatte eine ganze Weile gebraucht, bis sie sich orientiert hatte, das Dämmerlicht im Inneren des Zelts erforderte eine Umstellung der Sicht, und bei den vielen stöhnenden und bleichen Verletzten war es schwer zu sagen, wer nun schon versorgt war und wer nicht. Xamander zupfte vorsichtig an ihrer palla und deutete auf eine der Liegen, auf der sich gerade jemand versucht hatte zu erheben - und nach Wasser röchelte.


    Es war mitnichten eine durch Opium hervorgerufene Illusion, die da an Decimus Serapios Krankenbett trat, mit schnellen Handbewegungen einen irdenen Becher mit Wasser vollschenkte und an seiner Seite in die Hocke ging. "Setz Dich vorsichtig auf, ich halte Dich," sagte sie sanft, aber bestimmt, in genau jenem Ton, den Mütter so gern trafen, wenn sie Dinge wie 'trink das, es ist gut für Dich!' zu ihren widerwillig den Lebertran schluckenden Sprösslingen sagten. Ihre Schulter war durchaus ein Halt, der dem Decimer geboten wurde, und als er halbwegs aufrecht und sicher saß, führte sie den Becher an seine Lippen und ließ ihn Schluck für Schluck Wasser aufnehmen, vorsichtig, ohne vor seiner lädierten Gestalt zurückzuschrecken.


    "Xamander, finde den capsarius, der ihm Opium gegeben hat, und frage ihn, wieviel er bekommen hat," traf sie dann ihre Anweisungen in Richtung ihres Sklaven, bevor sie sich wieder zu dem jungen Decimer wandte, ihn aufmerksam betrachtete. "Es ist vorbei, niemand wird Dir mehr etwas tun." Es klang wie eine letztendliche Sicherheit, ein Traum, den Kinder noch träumen konnten, wenn sie jung waren und von den Sorgen dieser Welt nichts wussten - die Nähe ihrer Eltern mochte sie noch von der rauhen Welt abschirmen.

    Das Feldlazarett war inzwischen gut gefüllt mit Verletzten - und die Medizinkundigen hatten alle Hände voll zu tun, Wunden zu schließen, Gliedmaßen zu amputieren, wo es nötig war, und dergleichen mehr ihres doch zumeist blutigen Handwerks zu verrichten. Es roch nach Blut, nach Schweiß, nach Angst - und nach Exkrementen, denn nicht jeder Mensch konnte im tiefsten Schmerz bei sich behalten, was irgendwann ohnehin aus dem Körper heraus drängte. Natürlich wurde auch darauf geachtet, solche Patienten zu säubern, aber es konnte selten immer sofort geschehen, nach einer Schlacht war das fast unmöglich. Allerdings, ein weiteres Detail störte die fast reibungslos und anstrengend ablaufende Arbeit der medici gewaltig: Sie war wieder da. Die hochaufgerichtet stehende matrona, das Haar hochgesteckt, die palla ordentlich darüber drapiert, angetan mit einer dunklen tunica und einer dezenten Schnürung - ganz, als sei sie gerade einem heimatlichen domus entsprungen wie eine Erinnerung an die Heimat. Wenn es einen ganz gewaltigen Stilbruch in diesem valetudinarium gab, war es sie.


    "Es gibt hier nichts für Dich zu tun, das habe ich Dir schon einmal gesagt," knurrte Abdul in die Richtung der Frau, ganz medicus und wichtig und überhaupt der Ansicht, dass Frauen auf einem Feldzug nichts zu suchen hatten, wenn sie nicht gerade als lupa das Leben der Legionäre leichter machten. Ihre Brauen zogen sich leicht auf der Stirn zusammen, dann wählte sie ihre Worte mit Bedacht. "Ich sehe doch, dass es hier viel zu tun gibt, das Zelt ist voll und nicht für jeden gibt es Hilfe. Was hast Du für ein Problem, dass Du mich nicht helfen lässt? Ich weiss, wie man sich um Verletzte kümmert."
    Der medicus verdrehte die Augen. "Es wird nicht weniger Arbeit, wenn Du mich hier aufhältst. Hier gibt es nichts für Dich zu tun, das ist Arbeit für Männer." Ablehnender und knurriger konnte man wohl kaum scheinen als gerade Abdul, aber in dieser Sache hatte er anscheinend an diesem Tag die falsche Frau erwischt. Eine ihrer Augenbrauen hob sich langsam, sehr langsam an, und zumindest ein Mann im gesamten Feldlager hätte bei dieser Geste gewusst, dass sich ein Sturm zusammenbraute. Die Augen blitzten, als sie sprach, und sie sprach laut genug, dass es in einigen umstehenden Betten sehr wohl vernommen wurde.


    "Ich habe zwei Kinder in diese Welt gebracht, meinen ersten Mann in einen Feldzug begleitet, bei dem weit mehr Männer sich in ihrem Blut gewälzt haben als bei diesem bisher, und auch damals habe ich Männer verbunden und geholfen, wo es nur ging, um ihnen ihr Los ein wenig zu erleichtern. Du sprichst mit einer Nachfahrin von Caius Iulius Caesar, der ehemaligen duumvir der Hafenstadt Ostia, die Roms Lebensader ist, und wenn Du glaubst, dass Du mir weiter im Weg stehen kannst, dann darfst Du mir gerne glauben, zur Not mache ich mir meinen Weg frei!"
    Xamander trat an die Seite der Iulia Helena, noch immer das gladius in seinen Armen, und wo der Sklave unsicher wirkte, sich sichtlich unwohl fühlte, schien Helena keinen Augenblick daran zu zweifeln, dass sie in dieser Angelegenheit nicht aufgehalten würde. Wer wusste schon, was in Abdul in diesem Augenblick vorging, ob sie ihn wirklich beeindruckt hatte oder ob sie ihn an eine möglicherweise ausgesprochen herrschsüchtige Mutter erinnert hatte, der man letztendlich ohnehin nichts abschlagen konnte - er starrte sie einige Momente lang ausgesprochen giftig an, denn in wessen Begleitung sie reiste, wusste auch der medicus nur zu genau - dann trat er beiseite und winkte einen anderen heran, der ihr zeigen sollte, wo sie etwas tun konnte. Ihn keines weiteren Blickes würdigend schritt sie in das Innere des Zelts, um an die Liege eines verletzten legionarius zu treten ...


    Sim-Off:

    Wer will, bekommt eine Krankenschwester ^^

    Das ist wirklich schade ... :( ich erinnere mich noch gut an unser vor-der-porta-Protestsitzen vor einer halben Ewigkeit. Schade, dass Du nicht mehr hier hereingefunden hast, ich kenne das Gefühl nur zu gut, eine Weile wegzusein und dann erstmal mühsam nachzuhecheln. Aber vielleicht kommst Du irgendwann wieder? Eine neue ID hilft bisweilen sehr gut dabei, einen Neuanfang zu machen .. *hofft einfach das Beste*
    Wenn das wirklich ein Abschied forever ist ...wünsche ich Dir viel Glück und Freude bei all dem, was Du noch machst ... :)

    "Domina, willst Du Dich nicht endlich hinsetzen?" erklang die unruhige Stimme Xamanders, der seiner Herrin nun schon eine ganze Weile dabei zugesehen hatte, wie sie im Zelt auf und ab ging, ohne wirklich Ruhe zu finden. Aber sie hielt nicht inne, führte die Wanderung fort und schien auch nicht gewillt zu sein, in irgendeiner Form ruhiger zu werden. Die Hände zu Fäusten geballt, schritt sie weiter, und Xamander meinte schon, auf dem Boden einen Kreis in Form von Fußabdrücken auf dem Teppich zu sehen, der für die Bequemlichkeit der Zeltbewohner dort hinein gelegt war. "Domina, er wird schon wieder gesund zurückkehren!" sagte der griechische Sklave drängend und blieb in seiner Ecke stehen, jeder Schritt näher in ihre Richtung mochte ein gewaltiges Donnerwetter hervorrufen, das er sich nicht unbedingt einhandeln wollte. Aber sie blieb nicht stehen, das Gesicht bleich, die Augen unstet flackernd, als wollte sie gleich selbst zu pilum und gladius greifen, um ihren Verlobten aus der Schlachtreihe herauszuschlagen.


    Und tatsächlich, sie blieb stehen, um dann zu einer Truhe zu treten, in der sich ihre persönlichen Besitztümer befanden. Wenig Kleidung, sehr viel mehr praktische Gegenstände für das tägliche Leben. Und obenauf ein gladius in einer Lederscheide, die Waffe eines Soldaten, mit einigen Verzierungen daran angebracht, die verrieten, dass es kein einfache Soldat gewesen war, dem dieses Schwert einmal gehört hatte. Sie griff in die Truhe hinein und winkte Xamander zu sich. "Nimm es," befahl sie mit unterdrückter Unruhe im Klang der Stimme, während der Sklave zurückzuckte. Sie wollte doch nicht etwa ...? "Nun nimm es schon!" drängender sprach die Iulierin, und er tat, wie ihm geheißen. "Und jetzt komm!" Binnen weniger Augenblicke hatte sie ihr Haar fest aufgesteckt, eine praktische Frisur, die römische matronae meist dann bevorzugten, wenn es daran ging, körperliche Arbeit zu leisten, zog eine dunkelblaue palla über das Haarkonstrukt und strebte dem Zeltausgang zu.


    "Aber domina, Du willst doch nicht...?" keuchte Xamander erschrocken, inzwischen traute er seiner Herrin sehr vieles zu, nicht jede Frau nahm freiwillig die Strapazen eines Feldlagers in Kauf. Doch sie antwortete nicht, ging nur in schnellen, weit ausholenden Schritten das Lager entlang, in dem sie zurückgeblieben war, und steuerte das valetudinarium an, in welchem sicherlich sehr bald die ersten Verletzten der Schlacht eingeliefert würden ... Innerlich aufatmend hoppelte der Grieche, beschwert mit seiner ungewöhnlichen Last, der Iulierin hinterher und dankte allen verfügbaren Göttern dafür, dass sie anscheinend doch noch nicht ganz durchgedreht war.

    Statt einer Antwort voller vieler Worte drückte die Iulierin einfach still die Hand ihres Verlobten. Eigentlich hatte sie mit einer Diskussion gerechnet, die sich den ganzen Abend hingezogen hätte, aber in einem war sie sich ziemlich sicher - dass er ihr auch ohne Worte wieder einmal klar gemacht hatte, wie wichtig es für ihn war, sie an seiner Seite zu wissen.


    "Ich glaube, auf die Meeresfrüchte kann ich eine Weile verzichten," sagte sie schließlich mit einem deutlichen Lächeln auf den Lippen. "Außerdem verlieren alle Dinge ihren Reiz, wenn man sie täglich und ohne Schwierigkeiten bekommen kann. Du wirst sehen, sobald wir wieder nach Italia zurückgekehrt sind, wann auch immer das sein wird, wissen wir Meeresfrüchte wieder ganz anders zu schätzen. Und dann gehen wir wieder nach Ostia, an den Strand, und essen gemeinsam aus einer Schale die Sachen, die Du für uns gekocht hast." Es war ein schönes Bild, eine schöne Erinnerung, die sie mit ihren Worten heraufbeschwor, und sie freute sich auch darauf, irgendwann diesen Worten Taten folgen zu lassen - zur rechten Zeit.


    Was sein Engagement im Krieg anging, sagte sie nichts. Eigentlich wollte sie daran auch gar nicht denken, die Gefahr, der er sich jeden Tag aufs Neue aussetzen musste, um seiner Pflicht zu folgen. Denn mit diesen Gedanken kam auch eine Erinnerung zurück, die sie in den tiefsten Regionen ihrer Seele vergraben hatte und nicht hervorholen wollte, wenn sie es nicht unbedingt musste. Der Tag, an dem man ihren damaligen Gatten vom Weld zurückgebracht hatte, leblos, geschlagen, mit schrecklichen Wunden. Sie hatte nicht geweint, wie man es von einer Römerin auch erwarten konnte, dafür war zu viel in diesem Augenblick in ihr gestorben, und erst wieder auf einem Streitwagen erwacht, im circus maximus. Gemächlich schritt sie an seiner Seite weiter, und ließ den Blick über die fremdartige, ungezähmte Landschaft wandern. Kein wirklicher Vergleich zu Italia, befand sie, aber doch mit einem eigenen Reiz.


    Als Titus zu ihnen aufschloss, folgte sie ihm und Vitamalacus voller Vertrauen, denn auch wenn sie mit dem bulligen Vertrauten ihres Verlobten wenig anfangen konnte, wusste sie doch, dass er ihm vertraute und er oft genug irgendwelche unangenehmen Dinge für ihn erledigte. Grund genug, ihm zumindest nicht zu misstrauen, wie sie es bei vielen Menschen von Grund auf tat. Dass es dann eine Art natürlicher Rastplatz wurde, den sie erklommen, ließ sie lächeln. "Zumindest sind jetzt keine Viehhirten hier, und ich denke, hier werden wir in Ruhe und vor allem sehr angenehm essen können." Xamander hatte das Paar vor einer Weile wieder eingeholt und trug einen großen Korb mit sich, aus dem auch ein Krug mit irgendetwas darin herausragte - das Organisationstalent des Griechen war beachtlich und sie gratulierte sich abermals dazu, ihn mitgenommen zu haben.


    "Domina, ich konnte neben diesem Fladenbrot, das man hier gern isst, einige frische Früchte bekommen, und hier geräucherten Fisch und etwas Fleisch, dazu einen milden Ziegenkäse und Oliven," während er erklärte, packte Xamander eins ums andere aus und häufte seine Mitbringsel auf die 'Steintischplatte' auf, nicht ohne Titus einen 'rühr das bloß nicht an' Blick zugeworfen zu haben. Sicher war sicher, so hatte sich der Grieche geschworen, und er wollte schließlich, dass sich die domina und ihr Verlobter wohlfühlten. "Sogar einen griechischen Wein aus der Nähe von Sparta konnte ich auftreiben." Jetzt klang er unzweifelhaft stolz.

    Huiuiui so viele Glückwünsche :) dankeschön an euch alle ^^ ich hatte trotz Arbeit und Montag einen netten Tag, bin von dem ganzen Kuchen sicher mindestens vier Kilo schwerer geworden ...aber hey, jetzt ist ja wieder ein Jahr Zeit, um diese vier Kilo wieder loszuwerden :D


    @ Macer: Ich lass mir von befreundeten Zeichnern welche machen ^^

    Es wurde so still, je weiter sie sich von Zeugma entfernten, dass es sie wirklich erstaunte - vielleicht hatte sich die Iulierin auch einfach innerhalb kürzester Zeit zu sehr an die Geschäftigkeit Roms gewöhnt, dass es jetzt seltsam war, diesen allgegenwärtigen Lärm nicht mehr zu vernehmen. Selbst nachts gab es immer einen gewissen Geräuschpegel, es schien, als könnte Rom niemals zur Ruhe kommen, wenn die anständigen Bürger schliefen, trieben sich die weniger anständigen herum und suchten sich ihr Vergnügen, oder schlimmer noch, ihren Vorteil. Hier, in diesem wilden, fremden Land, fehlten diese deutlichen Hinweise auf eine fluktuierende Gesellschaft, und der Puls des Lebens erwies sich eher im sanft über das Land streichenden Wind, die fremdartigen Gerüche nach genügsamen Gräsern und Staub, am Gestank der Tierexkremente und überhaupt dem gesamten prächtigen Naturschauspiel, dem man endlich auch Beachtung schenken konnte. Helena stellte fest, dass sie das geschäftige Rom im Grunde nicht einmal vermisste. Das Wichtigste in ihrem Leben war die Familie gewesen, und nachdem neben ihrem ersten Gemahl nun auch noch ihr Lieblingsbruder gestorben war, gab es außer ihren Eltern nur noch einen wichtigen Menschen für sie - den Mann, der vor ihr stand.


    "Also alles reine Berechnung," neckte sie ihn gutmütig und griff nach seiner kräftigen, schwieligen Hand, die doch so sanft und zärtlich sein konnte, wenn er es wollte. Sie zweifelte nicht daran, dass er von seinen Männern gerade auch für dieses Wissen um Namen besonders geschätzt wurde, von den meisten patrizischen Offizieren wurde doch eher erwartet, dass sie einen gewissen Abstand zu den Plebejern hielten, zu viele Patrizier waren einfach unangemessen arrogant. "Ich weiss, dass es nicht leicht sein wird, an Deiner Seite zu stehen und zu bleiben, und auch, dass ein Feldzug keine Nachmittagsunterhaltung ist, bei der man dann abends gelassen nach Hause gehen kann, ohne sich weiterhin Gedanken machen zu müssen. Ich weiss, was es bedeutet, einem Mann ins Feld zu folgen, zumindest so weit, wie es eben möglich ist. Glaubst Du, ich folge Dir um die halbe Welt, um dann wie ein Feigling in einem Haus zu sitzen und jeden Tag die Tür anzustarren, weil ich auf Nachricht von Dir warte?" Sachte und mit einem Lächeln schüttelte sie den Kopf.


    "Nein, Quintus, zu dieser quälenden Folter kannst Du mich nicht verdammen. Wärst Du ein ausgesuchter Gemahl, den ich zum Wohl meiner gens hätte nehmen müssen, vielleicht. Aber nicht, wenn ich selbst wählen kann. Wir stehen das gemeinsam durch, und wenn du des Abends mit Wunden vom Schlachtfeld zurückkehrst, werde ich Dich pflegen. Wenn Du tot zurückkehrst, werde ich Deine Leiche waschen und für Dein Begräbnis sorgen, dafür, dass Deine Verwandten informiert sind und alles den rechten Gang geht." Sie blickte ihm direkt in die Augen, hatte den Kopf gehoben, als gelte es, einem Feind gegenüber zu treten und ihn allein durch Entschlossenheit wieder zu vertreiben. Vielleicht war es gerade diese Entschlossenheit, die sich vom großen Caesar auf seine Nachkommen vererbt hatte, mal stärker, mal schwächer ausgeprägt - allerdings gab es auch die weniger schmeichelhafte Bezeichnung des 'iulischen Starrsinns' für einen solchen Charakterzug. "Zeugma mag sicher sein, aber ich will bei Dir sein, Quintus, im Frieden wie im Krieg. Du bist Soldat, und ich werde die Frau eines Soldaten sein. Glaubst Du wirklich, es könnte mir in irgendeiner Form angenehm sein, nicht zu wissen, was mit Dir geschieht?"

    "Wie merkst Du Dir eigentlich all diese Namen und Männer?" fragte Iulia Helena mit einem Mal und blickte dann zu ihrem Verlobten auf. "Ich habe bei der Stadtverwaltung immer zu den Namen und Gesichtern versucht, Verbindungen herzustellen - aber bei so vielen Offizieren und milites, wie soll das gehen? Ich vermute fast, Du hast einen Helfer, der Dir all diese Namen aufschreibt, damit Du einem jeden das Gefühl geben kannst, Du würdest ihn kennen." Sie war immer stolz darauf gewesen, sich neue Namen und Menschen relativ schnell merken zu können, aber die schiere Masse an Legionären war dann doch mehr, als sich ein Mensch leichthin merken würde können - er musste also irgendwie einen geheimen Trick haben, mit dem er das bewerkstelligte, anders konnte es nicht sein.
    "Und warum sollten wir nicht einmal die Runde durch das Lager machen? Bei manchen Männern wirkt ein freundliches Lächeln einer Frau Wunder, es erinnert sie stets an ihre Liebsten zuhause - ich weiss noch gut, dass solche Gänge für meinen Gemahl damals und mich normal waren. Weibliche Fürsorge erwärmt das Herz schneller und direkter als Strafexerzieren oder was immer man sonst noch so macht, um die Disziplin der Truppe wieder einheitlich auszurichten."


    Die Straße war ausgetreten, man konnte ihr durchaus anmerken, dass es hier in der letzten Zeit einiges an Truppenbewegungen und Meldereitern gegeben hatte - selten war sie so weit weg von jedem wirklichen Zeichen der Zivilisation gewesen, und das bevorstehende Abenteuer, Zeugma hinter sich zu lassen, beflügelte sie geradezu, die Krankheit schien nur noch ein vages Echo einer längst vergangenen Zeit. Ein wenig fester drückte sie seine Hand, bevor sie sich direkt zu ihm wandte:
    "Du nimmst mich doch mit, Quintus? Dieses fremdartige Land ist viel zu schön, als dass ich Dich allein mit Deinen Legionären den Spaziergang machen lassen könnte. Sieh doch nur, wie rauh und einsam es wirkt, wie ein Land, das entdeckt werden will, es wartet nur auf uns." Die blauen Augen schimmerten aufgeregt, fast fiebrig, lebendig in einer Weise, die ihr Gesicht lange nicht mehr gespiegelt hatte - sie schien wahrhaftig die lange Schwäche überwunden zu haben.