Beiträge von Iulia Helena

    "Warum magst Du den Namen der gens nicht, die Dich adoptiert hat?" Das überraschte sie dann doch ziemlich, denn eigentlich war eine Adoption eine sehr ehrenvolle Angelegenheit und für den Adoptierten meist ein deutlicher Schritt nach oben im gesellschaftlichen Gefüge. Verblüfft blickte sie Gabriel an, einige Male blinzelnd, denn so etwas hatte sie wirklich noch nie zuvor gehört.


    "Dass Dich auch mein Leben interessiert, ist sehr nett gemeint, aber ich weiss nicht, was Du wissen möchtest - was Dich daran interessiert. Immerhin könnte ich Dir eine ganze Menge über die richtige Beseitigung jahrealter Spinnenweben erzählen, weil es auch dafür besondere Techniken gibt und ich mir das vor einer Weile sehr intensiv aneignen musste. Ob Dich das allerdings interessiert, ist eine ganz andere Sache," meinte sie dann, leicht schmunzelnd. "Und meine Kinder sind, wie auch mein Mann, bereits im Elysium," fügte sie mit einer ruhigen Entschlossenheit hinzu, die andeuten sollte, dass dieses Thema für sie abgeschlossen war.

    Die nur allzu bekannte Stimme einige Menschen vor ihr ließ das Blut unvermittelt in ihre Wangen schießen und es schien der Iulierin, als müssten ihre Knie nachgeben. Victor! Hier! Dabei hatte sie sich in den letzten Tagen solche Mühe gegeben, ihm nirgends zu begegnen, ob es bei den Straßenfesten der Fors Fortuna war oder in der Nähe der Tempel. Sie brauchte einige Momente, um überhaupt wieder klar zu sehen, so schnell schlug ihr Herz, und sie war dankbar für den Schutz der Menge. Vielleicht würde er sie gar nicht entdecken?


    So klatschte sie der gelungenen Rede des Aedils und hielt sich auch darin zurück, dem scheidenden Amtsträger etwas zuzurufen. Stiller Beifall war schließlich auch etwas, was einem verdienten Magistraten zustand und sie hatte schon oft genug das Wort auf dem Forum ergriffen. Doch wollte sie von Victor entdeckt werden oder lieber nicht? Sie konnte sich diese Frage nicht einmal selbst beantworten und verbarg das Gesicht, so gut es ging, im Schatten ihrer Palla.

    Für einen Hebräer machte dieser Gabriel wirklich etwas her. Vielleicht hatte der Kontakt zur römischen Zivilisation wirklich seine guten Seiten zum Vorschein gebracht, was wieder einmal bewies, dass der Einfluss der römischen Kultur bei solchen seltsamen Völkern wie den Hebräern letztendlich doch ein guter sein konnte.


    "Solange Du Deine Pflichten erfüllt hast, ist das 'wie' nicht immer das letzte Maß aller Dinge. Mein Ahn, der göttliche Caius Iulius Caesar, hat sicher kein Leben nach den allgemein gültigen Normen geführt und ragte umso weiter aus allen hervor, die seinen Weg begleitet haben," entgegnete sie sinnierend und lächelte etwas. Da war er wieder, dieser ewige Zwiespalt zwischen Tradition und Fortschritt. Einerseits war es gegen die Tradition, dass Frauen in die Politik gingen, aber es führte auch zu Fortschritt ... wahrscheinlich hätte man tagelang darüber diskutieren können.


    "Von mir selbst gibt es nicht viel zu berichten, Didianus Gabriel," sagte sie und das Lächeln entspannte sich wieder ein wenig. Durch die sehr höfliche, distanzierte Anrede ihres Gegenübers glaubte sie die Fronten geklärt und fuhr fort: "Ich bin die Magistrata von Ostia, mein Vater ist der Magistrat von Mogontiacum und ich bin Witwe ... um es sehr kurz zu fassen." Wieder blitzte es vergnügt in ihren Augen auf. "Was interessiert Dich denn?"

    "Du scheinst Schläge irgendwie anzuziehen - oder Tritte," meinte sie recht trocken und lachte dann leise auf. "Nimm es mir nicht übel, aber ich mache mir wirklich Sorgen um Deine Gesundheit, wenn Du keine Uniform mehr trägst, die zumindest einige Deiner Körperteile vor Schwierigkeiten schützt."
    Sie hatte den jungen Mann nicht bemerkt, und unterschied sich darin kaum von vielen anderen Bewohnern Roms, die eine Gefahr wohl erst dann als Gefahr ausmachten, wenn sie groß, breitschultrig und mit einem Messer bewaffnet war, und so plauderte die Magistrata munter weiter.
    "Es erstaunt mich, dass man Dich als Libertus beschimpft. Du musst Deinem Herrn treu gedient haben, dass er Dich frei gelassen hat, und das verdient Anerkennung ... letztendlich ist es wie mit den Frauen in der Politik. Es zählt, was jemand leistet, nicht, in welche Ecke man ihn wohl stellen könnte."

    Verschmitzt lächelnd schritt sie an seiner Seite einen recht breiten Stand mit Töpferwaren entlang und lauschte seinen Worten - dass er sich über ihr Kompliment zu freuen schien, gefiel ihr, die meisten Männer hatten damit doch eher Probleme, ein freundliches Wort anzunehmen, ohne sich dann wieder mit einem Gegenkompliment zwingend bedanken zu müssen, um die Worte eine Frau zu übertreffen.


    "Eine Detektei? Das ist einmal eine überraschende Idee. Wieso gerade das Leben als ... nun ja ...Schnüffler? Männer, die Informationen beschaffen oder hinter angeblich fremd gehenden Ehefrauen herstreunen, sind nicht gerade beliebt und leben auch nicht gerade ungefährlich," meinte sie nachdenklich und blickte ihn etwas zweifelnd an. Dass er einstecken konnte, hatte er ja bewiesen, aber ob man sich das jeden Tag antun wollte, war eine ganz andere Sache.

    "Zu schade," sagte Iulia Helena und nickte dann etwas. "Aber die jungen Männer von heute haben auch immer so viele Pflichten. Er ist sicher doch auch wegen der Sponsalia in seiner Familie hier in Rom, da gibt es natürlich viel zu tun. Dennoch, es würde mich freuen, wenn er uns Gesellschaft leisten würde, sollte es sich ergeben, sag mir bitte einfach Bescheid, ja?"
    Sie lehnte sich langsam in ihrem Stuhl zurück und streckte die Beine etwas aus. Nach diesem langen Tag fühlte sie sich so müde, dass sie sich sofort an die Wand hätte lehnen können, um einzuschlafen, aber das kam im Augenblick absolut nicht in Frage. So entging ihr auch, dass ihre Cousine wohl doch nervöser agierte, als es normal war, ob nun zu ihrem Glück oder nicht, würde sich beizeiten noch zeigen müssen.


    Der aufkommende Zorn Livillas allerdings fand ihre Aufmerksamkeit sehr viel mehr, und so hob sie leicht die Brauen an und blickte fragend zu ihrer Cousine. "Ist Dir denn etwas Schlimmes in Rom geschehen, dass Du so ungehalten klingst? Hat Dich jemand schlecht behandelt oder beleidigt?" Dieser Gedanke schien sie eindeutig zu besorgen, denn bei solcherlei war Handeln erforderlich, und das eindeutig. Wacher nun lag der Blick von Helenas blauen Augen auf dem Gesicht Livillas, fast forschend blickte sie ihre Verwandte an.

    "Willst Du mich ruinieren? Die Herrin peitscht mich noch aus, wenn ich ihr mit einem solchen Abschluss ankomme," sagte Barundius mit einem so empört klingenden Unterton, dass man für einige Momente lang wirklich glauben mochte, dass Iulia Helena eine lockere Hand beim Bestrafen ihrer Sklaven hate.
    "Vielleicht kann ich sie aber auch milde stimmen, wenn Du mir sicher 120 anstatt 100 Brote pro Woche zu diesem Preis abnimmst."

    "Es ist ruhiger, aber die Dinge, die in Ostia wichtig sind, unterscheiden sich auch von denen in Rom sehr grundlegend. Der Schwerpunkt Ostias liegt nun einmal mehr auf dem Aussenhandel und einer Sicherung der Warentransporte nach Rom, anstatt auf politischen Intrigen oder dem üblichen Machtgeschacher. Wer schnell Karriere machen will, ist dort sicher verkehrt," meinte sie amüsiert, beobachtete ihn aber immer wieder prüfend und aufmerksam, ob er noch Zeichen seiner vorherigen Schwäche zeigte.


    "Nun ja, es wird doch immer viel geredet, wenn der Tag lang ist und man keine besseren Themen hat. Es ist ja auch so leicht, das Engagement von Frauen in der Politik als ein Bruch der Traditionen darzustellen. Ich gestehe, es fällt mir auch nicht leicht, mir eine Frau im Senat vorzustellen, aber das bedeutet doch nicht gleich, dass alles schlecht ist, was eine Senatorin tut. Sie wird diesen Sitz sicher nicht wegen ihres Lächelns oder einer gut gelegten Frisur bekommen haben." Sachte schüttelte sie den Kopf und zuckte überrascht zurück, als er ihren Arm berührte.


    "Oh, das habe ich gar nicht gesehen!" Sie machte einen großen Bogen um das auf dem Boden liegende und lächelte ihn warm an. "Du scheinst heute wirklich zu meinem dauerhaften Retter auserkoren. Ich komme bald in Versuchung, Dich als Leibwächter zu engagieren, wärst Du nicht schon ein stolzer Vigil." Ihre blauen Augen funkelten vergnügt und für einen Moment überlegte sie tatsächlich, wie es wohl wäre, sich dauernd von einem so attraktiven Mann begleiten zu lassen.

    Zitat

    Original von Gnaeus Postumius Rufus
    Naja ein Soldat soll ja auch dem Reich dienen und weniger sich selbst, doch das behielt er für sich. Er setzte ein geradlinigeres Gesicht auf und sagte:


    "Familien-Wertkarten können in Höhe von 25, 50, 100 und 250 Sesterzen erworben werden, welche soll ich für dich vorbereiten?"


    Sie war eine häufige Kundin, so war Rufus sich sicher, das der Hinweis auf den Weg der fünfzig Sesterzen ihr bekannt sei und verzichtete auf eine weitere Erwähnung dessen.


    "Eine Wertkarte für 100 Sesterzen hätte ich gerne - und hier hast Du die gesamte Summe auch schon," sagte sie lächelnd und reichte ihm den klimpernden Beutel mit der Gesamtsumme. "Ich habe den Brief an meine Verwandten in der Kiste gelassen, es wäre also ganz gut, wenn sie an einem Stück ankommt," fügte sie noch schmunzelnd an, am Ende würde Iulia Severa noch rätseln müssen, wer ihr da ein Geschenk geschickt hatte - was dann doch ein bisschen am Sinn der Sache vorbei gehen würde.

    Leicht runzelte sie die Stirn bei den Worten des Aurelius Cicero - anscheinend war ihr Bericht wohl nicht interessant genug gewesen, dass er so plötzlich auf ein anderes Thema umschwenkte. Ein wenig ungehalten lehnte sich die Iulierin zurück und blickte stumm und abwartend in die Richtung des Comes ...sollte er entscheiden, ob damit nun alles gesagt war oder nicht.

    Stöhnend und nun redlich erschöpft wirft der Sklave der Casa Iulia einen Brief am Postkasten der Casa Caecilia ein und schleicht sich dann mit wunden Füßen und Sonnenbrand auf den Schultern von dannen, alle Römer und seine Herrin im besonderen still verfluchend.


    An
    Lucius Caecilius Catilius


    Salve, Lucius Caecilius Catilius,
    hiermit möchten mein Bruder Caius Iulius Constantius und ich Dich zu einem zwanglosen Gastmahl für Freunde des Hauses in die Casa Iulia einladen, welches ANTE DIEM VI NON IUL DCCCLVI A.U.C. (2.7.2006/103 n.Chr.) in den Abendstunden stattfinden soll. Wir würden uns sehr über Dein Erscheinen freuen.


    Vale bene,
    Iulia Helena

    Stöhnend und ächzend nach einem recht langen Fußmarsch durch die Gluthitze Roms kommt ein Sklave der Casa Iulia auch an der Casa Artoria an und wirft dort in den Briefkasten eine Schriftrolle ein, bevor er sich wieder auf den Rückweg macht.


    An
    Decimus Artorius Corvinus
    Artoria Hypathia


    Salvete, Decimus Artorius Corvinus et Artoria Hypathia,


    hiermit möchten mein Bruder Caius Iulius Constantius und ich euch beide zu einem zwanglosen Gastmahl in der Casa Iulia einladen, welches ANTE DIEM VI NON IUL DCCCLVI A.U.C. (2.7.2006/103 n.Chr.) in den Abendstunden stattfinden wird. Wir würden uns sehr über Euer Erscheinen freuen. Solltet ihr noch einen Verwandten oder eine Verwandte kennen, die an einem Gastmahl Freude empfinden könnte und das Gespräch zu schätzen weiss, seid ihr dazu eingeladen, ihn oder sie mitzubringen, allerdings würden wir uns über eine vorherige Rückmeldung freuen, damit wir noch jemanden einplanen können.


    Vale bene,
    Iulia Helena

    Auf seiner Tour durch Rom kommt der Sklave der Casa Iulia auch an der Casa Valeria vorbei und gibt dort einen Brief ab, um schnaufend und inzwischen etwas übellaunig wegen der Rennerei wieder seines Weges zu gehen.



    An
    Vibius Valerius Victor
    Flavus Valerius Severus
    Ancius Valerius Decius


    Salvete,
    hiermit möchten mein Bruder Caius Iulius Constantius und ich euch zu einem zwanglosen Gastmahl für Freunde in der Casa Iulia einladen, welches ANTE DIEM VI NON IUL DCCCLVI A.U.C. (2.7.2006/103 n.Chr.) in den Abendstunden stattfinden soll. Wir würden uns sehr über euer Erscheinen freuen.


    Vale bene,
    Iulia Helena

    Am späten Nachmittag findet ein Sklave der Casa Iulia den Weg zur Casa Vinicia, um dort gleich zwei Briefe einzuwerfen, bevor er sich, fröhlich und ausgesprochen schief pfeifend, wieder auf den Rückweg macht.


    An
    Marcus Vinicius Lucianus


    Salve, Vinicius Lucianus,
    anlässlich Deiner Erhebung in den Ordo Senatorius möchten mein Bruder Caius Iulius Constantius und ich Dir unsere herzlichen Glückwünsche aussprechen. Gleichzeitig möchten wir Dich auch zu einem zwanglosen Gastmahl für Freunde des Hauses in die Casa Iulia einladen, welches ANTE DIEM VI NON IUL DCCCLVI A.U.C. (2.7.2006/103 n.Chr.) in den Abendstunden stattfinden soll. Wir würden uns sehr über Dein Erscheinen freuen.


    Vale bene,
    Iulia Helena


    An
    Marcus Vinicius Hungaricus
    Tiberia Livia


    Salvete, Marcus Vinicius Hungaricus et Tiberia Livia,
    nachdem ich die große Freude hatte, die Bekanntschaft der ehrenwerten Tiberia Livia zu machen, möchten mein Bruder Caius Iulius Constantius und ich euch beide zu einem zwanglosen Gastmahl in der Casa Iulia einladen, welches ANTE DIEM VI NON IUL DCCCLVI A.U.C. (2.7.2006/103 n.Chr.) in den Abendstunden stattfinden wird, um diese Bekanntschaft zu vertiefen. Wir würden uns sehr über Euer Erscheinen freuen.


    Vale bene,
    Iulia Helena
    Magistrata zu Ostia

    Sie war später als sonst in die Casa Iulia von einem Spaziergang durch die Nacht zurückgekehrt, und recht froh darum, dass sie niemandem begegnet war. Constantius schlief in dieser Nacht wohl in der Kaserne, auch in Livillas Zimmer brannte kein Licht mehr, sodass sie sich nicht bemüßigt fühlte, irgend jemandem einen guten Abend zu wünschen oder mit jemandem zu sprechen. Ein leichtes Lächeln auf den Lippen, hatte sie die stille Casa leise durchquert und war in ihr cubiculum geschlüpft, ohne auch nur einem Sklaven zu begegnen, Wonga hatte sich in seine cella zurückgezogen, um sich für den nächsten Morgen auszuschlafen. Sie legte ihre Palla ab und setzte sich auf den Stuhl an ihrem Schreibtisch, ohne die Öllampe zu entzünden, blickte nur still durch das Fenster in den Himmel hinauf, die Gedanken sammelnd.


    Schließlich neigte sie sich etwas zur Seite, um das in seiner abgewetzten Lederscheide ruhende gladius zu greifen, das sie von ihrem verstorbenen Gemahl geerbt hatte, die Waffe, die ihn ins Feld stets begleitet hatte, und mit der in der Hand er auch gestorben war. Langsam zog sie die Waffe aus ihrer Umhüllung und betrachtete die Scharten, die im Lauf der Jahre die gepflegte Klinge verändert hatten, doch noch immer war sie einwandfrei geölt und war lautlos in ihre Hand geglitten, wie ein guter, verlässlicher Freund, der einem zur Seite stand, wann immer man ihn brauchte. Diese Waffe verkörperte viel mehr als nur ein Andenken an ihren toten Gemahl, sie roch nach dem Schlachtfeld und fast schien es, als berührte sie Titus' schwielige Hände, wenn sie den Griff des gladius mit ihren schlanken Fingern umfasste.


    "Heute abend habe ich mir Rat gesucht, Liebster," flüsterte sie leise in die Dunkelheit, wohl wissend, dass er sie hören würde. "Ich glaubte, der Ianusbogen, das Symbol für Vergangenheit und Zukunft zugleich, könnte mir eine Hilfe sein in all diesen Fragen, die mich seit einigen Tagen bewegen. Weisst Du, ich glaube fast, ich habe eine Antwort bekommen, eine deutlichere, als ich sie mir gedacht hätte. Erinnerst Du Dich an die Tage, in denen wir entdeckten, dass wir einander mehr sein können als ein schweigender Liebhaber und eine unwillige Geliebte? Dieses Gefühl, Dich sofort zu begehren, wenn Dein Körper mich berührte, nach all der Zeit, in der ich Dich nachts nicht sehen wollte, am liebsten alleine geschlafen hätte? Ach Titus ... ich hatte wirklich geglaubt, es sei gestorben, mit Dir gestorben. Und dann kam es zurück, als ich es nicht mehr vermutet hätte, bei einem fast vollkommen Fremden."


    Ihr Gesicht spiegelte sich in der Klinge, ein heller Schemen in einem nur durch den Mondschein von draußen vage erhellten Raum. "Ich habe mich zwei Mal an ihn gedrückt, als ich hinter ihm auf dem Streitwagen stand, und es hat sich so gut angefühlt," formten ihre Lippen weiter leise die Worte, die sie niemandem sonst sagen konnte. Aber Titus, ihr lieber, toter Titus, er würde sie hören. Er würde verstehen. "Hätte er es gewollt, ich hätte mich in den Ställen der Factio ihm hingegeben, zwischen Pferden, Pferdemist und Stroh. Ist das nicht seltsam? Sich all die Zeit zu beherrschen, auf einen Ruf zu achten und doch ... die Gedanken sagen etwas anderes. Mein Körper zittert schon, wenn ich nur daran denke, er könnte mich in seinen Arm nehmen und mich küssen, sodass mir unter der Wucht seines Kusses der Atem verloren geht. Weisst Du noch, diese Ruinen, zu denen Du mich führtest? Wo Deine Leidenschaft so groß war, dass Du in dieser Nacht unseren kleinen Marcus zeugtest? So fühle ich mich immer in seiner Nähe, und auch wenn ich weiss, dass es falsch ist, so zu empfinden, es ist, wie es ist ..." Sie schloss die Augen und fuhr mit den Fingern über die geölte, glatte Klinge, das kalte Metall betastend, als sei es die Haut eines Mannes.


    "Er ist verheiratet, solch ein Hohn, Titus, warum muss er verheiratet sein? Aber es ist so, genau wie Du tot bist und ich noch lebe. Du würdest lachen, heute nacht habe ich am Ianusbogen einen Soldaten getroffen, einen Tribun. Er hat auch jemanden verloren, eine Frau, die er geliebt hatte, aber nicht heiraten durfte - und sie hat sich am Ianusbogen getötet, von eigener Hand. Wir kamen ins Gespräch, vielleicht war es Zufall, vielleicht musste es so sein, denn es war so leicht, mit ihm zu sprechen. Jemanden, den man liebt, verloren zu haben, kann einen sehr vereinen, glaube ich, vor allem gibt es nicht sehr oft jemanden, mit dem man darüber überhaupt sprechen kann. Er ist klug, witzig, auf seine Weise charmant - und weisst Du, was das Schlimmste ist? Er ist Patrizier. Deine Frau hat ein seltenes Talent dafür, immer Männer kennenzulernen, die zwar interessant sind, aber vergeben oder nicht zu haben, weisst Du das? Oh, ich höre Dich lachen, Titus," Iulia Helena schmunzelte kurz und zog mit dem Zeigefinger auf der Klinge Kreise, die in der vagen Fettschicht zurückbleiben würden.


    "Und dann ist da noch der Dritte ... ja, ein Dritter, du hörst es richtig. Unverheiratet. Aus einer einflussreichen Familie. Mit einem seltsamen Geschmack, was seine Haarmode angeht, aber den habt ihr Männer alle, ich bin schon sehr froh, dass alle Soldaten sich rasieren müssen und die Haare kurz tragen. Auch witzig. Ein kluger Kopf - und anscheinend auch an mir interessiert. Das Schlimmste ist, ich war dumm genug, ihn nach einem Mann für eine Nacht zu fragen, er besitzt nämlich ein Lupanar - wahrscheinlich hält er mich nun für eine lose Frau, die ihre Bedürfnisse nicht unter Kontrolle hat oder so etwas, auch wenn er höflich war. Ich habe in seinem Arm geweint, Titus, du weisst, wie lange ich nicht mehr geweint habe. Als Du tot vor mir lagst, konnte ich nicht mehr weinen ... und er hat mich einfach nur gehalten, ohne etwas zu sagen, ohne etwas zu verlangen. Er ist nun Senator geworden ... Du siehst, ich lerne wichtige Männer kennen, aber irgendwo ist immer ein Haken, sei es durch die äusseren Umstände oder durch meine eigene Dummheit. Vielleicht gehört das jetzt dazu. Was meinst Du, was soll ich tun?" Gedankenvoll balancierte sie die Klinge mit der Hand und schob sie schließlich in die Lederscheide zurück, mit einer langsamen, doch geschmeidigen Bewegung.


    "Ich weiss, was Du tun würdest, Du würdest Dir den einen nehmen, mit dem anderen sprechen und den dritten heiraten, nicht wahr? Aber so leicht ist es nicht, Titus. Ich fühle, dass sich etwas ändert, aber ich weiss noch nicht genau, was es ist. Ich weiss noch nicht, was ich will und wohin mein Weg gehen soll, Titus. Manchmal wünschte ich, Du könntest mir raten, aber ich muss es wohl ohne Dich schaffen ... pass auf Marcus und Lucius auf, ja? Ich denke jeden Abend an euch und jeden Morgen, aber das weisst Du ja," damit erhob sie sich leise und schlüpfte aus ihrer Stola, dann streifte sie sich das Unterzeug ab und strich sich das dünne Nachtgewand über, bevor sie sich auf ihr Bett legte, die leinerne Decke über sich zog, obwohl es eigentlich viel zu warm war. Und während draussen der Mond seine Bahn über den nächtlichen Himmel zog, verloren sich ihre Gedanken und Erlebnisse in der Nacht, vermischten sich drei Gesichter zu einem und schließlich, nach sehr langer Zeit, kam endlich der erlösende Schlaf.

    ~* Cubiculum der Iulia Helena *~
    Dies ist das Schlafzimmer der Iulia Helena.


    Das Schlafzimmer der Iulia Helena ist eher funktional denn verspielt
    eingerichtet, neben dem mit durchsichtig-weissen Vorhängen aus
    einem weichen, dünnen Stoff umgebenen Bett befinden sich nur ein
    kleiner Schreibtisch nebst Stuhl und ein Tisch mit zwei Stühlen in
    diesem Timmer. Auf dem Schreibtisch stapeln sich recht ordentlich
    diverse zusammengerollte Schriftrollen, er erweckt den Eindruck, dass
    hier regelmäßig noch spät abends gearbeitet wird, eine kleine Öllampe
    auf dem Schreibtisch bestätigt diesen Eindruck noch.


    Während auf dem kleinen Tisch ein Krug Wasser mit zwei Bechern
    bereit steht, kann man an den Wänden ein einfach gehaltenes,
    florales Mosaik ausmachen, das in hellen, frühlingshaften Farben
    gehalten ist, welche sich auch in den Farben der Kissen auf ihrem Bett
    wiederspiegeln. Eine schlichte, sonnengelbe Decke liegt auf dem Bett
    und verdeckt etwaige Spuren einer unruhigen Nacht zuverlässig, eine
    bunte Kleidertruhe hat an der rechten Seite des Betts Platz
    gefunden, eine hohe Vase mit einer breitblättrigen Grünpflanze steht
    auf der anderen Seite.


    Neben dieser Vase lehnt ein Militär-gladius in
    einer etwas abgewetzten Lederscheide an der Wand und stört die
    friedliche Stimmung des Raums empfindlich, doch wirkt es, als stünde
    es mit Absicht an diesem Ort.

    [Blockierte Grafik: http://fs5.directupload.net/images/user/180226/jqwsjnpp.jpg]


    Hier werden wichtige Akten, Schriftstücke oder
    Geschäftsverträge trocken und sauber aufbewahrt,
    damit sie immer griffbereit sind.



    Sim-Off:

    Funktionsweise:
    In den ersten beiden Beiträgen lagern die diversen geschlossenen Verträge der Iulier.
    Nachfolgende Beiträge enthalten alle beurkundeten Ernennungen, etc. jeweils eines einzelnen Iuliers.
    Der Namenslink verweist ins Tabularium; das Symbol () auf den Beitrag.



    Sim-Off:

    Voraussetzungen:
    - mind. 1 Beurkundung
    - mind. 100 ON-Beiträge