Der Alte erwachte nach Stunden. "Mein Sohn! Endlich bist Du da." sagte er. Schwach war seine Stimme. Und sie zitterte vor Aufregung. Er versuchte, sich aufzustützen. Tiberius wartete ab, bis er sich aufgesetzt hatte.
"Warum wolltest Du mich sehen?" fragte er. Mit Mühe bewahrte er sich die Teilnahmslosigkeit in der Stimme. Der Alte schien zu überlegen. Dann sagte er: "Ich bin alt. Meine Zeit ist bald gekommen." Er machte eine Pause, doch Tiberius verzog keine Miene. Also setzte er fort: "Ich möchte meinen Frieden mit Dir machen, Tiberius. Wir sind doch eine Familie." Tiberius stand auf. Er hatte diese Worte erwartet, doch wußte er, daß dies nicht alles war. "Ich bin bereit, zu vergessen." erwiderte er. "Was also den Frieden angeht, so will ich mich nicht verweigern."
Ein Lächeln kam auf im Gesicht des alten Mannes. "Aber Du hast mich nicht nur deshalb gerufen." setzte Tiberius fort. Der Alte nickte. "Durch Deine Schwester wußte ich immer, wie es Dir geht und was Du tust. Du hast Dich gut entwickelt..." Tiberius atmete tief durch. "Ich hatte gute Lehrer. Was willst Du von mir?" Der Alte erhob sich gequält. "Ich möchte, daß Du die Taberna nach meinem Tod übernimmst. Ich weiß, daß Du sie gut führen wirst." Er sah Tiberius fest in die Augen. "Doch ich möchte, daß Du dafür etwas tust. Du sollst für die Familie das Bürgerrecht erlangen."
Tiberius fühlte sich überrumpelt. Der Gedanke war ihm selbst schon gekommen. Doch nun wollte ihm sein Vater die Entscheidung nehmen. Er wollte gehen, einfach weg, aber der Alte hielt ihn am Arm fest: "Sei doch vernünftig, Junge. Denk an die Vorteile, die es Dir bringen würde. Dir und der Familie. Mit Dir würden wir in eine neue Ära gehen. Für mich ist es zu spät. Ich kann es nicht mehr leisten, aber Du, Du bist jung. Tu es."
Tiberius riß sich los. "Ich muß nachdenken. Gebt mir etwas Zeit." sagte er und verließ das Haus. Der Alte sah ihm nach. " Warte nicht zu lange, mein Sohn." murmelte er vor sich hin. Dann kehrte er zurück zu seinem Schlafplatz und ließ sich wieder auf die Liege sinken.