Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Zitat

    Original von Áedán
    Sämtliche Südfrüchte knicken wir mal.


    Warum? Einen Zitronenverschnitt gab es bereits, die Zitronatzitrone. Zwar nicht vergleichbar mit unseren heutigen Zitronen, aber immerhin. Zu den Südfrüchten zählt übrigens auch der Granatapfel, den es zu der bespielten Zeit schon gab.


    Allerdings gab es Pomeranzen offensichtlich noch nicht, zumindest datiert die Wikipedia auf etwa 300 nach Christus - in unserer WiSim finden sie afair aber Verwendung.


    edit: Warum in die Ferne schweifen, wenn die (Teil-)Antwort so nah liegt...

    Zitat

    Original von Germanica Calvena
    Bereits die Ägypter haben für ihre Pharaonen Feigen und Datteln in Sirup aus Palmblütensaft eingelegt. Römische Frachtschiffe brachten in Honig kandierte Früchte in kostbaren Amphoren vom vorderen Orient nach Rom, wo sie als Höhepunkt raffinierter Genüsse zu den Gastmählern der Antike gereicht wurden.


    Quelle


    Ansonsten gab es wohl auch Süßholz (zum Kauen, nicht zum Raspeln).

    Sie pflichtete mir bei, und ich seufzte leise. So würden mir also weitere Erklärungen erspart, mein Gewissen jedoch weiterhin belastet bleiben. Zumindest hatte ich Sivs Rückkehr angekündigt. Ich schloss die Augen wieder, wollte auf den Schlaf warten, der sich hoffentlich bald einstellte. Doch Celerina bohrte weiter. Ruhe würde sich an diesem Abend wohl nicht mehr einstellen. Ich schwieg. Eine Antwort hatte ich bereits im Kopf, und doch kam sie mir vor wie eine Lüge, obgleich sie eigentlich keine war. Immerhin verschwieg ich lediglich einen Teil der Wahrheit, statt selbige zu verdrehen.


    "Sie war eine gute Sklavin, die sich die Freiheit verdient hat", sagte ich schlussendlich zu Celerina. Gewiss klang das abschließend, und wir beide wussten, dass sich andere Sklaven dieses Hauses mindestens ebenso sehr verdient gemacht hatten wie Siv, wenn nicht sogar noch mehr. Verglichen mit anderen war Sivs Zeit als Sklavin doch recht kurz gewesen, weswegen diese Aussage hinkte. Vermutlich wussten wir das beide, und doch hoffte ich, dass Celerina es darauf beruhen ließ und nicht weiter nachfragte. Ich überlegte kurz. Angriff war bekanntlich die beste Verteidigung, also sprach ich den neuen Sklaven an, den Celerina erstanden hatte, und dem ich am darauffolgenden Tag auftragen würde, einen Termin bei Flavius Furianus zu arrangieren. "Wie gedenkst du eigentlich, deinen neuen Sklaven einzusetzen?" fragte ich ein klein wenig spitz. Sie sollte die geschlagene Brücke zu dem Parther erkennen, ohne dass ich direkt darauf anspielte. Vielleicht biss sie an und verschonte mich mit weiteren Fragen, zuwenigst vorerst.

    Celerina schwieg, und das Schweigen war mir schnell unbehaglich. Ich schürzte in der Dunkelheit die Lippen. Hier ging es nur um den Garten und Sivs grünen Daumen, sagte ich mir. Es konnte auch dabei bleiben. Ich musste nicht preisgeben, was mich seit Tagen beschäftigte. Und je länger sich das Schweigen zog, umso mehr war es Antwort auf meine Worte, in Stummheit verpackte Ablehnung. Mehr noch als ihre Worte im Anschluss dann implizierten. Ich unterdrückte ein Seufzen. "Ja", sagte ich schlicht und ignorierte die indirekte Frage. "Sie kennt den Garten und die Pflanzen darin bereits. Es wäre keine Einarbeitungszeit vonnöten, und die Gefahr, dass mehr zerstört als gepflegt wird, ist so gut wie nicht vorhanden. Das wäre anders, wenn wir einen Gärtner anstellen, der kaum mit der flora umzugehen weiß, erklärte ich und wartete dann, den Blick zur Decke gerichtet, die in der Dunkelheit über uns verborgen war. Ich haderte mit mir selbst, mehr preiszugeben oder aber es zu lassen, und ich wusste nicht, welcher Weg der bessere war - nur, welcher einfacher war, und bisher ging ich selbigen. Langsam legte ich einen Arm um meine Frau.

    War es ein Zufall, dass man Livianus das Rederecht erteilte, bevor ich an der Reihe war? Denn ich selbst hatte nach meinem Gespräch mit Seiana ebenfalls darum gebeten, heute sprechen zu dürfen, und es ging sogar um dasselbe Thema, die Acta Diurna. Ein wenig irritiert wandte ich meinen Blick dem consul zu, der meinen Blick jedoch nicht bemerkte, sodass ich meine Aufmerksamkeit nun dem Decimus zuwandte.


    "Senator Decimus, als auctor kann ich dir bestätigen, dass jeder einzelne der veröffentlichten Artikel meinen Schreibtisch passieren muss, ehe er veröffentlicht wird. Ich sah weder in diesem noch in dem letzten Artikel eine Diffamierung deiner Person oder deiner Familie. Von einem mutwilligen Schlechtreden der Decimer würde ich hier nicht sprechen, zumal in besagtem letzten Artikel dein Sohn Serapio lobend erwähnt wurde und die Wortwahl zudem nicht negativ war", sagte ich. Nicht umsonst war der Konjunktiv eine der geläufigsten und beliebtesten Verbmodi der Zeitung, eben weil man über Möglichkeiten mutmaßte, nicht deren Wahrsein behauptete. Außerdem war seine Nichte nicht nur die lectrix, sondern auch meine Klientin.
    "Was § 7.2 des codex universalis und die damit verbundene Wahl des auctor betrifft, beantrage ich, selbige nach hinten zu stellen. Der consul mag bestätigen, dass ich den Antrag für eine Neuwahl ohnehin heute noch stellen wollte."

    Ich zog einen Mundwinkel hinauf, als ich merkte, dass mein Versprechen nicht sonderlich viel an der Situation änderte. Und es machte mich einerseits ein wenig traurig, dass Siv mir nur so zögerlich vertraute, andererseits musste ich mir gegenüber nun einmal eingestehen, dass ich in der Vergangenheit nicht eben viel getan hatte, dass ein blindes Vertrauen diesbezüglich verdiente. Gar nichts, um genau zu sein. Diese Gedanken bescherten mir einen scharfen Beigeschmack, noch mehr Würze zu der ohnhin abenteuerlichsten Suppe aus Erkenntnis und Vorwürfen, Schmerz und Chaos, die ich je gekostet hatte. Ich hätte ihr gern mehr versprochen, doch dass ich überhaupt etwas versprach, was in diese Richtung lief, grenzte für mich selbst schon an ein Wunder, wie auch immer Siv es geschafft hatte, das zu bewerkstelligen. Zu mehr Zugeständnis war ich in diesem Moment einfach nicht fähig, nicht dazu, mehr von mir offenzulegen und nicht dazu, ein paar Tage näher zu spezifizieren.


    Gewiss bemerkte ich das Erstaunen, das Siv ergriff, als ich nach dem Jungen fragte, ihn vielmehr verlangte. Das war ein weiteres Pfefferkorn, und allmählich wurde die Brühe ungenießbar - und ich selbst damit weniger experimentierfreudig, was meine emotionale Belastung anging. Ich wünschte mir fast, nichts gesagt zu haben, nur um ihren irritierten Blick nicht länger ertragen zu müssen. Doch Siv verschwand und ließ mich allein zurück. Sie ging nur ein paar Schritte, doch während sie ihren Sohn holte, fuhr ich mir abgespannt durchs Haar und strich mir durchs Gesicht. Ich atmete tief durch. Und dann war sie zurück und trug den Knaben auf dem Arm. Sie war hübsch, wie sie ihn ansah, trotz der Augenringe und des strähnigen Haars. Ich sah Siv jedoch nur kurz an, dann glitt mein Blick zu dem Kind auf ihren Armen. Er hatte ein kleines Köpfchen mit wenig Haar und winzige Finger, nicht einmal halb so dick wie der kleinste an einer Männerhand. Alles an ihm war eine Miniatur, selbst die Wimpern, die ich entdeckte, als ich ein wenig näher an Siv heran trat und auf das Kind in ihren Armen hinunter sah. Ich schwieg, schlagartig befallen von einer bisher ungekannten, beklemmenden Nervosität - was, wenn er fiel? Wenn ich etwas falsch machte, und seine kleinen Extremitäten sich verbogen und brachen, weil ich ungewollt zu grob war? Ich sollte ihn besser nicht halten. Es war gut, wenn er bei Siv blieb. Besser, als wenn ich etwas falsch machte. Zögerlich hob ich eine Hand, näherte sie seinem Kopf und verhielt unschlüssig schwebend in der Luft. Wie damals. Wie in ihrem Zimmer, als ich nachts gekommen war, um ihn zu sehen. Dasselbe Gefühl schnürte mir die Kehle zu, ließ einen erwzungen ruhigen Ausdruck auf meinem Gesicht entstehen. Ich blickte aus den Augenwinkeln in Sivs Gesicht, sah die Liebe, die dort stand, wenn sie den Knaben ansah...und berührte dann mit aller nötigen Vorsicht die wirr abstehenden Haare Finns, die sich seidig wie eine Feder anfühlten. Schließlich legte ich ihm die Hand auf den kleinen Kopf, verbarg ihn damit fast vollständig. "Finn." Ich fühlte mich, als berührte ich ein rohes Straußenvogelei, nur dass es warm war und Haare hatte und sich bewegte. Denn Finn nieste in jenem Moment, ein hohes, beinahe raschelndes Geräusch, dass mich sofort veranlasste, hastig die Hand fortzunehmen und Siv erschrocken anzusehen.

    Auf dem Rücken liegend, mit hinter den Kopf verschränkten Armen, dämmerte ich langsam fort. Das Rascheln neben mir nahm ich zwar wahr, doch machte ich mir nicht mehr die Mühe, die Lider zu heben und nachzuschauen, was Celerina tat. Sie würde doch bestimmt bald einschlafen oder schlief bereits. Doch weit gefehlt. Nicht verzagen sollten wir. Ich blinzelte mit einem Auge, griff neben mich und zog die Decke heran, denn kühl wurde es langsam doch. Mit den Händen zog ich sie über uns, mit den Füßen breitete ich sie auch unten über uns. Dann hob ich einen Arm, damit Celerina zu mir kommen konnte, wenn sie mochte. Ich sagte nichts darauf, und ich bemerkte auch nicht, dass es ihr zu schaffen machte, der Gedanke, vielleicht nicht schwanger zu werden. Denn es war bereits dunkel, eine durchschnittliche römische Nacht, und die Vorhänge verbargen ihre feuchten Augen vor dem spärlichen Mondlicht und damit vor meiner Wahrnehmung. Daran, was ich tun würde, wenn diese Kinderlosigkeit weiterhin anhielt, dachte ich nicht, zumindest nicht gegenwärtig. Ich musste wohl tatsächlich ein schlechter Ehemann sein, sogar jetzt, in dieser friedlich anmutenden, nächtlichen Situation, dass ich nichts von dem bemerkte, was meine Frau beschäftigte. Was schlicht daran lag, dass ich schläfrig war, also brummte ich nur zustimmend. Ich verzagte nicht. Ich schlief nur ein.


    Im nächsten Moment allerdings, kurz bevor mein Geist vollends in die wattigen Nebel des Schlafes glitt, durchschnitt Celerinas Stimme erneut die Behaglichkeit. Und ich war schlagartig hellwach. Ihre Frage, so unschuldig sie auch gestellt war, ließ mich an Siv denken, nicht an den Garten. Ich sah in die Dunkelheit, spürte Celerina neben mir und war mir der vorbeifließenden Zeit vollauf bewusst. Zehn Sekunden vergingen, dann zwanzig. Ich räusperte mich, damit sie nicht dachte, ich sei bereits eingeschlafen. Und ärgerte mich gleich im Anschluss, dass ich mich nicht schlafend gestellt hatte. "Er sieht schlimm aus", pflichtete ich zunächst einmal bei. Und das lag nicht nur an dem wild und querbeet gestalteten Eckchen, das ich Flora zähneknirschend eingeräumt hatte. Celerinas Frage, das erkannte ich jetzt, räumte mir die Möglichkeit ein, die Sprache unkonstruiert auf Siv zu lenken. "Ich hatte Brix gebeten, Ausschau nach einem Gärtner zu halten, nur..." Ein Räsupern. "Nun ja, es scheint niemanden zu geben, der qualifiziert genug wäre." Was genau genommen auch nicht weiter verwunderlich war, denn der aurelische Garten mutete recht exotisch an. "Ich denke, ich werde Siv bitten, wieder für uns zu arbeiten", sagte ich schlussendlich vorsichtig. Dann lauschte ich auf Empörung, auf Wut, Anschuldigung oder Gekeife. Ich war mir sicher, dass eines davon sogleich auf mich einprasseln würde.

    Eine ganze Weile sagte Ursus nichts, zeigte keine Reaktion. Dann jedoch wirkte er schockiert, und wer hätte ihm das verübeln können? Ich suchte sein Gesicht nach Mitleid ab, doch entweder war dort keines oder er verbarg es zu gut, als dass ich es hätte sehen können. Wir standen einander gegenüber, er ein kleines Stück kleiner als ich. Ich hätte erwartet, dass er seine Frau ausklammerte, doch das tat er nicht. Er schwor auf Iuppiters Stein, auf das Höchste, auf das ein Mann schwören konnte, und das beruhigte mich. Würde er diesen Schwur brechen, mochte der Göttervater ihn strafen, wie er es bei jenen tat, die einen Eid auf Iuppiter den Stein leichtfertig brachen. Ich atmete tief ein, stieß die Luft seufzend wieder aus und fühlte mich ausgemergelt. "Noch ich", bemerkte ich trocken. Zumal der Parther mir auch nicht als Gefahr dahingehend vorgekommen war. "Er muss sie verhext haben", murmelte ich und drehte mich so, dass ich mich rücklings an den Schreibtisch lehnen konnte, die Hände seitlich neben mir an die Tischplatte gelegt. Anders konnte ich es mir nicht erklären. Auf Ursus' Worte bezüglich der Gerüchteküche ging ich gar nicht weiter ein, sondern schüttelte nur kurz abgehackt den Kopf. Es war gleich, weshalb ein Sklave derart bestraft wurde, solange bekannt war, dass eine solche Strafe nur bei einem schweren Vergehen durchgeführt wurde. Und das war bekannt im Haus. Warum also rechtfertigen, wieso lügen, auch wenn es nur halb gelogen war?


    Ich seufzte erneut, nun wieder etwas ruhiger. Im Gegensatz zu Ursus, der eben offenbarte, dass er in dieser Situation uneins gewesen wäre. Ich schnaubte leise. Das konnte ich kaum glauben. Oder er hätte den Sklaven, der es gewagt hätte, seine Frau verführen, zu Tode gekuschelt. Ursus war nicht eben für eine harte Hand bekannt, was Sklaven anbelangte - was gewiss nichts schlechtes war, doch meiner Ansicht nach sollte der Stand nicht außer acht gelassen und nicht stets das Gute im Menschen gesehen werden. Wozu das führte, hatte man schließlich an Phraates gesehen, dem ich sogar so weit vertraut hatte, dass ich ihn als Bote nach Mantua geschickt hatte. Wieder schüttelte ich den Kopf. "Wäre er mir direkt nach ihrem Geständnis in die Finger gefallen - ich hätte ihn eigenhändig erwürgt", bemerkte ich nüchtern und sah Ursus dann erneut an. "Sie wird es nicht wieder tun. Ich habe ihr Wort. Mein Erbe wird auch der meine sein."

    Sivs Gesicht war eine Mischung aus Unsicherheit und Skepsis, mit Trauer und Angst vermengt zu einer Maske die ihr nicht stand und die ich an ihr nicht mochte. Erst recht nicht, wenn ich nicht die Augen davor verschließen konnte, dass ich es war, der den Auslöser dafür darstellte. Gepaart mit dem Zustand, in dem sie sich befand, flößte mir dieser Ausdruck Sorge ein und ein denkbar schlechtes Gewissen, dass ich sie nicht sofort mitnahm, zurück in das Leben, das um so vieles angenehmer sein musste als, nun ja, dieses hier, auch wenn Uland und Ferun sich nach Kräften bemühten. Doch was diese Mühe wert war, bewies wohl auch die Tatsache, dass der Germane mit seiner Familie zurück in die Heimat wollte.


    Ich hob die Hand bis unter Sivs Kinn, berührte sie flüchtig mit Zeige- und Mittelfinger, um sie zum Aufschauen zu bewegen. Mein Gesicht verriet nun nicht mehr viel, abgesehen von der Zuneigung darin. "Versprochen", sagte ich und hatte keine Ahnung, wann es soweit sein würde. War mein Vorhaben eben noch so unerschütterlich gewesen, Celerina am selben Abend noch alles offenzulegen, dachte ich nun eher an den morgigen Tag. Das mochte in der Tat feige sein und ausweichend, doch musste ich meine Worte schließlich mit Bedacht wählen. Wie sehr die Gedanken dabei an eine Ausrede grenzten, erschloss sich mir in jenem Moment nicht. Meine Gedanken waren auch recht schnell an einem ganz anderen Ort, nämlich hier. Wenn ich schon Tabula Rasa machte, dann fehlte etwas ganz Entscheidendes. Ich wandte den Kopf nach rechts, wo das Licht aus einer kleinen Öllampe inzwischen spärliche Sicht ermöglichte. "Ich möchte ihn halten", sagte ich unvermittelt und blickte Siv wieder an. Denn wenn nicht hier, wo sonst sollte mir das möglich sein, ohne mir selbst gegenüber das schlechte Gewissen zu haben, ihn anerkannt zu haben? Natürlich war das Humbug, denn es gab weder aussagekräftige Zeugen, noch konnte und wollte ich ihn tatsächlich annehmen. Doch wenn mich in der villa jemand mit Finn sehen würde - sehen würde, wie ich ihn hielt - so wäre das Gerede groß. Denn warum sollte sich ein patrizischer Senator um das Kind einer Freigelassenen scheren?

    Unversehens fand sich meine Hand dort wieder, wo zuvor noch lediglich mein Blick geruht hatte. Sie hob und senkte sich sachte im Einklang mit Celerinas Atem, und ich sah darauf hinunter. Ich wünschte mir in jenem Moment, dieselbe Zuversicht zu haben wie sie. Und doch war alles, woran ich einen Moment lang denken konnte, die tiefe Frustration, die wir beide empfunden hatte, als ihre letzte Blutung eingesetzt und damit alles Hoffen zunicht gemacht hatte. Sie aus einem anderen Grund als ich, denn an jenem Tag hatte ich von dem erfahren, was der Parther getan hatte. Ich wandte den Kopf und sah hin zu dem Schälchen auf ihrer Anrichte, aus dem ein dünnes Fähnchen weißer Rauch aufstieg. Ob es wohl parthisches Räucherzeug war? Nein, daran sollte ich nicht denken. Ich atmete tief ein, wandte mich Celerina wieder zu und musterte ihr Gesicht einen Moment.


    "Warten wir ab, bevor wir hoffen", erwiderte ich nur. Selbstverständlich wollte ich einen Sohn - welcher Römer wollte das nicht? Nur war das Hoffen umso schlimmer, wenn man sich zu sehr darauf versteifte, dass es geklappt hatte. Und das hatte es nun einmal nicht - in all den Monaten unserer Ehe hatte die Göttin uns nicht ihre Gunst angedeihen lassen. Auf Celerina mochten meine Worte vielleicht pessimistisch wirken oder anklagend, doch ich meinte, was ich gesagt hatte. Und wenn sich herausstellte, dass die Blutung ausblieb, wäre ich der Letzte der sich nicht freuen würde. Ich entzog meine Hand Celerinas und drehte mich auf den Rücken, wo ich die Arme bequem mit einem Seufzen unter dem Kopf verschränkte. Ich dachte an nichts Bestimmtes, wurde nur langsam schläfrig. Heute Nacht würde ich wohl nicht in mein Zimmer zurückkehren, sondern hier bleiben, bei Celerina.

    "Es hat mir auch niemand sonst von Veränderungen berichtet, Titus. Du bist der erste, dem etwas aufgefallen ist." Und vermutlich auch der einzige, aber das sagte ich nicht laut. Mir war lediglich Charis aufgefallen, doch ihr Verhalten war nichts Ungewöhnliches, wenn man bedachte, dass sie und dieser verlauste Parther etwas miteinander zu schaffen gehabt hatten, das über das normale Maß an Freundschaft hinaus ging. Ich sah Ursus verdrießlich an. Ich hörte ihn förmlich mit Septima darüber sprechen, wie er ihr vom gescheiterten Gespräch erzählte, und dass er nicht herausgefunden hatte, was Phraates getan hatte, dass eine derart schwere Bestrafung rechtfertigte. Angespannt mahlten meine Kiefer aufeinander. Es ging mich nichts an. Es ging mich einfach nichts an, das sagte ich mir in Gedanken. Und ich sah fort von meinem Neffen, heftete den Blick auf die Solitärpflanze, welche die Iunia angezogen hatte.


    Ursus' Worte tropften in meinen Geist. Was wusste er schon? Es ließ sich allzu leicht Hilfe anbieten, wenn man vom wahren Ausmaß der Misere nicht einmal ansatzweise etwas ahnte. Ich sog langsam die Luft ein und gab mir Mühe, dignitas und gravitas nicht verlustig zu gehen. Doch war die Wut einmal angefacht, konnte ich mich ihr nur schwerlich entziehen. Statt also Ursus wieder anzusehen, stand ich abrupt auf und lehnte mich mit ausgestreckten Armen und auf die Hände gestützt über den Schreibtisch, ihm zu. "Er kann von Glück reden, dass er seine Manneskraft noch besitzt!" fauchte ich ihm laut entgegen und starrte Ursus durchdringend an. Schnaubend richtete ich mich auf und stand zwischen Stuhl und Schreibtisch. Zornig auf mich selbst, weil ich nun doch das Geheimnis preisgegeben hatte, wutgetrieben, wandte ich mich ab und begann damit, rastlos neben dem Schreibtisch auf und ab zu gehen. Ursus war nicht dumm, er würde eins und eins zusammenziehen können und zum richtigen Ergebnis kommen. "Du wirst das niemandem erzählen, Titus. Niemandem. Nicht deinen Sklaven, nicht deiner Frau", sagte ich gepresst. Ich wollte ganz sicherlich nicht, dass eine solche Geschichte in Rom die Runde machte. Ich blieb neben Ursus stehen und sah zu ihm hinunter. "Du wirst niemandem sagen, dass meine Frau mir Hörner aufgesetzt hat. Mit einem Sklaven! Dass sie mir einen Bastard in die Wiege gelegt hätte, ohne mit der Wimper zu zucken. Schwöre es, Titus! Wenn deine Worte wahr sind, dann schwöre. Auf Iuppiters Stein." Vielleicht war da ein Funken Panik in meiner Stimme. Vielleicht war es auch nur die Furcht vor dem Gerede, das sich unweigerlich an eine solche Information anreihen würde, erst recht, wenn man sie Sklaven und Frauen zugänglich machte, die für ihr loses Mundwerk nun wirklich bekannt waren.

    Ich reagierte nicht, als sie nachfragte. Ich sah sie nur weiterhin an. Ein klein wenig kränkte mich diese Frage zunächst, so vollkommen ungläubig, wie sie sie gestellt hatte. Wäre ich denn hier, wenn ich mir lediglich einen Scherz erlauben wollte? Würde ich mich denn selbst damit gängeln, wenn ich nicht wollte, dass sie wieder in meiner Nähe lebte? Ich blinzelte kurz und ließ den Blick abgleiten, musterte die schäbige Einrichtung flüchtig, ehe ich Siv wieder ansah. Sie hatte ja doch recht. Ich hatte lange gebraucht, um mich für einen Weg zu entscheiden. Die Wahl war auf den weitaus schwierigeren gefallen, der zugleich jedoch weniger schmerzhaft zu sein versprach. Wieder dachte ich an Celerina. Ich würde Siv nicht gleich mit mir nehmen können. Abgesehen davon, dass ich mit Celerina reden musste - wenn ich es über mich brachte -, hätte es Uland und seine Familie gehörig vor den Kopf gestoßen.


    Ich trat einen kleinen Schritt zurück und fing Sivs Rechte ein. "In ein paar Tagen", sagte ich und sah sie an. "Ich muss erst noch..." Blinzelnd hoch ich die linke Hand und fuhr mir abgespannt übers Gesicht, die Stoppeln kratzten leise. "Titus zieht aus, es ist ein wenig chaotisch derzeit im Haus", wich ich aus und sah Siv erst danach wieder an. Die Hand ließ ich langsam sinken. "Er wurde zum Legaten ernannt. Und ich muss mit ihr reden. Mit Celerina." Ein Gespräch, auf das ich mich nicht freute. Es wäre angenehm gewesen, Siv einfach zurückzuholen, ohne im Vorfeld große Erklärungen abzugeben. Vielleicht würde ich mich auch für diese Variante entscheiden. Vielleicht hatte ich auch genügend Achtung vor ihr, um Rede und Antwort zu stehen. Ich musste es herausfinden, und im Idealfall tat ich das, bevor Siv wieder einzog. Sie und mein Junge - und als ich an ihn dachte, wurde das Schweigen meiner Frau gegenüber immer verlockender. Und doch wäre es wohl feige gewesen. Obgleich es das Privileg eines römischen Mannes war.

    So war es denn gut, dass Ursus nicht dachte. Denn schließlich hatte ich ihn nicht mit Commodus verglichen, sondern nur an jenen denken müssen. Die Umstände waren andere, das Resultat nach außen hin war vorerst dasselbe - so entstanden Missverständnisse. Rom bot dieser Tage keinen unbegrenzten Platz und auch keine unendliche Menge an Wohnraum, erst recht nicht für junge Männer, die zumeist früh zur Heirat gedrängt wurden und demnach kaum Bares voirzuweisen hatten, da sie eben erst begannen mit ihrer Karriere. Doch gab es hierfür schließlich die Familien, die einander stützten und trugen, wenn es denn gewünscht war, und das war es meistens. Ursus hingegen war kein junger Mann am Anfang seiner Karriere mehr, er hatte nun einen prestigeträchtigen Posten inne, und obwohl es meiner Meinung nach wenig Sinn machte, ein prächtiges Haus in Rom zu halten, das die meiste Zeit des Jahres unbenutzt herumstand und in Schuss gehalten musste, wo doch der Legat selbst eigentlich bei seiner Truppe zu sein hatte, war es sein Bier, was er mit diesem Geld anfing. Mir selbst hätte es nichts ausgemacht, Septima und seine Leute während ihrer Besuche in Rom hier aufzunehmen, vermutlich ebenso wenig wie Durus nicht bereit dazu gewesen wäre. Für eine Haussuche wäre immer noch genügend Zeit gewesen, wenn er seine Zeit als Legat beendet und wieder heimgekehrt wäre. Doch das war seine Sache, und ich würde den Pluto tun und ihm hineinreden.


    "In Ordnung. Dann wünsche ich dir ein gutes Gelingen dabei", wünschte ich ihm tatsächlich und fragte mich insgeheim, wie er einen möglichen Ausbau beaufsichtigen wollte, wenn er fernab in Mantua weilte. Gewiss konnte man Sklaven beauftragen oder einen Hausverwalter einspannen, doch war es immer etwas anderes, wenn man selbst vor Ort nach dem Rechten sehen konnte. Ich legte mir eine Hand in den Nacken und seufzte leise, dann verengten sich meine Augen, als er diesen parthischen Bastard ansprach. Sicherlich würde Ursus erkennen, dass dies nicht unbedingt ein Gesprächsthema war, das mir behagte oder das ich von selbst gewählt hätte. Ich musterte ihn scharf, legte dann mit einem Ruck meine Hände nebeneinander vor mich auf die Platte des Schreibtisches. "Mir sind keine solcher...Unsicherheiten bekannt", erwiderte ich zunächst reserviert, und in der Tat hatte Brix nichts hiervon verlauten lassen, und zumindest meine Sklaven und jene, mit denen ich häufig zu tun hatte, waren in ihrem Verhalten unverändert. Dennoch stellte sich mir die Frage, ob Brix mir etwas verheimlichte oder aber Ursus falsche Schlüsse gezogen hatte. Ich entschied mich für letzteres, denn Brix empfand ich nach wie vor als loyal. "Ich werde mich nicht rechtfertigen für diese Bestrafung, Titus. Erst recht nicht vor Sklaven, weder vor deinen noch vor meinen. Dir sei versichert, dass die Strafe gerechtfertigt war." Das war alles, was ich dazu zu sagen hatte in diesem Moment. "Celerina hat mir erzählt, dass du deswegen auch bei ihr gewesen bist", fuhr ich fort. Und meine Frau und ich waren uns einig gewesen, dass er viel zu weichherzig war, was das anbelangte.

    Ich fuhr mir mit dem Handrücken über die schweißfeuchte Stirn. Mit vollkommener Klarheit nahm ich das Laken unter meinem Körper wahr, rauh auf der Haut, hörte ich das rasche Atmen meiner Frau neben mir. Hitze staute sich zwischen Bett und Rücken, eine gerade noch erträgliche Wärme, feucht und leicht klebrig. Ich stieß den Atem aus, ließ ihn zitternd verebben, wälzte mich einen Moment später dann auf die Seite und stützte meinen Kopf in die Hand. Solchermaßen liegend, sah ich Celerina an, die neben mir lag und entspannt wirkte. Es fiel mir nicht mehr so schwer wie noch vor ein paar Wochen, mich ihr gegenüber liebevoll zu geben, mich fallen zu lassen, auch wenn ich es niemals ganz tun konnte. Immer war ein Rest der Habachtstellung allgegenwärtig und doch nur in meinem Kopf vorhanden und nach außen hin unsichtbar. Vielleicht war es deshalb anstrengender als sonst, vielleicht auch nicht. Vielleicht war es das Wissen, welches ich seit ein paar Tagen mit mir herumtrug, das schwer auf mir lastete und mich fühlen ließ, als hockte ich auf zwei Stühlen und doch auf keinem schwankungsfrei.


    Mein Blick glitt an Celerinas Gesicht ab, wanderte tiefer, über ihren Hals und das linke Schlüsselbein, über die Brustwarze bis hin zu ihrem Bauch. Dort verweilte er. Ohne einen Grund legte ich ihr meine Linke auf die flache Bauchdecke. Ich stellte mir vor, wie sich mein Samen dort gerade niederließ, wie das Kind in Celerina einen weichen und samtigen Platz suchte und dort wuchs, bis es groß und stark genug war für die Geburt. Ein wenig verzog ich den Mundwinkel, denn als ich mir dieses Kind vorstellte, hatte ich das Bild Finns im Kopf. Ein Junge - natürlich wäre es einer. Mein Erbe. Ich sah auf, blickte Celerina an und seufzte leise. Hoffentlich war Iuno uns hold. Ich betete dafür.


    Ahala war kurz vor dem Abendmahl gegangen. Wir hatten in trauter Runde gegessen, danach hatte ich mich noch für eine Stunde zum Arbeiten zurückgezogen. Celerina war irgendwann gekommen, um mich abzuholen. Anders konnte man es nicht bezeichnen, sie war unmissverständlich gewesen, und das hatte mir durchaus zugesagt. Nun lagen wir nebeneinander, und ich fragte mich, ob sie wohl denselben Gedanken nachhing wie ich.

    Seuthos
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    Der Hieb mit dem Dreizack brachte dem Gegner nicht viel mehr als einen halbherzigen, oberflächlichen Kratzer bei - wenn überhaupt. Seuthos ärgerte sich erneut, versuchte aber, das Gefühl zu unterdrücken. Es war nicht gut, wenn man damit kämpfte, denn dann wurde man fahrig und unkonzentriert und ließ sich nur mehr von seiner Wut leiten. Und dann passierte das, was ihm nun passierte. Er riss an seinem Netz, um Ursus das Schwert zu entreißen. Doch statt demselben kam ihm sein ganzer Gegner entgegen.


    Seuthos zögerte eine Sekunde zu lang. Er konnte nicht mehr beiseite treten, und außerdem hätte er dann sein Netz aufgeben müssen. Zwar versuchte er noch, sich mit einem kurzen Satz nach hinten in Sicherheit zu bringen und das Netz irgendwie heil aus der Affäre zu ziehen, doch der Schild seines Kampfgefährten traf ihn vor die ungeschützte Brust. Mit einem Keuchen entwich die Luft aus seinen Lungen, vom Aufprall wurde sein Kopf zurückgeschleudert. Seuthos biss sich auf die Lippe, und als er rücklings im Staub der Arena landete, bekam die Menge das erste Blut zu sehen, das er neben sich spuckte. Sein Netz hatte er starr umklammert, auch wenn es nun das Schwert wieder freigegeben hatte. Seuthos spuckte erneut grimmig auf den Boden und platzierte mit einem Schwung seinen tridens am Bein des secutor - hoffentlich! Gleichzeitig rappelte er sich herum und wollte aufspringen, um kein zu leichtes Ziel zu sein.

    Häufig nach Rom kommen? Bei diesen Worten runzelte ich die Stirn ein wenig. Von Mantua bis Rom war es nicht eben ein Katzensprung, einmal abgesehen davon, dass das Reisen nicht eben ungefährlich war. Aber sie war Ursus Frau, nicht meine, und er würde ihr sicherlich eine Horde Wachen mitschicken, wenn er sie schon hin und her reisen ließ. Eine castra war ohnehin kein Ort für eine Frau, das hatte ich immer schon so gesehen, auch während meines eigenen Tribunats, und ich sah es jetzt nicht anders.


    Bei dem, was darauf folgte, erwiderte ich zunächst nichts. Es war eine enorme Geldverschwendung - zumindest meiner Ansicht nach - ein Haus zu kaufen und womöglich nocht herrichten zu lassen, dass einerseits nur einen Steinwurf entfern von unserem Geburtshaus stand, andererseits den Ansprüchen eines Senators und Patriziers gerecht wurde. "Wie willst du es bewerkstelligen, in den paar Tagen bis zu eurem Aufbruch ein Haus zu finden und zu kaufen, Titus?" fragte ich neutral, statt eine Meinung abzugeben. Es schien mir ein unmögliches Vorhaben, denn immerhin bedeutete das auch, mit Kind und Kegel auszuziehen, und selbst wenn man viele fleißige Sklavenhände für diese Arbeiten hatte, so musste man doch Anweisungen verteilen, das Packen beaufsichtigen und parat sein. Es gab eigentlich nur eine Erklärung: Ursus hatte bereits ein Haus an der Hand oder zumindest eine Auswahl getroffen. Ich schob absent eine Wachstafel auf meinem Schreibtisch gerade, bis sie im rechten Winkel zur Tischecke lag. "Ich habe das bisher mit niemandem außer Celerina besprochen, Titus, aber ich hatte ohnehin geplant, das Haus umbauen zu lassen." Ich sah meinen Neffen an. "Wenn du denkst, dass es das Richtige ist, dann tu es, Titus", sagte ich schlussendlich aufgeräumt. Ich würde keinen Sesterz darin investieren. Das war die Sache nicht wert. Und Häuser, die einerseits den Ansprüchen genügten, andererseits frei waren, gab es in Rom ohnehin kaum. Als die villa Aurelia errichtet worden war, war sie noch ein Haus gewesen, das am Stadtrand gelegen hatte. Inzwischen war Rom gewachsen, das Herz der Stadt schlug eben schnell und Veränderungen waren da ganz natürlich.


    Der Gedanke, dass Titus und seine Frau mit ihren Sklaven auszog, hatte dennoch etwas. Es lief nicht eben gut, zumindest zwischen ihm und mir, und wir eckten immer wieder an. Zumindest unter diesem Gesichtspunkt war es wohl vorteilhaft. Andererseits widerstrebte mir eine Teilung der Familie, wie sie damals bei Commodus stattgefunden hatte, zutiefst. Sie war das Letzte, was ich wollte. Es war stets mein oberstes Ziel gewesen, die Familie zu schützen und vor Unheil zu bewahren, und das war mir nicht mehr in dem Umfang möglich, wenn Ursus auch auf längere Sicht hin auszog. Ich schwieg, nachdenklich darob, und strich mir abwesend mit einer Hand über die Stoppeln am Kinn.

    Ein Sklave hatte mich als den Ädilen Marcus Aurelius Corvinus vorgestellt, gleich nachdem die junge Iuliern zu uns gestoßen und ihrerseits vorgestellt worden war. Es gehörte sich so, und ich musste meinem nomenclator nicht erst zunicken, damit dieser diese Regel der Höchlichkeit einhielt. Der Blick des Flaviers mutete säuerlich an, was mir meinerseits nur noch mehr Schwierigkeiten verursachte, das Schmunzeln zurückzuhalten. Er schien sich nicht allzu wohl zu fühlen in seiner Haut, und ich beschloss, das zu tun, was ihm - nun nach meiner Einladung der Dame - nicht mehr so einfach möglich war, ohne unhöflich zu wirken.


    Ich warf einen demonstrativen Blick auf das Feuer, in dem sich Papyrus und Pergament wellten und mit schwarzen Ecken vor sich hin kokelten, dann räusperte ich mich. "Nun denn, ich glaube, meine Anwesenheit hier ist nicht länger vonnöten. Iulia, es war nett, dich kennenzulernen. Purgitius, Flavius. Ich verabschiede mich." Jeder der drei erntete ein Nicken zum Gruße, das letzte galt meinem Anhang, der sich gemeinsam mit mir wieder in Bewegung setzte. Auf zum nächsten Termin.

    Der Name sagte meiner Frau gewiss etwas. Ich hatte ihn sicher in dem Zusammenhang erwähnt, dass er sein tirocinum fori bei mir absolvieren würde. Oder doch nicht? Ein wenig unsicher darob runzelte ich die Stirn, und das Stirnrunzeln vertiefte sich gleich nochmas, als sie Peristyl und Garten - und damit einen Gärtner - ansprach. Ich schwieg, scheinbar nachdenklich, doch eigentlich überlegte ich nur fieberhaft, ob ich nun vielleicht Sivs Namen ins Spiel bringen sollte. "Gut, ich denke..."


    Ich liebte Ahala regelrecht dafür, dass er mir die Entscheidung, über Siv zu reden, abnahm. Umso erfreuter sah ich ihm entgegen. "Ah, salve, Tiberius! Meine Frau Celerina kennst du?" stellte ich sie vor, froh, über den perfekten Zeitpunkt, zu dem er aufgetaucht war. Ich deutete auf einen dritten Korbsessel, einer von zwei freien, die noch um den runden Tisch platziert waren. "Bitte, nimm Platz." Ich wartete, bis er eben dies getan hatte. Ein Sklave eilte, um einen weiteren Becher zu organisieren. "Wie geht es deinem Vater? Ich habe es zur letzten contio des collegium pontificium leider nicht geschafft. Aber ich habe ihn heute Vormittag in Senat gesehen." Leider hatte sich keine Gelegenheit ergeben, mit Durus zu sprechen, da mich nach der Sitzung ein Klient voll und ganz in Beschlag genommen hatte. Natürlich interesssierte mich auch Laevina, seine Frau. "Aber es ist gut, dass du es heute einrichten konntest. Ich habe da eine Aufgabe, bei der du uns helfen kannst." Hier sah ich kurz zu Celerina und hernach wieder zu Ahala. "Wir planen einen Umbau des Hauses."