Wie sehr sich doch das Gesicht eines Menschen veränderte, wenn er nach und nach die Mauern durchquerte, die sonst Sorgen und allzu neugierige Blicke anderer von ihm fernhalten mochten. Doch im Moment wirkte das Gesicht des Tiberius Vitamalacus einfach nur offen, zufrieden und auf eine sehr schöne, berührende Weise zuversichtlich. Innerhalb ihrer Unterhaltung hatte er einen Weg beschritten, der ihn aus seiner Trauer heraus geführt haben mochte, und Iulia Helena war sich sicher, dass dies der Mann sein musste, den jene Nova so sehr geliebt hatte, dass sie für ihn in den Tod gegangen war. Am liebsten hätte sie ihn umarmt, diesen stillen Bund des Einverständnisses zweier Menschen mit schmerzhafter Vergangenheit besiegelt, von nun an wieder dem Leben zu gehören, nicht der Vergangenheit, aber sie wagte es nicht, es schien ihr zu vertraulich und sie wollte ihn auch nicht überfahren. So legte sie nur leicht ihre Hand auf seinen Unterarm, wie sie es auch bei ihrem Bruder oft tat, wenn sie gemeinsam ausgingen, und wandte sich lächelnd wieder der Straße zu.
"Rom wird von so vielen als ein furchtbarer Ort beschrieben, voller Gewalt, Intrigen, Angst und Armut," sagte sie leise, während sich beide wieder in Bewegung setzten. "Aber es ist wie mit Ianus. Alles hat zwei Seiten, glaube ich, manchmal hat man auch einfach das Glück, den richtigen Menschen im richtigen Moment zu treffen." Wieder schwieg sie, einfach zufrieden damit, was geschehen war - wer hätte gedacht, dass der ehrenhafte, aufrechte candidatus von der Rostra, dem sie eine Frage zugerufen hatte, nun an ihrer Seite durch Roms Straßen wanderte, und sie ohne Scheu ihre Gedanken miteinander geteilt hatten? Wenn ein solches Aufeinandertreffen überhaupt irgendwo wirklich möglich war, dann war das Rom, und sie war glücklich darüber. Vielleicht war dies der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?