Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Ich machte eine wegwerfende Geste. "Ich werde meinem scriba sagen, dass er nötigenfalls Platz schaffen solll für ein Treffen mit deinem iatros. Fühle dich also frei, mir einen Termin mitzuteilen. Sofern nicht plötzlich ein Tempel einstürzt, werde ich ihn dann sicher wahrnehmen können." Ich hob einen Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen und hörte ihr dann aufmerksam zu. Sie plante also, zu erweitern, und das war natürlich keine schlechte Idee. Immerhin war es undenkbar, dass ein iatros, und sei es ein noch so guter, eine Geburt kontrollierte. Ich verstand nicht viel von diesen Dingen, doch das leuchtete selbst mir ein. Es liefen dort Dinge ab, die kein Mann verstand, weswegen die Frauen dann auch lieber unter sich waren. Das hatte ich am eigenen Leib bereits erfahren, als Penelope Siv geholfen hatte. Ich nickte erneut, auch wenn das Lächeln jetzt ob meiner Gedanken ein wenig aufgesetzt wirkte. "Danke dafür."


    Das darauffolgende Thema schien sie voll und ganz zu überraschen, und wer hätte ihr das verübeln können? "Ich weiß von Germanica Aelia, dass sie selbst nicht so viel Zeit investieren kann wie sie gern täte", erwiderte ich. "Mir fiele kein besserer ein als du. Immerhin hast du deine Fähigkeiten bereits als lectrix unter Beweis gestellt. Natürlich ist das etwas anderes, als die Zeitung zu leiten, aber ich hätte dich nicht gefragt, wäre ich mir nicht sicher, dass du diese Aufgabe bewältigen kannst. Zumal du eine Verwandte des Acta-Urgesteins Decima Lucilla bist." Ich schmunzelte beim Gedanken an die kleine, eigenwillige Hispanierin. "Wie geht es ihr eigentlich?" wollte ich unvermittelt wissen.


    Ich ließ Seiana ein wenig Zeit, um über meinen Vorschlag nachdenken zu können, doch sie entschied sich schneller als erwartet, was mich angesichts ihres Engagements allerdings nicht sonders hätte überraschen sollen. "Das freut mich zu hören. Ich werde dem Senat dann meine Empfehlung für dich aussprechen", erwiderte ich. Letztenendes blieb es eine Entscheidung des Senats, wer in meine Fußstapfen treten würde. "Als auctrix bleibt es dann dir überlassen, wen du in deine Redaktion aufnimmst und wie du die Posten besetzt. Wie ich schon sagte, herrscht bei Germanica Aelia ein wenig Zeitknappheit. Sie und Germanicus Corvus sind ja auch ein wenig spät dran, was den Nachwuchs anbelangt. Ich hatte mit ihr bereits darüber gesprochen, und sie würde, falls du es gutheißt, dann deinen alten Platz als lectrix einnehmen wollen, da er weniger zeitintensiv ist als der des stellvertretenden auctor. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass jener Posten unbesetzt wäre."

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    Das ist ein Brief, kein Erlass oder Aushang ;)


    Eben jener Umstand hat dich im Übrigen auch nicht davon abgehalten, deinen Charakter im Senat über Furianus' Erbschaftssummen nachdenken zu lassen, obgleich ein Brief - genauer ein Testament - doch nur den Vestalinnen und den decemviri zugänglich ist, wenn ich das mal bemerken darf.



    edit: Hier ist besagtes Dekret.

    "Du kannst es zumindest versuchen", erwiderte ich. Von meinem Neffen sah ich demletzt nicht allzu viel, doch ich wusste auch, warum er sich zurück zog. Ihn trieb die unerfüllte Rache seines Vaters - meines Bruders - wegen an, und obgleich der Mord an jenem lange zurück lag, konnte ich ihm nicht verübeln, dass er sich deswegen grämte. "Was die Collegien betrifft, werde ich auf dich zukommen, sobald ich etwas in Erfahrung bringen konnte. Die letzte contio habe ich bedauerlicherweise verpasst." Allerdings gab es für einen pontifex durchaus noch andere Möglichkeiten, schneller an solche Informationen heranzukommen als ohne ein solches Amt.


    "Gut. Um noch einmal auf diese anberaumte Ehe zu sprechen zu kommen... Liegt es in deinem Ermessen, wenn dieses Thema im Zuge des Ansuchens um das tirocinum fori ebenfalls angeschnitten wird?" In jedem Falle sollte Lupus seine beste toga tragen, um gleichwie einen guten Eindruck zu machen.

    Eigentlich hatte ich direkt im Anschluss an den Besuch des Flavius meine Nichte aufsuchen wollen. Doch auf dem Weg zu ihr hatte mich ein aufgeregter Sklave regelrecht abgefangen und mich auf einen dringlichen Termin hingewiesen, der nicht aufschiebbar war. Zähneknirschend - und nach einiger Überlegung - hatte ich mich für die Pflichterfüllung entschieden, um Prisca später aufzusuchen. Als ich dies dann am Abend allerdings tun wollte, teilte man mir mit, dass Prisca bereits ruhte.


    Die darauffolgende Nacht war alles andere als angenehm. Ich verbrachte sie allein in meinem Schlafgemach, konnte zunächst nicht einschlafen und wachte nachts immer wieder auf. Ich schlief ausgesprochen schlecht in dieser Nacht, wachte mehr als ich schlief, und als ich mich morgens aus dem Bett schälte, fühlte ich mich wie gerädert und gar so, als hätte ich nicht einmal die Augen zu getan. Beginnender Kopfschmerz saß mir im Nacken, und ich beschloss, den aufkeimenden Schmerz mit Kälte zu löschen. So früh am Morgen war es draußen noch kalt, und ich warf mir einen Umhang über, um ein wenig im Peristyl zu spazieren in der Hoffnung, der Kopf möge das Pochen unterlassen.


    Nach einer Weile hielt ich inne, lehnte mich seitlich an eine der Säulen und sah in den Garten. Tautropfen zierten Gras und Blätter, das leise Rascheln der Blätter im Wind wirkte melancholisch und zugleich beruhigend. Ich schloss die Augen und atmete tief ein...als etwas an mich stieß. Überrascht wandte ich mich um und sah in Priscas erschrockenes Gesicht. Sie schien nicht nur sichtlich, sondern auch hörbar überrascht - und ich war es nicht minder, denn ich hatte sie nicht kommen hören. Sofort sprang mir ein Bild der gestrigen Situation vors innere Auge, und so sehr ich es auch fort schieben wollte, so wenig gelang es mir. Ich hob die Hand und strich ihr über die Wange, dann lehnte ich mich vor und küsste sie sanft auf die Stirn. Noch immer war ich bei einer solchen Zärtlichkeit besonders vorsichtig, denn seit sie mich geküsst hatte, hegte ich die - wohlweißlich! - dumme Befürchtung, sie mochte meinetwegen so enden wie Helena. Obgleich ich doch wusste und spürte, dass es etwas vollkommen anderes war als bei meiner Base damals. Ich nahm meine Hand wieder fort, verschränkte die Arme locker vor der Brust und sah Prisca an. "Guten Morgen. Dasselbe könnte ich dich fragen... Hast du auch schlecht geschlafen?"

    Der Bote war schnell geritten, doch auch er vermochte die Zeit nicht einzuholen, die auf dem Reiseweg verloren gegangen war. Selbst ein schneller Ritt nach Mantua brauchte ein paar Tage, und so war das im Brief genannte Datum bereits verstrichen, als er das Schreiben abgab und eine Tafel dazu. Dann wartete er, ob er eine Botschaft mit zurücknehmen sollte. Denn wo er schon einmal da war...



    Ad
    Tiberia Septima


    Tiberia, ich sende dir dieses Schriftstück in der Hoffnung, dass es nichts Eiliges beinhaltet. Senator Flavius Furianus wurde bereits darüber informiert, künftig Korrespondenz direkt nach Mantua zu entsenden.


    i.A.
    gez. Livius Pyrrus
    scriba personalis



    Ad
    Senator Flavius Furianus


    Senator, ich habe den Auftrag bekommen, dir mitzuteilen, dass sich Tiberia Septima gegenwärtig nicht in Rom befindet, sondern mit ihrem Gemahl, dem neuen Legaten der Ersten Legion, nach Mantua gereist ist. Dir sei versichert, dass dein Schreiben dennoch sein Ziel finden wird. Die Weiterleitung wurde bereits veranlasst.


    i.A.
    gez. Livius Pyrrus
    scriba personalis


    Es war Caecus, der heute die Post kontrollierte. Und ihm fiel die Schriftrolle in die Hände, die ein flavisches Siegel trug und an die Tiberia adressiert worden war, die jedoch vor einigen Tagen mit ihrem Gemahl nach Mantua aufgebrpchen war. Er beschloss, den Hausherren nach dem weiteren Vorgehen zu fragen, und machte sich - nachdem dieser ihm aufgetragen hatte, den Falvier zu informieren - daran, einen Boten nach Mantua zu schicken, um die versiegelte Schriftrolle zu ihrer eigentlichen Empfängerin zu bringen. Da der Weg nach Mantua weit war, selbst wenn man schnell ritt, würde wohl das unsichtbar im brief genannte Datum verstrichen sein, bis der Brief sein Ziel fand, obgleich noch am selben Tag jemand aufbrach.

    Seuthos
    [Blockierte Grafik: http://farm4.static.flickr.com/3053/3611607297_329725307f_m.jpg]



    Seuthos spuckte ein weiteres Mal in den Staub. Fluchend diesmal, denn der secutor sprang auf ihn zu, gerade als er aufgesprungen war, und noch ehe er die Gelegenheit bekommen hatte, Netz und Dreizack wieder kampfbereit zu heben. Schon wurde sein tridens beiseite gefegt. Seuthos riss sein Netz zurück und tänzelte gleichzeitig behende zur Seite. Er wusste, wenn es schlecht stand, und es stand in der Tat schlecht für ihn. Aber wenigstens würde er es seinem Gegner nicht leicht machen. Ein wenig zu hektisch riss er das Netz ein weiteres Mal herum, bemerkte zu spät, dass das Schwert Ursus' bereits niederfuhr. Und auch wenn der andere scheinbar versuchte, die Klinge noch ein wenig zu drehen, so bekam Seuthos doch einen Striemen am Unterarm ab, der, zwar oberflächlich, blutete wie eine Platzwunde. Der retiarius ließ das Netz los, brüllte - um die Menge anzustacheln, nicht weil der Kratzer tatsächlich weh tat - und sprang zurück.


    Ein wenig frustriert sah er dem Netz hinterher, das dort im Staub lag und seine beste Möglichkeit für den Sieg gewesen wäre. Er packte den Dreizack nun fester und mit beiden Händen, zog eine Grimasse des Hasses und sah dabei vermutlich aus wie ein germanischer Barbar. Blut floss langsam an seinem Arm hinab. Doch das hinderte ihn nicht daran, mit einem wütenden Schrei auf den secutor zuzuspringen, um den tridens möglichst geschickt anzubringen. Seuthos zielte wieder auf die Beine. Denn wenn der Gegner erst einmal zu Fall gebracht war, stellte auch dessen Schwert keine große Bedrohung mehr da. Die Anfeuerungsrufe aus dem Publikum trieben ihn noch zusätzlich an.

    Mit frischem Mut und nicht zu übersehendem Stolz schritt die junge Claudierin vor Gracchus und mir einher. Und wer hätte es ihr verübeln können? Claudia Romana gehörte nun zu den wenigern Frauen Roms, die teilweise mehr Ansehen genossen als so mancher Mann. Für die Claudia, die zuvor das atrium Vestae als angehende Vestalin verlassen hatte, begann mit dieser Rückkehr gleichsam ein neues Kapitel im Leben. Eines, das ihr vielfältige neue Aufgaben bescheren würde.


    Die Papirierin umarmte sie kurz schweigend, doch mit sichtlichem Stolz auf dem Gesicht, und ich schmunzelte flüchtig über die Herzlichkeit der beiden Frauen. Als Romana sich umwandte und uns fragte, was wir zuerst inspizieren wollten, ließ ich neuerlich Gracchus den Vortritt. Ich selbst hätte wohl die Unterkünfte gewählt, die genau genommen wohl mit am unwichtigsten waren. Ich hätte mich von dort aus zum wichtigsten hin gearbeitet. Doch kannte ich mich hier auch bedeutend weniger aus als Flavius Gracchus, dessen Verwandte schließlich einmal die oberste Vestalin gewesen war. Ob dessen vermutete ich, dass er bereits einmal hier gewesen war, und so wandte ich nur ihm den Blick zu, statt meinerseits einen Vorschlag zu machen.

    Ich war inzwischen tatsächlich so gut wie eingeschlafen. Der Schlaf brauchte nie lang bei mir, im Anschluss an diese Art der Zweisamkeit. Vermutlich war ich in dieser Hinsicht ganz Mann. Für mich stand also gerade nichts im Raum, abgesehen von dem Bett, in dem ich zusammen mit meiner Frau lag. Die soeben das Kind ansprach, das Siv mit hierher bringen würde, wenn sie zurück kam. Ich atmete leise weiter, hatte die Augen jedoch wieder aufgerissen und starrte in die Dunkelheit. Sie war mein Verbündeter. Ich sah aus den Augenwinkeln zu Celerina, obgleich ich nichts erkannte, nicht einmal schemenhaft ihre Silhouette, und stieß ein zustimmendes Brummen aus, das so klang, als hörte ich kaum noch richtig hin. Als sei ich dem Schlaf näher als dem Wachzustand - und ich fand mich überzeugend.


    In jenem Moment kam ich mir unsäglich feige und grausam vor, dass ich nicht auspackte. Die Müdigkeit möchte lediglich eine Ausrede sein - obgleich ich tatsächlich müde war -, denn ich hätte mich genauso gut aufsetzen und erzählen können. Um im Anschluss daran wohl zunächst aus dem Bett und hernach aus ihrem Zimmer geworfen zu werden. Doch ich ging nicht davon aus, dass ich mich ob einer eventual geäußerten Beschuldigung des Ehebruchs im Zaume zu halten vermochte. Denn Celerina hatte sich dessen schuldig gemacht, nicht ich.

    Dass Ursus meine Worte missverstehen könnte, das vermutete ich nicht einmal. Meiner Ansicht nach konnte ein Junge in der Tat alles richten. War erst einmal ein Erbe auf der Welt, wäre kein derart strikter Lebenswandel mehr von Celerina gefordert, wie ich es bis dahin tat. Natürlich wäre es weiterhin ein Skandal, wenn sie ein Kind tragen würde, das nicht das meine war. Doch mir stand es dann frei, sie in Schimpf und Schande davonzujagen. Genau genommen war das auch derzeit der Fall, doch der Wunsch nach einem Sohn war derart dringlich, dass ich es mir schlichtweg nicht leisten konnte, erneut eine Ehe zu arrangieren und aufzubauen. Und Celerina war zudem ja auch kein Scheusal. Wir hatten eben einige Probleme in der Ehe, doch die waren ausmerzbar.


    Ich nickte als Erwiderung auf sein Angebot, war mir jedoch sicher, dass mir schlichtweg nichts einfallen würde, wie Ursus mir aus der Entfernung würde helfen können. "Natürlich. Ich hatte Brix bereits gesagt, dass ich dir das anbieten würde. Du kannst ihn fragen, wen er für abkömmlich hält. Schick sie mir nur wieder zurück, wenn ihr sicher angekommen seid. In einem Kastell braucht man vermutlich keine Leibwachen." Ich schmunzelte schief über den platten Witz, wusste aber sonst nichts weiter zu sagen. Vermutlich hatte Ursus noch etwas auf dem Herzen. Ich fühlte mich melancholisch und seltsam erschöpft. Diese ganze Sache würde mich wohl auch noch den letzten Nerv kosten.

    Auf hübsche Schmeicheleien musste meine Frau verzichten. Ich war kein Mann, den klebrig-süßes Gesäusel weiter brachte, und das war eigentlich stets und immer so. Gewiss, Komplimente konnte ich verteilen, und meistens hatten sie auch die gewünschte Wirkung, doch in einer solchen Situation sprach ich nicht viel, und wenn doch, waren es definitiv keine lieblichen Worte, die über meine Lippen kamen. Daran durfte sie sich in all den Monaten unserer Ehe allerdings bereits gewöhnt haben.


    Als mich zum zweiten Mal in dieser Nacht eine wohltuende Erleichterung überkam, ließ ich die Hände seitlich fallen, die zuvor auf Celerinas Hüften gelegen hatten, und schob sie einen Moment später seitlich von mir herunter. Es war warm, und ich grübelte nach, was sie zu dem ein oder anderen Handgriff, der ein oder anderen Bewegung veranlasst hatte. Das hier war besser gewesen als so manches Beisammensein bisher. Ich zwang meinen Atem zur Gleichmäßigkeit, legte mir die Rückseite des kühlen Unterarms auf die Stirn. Und ich schwieg.


    Erst einen Moment später richtete ich mich halb auf und angelte nach der dünnen Decke, die im Eifer des Gefechts ihren Platz auf dem Boden gefunden hatte. Ich zog sie zurecht und drehte mich dann auf die Seite, Celerina zugewandt. Allmählich hatte ich die nötige Bettschwere erreicht, um trotz der Unterhaltung von eben einschlafen zu können, und das nahm ich nun in Angriff. Wortlos und schweigend, denn ich hätte ohnehin nicht gewusst, was ich noch sagen sollte.

    "Wenn ich mich recht erinnere, gab es bei der Kandidaturrede den ein oder anderen, der ihr kritisch gegenüber stand, und es fielen in diesen Hallen weitaus schlimmere Formulierungen als jene, die veröffentlicht worden sind." Und ich hatte bei dem Artikel bereits den Rotstift angesetzt und ihn vermildert.
    "Bezüglich deines anderen Einwandes, Senator Purgitius, möchte ich dich bitten, dich bis zur Debatte zur Neuwahl des auctor zu gedulden. Es gibt einiges, das ich in diesem Zusammenhang dann gern vorbringen möchte."

    Ich nickte, und ich sah Ursus eine ganze Weile wortlos an. Weshalb es ein schlechter Zeitpunkt sein sollte, erschloss sich mir nicht ganz. Würde er bleiben, konnte er auch nicht dafür sorgen, dass Iuno uns endlich gewogen war, oder dass Celerina bei keinem Sklaven mehr liegen würde. Und mir konnte er ohnehin nicht beistehen. Das war eine Sache, die ich ganz allein auszutragen hatte, und die Bestrafung des Parthers war dahingehend zuwenigst schon eine Genugtuung gewesen. Gerade jedoch fragte ich mich, wie er mir mittels der Entferunung helfen wollte. Ein Runzeln entstand auf meiner Stirn, dann schüttelte ich langsam den Kopf. "Nein, Titus. Ich wüsste nicht, wie. Aber ich weiß dein Angebot zu schätzen. Es wäre das Einfachste, wenn sich endlich Nachwuchs einstellen würde." Über alles andere würde ich dann hinwegsehen können. Ich blinzelte und sah einen Moment lang nachdenklich auf die freie Fläche des Schreibtisches vor mir.


    Hernach richtete ich den Blick wieder auf Ursus. "Brauchst du noch Begleiter? Für die Reise, meine ich. Ich könnte dir ein paar custodes mitschicken. Mir wäre wohler, angesichts der Tatsache, dass Septima mit dir reist", bemerkte ich.

    Celerina klang alles andere als begeistert. Und ich war froh, dass es zu dunkel war, als dass sie meine finstere Grimasse hätte sehen können. Im Grunde hatte sie sich nicht zu beklagen. Selbst wenn ich ihr mit der Wahrheit vor den Kopf stoßen würde, so wäre immer noch sie es gewesen, die mir einen Bastard als Erben verkauft hätte, nicht ich. Und dass sie das getan hätte, davon war ich überzeugt. Ich mochte zwar einen Sohn haben, doch zählte er nicht, sofern er nicht ihrem Schoße entsprang.


    Die angenehme Erschöpfung von eben war dahin, nun vollendsm da sie den Wink mit dem Parther verstand und schnippisch reagierte. Gewollt oder nicht, hörte ich den Vorwurf heraus und presste zuerst einmal meine Lippen aufeinander, um in meiner keimenden Verärgerung darüber nichts Unbedachtes zu sagen. "Gut. Es wird in seinem Sinne sein, die Finger bei sich zu behalten", erwiderte ich einen Moment darauf in die Dunkelheit, und das würde ich diesem Sklaven mit Sicherheit auch noch einschärfen. Er würde unweigerlich das Schicksal des Parthers teilen und schlimmer, sollte ich Kenntnis erlangen von gewissen...Tätigkeiten, zuwenigst, was die Zeit betraf, bis es einen Erben gab - was hoffentlich nicht mehr allzu lange auf sich warten ließ.


    Schweigen breitete sich wieder aus. Die Stellen, an denen Celerina und ich aneinander lagen, waren warm und schwitzig. Ich spürte sie neben mir in meinem Arm atmen, fühlte, wie sich ihre Brust sachte hob und senkte. Dunkelheit umgab uns wie Nebel, legte sich über uns. Ich fühlte mich eingepackt in zähe Watte. Und ich schwieg. Ich sagte nichts mehr zu Siv, noch zu dem Gallier. Und weil ich fürchtete, dass Celerina in dieser Nacht erneut darauf zu sprechen kommen mochte, begann ich, mit dem Daumen der Rechten sanft über ihre Brust zu streicheln, suchte, sie abzulenken und das Gespräch vergessen zu machen. Ich rückte wieder näher an sie heran, drehte mich auf die Seite und damit ihr zu. Ich gab mir Mühe und hoffte, sie möge von Erfolg gekrönt sein.