Beiträge von Iulia Helena

    Barundius überreichte der Kundin mit einem breiten Lächeln und einem verschmitzten Augenzwinkern ihre bestellten Brote, nahm die Münzen dafür in Empfang und drehte sich schließlich in Richtung des neuen Kunden, nicht ohne vorher einen seiner Gehilfen angeblafft zu haben, er möge der Frau die Tür öffnen, damit sie leichter hinaus kam.


    "Salve! Was kann ich für Dich tun? Vielleicht steht Dir der Sinn nach Naschwerk oder einem frischen Fladenbrot?" begrüßte er Sulla freundlich und blieb bei ihm stehen.

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Lucianus
    Lächelnd blickte ich die Sklavin an "Beides würde ich sagen. Der Bart muss ab und die Frisur etwas ordentlicher..... eben eines Senators entsprechend!"


    Dann setzte ich mich "Ein Becher Wasser wäre schon in Ordnung, allerdings hoffe ich, dass es nicht zu lange dauert. Ich muss noch in den Senat!"


    Irgendwie war es schon befriedigend diese kleinen Hinweise auf meinen Stand anzubringen.... :D


    "Ein Senator!" Kurz weiteten sich die Augen der Ägypterin merklich, denn so hoher Besuch war in diesem kleinen Laden dann doch recht selten - wenngleich der prüfende Blick sogleich auch über seine Kleidung glitt. Senatoren hatten breite rote Streifen an der Toga, und dieser Mann hatte eindeutig nur einen dünnen roten Streifen. Oder war es doch anders herum? Die Senatoren den dünnen und die anderen den breiten? Itsenmut blinzelte und beschloss, ihn einfach sehr höflich zu behandeln, egal wie dick der Streifen war, vielleicht kam er dann ja wieder. "Ich bin gleich zurück!"


    Sie wandte sich ab und eilte auf Trippelschritten hinter den bunten Vorhang, wo die große Wasseramphore stand, die Merenptah später wieder auffüllen musste, um dort einen etwas verzierten Tonbecher mit frischem Wasser zu füllen, dann kehrte sie zu Lucianus zurück und überreichte ihm diesen mit einem breiten Lächeln. "Wenn Du noch etwas brauchst, sage es mir nur, der Meister ist bestimmt bald fertig! Ich kann Dir auch schon das Haar nässen, damit es für den Schnitt geschmeidiger ist."

    Nachdem die liebliche Blüte Itsenmut den Sklaven des Tiberius Durus verabschiedet hatte, walzte sie prompt auch schon in die Richtung des neu aufgetauchten Kunden, ihn mit den dick von schwarzem Khol umrahmten Augen freundlich anblickend.
    "Nur herein, nur herein, was kann der Meister für Dich tun? Ein Haarschnitt vielleicht und eine Rasur?" Die Ägypterin betrachtete den Bart des Vinicius Lucianus recht interessiert und überlegte währenddessen innerlich, wie lange es wohl dauern würde, bis dieses Gestrüpp dezimiert war. Sie deutete einladend auf die Wartesitzplätze neben dem Frisierstuhl. "Möchtest Du vielleicht einen Becher Wasser, während Du wartest?"


    Der Meister selbst war noch mit Severus' nassem Haar zugange und schnippelte eifrig die wild ausgewachsenen Spitzen in einer geraden Linie ab, wie es zum traditionellen, römischen Haarschnitt gehörte. "Ein wildes Tier, sagst Du? Na, wenn es sich in die Subura verirrt hat, dann hat es da sicher nicht allzu lange gelebt, wenn ich mir überlege, was da für Leute hausen, nein, nein," missbilligend schnalzte der dicke Ägypter mit der Zunge und fistelte eifrig weiter, während der Kamm das Haar anhob und die Schere jenes abschnitt, mit schnellen, geschickten Bewegungen, die man einem so voluminösen Mann wohl kaum zugetraut hätte.
    "Aber wer die Kandidatin war, kann ich Dir sagen, sie heisst Artoria Medeia, eine wirklich hübsche Frau, und so wundervolles rotes Haar, wie Kupfer in der Sonne glänzt es. Die würde ich zu gern einmal frisieren, das kannst Du mir glauben!"

    Ihr Rücken schmerzte, als sie den Raum betrat, der ewige Begleiter des langen Sitzens, der vielen Stunden über Akten, die allesamt nicht besonders spannend verfasst waren, doch mühte sie sich, aufrecht zu stehen und diese Schwäche zu verbergen. Ein kurzer Blick der Iulierin ging zu Livillas Schreibtisch, dann lächelte sie etwas - dass sie schrieb und sich Arbeit mit nach Hause brachte, war ihr deutlich lieber als ein Tisch voller Schönheitsmittelchen und sonstigen Hinweisen auf die Pflege der Eitelkeit.


    "Guten Abend, Livilla," sagte sie sanft und blieb an der Tür stehen. "Ich hoffe, ich störe Dich nicht bei etwas wichtigem. Wenn das der Fall sein sollte, sage es mir und wir sprechen morgen ..." Es wäre ihr nicht unrecht gewesen, sich jetzt hinlegen zu können, aber letztendlich würde sich an der Unausweichlichkeit dieses Gespräches niemals etwas ändern. Und sie wusste, dass sie in so etwas nicht besonders gut war. Im Licht des scheidenden Tages wirkte Livilla fast ein wenig jünger, als sie sein musste, und sehr reizvoll mit dem offenen, weichen Haar - der Tag, an dem Constantius ihre Verehrer mit dem pilum von der Tür fern halten würde müssen, war sicher nicht mehr fern.

    "Oder die Geburt eines Kindes, glaube mir, da vergeht die Zeit gar nicht und man glaubt, das restliche Leben besteht nur aus dem immer gleichen Schmerz," entgegnete sie lächelnd und musste den größten Kampf einer Frau dem eines Soldaten entgegen setzen, denn die wirkliche Erfahrung aus dem Schlachtfeld fehlte ihr natürlich, dafür erinnerte sie sich fast zu gut an die Geburten ihrer beiden Söhne. Natürlich war spätestens mit dem Kind im Arm der Schmerz vergessen, aber eine Geburt war und blieb etwas ausgesprochen schmerzhaftes, das würde sich nie so leicht beiseite schieben lassen.


    "Mit Vergnügen werde ich Dich empfangen, und mein Bruder sicherlich auch. Er ist ein wenig ruhiger als ich, nur dass Du Dich nicht wunderst, aber wenn er erst einmal ein Thema gefunden hat, wirst Du in ihm einen begeisterten Gesprächspartner finden," erzählte sie lächelnd und beim Gedanken an Constantius bekamen ihre Züge etwas weiches, fast zärtliches, es war offensichtlich, dass sie an ihrem Bruder sehr hängen musste. "Die Götter waren uns sicher heute nacht sehr geneigt." Sachte bewegte sie die Finger unter seiner Hand und blickte zu ihm auf, das Lächeln noch immer auf ihren Lippen.


    "Tiberius Vitamalacus," diese Grenze musste sie ziehen, auch wenn es nicht ganz leicht fiel, es schickte sich nicht, einen Mann nach einem Abend vertraulich anzusprechen, egal wie sympathisch er ihr sein mochte. Dafür kannte sie ihren Platz nur zu gut, aber dass sie ihm nicht verbot, den nomen gentile auszulassen, war schon ein Zeichen, ein stummes, aber durchaus deutbar. "Auch ich wünsche Dir eine gute und erholsame Nacht voller angenehmer Träume - und werde dem Tag mit Freuden entgegen sehen, an dem Du die Casa Iulia aufsuchst." Damit zog sie sehr sanft ihre Hand unter der seinen von seinem Arm fort, neigte ihm den Kopf zu und zog die Palla wieder so weit herab, dass sie ihr Gesicht einrahmte und fast in den Schatten verschwinden ließ. Ein Nicken zu Wonga später hatte sie sich umgewendet und steuerte den Weg zur Casa Iulia an, ohne sich umzublicken.


    Es war später Abend, und Iulia Helena war gerade von Ostia nach Rom zurückgekehrt, müde, von den andauernden Archivarbeiten ausgelaugt und erschöpft, aber sie durfte sich nicht gestatten, diese Müdigkeit allzu offen zu zeigen. Genau wie Constantius hatte sie einen gewissen Stolz, und je schwerer und ermüdender die Arbeit in der Curia zu Ostia wurde, desto höher trug sie den Kopf aufrecht. So etwas durfte einen Iulier schlicht und einfach nicht zu Boden werfen, der göttliche Iulius Caesar hatte schließlich auch ein Leben lang gearbeitet und gekämpft und war dafür von den Göttern mit seinem herausragenden Erfolg belohnt worden.

    Dennoch, etwas stand für diesen Abend an, und sie musste sich der unangenehmen Wahrheit nun langsam stellen - dass sie die Frau war, die hier in Rom auf die jüngere Cousine zu achten hatte und die ungeliebte Stelle der Matrone besetzen musste, jener Frau, die besonders auf die Tugend und Anständigkeit ihrer Verwandten achten musste, um den Ruf der Familie für eventuelle Heiraten rein zu halten. Diese 'Frau-zu-Frau'-Gespräche hatte sie schon mit ihrer eigenen Mutter gehasst, aber sie gehörten dazu und sie konnte nur hoffen, es nicht allzu falsch zu machen ... seufzend legte sie eine neue Palla auf ihr Haar, ass einige Oliven und ein Stück Brot in der Abgeschiedenheit ihres eigenen Cubiculums und machte sich nach dieser vorläufigen Nahrungsaufnahme auf den Weg zu Livillas Zimmer.

    "Livilla? Hast Du einen Moment Zeit für mich?" fragte sie freundlich, als sie an die Tür der Cousine geklopft hatte, um dann einige Momente lang auf eine Antwort zu warten. Sie würde sie einfach zum Essen einladen, da besprach sich so manches besser, und es gab wahrlich vieles zu besprechen.

    "Zweitausend Jahre sind eine lange Zeit, wer weiss, wie Rom dann aussieht und ob es noch immer Rom ist, das die Welt beherrscht," meinte sie für einen Moment nachdenklich, um den Gedanken dann abzuschütteln. Nichts war für die Ewigkeit, ausser den Göttern und den Sternen - und vielleicht noch den schönen wie traurigen Erinnerungen.
    "Tempus fugit, wahrscheinlich wurde dieser Spruch genau in einem solchen Moment geprägt, als man festgestellt hat, wie angenehm es ist, sich mit einem intelligenten Gespächspartner auszutauschen und der frühe Morgen allzu schnell kam, was meinst Du?"


    Bestimmt musste es so gewesen sein, sie konnte sich da tausend Situationen vorstellen, bei denen ein solcher Spruch geprägt worden sein konnte. Vielleicht philosophierende Freunde, die neben ihren Staatsgeschäften immer weniger Zeit fanden, miteinander zu sprechen, vielleicht Liebende, die sich für lange Zeit verabschieden mussten und denen der letzte Abend zu kurz geworden war, wer wusste das schon. Und doch, die endgültige Wahrheit dessen, dass wohl alles vergänglich war, besonders die schönen Momente, würde sich nie leugnen lassen.


    "Aber wir haben das Glück, dieses Gespräch wiederholen zu können - und ich würde mich freuen, Dich in der Casa Iulia begrüßen zu dürfen, ich streune schließlich nicht in jeder Nacht durch die Stadt," meinte sie belustigt und überlegte, dass man diese Aussage sehr wohl auch abdolut falsch verstehen könnte. Aber sie war sich ziemlich sicher, dass er wissen würde, was sie genau gemeint hatte, dafür waren sie bisher schon sehr einig gewesen, was Gedanken und Ideen betraf.

    ~* Barundius' Backwaren aller Art *~


    Einer jener Verkaufsstände, die von Bürgern aller Art umlagert wurden, war das Backwarengeschäft des Barundius, schon von weitem am frischen Geruch der Brote und dem süssen Duft der Spezereien zu erkennen, welcher von dem kleinen, aber sehr sauberen Ladengeschäft ausging. Früh am Morgen kamen hier die Sklaven vorbei und erledigten die ersten Einkäufe für die größeren Haushalte, damit ihre Herrschaften immer frisches Brot auf dem Tisch hatten, während des Vormittags konnte man die Matronen der Handwerkerhaushalte und schwer beschäftigte Mütter mit den jüngeren Kindern ärmerer Familien den Laden umlagern entdecken, und zur Nachmittagszeit waren es bisweilen auch die besser gekleideten Römer der höheren Schichten, die sich hier etwas Süßes zum Naschen holten oder aber ein Fladenbrot, um sich den Aufenthalt auf dem Markt zu verschönern.


    [Blockierte Grafik: http://img67.imageshack.us/img67/7457/barundiusdh6.jpg]


    Barundius, der geschäftsführende Sklave, der seine beiden Gehilfen ordentlich herum schickte, weil sie das Bäckerhandwerk erst noch lernen mussten, verdankte einen guten Teil seines Verkaufserfolgs aber auch dem Wissen, wann man nach draußen gehen musste und mit lauten Worten seine Waren anzupreisen, sein hoher Wuchs, die leicht graumelierten Schläfen und das durchaus attraktive Aussehen des Sklaven machten es dann vollends zu einem Blickfang für den Laden und vorüber gehende Frauen - wenn diese erst einmal angelockt waren, ließen sie sich meist auch in ein Schwätzchen und dann einen Verkauf verwickeln und kamen irgendwann wieder. Barundius mochte seine Arbeit, das Verkaufen ging ihm leicht von der Hand und der Nachschub, der zweimal täglich angeliefert wurde, von der kleinen, aber bevölkerten Bäckerei in den ärmeren Vierteln Roms, war bisher von ihm immer an den Mann gebracht worden - und so gestaltete sich sein Leben angenehm, im Wissen, dass ihn seine Herrin, wenn sie mit ihm zufrieden war, sicher eines Tages frei lassen würde.

    "Die Stadtkasse Ostias ist fähig, sowohl die Kosten für das Opfer als auch für das Bauprojekt zu tragen, comes, und die Gelder stehen meines Wissens nach zur Benutzung mehr als bereit. Das einzige Problem bisher besteht darin, dass die Legio, die zum Bau gebraucht wird, noch in Mantua beschäftigt ist. Da es sich nun aber nur noch um einen Monat zu handeln scheint, sieht es aus, als käme endlich Bewegung in die Sache," meinte sie lächelnd und nickte bei dieser Gelegenheit den drei Vertretern Mantuas sanft zu.


    "Zufürderst müsste der gesamte Schutt beiseite geräumt werden, und sobald der architectus Apollonius von Samothrake die Zeit dazu findet, hoffe ich, ihn für eine Begehung des Areals gewinnen zu können, um die wieder verwendbaren Steine von denen zu trennen, die bei einem neuen Bau nicht mehr benutzt werden können - diese möchte ich den Stadtbürgern Ostias zur freien Verfügung stellen, damit sie diese als Baumaterial verwenden können. Das spart uns die Kosten für einen Abtransport und eine Ablagerung irgendwo anders und die Bürger freuen sich über billige, gute Steine. Daneben muss der Altar, der als einziger Teil des Tempels noch steht, beiseite gebracht werden, damit das Fundament gelegt werden kann, aber das sollte dann die Legio übernehmen, in Abstimmung mit Vertretern des Götterkultes, damit hier keine Fehler unterlaufen, welche Merkur erzürnen könnten."


    Zu seiner Ankündigung, den praefectus portuensis besetzen zu wollen, nickte sie erleichtert - denn ein solcher fehlte wirklich dringend.

    "Merenptah, Merenptah!" ließ der Barbier sogleich einen ägyptischen Wortschwall auf den jungen Mann los, und fuchtelte wild mit dem Kamm in der Luft herum, als wolle er seinen Gehilfen erstechen. "So pass doch auf die Waren auf, wir brauchen sie doch noch, schütt sie nicht über unsere Kunden, sondern geh nach hinten und lade alles ab, meine süsse Blüme wird Dir helfen, wenn sie ihr Gespräch beendet hat - und danach solltest Du einkaufen gehen, damit Du noch billiges Getreide findest, und bring nicht wieder das mit den Spelzen darin heran und ..."


    Die nächsten Momente vergingen mit einer Aufzählung weiterer Pflichten, während der Barbier sich um das Haar des Severus kümmerte. Anscheinend gab es gerade heute besonders viel zu tun, auch wenn der Laden noch leer war - aber sie wussten, dass es sich spätestens zur Mittagszeit ändern würde und dann musste alles vorbereitet sein. Als er seine Anweisungen erteilt hatte, ging das Gespräch mit dem Kunden hingegen wieder auf Latein weiter - soviel musste schon sein.


    Die Gehilfin des Meisters indes nickte eifrig zu Jakobus und meinte: "Die Villa Tiberia, das findet der Meister bestimmt. Sagst Du dem ianitor Bescheid, dass er den Meister dann auch gleich vorlässt? Wir haben für den frühen Morgen einige Kunden und je mehr Zeit mit Warten vergeht, desto schlechter ist das Geschäft, das verstehst Du doch sicher?"

    Dankend nickte sie dem Comes Italia zu und zog ihr Wachstäfelchen mit den Notizen hervor, die sie für das consilium zusammengestellt hatte, bevor sie sich kurz räusperte und dann zu sprechen begann.


    "Wie ihr alle sicherlich wisst, war Ostia einige Monate ohne Duumvir und Magistraten, die Verwaltung wurde einzig und allein durch einen Vertreter des damaligen Comes organisiert," damit nickte sie leicht zu Detritus. ".. und befindet sich deswegen in einem noch leicht desolaten Zustand, da uns die Aufzeichnungen über die wichtigen Ereignisse eben jener Zeit fehlen. Ich kann euch daher nur über die geplanten Dinge mit vollkommener Sicherheit berichten, dem Vergangenen spüren wir derzeitig noch nach und ebenso den Problemen, die von den Bürgern noch nicht an die Curia herangetragen wurden.


    Kurzfristig anstehende Projekte umfassen ein Hafenfest in Zusammenarbeit mit den örtlich ansässigen Händlern, bei dem auch zu Ehren des Merkur und des Poseidon geopfert werden soll, um die Götter gnädig zu stimmen, deren Huldigung in der Vergangenheit vernachlässigt wurde, aber auch die Überprüfung und gegebenfalls Neuerrichtung einer Brandsicherheit für die Getreidesilos, deren intakte Bauweise gerade für Rom lebensnotwendig ist. Das langfristige, leider schon allzu lange brach liegende und wichtige Bauprojekt wird der Merkurtempel Ostias sein, dessen Vorgängergebäude, wie ihr sicher wisst, in Schutt und Asche darnieder liegt.


    Ich will nicht verschweigen, dass die Lage im Augenblick noch weit davon entfernt ist, mir keine Sorgen zu machen, die Abberufung des Regionarius, der zur Koordination mit den örtlich stationierten Kräften der Cohortes Urbanae und der Vigiles unerlässlich ist, hinterlässt eine merkliche Lücke und ich kann nur eindringlich daran erinnern, dass Ostias Sicherheit nicht vergessen werden darf. Ebenso fehlt ein qualifizierter Hafenaufseher, der mit seinem Fachwissen zur Seite stehen könnte, denn ein Bericht, den ich von verlässlicher Quelle erhielt, erzählt von vergangenem Unmut der Seeleute, der sich gegen Ostia hätte richten können. Das gilt es in der Zukunft zu vermeiden." Sie wünschte, sie hätte einen so flüssigen, angenehmen Bericht bieten können wie der Sergier oder die Magistrate aus Mantua, aber die Tatsachen sahen eben anders aus. Der vernachlässigte Hafen Roms war ein Problem und es würde nicht einfach sein, dieses zu lösen.

    "Egal wie langsam man geht, irgendwann kommt das Forum doch," meinte sie leise, um dann aufzulachen, den Blick fast vergnügt auf ihn gerichtet. "Nicht wahr?" Seine Finger auf ihrer Hand prickelten, und sie schwankte in ihrer Entscheidung, ob diese Vergrößerung ihrer beider Nähe nun als anstößig oder als angenehm anzusehen war. Statt dessen verschob sie diese Frage einfach auf später und beschloss, den Moment einfach zu genießen, solange er andauerte. Wahrscheinlich hatte sie damit nicht nur ihre, sondern auch seine Gedanken ausgesprochen, denn auch wenn seine Stimme sehr beherrscht klang, seine Augen verrieten ihn doch. "Aber dieses Forum hat einen sehr großen Vorteil," führte sie den Gedanken fort, und ebenso ihre Schritte in die Richtung des Ziels, ein leichtes, amüsiertes Lächeln auf den Lippen. Man musste das Unvermeidliche eben annehmen, den Abschied, der kommen musste, denn egal, wie weit man ihn hinaus zögerte, irgendwann kam er doch, das hatten sie ihre Jahre an Titus' Seite mehr als einmal gelehrt.


    "Es ist morgen auch noch da .. und übermogen ..." verkündete sie lächelnd, als wäre sie eine ultimative Wahrheit losgeworden, aber auch eine stille Frage, die sich damit verband. Schließlich war es ganz und gar nicht sicher, dass es ihr vergönnt sein würde, nochmals das Forum in seiner Begleitung anzusteuern, diese Entscheidung lag eben auch an ihm, ebenso an ihrer freien Zeit in den nächsten Tagen, die nicht allzu umfangreich war wie schon in den Wochen zuvor.
    "Ich habe unser Gespräch sehr genossen, Tiberius Vitamalacus," sagte sie leise, ohne ihn anzublicken. "Es tut sehr gut, einfach sprechen zu können, ohne taktieren zu müssen, sich Sorgen machen zu müssen, ob die Worte auch richtig verstanden werden."

    "Nun, ich wünschte, ich hätte schneller reagieren können, aber dass überhaupt jemand versucht hat, mich zu bestehlen, hat mich wohl zu sehr überrascht - und dann standest Du schon da, hattest diesen Kerl gepackt und gingst halb zu Boden," meinte sie und unterstrich ihre Worte mit einigen sanften Gesten. "Fortuna war ihm heute anscheinend zumindest so weit gnädig, dass es ihm gelang zu entkommen, und ein Schaden ist ja nicht entstanden. Wenn man von Deinem Schmerz einmal absieht." Wieder beäugte sie ihn prüfend, und war ein wenig erleichterter darüber, dass er sich anscheinend langsam aber sicher etwas entspannen konnte.


    Seine Frage nach ihrer Begleitung ließ sie kurz auflachen. "Ein einziges Mal besuche ich diesen Markt ohne einen Sklaven, und prompt versucht mich jemand zu bestehlen, ich sage Dir, dieser Zufall ist schon aussergewöhnlich - aber er wird mir eine Lehre sein. Ausserdem wäre es ziemlich traurig, würde mir das bei jedem Ausflug hierher geschehen, irgendwann wäre wohl halb Rom nicht mehr fähig, Nachkommen zu zeugen, so man mir denn zu Hilfe eilen würde." Sie klang recht trocken, aber die blauen Augen funkelten belustigt dabei - jetzt, da er sich anscheinend wieder etwas besser zu fühlen schien, konnte man zumindest versuchen, das Ganze irgendwie mit Humor zu nehmen, so peinlich es auch war. "Möchtest Du noch Wein?"

    Es tat gut, von ihm im Arm gehalten zu werden und ihn gleichermaßen zu halten - diese stille Form der Übereinstimmung und Gemeinsamkeit war mehr als alle anderen Zeichen noch dazu angetan, sie zu beruhigen und ihr ein Gefühl der Zufriedenheit einzuflößen. Sicher, in der Zukunft würde so manches warten, das sie beide nicht beeinflussen konnten, das ihnen vielleicht entgleiten würde und sie war sich nicht sicher, wie weit alles gut werden würde. Dennoch konnte man es hoffen, mit aller Kraft, die ihr geblieben war, sowohl für ihn, als auch für sich selbst und auch die Verwandtschaft, die so fern von beiden nun war, Livilla einmal ausgenommen.


    So wenig des realen Lebens hatte mit den Geschichten zu tun, die sie beide als Kinder geliebt hatten, und damals hatten sie genauso vor der Mutter gesessen, gespannt lauschend, in der Hoffnung, sie würde bis weit in die Nacht hinein von Helden und schönen Frauen, Göttinnen und Göttern erzählen. Mit diesen Vorstellungen war sie auch in ihre Ehe gegangen, nur um festzustellen, dass das tägliche Leben zwischen Mann und Frau seltsamerweise nie in solchen Götter- und Heldensagen geschildert wurde. Weder ein verkaterter Held, der sich morgens übellaunig zum Dienst im castellum quälte, noch die morgendliche Übelkeit während der Schwangerschaft wurden thematisiert, und so vieles mehr.


    Und nun sassen sie in einem kleinen Park, auf einer ganz und gar unwichtigen Bank und sie musste wieder einmal feststellen, wieviel Zeit seit damals doch verstrichen war, und wieviele Jungmädchenflausen seit damals einfach verstrichen waren.
    "Ich denke, es geht uns nichts an, warum er von seiner Frau getrennt lebt, vielleicht wollen sie beide einfach die Kinder nicht ihrer gewohnten Umgebung entreißen, wer weiss das schon? Rom ist ein Pflaster, das viel Geld verschlingt und Menschen verderben kann, ich kann es nachempfinden, wenn er seine Kinder lieber unter der Sonne Hispanias aufwachsen weiss. Vater hat uns schließlich auch viel Zeit in Tarraco verbringen lassen."


    Zart drückte sie seine Hand bei diesen Worten, um dann leicht zu lächeln. "Ich weiss, Caius, genauso wie ich alles tun würde, um Dir beizustehen, wenn Du auf dem Weg zu Deinem Glück bist. Vielleicht muss man ab und an einfach akzeptieren, dass es nicht anders geht, als die bestehenden Verhältnisse anzuerkennen. Ich möchte einer Familie nicht den Vater nehmen, auch wenn mein Körper etwas ganz anderes verlangt ... es darf nicht sein."


    Sie hatte das Kinn etwas erhoben, entschlossen, diesem Problem zu begegnen wie allem, was sich ihr auf ihrem bisherigen Weg als Hindernis erwiesen hatte. Auch wenn eine leise, nicht überhörbare Stimme in ihrem Inneren davon flüsterte, dass sie sich selbst damit belog, dass sie Victor begehrte wie sehr lange keinen anderen Mann, dass sie sich wünschte, sie könnte ihn vergessen machen, dass er verheiratet war ... sie blinzelte einige Male energisch und vertrieb diese Gedanken aus dem Kopf. Es darf nicht sein, flüsterte sie innerlich und hob den Blick zu ihrem Bruder an.


    "Diese Art der Bosheit werde ich nur zu gern ertragen und solltest Du sie mir gegenüber nicht offenbaren, dann kannst Du Dich warm anziehen, miles Iulius Constantius," sagte sie leise lachend, aber auch im besten Kommandoton, den beide noch von ihrer Mutter kannten, den Zeigefinger belehrend erhoben. "Ach, es tut gut, wieder in Rom zu sein. Ich habe das Gefühl, dass sich hier vieles wandelt, dass wir noch vieles sehen werden, das uns verändert und von uns verändert wird. Auch wenn wir das vielleicht jetzt noch nicht sehen können."

    "Rom schläft nie, sagte mein Vater einst, und als Kind konnte ich das nie verstehen. Wenn wir ins Bett mussten, war der Tag eben vorüber. Aber so, wenn man selbst durch die Nacht schreitet, wenn alles irgendwie leiser und stiller geworden ist, verstehe ich es endlich. Man fühlt sich mit einem Mal so, wie man sein sollte. Ein winziger, kleiner Teil eines riesigen Ganzen. Dass die Gelehrten dieses Gefühl bekommen, wenn sie in die Sterne blicken und darüber nachdenken, ob man von dort auch zu uns blickt, wird einem in solchen Augenblicken erst wirklich bewusst," sagte sie leise, in einem sinnierenden Ton, als könnten ihre Worte den Moment verändern oder zerstören. Letztendlich waren sie wahrscheinlich wirklich unbedeutend, wie ein Stäubchen in einer riesigen Wüste, und doch, wenn viel Staub sich auf einem Haufen zusammenballte, konnte vieles geschehen. Wie seltsam, ausgerechnet in dieser Nacht an so etwas zu denken.


    Seine Worte lassen sie aufhorchen, dann aber den Blick schnell zu Boden sinken. "Du schmeichelst mir über alle Maßen, Tiberius Vitamalacus, und ich danke dir für Deine Worte, auch wenn es mir noch schwer fällt, sie freien Herzens anzunehmen ..." Eine kurze Pause entstand, in der sie vor sich hin lächelte. "Es ist eine Weile her, dass ich dergleichen hörte, und selten genug sind Komplimente dieser Art aufrichtig gemeint und von einem Mann wie Dir gesprochen, dessen Ehre und Aufrichtigkeit unantastbar sind." Sie war schon immer schlecht darin gewesen, mit Komplimenten umzugehen, und wahrscheinlich würde sie es immer sein - auch wenn es sie natürlich freute, solches von ihm zu hören. Es ging herunter wie Öl, ließ ihr ein warmes, freudiges Gefühl im Inneren zurück. Ihr Lächeln konnte die Freude bei weitem nicht verbergen, aber als sie den Blick wieder hob, erschrak sie - denn das Forum war in Sichtweite aufgetaucht, das Ziel ihres Weges würde allzu bald erreicht sein.

    "Im Augenblick nicht, ich danke Dir," sagte sie freundlich und schenkte ihm ein offenes Lächeln. Dass das Gespräch sie erfreut hatte, daran blieb kein Zweifel, denn einen so freundlichen Geprächspartner hatte sie nicht erwartet. "Du wirst also von mir Nachricht erhalten, sobald die Planungen für das Hafenfest spruchreif sind, und sollte Dich etwas bedrücken, steht Dir mein Officium jederzeit offen." Damit stellte sie den Becher sanft auf dem Tisch ab und erhob sich, die Stola mit einer Hand sanft glättend.
    "Ich werde sicherlich noch einmal privat vorbeisehen und mir dann auch Zeit für die Waren nehmen, die hier verkauft werden," fügte sie noch lächelnd an - die feinen Stoffe aus Tylus hatten es ihr einfach angetan.


    Sim-Off:

    Tausendmal Entschuldigung, ich hab den Thread irgendwie schon als 'fertig' im Kopf gehabt *hust* *alt wird* *Knoblauchdragees futter*

    Wieselflink umrundete der Barbier den Frisierstuhl und trat wieder an das Beistelltischchen mit seinen diversen Werkzeugen, um sich einen dünnzinkigen Kamm auszusuchen, dazu dirigierte er seine Gehilfin zu sich heran. Die elefantös gebaute, breit lächelnde Ägypterin trat mit einer Waschschüssel an die Seite des Valeriers und deutete ihm an, den Kopf in den Nacken zu legen, nasses Haar schnitt sich einfach bedeutend besser - während sie das Wasser aus einem Waschtuch über das Haar des Severus träufelte, schärfte der Meister selbst seine Schere am Wetzstein und blickte zu seinem Kunden zurück.


    "Hmm, eigentlich nicht, er ist ja noch nicht lange wieder hier in Rom, wenn ich nicht irre. War er nicht im fernen Germania, bei den Wilden?" Der Ägypter schüttelte sich kurz, anscheinend war ihm der Gedanke an die Germanen kein angenehmer, aber er konnte es sich auch leisten, als Angehöriger einer Hochkultur auf die unzivilisierten Stämme des Nordens herab zu blicken. "Aber wenn ein Mann sein Fähnchen so sehr nach dem Wind dreht wie dieser Strabo, würde es mich nicht wundern, wenn er auch anderweitig Dreck am Stecken hätte." Da die Haare nun nass genug waren, konnte Sev den Kopf wieder heben und Nepheteb ging mit dem Kamm zu Werke, das Haar anhebend, und begann zu schneiden. "Hast Du in der letzten Zeit etwas interessantes gehört?" So lautete das ungeschriebene Gesetz des Forums - hörst Du etwas Interessantes, musst Du auch etwas zurückgeben, wenn Du in Zukunft wieder etwas Nützliches hören willst.

    Hebräer? Ach du herrjeh. Wahrscheinlich war er auch noch Jude, dachte Iulia Helena und die Begeisterung über ihren Retter aus der Not sank ins Bodenlose. Um die Juden nicht zu mögen, war sie lange genug im Osten gewesen, und von jenem Volk dräute im Grunde immer Ärger. Aber andererseits - sie wusste nicht, welchen Göttern er huldigte und er hatte ihr geholfen. Das sollte für den Moment mehr zählen als eine alte Abneigung gegen ein stetig Unruhe stiftendes Volk, das sich derzeit sehr weit entfernt befand.


    "Ich hoffe, ich werde mich eines Tages der Ehre meiner Ahnen als würdig erweisen," sagte sie lächelnd, eine ausgesprochen römische Antwort. "Und mir ist wirklich nichts passiert, mach Dir darum keine Gedanken." Sein Name allerdings ließ sie aufhorchen. Ein Hebräer, der von der gens Didia adoptiert worden war? Sicherlich keine Alltäglichkeit, aber das machte es doch deutlich interessanter. "Auch wenn Du nicht im Dienst warst, die Instinkt bleiben wohl dieselben, hm?" meinte sie dann leicht lächelnd und blickte ihn sinnierend an. "Dieser Dieb dürfte jetzt jedenfalls einen Schreck fürs Leben bekommen haben, er war kalkweiss, als Du ihn erwischt hast - falls Dich das ein bisschen tröstet. So schnell dürfte der sich nicht mehr an die Geldbeutel anderer wagen."

    Zitat

    Original von Flavus Valerius Severus


    ....


    "Ich hab davon gehört. Peinliche Sache für unsere stolzen Patrizier. Da haben sie ihren eigenen Magistraten und bekommen noch nichtmal den gewählt. Wir Plebejer haben mit dem Volkstribun da eine bessere Wahl getroffen. Ein guter Mann. Aber es hat mich gewundert, dass Pompeius Strabo nicht mehr angetreten ist. Im letzten Wahlkampf hatte er sich noch so für das Volk einsetzen wollen. Weißt du, warum er nicht mehr angetreten ist?"


    Summend rasierte sich der Babier durch das Gestrüpp auf Severus' Wangen, nichts als glatte Haut hinterlassend. Dabei musste der Meister nicht einmal nachdenken, wahrscheinlich hätte er im Schlaf rasieren können, hätte er es müssen. So konnte er den leichten Plauderton beibehalten, den er an seinem Beruf so sehr schätzte.


    "Na, immerhin wissen wir ja nun, in welche Richtung er sich gestellt hat, nicht wahr? Wer den Aureliern nachgafft, muss nicht selbst Karriere machen. Aber ich würde mal vermuten, es liegt daran, dass er seine Kräfte in alle möglichen Richtungen verstreut, wenn Du weisst, was ich meine," vergnügt zwinkerte Nepheteb seinem Kunden zu und setzte geschickt die letzten Rasurschnitte, welche die letzten Reste des Schaumzeugs aufbrauchten. Dann überreichte er seinem Kunden ein Handtuch, damit sich dieser das Gesicht abwischen konnte, die meisten bevorzugten es, das selbst zu tun.


    "War er nicht einmal in der Nähe der Quaestrix Tiberia Honoria? Bei diesen Wahlen hat er sie ja ziemlich angegriffen, was da wohl vorgefallen sein mag..."