Deron musste sich zusammenreißen, um nicht zurückzuzucken, als die hornige Hand des Magiers die - selbstverständlich ebenfalls geklauten - Phiolen aus Glas von seiner Handfläche nahm. Die Haut des Mannes wirkte stellenweise wie der rissige Boden eines ausgetrockneten Wasserlochs in der ägyptischen Wüste. Deron hatte so etwas Ähnliches schon einmal gesehen. Die hygienischen Verhältnisse waren in Rom an und für sich nicht sonderlich gut, aber in der subura waren sie widerwärtig. Krätze hatte die Krankheit geheißen, welche die alte Livilla gehabt hatte, wenn er sich recht erinnerte. Aber statt dahinzusiechen, hatte die Alte behauptet, ihre Kräutertinkturen würden bestens dagegen helfen, und damit hatte sie einen rechten Reibach gemacht, bis sie Rom verlassen hatte. Zumindest erzählte man sich das so, ob es stimmte, und ihr Leichnam nicht den Tiber hinabgetrieben war, während das geld ganz wo anders auf Wanderschaft ging, wusste natürlich niemand.
Der rothaarige Deron, aus dessem bleichen Gesicht die obligatorischen Sommersprossen bei dem spärlichen Licht beinahe herausstachen wie Leberflecke, war froh, als der Magier die Hand wieder fortnahm und das Blut begutachtete. Das des Mädchens war ein wenig heller als das der Mutter. Deron hatte keine Ahnung, warum das so war. Vielleicht dunkelte das Blut mit zunehmendem Alter nach. Vielleicht zeichnete der tatsächliche Vater des Kindes aber auch verantwortlich dafür, indem er dem Bastard schwaches, wässriges Blut vermacht hatte. So musste es sein. Derons Blick flackerte kurz, heftete sich dann an die Phiolen.
"Nein nein, ganz bestimmt nicht!" beeilte er sich zu sagen. Zwar war Deron von Natur aus weder ein Speichellecker noch jemand, der schnell kleinbei gab, aber der Kerl hier war ihm einfach zu suspekt. Er traute ihm alles zu. Da konnte es nicht schaden, sich ein wenig folgsamer zu geben als es sonst üblich war. "Ich belüge dich ganz bestimmt nicht, Herr." Von wegen. Ausgehandelt worden waren zwar tatsächlich nur achtzig, aber die Münzen, die er noch am Körper trug, hätten zusammen mit jenen, die Jaref bereits hatte, annähernd hundert ergeben. Rasch senkte er den Blick, als der Magier ihn durchdringend taxierte. "Genügt dir das?" fragte er, um abzulenken, und wies mit einer halbherzigen Bewegung auf das Blut.