Freya nahm die Tuniken mit einem dankbaren Lächeln an. Helena hatte Recht, sie selbst war nur etwas größer als ihre Herrin, die Kleidungsstücke würden sicherlich passen. Ihre Unsicherheit ärgerte sie selbst. Sie fühlte sich immer noch leicht überfordert, doch wollte es sich nicht mehr äußerlich anmerken lassen. Ob Helena an ihrer Entscheidung zweifelte? Wenn ja, sah man es ihr nicht an - außer der eine oder andere schiefe Blick.
"Ich danke dir..."
Ihre Stimme hatte nun wieder einen festeren Ton, ihre Selbstsicherheit und der Realitätsbezug kamen wieder zu ihr zurück, worüber Freya sehr erleichtert war. Der anfängliche Schock war überwunden.
Beiträge von Freya
-
-
Freya spürte Helenas Blick auf sich liegen und griff nach einer Haarsträhne, die sie einige Male um den Finger wickelte. Was für eine Angewohnheit... Helena würde sie wohl noch öfter bei Freya sehen.
"Auch? Beide?"
Sie sah fragend zu Helena und ließ die Haarsträhne wieder los. Dann glitt ihr Blick zu der grünen Tunika. Diese sah auch sehr schön aus. Würde sie beide bekommen? Das war Freya doch ein wenig unwahrscheinlich, doch Helenas Worte schienen eindeutig.
Dann schlich sich ein knappes Lächeln auf ihre Lippen, das ein wenig verträumt wirkte.
"Sie sind sehr schön."
Schnell riss sie sich aber wieder aus dieser träumerischen Situation und blickte wieder recht nüchtern von der Verkäuferin zu Helena. -
Freyas Blick glitt auf die Verkäuferin, die sehr freundlich wirkte. Sie strahlte Wärme aus, wie es auch Helena tat. Als ihr ein Lächeln geschenkt wurde, nickte sie grüßend zurück, sagte aber nichts weiter. Von der Verkäuferin aus glitt ihr Blick über den Angeboten, sie fühlte sich etwas überfordert. Fast so, als müsse sie zeh Kinder auf einmal behüten. Obwohl sie diese Aufgabe auch mit Ignoranz oder Kochlöffeln bewältigt hätte können - oh nein, da waren sie wieder. Die Kochlöffel. Sie schweifte wieder ab, sodass sie Helenas Aufforderung nur halb mitbekam und ihr Blick gedankenverloren über die Kleidung wanderte.
Aussuchen?
Sie hätte am liebsten gelacht, was allerdings nur schiefe Blicke mit sich gebracht hätte.
Umso erleichterter war sie, als man ihr einen Vorschlag machte. Sie besah sich die dargebotene Tunika und strich mit zwei Fingern über den Stoff. Er fühlte sich gut an, sicherlich angenehm zu tragen. Aber was sie dazu sagen sollte, wusste sie nicht, warf nur einen fragenden Blick zu Helena. -
Sie nickte auf Helenas Schlussfolgerung hin nur wortlos. Ja, befremdlich war es alles schon. Aber sie würde damit zurecht kommen, wie sie mit allem bisher zuerecht gekommen war.
Und wieder wurde sie mit der nächsten Aussage überrascht, als sie hörte, dass es ihr möglich war etwas zu besitzen.
Und schon steuerte Helena den Stand mit den schönen und sicherlich teuren Kleidungsstücken an. Eine Augenbraue erhob sich wieder, während sie sich dem Stand näherten. Freya war nun einen halben Schritt zurück gefallen und lief so etwas hinter Helena. Es war nur ein kleines Stückchen, doch es machte ihre Unsicherheit sichtbar.
Freya wirkte nur selten unsicher, doch in dem Moment war sie es, so einfach war es. Noch immer misstraute sie der jetzige Lage und Helena -das würde sich so schnell auch nicht ändern - und sie schaute einmal nach links und rechts, als würde sie irgendetwas erwarten. -
Freya lauschte ihrer Herrin. Ihr Erstaunen wuchs als sie die Worte nach und nach vernahm. Wer gab schon zu, dass er kein Durchsetzungsvermögen besaß? Oder einem ohne Einschränkungen das Vertrauen schenkte?
Entweder war Helena sehr naiv und überlegte nicht viel bevor sie etwas ausplauderte oder sie erhoffte sich etwas durch ihre Ehrlichkeit - denn für das hielt Freya ihre Aussage. Sie heftete ihren Blick auf Helena und versuchte wieder etwas zu erkennen, dass einer Lüge oder einem Scherz gleichkam. Aber sie fand dort nichts in dieser Hinsicht.
Und was ihr zukünftiges Heim betraf - es klang vielversprechend, doch war es die Wahrheit? Konnte sie Helenas Worten glauben? Abwarten, ermahnte sie sich wieder. Keine falschen Entschlüsse ziehen, keine Hoffnung entfachen.
"Ich glaube ich kann deine Frage nicht beantworten. Ich war schon an mehreren Haushalten beschäftigt und habe schon einiges gesehen. Ich habe viel gearbeitet und versucht nicht daran zu denken. Ich erlaube mir keine Zuversichten oder Hoffnungen... was soll ich also erwarten? Ein angenehmeres Leben als vorher, denke ich."
Sie sah seitlich zu Helena und dann wieder geradeaus.
"Aber ich bezweifle, dass ich Vertrauen missbrauchen könnte, wenn es mir so ehrlich offenbart wird..."
Ihr Blick kehrte sich einen Moment nach innen und sie fragte sich, wann sie das letzte Mal ihre eigene Meinung preis gegeben hatte. Geschweige denn irgendetwas erwähnt hatte, dass sie persönlich betraf. -
Sie hatte ihren Schritt beschleunigt, als sie von hinten noch die Stimme des Händlers vernahm. Sie blickte nicht zurück, sondern nach vorn. Ihr Blick schweifte durch die Menge, wachsam aber auch neugierig. Einen kurzen Momente glaubte sie allein zu sein, unabgängig und nicht an Ketten gebunden. Aber ein Blick zu Helena zerstörte diesen Wunsch wieder, wobei es Freya doch auffiel, dass diese immer wieder zurück fiel um mit ihr auf gleicher Höhe zu laufen. Freya glaubte erst es sei Zufall, das die Menschenmasse Helena dazu zwang, doch jetzt war sie sich nicht mehr so sicher. Ihre neue Herrin hatte anderes im Sinn, aber was, das vermochte Freya nicht zu sagen.
Schweigend ließ sie ihre Augen über die anderen etlichen Sklavenhändler wandern, ehe sie durch Worte aus den Gedanken gerissen wurde. Sie brauchte einen Moment um sich den gesamten Inhalt des Satzes wieder ins Gedächtnis zu rufen -immerhin war sie schon wieder gedanklich woanders gewesen- und selbst dann, konnte sie nicht sofort antworten.
"Ja...ich gehe einem unbekannten Schicksal entgegen."
'Aber ich erlaube mir keine Hoffnungen, denn es schmerzt nur, wenn sie doch nur Träume werden...', fügte Freya in Gedanken hinzu. Natürlich hoffte sie einem besseren Schicksal entgegen zu gehen, doch sie ließ sich davon nicht beirren odr klammerte sich gar daran. Sie versuchter mit Neutralität der Zukunft entgegen zu blicken. -
Freya versuchte Helena einzuschätzen, doch es viel ihr schwer. Es war schon länger her, dass sie sich ernsthaft darin versuchte hatte, jemanden einzuschätze, geschweigen denn Aufmerksamkeit zu schenken. Dafür konnte sie umso besser ihre Gedanken einfach wegschicken, sodass sie überall anders waren als an Ort und Stelle.
Und so war sie ehrlich überrascht, als sie die Worte 'Ich habe mich entschieden' vernahm.
Und sie waren sogar auf sie gerichtet.
Sie war gemeint gewesen.
Sie durfte von hier verschwinden. Einer unbekannten Zukunft entgegen und hoffend, dass sie sich nicht zu einem Alptraum entwickeln würde. Aber schlimmer als ihr Leben zuvor oder das jetzige, war bei dem Anblick von dieser Helena doch schwer vorstellbar.
Aber sie sollte keine voreiligen Entschlüsse ziehen, sie brachten nur Enttäuschung mit sich.
Als sie einen Schritt vortrat, konnte sie sich die Bemerkung an den Händler nicht verkneifen.
"Wenn alle Menschen Mistfliegen mit der Vorliebe üblen Geruchs wären, hättest du sicherlich ein sehr gutes Geschäft und könntest dich nicht mehr vor Kundschaft retten. Gut das dem nicht so ist und die Mehrzahl der Menschen noch Nasen besitzt."
Dann schloss sie schnell zu ihrer neuen Herrin auf, der sie soeben wohl die recht gute Beziehung zu dem Händler versaut hatte, sollte er es denn persönlich nehmen. -
Die Kinder. Am Wichtigsten. Auch das noch.
Sie stellte sich zwei Gören vor -einen Säugling und ein Kleinkind- verzogen, jammernd, herrisch. Und sich selbst verzweifelt daneben stehen, mit einem Kochlöffel in der Hand und dem Wunsch, diesen den Gören um die Ohren zu hauen.
Aber diese doch sehr bildhafte Vorstellung verdrängte sie schnell wieder, bevor sie sich allzu fest in ihren Gedanken verankern würde.
Die nächste Frage führte aber schon dazu, dass sie ihre vorherige Vorstellung wieder vergaß.
Die Augenbraue wanderte weiter in die Höhe, während sie schwieg und nachdachte. Zum einen fragte sie sich, was für eine Antwort erwartet wurde und zum anderen über die Frage an sich. Bisher hatte sie nie einen festen Bezug zu ihren Herren, sie war ihnen egal und andersrum ebenfalls.
Nach einem Moment des Nachdenkens antwortete sie schließlich.
"Mir wurde noch nie besonders viel Vertrauen zuteil. Weder in offiziellen Dingen noch in privaten."
Ihr Blick wanderte zu Helena und ruhten einen Augenblick direkt in ihren Augen. Freya verstand nicht so ganz, was sie meinte mit dem, dass sie Sklaven wie jeden anderen Menschen auch behandelte.
"Ich sehe keinen Grund Vertrauen zu missbrauchen sollte mir denn welches geschenkt werden." -
Sie hatte nicht vorgehabt Helena zu unterhalten. Würde sie Freya genauer kennen, dann würde sie wissen, dass diese häufig sarkastische Äußerungen mit todernster Miene und vielleicht sogar echtem Wunsch von sich gab.
Die folgende Frage stufte Freya als eine Rethorische ein. Wer würde denn schon hier bleiben wollen?
War das ein Angebot?
Oder doch nur eine dahingeworfene Bemerkung ohne Hintergedanken?
All diese Gedanken blieben wohl behütet unter einer wieder recht teilnahmenslosen Miene verborgen.
Sie hob eine Augenbraue sacht in die Höhe.
"Ich kann lesen und schreiben, wobei das Schreiben eher ungeübt ist."
Sie verabscheute es diese Fragen beantworten zu müssen. Über ihr Können zu sprechen. Aber es wurde ihr so aufgetragen, so hatte sie es von jeher machen müssen.
"Ich bin recht flexibel. Auch wenn es um die Küche geht. Kinder sind..."
Wieder verzog sich ihre Miene, diesmal aber zu einem amüsierten Schmunzeln.
"Damit kann man leben." -
Freya folgte dem Blick der Frau in Richtung ihres derzeitigen 'Herren' und ihr Auge zuckte kurz, dazu zog sich kaum merklich ein Mundwinkel in die Höhe. Spöttisch wirkte sie dadurch, fast schon berechnend, als würde sie sogleich eine Hinrichtung anordnen - wäre sie nicht in dieser Lage, diesem niederen Status.
"Ich glaube ... das ist nicht mehr zu beseitigen. Der Geruch, meine ich. Festgewachsen, in jeder einzelnen Pore verankert. Da kann kein Arzt mehr helfen...."
Sie sagte dies ohne den Blick von dem Verkäufer abzuwenden. Dann sah sie aber wieder zu ihrer Gegenüber, die an sie an eine direkte Frage stellte. Prompt und ohne zu zögern kam die Antwort.
"29 Tage... 29 und ein halber Tag."
Anscheinend zählte sie nicht nur Menschen, sondern auch Tage und Stunden. Irgendwie musste man sich ja die Zeit vertreiben, wenn man schon den lieben langen Tag angestarrt wurde. -
Das übliche Geschafel des Verkäufers glitt genauso an ihr vorbei, wie es wohl bei der interessierten Käuferin auch der Fall war. Ihr Blick richtete sich nun wieder nach innen und die Worte außerhalb ihrer Gedanken verebbten wieder zu einer unwichtigen Geräuschkulisse.
Das ihr auf einmal Aufmerksamkeit geschenkt wurde -zuerst mit Blicken, die sie aber schon wieder nicht mitbekam- fiel ihr erst bei den Worten auf, die direkt an sie gerichtet waren. Sie zuckte merklich zusammen, als sie die Frau vor sich stehen sah. Huch, wo war denn die Quasseltasche? Sie hob den Blick und sah ihn andere Vorbeigehende ansprechen.
Dann erst richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf die Quelle der Worte, die an sie gerichtet waren.
Freya blicke erst einen Moment verwirrt drein, dann hüllte sich ihre Miene wieder in die übliche Distanz und Kühle, die sie alltäglich aufsetzte. Von dem Gesicht der Blonden huschte ihr Blick schnell über die Kleidung und sie stufte ihre Gegenüber als jemanden aus einem höheren Beamtenstatus ein.
"Freya."
Knapp und schnell glitt ihr nur dieses eine Wort über die Lippen. Die braunen Augen waren auf die Frau gerichtet; offen, selbstsicher, abwartend. -
Fünfundsechzig, sechsundsechzig, siebenundsechzig... nein, der zählte nicht, das war ... verdammt! Wo war sie denn jetzt stehen geblieben? Bei dem mit der hohen Stirn und dem mit der Adlernase? Sie schnaufte abfällig, wie sie es so oft tat. Jetzt war die Menschenmasse auch schon wieder so ineinander geraten, dass sie wieder von vorne anfangen konnte zu zählen.
Stimmen rissen sie aus den üblichen und zur Gewohnheit gewordenen Tagträumen. Diese krächzende, unmelodische Stimme dieses Mannes, der gerade eine Interessierte ansprach. Es tat weh ihm lange zuzuhören, aber was blieb ihr schon anderes übrig? Immerhin stand sie nicht weit von ihm entfernt gegen einen Pfosten gelehnt. Bewegungsmöglichkeiten blieben ihr nicht viele, vielleicht drei Schritte nach rechts und nach vorne. Also blieb sie, wo sie war.
Ihr Blick glitt über die Frau, die sich das gebrochene Latein antat. Sie verengte die Augen etwas und musterte sie fast schon fixierend. Die Gedanken, welchen neuen Herren sie wohl bekommen würde, hatte sie bisher erfolgreich mit Menschenzählen verdrängen können. Aber nun nagten Zweifel und schlimme Vorstellungen sie, was denn hier alles antanzen könnte... -
Salve!
Ich würde gerne im Imperium Romanum mitwirken. Mein Name ist Freya, so nannten mich meine alten Herren jedenfalls. Ich wurde bei ihnen in die Sklaverei hineingeboren und kenne leider nichts anderes. Aus unerfindlichem Grund haben sie mich allerdings weiterverkauft, sodass ich nun in Tarraco lande. Ich würde gerne Rediviva Helena dienen.