Beiträge von Marcus Aurelius Corvinus

    Ich hatte sie nicht angefahren. Zumindest in meinen Augen nicht. Das war eine ganz normale Frage gewesen, auch wenn ich doch angespannt war, wie sie vermutlich bemerkte. Trotz allem gab ich mir große Mühe, nicht zu viel zu zeigen, auch wenn das nur schwerlich machbar war. Ich klappte den Mund auf, um etwas Beschwichtigendes zu sagen, doch Flora hatte sich schon herumgereht und sauste regelrecht davon.


    Kurz darauf war ich allein. Cimon war gegangen und auch Flora hatte ich erfolgreich verscheucht. Die Gänge des Hauses waren dunkel, und obwohl sich hinter der Tür etwas abspielte, was meinen Magen hüpfen und sich unangenehm drehen ließ - obwohl dort jemand war - fühlte ich mich plötzlich einsam. Ich blieb nicht lange dort stehen, vor der Tür im dunklen Gang. Siv mühte sich drinnen ab, und ich konnte nichts tun. Ich hoffte nur, dass die Griechin wusste, was sie tat. Dass Sofia vergessen hatte, nach dem Arzt zu schicken, war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst. Ich hörte nur Siv drinnen keuchen und wie die anderen ihr Mut machten. Und dann ging ich, floh von dem Zimmer, in dem sie gerade unser Kind auf die Welt brachte, und ging Flora hinterher, um mich zu entschuldigen und nicht allein sein zu müssen.

    Schnell waren die Laute aus Sivs Zimmer hinter mir zurück geblieben, und bald war nichts mehr zu hören. Ich stand vor Floras Zimmer. Sie war schon wieder eingetreten, sofern sie direkt zurück hierher gegangen war. Ich lehnte kurz die Stirn an den kühlen Holzrahmen der Tür, schloss die Augen und seufzte. Dann klopfte ich an. "Flora?" Zum Glück hatte mir Cimon unwissentlich auf die Sprünge geholfen und ich riss so nicht Floras Schwester aus dem Schlaf.


    Was eben passiert war, war zu schnell für mich gegangen. Frauen schwankten bekanntlich des Öfteren in ihrer Stimmung, besonders in regelmäßigen Abständen. Aber ich hatte eigentlich normal geklungen. Angespannt vielleicht, aber nicht anklagend oder so schnippisch, wie sie mir ihre Antwort entgegengeschleudert hatte. "Kann ich herein kommen?" Sie würde doch ganz gewiss mit mir rechnen und mit niemand anderem, deswegen sagte ich nicht noch einmal, dass ich es war, der Einlass begehrte.

    Timon, Zimon, Cimon - was machte das schon für einen Unterschied? Ich zuckte nur mit den Schultern, entschuldigte mich allerdings nicht oder berichtigte mich. Er hatte nichts gesehen, weil er nicht hingeschaut hatte. Gut, das war in Ordnung, damit konnte ich leben, auch wenn es schon ein klein wenig enttäuschend war, dass er mir nichts berichten konnte. Aber immerhin hatte er sie nicht angegafft. Flüche hatte er gehört. Unwillentlich musste ich kurz grinsen. Das war typisch für Siv. Ich widmete mich wieder Narcissa, die in ihrem Aufzug doch etwas fehl am Platze wirkte. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Cimon mich anstarrte. Ich sah ihn an, und er senkte den Blick. Dann sah ich wieder zu Narcissa, und er sah mich wieder an. Ich ruckte mit dem Kopf herum und er senkte den Blick. Was war das für ein seltsamer Kerl! Mit tief gerunzelter Stirn betrachtete ich ihn und beschloss, ihn einfach ersteinmal zu ignorieren. Von drinnen kam ein neuerlicher Schrei.


    "Und dann läufst du im Nachthemd durchs Haus?" fragte ich sie und deutete auf das epiphane Gewand, das sie trug. "Siv bekommt das...ihr Kind. Und du solltest schnell wieder in dein Bett zurückgehen." Angriff war bekanntlich die beste Verteidigung, auch wenn mir selbst nicht ganz klar war, warum ich das gerade dachte. Ein weiterer Schrei zerriss die nächtliche Stille, auch wenn er, gedämpft durch das Holz der Tür, nur leise zu hören war. "Komm. Ich bringe dich in dein Zimmer zurück." Das war an und für sich eine gute Idee. Und außerdem bot sie mir eine recht passable Fluchtmöglichkeit. Ich wandte mich zu Cimon. "Du gehst schlafen. Und ich möchte nicht, dass du Sivs Zimmer allein betrittst", sagte ich zu ihm. Ich wusste nicht warum, aber ich traute ihm nicht. Dafür verhielt er sich in meinen Augen zu seltsam. Ich wollte nicht, dass Siv mit seinem seltsamen Gehabe gestört wurde. Auffordernd sah ich von ihm zu Narcissa. Oder war es doch Flora? Ich hatte eindeutig zu wenig mit den zweien zu tun, um sie gut auseinander halten zu können.

    Ich hatte schlecht geschlafen und war ob dessen müde. Seit dem Aufstehen schon hatte ich mich mehr schlecht als recht konzentrieren können, und um ein Haar hätte ich den Termin der contio sogar versäumt, wenn nicht Pyrrus mich daran erinnert hätte. Das Eröffnungsritual erschien mir heute besonders langwierig, vermutlich weil es mir schwer fiel, die angemessene Behäbigkeit nach außen hin darzustellen, ohne einzudösen. Und schließlich eröffnete Menenius die Sitzung, und erst jetzt fiel mit auf, dass Durus nicht anwesend war.


    Decimus Duilius Verus war der erste, der sich zu Wort meldete und damit die leisen Unterhaltungen übertönte, die bei der Information eingesetzt hatte, dass Durus einen Unfall gehabt hatte. "Was ist denn geschehen?" Eine Frage, die ich selbst gestellt hätte, wenn der Duilier mir nicht zuvor gekommen wäre. Interessiert verfolgte ich die Antwort auf diese Frage und nahm mir vor, Laevina bald zu schreiben, die sicherlich mit ihrem Ehemann dorthin gereist war.


    Ad
    Iunia Serrana
    casa Iunia in Roma



    M. Aurelius Corvinus Iuniae Serranae s.d.


    Du wirst hiermit über deine erfolgte Ernennung zur aeditua in Kenntnis gesetzt, deine Ernennungsurkunde hängt diesem Dokument an.


    Der Tempel der Minerva* am Nervaforum wird vorerst dein Haupteinsatzgebiet sein, doch scheue nicht davor zurück, Iunia, auch in anderen Tempeln auszuhelfen, so dies erforderlich sein wird. Eine Koordination der aeditui untereinander ist diesbezüglich ausdrücklich erwünscht. Das collegium pontificium wird nur im Schlichtungsfalle entsprechend eingreifen und leiten. Sollte es diesbezüglich zu unklärbaren Gegebenheiten kommen, so wende dich bitte jederzeit vertrauensvoll an meine Person. Ich werde das Anliegen dann weiterleiten.


    Eine baldestmögliche Aufnahme der Arbeit deinerseits ist gewünscht.


    Mögen die Unsterblichen dich behüten.


    Für den cultus deorum
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    - senator et pontifex -




    ROMA, ANTE DIEM XIII KAL MAR DCCCLX A.U.C. (17.2.2010/107 n.Chr.)


    Sim-Off:

    * SimOff wie besprochen




    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH


    IUNIA SERRANA
    ET
    GERMANICA CALVENA


    ZU


    AEDITUI
    - pro Italia -


    - DCCCLX AB URBE CONDITA -



    gez. i.A. des pontifex pro magistro
    Marcus Menenius Lanatus

    - REX SACRORUM -


    Ad
    Germanica Calvena
    casa Germanica in Roma



    M. Aurelius Corvinus Germanicae Calvenae s.d.


    Du wirst hiermit über deine erfolgte Ernennung zur aeditua in Kenntnis gesetzt, deine Ernennungsurkunde hängt diesem Dokument an.


    Der Tempel der Iuno Moneta* wird vorerst dein Haupteinsatzgebiet sein, doch scheue nicht davor zurück, Germanica, auch in anderen Tempeln auszuhelfen, so dies erforderlich sein wird. Eine Koordination der aeditui untereinander ist diesbezüglich ausdrücklich erwünscht. Das collegium pontificium wird nur im Schlichtungsfalle entsprechend eingreifen und leiten. Sollte es diesbezüglich zu unklärbaren Gegebenheiten kommen, so wende dich bitte jederzeit vertrauensvoll an meine Person. Ich werde das Anliegen dann weiterleiten.


    Eine baldestmögliche Aufnahme der Arbeit deinerseits ist gewünscht.


    Mögen die Unsterblichen dich behüten.


    Für den cultus deorum
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    - senator et pontifex -




    ROMA, ANTE DIEM XIII KAL MAR DCCCLX A.U.C. (17.2.2010/107 n.Chr.)


    Sim-Off:

    * SimOff wie besprochen




    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH


    IUNIA SERRANA
    ET
    GERMANICA CALVENA


    ZU


    AEDITUI
    - pro Italia -


    - DCCCLX AB URBE CONDITA -



    gez. i.A. des pontifex pro magistro
    Marcus Menenius Lanatus

    - REX SACRORUM -

    Ich betrachtete Cimon mit gerunzelter Stirn und leicht zusammen gekniffenen Augen, während er sprach. "Hm", bemerkte ich anschließend. Das hörte sie nun nicht so an, als ob es einer Sanktion bedurfte. Die Worte des Sklaven fügten allerdings noch eine weitere Empfindung hinzu zu dem emotionalen Karussell, das sich ohnehin schon in mir drehte. Zu Nervosität, Verärgerung und Erstaunen mischte sich nun noch eine Art dumpfe Unruhe, die ich nicht in Worte fassen konnte. Ein Cocktail, den ich nicht kannte und mit dem ich nicht gut umgehen konnte.


    "Dann sage mir, Timon", begann ich und war ganz der Meinung, dass dies der Name war, der mir im Gedächtnis hängen geblieben war, "hat Siv etwas gesagt? Und erzähl mir, was du gesehen hast." Aufmerksam wartend sah ich den Nubier an. Zeitgleich kam ein Gespenst um die Ecke, das sich kurz darauf als Narcissa herausstellte. Verwirrt, sie zu dieser nachtschlafenden Zeit hier zu sehen, sah ich sie an. Mein Blick glitt an ihrer Gestalt hinab und wieder hinauf. "Was machst du denn so spät noch auf?" wunderte ich mich. Und noch dazu in diesem Aufzug! Ihre Frage ignorierte ich erst einmal. Das Messer war ganz vergessen.

    Ich nickte zufrieden. "Nun, dann bleibt mir nichts weiter, als deinen Wunsch weiterzuleiten. Du wirst in Kürze deine offizielle Ernennung schriftlich erhalten. Bis dahin musst du dich leider nocht gedulden, auch wenn es schwerfällt", sagte ich und zwinkerte der Germanica zu. "Dann wünsche ich dir noch einen schönen Tag. Flavius, du bleibst noch?" Zu Piso gewandt sandte ich einen fragenden Blick, und als dieser bejahte - was er zweifellos tun würde - nickte ich auch ihm zu, überlies es Durmius noch, sich zu verabschieden, und verließ das Tempelgelände gemeinsam mit ihm in Richtung des Quirinal.

    "Leider hört es sich nur so an", erwiderte ich schmunzelnd und machte mich auf den Angriff bereit, der auch recht bald kam. Macer versuchte es links. Ich war ein wenig zu langsam, sodass er mich recht gut greifen konnte. Allerdings suchte auch ich mir irgendwo Halt und bekam beidseitig seine Oberarme zu fassen. Ich stemmte die Füße in den Sand und mich selbst gegen Macers Kraft. Wenn er jetzt geschickt hebelte, wäre ich aus dem Gleichgewicht. Dann hing es davon ab, ob ich mich fangen konnte oder strauchelnd im Sand landen würde. "Du könntest mit deiner Frau Urlaub machen. Wirkt Wunder, habe ich mir sagen lassen", schlug ich vor, ohne zu ahnen, dass es mich selbst auch demnächst treffen würde und ich mir selbst verordnen würde würde, mit Celerina zwei Wochen in die Ferien zu fahren. Ich stemmte mich noch ein wenig weiter gegen Macer. Vielleicht konnte ich ihn nach hinten schieben und so zu Fall bringen.

    Hatte ich das eben richtig gesehen? Die Lippe des Nubiers konnte doch unmöglich vor Angst gezittert haben, oder doch? Ich warf dem Sklaven einen neuerlichen Blick zu. Ursus hatte ihn zu seinem Leibwächter gemacht, das bedeutete doch ganz gewiss, dass er wusste, wie er mit seinen Muskeln umzugehen hatte. Aber dass der muskulöse Sklave hier an Ort und Stelle in Tränen ausbrechen würde, wollte ich nicht glauben. Das würde mein Bild von einem Leibwächter wohl schnell zerstören.


    Die Griechin indes verlangte nach einer Obsidianschneide. Mit sowas konnte ich nicht dienen, abgesehen davon, dass sie ihre Bitte in einem Ton vorbrachte, den ich zutiefst missbilligte. Sie befahl es regelrecht. Ohne noch etwas zu erwidern, hatte ich dir Tür geschlossen. Wofür brauchte sie überhaupt ein solch scharfes Messer? Misstrauisch betrachtete ich die Tür, während der Sklave gerade seine Entschuldiung vorbrachte. Erneutes Keuchen setzte drinnen ein. "Ja ja ja", moserte ich Cimon zu und winkte ab, ohne ihn anzusehen. Viel zu interessant waren die Vorgänge in dem Zimmer, vor dem wir standen. Ein Schrei durchbrach das Keuchen, dann war es wieder still. Ich wusste, dass Frauen Schmerzen litten, wenn sie gebaren, aber dass sie derart schlimm waren, hatte ich nicht geahnt. Wie froh war ich in diesem Moment, dass ein Mann nichts damit zu schaffen hatte.


    Schließlich wandte ich mich um und betrachtete den Sklaven eingehend. Er stand ein wenig seltsam da, fand ich. Es sollte wohl gebeugt und dennoch gerade sein, aber was er damit beabsichtigte, blieb mir verborgen. Vielleicht tat ihm etwas weh. "Wieso warst du dort drinnen? Bei einer Geburt sollen keine Männer anwesend sein, das ist eine Angelegenheit unter Frauen", wollte ich wissen. Dann fiel mir ein, dass eben auch ich selbst dort drinnen gewesen war. Nun ja, aber das hatte immerhin einen Grund gehabt, rechtfertigte ich vor mir selbst.

    Siv fing an zu lachen. Sie lachte! Ich blinzelte - eben noch entsetzte, nun absolut irritiert - und versuchte mit Blicken herauszufinden, warum sie lachte. Ehe ich jedoch noch etwas sagen konnte, wurde ich derart von der Griechin angefahren, dass ich sie im ersten Moment nur vollkommen irritiert anstarren konnte. Im nächsten schon zogen sich meine Brauen verärgert zusammen. Ungebildete Barbaren? Wenn hier jemand ein Barbar war, so war sie das, die nicht einmal den Anstand gehabt hatte, bei mir vorstellig zu werden, obwohl sie unter meinem Dach wohnte! Und was war das überhaupt für ein Unsinn mit Artemis? Siv brauchte genauso sehr den Beistand der Candelifera, der Carmenta, Deverra und der Decima! Nicht zu vergessen die Hilfe von Edgeria, Lucina, Ops, der Partula und erst recht nicht zu vergessen den Schutz der Iuno selbst! Ich wollte genau das scharf erwidern. Aber mir blieben die Worte ungesagt in der Kehle stecken, als sie fragte, was ich hier wollte und ob ich es besser konnte. Ob wir es besser konnten. Ich hatte da Gefühl, dass alle mich anstarrten, und was mich sonst nicht im Mindesten tangiert hätte, machte mich nun unsagbar verlegen.


    "Ehm. Nein", erwiderte ich nach einer gefühlten Ewigkeit in meinen Ohren beinahe kleinlaut. In Wirklichkeit kam es allerdings recht trocken heraus. Ich streifte noch kurz Siv, deren draller Körper sich unter der tunica so deutlich abzeichnete, als ob sie vollkommen nackt gewesen wäre, dann richtete ich meinen Blick auf Cimon. "Du. Komm mit." Ich fuhr auf dem Absatz herum, griff wieder nach der Klinke und wartete, bis Cimon aus dem Zimmer sein würde, um dann die Tür hinter ihm und mir zu schließen. Eine Widerrede würde ich in gar keinem Falle dulden. Er hatte nicht das Recht, Siv so zu sehen, hatte ich beschlossen. Erst recht nicht, wenn auch ich sie so nicht sehen durfte - was an sich schon kurios genug war, immerhin war die Griechin nur ein Gast und Siv bekam mein Kind, was außer ihr und mir jedoch nur Brix wusste. Bis jetzt, hieß das. Was die Zukunft brachte, war ungewiss.


    Mit Ursus' Sklaven hatte ich bisher kaum ein Wort gewechselt. Es mutete befremdlich an, dass nun ausgerechnet jetzt der Zeitpunkt gekommen schien, diesen Umstand zu ändern. Jedoch hatte er Informationen, die ich nicht hatte, und ganz nebenbei sollte er Siv nun einmal so nicht sehen. Meine Nervosität war inzwischen in Verärgerung umgeschlagen, auch wenn ich mit Mühe gab, mich selbst im Zaume zu halten. Ich schloss die Tür hinter dem Nubier und sah ihn erst einmal nur finster an.

    "Hmm." Ich überlegte. Ein Anliegen hatte ich sonst nicht, allerdings hatte ich auch zuvor keines gehabt. Immerhin war ich hier, weil IMbrex mich um eine Unterredung gebeten hatte. Seine Frage mutete daher um ein Haar wie ein Rauswurf an. Ich sah es ihm allerdings nach. Er war vermutlich doch noch enttäuscht wegen seiner Nichtwahl. Da war es nur verständlich, dass er lieber allein sein wollte. "Nein, ich habe sonst nichts. Ich werde bald das erste Treffen ansetzen. Ich lasse dich dann rufen", bemerkte ich noch und erhob mich. "Wie sieht es eigentlich mit deiner Bildung aus, was das Kursangebot der schola Atheniensis hier in Rom anbelangt? Ich hörte, sie bieten jetzt einen weiterführenden cursus an, der die Ausrichtung und den Ablauf von Spielen zum Thema hat. Wäre das etwas für dich?" fiel mir dann doch noch etwas ein und ich sah stehend zu Imbrex hinunter.

    Sofia verschwand, und sie war noch nicht ganz aus dem Raum heraus, als Septima sich an ihrem Getränk verschluckte und prustend kicherte. Jemand reichte ihr schnell ein Tuch, und grinsend verfolgte ich, dass es ihr ein wenig peinlich zu sein schien. "Ja, das hätte ich allerdings auch gern gesehen", pflichtete ich ihr bei. Die Unternehmung war jedoch sicherlich ohnehin ins Wasser gefallen. Bekanntlich schwamm so ein Teppich ja nicht, erst recht nicht mit ein paar Soldaten darauf.


    Sofia kehrte rasch zurück und platzierte nun einen Honigtopf auf dem Tisch, ebenso wie eine große Schale dampfenden Hirsebrei, den sie einem Küchensklaven aus den Händen nahm. Dann war sie schon wieder verschwunden, und ich wandte mich Celerina zu. Herrje, ich hatte vollkommen vergessen, dass ich diesen Oleanderbusch einst von ihr erhalten hatte! Betreten musterte ich sie, als ein Sklave sich räusperte. "Aber Herrin, es war doch nur ein wenig Pis-" "Ganz recht", bemerkte ich und wedelte den namenlosen Sklaven davon. "Er wird schon nicht eingehen davon. Immerhin wurde gestern kein Spargel serviert", versicherte ich ihr. Augenscheinlich wollte sie meinen halbvollen Becher mit Weidenrindenaufguss gegen die Kopfschmerzen nicht trinken. Ich deutete ein Schulterzucken an und trank wieder selbst davon, auch wenn noch keinerlei Wirkung zu spüren war.


    Auf Septimas Frage konnte ich ihr nur mit einem leicht verschämten Blick antworten. "Um ehrlich zu sein: Ich habe nicht den blassesten Schimmer. Als ich heute früh geweckt wurde, war ich überrascht, dass ich in meinem Bett lag. Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist dass ich mit jemandem getrunken habe. Nur wer das war und wie ich den Weg in meine Gemächer gefunden habe, ist wie aus meinem Kopf gefegt." Ich ließ mich zu einem kurzen Grinsen hinreißen und zuckte dann mit den Schultern. Allfällig war es sogar eine Frau gewesen, mit der ich gezecht hatte.

    Nach etwas wenig Tatendrang sah es zwar schon aus, wie der Duccius hinein kam, aber ich wollte ihm den wenig energischen Gang nicht gleich als Arbeitsunlust auslegen, als ich aufsah. Ich deutete einladend auf die noch freien Plätze an dem Tisch, an dem ich saß. "Guten Morgen Duccius. Setz dich doch. Ich wollte..." Da öffente sich bereits zum zweiten Mal die Tür und Imbrex trat ein. "Ah", bemerkte ich erfreut und deutete auch ihm an, sich doch zu setzen. "Wie passend. Ich wollte euch miteinander bekannt machen. Das ist Publius Imbrex, mein Vetter zweiten Grades. Er absolviert in diesem Amtsjahr sein tirocinium fori bei mir. Publius, das ist Titus Duccius Vala. Er unterstützt mich seit ein paar Tagen als scirba. Ich hoffe, wir werden erfolgreich miteinander arbeiten." Ich entstapelte zwei weitere Becher und füllte sie mit vermischtem Wein. Meine Worte waren sowohl Hoffnung als auch Bitte in einem und würden hoffentlich auch so verstanden werden.


    "Gut, fangen wir also an." Ich sah auf meine Tafel herunter, auf der bereits einige Notizen standen. "Das, was wohl am meisten Planung bedarf, ist wohl die Ausrichtung der Spiele. Es sollen Wagenrennen stattfinden. Ich dachte an die Equirria Im März, aber vermutlich ist das etwas kurzfristig. Eventuell könnte man auch die Megalesia zum Anlass nehmen und Spiele zu Ehren der Mater Magna veranstalten. Das hängt davon ab, wie viel Zeit die Planungen in Anspruch nehmen, deswegen gilt es, realistisch zu schätzen." Ich sah von Imbrex zu Vala. "Die factiones müssen angeschrieben werden, jemand muss sich um die Terminabstimmung mit dem circus maximus kümmern. Und ich hätte gern ein Gladiatorenspektakel. Mir liegen bereits zwei Angebote vor, eines von einer Schule im Norden Italias und eines aus Südgallien, aber ich denke, wir sollten in jedem Falle auch die Gloria et Honor in Hispanien anschreiben. Um die Koordination mit dem cultus werde ich mich selbst kümmern. Es steht ohnehin demnächst eine contio an. Soviel zu den Spielen", sagte ich und blickte wieder auf die Tafel. "Ah, ja. Ich würde für den ANTE DIEM VIII KAL MAR DCCCLX A.U.C. (22.2.2010/107 n.Chr.)* eine Marktinspektion ansetzen und zumindest einen von euch gern dabei haben. Die Agrippathermen werde ich in naher Zukunft auch noch einmal besuchen, geschäftlich, versteht sich." Ich hielt inne und überlegte. Das war für den Anfang vielleicht ein wenig viel Information. Ich schmunzelte ertappt und ließ die beiden ersteinmal zu Wort kommen.



    Sim-Off:

    edit: Ja, das Sternchen machen und dann die Erklärung vergessen... Also: * Das Datum ist optional: Ich werd in den kommenden Tagen einfach einen Thread anfangen. :)

    Mitternacht war schon lange vorbei, sicherlich eine, wenn nicht sogar zwei Stunden. Ich hatte versucht, mich hinzulegen, den Versuch aber recht bald wieder aufgegeben. Das würde sich spätestens bei der morgigen Senatssitzung räuchen, aber es war mir einfach nicht möglich, genügend Ruhe zu finden um einzuschlafen. Nach einer erfolglosen Stunde im Bett stand ich also wieder auf, um eine ganze Weile unruhig durch mein Zimmer zu tigern, wo niemand mich dabei beobachten konnte. Das alles erinnerte mich selbst an ein Huhn, dem man den Kopf abgeschlagen hatte. Hühner, die auf diese Weise getötet wurden, liefen noch eine Weile - wortwörtlich kopflos - weiter umher, bis sie mit zuckenden Gliedern strauchelten und dann reglos liegen blieben. Leider wollte sich bei mir die Reglosigkeit rein gar nicht einstellen.


    Ich hatte zunächst überlegt, ob ich nach Siv sehen sollte. Das war noch vor der cena gewesen. Allerdings hatte ich mich dagegen entschieden und stattdessen nur Brix aufgetragen, mich zu benachrichtigen, wenn das Kind auf der Welt war oder etwas Unvorhergesehenes passieren würde. Bis kurz vor Mitternacht hatte ich nichts von ihm gehört, und auch die Sklaven, die ich fragte, wussten nichts zu berichten. Deswegen war ich dann ins Bett gegangen, nachdem ich mich ein zweites Mal dagegen entschieden hatte, nach Siv zu sehen. Geburten waren eine Sache, welche die Frauen besser unter sich ausmachten. Das wusste ich, und im Grunde war es mir nur recht so. Als dann jedoch der Schlaf sich nicht einstellen wollte und die Gedanken immer wieder um die Situation kreisten, die in Sivs Zimmer vorgehen musste, dauerte es nicht lange, bis ich meine Meinung änderte. Wenn es derart lange dauerte, dann war etwas nicht so, wie es sein sollte. Oder nicht? Frauen bekamen ihr Kind, wenn es kam, und dann sollte alles wieder in Ordnung sein. Ich hatte angenommen, dass es sich um zwei, maximal drei Stunden handeln konnte, ehe Siv dann glücklich, schlank und zufrieden mit einem Kind im Arm bei mir auftauchen würde. Aber sie war nicht gekommen. Sie nicht und niemand sonst. Gut, vielleicht war sie zu müde. Aber dann hätte dennoch jemand mir bescheid geben müssen.


    Die Unruhe hatte mich fester im Griff als zuvor. Zunächst hatte ich überlegt, Celerina zu besuchen, das aber recht schnell verworfen. Ihr wäre die Nervosität sicherlich aufgefallen, und ich hätte nicht gewusst, was ich erklären sollte. Und jetzt war der Entschluss gefasst, nach dem Rechten zu sehen. Niemand konnte mir das verweigern, immerhin war es immer noch mein Haus. Ich hatte mich also wieder angekleidet - an Schlaf war nicht mehr zu denken - und war durch das dunkle Haus zielstrebig auf das Zimmer zugeschritten, das man Siv gegeben hatte. Ich hob eben die Hand, um zu klopfen, da erklang von drinnen ein Stöhnen, dicht gefolgt von einem herzzerreißenden Schrei. Ich klopfte gar nicht erst an, sondern stürmte direkt in den Raum hinein.


    Mit der Klinke in der Hand und einer sperrangelweit geöffneten Tür blieb ich dicht hinter der Schwelle stehen und betrachtete die Situation, die sich mir bot. Flammen flackerten in der plötzlich entstandenen Zugluft. Weißer Weihrauchqualm stieg in verwirbelten Schlieren zur Decke auf. Eine Menge Sklaven scharte sich um Siv und die Griechin, die Ursus' Gast war. Wir hatten uns zum Essen schon einige wenige Male gesehen, uns aber nur flüchtig unterhalten. Und Ursus' Sklave stand dort, als der einzige Mann im ganzen Raum. Ich sah ihn kurz finster an, dann glitt mein Blick zu Siv, die ziemlich verkrampft und in gewisser Weise verbogen dort kauerte und mit schmerzverzerrtem und gerötetem Gesicht keuchte. Das Haar klebte ihr feucht am Kopf. Ich starrte sie entsetzt an. "Was... Fehlt ihr was? Geht es dir gut?" stammelte ich, entsetzt über die Situation und nur wenig, eigentlich gar nicht souverän.

    Ganz offensichtlich schien sie doch sehr über den Spruch nachzudenken. Vielleicht bekam sie mehr heraus als ich, der ich inzwischen versuchte, den Orakelspruch nurmehr als Resultat einer unsinnigen Geldausgabe zu betrachten. Es konnte unmöglich direkt auf uns zugeschnitten sein, was dort auf der Tafel stand. Ganz bestimmt erhielt hier jeder dritten einen solchen verqueren Orakelspruch, immerhin schien er ja auf alles zu passen, woran man nur zu denken wagte. Da Celerina ganz offensichtlich - und zu meinem Glück - keinen Mitteilungsbedarf bezüglich einer Interpretation des Spruches zu haben schien, widmete ich mich auf dem Rückweg ganz unverfänglichen Themen. So fragte ich sie beispielsweise nach der Farbe des Kleides, das sie gern hätte, machte ihr Komplimente zu ihrer Frisur oder sprach über das Wetter. Es war, wider Erwarten, ganz schön anstrengend, aber immerhin gab ich mir Mühe, und so gelang es mir, die Zeit bis zum Einkauf irgendwie zu überbrücken.

    Puteoli. Ich war hier noch nie gewesen. Von dem, was ich allerdings bisher so gesehen hatte, war das aber auch nicht unbedingt schlimm gewesen. Der Markt hier war wie der in Rom, nur ein wenig kleiner. Die Geschäfte konnte ich nicht beurteilen, allerdings schien es hier weniger exklusiv zu sein als in Rom - dafür eben auch übersichtlicher und weniger teuer. Ich selbst ließ den Großteil meiner Kleidung von einem vertrauensvollen Sklaven besorgen. Neben der Zeit, die ich nicht zum Einkaufen verschwenden wollte, fehlte mir auch die Lust, mich stundenlang in engen Läden herumzudrücken um dann mit Stangenware nach Hause zu gehen. Was die Togen betraf, kam der Schneider direkt in die villa. Immerhin sollten die auch entsprechend sitzen und angemessen aussehen.


    Heute hatte ich mich allerdings selbst verbannt. Die Sänfte hatte Celerina und mich in das Feriendomizil gebracht, und von dort aus waren wir mit einer Kutsche nach Puteoli gefahren. Das ging weitaus schneller als mit einer Sänfte und sparte nicht nur uns Zeit, sondern den Sklaven wunde Füße. Am Stadtrand waren wir dann wieder auf eine Sänfte umgestiegen, die uns soeben am Südende des Marktes absetzte. Einer der Träger half Celerina beim Aussteigen, ich kletterte hinterher und bot ihr dann meinen Arm. "Wo möchtest du zuerst schauen?" fragte ich sie ergeben.

    Aus dem Misstrauen wurde recht schnell ein prüfender Ausdruck, und dann rutschten die Brauen hinauf. Siv. Das Kind kam. Augenblicklich hämmerte mein Herz wuchtiger gegen den Brustkorb. Ich starrte Sofia nur an und wandte dann blinzelnd den Blick ab. Unbestimmt richtete ich ihn auf den Siegelring an meiner Hand. Eigentlich hätte man von Tag zu Tag damit rechnen müssen, dass das Kind kam, immerhin war es schon eine ganze Weile soweit, wenn man Sivs Aussagen glaubte und die Unförmigkeit ihres Körpers maß. Ich hatte mich schon gefragt, wie groß der Ballon noch anschwellen würde, den sie mit sich herum trug. Aber dass das Kind jetzt kam, war dennoch wie ein Schlag für mich. Ich sammelte mich und sah Sofia an. "Wie...lange dauert sowas denn? Bis es da ist?" fragte ich mit belegter Stimme. Sofia würde das vermutlich nicht auffallen, so aufgeregt wie sie war. "Und wo ist sie jetzt? Es muss jemandem bescheid gesagt werden." Sie konnte das Kind unmöglich allein auf die Welt bringen. Römische Frauen hatten stets einen ganzen Stall an Helferinnen im Zimmer, wenn sie ihre Kinder gebaren.


    Ich merkte erst, dass ich aufgestanden war, als ich mich beim Herumgehen an der Schreibtischecke stieß und kurz das Gesicht verzog. Eine ungekannte Aufregung hatte von mir Besitz ergriffen. Bedauerlicherweise ließ sie sich nicht beiseite drängen, so sehr ich das auch versuchte. Ich war mit einem Mal nervös und fahrig, zwang mich aber, mich an den Schreibtisch zu lehnen. Leise klopften meine Fingerkuppen auf das dunkle Holz, und als ich auch das bemerkte, versteckte ich die Hand in den Falten der tunica, die ich trug. "Du gehst Brix bescheid sagen. Er soll einen iatros herholen, sofort. Und dann gehst du Dina, Saba, Arsinoe und Charis holen. Ihr geht zu Siv und tut, was man ebenso tut." Auch wenn ich keine Ahnung hatte, wie man einen Schwangeren half, das Kind zu bekommen. Eine verscheuchende Bewegung sollte Sofia auf die Sprünge helfen.


    Bona Dea, das Kind kam. Mein Kind. Der Blick flatterte für einen kurzen Moment im Raum umher, bis der Weinkrug ihn einfing. Kurz darauf hielt ich einen Becher unverdünnten Wein in leicht zittrigen Händen und versuchte, mich zu beruhigen. Es war etwas ganz Normales, dass ein Kind nach einer Weile auf die Welt kam. Es würde schon schief gehen. Und wenn es da war, wäre es munter und gesund. Aber ein gewisser Zweifel blieb, ebenso wie die Unruhe, die sich trotz des Weines nicht drosseln lassen wollte.

    Quarto war princeps der Blauen, Ursus der der Goldenen. War Macer noch der Kopf der Roten? Ich saß über einer Wachstafel und überlegte. Viel zu lange hatte ich nicht mehr einem Rennen beigewohnt, noch lange mich nicht mit den Rennställen beschäftigt. Ich gab relativ schnell auf und beschloss die Verantwortung für die Anschreiben an die Köpfe der Rennstelle ganz bequem einem meiner scribae zu überlassen.


    Ich hatte die Tafel eben zusammengeklappt und beiseite geschoben als es klopfte. Mein Mund klappte auf, um denjenigen, der vor der Tür stand, hereinzubitten, da flog die Tür auch schon regelrecht auf und Sofia platze hinein. Ich schloss den Mund und seufzte. Es war ja eigentlich klar gewesen, dass sie es war. Mäßig begeistert sah ich sie an. Es war soweit. Ahja. Misstrauisch betrachtete ich Sofia, die ganz aus dem Häuschen schien. "Das ist schön, Sofia", bemerkte ich. "Wenn du jetzt noch die Güte hättest, mir zu sagen, was genau soweit ist?"