Sie betrachtete den Plan interessiert, als dieser herumgegeben wurde und brauchte ein kleines Weilchen, sich darauf zu orientieren, dann aber nickte sie zufrieden, vor allem, als der Aurelier die noch verbleibende Bauzeit aufführte - ein Monat, das ließ sich aushalten, denn das Tempelbauprojekt in Ostia durfte nicht mehr allzu lange herausgezögert werden, wollten sie sich nicht den Zorn des Gottes zuziehen.
"Damit ist meine Frage beantwortet, meinen Dank dafür."
Beiträge von Iulia Helena
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"Hmm ..." machte sie sinnierend, während sie über Constantius' Worte Livilla betreffend nachdachte. Wahrscheinlich fiel es ihr einfach schwer, sich an Rom zu gewöhnen oder eine Richtung für ihr eigenes Leben zu finden - diese Phase der Orientierung war in Livillas Alter schließlich durchaus normal. "Nun, der junge Mann wollte sie besuchen, und sie haben sich wohl auch miteinander unterhalten, wenn ich den Worten Teremuns Glauben schenken kann," erwiederte sie schließlich, die Stirn ein klein wenig gerunzelt. "In sofern, sollte er ernste Absichten hegen, wird er das mit ihrem Vater ausmachen müssen, ansonsten werde ich darauf zu achten versuchen, dass sie nicht zu viel Zeit mit ihm verbringt. Vielleicht wollte sie Dir auch einfach nicht davon berichten, dass sie sich verliebt hat, das könnte doch auch sein?" gab sie zu bedenken und lehnte sich ein klein wenig zurück, die Zehen in den Sandalen bewegend. Wenn sie daran zurück dachte, wie es ihr in diesem Alter ergangen war, musste sie unwillkürlich lächeln, so mancher Offizier hatte ihr Herz höher schlagen lassen. Wenn man jung war, war vieles so viel leichter.
"Deine Umsicht, Caius, ehrt Dich sehr, und ich würde es mir nicht anders wünschen. Vater wäre sicher mit allem, was Du tust, einverstanden, wüsste er, wie sehr du um unser Wohl besorgt bist," zerstreute sie schließlich die Bedenken ihres Bruders mit einem Lächeln auf den Lippen. Dass dieses andere, wesentlich heiklere Thema noch wartete, dem konnte sie kaum entgehen und atmete tief durch. "Ach Caius, ich wünschte, es wäre so einfach. Ja, ich finde ihn sympathisch, attraktiv, ich würde mir wünschen, ihn näher kennenlernen zu können, aber er ist verheiratet und ... selbst wenn er seine Ehre so verletzen würde, seine Frau zu betrügen, ich könnte es mir und ihm wahrscheinlich nicht verzeihen. Manche Dinge sind wahrscheinlich einfach nicht möglich, so sehr man sie sich auch wünschen würde." Wie oft hatte sie diesen Gedanken in ihrem Cubiculum still gewälzt, wie oft hatte sie dieses Sehnen nun gespürt, dieses unerfüllbare Wollen und Hoffen? Dieses brennende Bedürfnis, seine Haut auf ihrer zu fühlen, ihn atmen zu hören, leise ihren Namen zu flüsternd, während die Stimme noch trunken vor Leidenschaft war?
Sie schloss für einige Momente lang die Augen und vertrieb mit aller Gewalt die Bilder aus ihrem Kopf, die Erinnerungen, die sich mit Wünschen mischten. "Du musst nicht mit ihm sprechen, es gibt daran nicht vieles zu bereden. Er ist ein ehrenhafter Mann und vielleicht musste ich ihm begegnen, um zu erkennen, dass ich noch lebe, dass mein Leben nicht aus der Aneinanderreihung von Pflichten besteht, sondern dass ich mir mehr wünsche als das. Titus ist nun mehr als zwei Jahre tot, und ich weiss nun, dass ich mir wieder einen Mann in meinem Leben wünsche." Langsam legte sie einen Arm um seine Tallie, sich ein wenig an ihren Bruder schmiegend dabei. "Ich bin sehr froh, dass ich Dich habe, kleiner Bruder, sehr froh ... denn ich weiss, dass Du immer bei mir sein wirst, genau, wie ich an Deiner Seite stehen werde, egal, was ist. Wir müssen da wohl einfach durch, Caius, wie wir schon vieles andere überstanden haben. Ich bin mir sicher, dass letztendlich alles gut werden wird," flüsterte sie leise, wohl wissend, dass es nicht ihr Schmerz allein war, von dem er sprach, sondern auch der seine. Worte aus ihrer beider Kindheit, wenn er sich das Knie aufgestoßen hatte, diesmal auf ganz anderes Weh bezogen. Alles wird wieder gut.
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Erwartungsvoll richtete sie nun den Blick auf den genannten anderen Aurelier - ob in Mantua nun die Aurelier die Verwaltung übernommen hatten? Zumindest wäre es ein interessanter Anblick, die Fahnen ihrer gewählten Factio überall zu sehen, ebenso wie Statuen der verdienten Gensmitglieder ... sie blinzelte ein paar Mal, um dieses Bild aus dem Kopf zu bekommen und versuchte, aufmerksam zu wirken, während sie auf die Antwort des Corvinus wartete.
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Wieder rückten die beiden in das flüchtige Interesse einer recht dunklen Gestalt am Wegesrand, allerdings schien die abschreckende Wirkung der beiden breitschultrigen Begleiter groß genug zu sein, dass die Schatten sich neben ihnen nicht allzu sehr bewegten und recht schnell wieder zur Ruhe kamen. Von alledem bekam Iulia Helena indes nicht allzu viel mit, sie bemerkte zwar, dass Wonga einmal etwas näher zu ihr aufschloss, dann aber schnell wieder zurück fiel, ohne sich gemeldet zu haben - die Gefahreninstinkte des Nubiers waren etwas, worauf sie sich trotz seiner oft ziemlich üblen Beschränktheit verlassen konnte.
"Nun, die Fehler der Vergangenheit sind nun einmal gemacht worden, und nun leben wir mit den Folgen dieser Freundlichkeit. Der göttliche Vespasianus hat sich sicherlich diesem Geschmeiss gegenüber reichlich der clementia bedient, wie es einem mächtigen Mann wohl ansteht, aber wie wurde es ihm gedankt? Immer neuer Aufruhr, immer wieder Ärger mit diesen Leuten, dass man gute Lust hätte, allesamt zu Sklaven zu machen und in Ketten zu legen ..." Leicht schüttelte sie den Kopf, denn dass solchen Leuten die Möglichkeit gegeben sein sollte, das römische Bürgerrecht zu erwerben, war schon reichlich absurd in ihren Augen.
"Wahrscheinlich sind sie einfach zu blind, die Kraft unserer Götter zu sehen und versteifen sich lieber auf unsichtbare Heilsversprechen, denn die muss man weder beweisen noch ergründen. Stattdessen streitet man eben über die Auslegung der Worte ihrer Propheten und ist damit den ganzen Tag beschäftigt. Die Religion spielt in dieser Gegend eine wirklich sehr große Rolle und ich weiss nicht, ob es nicht ein Fehler ist, ihnen ihren Irrglauben zu lassen, auf Dauer kann daraus doch nichts Gutes erwachsen. Es wäre, als würden wir die wilden Germanenstämme ins Reich einladen und ihnen unsere Tempel öffnen, und damit belohnt werden, dass sie die Statuen umwerfen und in die Ecken pinkeln."
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Sie schenkte dem Duumvir Mantuas ein leichtes, warmes Lächeln, das angenehme Abendessen in seinem Gasthaus und die dabei geführten Gespräche hatte sie nicht vergessen, ebensowenig seine hintergründige Art zu scherzen und zu komplimentieren. Dennoch galt die Sache mit dem Teather geklärt zu werden, und Ausflüchte würde sie dabei nicht gelten lassen - zu wichtig war das in Ostia anstehende Projekt, als dass man es hätte allzu sehr vertrödeln können.
"Die genauen Planungen wird Dein Neffe mir sicher auseinandersetzen können, werter Aurelius Cicero, dennoch dürfte doch schon vom Augenschein her ein etwaiger Fortschritt erkennbar sein? Ein nicht begonnenes Amphiteather sieht anders aus als ein halb fertiges, und mir geht es nur um den ersten Eindruck, den jeder Laie berichten könnte." ... wollte er es, setzte sie in Gedanken hinzu und blickte den Aurelier mit einem sanften Lächeln auf den Lippen an. Er musste ja wissen, wie es um seine Stadt stand.
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"Ich wünsche Dir noch einen ruhigen Abend," sagte sie leise und zog bedacht den Schleier wieder vor ihr Gesicht, um den letzten Blick auf die geröteten Augen zu verhindern. "Vale, Vinicius Lucianus." Sie nickte ihm noch einmal sanft zu und wandte sich dann zur Türe, um sich von einem der Sklaven des Haushalts hinaus führen zu lassen.
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Es war fast ein wenig wie früher, als sie sich noch mit Titus unterhalten hatte, über die alltäglichen Sorgen, die Dinge, die ihn als Offizier beschäftigten, über die Ereignisse im castellum .. und nun, mit einem fast Fremden, gelang ihr diese Art der Unterhaltung ebenso. Wahrscheinlich lag es daran, dass er ebenso Offizier war, dass sie sich über Dinge unterhielten, die sie beide aus eigener Erfahrung kannten - und sie fühlte, wie gut es ihr tat, diese kleine Erinnerung aus einer fernen Vergangenheit wieder neu aufzubauen. Die Gespräche hatte sie am allermeisten vermisst, und es gefiel ihr sehr, zumindest für den Moment einfach in diese Erinnerung eintauchen zu können. Sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie es als schade empfand, dass er Patrizier war, denn dort endeten alle Überlegungen, die über reine Sympathie und vielleicht irgendwann eine daraus erwachsende Freundschaft hinaus gehen mochten.
"Judäa ist einfach nur laut, heiss und stickig, und würde es nach mir gehen, würde man die Städte schleifen, dieses lärmende Volk darin fort treiben und alles neu errichten, mit römischer Ordnung und römischen Tempeln. Aber das ist leider nur ein Wunschtraum, ich glaube nicht, dass die Menschen dort wirklich fähig sind zu erkennen, was ihnen unsere Kultur freigiebig offeriert." Leicht schüttelte sie den Kopf und meinte dann nachdenklich: "Der Glaube an einen einzigen Gott, das ist etwas, was bei den Juden eine sehr lange Tradition hat, sie dürfen ihm nicht einmal Statuen aufstellen und solche Dinge - kannst Du Dir das vorstellen? Ein Glauben ohne Bildnisse? Diese Christen sind anscheinend eine Untersekte der Juden, wie es so viele gibt, und alle streiten wie die Händler auf dem Markt darum, wer nun Recht darin hat, dass ihr Gott der richtige ist und welcher Prophet was gesagt hat. Ziemlich verrückt, wenn Du mich fragst ..." Zu seiner Bemerkung mit den Christen und Sklaven meinte sie: "Ich denke, dieser Glaube zieht die Menschen, vor allem die Sklaven so sehr an, weil er ihnen ein wundervolles Leben nach dem Tod verspricht. Bei dem Leben, das so viele Leute dort führen, wundert es mich nicht, dass sie sich nach einem besseren Leben sehnen."
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Die Vertreterin Ostias runzelte beim verspäteten Eintreffen der mantuaner Würdenträger merklich die Stirn - wie die meisten traditionell erzogenen römischen Frauen schätzte sie als Tugend bei einem Mann auch die Pünktlichkeit, aber Dinge wie ein Achsenbruch wurden natürlich als mildernder Umstand zur Kenntnis genommen. Leicht nickte sie zuerst Aurelius Cicero zu, dann seinem Verwandten Aurelius Corvinus - mit einem leichten Schmunzeln begleitet, immerhin erinnerte sie sich noch sehr gut der Umstände des ersten Aufeinandertreffens.
Schließlich erhob auch sie das Wort, direkt an die Vertreter Mantuas gerichtet. "Ich würde gerne wissen, wie weit der Bau des Amphitheaters in Mantua fortgeschritten ist - denn die Legio, die dieses errichtet, wird auch in Ostia für ein wichtiges Bauprojekt gebraucht."
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Alles Liebe zum Geburtstag auch von meiner Seite
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Sinnierend versuchte sie, sich die Worte ihres verstorbenen Gemahls über den Krieg und die Angst in Erinnerung zu rufen - und befand, dass sie sich nicht sehr viel anders als jene angehört hatten, die der Tribun nun gesprochen hatte. Wahrscheinlich musste man die Angst zu jeder Zeit akzeptieren, um wirklich ein guter Kämpfer zu sein - genau wie jede Ehefrau, Schwester oder Tochter lernen musste, mit der Angst um diejenigen zu leben, denen man in Liebe zugetan war, sei es nun die kindliche, die geschwisterliche oder die leidenschaftliche Liebe einer Ehe.
"Titus hätte Deinem Großvater wohl zugestimmt, etwas ähnliches hat er auch einmal gesagt. Und genauso ist es auch, wenn man als Frau jeden Tag dem Mann nachsieht, wohl wissend, dass es sein kann, dass man ihn vielleicht niemals wiedersieht. Es gewinnt eine ganz andere Qualität, den anderen jederzeit verlieren zu können ... und es genau zu wissen. Sicher, auch in einer großen Stadt können Unfälle geschehen, oder durch Zufall jemand zu Tode kommen. Aber als Soldat muss man das Risiko vor die eigene Tür einladen."Zu seinen Worten über die Christen und Juden hingegen konnte sie nur einvernehmlich nicken und leicht lächeln, sprach er doch so manches aus, hinter dem sie ebenso stand wie er. "Wir sind dort hindurch gereist, als wir der Legio nachreisten, bei der Titus letztendlich zum praefectus castrorum aufgestiegen ist. Aber diese Städte im Osten sind sich alle irgendwie gleich. Die Bevölkerung ist in viele aufsässig und man könnte meinen, sie hätten nie etwas wie Ordnung und Zucht erlebt. Es ist meistens so drückend heiss, dass man bei Tag gar nicht vor die Tür gehen möchte und in der Nacht konnte ich die ersten Wochen gar nicht richtig schlafen ... wenn man in Germanien die Kälte beklagt, nun, im Osten - in Syria und den anderen Provinzen - ist es diese Hitze, der man nie entkommt. Ein frigidarium in den Thermen gibt es da kaum, das Wasser ist immer irgendwie warm, ausser man erreicht eine Höhle in einem Berg mit einem See darin," erzählte sie und während sie sprach, gewann ihre Miene deutlich an Lebendigkeit, sie unterstrich die Worte mit sachten Gesten, aber auch einem Lächeln.
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Nun, in der vermeintlich sicheren Distanz mehrerer Schritte Abstand, fiel es ihr leichter, sich wieder zu fassen, und so erhob sie nach kurzer Zeit auch wieder die Stimme. "Ich denke, ich werde jetzt ... gehen und ... Dir nicht weiter die Zeit rauben. Es ist spät und ... letztendlich ist wahrscheinlich alles gesagt, was es zu sagen gibt." Auch wenn noch tausend Fragen offen waren, sie fühlte sich, als würde jede weitere Frage sie nur noch mehr exponieren.
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Langsam nickte sie und atmete dann ein, mit einem kleinen Tüchlein wischte sie ihr Gesicht ab, um nicht zu offensichtlich wie jemand auszusehen, der gerade geweint hatte - zumindest auf den ersten Blick würde es jetzt nicht mehr zu leicht zu entdecken sein. "Du bist sehr nachsichtig," entgegnete sie und zupfte mit noch immer ein klein wenig zitternder Hand die Palla zurecht, die sich bei ihrem Ausbruch verrückt hatte.
Den Kopf wieder etwas hebend, blickte sie ihn still an, überlegend, was sie jetzt noch sagen konnte, sagen sollte ... "Ich danke Dir." Für einen kurzen Moment, in dem ich weinen durfte, fügte sie still noch an, aber laut hätte sie das nie ausgesprochen. -
Er entschuldigte sich dafür, dass sie geweint hatte? Sich nicht beherrschen hatte können? Was für eine verdrehte Welt! Aber sie nickte nur leicht und sagte leise: "Es gibt nichts zu entschuldigen, vielleicht mussten diese Worte gesagt werden ... Du bist seit sehr langer Zeit der erste Mensch, der mich hat weinen sehen, normalerweise ... vergesse ich mich nicht so schnell. Ich hoffe, Du hast jetzt keinen allzu schlechten Eindruck von mir." Am liebsten wäre sie jetzt im Boden versunken, und irgendwo im Orkus wieder heraus gekommen ...
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Tief atmete sie durch und blickte zu ihm auf, mit den nun geröteten Augen sicherlich keinen besonders attraktiven Anblick bietend - aber sie schien sich wieder beruhigt zu haben, der Atem ging nun nicht mehr so stockend wie zuvor. "Ja ... es .. es geht wieder," flüsterte sie leise und schluckte den dicken Kloß in ihrem Hals herunter. "Es .. es tut mir leid. Ich wollte nicht ..." Nachdem sie ihren Schmerz herausgeweint hatte, kam jetzt das Gefühl der Peinlichkeit zurück und sie tippte fahrig mit einem Finger auf seine Brust. "Jetzt ist Deine Tunika nass."
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Zitat
Original von Sergia Seia
*von Post erschlagen werd*Mann Leute
benutzt ICQ
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"Hmm ... Livilla ..." meinte sie sinnierend und lenkte die springenden Gedanken für einen Moment lang der Cousine hinterher. Jung, attraktiv und vor allem nicht flatterhaft, das waren drei wichtige Kriterien, um sich in absehbarer Zeit den passenden Gemahl zu angeln und vor allem, ihn auch zu halten. Livilla hatte ein freundliches Wesen, und sie hoffte inständig, dass die Cousine durch das vielschichtige Rom nicht verdorben werden würde. Hier war die Gefahr am größten, dass die falschen Männer sich an ihren Kleidsaum hefteten und sie für sich einzunehmen versuchten. Aber sie vertraute auf den gesunden Menschenverstand Livillas, als Tochter des Numerianuns, aufgewachsen in Germania, würde sie sicher auch beurteilen können, wer es ehrlich meinte und wer nicht. Sie würde sie schließlich nicht dauernd beaufsichtigen können, das war bei der vielen Zeit, die sie selbst ausser Haus verbrachte, ausnehmend unmöglich. Auch Constantius konnte kaum den hilfreichen Aufpasser markieren, waren doch auch seine Pflichten an Rom entscheidender.
"Sie hat Besuch bekommen, von einem jungen Mann aus Germanien," sagte sie schließlich und blickte nachdenklich in den Himmel. "Ich nehme stark an, dass er der Grund für ihre Nachdenklichkeit ist - hat sie Dir gegenüber irgend etwas angedeutet? Ich werde wohl einmal ein klärendes Gespräch mit ihr führen müssen, von Frau zu Frau." Sie selbst hatte diese Art Gespräche immer gehasst, wenn ihre Mutter auf sie zugetreten war, aber es ließ sich eben nicht vermeiden. Numerianuns hatte nicht gesagt, von welcher Frau seine Tochter war, und sie selbst war die älteste Iulierin hier in Roma. Nicht dass sie sich nach dieser Art Sorgengespräch gesehnt hätte, aber auch das gehörte zu ihrer Verantwortung.
"Was die Verehrer angeht, sollten sie allzu lästig werden, überlasse ich sie vertrauensvoll Deinem bösen Blick und natürlich auch Wongas charmant-abweisender Art. Er ist zwar ungefähr so intelligent wie ein Tiberkiesel, aber gerade deswegen einer der besten ianitoren, die wir jemals hatten." Vor allem unbestechlich, er war einfach zu dumm, sich bestechen zu lassen, reagierte nicht auf Untertöne oder Ironie - mit Wonga hatte Titus damals wirklich einen Glücksgriff getan, als er ihn gekauft hatte.Dass er jedoch auf ihr Seufzen, das ihr wider Willen entschlüpft war, reagierte, erstaunte sie wenig, kannte er sie doch mit am Besten von allen, aber sie wünschte sich auch gleichzeitig, sie hätte nicht geseufzt. Denn ihn wollte sie nicht anlügen, aber gleichzeitig wusste sie auch nicht so recht, wie sie ihre Gedanken in die richtigen Worte fassen sollte.
"Ach ... ich weiss nun sicher, dass Vibius Valerius Victor verheiratet ist. Seine Frau lebt in Hispania, gemeinsam mit beider Kinder," sagte sie leise und schloß die Augen zur Hälfte, um nicht noch einmal zu seufzen. Das Bild, als er sich ihrem Gesicht genähert hatte, sie sich fast geküsst hätten, stand nur zu deutlich vor ihrem inneren Auge. Aber es hatte keinen Kuss gegeben, nur einige flüchtige, zarte Berührungen, nichts, was man nicht hätte vor Zeugen wiederholen können. Wie sollte sie Constantius dieses sinnlose Begehren erklären, die Träume, die sie noch immer verfolgten? -
Als die ungeschriebene Grenze zwischen dem Mann und der Frau überwunden war, dachte Iulia Helena nicht mehr daran, dass sie bisher nur zwei und eine verunglückte Unterhaltung mit Vinicius Lucianus geführt hatte. Sie dachte nicht mehr daran, dass er ihr eigentlich fremd war, dass ihn ihr Kummer im Grunde nichts anging und dass sie etwas tat, was eine römische Frau bei einem Nichtfamilienmitglied nicht tun sollte. Seine Arme lagen um ihren Körper, er hielt sie einfach nur, ohne zu fragen, und das reichte ihr vollkommen aus.
Sie weinte in diesem Augenblick nicht nur um ihre Söhne, nicht nur um ihren Mann, auch um Victor, dass sie ihn nicht haben durfte, obwohl sie es so sehr wollte, um Constantius, ihren so ernsten jüngeren Bruder, der sich in eine Lupa verliebt hatte, um ihre toten Brüder, um die Tatsache, dass ihre Eltern so weit weg waren ... um alles, worum zu weinen sie sich eigentlich schon lange verboten hatte. Und es dauerte recht lange, bis in den Tränenfluss wieder etwas Ruhe kam, ihr Körper nicht mehr zitterte und zuckte ...
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Für einen Moment tauchte die Vorstellung eines mit Talismanen und sonstigen Glücksbringern über und über behängten Soldaten vor ihrem inneren Auge auf, der so kugelrund war, dass er sich nur noch rollend fortbewegen konnte - aber sie verkniff sich das Lachen eisern und schüttelte nur den Kopf.
"Das klingt fast, als sei der Krieg ein Glücksspiel, tribunus, und der Mann, der das meiste Glück auf seine Seite zu ziehen imstande ist, gewinnt es ...man könnte meinen, dass all die Worte von Ehre, Ruhm und den Freuden des Schlachtfeldes sehr schnell ihr Ende finden, sobald die Wahrhaftigkeit des Krieges und des Todes vor den Pforten des castellums lagert. So viele Krieger, die behaupten, sie hätten niemals Angst, niemals Furcht, als müssten sie uns Frauen berichten, wie besonders heldenhaft sie sind ..."Ihre Stimme hatte einen nachdenklichen Klang angenommen, dann wischte sie dies jedoch schnell beiseite, denn das neue Unterthema fand viel schneller ihr Interesse als die traurigen Erinnerungen an den Schrecken des Krieges. "Judäa ... es gibt doch stets nur Ärger mit diesem Menschenschlag dort. Man könnte meinen, sie seien wie tollwütiges Wild, kaum ist an der einen Stelle der Ärger eingedämmt, bricht er woanders wieder hervor. Kennst Du diese abstruse Sekte, die sich selbst Christen nennen? Eine Abart der Juden, wenn ich mich nicht irre, und trotzdem streiten sie sich ständig. Titus sagte immer, das ganze Geschmeiss gehört in die Arena, für etwas anderes sei dieses zänkische Volk einfach nicht gut." Eine recht radikale Ansicht für eine Frau vermutlich, aber der meiste Streit in den romanisierten Städten, die sie erlebt hatte, war immer durch Juden verursacht worden, deren Untergruppierungen niemals miteinander Frieden halten zu schienen.
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Zumindest schien dieser Sergier ein recht realistisches Bild der Leistungen seiner gens in der Vergangenheit zu besitzen, und so entschloss sie sich, dieser freimütigen Erklärung unrühmlicher Tatsachen beizugeben und nicht weiter darauf herum zu reiten. Catilinas Verschwörung war immerhin weitbekannt, man musste sie nicht zwingend weiter diskutieren.
"Würde ich Deinen Besuch fürchten, würde ich Dich kaum einladen," meinte sie amüsiert und schenkte ihm ein belustigtes, aber offenes Lächeln. "Und sollten mich meine Wege einmal nach Kampanien führen, so werde ich mich gewiss Deiner Worte erinnern und bei Deinem Haus vorbeisehen, auf dass sich die Beziehungen unserer Städte durch unsere Worte verbessern können. Ich denke, es gibt so einiges, was es zu besprechen geben könnte, den Willen dazu vorausgesetzt."Als der Comes dann das Wort ergriff, blickte sie in seine Richtung, kurz die Brauen hebend, als sich kein Anwesender aus Mantua meldete. Aus der Stadt des Titus Aurelius Cicero hatte sie eigentlich schon Anwesende erwartet, dass es nicht einmal einen Vertreter von dort zu geben schien, erstaunte sie nicht gerade wenig. Leicht lehnte sie sich zurück und harrte der Dinge, die nun kommen mochten.
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"Ich weiss es nicht," flüsterte sie leise und stand für einige Momente lang schwer atmend da, um die Beherrschung kämpfend, um die sie immer ringen musste, wenn die Erinnerung an die schlaffen Körper ihrer Söhne zurückkehrte. Die Erinnerung an Titus' hart werdende Gesichtszüge, wenn die Sprache auf die beiden Jungen kam, an das Schweigen, das irgendwann zwischen ihnen geherrscht hatte, weil sie beide nicht mehr die richtigen Worte gefunden hatten. Die Dinge, über die sie mit Constantius nie gesprochen hatte, weil sie nicht wusste, wie sie es in Worte fassen sollte ... er war noch so jung manches Mal, so jung ...
Die Tränen rannen ihre Wange herunter, ohne dass sie es noch schaffte, sie zurückzuhalten, und so konnte er sie mit einem Mal gegen seine Brust lehnen fühlen. Sie umfasste ihn nicht, die Hände waren eher schützend gegen ihr Gesicht gepresst, aber sie schien das Angebot doch angenommen haben, denn unzweifelhaft war es ihr Körper, der sich da gegen den seinen lehnte, vom unterdrückten Schluchzen zuckend.