Beiträge von Petronia Fabia

    Fabia, ohnehin schon käsebleich, hielt sich für einen Moment an der Wand fest und verlor nun vollends alle Farbe. Sie starrt Fannia ebenso schockiert an, wie diese sie ansah. Sie konnte nicht zu Valeria sehen. Wie nur sollte man der Priesterin das beibringen? Fabia schluckte hart. Ihr Mund fühlte sich seltsam trocken an, so als ob sie gerade einen Wüstenmarsch ohne Wasser hinter sich hätte. Sie zitterte am ganzen Leib - das sie nicht einfach umkippte, war wohl noch Glück zu nennen.
    Irgendwie schien sich der gesamte Raum auf einmal um sie zu drehen. Was für ein Glück, das da noch die Wand zum Abstützen war.

    Sie tat, wie angewiesen und gab den Weihrauch langsam in die Flammen, ebenso die weitere Opfergabe. Aufmerksam beobachtete sie alles, was Valeria tat, um es sich zu merken, sollte sie selbst es einmal machen müssen.


    Sie assistierte Valeria so gut sie es mit dem Wissen vermochte, das sie bis jetzt bekommen hatte. Dieses Opfer war unblutig und sie war irgendwie froh darüber, das dieses kein Blutopfer war.

    Fabia blickte immer wieder angespannt zu Fannia, versuchte aber gleichzeitig auch, Valeria zu zeigen, das sie da war und das alles gutgehen würde. Doch das ungute Gefühl, das sie zu Beginn gehabt hatte, hatte sich in der Zeit in Valerias Cubiculum noch verstärkt. Etwas würde passieren.. und es war nichts Gutes, das ahnte Fabia.

    Fabia tauschte einen Blick mit Fannia. Man sah der Sklavin an, das sie sich Sorgen machte. Und auch Fabia begann sich mehr und mehr Sorgen zu machen. Obwohl sie nicht viel tat, standen leichte Schweißperlen auf der Stirn des jungen Mädchens.
    Es war anstrengend und viel zu aufregend, all das hier zu erleben und immer wieder bewegten sich ihre Lippen, Diana und Iuno um Hilfe und Beistand anflehend.

    Auch Fabia gab keinen Mucks von sich, obwohl Valeria deren Hand mindestens ebenso sehr drückte wie die Fannias. Gespannt beobachtete Fabia das Geschehen. Es war aufregend und es machte ihr Angst und irgendwie schwor sie sich, das sie selbst niemals ein Kind haben wollte. Es musste furchtbar schmerzhaft sein. Wieder strich sie sanft über Valerias Hand.

    "Diana, Iuno, steht ihr bei, helft ihr, das hier durchzustehen.." flüsterte Fabia inbrünstig,aber so leise, das Valeria sie nicht verstehen konnte und trat dann neben Valerias Lager, deren Hand nehmend.


    "Du bist nicht allein. Wir sind hier und helfen dir.. du schaffst das, Valeria." sagte sie leise und sanft. Sie fühlte sich auf einmal der Priesterin noch enger verbunden als vorher, so, als wäre diese eine Freundin von ihr, nicht nur ihre Lehrerin. Und sie hatte Angst um sie.


    Sanft strich sie Valeria über die Hand, um der Priesterin zu zeigen, das sie nicht allein war.

    Sie blickte zu der Sklavin und deutete auf das scharfe Messer. "Ich hab ein Messer herbringen lassen.. aber ich habe noch nie ein Kind auf die Welt geholt." sagte sie leise und atmete tief durch. Valeria mit solchen Schmerzen zu sehen betrübte sie und ausserdem hatte sie Angst. Sie konnte es einfach nicht verleugnen.


    Ihr Blick ruhte nun auf Fannia. "Kann ich irgendwie helfen?"

    "Helft ihr." Fabia fühlte sich hilflos und hoffte, das die Sklavin helfen konnte die eingetreten war. Sie war doch noch so jung.. und gerade jetzt wurde ihr das wieder besonders bewusst. Obwohl sie kreidebleich war, war sie dennoch entschlossen zu helfen und stand wieder auf.


    "Was soll ich machen?" fragte sie, denn offenbar kannte die Sklavin sich aus mit dem, was sie zu tun hatte.

    "Oh bitte Diana, steh mir bei, Iuno, ihr Götter, helft doch.." flüsterte Fabia mit kreidebleichem Gesicht. Mittlerweile hatte sie sich so neben Valeria gesetzt, das sie ab und an nach unten sehen konnte. Sie hatte furchtbare Angst und obwohl sie normal nicht scheu war, wusste sie nun absolut nicht, was sie machen sollte. Wie nur sollte sie Valeria helfen? Wieder tastete sie den Bauch ab. Es fühlte sich komisch und ungewohnt an. Warum nur war denn ausgerechnet jetzt niemand zum helfen da?

    Fest drückte sie die Hand Valerias und konnte doch selbst kaum den Mund halten unter der Kraft Valerias.
    Irgend etwas stimmte hier ganz und gar nicht und sie hatte große Angst, um Valeria und deren Kind. Sie wusch ihre Hände im heissen Wasser und ranzte den Sklaven ein zweites Mal an, das er ein scharfes Messer und eine Decke bringen sollte. Dann tastete sie abermals vorsichtig Valerias Bauch ab, um festzustellen, wo ungefähr das Kind lag.


    "Ich bin da.." flüsterte sie beruhigend und betete insgeheim zu Diana, das alles gutgehen möge.

    "Oh ihr Götter.." flüsterte Fabia, die selber kalkweiss im Gesicht war und doch gar nicht wusste, was sie machen sollte. Mogontiacum.. zu weit weg, sie würde den Mann niemals rechtzeitig erreichen. Was sollte sie nur tun? Sie blickte zur Tür und rief laut. "Ist jemand da? Wir brauchen hier Hilfe!" Zudem hoffte sie, das der Sklave bald mit den nötigen Sachen wieder da war. Und so wie der Sklave zur Tür hereinkam, breitete Fabia die Tücher unter Valeria aus, so gut es ging, um deren Bett zu schützen. Ganz vorsichtig berührte sie deren Bauch.


    Sie hatte Angst, das konnte sie nicht leugnen. Noch nie hatte sie ein Kind auf die Welt geholt. War diese grünliche Flüssigkeit normal? Wieder blickte Fabia ängstlich zur Tür und drückte dann leicht Valerias Hand. "Wen kann ich sonst noch holen?"

    "Ruhig.." Sie konnte sich ein Wimmern gerade so unterdrücken, die Nägel in der Haut schmerzten.


    "Wer ist Apollonius? Wo finde ich ihn.. komm, wir müssen dich erstmal hinlegen." sagte sie sanft und versuchte, Valeria hoch zu helfen. Sie machte sich Sorgen, es sah aus, als würde das Kind kommen. Vor der Tür sah sie einen Sklaven vorbeihuschen. "He, wir brauchen Tücher und heisses Wasser." wies sie den Sklaven recht herrisch an und brachte dann Valeria zum Bett, so schnell es ging.

    Sie hatte nicht groß gefragt, sondern war einfach immer der Nase nach gelaufen. Nun fiel ihr ein leichter Lichtschein auf. Dort vorn stand eine Türe offen. Fabia rannte regelrecht durch den Flur und wäre beinahe an der Tür vorbei geschlittert. Als sie dann Valeria am Boden liegen sah, wurde die junge Frau erstmal kreidebleich. Sie blickte nach links, nach rechts, niemand in Sicht. Und so ging sie erst einmal zu Valeria und ergriff sanft deren Hand. "Valeria? Hörst du mich? Ich bin hier.. hast du Schmerzen?"
    Das Gesicht ihrer Lehrerin sprach Bände. Und sie fühlte sich irgendwie hilflos. So etwas hatte sie doch noch nie gemacht. Tapfer sein. Du schaffst das..

    Ruhig folgte sie ihm und hörte zu, wie er ihre Anwesenheit meldete. Sie hoffte, das sie bald herein konnte. Sie mochte ihre Lehrerin und vielleicht, so hoffte sie, konnten sie auch Freundinnen werden. Hier in Germania hatte sie nicht viele Leute..

    Sie lächelte Lupus leicht an. "Ich bin seine Schwester." sagte sie noch und blickte dann zu dem zweiten Mann, der sie bat, ihm zu folgen.


    Kurz blickte die junge Frau Lupus noch freundlich an, ehe sie dem anderen Mann hinterher ging. Vielleicht würden sich später noch einige Worte mit dem jungen Mann wechseln lassen, der ihren Bruder kannte.

    Ruhig schritt Fabia auf die Porta Praetoria zu und lächelte den Wachen dann freundlich entgegen.


    "Salve, mein Name ist Petronia Fabia und ich möchte zu meiner Lehrerin, Sacerdos Iunonis Decima Valeria." trug sie den Wachen ihr Anliegen vor und blickte sie aus den funkelnden, grünen Augen an. Sie hatte noch einige Fragen bezüglich der Ausbildung und wollte diese ihrer Lehrerin stellen.

    Für einen Moment dachte sie nach, welche Beinamen Dianas sie noch kannte.


    "Man nennt sie auch Trivia, die Dreiwegsgöttin.. und sie hat auch manchmal den Beinamen Cornificiana." meinte sie leise, sich dabei in Gedanken in Erinnerung rufend, weshalb Diana diese Beinamen trug. Immerhin würde sicherlich auch danach noch eine Frage kommen.


    Aufmerksam blickte sie ihre Lehrerin an und notierte sich auch deren letzte Worte über Diana auf ihrem Pergament.

    Ein Bote hatte Einlass verlangt und den Optio Marcus Petronius Crispus zu sprechen verlangt. So wie er diesen zu Gesicht bekam, überreichte er ihm eine Nachricht und machte sich dann mit einem höflichen Abschiedsgruß wieder davon.


    Lieber Bruder,


    ich war kürzlich in Roma, um meinen Ius Iurandum abzulegen und bin nun wieder in Germania, Colonia Claudia Ara Agrippinensium, eingetroffen. Hier werde ich meine Ausbildung beginnen unter der Aufsicht der Sacerdos Iuinonis Decima Valeria. Für den Moment bin ich noch im Capitolinum anzutreffen, doch möglicherweise komme ich bald wo anders unter.
    Ich hoffe, es geht dir gut.


    Deine Schwester


    Fabia